Nicht einen Geist der Furchtsamkeit

Aus diesem Grunde erinnere ich dich daran, die Gabe Gottes anzufachen, die durch Auflegung meiner Hände in dir ist; denn Gott hat uns nicht einen Geist der Furchtsamkeit gegeben, sondern der Kraft und der Liebe und der Zucht. (2. Timotheus 1, 6 – 7)

Gottes Gnadengaben können in unterschiedlicher Stärke vorhanden sein. Paulus gebraucht hier das Bild der noch schwach glimmenden Kohle, die durch einen Luftstoß wieder zu einem richtigen Feuer auflodern kann und ermutigt Timotheus, dafür zu sorgen, dass es dazu kommt. Deshalb hier auch die Frage an dich, liebe Leserin, lieber Leser, was wünschst du dir? Möchtest du die Gaben als schwach glimmende Kohlen in dir drin haben oder als lodernder Waldbrand? Es liegt zum großen Teil in deiner Verantwortung, die richtigen Voraussetzungen zu schaffen, damit die Kohlen wieder richtig zum Brennen gebracht werden können.

Es gibt nämlich etwas, was unsere Gaben ersticken kann, und das ist die Furchtsamkeit, die Feigheit, oder schlicht gesagt: die Angst. Die Angst ist nie etwas, was Gott uns schickt oder für uns möchte. Gott möchte vielmehr, dass wir mutig vorwärtsgehen. Mut ist nicht Waghalsigkeit, sondern die goldene Mitte zwischen der Angst und der Waghalsigkeit. Mut bedeutet, die Kosten zu berechnen, und trotzdem im Vertrauen einen weiteren Schritt zu gehen. Vielleicht denkst du jetzt, dass Jesus die Angst als etwas Normales beschrieben hat, doch dem ist nicht so, ich möchte das jetzt erklären. Wenn wir in Johannes 16, 33 nachlesen, so steht da:

Solches habe ich zu euch geredet, auf daß ihr in mir Frieden habet. In der Welt habt ihr Trübsal; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden!

Martin Luther hat das Wort Trübsal zu seiner Zeit korrekt mit Angst übersetzt, aber das verstehen wir heute nicht mehr. Damals bedeutete Angst weniger das Gefühl der Angst, sondern in erster Linie: Die Umstände, die uns Angst einjagen können. Also eine schwierige Prüfung, ein Vorstellungsgespräch, ein schwieriger Chef, ein Fehler, den wir selbst gemacht haben und vieles mehr. Was im griechischen Text steht und hier mit Trübsal übersetzt wird, ist eigentlich ein Begriff aus der Architektur. Damit eine Säule in einem griechischen Tempel auch bei Wund und Wetter, bei Krieg und vielem mehr, stehen bleibt, muss sie durch eine bestimmte Menge an „Druck“ (Gewicht von oben her) auf ihr Fundament gedrückt werden. Diese Menge an Gewicht oder „Druck“ wurde mit dem griechischen Wort beschrieben, das übersetzt wird mit Trübsal. Man kann den Vers auch so lesen: In der Welt habt ihr Druck. Dieser Druck dient dazu, dass wir auf unser Fundament, den Herrn Jesus gedrückt werden und Ihm ganz nahe sind.

Wie wir auf diesen Druck reagieren, ist unsere Entscheidung. Und unsere Reaktion bestimmt sowohl das Maß unserer Gabe als auch einen Teil unserer Zukunft. Aus Entscheidungen werden nämlich Gewohnheiten und woran man sich gewöhnt hat, davon kommt man nur noch schwerlich los. Jede dieser Drucksituationen lässt uns zwischen zwei Arten von Reaktion wählen: Feigheit oder Mut. Wer die Feigheit wählt, verliert seine Freiheit, die wir durch Jesus bekommen haben. Er lässt sich dadurch fremdbestimmen von dem, der uns die göttliche Freiheit nehmen will: Satan. Wer den Mut wählt und im Glauben den nächsten Schritt geht, wird an Freiheit, Glauben und Stärke der Gnadengaben zunehmen und Gott damit ehren.

Noch ein Wort am Rande: Wer versucht, andere Menschen einzuschüchtern (Geist der Einschüchterung, Geist der Isebel: Sie schüchterte Elia dermaßen ein, dass er in die Wüste floh und dadurch seine prophetische Berufung verlor) macht sich selbst zum Werkzeug der Sünde und Satans. Das ist auch bei wiedergeborenen Christen jederzeit sehr gut möglich, beachte man zum Beispiel Römer 6,13. Wer andere zu manipulieren und einzuschüchtern sucht, nimmt ihnen die Freiheit, die sie in Christus haben, weg.

Der Heilige Geist ist aber nicht ein Geist der Furchtsamkeit, sondern der Kraft, der Liebe und der Zucht. Der Geist der Kraft gibt uns die übernatürliche Stärke, die auch der Herr Jesus in Seinem Dienst hatte. Man bedenke: Er tat nichts aus Sich Selbst, sondern nur was Er den Vater tun sah. Er verzichtete ganz und gar auf Seine Göttlichkeit, auf die Macht, die Ihm als Gott zustand, und lebte als Mensch. Auch Er empfing diesen Geist der Kraft und wurde dadurch zu Seinem Dienst befähigt. Mit dem Geist der Kraft ausgerüstet können wir dieselben Werke tun, die auch Er schon tat (und nach Seinem Wort sogar noch größere). Dieselbe Macht also, die Er auf Erden hatte, lebt in dir und mir und möchte uns zu unserem Dienst befähigen.

Es ist aber auch der Geist der Liebe. Gott ist die Quelle aller Liebe, und ohne Gott kann niemand lieben. Durch den Geist der Liebe werden wir zur Liebe zu Gott und zugleich zur Liebe zu unseren Mitmenschen befähigt. Liebe zu Gott zeigen wir durch die Pflege der Beziehung zu Ihm: Lesen in Seinem Wort, Reden mit Ihm, auf Ihn hören, etc. Zugleich helfen wir in dieser Liebe unseren Mitmenschen, wo sie es nötig haben und wo immer wir das tun können.

Es ist drittens der Geist der Zucht. Zucht bedeutet Selbstbeherrschung oder Selbstdisziplin. Das sieht so aus, dass wir unser Leben so weit im Griff haben, dass wir nicht nur auf das verzichten können, was uns schadet, sondern oft auch auf Dinge, die uns einfach gefallen würden, die aber für den Dienst am Herrn oder an unseren Mitmenschen draufgehen müssen. Der Geist befähigt uns, dies mit Freuden zu tun.

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