Ein Wort an Laodizea

Ein Wort an Laodizea

Denn du sprichst: Ich bin reich und habe Überfluß, und mir mangelt es an nichts! — und du erkennst nicht, daß du elend und erbärmlich bist, arm, blind und entblößt. (Offenbarung 3, 17)

Wir leben in einer Zeit des zunehmenden Machbarkeitswahns in unseren Gemeinden. Wer einen Blick auf die Büchertische, die Predigtarchive und Zeitschriften wagt, wird feststellen, dass es an Programmen und Anleitungen zum „geistlichen Leben“ nur so wimmelt: „Sieben Schritte ins Leben“, „41 Methoden zum Bibellesen“ oder „Zwölf Schritte zu göttlicher Heilung“ ist nur eine kleine Auswahl an vorhandenem Material. Es wird alles „machbar“. Gemeinde wird „machbar“, Evangelisation wird „machbar“, Bekehrung wird „machbar“, geistliches Leben wird „machbar“. So denken wir wie Laodizea: „Ich bin reich und habe Überfluss, und mir mangelt es an nichts!“ Eigentlich absurd: Überall dort, wo Gott bislang am Wirken war, hat der Mensch mit seinen Methoden das Steuer übernommen. Wo Gott im Zentrum stand, ist nun der Mensch der Mittelpunkt aller Unternehmungen. Es ist nicht mehr Christus, der Seine Gemeinde baut, nein, dazu haben wir ja unsere Gemeindebauprogramme, die Demographie, die Soziologie und natürlich „relevante Predigten“.

Ich glaube, wir haben eine ganze Menge an fremdem Feuer in unsere Gemeinden hineingebracht: Das fremde Feuer der Psychologie in die Seelsorge, die damit humanistisch unterwandert wird. Das fremde Feuer der Soziologie in den Gemeindebau, der damit ebenfalls vom humanistischen Gedankengut beherrscht wird. Das fremde Feuer der Rhetorik in der Predigtlehre, die für die rechten Gefühle der Hörer sorgen will, um sie so vom Prediger zu überzeugen. Und natürlich muss die Predigt immer vom Menschen ausgehen und möglichst auf heikle Themen und biblische Worte verzichten. Laodizea wird vom Herrn Jesus als „lauwarm“ und „zum kotzen“ betitelt (Offenbarung 3, 15). Es hat üble Verbindungen mit der Welt eingegangen, ist halbherzig nur noch bei der Sache des Evangeliums und hinkt so auf beiden Seiten. Zur Zeit des Wirkens von Mose ist für fremdes Feuer auf dem Altar die Strafe sofort gefolgt. Auch in der Zeit der Apostel wurde die Strafe für die Lüge von Hananias und Saphira sofort vollstreckt. Zu anderen Zeiten, wie zum Beispiel in der von Eli, dauerte es Jahre oder Jahrzehnte. Warum? Wir lesen: Zu jener Zeit war das Wort des Herrn selten(1. Samuel 3, 1). Die Gegenwart Gottes ist dort, wo Sein Wort gelehrt, gehört und befolgt wird. Auch heute ist es so: Das Wort des Herrn ist selten, man muss danach suchen. Viel Menschenwort ist da und füllt die Kanzeln mehr und mehr. Doch wie lange wird der Herr noch Geduld haben?

In Laodizea ist viel Geschäftigkeit zu finden, man redet gerne von den sichtbaren Erfolgen, von den erfolgreichen Programmen und den genialen Aktivitäten, die alle im Namen Gottes geschehen sollen: „Ich bin reich und habe Überfluss, und mir mangelt es an nichts!“ Nichts? Wirklich nichts? Wer weiter liest, bemerkt, woran es mangelt. In Vers 20 spricht der Herr Jesus: „Siehe, Ich stehe vor der Tür und klopfe an!“ (Offenbarung 3, 20) Was???? Wir feiern doch unseren Herrn, wir singen doch Lieder, wir tun alles für den Herrn? Es ist alles vorhanden, es gibt einen Überfluss an allem, nur das Wichtigste fehlt. Die Hauptperson unserer Aktivitäten wird vor der Türe stehen gelassen. Die Geburtstagsparty steigt, doch das Geburtstagskind steht im Regen, muss anklopfen, und wird doch nicht gehört. Die Musik ist zu laut, die schönen Gefühle sind zu stark, die Ohren zu verstopft, um das Klopfen an der Türe wahrnehmen zu können.

Die Antwort des Herrn an Laodizea ist vernichtend: „Du erkennst nicht, dass du elend und erbärmlich bist, arm, blind und entblößt.“Es ist ein Mangel an Erkenntnis da, und Gottes Volk geht am Mangel an Erkenntnis zugrunde. Die Heiligkeit von Laodizea, die in der Bibel durch saubere, weiße Kleidung symbolisiert wird, ist wie des Kaisers neue Kleider: Er ist begeistert davon, aber in Wahrheit ist er nackt, frei von ihr. Die Menschen werden mit rosa Brillen von Ökumene, Allianz und anderen weltlichen Einheitsbreien blind gehalten und von der Erkenntnis der Wahrheit entfernt. „Oooh, das Wirken des Herrn ist da, wir haben wunderschöne Zusammenkünfte und gesegnete soziale Straßenaktionen gehabt! Ich bin reich und habe Überfluss, und mir mangelt an nichts!“ Bis das kleine Mädchen rufen muss: Der hat doch gar keine Kleider an! Der ist ganz nackt! Betretenes Schweigen. Wie lange noch wird die Menschheit blind gehalten? Wie lange noch von vorne bis hinten veräppelt? Wie lange noch wird der Herr Geduld haben mit Laodizea?

Alle, die ich liebhabe, die überführe und züchtige ich. So sei nun eifrig und tue Buße!“ (Offenbarung 3, 19) Dies ist der Ruf des Herrn an Laodizea. Buße tun? „Ist doch altmodisch“, spricht Laodizea. „Heute nennt man das Umdenken.“ Da muss man nichts Weiteres mehr tun, das kann man ganz und gar im Kopf. Echte Buße verlangt etwas mehr, nämlich das Aufhören und Aufgeben der Sünde. Umkehren und sich neu Gott zuwenden. Schuld zugeben und sich vergeben lassen. Vergebung annehmen und ein neues Leben beginnen. Das mag Laodizea nicht. Doch ewig wird das nicht so weitergehen können. Siehe, Laodizea, du hast dir deine Feinde ins Haus geholt, diejenigen, die dich verderben wollen. Du hast der Welt den kleinen Finger gegeben, nun hat sie den Rest an dir auch gleich gefordert. Bist du nun bereit, Laodizea, eifrig Buße zu tun? Dein Herr ist ein eifersüchtiger Gott! Vergiss das nicht!

Doch eine Lösung hält Er dir bereit: „Ich rate dir, von mir Gold zu kaufen, das im Feuer geläutert ist, damit du reich wirst, und weiße Kleider, damit du dich bekleidest und die Schande deiner Blöße nicht offenbar wird; und salbe deine Augen mit Augensalbe, damit du sehen kannst!“(Offenbarung 3, 18) Drei Dinge sind zu kaufen. Moooment mal… zu kaufen? War da nicht mal was von „wen da dürstet, der nehme umsonst“? Ja, wer will, der tue umsonst Buße. Aber sie ist nicht so einfach mit dem neumodischen „umdenken“ zu haben. Sie kostet nicht nur unsere falschen Gedanken, sie will uns ganz haben. Ganz und gar, durch und durch. Es gibt drei Dinge zu kaufen: Gold, Kleider und Augensalbe.

Das erste ist Gold, das im Feuer geläutert ist. Um Gold zu läutern, wird es über dem Feuer erhitzt, bis es geschmolzen ist. Das Gold selbst ist sehr schwer, sodass die Verunreinigungen alle obenauf schwimmen. Dann werden sie sichtbar und können abgeschöpft werden. Läuterung an uns geschieht immer durch schwierige Situationen, durch Druck, dem wir ausgesetzt sind. Dann wird all das, was uns verunreinigt, sichtbar. Wir können darauf auf zwei Arten reagieren: Entweder wir versuchen, es zu verstecken, überspielen oder verharmlosen es. Dann drücken wir diese Dinge, die uns unrein machen, so lange ins Gold hinein, bis es abkühlt und hart wird. Dann verschwindet es eine Weile aus unserem Blickfeld, aber es verhärtet uns und macht uns Gott gegenüber halsstarrig. Oder wir gehen mit diesen Verunreinigungen zum Herrn ins Gebet, bitten um Vergebung, geben es zu, und lassen uns vom Herrn rein machen. Bedingung dazu ist, dass wir tatsächlich bereit sind, darauf zu verzichten, weil wir vor dem Herrn geläutertes, reines Gold sein wollen.

Das zweite sind weiße Kleider, um uns damit zu bekleiden. Es sind die Hochzeitskleider, um als Braut den Herrn Jesus ehelichen zu dürfen. Es gibt keine größere Ehre als das. Doch alles, was wir selbst haben, unsere ganze menschliche Gerechtigkeit, sind dreckige Lumpen, mit denen wir uns niemals an Gottes Königshof zeigen lassen dürfen. Paulus schrieb dazu, dass er alles, was er zu seiner menschlichen Gerechtigkeit hätte zählen können, für Kot hielt (Philipper 3, 8). Er sagt damit aus: Wenn ich versuchen wollte, mit meinen Methoden, meiner Erkenntnis und meiner Gerechtigkeit zum Hochzeitsfest des Lammes zu gelangen, dann wäre ich wie einer, der versucht, seinen nackten Körper mit Kot zu beschmieren und das als Hochzeitskleid auszugeben. Da ist es kein Wunder, nennt der Herr Laodizea „elend und erbärmlich“ nennt. Wir brauchen das richtige Hochzeitskleid, das ist die Gerechtigkeit, die der Herr Jesus am Kreuz für uns erworben hat. Und die bekommt man nicht durch irgend einen Verdienst, sondern durch Gnade allein. Das benötigt die totale Selbstverleugung, weil wir Menschen uns das nicht gerne schenken lassen.

Das dritte ist die Augensalbe, um wieder sehend zu werden. Die Stadt Laodizea war bekannt für die gute Augensalbe, die dort hergestellt wurde. Die Augensalbe steht für den Heiligen Geist, dessen Aufgabe es ist, unsere Augen zu öffnen und uns Erkenntnis zu schenken. Hier müssen wir aber ganz gut aufpassen. Wir dürfen den Heiligen Geist nicht mit einem guten Gefühl verwechseln, das sich dann einstellt, wenn wir ein paar schöne Lieder singen. Als Jesus die Abschiedsrede hielt, sprach Er vom Kommen des Geistes, und woran man Ihn erkennen wird: „Und wenn jener kommt, wird er die Welt überführen von Sünde und von Gerechtigkeit und vom Gericht; von Sünde, weil sie nicht an mich glauben; von Gerechtigkeit aber, weil ich zu meinem Vater gehe und ihr mich nicht mehr seht; vom Gericht, weil der Fürst dieser Welt gerichtet ist.“ (Johannes 16, 8 – 11) Daran erkennt man das Wirken von Gottes Geist: Überführung von Sünde, Gerechtigkeit und Gericht! Nicht an den schönen Gefühlen, nicht am guten Beisammensein, auch nicht an der Lautstärke einer Botschaft, sondern lediglich am Überführtsein von der Sünde. Das ist so ganz anders als all das, was wir hierüber zu denken gewohnt sind. Aber Gott sucht nach denen, die Buße tun. Nach denen, die in Hingabe leben wollen und kompromisslos ihr altes Leben, ihr altes Ich, ihren Egoismus und die Suche nach den guten und schönen Gefühlen verleugnen und statt dessen Ihm dienen wollen.

Sei gesegnet mit dieser Erkenntnis!
(Bildquelle: Fotolia.com)

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