Buchtipp: Demokratie, Freiheit und christliche Werte

Stückelberger, Hansjürg, Demokratie, Freiheit und christliche Werte – Liebe heilt die Gesellschaft, Esras.net GmbH, Niederbüren, 2020, Verlagslink, Amazon-Link

Eins vorweg: Der Titel des Buches hat mich fasziniert. Große Worte, die mir viel bedeuten. Ich war gespannt, wie überzeugend der Autor in den gerade mal gut 200 Seiten sein Verständnis davon darlegen kann. Ganz besonders trieb mich auch die Frage um, für welches Zielpublikum das Buch wohl geschrieben wurde.

Hansjürg Stückelberger ist ein Schweizer Pfarrer im Ruhestand, wurde letztes Jahr 90 Jahre alt und gründete mehrere Missions- und Hilfswerke, sowie die Stiftung Zukunft CH. Seit vielen Jahren sind ihm die Menschenrechte und die biblischen Werte sehr wichtig.

Das Buch selbst ist in zehn Kapitel gegliedert. Im ersten Kapitel werden negative Beispiele genannt – Staaten, welche sich demokratisch nennen, aber von Korruption geprägt sind. Bereits hier fällt auf, dass für das Lesen eine gewisse Bildung nötig ist. Begriffe wie „Rechtsstaat“ (S. 11) werden nicht definiert oder beschrieben, sondern als selbstverständlich bekannt vorausgesetzt. Auch im zweiten Kapitel, welches sich mit der Bedeutung der Religion für eine erfolgreiche Kultur befasst, werden viele Beispiele genannt – positive und negative. Viele Unterkapitel sind mit Geschichten aus dem persönlichen Leben des Autors gewürzt, da er viel gereist ist und Kontakt mit Menschen rund um den Erdball hat. Das zweite Kapitel schließt mit fünf Schlussfolgerungen (S. 40 – 42), in diesem Fall fünf Hypothesen, die der Autor aus dem zuvor Geschilderten schließt. Mehr dazu weiter unten.

Im dritten Kapitel kommt die Weltgeschichte bis zur französischen Revolution in den Blick. Es beginnt mit dem frühen Christentum und zeichnet den Weg auf der Suche nach echter Freiheit und Menschenwürde nach. Dieses Kapitel kann ich wirklich jedem zu lesen empfehlen. Das vierte Kapitel ist eine theologische Überlegung zur Heilsgeschichte, der Autor kehrt an den Anfang der Bibel zurück und erklärt den Beginn der Heilsgeschichte, also Gottes Geschichte mit der Welt, den Sündenfall der ersten Menschen und die Person Satans. Sodann wird im fünften Kapitel die Frage nach der Ordnung in der Welt, dem Verhältnis von Recht und Freiheit nach dem biblischen Weltbild erörtert. Im sechsten Kapitel kehrt der Leser wieder an das Ende des dritten zurück: Aufbauend auf den zwei eingeschobenen Kapiteln wird gezeigt, wie das Denken der französischen Revolution (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit) zusammen mit dem biblischen Weltbild zur Demokratie in den USA führte. Die abschließenden vier Kapitel versuchen aufzuzeigen, wie das Ganze in unserer heutigen Zeit, im Alltag umgesetzt werden sollte, welche Auswirkungen das biblische Weltbild auf die Gesellschaft haben will und welches die biblischen Werte sind, welche unser Leben, Denken und Handeln bestimmen wollen.

Ich persönlich finde das Buch gut geschrieben, es entspricht meinem theologisch konservativen Weltbild, es zeigt vieles recht gut auf, wobei ich ihm zustimmen kann. Dennoch: Wirklich viel Neues habe ich nicht gelernt. Ich finde es wertvoll, wie der Autor versucht, die Geschichte der westlichen Demokratie mit der Heilsgeschichte zu verbinden. Für einen schnellen, sehr kurzen Überblick ist das Buch gut geeignet. Wer jedoch dabei weiter denken möchte, ist auf sich selbst gestellt.

Leider muss ich dem Buch auch verschiedene Schwächen attestieren. Zunächst einmal kann ich die Frage nach dem Zielpublikum bloß schwer beantworten. Es wird eine Menge Grundwissen vorausgesetzt, da – wie oben bemerkt – oft Erklärungen und Definitionen fehlen. Zugleich ist es nicht an eine akademisch geschulte Leserschaft gerichtet. Die Endnoten sind dafür zu leichtfertig angefertigt. Ein Beispiel: Wer bereits vom Gründervater und US-Präsidenten Thomas Jefferson gelesen hat, wird genauer wissen wollen, in welchem Zusammenhang er so positiv von der Bibel gesprochen hat. Die Endnote 142 mit Hinweis auf ein factum-Magazin ist hier nicht ausreichend als Beleg. Schade finde auch, dass die ganze Auseinandersetzung um die Gründung des US-Demokratie nicht näher ausgeführt wird. Es gäbe enorm viel zu lernen, wenn man sich mit den Dokumenten der Gründerväter und ihren Diskussionen noch weiter beschäftigen würde. Stückelberger handelt diese ganze Diskussion so ab, als hätte es darin schon immer einen großen Konsens gegeben.

Ähnliches gilt für die fünf Schlussfolgerungen des zweiten Kapitels. Wer – wie ich – von einem theologisch konservativen, bibeltreuen Weltbild ausgeht, kann diese durchaus als Fazit betrachten. Sie sind eine von zahlreichen Möglichkeiten, wie man die vielen Beispiele des Kapitels deuten kann – jedoch keineswegs zwingend. Und hier sehe ich eine der größten Schwächen des Buchs. Es ist für den Inhalt, den es beackern möchte, schlichtweg zu kurz. Wer Menschen, die von ganz anderen Voraussetzungen ausgehen, überzeugen möchte, würde den Rest des Platzes im Buch benötigen, um dies schlüssig darzulegen.

Was vermag dieses Buch also zu leisten? Es ist eine Art Manifest, das die theologischen, politischen und sozialen Überzeugungen des Autors wiedergibt. Es eignet sich für konservative Christen, die sich in ihren Überzeugungen stärken möchten, für Christen, welche die christlichen Werte noch besser kennenlernen möchten, und für alle, die gern über die Geschichte nachdenken. Ein weiterführendes Werk zu den Themen fehlt in deutscher Sprache meines Wissens leider weiterhin. In englischer Sprache wäre „Politics according to the Bible“ von Wayne A. Grudem zu nennen.

Ich gebe dem Buch vier von fünf Sternen.

Die nächsten großen Fragen unserer Zeit

Vieles beeinflusst heutzutage unser Leben, was noch vor wenigen Jahren wie Science-Fiction geklungen hätte, wenn es jemand erzählt hätte. Und jetzt sind wir mitten in der Zukunft. Das braucht uns keine Angst machen, es ist eine enorm spannende Zeit, für die ich dankbar bin. Und so möchte ich ein paar Fragen prognostizieren, die uns die nächsten Jahre beschäftigen werden.

Bislang waren wir uns gewohnt, als Christen in säkularen Bahnen zu denken. Wir konnten manchen Dingen zustimmen und manche ablehnen, aber im großen Ganzen hat unsere Argumentation immer säkulare Elemente enthalten. Schauen wir uns das an einem Beispiel an: Menschenwürde. Wir haben betont, was den Menschen vom Tier trennt und das dann als das genuin Menschliche betrachtet, was dem Menschen diese Würde gibt. Das ist nicht ganz falsch, aber es wird nicht länger ausreichend sein. Es gibt auf der einen Seite viel Forschung dazu, wie weit Tiere dem Menschen ähnlich sind (emotionale Reaktion, Kommunikation, etc.) und auf der anderen Seite ein großer Zweig der Forschung an „künstlicher Intelligenz“ mit sehr lernfähigen Algorithmen. Wir müssen lernen, das Menschsein ganz neu zu denken, und zwar von der Bibel, Gottes Wort, her. Ich werde hier nur Fragen aufwerfen, noch keine Antworten geben. Erste Frage lautet also: Was ist der Mensch? Was macht seine Würde, sein eigentliches Menschsein, aus?

Mit der Frage nach dem Menschen hängen zwei weitere Fragen ganz eng zusammen, die auch neu unter Beschuss kommen werden: Wer ist Gott? Und hier ist es ebenso wichtig, sich nicht von der säkularen Begrifflichkeit zu nähern, sondern die Antworten direkt aus der Bibel zu gewinnen. Häufig werden philosophische Konzepte in die Theologie hinein geschmuggelt, welche dann zu einer einseitigen Auflösung mancher Spannungen führen. So etwa die philosophische Vorstellung eines Determinismus, die dann die Vorstellung einer doppelten Prädestination prägt, oder die Systemtheorie oder Prozesstheologie, Offener Theismus, und so weiter, welche allesamt zu ziemlich abenteuerlichen Schlüssen führen. Oder dann werden säkulare romantische Vorstellungen über eine bedingungslose Liebe in die Theologie geholt, die dann alles umzudeuten versuchen. Hier müssen wir lernen, unsere Weltanschauung von der Bibel und zwar von ihr allein prägen und vorgeben zu lassen.

Ebenfalls stark mit dem Menschenbild verknüpft ist unsere Vorstellung von der Realität. Die „Enhanced“ oder „Mixed“ Reality (also „erweiterte“ oder „gemischte“ Realität), die durch den technologischen Fortschritt schon länger am Entstehen ist und unsere Zukunft enorm prägen wird, stellt uns vor die Frage, was eigentlich real ist und was nicht. Sehr viel am Menschen kann chemisch und elektronisch manipuliert werden. Viele Menschen lagern ihr Wissen in externe Geräte wie Smartphone aus und lassen dadurch die Struktur ihres Denkens nachhaltig verändern. Was also ist Realität? Was kann der Mensch wissen und wie entsteht dieses Wissen? Teile des Internets schaffen durch Algorithmen immer häufiger Filterblasen, innerhalb welcher der Nutzer nur noch das findet, was ihn in seiner Sichtweise bestätigt. Fake-News werden im großen Stil verbreitet. Was ist real? Was ist wahr? Hier sind wir herausgefordert, für die absolute, ewig und universal gültige Wahrheit Gottes einzutreten und eine echte, authentische Realität in unserem Leben fassbar zu machen.

Eine vierte Frage, die uns beschäftigen wird, betrifft Freiheit und Gerechtigkeit. Was bedeutet Freiheit in einer Welt, die alles überwachen kann, und in der doch so vieles unsicher und ungewiss ist? Was ist Gerechtigkeit? Kann es so etwas wie „soziale Gerechtigkeit“ geben oder ist das ein Widerspruch in sich selbst? Oder ist es gar nur eine leere Worthülse, die gern genutzt wird, um damit alles Mögliche zu begründen? Fragen über Fragen, und es ist hochinteressant, sich damit von der Bibel her kommend zu befassen.

Es werden auch noch weitere Fragen auf uns zukommen, aber ich möchte es mal bei diesen ersten und meiner Meinung nach dominierenden Fragen belassen. Ich meine, dass unser Nachdenken über diese Fragen damit anfangen muss, dass wir beginnen, die Bibel ganz neu zu lesen. Häufig finden wir in der Bibel nur das, was wir schon immer gewusst und schon oft gelesen haben. Das ist auch ein wenig sowas wie eine Filterblase. Jedes Jahr bei der neuen Jahres-Bibellese wieder eine Bestätigung dessen, was man ja eh schon wusste. Ich möchte uns herausfordern, nach dem Abenteuerlichen, Schockierenden oder Überraschenden zu suchen. Ich bin häufig enttäuscht über unsere Übersetzungen der Bibel, weil so viele Texte eingeflacht sind, sie werden verharmlosend übersetzt; wohl um die Leser nicht zu erschrecken. Aber wenn Paulus im Philipperbrief über all seine Privilegien als jüdischer Schriftgelehrter nachdenkt, dann findet er diese im Vergleich zu Jesus Christus so ziemlich kacke (in Philipper 3,8 wird häufig mit „Dreck“ übersetzt, was besser in Fäkalsprache wiedergegeben werden sollte). Das darf uns schockieren, es darf uns aus unserer Komfortzone rausjagen, denn die Bibel wurde nicht für unseren Komfort gemacht, sondern eher für unsere Komm-fort-und-folge-Mir-nach-Zone. 

Wir brauchen eine neue Leidenschaft für Jesus Christus, eine Leidenschaft, die uns bereit macht, allen Komfort, alle Ehre der Welt, alle weltliche Anerkennung hinter uns zu lassen und von Jesus Christus, dem Gekreuzigten und Auferstandenen zu sprechen. Sein stellvertretendes Sühnopfer am Kreuz auf Golgatha ist das Zentrum und der rote Faden der ganzen Bibel. Vom Sündenfall an in 1. Mose 3 wussten die Menschen vom Messias, den Gott senden wird, damit Er an unserer Stelle für unsere Sünde stirbt, und das Buch der Offenbarung ist ein prophetisches Buch, das die Auswirkungen des Kreuzes zeigt: Ein Gottesvolk von Menschen aus allen Stämmen, Nationen und Sprachen. Überall in der Bibel ist die Rede von Jesus Christus, der den einen ein Stolperstein und anderen eine Torheit ist. Das wird sich nicht ändern – es wird noch zunehmen. Es wird zunehmend schwieriger werden, „auf beiden Beinen zu hinken“ oder lauwarme Christen zu sein. Aber das ist auch gut so – es fordert uns heraus, uns ganz und gar Gott hinzugeben und uns von Ihm verändern zu lassen. Die Zeit, in der man das Kreuz irgendwie humanistisch umdeuten konnte, ist endgültig vorbei. Was soll jemand mit einem humanistischen Kreuz, wenn er den Humanismus auch kreuzlos haben kann? Das Kreuz bezahlt unsere Schuld, besiegt Satan, wäscht uns rein, nimmt unsere Schmach und unsere Krankheit und gibt uns die vollendete Gerechtigkeit Jesu Christi. Darum geht es. Und wer meint, er habe das nicht nötig, wird sich lieber eine Selbstwertgefühlstherapie suchen, die ihm einredet, wie gut er in sich selbst sei. Was dabei herauskommt, wird spätestens die Zeit zeigen.

Buchtipp: Pheromon

Wekwerth, Rainer, Thariot, Pheromon, Thienemann-Esslinger Verlag, 2018, 416S.,Kindle-Edition, Verlagslink, Amazon-Link

Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar!

Wie könnte die Welt in 100 Jahren aussehen? Wekwerth und Thariot haben sich mutig dieser Frage gestellt. Als Ergebnis liefern sie mit „Pheromon“ einen interessanten Thriller. Alles beginnt mit Jake, der plötzlich eine Veränderung an seinem Körper feststellt. Ob das mit der Pubertät zusammenhängt? Plötzlich kann der Heuschnupfengeplagte über weite Strecken hinweg riechen. Seine Nase kann die Gefühle seiner Mitmenschen wahrnehmen. Seine Augen sehen plötzlich ohne Brille und Kontaktlinsen wieder ganz gut. Oder gar noch etwas dreidimensionaler. Und dann ist da auch noch die gutaussehende Serena, die ihn zu ihrer Party einlädt. Hundert Jahre später, anno 2118, lebt Dr. Travis Jelen, der als Arzt gerade für die Obdachlosen und Armen seiner Zeit arbeitet. Eines Tages begegnet er Lee, einer jungen schwangeren Frau, die er untersucht. Seine Geräte zeigen plötzlich eine Fehlermeldung: Keine menschliche DNA. In beiden Zeiten führt die Spur zu der 2015 gegründeten Firma „Human Future Project“, die sich als richtig imposant herausstellt und weltweit nur positiv wahrgenommen agiert. In den 100 Jahren hatte sie es geschafft, ein Wurmloch herzustellen, in welchem die Raumzeit derart gekrümmt werden kann, dass es Außerirdischen möglich wurde, die Erde im Inneren des HFP-Gebäudes zu betreten. Ist es jetzt noch möglich, die Invasion zu verhindern? Die Zeit läuft davon.

Thariot und Wekwerth haben sich einer Frage angenommen, die mich schon längere Zeit interessiert – wie entwickelt sich unsere Zeit weiter? Was kommt nun, nachdem der Postmodernismus längst kollabiert ist und sich verschlungen hat? Welche technologischen Fort- (oder teilweise auch ethischen Rück-)schritte sind noch denkbar? Sie haben manche Antworten in Romanform geliefert, was sehr interessant zu lesen war. Ich möchte mich dem Roman von zwei Seiten her nähern. Von der Erzählung her gesehen ist es eine super Arbeit, die die beiden mit ihren zwei Zeitsträngen geliefert haben. Die Geschichte ist (für mich als Fan der Thriller-Literatur) nicht unbedingt so unter die Haut gehend, dass mich das Buch nicht mehr schlafen lässt oder dass ich es nicht aus der Hand legen konnte. Es ist aber kurzweilig und für SciFi im großen Ganzen recht spannend. Die Geschichte liest sich gut abgerundet und in sich schlüssig. Einzig die Charaktere wirken etwas hölzern und unvollständig. Irgendwie konnte ich mich in keinen davon so richtig hineinversetzen, was mir üblicherweise doch schnell gelingt. Dies liegt daran, dass die Story eigentlich Stoff für ein Buch in der dreifachen Länge bietet und von jeder Person nur genau das präsentiert wird, was für den weiteren Verlauf der Geschichte zwingend zu wissen notwendig ist. Das macht die Story deshalb auch mit der Zeit etwas durchschaubar. Alles wird künstlich so kurz wie möglich gehalten. Und ja, mit gerade mal etwas über 400 Seiten ist es auch ein kurzes Buch. Vermutlich hätte man mit mehr Mut zur Länge noch mehr aus der Story herausholen können.

Ein zweiter Blick von einer anderen Seite: Wie stellen sich die Autoren die Veränderungen der nächsten 100 Jahre vor? Sie zeichnen ein Bild von einem ziemlich ohnmächtigen Überwachungsstaat. Vermutlich würde eine realistischere Vorstellung eines solchen Überwachungsapparates die Story deutlich erschweren. Aber wenn Travis im Jahre 2118 ungesehen ins Büro seiner Chefin bei HFP eindringen kann, dann muss ich also doch lachen. Immer wieder finden sich unbewachte oder unüberwachbare Flecken auf der Karte des Jahres 2118, während man davon ausgehen kann, dass zumindest die technischen Möglichkeiten dazu in spätestens der Hälfte der Zeit vorhanden sein wird. Auch sonst sind die technischen Fortschritte nicht gerade überwältigend. Als große Neuerung lässt sich der „Gleiter“ nennen, eine Art kleines Fluggerät, welches das Auto ersetzt hat. Interessant wären jedoch noch mehr Gedanken in Richtung „Mixed Reality“ und Hirn-Computer-Schnittstelle („brain-computer-interface“) gewesen, denn damit tun sich noch ganz neue Szenarien auf, die eine Vermischung von virtueller und nichtvirtueller Realität zuließen. Insgesamt gehen die Autoren davon aus, dass auch in 100 Jahren noch dieselben Probleme herrschen werden. Insgesamt hat mir der dystopische Charakter der Erzählung aber gut gefallen. Am Ende blieb mir nur noch die Frage: Ist der Titel „Pheromon“ wirklich passend? Pheromone spielen eine Rolle, ja, aber insgesamt eine relativ untergeordnete.

Fazit: Ein solider, spannender SciFi-Roman, der viele interessante Fragen auf eine unterhaltsame Weise beantwortet, aber insgesamt auch länger hätte ausfallen dürfen. Um der Kürze willen werden die Charaktere aufs Nötigste zusammengekürzt. Die Story ist aber sehr lesenswert geschrieben. Ich gebe dem Roman vier von möglichen fünf Sternen.

2018: Ein neues Lesejahr

Nachdem ich 2017 mit 95 Büchern und rund 40000 Seiten deutlich mehr zum Lesen kam als ich erst dachte, wird es vermutlich 2018 etwas weniger. Ich möchte mehr selbst zum Schreiben kommen, und ich werde auch nach wie vor in der nichtvirtuellen Welt zeitlich und kräftemäßig beansprucht, was wirklich sehr gut ist.

Trotzdem bin und bleibe ich ein Vielleser. Für 2018 habe ich mir zum Ziel gesetzt, bei den älteren Büchern Shakespeares Werke zu lesen und mich so weit wie möglich mit den wichtigsten Werken von Charles Dickens befassen. Ob es von diesen beiden etwas zu bloggen gibt, werde ich spontan entscheiden. Ein anderer Schwerpunkt werden die neuen Romane sein, die schnell mal zu Bestsellern werden. Hier habe ich mir zum Ziel gesetzt, einige zu lesen und rezensieren – immer mit dem biblischen Welt- und Menschenbild im Hinterkopf.

Warum gerade Bestseller? Bestseller sagen viel über die jeweilige Zeit aus, in welcher sie zu Bestsellern werden. Bestseller sind Bücher, die besonders häufig gekauft und gelesen werden. Wenn ein Autor erst mal etabliert, das heißt bekannt, ist, so sind es die Leser, die entscheiden, ob ein Buch dem Denken seiner Zeit entspricht oder nicht.

Wer möchte, kann auch dieses Jahr mein Lesejahr auf Goodreads verfolgen. Allerdings werde ich wohl kaum täglich diese Seite updaten, aber vermutlich so 1 – 2x die Woche, was dann bedeutet, dass umso mehr gelesen wurde. Ich lese durchschnittlich 110 Seiten pro Tag, was schätzungsweise 2,5 Stunden entspricht. Das bedeutet aber tatsächlich: Es gibt Tage, da lese ich deutlich länger und andere Tage deutlich weniger. Ich würde sagen eine halbe Stunde pro Tag im Minimum, und somit etwa 30 Seiten mindestens pro Tag. Das ist für mich eine Art, wie ich mich entspannen, zurücklehnen und mich auf eine Sache konzentrieren kann. Die meiste Zeit des Tages muss ich Multitasking betreiben, deshalb ist das Monotasking des Lesens einfach so entspannend und wohltuend. Viel besser als Schlafen 😉 Aber das ist wieder ein anderes Thema.

Warum sich jeder mit Friedrich Nietzsche befassen sollte

Friedrich Nietzsche ist der Philosoph, der mich persönlich schon am längsten beschäftigt. Nun kann man meine Überschrift kritisieren und sagen, dass ich mein Steckenpferd doch bitte nicht jedem aufdrängen sollte. Meine Gründe für die Aussage sind vielfältiger als das auf den ersten Moment erscheint. Nietzsche hat Christen und Nichtchristen, besonders auch selbsternannten Atheisten, sehr viel zu sagen. Doch gibt es auch Missverständnisse über ihn, die man nur lösen kann, wenn man sich direkt mit ihm und seinen Werken befasst. Außerdem hat seine Theologie und Philosophie eine Wirkungsgeschichte, die das wahre Wesen des Atheismus aufzeigt.
Am bekanntesten ist wohl Nietzsches Rede vom Tode Gottes in der Fröhlichen Wissenschaft. Nietzsche war nie stolz darauf, dass er endlich diesen Gott umgebracht hat. Manchmal wird das ein wenig so dargestellt. Im Sinne von: Endlich ist die Menschheit weit genug evolviert, um ohne Gott auszukommen. Nietzsche hat sich nie so geäußert. Er hat vielmehr festgestellt, dass es in den Kirchen viel Heuchelei gibt, dass Menschen predigen, die selbst gar nicht so glauben, was sie da erzählen, und so weiter. Unter dem Einfluss von Darwins Evolutionslehre hat er gedacht, dass der Mensch irgendwann diesen Gott nicht mehr braucht, und Nietzsche selbst sah seine Lebensaufgabe darin, herauszufinden, wie der Mensch ohne Gott leben kann; welche Werte er auch ohne Glauben tatsächlich noch vertreten kann.
Nietzsches Leben und Werk zeigt den schrecklichen Einfluss, den die liberale Theologie auf einen jungen Menschen haben kann. Als er David Friedrich Strauß’ „Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet“ in der gekürzten, einbändigen Ausgabe las, verlor der junge, fromme Pietist seinen Glauben. Strauß wollte den historischen Jesus in den Evangelien finden – und am Ende fand er ihn nicht, sondern brachte auch noch seine Leser vom Glauben ab. Wir sollten uns an das Schicksal von Nietzsche erinnern, wenn wir uns historisch-kritischen Theologen wie Siegfried Zimmer und anderen öffnen.
Nietzsches Werk zeigt aber auch, wie ein echter Atheist zu denken und leben hat, wenn er denn bereit ist, kompromisslos mit Haut und Haaren seinen Atheismus zu bedenken und zu leben. Er muss im Zuge der Evolutionslehre vom Überleben des Stärkeren ausgehen und alle Hilfe dem Schwächeren gegenüber ablehnen. Warum? Weil sich dann nur die starken Gene weiter fortpflanzen. Die Neuen Atheisten sind allesamt Heuchler, die meinen, dass Atheismus auch Humanität beinhalten könne. Nietzsche zeigt sehr deutlich auf, dass das ein Widerspruch in sich selbst ist.
Nietzsches Werk macht aber auch sichtbar, dass es selbst in einer atheistischen Welt ein Metanarrativ, also eine übergeordnete Weltgeschichte und eine klare Weltanschauung braucht. Deshalb schrieb Nietzsche den Zarathustra. Dieser sollte als Bibel für die gottlose Zeit gebraucht werden. Er merkte, dass der Mensch nicht ohne Geschichte und ohne ein Staunen über seine Umwelt leben kann. Hierin zeigt sich Nietzsche aber auch wieder als unauthentisch und kompromissbereit. Für Christen sollte dies ein Grund sein, die biblische Heilsgeschichte und Weltanschauung ernst zu nehmen und daran aufzuzeigen, dass es die bestmögliche Art und Weise ist, die Realität zu betrachten.

Gerade auch die Wirkungsgeschichte von Nietzsches Werk sollte spätestens jeden denkenden Menschen überzeugen, dass der echte Atheismus eine gefährliche Ideologie ist, die besonders auch nicht mit dem Gewissen des Menschen vereinbar ist. Zahlreiche hohe Persönlichkeiten des Nationalsozialismus und der verschiedenen Kommunismen waren stark von Nietzsche beeinflusst. Wenn man dieser Tatsache ehrlich ins Auge schaut und sich fragt, was wir von Nietzsche lernen können, dann könnte ein möglicher Gedanke folgender sein: „Nie wieder Atheismus!“ 

Predigt: Eine biblische Weltanschauung für die nächste Generation

Ein paar Auszüge aus meiner heutigen Predigt über Richter 2, 6 – 19:
Zuerst geht es um Josua: Er lebte 110 Jahre und starb dann. Zuerst begegnet uns Josua in den Mosebüchern, und zwar war er schon dabei, als Mose auf den Berg Sinai stieg, um das Gesetz von Gott zu empfangen. Dann ist ein besonderer Charakterzug, den wir in 2. Mose 33,11 finden: Josua wich nicht aus der Stiftshütte. Die Stiftshütte war der Ort, an dem Gott dem Volk Israel begegnete und bei ihm wohnte. Josua war immer in der Gegenwart Gottes. Er wollte diese Gegenwart Gottes nicht verlassen. Das war es, was ihn vorbereitete, um später die Aufgabe von Mose zu übernehmen. Er teilte das verheißene Land unter den 12 Stämmen Israels aus und schloss am Ende nochmal einen Bund zwischen Gott und dem Volk. Auch heute ist es wichtig, dass wir in der Gegenwart Gottes sind und da bleiben. Auch für die nächste Generation wird es wichtig sein und die nächste Generation muss das der übernächsten Generation beibringen und so weiter.“
Es heißt hier: Sie kannten den Herrn, ihren Gott, nicht. Sie haben nichts mehr von Gott gewusst. Unwissenheit führt zum Götzendienst. Unwissenheit ist nicht ein entschuldbarer Mangel. Unwissenheit ist tödlich; und ein Affront gegen Gott. Wenn du mit dem Auto in ein anderes Land fährst, musst du dich mit den dortigen Geschwindigkeitsbegrenzungen und weiteren Verkehrsregeln auseinandersetzen. Wer das nicht tut, hat nicht einfach nur einen entschuldbaren Mangel an Wissen, sondern diese Unwissenheit kann tödlich sein und auf jeden Fall eine saftige Strafe mit sich bringen. Auch da gibt es nicht die neutralen Verkehrsregeln, bei denen das Übertreten einfach nur ein entschuldbarer Mangel wäre. In ein Land zu fahren, ohne dessen Regeln zu kennen, ist tödlich und auch ein Affront gegen das jeweilige Land.“
Man hört ja heute häufig die Klage, dass Eltern ihre Kinder nicht nach ihrem Glauben erziehen (“indoktrinieren”) sollen. Das Problem dabei ist, dass es überhaupt keine neutrale Weltanschauung gibt. Jeder hat seinen Glauben, und über Gott zu schweigen sagt sehr viel über Gott aus. Genau da liegt der Hund begraben – je mehr wir von Gott schweigen, desto mehr bringen wir der nächsten Generation bei, wie klein und unwichtig Gott ist.“
In unserer Zeit ist es üblich geworden, von Gott zu schweigen. Man teilt das Leben in zwei getrennte Bereiche ein. Das Reden von Gott zählt man dann zum privaten Bereich. Wer was glaubt oder nicht glaubt, geht in der Öffentlichkeit niemanden was an – so denkt man. Das ist Privatsache. Da redet man niemandem rein – solange dieser sich in der Öffentlichkeit brav still verhält und von seinem Gott schweigt. Verlangt wird damit ein öffentlicher Atheismus. In der Öffentlichkeit zählen die harten Fakten, die Wissenschaft, die Vernunft, und so weiter. Ein tiefer Graben verläuft zwischen diesen zwei Bereichen und schafft so gespaltene Persönlichkeiten. Im öffentlichen Bereich herrscht die Vernunft, im privaten Bereich das Gefühl. Die Bibel gibt uns Werkzeuge, mit denen wir prüfen können, ob jemand eine biblische Weltanschauung hat. Eine Weltanschauung ist die Brille, mit der die Person die Welt anschaut. Das bedeutet erstens: Jeder hat irgendeine Weltanschauung und zweitens: Die Weltanschauung beeinflusst alles, was diese Person sagt oder tut – zumindest wäre es zu erwarten. Dass manche Leute darin inkonsistent sind, sollte uns zu denken geben.
Was braucht unsere nächste Generation? Sie braucht Vorbilder wie Josua es für Israel war. Menschen, die in der Gegenwart Gottes leben und von Gott reden. Sie braucht ein biblisches Weltbild von Gott als Schöpfer von jedem einzelnen Teil dieser Welt, vom Sündenfall als Problem in dieser Welt, und von der Erlösung, die durch Jesus Christus am Kreuz von Golgatha geschehen ist. Sie braucht Konstanz und Verlässlichkeit. Sie braucht unser Gebet um Erweckung, weil jede Generation wieder neu Erweckung braucht. Und sie braucht das Wissen darum, dass die Erlösung in der Ewigkeit vollkommen perfekt sein wird.
Wer sie sich anhören möchte, findet sie wie alle meine Predigten im Predigtarchiv.

Das Zitat von Nancy Pearcey findet ich im Buch “Total Truth” ab S. 125 (Übersetzung von mir): 
Wir müssen sichergehen, dass, wenn unsere Kinder das Haus verlassen, dieselbe Überzeugung tief in ihr Gedächtnis eingebrannt ist – dass das Christentum fähig ist, wenn es auf dem Marktplatz der Ideen herausgefordert ist, in sich zu verhalten. Es reicht nicht, junge Gläubige einfach zu lehren, wie man eine persönliche „Stille Zeit“ hält, wie man ein Bibellernprogramm befolgt und wie man mit einer christlichen Gruppe auf dem Campus Verbindung aufnimmt. Wir müssen sie auch darin anleiten, wie man auf intellektuelle Herausforderungen antwortet, die ihnen im Schulzimmer begegnen werden. Bevor die das Haus verlassen, sollten sie mit all den „-ismen“ wohlbekannt sein, vom Marxismus zum Darwinismus bis zum Postmodernismus. Es ist am besten für junge Gläubige, wenn sie von diesen Ideen zuerst von den vertrauten Eltern, Pastoren oder Jugendleitern hören, welche sie in den Strategien trainieren können, um die konkurrierenden Ideologien analysieren zu können.“

Biblische Weltanschauung im „Herr der Ringe“

1. Was ist Dein persönlicher Hintergrund zum Buch oder Film? Wie bist Du darauf gestoßen? Was hast Du davon erwartet?
Jonas Erne: Ich habe Tolkien erst kennengelernt, als „Herr der Ringe“ im Kino erschienen war. Das war mein erstes Mal, wo ich seinen Namen las und hörte. Als jemand, der verfilmten Büchern seit Kindheit sehr kritisch entgegensteht, wollte ich eigentlich nur die Bücher lesen. Diese haben mir gefallen; von den Filme war ich dafür erwartungsgemäß ziemlich enttäuscht. Beim ersten Lesedurchgang ist mir noch nicht besonders viel von der christlichen Weltanschauung dahinter aufgefallen. Wohl auch deshalb, weil ich nicht danach Ausschau gehalten habe.
2. John R. R. Tolkien wollte keine „biblische Geschichte“ schreiben, sondern einfach eine unterhaltsame Geschichte. Dennoch finden sich viele Bezüge dazu. Was denkst Du, woher das kommt?
Wenn ein Autor ein gläubiger Christ ist, wird dies in seinen Büchern immer auf irgendeine Art sichtbar werden. Ein Buch ist etwas, worin ein Autor sich und seine Phantasie ausgießt und deshalb auch immer ein Stück seiner selbst. Jeder Autor macht seine Weltanschauung in seinen Büchern sichtbar – wenn denn der Leser danach sucht.
3. Was ist überhaupt eine Weltanschauung? Was sind die Grundpfeiler der biblischen Weltanschauung?
Die Weltanschauung ist die „Brille“, durch die wir die Welt anschauen. Es sind persönliche Überzeugungen, die man mitbringt und die man (meist unbewusst) gebraucht, um die Realität zu bewerten und zu interpretieren. Ganz einfach gesagt sind die Grundpfeiler der biblischen Weltanschauung Schöpfung, Sündenfall, Erlösung und Wiederherstellung. Gott hat die Welt gut geschaffen, der Mensch ist durch den Sündenfall an Gott und der ganzen Welt schuldig geworden und hat sie ins Chaos gestürzt. Jesus Christus ist gekommen, um die bösen Mächte zu besiegen, den Menschen zu erlösen und die göttliche Ordnung wiederherzustellen.
4. In „Herr der Ringe“ finden sich viele Bezüge auf diese biblische Weltanschauung. Welche davon sind Dir beim Lesen oder Ansehen besonders wichtig geworden?
Wichtig geworden ist mir zum Beispiel das Prinzip der Verantwortung. Wir Menschen sind füreinander und für die ganze Schöpfung verantwortlich (das meint der Befehl zum Herrschen über die ganze Schöpfung im biblischen Schöpfungsbericht). Die Gefährten im Buch übernehmen Verantwortung füreinander und sind auch um die Natur besorgt. Oder Gollum, der am Ende (ungewollt?) Selbstmord begeht, um den Ring zu bekommen; dazu analog hat in der Bibel Satan Selbstmord begangen, indem er dafür gesorgt hat, dass die Bühne der Weltgeschichte so vorbereitet wurde, dass Jesus Christus – als Höhepunkt und Selbstzerstörung der Bosheit – ans Kreuz genagelt wurde.
5. Im „Herr der Ringe“ findet sich nicht eine einzelne Erlöser-Figur wie das Jesus Christus in der Bibel ist, vielmehr handelt es sich um eine ganze Reihe von Helden, die gemeinsam Mittelerde erlösen. Welche Personen machen welche Aspekte der „Erlösung“ aus?
Meiner Meinung nach ist die jesusähnlichste Person im Herr der Ringe Sam Gamdschie. Ja, genau, dieser unscheinbare Hobbit, der oft mehr ein Anhängsel ist. Aber wenn es mal wirklich drauf ankommt, ist er der zuverläßige Freund. Alle anderen Personen werden vom Ring entweder verführt oder sie trauen sich nicht, ihn anzufassen. Sam ist dazu bereit, als es nötig wurde. Er wusste nicht, wie er darauf reagieren würde, er weiß nur, dass es jetzt keine andere Möglichkeit gibt. Er opfert sich sozusagen selbst und durch dieses Opfer wird die Geschichte letztendlich ein Happy-End finden.
6. Gibt es Punkte an „Herr der Ringe“, die dem biblischen Weltbild widersprechen und die Du kritisieren würdest?
Was ich etwas schwierig finde, ist der Umgang mit der Magie im Herr der Ringe. Es kann der Eindruck entstehen, dass es so etwas wie „weiße Magie“ gibt, obwohl die Bibel jede Form der Magie eindeutig verbietet. In Wirklichkeit gibt es keine „weiße Magie“, egal was damit erreicht wird. Magie ist immer und in jeder Form dämonisch.
7. Wenn junge Autoren heute von Tolkien lernen wollen, was würdest Du ihnen empfehlen, aus dem „Herr der Ringe“ zu lernen, wenn sie auch eine unterhaltsame Geschichte auf der Basis der biblischen Weltanschauung schreiben möchten?
Lass dich von der Phantasie leiten, aber behalte immer die ganze Geschichte im Hinterkopf, um dich vor inneren Widersprüchen zu schützen.
8. Welche anderen Bücher kannst Du empfehlen, die auch unterhaltsame Geschichten auf der Basis der biblischen Weltanschauung sind?
Die Geschichten von C. S. Lewis, die Pilgerreise von John Bunyan, die Romane von G. K. Chesterton, aber auch von Dorothy L. Sayers.

Fragen zum „Herr der Ringe“

1. Was ist Dein persönlicher Hintergrund zum Buch oder Film? Wie bist Du darauf gestoßen? Was hast Du davon erwartet?
Zum ersten Mal bin ich drauf aufmerksam geworden, als die Verfilmung von dem Herr der Ringe in die Kinos kam. Einer meiner Kollegen in der Ausbildung damals war ein begeisterter Fan von Mittelerde. Er riet mir auch dazu das Buch zu lesen (und zwar die Übersetzung von Margeret Carroux). Irgendwann habe ich dann eine antiquarische Ausgabe bei einem Buchhändler gefunden und ohne zu zögern zugegriffen. Die Filme gefielen mir außerordentlich gut, aber die Bücher sind mir noch lieber. Ich hatte erwartet, dass das Buch recht nah an den Filmen angesiedelt ist. Im nachhinein wurde meine Erwartung übertroffen, da nach meinem Empfinden, die Bücher noch mehr Tiefe enthalten, als es der Film wiedergeben kann. Doch ich bin mir bewusst, dass es sich dabei um zwei unterschiedliche Medien handelt und man schwerlich beide eins zu eins vergleichen kann.
Ich habe nicht mitgezählt, aber in den letzten Jahren habe ich das Buch mindestens 1-mal pro Jahr durchgelesen und werde diese Tradition beibehalten.
2. John R. R. Tolkien wollte keine „biblische Geschichte“ schreiben, sondern einfach eine unterhaltsame Geschichte. Dennoch finden sich viele Bezüge dazu. Was denkst Du, woher das kommt?
Ich denke das war für jemanden wie Tolkien unvermeidbar. Tolkien selbst bezeichnete sich als (katholischer) Christ. Seinen Briefen und Biografien ist zu entnehmen, dass er daran glaubte, dass es ein Eden in dieser Welt gab, dass durch den Sündenfall verloren gegangen ist, aber dieses Echo aus Eden immer noch in jedem Menschen zu vernehmen ist. Jeder Geschichte liegt eine gewisse Weltanschauung zugrunde. Tolkien schrieb auf dem Hintergrund seiner christlichen Weltanschauung und webte dadurch das grundlegende Konzept von Schöpfung-Fall-Wiederherstellung in seine fiktiven Geschichten ein.
3. Was ist überhaupt eine Weltanschauung? Was sind die Grundpfeiler der biblischen Weltanschauung?
Unter Weltanschauung verstehe ich die Antworten, die sich jemand auf die grundlegenden Fragen der Menschheit stellt: Wer bin ich, wo komme ich her, wo gehe ich hin? Daraus ergeben sich natürlich noch eine Menge weiterer Fragen, die wir uns stellen, um unsere Existenz zu erklären. Grundpfeiler einer biblischen Weltanschauung sind für mich, dass es einen Schöpfergott gibt, der alles Leben schuf und dem wir gegenüber verantwortlich; dass wir Menschen gegen unseren Schöpfer rebellierten und die Sünde dadurch Einzug in diese Welt erhielt, dass aber Gott sich uns Menschen offenbarte um uns Seine Heilsabsichten in Jesus Christus deutlich zu machen.
4. In „Herr der Ringe“ finden sich viele Bezüge auf diese biblische Weltanschauung. Welche davon sind Dir beim Lesen oder Ansehen besonders wichtig geworden?
Wer sich einmal „Das Silmarillion“ durchgelesen hat, der wird sofort an den biblischen Schöpfungsbericht und Sündenfall denken (sofern er die Bibel gelesen hat). Tolkiens Schöpfungsmythos folgt den Schilderungen der Bibel insoweit, dass es einen Schöpfergott am Anfang gab, und das eines seiner Geschöpfe „abfiel“ und danach trachtete die gute Schöpfung Gottes zu zerstören. Ein weiteres Merkmal ist die Tatsache, dass eine geistliche Welt hinter der natürlichen Welt steckt und eng mit dieser verbunden ist.
5. Im „Herr der Ringe“ findet sich nicht eine einzelne Erlöser-Figur wie das Jesus Christus in der Bibel ist, vielmehr handelt es sich um eine ganze Reihe von Helden, die gemeinsam Mittelerde erlösen. Welche Personen machen welche Aspekte der „Erlösung“ aus?
Ich sehe verschiedene „Anklänge“. Bei Gandalf denken wir sofort an die Rückkehr von den Toten, der in neuer Herrlichkeit erscheint. Aragorn ist der rechtmäßige König Gondors, der aus dem Exil zurückkehrt um die Herrschaft anzutreten und die Welt der Menschen zu ordnen. Frodo ist der demütige Held, der den Weg des Leidens geht (notfalls bis in den Tod) um das Böse endgültig zu vernichten. Alle diese Aspekte finden wir im Erlösungswerk Jesu vereint: Jesus ist der Gesandte, der starb und zu neuer Herrlichkeit auferstand; Er ist der rechtmäßige König aus der Linie Davids der die Herrschaft antritt, um alle Dinge in Ordnung zu bringen (endzeitlich betrachtet) und Er ist der leidende Gottesknecht, der den Weg der Schmerzen ging. Der Unterschied zwischen Mittelerde und der biblischen Botschaft ist, dass bei Tolkien es nicht den einen Erlöser gibt, es sich also nicht auf eine Person konzentriert, wobei im Christentum Jesus Christus der zentrale Erlöser ist – und der einzige und endgültige Weg zur Erlösung von der Macht der Sünde.
6. Gibt es Punkte an „Herr der Ringe“, die dem biblischen Weltbild widersprechen und die Du kritisieren würdest?
Das ist schwierig, da Tolkien sich darüber im Klaren war, dass er keine „christliche“ Welt mit Mittelerde entwarf. Eine Sache, die immer wieder von Kritikern hervorgebracht wird, betrifft den Gebrauch von Magie im Buch. Gandalf tritt als Zauberer auf, was für viele Christen problematisch ist, da es nach der biblischen Darstellung keine „guten“ Zauberer gibt. Wenn man sich jedoch die weitere Biografie von Gandalf anschaut, dann wird deutlich, dass er ein Gesandter der göttlichen Mächte, die unter der Herrschaft des einen Gottes stehen, ist, um im Krieg gegen Sauron zu helfen. Gandalf ist kein autonomer Zauberer, der alles zu tun vermag, sondern er ist in seiner Macht begrenzt und hat einen bestimmten Auftrag. In dieser Hinsicht erinnert er mich an einen Propheten des AT: Ein von Gott gesandter Bote, der dazu befähigt werden konnte Wunder zu tun. Nach meiner Sicht jedoch ist auch die Verwendung von Magie im Herrn der Ringe bei weitem nicht so vorherrschend, wie man es vielleicht erwarten würde. Zumindest im Buch wird die Geschichte fast ausschließlich aus der Sicht der Hobbits erzählt, die wiederum wenig oder nichts mit Magie am Hut haben, aber auf ihrer Wanderung damit in Berührung kommen.
7. Wenn junge Autoren heute von Tolkien lernen wollen, was würdest Du ihnen empfehlen, aus dem „Herr der Ringe“ zu lernen, wenn sie auch eine unterhaltsame Geschichte auf der Basis der biblischen Weltanschauung schreiben möchten?
Schreibe eine Geschichte, die du gerne lesen würdest! Denn das hat Tolkien (und C.S.Lewis) erst dazu gebracht Romane zu schreiben. Schreibe zunächst einmal für dich selbst und nicht für den Büchermarkt. Des Weiteren halte ich es für unabdingbar, dass Autoren eine christliche Weltanschauung einverleibt haben müssen. Das bedeutet, dass ihr ganzes Denken von einer christlichen Weltanschauung geprägt sein muss. Wenn das der Fall ist, dann wird die Geschichte automatisch christliche Züge annehmen. Mein Rat ist: Regelmäßig die Bibel lesen (ca. 1-mal im Jahr) und sich mal die Zeit nehmen eine der großen biblischen Theologien zu lesen und zu studieren (wie z.B. die Institutio von Johannes Calvin).
8. Welche anderen Bücher kannst Du empfehlen, die auch unterhaltsame Geschichten auf der Basis der biblischen Weltanschauung sind?
Zum einen natürlich die Narnia-Chroniken von C.S.Lewis. Gefallen hat mir ebenfalls die Trilogie „Das Lied von Albion“ von Stephen Lawhead.
Über mich: Andreas Münch (Jahrgang 1984) ist glücklich verheiratet und stolzer Vater eines Sohnes. Als Pastor und Autor ist er unterwegs in den Fußstapfen Calvins und Tolkiens. Weitere Infos unter: www.andreas-muench.com

Fragen zur Biblischen Weltanschauung in „Herr der Ringe“

Dies ist eine erste Antwort auf die Fragen zur biblischen Weltanschauung im “Herr der Ringe”. Vielen Dank!
Über mich:
Ich bin im Juli 1984 in eine christliche Familie geboren worden und habe mich mit 16 Jahren zum Glauben an Jesus Christus bekehrt und 3 Jahre später auch taufen lassen um diese Entscheidung nochmals zu bekräftigen. Ich würde mich selbst nicht als Philosoph und schon gar nicht als weise bezeichnen, jedoch denke ich dass ich mich als Denker und Kritiker bezeichnen darf. Um das kurz zu erläutern: Ich bin ein Mensch der gerne und viel über Dinge nachdenkt oft über eigene Umstände, Gott, Wahrheit, das Leben und nicht zuletzt auch um mit meiner Bildhaften Fantasie „Luftschlösser“ zu bauen. Vor dem Aufkommen von Handys und von Gratiszeitungen habe ich mich gerne damit beschäftigt, mich selbst in Welten von Büchern oder von selbst kreierten Universen zu versetzen. Womit ich nicht sagen will dass diese Form der “Beschäftigung“ seither nicht mehr existiert. Als Kritiker bezeichne ich mich deshalb, weil ich Dinge gerne hinterfrage. Seinen Ursprung hat diese Angewohnheit einerseits in einem seit frühester Kindheit existenten Wissensdurst, in der Erziehung (mein Vater hat viele Dinge die wir Kinder getan und gesagt haben hinterfragt um uns zum Nachdenken anzuregen) und vor allem auch durch Erlebnisse mit Gott (Ich wurde in meinem Leben von Gott immer wieder mit Dingen und Umständen konfrontiert die meine Welt auf den Kopf gestellt haben und mich dazu gezwungen haben die Dinge in einem anderen Licht anzuschauen).
In Bezug auf dieses Interview werde ich also die Fragen selbst auch kritisch betrachten und gegebenenfalls Kommentare dazu abgeben.
Frage 1: Was ist Dein persönlicher Hintergrund zum Buch oder Film?
Ich habe das Buch empfohlen bekommen und nach anfänglichen Schwierigkeiten, der Start ist sehr zäh, das Buch regelrecht verschlungen. Ich habe das Buch 17 – 20mal komplett gelesen und auch die Beiwerke „Silmarillion“, „Nachrichten aus Mittelerde“ und „Das Tolkien Lesebuch“ mindestens je einmal gelesen. Die von Tolkien erschaffene Welt hat mich erstmals dazu inspiriert eine eigene Geschichte zu schreiben, weit bin ich damit bis jetzt allerdings noch nicht gekommen, allerdings komme ich nach 10 Jahren fantasieren langsam zu einer schreibbaren Geschichte.
Wie bist Du darauf gestossen?
Ich habe das Buch von einem meiner besten Freunde empfohlen gekriegt, als dieser mein Interesse für Fantasy bemerkt hat.
Was hast Du davon erwartet?
Nichts mehr als eine spannende Geschichte, und meine Erwartungen wurden übertroffen!
Frage 2: J.R.R. Tolkien wollte keine “biblische Geschichte“ schreiben, sondern einfach eine unterhaltsame Geschichte. Dennoch finden sich viele Bezüge dazu. Was denkst du woher das kommt?
Ich denke, dass jeder, der eine Geschichte schreibt, bewusst und/oder unbewusst persönliche Überzeugungen und Weltansichten darin verarbeitet. Für mich zum Beispiel ist es undenkbar eine Welt ohne einen Schöpfer zu erschaffen, selbst wenn dieser Schöpfer am Ende ich selbst bin. Eine Welt ohne Schöpfer ist für mich nicht denkbar. Ich denke, dass Tolkien sich bei der Erschaffung von Mittelerde ähnliche Gedanken gemacht hat. Was in meinen Augen der auch der Grund ist wieso er im „Silmarillion“ bzw. im Vorwerk „Ainulindale“ den „Allvater“ Ilúvatar und die Ainur/Valar Mittelerde erschaffen liess, und von welchen später Melkor ähnlich wie Luzifer machthungrig wurde und nach mehr gierte als ihm zustand.
Eigentlich reicht es sogar Tolkien diese Frage selbst beantworten zu lassen.
In einem Brief an seine amerikanischen Verleger schrieb er (betreffend seines Werkes „Herr der Ringe“:
… “Es geht ‚um‘ gar nichts als um es selbst, Mit Sicherheit hat es keine allegorischen Absichten allgemeiner oder besonderer, aktueller, moralischer religiöser oder politischer Art. Die einzige Kritik, die mich geärgert hat, war eine, dass es ‚keine Religion enthalte‘“…
… “Es ist eine monotheistische Welt von ‚natürlicher Theologie‘. Der Merkwürdige Umstand, dass darin keine Kirchen, Tempel, religiösen Riten und Zeremonien gibt, gehört schlicht zu dem geschilderten historischen Klima.“…
… “Ich selbst bin jedenfalls Christ; aber das ‚Dritte Zeitalter‘ (das Zeitalter in welcher „Herr der Ringe“ spielt, Anmerkung meinerseits) war keine christliche Welt.“… 1
An eine neugierige Leserin schrieb Tolkien unter anderem:
… “Theologisch (wenn dieser Terminus nicht zu grossspurig ist) denke ich mir, dass das Bild nicht so weit von dem abweicht, wovon manche (darunter auch ich) glauben, dass es die Wahrheit sei. Aber da ich wohlweislich eine Erzählung geschrieben habe, die zwar auf bestimmten „religiösen“ Ideen aufbaut oder aus ihnen gebildet ist, aber keineAllegorie dieser Ideen (oder von irgendetwas anderem) ist und sie gar nicht offen erwähnt, geschweige denn predigt, will ich von dieser Form auch jetzt nicht abgehen und eine theologische Abhandlung schreiben, wozu ich nicht geeignet bin.“…2
Ich denke dass diese beiden Auszüge die biblische Inspiration ganz gut belegen, aber auch verdeutlichen, dass Tolkien keine biblische Geschichte schreiben wollte, oder dies zumindest nicht seine Absicht war.
Frage 3. Was ist überhaupt eine Weltanschauung?
Ich könnte hier jetzt Wikipedia zitieren, aber ich glaube das ist nicht Zweck der Sache. In meinen Augen (somit gehört das schon zu meinerWeltanschauung :D)ist die Weltanschauung die Art und Weise wie wir die Welt um uns herum anschauen, empfinden, wahrnehmen, aber auch beurteilen und bewerten. Sie bestimmt unseren Glauben gleichermassen wie unser ganzes Leben. Im Prinzip kann man sagen, dass jeder Mensch seine Individuelle Weltanschauung hat, und die Überschneidungen mit ähnlichen Ansichten anderer Menschen dann Religions- oder Interessensgemeinschaften bilden welche eine übergeordnete vereinheitlichte Weltanschauung besitzen welche die Individuelle Sicht entweder bestätigt, unterstützt und fördert oder aber unterdrückt, entwertet oder gar verbietet. Einfach gesagt die „Brille“ durch welche wir unsere Umwelt und uns selbst wahrnehmen.
Was sind die Grundpfeiler der der biblischen Weltanschauung?
Die Bibel (insbesondere die zehn Gebote), Jesus, Gott, und der Heilige Geist (der dreieinige Gott) und in begrenztem Masse der historische Konsens. Um die Bibel richtig verstehen und lesen zu können muss man sie mit Gott und Jesus als Mitte und geführt vom Heiligen Geist lesen. Lässt man das Wesen Gottes und das Wesen Jesu, welche beide in der Bibel ersichtlich sind, ausser Acht wird man früher oder später die falschen Schlüsse ziehen. Wenn man aus der Bibel allgemeingültige Regeln herausbilden möchte muss die Bibel auch historisch begutachtet werden, denn ohne Verständnis für die damalige Zeit können wir schlecht nachvollziehen wie das Wesen bestimmter Schriftstellen zur damaligen Zeit war. Das Alte Testament wird nicht umsonst „Wort Gottes“ genannt. Es ist in der Tat das lebendige Wort Gottes an uns Menschen und ist gerade deshalb so mächtig (und auch gefährlich) weil es durch den Heiligen Geist in der Lage ist uns persönlich und individuell anzusprechen. Die Bibel ist also für den Christen die persönliche individuelle Weltanschauung während die zehn Gebote, Jesus und Gott die Grundlage für die ergänzende und übergeordnete Weltanschauung aller Christen bilden. Für den lehrenden Teil der Weltanschauung kommt dann die historische Komponente dazu, welche uns hilft die Texte in ihrer vollen Tiefe zu verstehen. Wichtig ist es meiner Meinung, dass die biblische Weltanschauung nicht als starr und unveränderbar betrachtet wird, sondern als „lebendiges Wesen“.
4. In „Herr der Ringe sind viele Bezüge auf diese biblische Weltanschauung. Welche davon sind Dir beim Lesen oder Ansehen besonders wichtig geworden?
Bereits im „Silmarillion“, genauer gesagt bei der Schilderung der Erschaffung der Zwerge, wird klar dass die Liebe zum Leben ein durchgehendes Thema dieser Welt ist. Das zeigt sich in „Herr der Ringe“ besonders in Gandalf welcher dem Leben aller Lebewesen unglaublich zugeneigt ist. Auf der anderen Seite zieht sich aber auch durch die ganze Geschichte von Mittelerde die Aussage das Macht, Gier, Stolz und selbst Furcht unglaublich viel Schaden anrichten können. Das eindrücklichste Beispiel dafür ist in meinen Augen Sméagol/Gollum der sich von der Gier nach dem Ring so verzerren lässt, dass er schlussendlich zusammen mit diesem stirbt. Generell wirkt „der Eine Ring“ auf alle die mit ihm in Kontakt kommen und Stellt die Versuchung bildlich perfekt dar. Alle die der Versuchung des Rings widerstehen behalten ihre Stärke oder werden sogar für ihre Willenskraft belohnt (Faramir/Aragorn) während die die seiner Macht verfallen, oder ihn sogar tragen alle dafür büssen. (Selbst Frodo büsst einen Finger dafür ein und Bilbo wird bis zum Verlassen von Mittelerde von der Sehnsucht nach dem Ring geplagt).
5. Im „Herr der Ringe“ findet sich nicht eine einzelne Erlöser-Figur wie das Jesus Christus in der Bibel ist, vielmehr handelst es sich um eine ganze Reihe von Helden, die gemeinsam Mittelerde erlösen. Welche Personen machen welche Aspekte der „Erlösung“ aus?
Ich kann in „Herr der Ringe“ nur Bruchteile von Jesus erkennen. Gandalf steht mit seiner Verwandlung von Gandalf dem Grauen zu Gandalf dem Weissen sicher ein bisschen für die Auferstehung von Christus, jedoch darf man nicht übersehen das Gandalf vermutlich niemals tot war. Ausserdem ist er als lebensbejahender Gegenpart zu Sauron welcher die Welt zu unterjochen versucht sicher auch ein Beispiel für den Sieg von Jesus über den Tod. Jedoch darf man nicht ausser Acht lassen das sowohl Gandalf als auch Sauron lediglich Maiar oder anders gesagt „Unterengel“ sind. Der biblische Teufel findet sein Ebenbild in „Herr der Ringe“ nicht in Sauron, sondern in Melkor/Morgoth welcher fast ausschliesslich im „Silmarillion“ erwähnt wird.
Als weiteres „Bruchstück von Jesus“ wäre sicher noch Aragorn welcher am Ende des Buches die Rolle des gerechten und Gütigen Königs einnimmt was als Anspielung auf Jesus in der neuen Schöpfung verstanden werden kann.
Der dritte und in meinen Augen letzte Aspekt von Jesus ist in meinen Augen Frodo, der das Martyrium auf sich nimmt um den Ring zu vernichten er geht dabei fast durch die Hölle und erleidet Qualen die eigentlich nicht ihm gelten. Frodo hat ähnlich wie Jesus in seinem Tod Qualen und Probleme anderer auf sich genommen um damit die Welt von einem furchtbaren Feind zu erlösen.
Diese Personen mit Jesus zu vergleichen finde ich allerdings problematisch, da ihnen allen entscheidende Aspekte fehlen, welche sie auf eine Stufe mit Jesus heben würden.
6. Gibt es Punkte an „Herr der Ringe“ die dem biblischen Weltbild widersprechen und die Du kritisieren würdest?
Der grösste Unterschied zur biblischen Weltanschauung besteht meiner Meinung nach im Umgang mit dem Tod. Während Gott in den Zehn Geboten das Töten ausdrücklich untersagt gehört es in Herr der Ringe zum Alltag und wird auch selten geahndet. Der einzige der für einen Mord büssen muss ist Beregond der in die Grabstätten mit Blut besudelt und deswegen zur Verantwortung gezogen wird, jedoch spielt hier die Verunreinigung der Stätte und nicht der Mord eine Rolle. Und die „Strafe“ dafür fällt sehr milde aus. Insgesamt kann man also sagen das in Mittelerde Morde geduldet sind solange sie aus gutem Grund geschehen.
Ein weiterer Punkt der sicher nicht dem der Bibel entspricht ist die Beziehung der Menschen, Zwerge und Elben zu ihrem Erschaffer. Die Zwerge verehren ihre Vorfahren während die Elben allenfalls zu den Valar aufsehen, und die Menschen anerkennen überhaupt keine grössere Macht. Von einer persönlichen Beziehung zu ihrem Erschaffer ist in sämtlichen Büchern über Mittelerde nichts zu finden. Das entspricht sicher nicht dem was die Bibel vermittelt und dem was sich Gott von uns wünscht.
Es gibt bestimmt weitere Punkte (wie der Umgang mit dem Tod), aber die alle zu besprechen würde den Rahmen sprengen.
Kritisieren möchte ich keine dieser Punkte, da J.R.R. Tolkien sich bei der Erschaffung von Mittelerde auch an nordische Sagen gehalten hat und die ganze Welt entworfen hat, um einen geschichtlichen Hintergrund für das von ihm erfundene Elbisch zu haben. Er hat wie weiter oben erwähnt, immer wieder betont, dass seine Geschichte keine Allegorie ist und darf deswegen auch nicht als eine Solche bewertet werden. Ich betrachte „Herr der Ringe“ als eine fiktive Geschichte, und die kann hauptsächlich in ihrer Qualität beurteilt werden. Der einzig andere zu beurteilende Aspekt ist, welche Werte die Geschichte vermittelt. Und auch hier muss man sehen, dass ihre Hauptaufgabe die Unterhaltung und nicht die Belehrung ist. Anders als zum Beispiel „Game of Thrones“ ist „Herr der Ringe“ weder unnötig brutal oder übermässig bildhaft beim Beschreiben von Sexszenen noch ist sie in irgendeiner Weise okkult. Im Gegenteil: Die Geschichte vermittelt Werte wie Gnade, Mitgefühl für Schwächere und den Wert des Lebens. Und daran kann man nichts kritisieren.
7. Wenn junge Autoren heute von Tolkien lernen wollen, was würdest Du ihnen empfehlen aus dem „Herr der Ringe“ zu lernen, wenn sie auch eine unterhaltsame Geschichte auf der Basis der biblischen Weltanschauung schreiben möchten?
Ganz einfach. Wenn sie nicht ein Buch schreiben wollen welches wie Narnia ganz klar Jesus als Zentrum hat und über grosse Stücke auch als Allegorie dienen soll, dann sollten sie es ganz klar so machen wie J.R.R. Tolkien. Sie sollten kucken dass ihre Überzeugungen und die christliche Weltanschauung nicht zu sehr durchdrücken. Gerade wenn es um Fantasy oder Science Fiction geht, ist es wichtig dass die Geschichte eine Solche bleibt und nicht plötzlich zur Predigt wird. Die Biblische Weltanschauung kann ein Fundament sein, oder lediglich eine Inspiration, wenn die Story unterhalten soll darf die Weltanschauung des Autors nicht die Hauptsache sein, sonst wirkt die Story schnell künstlich. Es gibt eine ganze Reihe von Möglichkeiten Überzeugungen und erlebtes in einem Buch durchblicken zu lassen, aber so wie ein Buch nur Bruchstücke einer Welt zeigt, sollte die Geschichte nur Bruchstücke einer Weltanschauung zeigen. Um das noch an einem Beispiel zu verdeutlichen, wenn ich von einer Person erzähle die beim Reden auf einen Haufen komischer Wörter zurückgreift, und ich diese Wörter die ganze Zeit benutze dann wird das ganze schnell schräg und ermüdend zu lesen. Anders ist es natürlich wenn die Geschichte sehr an unsere Realität angelehnt ist, dann kann es durchaus mal sein, dass eine Person ein Gebet spricht, oder in die Kirche geht um Antworten zu bekommen oder dort Gott zu begegnen.
Generell kann ich jedem der ein Buch schreiben will empfehlen ein Buch übers schrieben zu lesen. Meist wird hier auch erklärt wie man sich von grossen Autoren wie Tolkien inspirieren lassen kann. Empfehlenswert hierzu ist das Buch „Romane und Kurzgeschichten schreiben“ von Alexander Steele.
Als letzter Tipp: darüber beten, das Buch unter Umständen auch anderen Christen zeigen, während des Schreibens Worship hören. Wenn man Gott in die Geschichte mitnimmt, wird er am Ende auch darin spürbar sein.
8. Welche anderen Bücher kannst du empfehlen die auch unterhaltsame Geschichten auf der Basis der biblischen Weltanschauung sind?
Sämtliche Geschichten von C.S.Lewis, besonders die Perelandra-Trilogie und die Narnia-Bände. Und wenn man gerne Krimis hat dann sollte man sich auf jeden Fall die Bücher von Randy Singer antun (besonders die, die ähnliche Titel haben wie John Grisham-Romane, zum Beispiel: „Die Vision“, „Das Spiel“ usw.)
1 Das Tolkien Lesebuch, 3. Auflage November 2003, Seite 176
2 Das Tolkien Lesebuch, 3. Auflage November 2003, Seite 289

Der Gotteswahn: Einführung

Atheist zu sein, das sei „ein realistisches Ziel, noch dazu ein tapferes, großartiges Ziel“ (S. 11). So beschreibt Richard Dawkins die Motivation, die ihn dazu gebracht habe, sein Buch „Der Gotteswahn“ zu schreiben. Er möchte das Bewusstsein schärfen, dass man als Atheist „ebenso glücklich, ausgeglichen, moralisch und geistig ausgefüllt“ sein könne (ebd.) Auch wünsche er sich, dass es vielen Mit-Atheisten bei ihrem „Coming-Out“ (S. 16) helfen könne. So, als ob ein Atheist wegen seines Atheismus heute unterdrückt würde und deshalb eine Hilfe brauche, um dazu stehen zu können, dass er ein Atheist sei. Zu keiner anderen Zeit war es so leicht und ungefährlich, Atheist zu sein und dazu zu stehen, und dennoch bildet sich unser Autor ein, seine Spezies würde unterdrückt.
Dieses Buch hat mich seit seiner Erscheinung immer wieder beschäftigt. Ich bin jetzt zum vierten Mal dabei, es zu lesen, und möchte diesmal den Prozess des Lesens in einer Blogserie dokumentieren. Warum beschäftigt mich das Buch? Das hat verschiedene Gründe. Zunächst habe ich einen persönlichen Grund. Ich habe nämlich sehr viel Respekt vor Richard Dawkins. Sein erstes Buch „Das egoistische Gen“ ist eines der spannendsten und fesselndsten wissenschaftlichen Bücher. Ich habe es mit viel Gewinn gelesen, was aber noch nichts darüber aussagt, ob der Inhalt überzeugend ist. Aber Dawkins hat eine sehr wertvolle Fähigkeit, komplizierte wissenschaftliche Theorien einfach zu erklären. Das ist etwas sehr Wertvolles, wofür ich Dawkins sehr schätze. Dann gibt es zwei allgemeine Gründe, weshalb ich dieses Buch von Dawkins besprechen möchte. Erstens ist es ein bekanntes Buch, das an vielen Orten empfohlen wird. Auch in Deutschland gibt es Atheisten, die meinen, Christen überzeugen zu müssen, sie hätten einen Hirnwurm. Wer dem widerspricht, bekommt die Empfehlung, dieses Buch zu lesen. Als Zweites möchte ich den Grund nennen, dass Dawkins’ Argumente – so falsch viele davon sind – weit verbreitet sind. Es ist eine Gelegenheit, mit ihnen aufzuräumen und sie richtig zu stellen. 
Was Theorien betrifft, so gibt es zu jeder Frage immer eine Vielzahl von möglichen Theorien. Wenn man etwas beobachten kann, gibt es streng genommen unendlich viele mögliche Theorien, von denen sich die meisten aber sehr schnell ausschließen lassen. Wenn ich beobachte, dass ein Apfel vom Baum nach unten fällt, dann könnte ich jetzt auch die Theorie aufstellen, dass der Baum den Apfel nach unten stößt. Oder dass die den Apfel umgebende Luft den Apfel nach unten stößt. Oder dass die Himmelskörper den Apfel abstoßen, sodass der Apfel zur Erde hin fällt. Und so weiter, und so fort. Das sind alles mögliche Theorien, die aber allesamt ziemlich rasch auszuschließen sind.
Wenn man zum Beispiel nach der Beziehung zwischen den Genen eines Lebewesens und dessen gesamtem Körper fragt, gibt es auch verschiedene mögliche Theorien. Einer sagt, dass die Gene es sind, die versuchen, zu überleben, und sich deshalb einen möglichst guten Körper als „Überlebensmaschine“ schaffen. Ein anderer wendet ein, dass die Gene im Grunde genommen Gefangene des Körpers seien. Und so weiter. Das ist eine sehr spannende Frage, und durch diese Frage bin ich auf Dawkins gestoßen. Dawkins ist der Meinung, dass sich jede dieser Fragen, jede Veränderung, jeder Unterschied im Leben durch bestimmte Gesetze der Naturwissenschaft erklären lassen. Er definiert seine eigene Einstellung dazu folgendermaßen:
Ein Atheist oder philosophischer Naturalist in diesem Sinn vertritt also die Ansicht, dass es nichts außerhalb der natürlichen, physikalischen Welt gibt: keine übernatürliche kreative Intelligenz, die hinter dem beobachtbaren Universum lauert, keine Seele, die den Körper überdauert, und keine Wunder außer in dem Sinn, dass es Naturphänomene gibt, die wir noch nicht verstehen. Wenn etwas außerhalb der natürlichen Welt zu liegen scheint, die wir nur unvollkommen begreifen, so hoffen wir darauf, es eines Tages zu verstehen und in den Bereich des Natürlichen einzuschließen. Und wie immer, wenn wir einen Regenbogen entzaubern, wird er dadurch nicht weniger staunenswert.“ (S. 25f)
Er gibt dafür keine Begründung, und zwar weil es auch keine gibt. Das obige Zitat ist eine Beschreibung seiner Weltanschauung, also seiner Brille, durch welche er alles betrachtet, was er um sich herum wahrnehmen kann. Später im Buch wird er versuchen, diese Art, die Welt zu betrachten, etwas besser zu begründen, aber dazu werden wir in einem späteren Blogpost kommen. Seine Definition ist wichtig für uns, weil wir sie brauchen, um zu schauen, wie konsequent er sich tatsächlich daran hält. Deshalb müssen wir immer mal wieder zurückblicken und uns fragen: Ist er da wirklich konsequent? Hält er in seinem Tun und Leben, Forschen und Schreiben tatsächlich radikal an dieser Definition fest?
Im Rest des ersten Kapitels zählt Dawkins verschiedene Beispiele auf, wegen derer er meint, dass Religionen bevorzugt würden. So etwa zum Schluss das Beispiel der Mohammed-Karikaturen, welche danach Christenverfolgung und anderes mehr hervorrief. Das Ziel von Dawkins war, zu zeigen, dass Religionen Gewalt hervorbringen, und deshalb alle Religionen etwas Schlechtes seien. Dann endet er das Kapitel mit den Worten:
Ich werde mich nicht dazu hinreißen lassen, jemanden zu beleidigen, aber ich werde auch keine Samthandschuhe anziehen und die Religion nicht sanfter behandeln, als ich es mit allem anderen tun würde.“ (S. 44)
Nun gut, Herr Dawkins, wer austeilen kann, sollte auch einstecken können!