Timotheus-Magazin #18: Geld, Besitz & Ewigkeit

Als ich von den Weihnachtsfeiern in der Schweiz zurückgekommen bin, wartete hier schon die neue Ausgabe des Timotheus-Magazins. Auf der Titelseite hat mich etwas sofort angesprochen: „Andreas Münch – Das Interview über christliche Literatur“. Als Vielleser und ein großer Freund christlicher Literatur hat dies meinen Blick gefesselt, und ich habe sofort mit dem Lesen des Interviews begonnen. Andreas Münch ist bereits Autor: Er hat das Buch „Der wahre Gott der Bibel“ geschrieben. Auf die Frage, wie viel Zeit er sich für seine Lektüre nehme, antwortet er:

Zum Lesen finde ich nie genug Zeit […] Als Pastor ist regelmäßige Lektüre Pflicht, wenn man seine geistlichen Werkzeuge einsatzbereit haben möchte.“ (S. 34) Dem kann ich nur zustimmen. Im Anschluss darauf erzählt er, dass er an einem Roman-Projekt arbeite. Darauf bin ich nun sehr gespannt.
Noch ein zweites Interview findet sich auf den letzten Seiten der Zeitschrift. Dort wird Peter Schild, der für das Missionswerk HeartCry Missionary Society (das Missionswerk von Paul Washer) in Wetzlar und Frankfurt unterwegs ist, befragt. Auch sein Interview hat mir sehr gefallen. Er berichtet von seinen Erfahrungen als Missionar im Missionsgebiet Deutschland:
Deutschland ist ein Missionsgebiet, das steht für mich außer Frage. Wer anders denkt, soll mit mir durch Frankfurt gehen und sich all die verlorenen Seelen anschauen, die noch nie in ihrem ganzen Leben etwas vom Erlösungswerk Christi gehört haben. Hinzu kommt, dass ich viel auf Menschen treffe, die aus dem Ausland kommen und in ihrer Heimat nie das Evangelium hören konnten. Manch einer regt sich auf über die Flut von Asylanten. Ich glaube, dass es sich um eine Gelegenheit handelt, die wir unbedingt ergreifen müssen. Es mag mir nicht erlaubt sein, als Missionar in ihr islamisches Land zu reisen, aber wenn der Herr sie in seiner Vorsehung zu uns bringt, dann will ich ihnen Christus bringen. Wir evangelisieren deshalb gerne unter Muslimen und in Asylantenheimen. Die Ernte ist groß, doch der Arbeiter sind wenige.“ (S. 37)
Mein Amen dazu! Gerade in Anbetracht der momentanen Demonstrationen gegen die vermeintliche Islamisierung des Abendlandes sollten wir als Gläubige etwas Besseres zu tun haben, als in dieses Geschrei miteinzustimmen.
Nun war ich auch auf die übrigen Artikel gespannt – und wurde leider etwas enttäuscht. In Anbetracht des Themas „Geld, Besitz & Ewigkeit“ hätte ich mir insgesamt mehr von der protestantischen Arbeitsethik gewünscht. Nach einem gelungenen Einstieg mit dem Kurzartikel von Jonathan Parnell folgt die erste Keule gegen den Wohlstand – mit dem Artikel über das Wohlstandsevangelium. Ich kann verstehen, dass das Thema für Leute, die häufig auf amerikanischen Seiten surfen (das tue ich ja auch), immer mal wieder aufkommen mag. In den USA und teilweise in Afrika gibt es Vertreter eines solchen übertriebenen Wohlstandsevangeliums, das besagt, dass Reichtum = Segen und Armut = Fluch ist. Dass dies nicht zwingend so ist, wird den meisten Lesern – und ich behaupte auch den meisten deutschen Christen – mehr als bewusst sein. Dass es in Einzelfällen natürlich nach wie vor Ausnahmen gibt, bestätigt eher die Regel. Doch insgesamt finde ich häufig eher eine Haltung des Neids unter Christen: Wer sich Wohlstand erarbeitet hat, muss das auf unlautere Weise getan haben. Wer mehr hat als man selbst, ist bestimmt ein Betrüger oder ein Geizhals. Arbeit und damit Vermehrung des Einkommens ist etwas, was unserem Auftrag als Gottes Ebenbild entspricht. Das ist meines Erachtens – wenn auch am Ende des Artikels kurz erwähnt – deutlich zu kurz gekommen.
In dieselbe Kerbe schlägt auch der nächste Artikel „Gott & der Mammon“. Auch hier ist der Besitz wieder etwas eher Negatives, was mehr oder weniger unser Leben regiert, wenn wir dem nicht absagen.
Ganz besonders interessant wurde für mich der Artikel von Larry Norman „Ein Leben der Großzügigkeit“. Ausgehend vom großzügigen Gott wird erklärt, wie Großzügigkeit unter uns Menschen aussehen kann (oder soll). Die Grundlage, weshalb wir Gutes tun sollen, ist die Tatsache, dass Gott unsere Taten sieht und sie belohnt.
Insgesamt würde ich sagen ist es auch diesmal wieder eine gute, solide Ausgabe geworden, die leider eine starke Einseitigkeit aufweist. Ein Must-Read sind auf jeden Fall die zwei Interviews am Ende. Auch die übrigen Artikel sind lesenswert, und wie gesagt, mir hat besonders derjenige von Larry Norman über die Großzügigkeit gefallen. Auch der kurze Bericht über August Hermann Francke ist lesenswert, besonders wenn man ihn noch nicht kannte.
Die Gestaltung ist wie üblich wieder was Neues auf der Titelseite. Das Layout der Artikel ist inzwischen optimal geworden und damit perfektioniert.
Wer die Zeitschrift noch nicht abonniert hat, kann dies hiertun.

Timotheus Magazin #17: Die Auferstehung

Schon ein paar Tage lag sie jetzt ungeöffnet herum – nicht etwa weil sie mich nicht angesprochen hätte, im Gegenteil, aber zuerst musste ich einmal die Zeit finden, um mir die neue Ausgabe zu Gemüte zu führen. Dazu vielleicht ein kleines persönliches Geständnis am Rande: Ich bin durch und durch ein Genießer, der die Zeit und Ruhe braucht, um sich eines neuen Kunstwerks anzunehmen. Und darum handelt es sich ja bekanntlich nicht nur bei Filmen, Musik, Bildern oder Theaterstücken, sondern auch bei Büchern und Zeitschriften.
Das Titelbild ist schon ein Kunstwerk für sich gesehen. Unschwer lässt sich eine Szene der Bibel ermitteln: Petrus und Johannes im leeren Grab. Das Bild ist liebevoll gestaltet, den Gesichtern sieht man den Schrecken, bzw. das Erstaunen an. Die Perspektive ist mit den hellen und dunklen Bereichen sehr schön herausgearbeitet, obschon man sieht, dass hinter der Gestaltung nicht der Perfektionismus, sondern die Experimentierfreude sitzt. Meine persönliche Meinung: Noch besser geht fast nicht. Auch der übrige Aufbau der Titelseite macht mit seinem wohltuend zurückhaltenden Layout viel Freude. Liebes Team des Timotheus-Magazin, gerne mehr davon!
Auch das Editorial macht Lust auf mehr. Mehr von dieser Macht der Auferstehung zu lesen oder zu hören. Peter Voth schreibt: „Die Auferstehung Jesu Christi ist nicht nur ein historisches Faktum, sondern eine geistliche Realität, die ganz wesentlich bestimmt, wie ich meinen Weg in der Nachfolge Tag für Tag gehe.“ (S. 2) Zunächst mal mein „Amen“ dazu! Nun bleibt die Frage, ob es den Artikeln im Einzelnen gelingt, diese praktischen Konsequenzen der Auferstehung lebbar herauszuarbeiten.
Was bringt mir die Auferstehung? (S. 4 – 7) von Benjamin Schmidt
Der erste Artikel nähert sich der Frage von der Auferstehung vom Heidelberger Katechismus her. Ich habe mich an der Stelle über die Reihenfolge der Artikel gewundert. Ich denke, dass es damit zusammenhängt, dass man mit einem möglichst praktischen Artikel anfangen wollte. Das ist legitim so, aber ich persönlich hätte eher einen Grundsatzartikel wie „Das Faktum der Auferstehung“ an den Anfang genommen und den kirchengeschichtlichen Beitrag (ein solcher ist ja die Näherung vom Heidelberger Katechismus bekanntlich) gegen Ende des Heftes gelegt. Aber nun sei es wie es sei, der Artikel selbst gefällt mir gut. Er zeigt anhand der Frage 45 des Heidelberger Katechismus und seiner Antwort drei Bereiche, in denen die Auferstehung Jesu uns ganz praktisch zugute kommt: Die Rechtfertigung, die Ermöglichung der Wiedergeburt und die Gewissheit des ewigen Lebens. Zu jeder der drei Teilantworten wird ausgeführt, was das für unser tägliches Leben bedeutet.
Auferstehung im Hier und Jetzt (S. 8 – 11) von Waldemar Justus
Im zweiten Artikel beschreibt Waldemar Justus sehr schön, was es bedeutet, dass der Tod und die Auferstehung Jesu vollbracht ist. Anhand des Fußballvereins Bayern München, dessen Meistertitel im Frühjahr bereits 7 Spieltage vor Ende der Saison klar wurde, zeigt er auf, dass auch unsere Auferstehung mit Jesus bereits Wirklichkeit geworden ist. Es ist vollbracht. Zwar müssen auch wir noch 7 Spieltage mitspielen (vielleicht auch 60 oder 90 Jahre lang?), aber der Sieg ist vollbracht, es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis uns der Pokal (oder die Krone des ewigen Lebens) überreicht wird. Super Artikel!
Brannte nicht unser Herz? (S. 12 – 15) von Ron Kubsch
Auch der dritte Artikel ist äußerst lesenswert. Ron Kubsch erklärt die Bedeutung der Auferstehung anhand des Geschehens mit den zwei Jüngern, die auf dem Weg nach Emmaus sind. „Jesus macht den Männern klar, dass der schriftgemäße Glaube an eine viel umfassendere Erlösungshoffnung anknüpft als an die Hoffnung auf ein irdisches neues Reich. Das ganze Alte Testament weist auf ihn als Messias hin (vgl. Johannes 7,38). Jesu Leid und Tod am Kreuz sind der Weg der Erlösung, so beginnt die Herrschaft Jesu in Herrlichkeit.“ (S. 14)
Das Faktum der Auferstehung (S. 16 – 19) von Daniel Facius
Vermutlich hätte ich diesen Artikel an den Anfang gestellt. Der Autor, Daniel Facius, beschäftigt sich mit der Frage nach dem historischen Geschehen und der Nachweisbarkeit der tatsächlichen Auferstehung. In Anbetracht des geringen Platzes fällt die Auseinandersetzung mit den Berichten von der Auferstehung leider etwas kurz aus. Dennoch ist der Artikel ermutigend und macht bestimmt manch einem Leser Appetit auf eine längere Auseinandersetzung damit. Ich empfehle dafür etwa das Buch, das auch als erste Fußnote im Artikel erscheint: Josh McDowell – Die Tatsache der Auferstehung.
Reformation braucht mehr als einen Josia (S. 20 – 23) von Jochen Klautke
Der nächste Artikel hat nichts mit der Auferstehung zu tun – zumindest nicht direkt. Es geht um Josia und um Reformation. Josia war ein guter König, der Reformation brachte. Aber – wie es im Artikel heißt – „Wahre Reformation braucht mehr als einen Josia.“ (S. 23) Für wahre Reformation braucht es einen Jesus Christus, einen Messias, einen Erlöser. Deshalb ist Jesus Christus auch der eine, wahre Josia, der wahre König und Reformator. Zu allen Zeiten.
Auferstehung im AT (S. 24 – 27) von Andreas Münch
Was im Artikel über die Emmausjünger angedeutet wird, entfaltet sich im letzten Artikel von Andreas Münch. Er geht der Frage nach, wo das Alte Testament bereits von der Auferstehung spricht. In der kanonischen Reihenfolge sucht er nach Hinweisen: Bei Mose, Hiob, David, Jesaja und Daniel gibt es sehr konkrete Vorstellungen von einer Auferstehung. Auch dieser Artikel hat mich sehr angesprochen, da ich die ganzen AT-Belege einer Auferstehungshoffnung noch nie in einer solchen Dichte gesehen habe. Prädikat: Lesenswert!
Insgesamt gesehen ist diese Ausgabe m.E. Eine der reifsten mit einem hohen Niveau. Praktisch, gut verständlich, aber auch nahe an der Bibel gehen die Beiträge auf das Thema ein. Einmal mehr hat Timotheus Magazin es geschafft, eine Ausgabe zu gestalten, die den Ansprüchen gerecht wird, die sie an sich selbst stellt. Wie ich bereits bei den Artikeln anmerkte, hat mich die Reihenfolge etwas irritiert. Davon abgesehen jedoch eine rundum gelungene Ausgabe. Wer die Zeitschrift noch nicht abonniert hat, kann dies hiertun.

Timotheus Magazin #16: Die Predigt

Als ich vom Bundescampzurückkam, wartete da schon die neue Ausgabe des Timotheus-Magazins zum Thema „Die Predigt“ auf mich. Die Grafik auf der Titelseite finde ich richtig ansprechend, ist sie doch eher etwas zurückhaltend und nicht so dominierend, wie es andere Titelgrafiken schon waren. Das Thema ist spannend, und so freute ich mich sehr auf die Lektüre. Eine Anmerkung noch zur gesamten Gestaltung: Mir schien, dass für diese Ausgabe häufig zu kurze Texte geschrieben worden sind, was letztlich durch doppelseitige Bilder und Titel wieder wettzumachen versucht wurde. So etwa auf S. 16/17 oder 32/33.
Hörst du richtig?(S. 4 – 7) von Thomas Reiner
Wer meint, diese Ausgabe sei vor allem für Prediger geschrieben, irrt sich gewaltig. Schon der erste Artikel von Thomas Reiner geht auf das aktive Zuhören der Predigt ein. Mit viel Tiefgang erklärt der Pfarrer der ERKWB Winterthur (CH), wie man sich auf das Hören der Predigt vorbereiten kann, um möglichst viel Segen aus dem Hören zu ziehen. Es ist wichtig, dass wir glauben, um hören zu können. Dass wir beten, um hören zu können. Dass wir die Bibel studieren, um hören zu können. Dass wir das Gelesene und Gehörte anwenden, um hören zu können. Dass wir uns davon begeistern lassen, um hören zu können. Und nicht zuletzt auch dass wir (gerade auch unseren Prediger) lieben, um hören zu können. Ein super Einstieg, der hungrig nach mehr macht.
Wie predigten die Apostel? (S. 8 – 11) von Daniel Facius
Daniel Facius geht in seinem Artikel davon aus, dass alle Christen dazu berufen sind, den letzten Auftrag Jesu an die Apostel (den so genannten Missionsbefehl) auszuführen. Er analysiert in diesem Beitrag die verschiedenen Predigten, die in der Apostelgeschichte abgedruckt sind und zieht daraus drei wichtige Schlüsse: Erstens ist die Predigt immer in Gottes Wort verankert. Zweitens geht sie auf den persönlichen Hintergrund der Zuhörer ein (Paulus spricht anders, ob er vor Juden in der Synagoge oder vor griechischen Philosophen in Athen predigt). Drittens ist das persönliche Zeugnis häufig auch ein wichtiger Zugangspunkt für das Gespräch über den Glauben.
Predige auslegend!(S. 12 – 15) von Thomas Hochstetter
Auf diesen Artikel habe ich mich besonders gefreut, zumal ich auch ein großer Freund der Auslegungspredigt bin. Leider geht der Autor nur am Rande darauf ein, was denn nun diese Art der Predigt tatsächlich ausmacht: „Jesus tat das, was auch schon Esra tat: Er erklärte den Menschen, ausgehend von den Schriften, Gottes Worte. Das ist, was eine Auslegungspredigt ausmacht.“ (S. 14) So weit, so gut, das ist eine korrekte Aussage. Aber würde nicht jeder Prediger – welchen der fünf Predigtstile er auch immer gebraucht – genau das auch sagen? Vermutlich bedürfte es jedoch einer gesamten Ausgabe des Magazins, um darauf einzugehen, was eine Auslegungspredigt ausmacht. Das Literaturverzeichnis (nicht Bibliographie) enthält einige exzellente Titel, von denen ich einzelne auch mal noch vorstellen möchte.
Warum ist geistliche Unterweisung wichtig? (S. 16 – 19) von Waldemar Dirksen
Waldemar Dirksen erklärt anhand der Ereignisse mit den zwei Emmaus-Jünger, weshalb geistliche Unterweisung so wichtig ist. Sie dient dazu, ein Feuer in unseren Herzen zu entfachen. Sie ist die Antwort auf die geistliche Not Israels, auf die geistliche Not der zwei Jünger auf dem Weg nach Emmaus, und auch auf unsere heutige geistliche Not.
Die berühmteste Predigt aller Zeiten! (S. 20 – 23) von Ludwig Rühle
Schon der Titel macht klar, dass es hier um die Bergpredigt gehen muss. Tatsächlich zeigt Ludwig Rühle auf, worum es in der größten Predigt aller Zeiten geht: Zuerst um unsere Beziehung zu Gott, dann um unsere Beziehung zu unseren Mitmenschen – und am Ende um den Zusammenhang zwischen den beiden Bereichen: „Im abschließenden Gleichnis vom klugen und vom törichten Baumeister fordert uns Jesus eindringlich auf, seine Worte nicht nur zu hören, sondern auch zu tun. Doch das müssen wir beachten: Es geht ihm auch hier in erster Linie nicht um dein Handeln, sondern um dein Herz. Nicht dein Handeln bestimmt dein Herz, sondern dein Herz bestimmt dein Handeln! Doch das wird durch Jesu Worte offensichtlich, dein Handeln zeigt, womit dein Herz gefüllt ist.“ (S. 22)
Predigt im Alten Testament (S. 24 – 27) von Andreas Münch
Andreas Münch skizziert in seinem Beitrag kurz und prägnant den Untergang der echten Predigt im Alten Testament: Diese Aufgabe war den Priestern gegeben, doch wurde sie immer schlechter – wenn überhaupt noch – ausgeführt, sodass Gott immer neue Propheten sandte, um die Priester an ihre Aufgabe zu erinnern. Er zeigt anhand der Erweckungen, die im Alten Testament überliefert sind, dass Gottes Wort und die Predigt dabei immer eine zentrale Rolle spielen. Der Artikel wird durch ein Plädoyer für die Predigt des Alten Testaments gekrönt: „Doch die wichtigste Lektion für uns heute ist diese, dass das Alte Testament selber gepredigt werden will, angefangen von Genesis bis Maleachi. Das Alte Testament scheint für viele Gemeinden wie ein Löwe zu sein, der zu mächtig brüllen könnte, als wir es ertragen würden. Und so lässt man den Löwen lieber schlafen. Es braucht wieder mutige Männer, die sich als Werkzeuge gebrauchen lassen, damit die Verheißung aus Joel 4,16 in unseren Gemeinden Realität wird: „Wie Löwengebrüll, wie Donnergrollen schallt vom Zionsberg in Jerusalem die Stimme des Herrn und lässt Himmel und Erde erzittern. Doch für sein Volk ist der Herr eine sichere Zuflucht und eine schützende Burg.“ (Gute Nachricht Bibel)“ (S. 27)
Wahre Reformation… führt zu echtem Gottesdienst (S. 28 – 31) von Jochen Klautke
In diesem Artikel geht es weniger um die Predigt, als vielmehr um den Gottesdienst. Ausgehend von dem Gottesdienst, den Josia im Zuge seiner Reformation gefeiert hat, nennt Jochen Klautke sechs Merkmale, die einen echten Gottesdienst ausmachen. Klar ist der erste Punkt: Gottes Wort ist zentral. Die Predigt ist Mittelpunkt des Gottesdienstes, weil das die Zeit ist, in der Gott in einer ganz besonderen Weise zur Gemeinde spricht. Der zweite Punkt vom Ablauf des Gottesdienstes ist da schon etwas weniger durchsichtig. Wer letzten Endes wissen möchte, ob seine Gemeinde das nun „richtig“ oder „falsch“ macht, bleibt vom Autor weitgehend allein gelassen. Auch die weiteren Punkte wären durchaus ausbaufähig, sodass es dem Leser einfacher fallen würde, Gottesdienste nach klaren Kriterien zu beurteilen, wenn dies schon gefordert wird.
Die Predigt der Urchristen (S. 32 – 35) von Brian H. Edwards
Der letzte Artikel ist ein Ausschnitt aus dem Buch „Wenn die Show das Wort erschlägt“. Der Artikel setzt sich mit dem Argument auseinander, ob unsere Zeit sich tatsächlich so sehr vom ersten Jahrhundert unterscheidet, in dem die Apostel gepredigt hatten. Sein Fazit ist, dass dies nicht der Fall ist, sondern ziemlich viele Parallelen bestehen. Edwards schließt mit den lesenswerten Worten: „Die ersten Christen evangelisierten das Römische Reich mit der effektivsten Waffe des Predigens, und sie beeinflussten die Gesellschaft so enorm, dass sie das Gesicht des gesamten Reiches veränderten. Die Gefahr heute besteht darin, dass die Welt das Gesicht der Gemeinde verändert.“(S. 35)
Ich kann diese Ausgabe sehr empfehlen. Mein persönlicher Favorit war diesmal der erste Artikel über das Hören der Predigt. Gefehlt hat mir allerdings eine etwas ausführlichere Rezension eines guten Buches zur Auslegungspredigt. Wer die Zeitschrift noch nicht abonniert hat, kann dies hiertun.

Timotheus-Magazin #15: Heiligung

Timotheus-Magazin #15: Heiligung
Als einer der privilegierten Abonnenten habe ich dieses Mal die Ausgabe erstaunlich schnell bekommen, wohl als einer der Ersten. Bereits am Mittwoch, 9. April, kam sie per Post bei mir an. Die Titelseite gefällt mir diesmal sehr gut, sie weckt Interesse und macht Lust auf mehr. Das Thema der Ausgabe ist „Heiligung“ und der Untertitel „Zwischen Kampf, Krampf, Anspruch und Wirklichkeit“. Als liebevoll gestaltet fällt mir auch die dritte Seite auf, wo das Inhaltsverzeichnis und Impressum nebst mehreren kleinen Grafiken einen guten Eindruck erwecken.
Im Editorial geht Peter Voth in einer wie gewohnt guten Einleitung auf das Thema ein. Er schreibt: „Heiligkeit und Heiligung sind herrliche und kostbare Dinge. Es gibt für uns nichts, was erstrebenswerter ist. Angesichts dessen klingt der Untertitel etwas negativ, doch ein Ziel dieser vorliegenden Ausgabe ist es, uns den „Spiegel der Heiligung“ vorzuhalten, und wenn wir in diesen Spiegel schauen, werden wir wohl nichts Erstrebenswertes sehen. Doch wir bleiben hier nicht bei unserem Unvermögen stehen, denn sonst wäre diese Ausgabe nichts als ein Schuss in den Ofen.
Biblische und praktische Lösungen, Anwendungen und Antworten sollen uns herausfordern, einen echten und siegreichen Kampf in Christus zu führen.“ (S. 2) Dies also ist der Anspruch an die neue Ausgabe. Dann wollen wir uns mit diesen Gedanken im Hinterkopf der Zeitschrift nähern und sehen, ob dies (auch ohne Kampf und Krampf) der Wirklichkeit entspricht.
Oh, mein unheiliges Herz! (S. 4 – 7) von Waldemar Dirksen
Wohlüberlegt steht an erster Stelle ein Beitrag über das Herz. Das Herz ist der Ort, an welchem die Heiligung geschieht, es ist ein „Sinnbild für das seelisch-geistige Zentrum des menschlichen Wesens“ (S. 5). Dirksen führt aus: „Unser Herz ist wie ein gefüllter Becher, der geschüttelt wird und dabei seinen Inhalt von sich gibt. Wohl dem, dessen Herz voller Demut und Gottesfurcht ist. In Stürmen, Kränkungen und unerwarteten Ereignissen wird ein mit Demut gefülltes Herz in heiliger Gelassenheit und Güte standhaft bleiben.“ (S. 6). Er empfiehlt: „Bewahre ernsthaft und eifrig dein Herz vor dem Schmutz der Welt: Ersetze zweifelhafte Literatur durch geistlich aufbauende Literatur! Vermeide übermäßigen Medienkonsum! Wenn du das Internet in deiner Freizeit nutzt, dann nur zielorientiert und zeitlich begrenzt! Videos mit zum Teil moralisch verwerflichen Szenen, die Gewalt, Ehebruch oder Missgunst darstellen, sollen in deinem Leben keine Chance haben. Sie sind doch letztlich wie Mülltonnen voller Unrat. Das Herz soll nicht mit schädlichen Inhalten, sondern mit Gottes Wort genährt werden.“ (S. 6)
Wie heilig will ich sein? (S. 8 – 11) von Matthias Lohmann
Matthias Lohmann legt in seinem Artikel die Worte von Paulus in Kolosser 3, 1 – 4 aus. Er sieht darin drei Motivationen für ein Leben in der fortschreitenden persönlichen Heiligung: Bedenke die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft. Wenn wir uns an das erinnern, was vergangen ist, nämlich die ein für alle Mal von Christus vollbrachte Erlösung, so gibt uns das Kraft, nach der Heiligung zu streben (S. 10). Wenn wir an das denken, was jetzt ist, nämlich dass Jesus Christus zur Rechten des Vaters sitzt und für uns Fürbitte tut, so motiviert uns das, für Ihn zu leben (S. 10). Und wenn wir an unsere Zukunft denken, nämlich dass wir das Ziel der Ewigkeit vor uns haben und das Leben hier auf Erden dazu dient, uns darauf vorzubereiten, so ist auch dies eine Motivation, um nach der Heiligung zu streben (S. 11).
Christus ist meine Heiligung (S. 12 – 15) von Thomas Reiner
Thomas Reiner stellt das Leben von Hermann Friedrich Kohlbrügge vor. Dieser treue Prediger hatte in seinem Leben viel Schweres durchzumachen. Da er in einer von der liberalen Theologie geprägten Kirche am Evangelium festhielt, wurde ihm das Pfarramt verweigert. Dann starb auch noch sein Vater und später nach erst vier Ehejahren seine Frau. So landete er schließlich in Elberfeld, wo er endlich eine Pfarrstelle bekam. Seine Predigten waren von der Klarheit der guten Botschaft von Jesus Christus geprägt. Auch da seine Gesundheit immer angeschlagen war, hatte er nichts zu bieten als Jesus Christus: Christus ist meine Heiligung!
Heiligung gleich Heiligung? (S. 16 – 19) von Jörg Wehrenberg
In diesem Artikel gibt Jörg Wehrenberg einen Überblick über den 1. Korintherbrief: „Das Hauptthema des ersten Korintherbriefes ist die Verherrlichung Gottes durch das Leben der Christen.“ (S. 17) Später fährt er fort: „Das Evangelium ist für Paulus die Grundlage für seine Aufforderung, ein solches Leben zu führen, durch das Gott verherrlicht wird. Er zieht es immer wieder heran, indem er die Bedeutung des Todes von Jesus und seiner Auferstehung für unser Verhalten im alltäglichen Leben anwendet. Hier wird schon angedeutet, dass das Evangelium zugleich Grundlage und Mittel für ein Leben ist, welches Gott verherrlicht.“ (S. 18)
Warum ist Heiligung so wichtig? (S. 20 – 23) von Jörn Krebs
Jörn Krebs möchte die Frage beantworten, warum Heiligung nicht etwas Optionales im Leben eines Christen ist. Er beginnt damit, den Unterschied zwischen aktiver und passiver Heiligung zu erklären. Ehrlich gesagt hätte ich anhand des Titels diesen Abschnitt eher im Artikel „Heiligung gleich Heiligung?“ erwartet. Danach legt Jörn Krebs das Gleichnis von den zehn Jungfrauen aus und stellt fest, dass die Lampen einmal bei allen gebrannt haben (S. 21). In einem dritten Punkt geht es auch um das Gleichnis vom Weinstock und den Reben: „Die Reben aber, die Frucht bringen, werden gereinigt, damit sie noch mehr Frucht bringen, was etwas mit guten Werken zu tun hat (Vers 2 und 8). Erneutes passives Gereinigtwerden und aktives Fruchtbringen sind bildhaft übertragbar auf das Thema passiver und aktiver Heiligung.“(S. 22) Ein wichtiger Beitrag!
Lektion in Heiligkeit(S. 24 – 27) von Andreas Münch
Der Beitrag zum Alten Testament in der Rubrik „Schriftgelehrt“ ist für mich persönlich das große Highlight dieser Ausgabe. Es geht um das Buch Levitikus, das dritte Buch Mose. Schon der Leadtext zeigt mir, dass dieser Artikel ein Genuss zu lesen sein wird: „Denn Gott ist die Heiligung Seines Volkes so wichtig, dass Er ein ganzes Buch dazu aufschreiben ließ.“ (S. 25) Ich stimme Münch absolut zu, dass dieses Buch heutzutage viel zu sehr vernachlässigt wird. Er fährt fort: „Was Gott dem Volk Israel hier in der Wüste vor tausenden von Jahren offenbarte, hat an Relevanz für uns Christen nichts eingebüßt, denn das grundlegende Prinzip der Heiligung der Kinder Gottes gilt uns gleichermaßen.“ (S. 26) Was darauf folgt, ist ein leicht verständlicher, biblisch gut begründeter kurzer Abriss einer Biblischen Theologie: Wie gehören das Alte und das Neue Testament zusammen? Was ist die Grundlage, auf welcher der von Sünde geprägte Mensch mit dem heiligen Gott der Bibel Gemeinschaft haben kann? Wie sieht diese Gemeinschaft praktisch aus? Ein durch und durch wertvoller Artikel, den ich jedem Gläubigen, egal wie lange er schon im Glauben steht, sehr empfehlen möchte.
Wahre Reformation … beginnt mit dem Wort (S. 28 – 31) von Jochen Klautke
Der Artikel in der Serie „Josia“ hat nur am Rande mit dem Heftthema zu tun. Es geht um das Zusammenspiel von Reformation und Gottes Wort. Was geschah, als unter Josia das Wort Gottes plötzlich gefunden wurde? Josia wurde davon ganz persönlich getroffen und begann, sein Leben neu danach auszurichten. Dabei blieb er aber nicht stehen, sondern sorgte dafür, dass auch andere es hören sollten (S. 31)
John Owen und die Heiligung (S. 32 – 35) von Jonas Erne
Für die Rubrik „Nach Christus“ (da geht es um die Kirchengeschichte) durfte ich einen Artikel über den großen Puritaner John Owen verfassen. Das authentische Leben und die klare Lehre dieses Gottesmannes haben mich beim Vorbereiten und Schreiben immer wieder ganz persönlich berührt. Wie der Artikel ankommt, möchte ich allerdings andere Leser beurteilen lassen. Für Owen ist es ganz wichtig, zu betonen, dass die Heiligung ein Werk des Heiligen Geistes am gläubigen Menschen ist.
Fazit und Empfehlung
Werden die Ansprüche, die im Editorial angesprochen werden, erfüllt? Ich möchte ganz frei heraus sagen: Für den begrenzten Platz, den eine Zeitschrift bietet, werden sie mehr als erfüllt. Ich staune bei dieser Ausgabe, wie viel Talent hier zusammenkommt und gemeinsam ein wunderschön abgerundetes Bild vom Heftthema zusammenbekommt. Es ist für jede und jeden etwas dabei, vom frisch Bekehrten bis zum langjährigen Bibelleser. Wenn jemand nur einen Artikel lesen wollte oder könnte, würde ich den von Andreas Münch zum 3. Mosebuch empfehlen („Lektion in Heiligkeit“).
Auch beim Layout scheint mir das Magazin deutlich gereifter zu sein. Die Bilder zu den Artikeln sind allesamt sehr gut ausgesucht. Was mich zuweilen noch irritiert, ist der mehrfache Wechsel zwischen zwei und drei Spalten. Ich finde, dass dies beim Lesen anstrengt, besonders wenn dieser Wechsel innerhalb desselben Artikels vorkommt, aber das kann auch an meinem subjektiven Empfinden liegen.
Wer die Zeitschrift noch nicht abonniert hat, sollte dies ganz dringend hier tun. Ich gratuliere der Redaktion zu dieser Ausgabe, die die bisher umfangreichste und meines Erachtens auch die insgesamt beste ist.

Timotheus Magazin #14 „Der Zorn Gottes“

Timotheus Magazin #14 „Der Zorn Gottes“

„Der Zorn Gottes – Warum ein Gott der Liebe auch zornig sein muss“. Als ich diese Ausgabe erstmals in den Händen hielt, war mein erster Gedanke: Spannend! Noch mehr stieg meine Spannung, als ich das Editorial las:
Es ist nicht unsere Absicht, ein Gottesbild der Angst zu vermitteln, ganz im Gegenteil! Unsere Absicht ist, ein ganz und gar biblisches Gottesbild aufzuzeigen. Keines, das dem Zeitgeist folgt und keines, das politisch korrekt sein möchte. Gegen was oder wen genau richtet sich nun sein Zorn? Wie groß ist das Ausmaß seines Zornes? Wie unterscheidet er sich vom menschlichen Zorn? Wie wird sein Zorn gestillt? Welche Rolle spielt Jesus Christus dabei? Und was hat das alles mit mir zu tun? Fragen über Fragen, die wir in diesem Heft beantworten wollen.“ (Peter Voth, S. 2)
Nun wollte ich doch wissen, ob diese Versprechen alle auf den insgesamt 32 Seiten eingelöst werden können. Hier ein kurzer Überblick über die besten Zitate der jeweiligen Artikel, am Schluss mein Fazit.
Zorn und Sühnung(S. 4 – 6) von Waldemar Dirksen
Unser mangelndes Bewusstsein für den Zorn Gottes ist doch darauf zurückzuführen, dass unsere Lauheit und unsere persönlichen Sünden nicht unseren eigenen Zorn erregen. Statt Selbstmitleid sollte heiliger Zorn gegenüber unserem eigenen Versagen die Regel sein.“ (Waldemar Dirksen, S. 5)
Das Wesen Seines Zorns(S. 8 – 10) von Kurt Vetterli
Unter der Überschrift „Gottes Zorn verstehen“ schreibt Kurt Vetterli: „Wenn wir die Bibel diesbezüglich etwas genauer anschauen, so werden wir finden, dass Gottes Liebe und sein Zorn sogar in einem engen Zusammenhang stehen. Gott liebt zuerst seine eigene Ehre und sein Zorn richtet sich gegen alles, was seine Ehre nicht sucht oder ablehnt. Gott liebt das Heilige und das Gute, darum hasst er, was unheilig und böse ist; dagegen ist sein Zorn gerichtet.“ (S. 9)
Der Kelch des Zorns(S. 12 – 15) von Nils Freerksema
Das eigentliche Problem des Menschen ist ein hartes Herz, das Gott ablehnt und keine Anstalten macht, von seiner Rebellion umzukehren. Tag für Tag gehen aus diesem Herzen sündige Werke hervor, und durch diese Werke wird göttlicher Zorn angehäuft. Das geschieht bis zu einem bestimmten Tag, an dem dieser Mensch in das gerechte Gericht Gottes kommt. Dort wird Gott entsprechend der sündigen Werke Vergeltung üben. Die Tage des Sündigens sind vorbei und der Tag des Zorns hat begonnen.“(S. 14)
Zorn vs. Zorn (S. 16 – 19) von Jörn Krebs
Worin unterscheiden sich menschlicher Zorn vom göttlichen Zorn? „Die Ursache für Gottes Zorn ist also in Gottes gütiger Perfektion und Vollkommenheit begründet. Sein Zorn steht nicht im Widerspruch zu seiner Perfektion, sondern ist gerade ein Ausdruck ihres Wesens.“ (S. 18) schreibt Jörn Krebs. Später fährt er fort: „Im Kern fehlt uns Menschen einfach die Fähigkeit, Zorn und Liebe miteinander zu vereinbaren, so wie es Gott nur in seiner Vollkommenheit kann. Auf ganz praktische Weise drückt sich dieser Mangel an Vollkommenheit in Bezug auf zorniges Handeln auf folgende Eigenschaften aus: Menschen sind, anders als Gott, in ihrer Äußerung von Zorn unbeherrscht, spontan und es fehlt ihnen an Weisheit, zu wissen, was wirklich aus Gottes Sicht gerecht ist.“ (S. 19)
Der Zorn Gottes im Alten Testament (S. 20 – 23) von Andreas Münch
Andreas Münch geht in seinem Artikel vor allem auf die Frage nach der Ausführung des Zornes Gottes durch das Volk Israel bei der Landnahme an den Kanaanitern ein. Mit dem Hinweis aus 5. Mose 5,4 zeigt Münch auf, dass die Kanaaniter wegen ihrer Gottlosigkeit gerichtet wurden: „Dass es sich bei dieser Gottlosigkeit um keine Kleinigkeiten handelte, machte Gott an anderer Stelle klar: „Macht euch nicht unrein durch all dieses [Inzest, Homosexualität, Sodomie, Kinderopfer]! Denn durch all dieses haben sich die Nationen unrein gemacht, die ich vor euch vertreibe. Und das Land wurde unrein gemacht, und ich suchte seine Schuld an ihm heim, und das Land spie seine Bewohner aus“ (3. Mose 18,24-25). Gott spielte kein Russisch-Roulette mit den Völkern, wobei die Kanaaniter halt Pech hatten. Nein, Gott strafte ganz gezielt Völker, deren Sünden das Maß für den Zorn Gottes vollgemacht hatten.“ (S. 22)
Wahre Reformation… bekämpft Falsches! (S. 24 – 27) von Jochen Klautke
Wir leben in einer Zeit, in der es nicht mehr darum geht, nach wahr und falsch zu fragen. „Wahr“ ist, was für dich wahr ist. Im Umkehrschluss gibt es auch nichts „Falsches“ mehr. Aber das ist nicht biblisch. Die Bibel macht unmissverständlich klar, dass es einerseits Dinge gibt, die gut sind, weil sie Gott gefallen und andererseits Dinge, die schlecht sind, weil Gott sie hasst.“ (S. 27)
Sünder in den Händen eines zornigen Gottes (S. 28 – 29) von Benedikt Peters
Der Inhalt dieser Predigt hebt sich scharf von allem ab, was wir heute gewohnt sind. Der Hauptunterschied besteht hierin: Im Gegensatz zu damals steht in der heutigen Verkündigung nicht mehr Gott mit Seinen gerechten Forderungen und Seiner souveränen Gnade im Mittelpunkt, sondern der Mensch mit seinen Bedürfnissen und seinen Fähigkeiten.“ (S. 28) Aus der Predigt: „Der Bogen des göttlichen Zorns ist gespannt und der Pfeil an die Sehne gelegt und die Gerechtigkeit richtet den Pfeil auf dein Herz, der Bogen will schier zerspringen, und nichts hält den Pfeil zurück als das bloße Wohlgefallen Gottes, eines zürnenden Gottes, der in keiner Weise dem Sünder verpflichtet ist … Oh Sünder! Bedenke die große Gefahr, in der du schwebst!“ (S. 29)
Der deutsche „Puritaner“ (S. 7 + 11) von Hans-Werner Deppe
Etwas unglücklich versteckt ist der Bericht über das Leben von Gottfried Daniel Krummacher, der sich über zwei Seiten erstreckt, die durch einen anderen Artikel unterbrochen wurde. Vom Design her fehlt auf Seite 11 ein Element, welches die Seite mit der vorhergehenden Seite 7 verbindet.
Fazit:
Die Versprechen aus dem Editorial sind tatsächlich erfüllt. Die Fragen – wenn auch teilweise etwas oberflächlich und an manchen Stellen zu kompliziert für eine Zeitschrift „für junge Christen“, aber es wurde tatsächlich eingehalten, was uns Peter zu Beginn versprochen hat. Das Design ist auch dieses Mal wieder gewöhnungsbedürftig, was aber nicht schlecht sein muss. Ich denke, dass irgendwann ein Stil gefunden werden sollte, auf den sich der Leser dann auch längerfristig gewöhnen kann.
– Den ersten Punkt, den ich zu bemängeln habe, habe ich im obigen Text bereits angesprochen. Der eine Artikel, nämlich die Biographie von G. D. Krummacher bräuchte ein Design-Element, das auch auf S. 11 auf den ersten Blick erkennen lässt, dass es sich bei der Seite nicht um eine Fortsetzung der Seite 10 sondern der Seite 7 handelt.
– Der zweite Punkt betrifft die Korrektur der Zeitschrift. Bereits beim schnellen Überfliegen des Textes sind mir drei Fehler aufgefallen: Auf S. 2 oben bei der Vorstellung des Coverdesigners steht „Theolgie“ statt „Theologie“ und im Artikel der Josia-Serie ist zweimal eine Bibelstelle falsch angegeben: S. 26: „[…] eine ganze Waffenrüstung an geistlichen Waffen (Epheser 5,13-17)“ statt Epheser 6,13-17 und auf S. 27 dasselbe noch einmal: „Die Waffe, die Paulus dir in der Waffenrüstung dafür an die Hand gibt, ist das Schwert des Geistes, das Wort Gottes (Epheser 5,17)“ statt Epheser 6,17.
– Insgesamt gesehen ist die ganze Ausgabe sprachlich wie theologisch auf einem mittleren bis hohen Niveau geschrieben. Es wird relativ viel Wissen vorausgesetzt, das junge Menschen, die in der Gemeinde aufgewachsen sind, durchaus haben sollten. Für Neueinsteiger bzw. frisch Bekehrte wird es zu viel sein, was unerklärt vorausgesetzt wird. Die Ausrichtung und das Zielpublikum sollten evtl. noch einmal überdacht werden.
Alles in allem habe ich die Lektüre jedoch genossen und empfehle sie gerne weiter. Falls du es noch nicht abonniert hast, so kann ich dir nur empfehlen, dies noch zu tun. Möglich ist das hier: *klick*

Timotheus Magazin #12: Gute Werke

Timotheus Magazin #12: Gute Werke
Einmal mehr eine wirklich schöne Ausgabe des Timotheus-Magazins. Man könnte sich an die liebevolle Gestaltung gewöhnen, aber auch diesmal ist es eine Erwähnung wert. Das Thema ist „Gute Werke“ – ein durch und durch spannendes Thema. Diese Ausgabe ist deutlich kürzer geworden und was auch auffällt – die „Werbung“ für Bücher, Konferenzen und für das Timotheus-Magazin selbst nimmt immer mehr Platz ein.
Die Artikel sind lesenswert. Im ersten Beitrag führt Waldemar Dirksen in das Thema ein und schreibt über Glaube und Werke: „Ein unverzichtbarer Bestandteil des rettenden Glaubens sind gute Werke, die letztlich Beweis der wirksamen Gnade Gottes sind. In seiner souveränen Gnade bewirkt Gott den Glauben bei seinen Kindern. Dieser Glaube ist nicht ein lebloses Gedankenkonstrukt, das der Mensch nach seinem Gutdünken aufrichtet. Nein! Es ist ein Ergriffensein des ganzen Menschen von Gott. Dabei entfacht und erhält Gott den Glauben im Herzen derart, dass der Gläubige nicht faul und träge herumlungert, sondern mit heiligem Eifer gute Werke verrichtet.“ (S. 5)
Im zweiten Artikel schreibt Peter Voth vom Unterschied zwischen guten Werken und guten Werken. Er zitiert den deutschen Reformatoren Martin Luther: „Sünder müssen nicht nur von ihren schlechten Taten gerettet werden, sondern auch von ihren verdammniswürdigen guten Werken.“ (S. 10) Er schlussfolgert daraus, dass gute Werke sehr oft einfach „pure Heuchelei“ seien. (S. 11) Ein wirklich sehr lesenswerter Artikel!
Im Anschluss daran nimmt Andreas Münch den Text von der Schunemiterin (in 2. Könige 4 zu finden), um uns ein Vorbild für gute Werke zu geben. Er fragt zum Schluss: „Was können wir von dem Vorbild dieser Frau lernen? Nun, zum einen können wir für uns mitnehmen, dass wir Gelegenheiten für gute Werke nutzen sollten, wenn sie sich uns bieten. Mancher Dienst lässt sich im Vorfeld planen, andere wiederum erwarten von uns eine spontane Reaktion. Die Schunemiterin bemerkte Elisa und wollte ihm dienen.“ (S. 15)
Thomas Reiner stellt uns sodann das Leben von Georg Müller vor. In seiner Jugend war Müller ein Verschwender und Betrüger, nach seiner Bekehrung wurde er Missionar und ging nach London. Er zog später nach Bristol, wo er ein Waisenhaus gründete, wo er schon nach einem Jahr 60 verwaiste Kinder zu pflegen, versorgen und erziehen hatte. Am Ende war diese Arbeit so sehr gewachsen, dass er in fünf großen Häusern 2000 Kinder beherbergte. Ein wahrlich großes Werk, das Gott durch diesen Mann tat.
Zum Schluss finden wir noch eine kurze Vorstellung der Biographie von Eric Metaxas über den Mann, der die Sklaverei abschaffte, William Wilberforce. Auch bei ihm geht eine gründliche Sündenerkenntnis und Bekehrung voraus. David Dirksen schreibt zu der Biographie: „Die packende Lebensgeschichte „Wilberforce – Der Mann, der die Sklaverei abschaffte“ illustriert, wie Gott auch so verachteten politischen Sphäre Menschen im Kampf gegen Ungerechtigkeit gebraucht und diese einen nachhaltigen Eindruck auf die Gesellschaft ausüben können.“(S. 21)
Insgesamt gesehen ist auch dies wieder eine sehr gute und lesenswerte Ausgabe des Timotheus Magazins. Was sich bei so spannenden, aber eben auch spannungsgeladenen Themen eventuell noch lohnen würde, wären zwei weitere Artikel, von denen sich der eine mit der biblisch-theologischen (also heilsgeschichtlichen) Entfaltung des Themas befasst, während ein weiterer der geschichtlichen Entwicklung der verschiedenen Strömungen innerhalb der Kirchengeschichte zum jeweiligen Thema gewidmet ist.
Auch diesmal lohnt es sich wieder sehr, das Magazin zu lesen. Falls du es noch nicht abonniert hast, so kann ich dir nur empfehlen, dies noch zu tun. Möglich ist das hier: *klick*

Jonathan Edwards – ein Leben zur Ehre Gottes

Den folgenden Artikel habe ich für das Timotheus-Magazin #11 zum Thema “Vorbilder” geschrieben. Wer das Heft oder ein Jahresabo bestellen möchte, kann dies gerne hier tun. Ich kann es sehr empfehlen.
Jonathan Edwards – ein Leben zur Ehre Gottes
Als Christen, die wir dem Herrn Jesus Christus nachfolgen, wünschen wir uns doch alle, ein Leben zur Ehre Gottes zu führen. Wenn wir darin nach einem Vorbild suchen, werden wir in Jonathan Edwards ganz bestimmt fündig. Er war keinesfalls perfekt, aber sein ganzes Leben war von dem Wunsch durchdrungen, dass alles, was er tat, zur Ehre Gottes geschehen möge.

Kindheit und Jugend
Jonathan Edwards kam am 5. Oktober 1703 als fünftes Kind und einziger Sohn – ihm folgten noch sechs weitere Schwestern – von Timothy und Esther Edwards, geborene Stoddard, in East Windsor zur Welt. Sein Großvater mütterlicherseits war Solomon Stoddard, der Pastor von Northampton, dessen Nachfolger Jonathan eines Tages werden sollte. Timothy Edwards, der Vater von Jonathan, war Prediger in East Windsor.

Zu Beginn hatte ihn sein Vater in vielen Dingen unterrichtet, er hat also die Schulzeit zu Hause verbracht. 1716 begann seine Zeit am College, was durch verschiedene Umstände eine recht chaotische Zeit war. Timothy wollte, dass sein Sohn im reformierten Glauben erzogen wurde. In Harvard, wo er selbst diese Zeit verbracht hatte, wurden die Lehrer, welche noch recht glaubten, durch andere ersetzt, die den reformierten Glauben ablehnten, und den Menschen mit seinem freien Willen in den Mittelpunkt stellten. Es musste ein neues College her. So gründete man das College, aus welchem später die Yale-University wurde. Jonathan war vielseitig interessiert, ein wacher Beobachter mit einer alles durchdringenden Logik. So schrieb er schon in der Zeit am College Abhandlungen über bestimmte Naturphänomene.

In diese Zeit am College fällt auch seine Bekehrung. Diese muss im März 1721 stattgefunden haben und hat sein Leben recht stark verändert. Er schreibt dazu: „Das erste Mal erinnerte ich mich dieser Art von inwendiger, lieblicher Freude an Gott und an göttlichen Dingen, die ich seither vielfach genossen habe, beim Lesen folgender Worte (1. Timotheus 1,17): „Dem König der Zeitalter aber, dem unvergänglichen, unsichtbaren, alleinigen Gott, sei Ehre und Herrlichkeit von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.“ Als ich diese Worte las, da kam in meine Seele ein Empfinden für die Herrlichkeit des göttlichen Wesens, und es war, als sei sie ganz davon erfüllt. Es war ein neues Empfinden, völlig anders als alles, was ich bisher erlebt hatte. Nie kamen mir irgendwelche Schriftstellen so vor, wie es bei diesen Worten der Fall war. Ich dachte bei mir, welch wunderbares Wesen dies sei und wie glücklich ich doch sein müsste, wenn ich mich dieses Gottes erfreuen könnte und zu ihm in den Himmel entrückt würde und gleichsam ewig in ihm aufginge! […] Ich ging zu Gott, um ihn zu bitten, dass ich mich seiner freuen möge, und betete auf eine Weise, die sich völlig von allem unterschied, was ich zu tun gewohnt war; eine ganz neue Art der Herzensregung und Liebe war aufgebrochen.“i

Entschieden für Gott
In den Jahren nach seiner Bekehrung wuchs in Jonathan das Verlangen, ein immer heiligeres Leben führen zu können. Ein Leben, das Gott gefällt. Er wollte seinem Herrn dienen, und das möglichst schnell. So wartete er gar nicht erst, bis er den Master-Titel bekommen hatte, was bis 1723 gedauert hätte, sondern ging bereits im Alter von 19 Jahren nach New York, wo er die Arbeit eines stellvertretenden Predigers der dortigen Presbyterianischen Kirche tat. Im August 1722 begann er seine Arbeit in New York, welche bis im April 1723 dauerte. Er merkte sehr wohl, dass er in vielen Dingen noch zu lernen hatte. Aus diesem Grund begann er in der Zeit von Sommer 1722 bis im darauffolgenden Sommer, seine Entschlüsse („Resolutions“) zu Papier zu bringen. Innerhalb von einem Jahr wuchs das Werk auf 70 Entschlüsse, zu denen er sich verpflichtete. Die ersten sind schon sehr deutlich: „1. Ich verpflichte mich, dass ich alles tun werde, was immer zu Gottes Verherrlichung dient, und zu meiner Freude, solange ich lebe, ungeachtet des Zeitaufwands, sei es jetzt oder nie, unzählige Zeitalter von jetzt an. Ich habe mich entschlossen, was auch immer nötig ist, zu tun, was ich glaube, was meine Pflicht ist, und was am meisten dem Wohl und dem Allgemeinwohl dient. Ich verpflichte mich dazu, unabhängig davon, auf welche Weise, und auf wie viele oder wie große Schwierigkeiten ich stoße. 2. Ich verpflichte mich, mich fortwährend zu bemühen, neue Hilfsmittel oder Vorrichtungen zu suchen, um die vorigen Dinge zu fördern. 3. Ich verpflichte mich, dass, wenn ich je fallen sollte oder lau werde, d.h. wenn ich eines dieser Dinge vernachlässigen sollte, dass ich Buße tun werde für alles woran ich mich erinnere, sobald ich wieder zu mir komme. 4. Ich verpflichte mich, keine Art von Dingen zu tun, weder im Geist noch mit meinem Körper, außer dem, was Gott verherrlicht; noch werde ich so sein, wie es Gott missfällt, noch so etwas zu dulden, wenn ich es vermeiden kann. 5. Ich verpflichte mich, niemals einen Moment Zeit zu verlieren, sondern Zeit, so gut ich das kann, in günstigster Weise zu nutzen.“iiAuf diese Art und Weise geht es weiter. Jonathan Edwards wünschte sich nichts sehnlicher als dies, dass sein ganzes Leben unter die Herrschaft Gottes gestellt wird. Die Deutlichkeit dieser Entschlüsse erstaunt uns. Wir leben in einer Zeit, in der nichts mehr gebraucht würde, als entschiedene, entschlossene Nachfolger Christi. Deshalb wäre es von riesigem Gewinn, wenn wir wieder beginnen würden, Edwards zu lesen, von ihm zu lernen und uns mit seiner Entschiedenheit der Nachfolge Jesu hinzugeben.


Die große Erweckung
Nach seinem stellvertretenden Predigtdienst in New York ging er zurück nach Yale, wo er als Tutor arbeitete. Das heißt, er half einer Anzahl von Studenten bei Fragen, die das Studium oder auch die persönliche Entwicklung betraf. Dort arbeitete er und konnte in seiner Freizeit weiter seinen Studien nachgehen. 1727 wurde er als Helfer und Nachfolger für seinen Großvater Solomon Stoddard nach Northampton berufen. In diesem Jahr heiratete er Sarah Pierrepont, die auch aus einer wichtigen Predigerfamilie stammte. 1729 starb Solomon Stoddard, von nun an war Edwards allein für die Gemeinde in Nothampton verantwortlich. Zwei Jahre danach begann eine Bewegung im Ort: Die Menschen begannen vermehrt nach dem Glauben zu fragen. Die Kneipe wurde kaum noch besucht, dafür wurde an allen Orten von Gott und seinem Wirken gesprochen. Interessant ist, dass in jener Zeit in vielen Orten Amerikas eine ähnliche Bewegung begann, die ihren gemeinsamen Höhepunkt in den Jahren 1741 und 1742 hatte. Diese Zeit nennt man „The Great Awakening“ (die große Erweckung).

In jener Zeit hatte Edwards seine berühmteste Predigt gehalten, nämlich „Sinners in the Hands of an angry God“ (Sünder in den Händen eines zornigen Gottes). Eine der größten Herausforderungen von Edwards, die sich jedoch auch uns heute stellt, ist die Frage, wie man das, was die Bibel lehrt, möglichst verständlich erklären kann. Die Bibel lehrt den Zorn Gottes über Sünder, die nicht bereit sind, Buße zu tun. Deshalb muss man den Menschen dies so klar machen, dass sie es verstehen und sich zu Herzen nehmen. So predigt er über 5. Mose 32,35: Der Gott, der dich über dem Abgrund der Hölle festhält, so, wie man eine Spinne oder ein widerliches Insekt über das Feuer hält, ist furchtbar provoziert: Sein Zorn gegen dich brennt wie ein Feuer; er sieht, dass du nichts anderes verdienst, als ins Feuer geworfen zu werden; […] Du hast ihn unendlich mehr beleidigt, als ein Rebell jemals seinen Fürsten beleidigen könnte; und es gibt nichts außer Seiner Hand, was dich halten könnte, sodass du nicht jeden Moment ins Feuer fallen könntest.“iii

Die Auswirkungen dieser Predigten waren groß. Viele Menschen wurden sich plötzlich schlagartig der Heiligkeit Gottes bewusst, ebenso aber auch, dass sie selbst Sünder waren und welch eine große Kluft sich zwischen ihnen und dem herrlichen Gott befindet. Manche begannen zu weinen, andere schrien in ihrer Erkenntnis auf, wieder andere lachten und freuten sich, dass sie die Erlösung annehmen durften. Das führte aber auch zu Problemen, denn es tauchte die Frage auf, inwieweit diese Gefühle tatsächlich die Echtheit eines Glaubens bezeugen konnten. In der Auseinandersetzung mit dieser Frage entstand eines seiner wichtigsten Werke: „Religious Affections“ (Religiöse Gefühle). Hierzu muss man vorausschicken, dass Edwards wohl der Letzte gewesen wäre, der die Gefühle als solche grundsätzlich verdammt hätte. Für ihn gehören Gefühle zum Glauben wie das Wasser zum Fisch. Dies wird auch in seinen Resolutions deutlich. Gefühle führen zu Handlungen, deshalb müssen die richtigen Gefühle gefördert werden. Ein Glaube, der nur aus den richtigen Gedanken und Bekenntnissen besteht, ist für Edwards gar kein Glaube. So schreibt er zu der Haltung, die alle Gefühle verwirft: „Statt glaubensmäßige Regungen ohne Prüfung zu schätzen und zu bewundern, verwirft und verachtet man sie ohne Prüfung. Hierin erkennt man die List Satans … Er weiß genau, dass er auf diese Weise alle Frömmigkeit zu einem rein äußerlichen Formalismus ohne jedes geistliche Leben machen und die Kraft der Gottseligkeit samt allen geistlichen Sachverhalten ausschließen kann. So wird allem wahren Christentum die Tür verschlossen.“iv

Man kann aber auch auf der anderen Seite vom Pferd fallen. In der Zeit der großen Erweckung gab es zahlreiche Menschen, die Predigten vor allem um der Gefühle willen aufgesucht haben. Manche haben gar nicht mehr richtig gearbeitet, weil sie so verrückt nach diesen Gefühlen waren, die manche Predigten hervorriefen. So geriet die Erweckung als Ganzes ins Kreuzfeuer. Edwards hielt deshalb auch einmal eine Predigt, in der er die Kennzeichen der echten Erweckung nannte: „1. stärkt sie in den Menschen die Hochachtung vor Jesus als Sohn Gottes und Retter der Welt. 2. führt sie dazu, dass sie sich von ihren Verderben und Begierden weg der Gerechtigkeit Gottes zuwenden. 3. verstärkt sie ihre Achtung vor der Heiligen Schrift. 4. erbaut sie ihren Verstand in den objektiven Wahrheiten des offenbarten Glaubens. 5. erweckt sie echte Liebe zu Gott und den Mitmenschen.“vAuch hier ist es an der Zeit, von Jonathan Edwards zu lernen, wenn wir uns Erweckung wünschen. Sein Predigtstil hatte sich immer mehr dem Werk des Heiligen Geistes angepasst, von dem der Herr Jesus sagte: „Und wenn jener kommt, wird er die Welt überführen von Sünde und von Gerechtigkeit und vom Gericht.“(Johannes 16,8) Edwards hatte erkannt: Wenn wir Erweckung wollen, so müssen wir mit dem Geist Gottes zusammenarbeiten.

Ein Streit und seine Folgen
Als Jonathan Edwards die Gemeinde in Northampton übernahm, war dort von seinem Großvater die Praxis gewesen, dass jeder beim Abendmahl teilnehmen durfte, der nicht gerade in auffälliger Sünde gelebt hatte. Dazu muss man natürlich wissen, dass in jener Zeit das Abendmahl nicht ein Teil des Gottesdienstes war, sondern eine gesonderte Veranstaltung, die alle acht Wochen stattfand. Zu dieser wurden nur die Personen hereingelassen, die für sich eine Zulassung erbeten hatten. Nun ging es um die Frage, wer diese Zulassung bekommen sollte. Solomon Stoddard hatte die Gemeinde aufgefordert, dass möglichst viele zu dieser Veranstaltung kommen mögen. Er verstand das Abendmahl als etwas, was auch zur Bekehrung hinführen kann. Die einzige Bedingung, die er festlegte, war ein gottgemäßes Leben. Im Laufe seines Dienstes und seiner zunehmenden Erkenntnis von Gottes Wort kam Jonathan Edwards zu einem anderen Ergebnis. Er erkannte, dass das Abendmahl für die vorbehalten ist, die bereits gläubig sind. Seinen Grundsätzen folgend, wollte er möglichst keine Zeit verlieren und eine neue Ordnung für die Zulassung erstellen. Mit diesem Wunsch kam eine Kontroverse zum Vorschein, die untergründig schon länger am schwelen war. Es gab einige, die mit Edwards unzufrieden waren, und diese Frage als Anlass nahmen, nun offen gegen ihn zu arbeiten. Ein Gemeindeausschuss konnte sich nicht einmal einigen, ob Edwards zu dem Thema eine öffentliche Veranstaltung einberufen durfte oder nicht. So sah er als einzigen Ausweg die Möglichkeit, seine Sicht der Dinge schriftlich festzuhalten. Was entstand, war ein Buch, von dem er verlangte, dass alle, die abstimmen wollten, wie es mit der Gemeinde weitergehen sollte, dieses zuerst lesen müssten. Kurze Zeit darauf wurde er in Northampton abgewählt und trat im Juli 1750 von seinem Amt zurück.

Hier sehen wir einen der Charakterzüge, die es ihm in seinem Beruf wohl oft nicht leicht machte. Er war sehr hilfsbereit und hatte auch oft und viele Gäste bei sich, aber in erster Linie brannte er für Gott und für die Heiligung seiner Gemeinde. Wo er etwas Neues erkannt hatte, musste es möglichst schnell umgesetzt werden. Da kam wohl seine Gemeinde nicht mehr hinterher, was zu Konflikten führte. Auch hier können wir von ihm lernen. Es braucht Geduld, um eine ganze Gemeinde dorthin zu führen, dass sie mit solch gravierenden Neuerungen einverstanden ist. Vergleichbar ist dieser Konflikt zum Beispiel mit unseren heutigen Fragen nach dem Musikstil in der Gemeinde.

Das Ende und Erbe eines Gottesmannes
Nachdem er von seinem Amt in Northampton zurückgetreten war, zog er nach Stockbridge um. Dies war ein kleiner Ort, der am Rande der Wildnis lag. Hier übernahm er eine kleine Gemeinde von Siedlern und half in der Indianermission mit. Die Zeit dort war recht schwierig, denn er litt an finanziellen und auch gesundheitlichen Nöten. Außerdem hatte er auch dort Gegner, die sich gegen ihn wandten. Theologisch gesehen war die Zeit nach dem Rücktritt in Northampton die erfolgreichste, denn in dieser Zeit fand er Gelegenheit, um verschiedene Werke fertigzustellen und zu schreiben. Im Alter von 55 Jahren starb er am 22. März 1758.

Die Yale-Universität hat die ganzen Werke von Jonathan Edwards in 73 Bänden herausgegeben. Das ist ein immenses Erbe, das wir dankbar annehmen dürfen. Seine Biographie des Indianermissionars David Brainerd hat in vielen Generationen dazu geführt, dass sich junge Menschen für die Mission begeistern ließen. Seine Schriften zur Erweckung können uns auch heute helfen, wenn wir uns Erweckung wünschen. Seine Auseinandersetzungen mit dem freien Willen zeigt auch uns, wo die Möglichkeiten und Grenzen des menschlichen Willens liegen. Und dass uns seine „Resolutions“ zu einem hingegebenen, christuszentrierten und dienstbereiten Leben anspornen mögen, das ist mein Gebet.

Soli Deo Gloria – Gott allein die Ehre!
Quellenangaben:
i Jonathan Edwards, Personal Narrative in: Murray, Iain H., Jonathan Edwards – ein Lehrer der Gnade und die große Erweckung, Christliche Literaturverbreitung, Bielefeld, 2011, S. 71
ii Jonathan Edwards, Resolutions, eigene Übersetzung
iii Jonathan Edwards, The Works of Jonathan Edwards Volume Two, Sinners in the Hands of an Angry God, eigene Übersetzung
iv Jonathan Edwards, Religious Affections in: Murray, Iain H., Jonathan Edwards – ein Lehrer der Gnade und die große Erweckung, Christliche Literaturverbreitung, Bielefeld, 2011, S. 331
v Lawson, Steven J., The Unwavering Resolve of Jonathan Edwards, Reformation Trust Publishing, Orlando, Florida, 2008, S. 13, eigene Übersetzung

Timotheus Magazin #11: Vorbilder

Die lang ersehnte 11. Ausgabe der Zeitschrift Timotheus Magazin ist endlich gekommen. Auffällig ist an erster Stelle das Layout. War man sich bislang hoch aufgelöste Fotos auf der Titelseite gewohnt, kommt diese Seite diesmal eher schlicht und zugleich mit den zahlreichen Elementen etwas überladen rüber. Der Unterschied – der bestimmt gewollt ist – kommt so zur Geltung.
Das Thema ist “Vorbilder”, es geht somit um Menschen, die den guten Kampf des Glaubens vollendet haben und uns mit ihrem Leben Vorbilder sind. Bereits im Editorial spricht Peter Voth, der auch diesmal mit dem gesamten Layout, dem Design und dem Einfügen der zahlreichen Artikel eine sehr gute Arbeit geliefert hat, die mögliche Problematik sehr gut an:
“In dem Bewusstsein, dass alle Menschen verlorene und unfähige Sünder sind, deren einzige Hoffnung darin besteht, von Christus gerufen und errettet zu werden, haben wir auch diese Menschen betrachtet. Es waren keine Gutmenschen, es waren Sünder wie du und ich. Und so macht der zweite Blick deutlich, dass diese Ausgabe nicht die Stärke und Gerechtigkeit des Menschen widerspiegelt, und verherrlicht, sondern die unendliche Gnade, Macht und Treue Gottes.” (S. 2)
Waldemar Dirksen hat ausgehend von Hebräer 13, 7 die Wichtigkeit von geistlichen Vorbildern erarbeitet. Er schreibt dazu: “Eine intensive Auseinandersetzung mit Vorbildern des Glaubens kann unsere Ketten der Illusion sprengen und uns zu einer geistlich klaren Sichtweise verhelfen. Wir müssen unsere Oberflächlichkeit überwinden und in geistlichen Dingen tiefgründig werden. So können uns Vorbilder des Glaubens helfen, unseren Sünden auf den Grund zu kommen und in wahrer Bußhaltung zu leben.” (S. 7)
Hans-Werner Deppe stellt uns das Leben von Susannah Spurgeon, der Frau des Londoner Predigers C. H. Spurgeon, vor: “Als Frucht von ihrem Leben lässt sich trotz (oder gerade wegen!) ihrer chronischen Krankheit und Schwäche einiges aufzeigen. Zuerst sind da die beständige Liebe, Freude und Ermutigung zwischen Charles und ihr, die zu ständigem Lob Gottes führten […] Doch Susannah hat darüber hinaus sogar ein eigenes Werk gegründet, dass ungemein fruchtbare und große Segenskreise zog: einen Fond, der mittellosen Pastoren und Predigern theologische Bücher zur Verfügung stellte.” (S. 12f)
Als nächstes berichtet uns Nils Freerksema aus dem Leben John Bunyans, der mit seinem Buch “die Pilgerreise” viele Generationen und Jahrhunderte beeinflusste: “Mit Zunahme seiner Popularität wurde er jedoch auch immer wieder durch Verleumdungen und Beleidigungen angegriffen. Da es jedoch falsche Anschuldigungen waren und Bunyan deswegen ein reines Gewissen hatte, nahm er dies gerne hin. Er schrieb: “Darum lege ich mir diese Lügen und Verleumdungen als einen Orden an. Es gehört zu meinem christlichen Bekenntnis, erniedrigt, verleumdet, beschuldigt und beschimpft zu werden.”” (S. 16)
Daniel Facius erzählt aus der Biographie von John Gresham Machen. Machen war ein Kämpfer gegen den theologischen Liberalismus. Da er als Nachfolger von Benjamin B. Warfield, der in Princeton die absolute Wahrhaftigkeit der Bibel verteidigt hatte, bald Probleme hatte, gegen die dort aufkommende liberale Theologie zu kämpfen, gründete er schließlich das Westminster Theological Seminary und die Orthodoxe Presbyterianische Kirche: “Die Presbyterianische Kirche hat es Menschen, die Kernlehren des christlichen Glaubens ablehnen, gestattet, innerhalb der Kirche zu bleiben. Sie hat diese Menschen in Ehren-, Macht- und Vertrauensstellungen befördert. Sie hat Pastoren akzeptiert und ordiniert, die das Christentum ablehnen. (…) Die Kirche hat sich geweigert, falsche Lehren zu verwerfen. Stattdessen hat sie die Wahrheit verworfen.” (S. 24)
Peter Schild stellt uns schließlich das Leben von Johann Gerhard Oncken vor, einem Mann, der hunderte von Gemeinden in Europa gründete. Auch er wurde für seinen Glauben verfolgt und landete mehr als einmal im Gefängnis: “Ungeachtet der staatlichen Androhungen predigte und taufte Oncken unerschrocken weiter. Die Versammlungen wurden nun polizeilich aufgelöst und Oncken wurde immer wieder auf das Polizeirevier gerufen und verhört. Aber nicht nur die Polizei, sondern auch einige Bürger störten die Gottesdienste und warfen Steine und Unrat auf die Gemeindemitglieder. Es dauerte nicht lange, bis man Oncken festnahm und für einen Monat im Stadtgefängnis festhielt. Das Tagebuch Onckens teilt uns mit, wie es ihm erging: “Nachdem sich der Gefängniswärter entfernt hatte, warf ich mich auf meine Knie, preisend und lobend meinen Heiland, der mich würdigte, um seines Namens willen Bande zu erleiden.”” (S. 28)
Beim letzten Beitrag der Zeitschrift hatte ich die Ehre, aus dem Leben von Jonathan Edwards zu berichten. Mich fasziniert an ihm seine Willensstärke, wenn er sich etwas vornahm, dies auch eisern durchzuhalten. So schrieb er bereits im Alter von 20 Jahren 70 Entschlüsse auf, an die er sich sein Leben lang halten möchte, um damit Gott zu dienen: 1. Ich verpflichte mich, dass ich alles tun werde, was immer zu Gottes Verherrlichung dient, und zu meiner Freude, solange ich lebe, ungeachtet des Zeitaufwands, sei es jetzt oder nie, unzählige Zeitalter von jetzt an. Ich habe mich entschlossen, was auch immer nötig ist, zu tun, was ich glaube, was meine Pflicht ist, und was am meisten dem Wohl und dem Allgemeinwohl dient. Ich verpflichte mich dazu, unabhängig davon, auf welche Weise, und auf wie viele oder wie große Schwierigkeiten ich stoße. 2. Ich verpflichte mich, mich fortwährend zu bemühen, neue Hilfsmittel oder Vorrichtungen zu suchen, um die vorigen Dinge zu fördern. 3. Ich verpflichte mich, dass, wenn ich je fallen sollte oder lau werde, d.h. wenn ich eines dieser Dinge vernachlässigen sollte, dass ich Buße tun werde für alles woran ich mich erinnere, sobald ich wieder zu mir komme. 4. Ich verpflichte mich, keine Art von Dingen zu tun, weder im Geist noch mit meinem Körper, außer dem, was Gott verherrlicht; noch werde ich so sein, wie es Gott missfällt, noch so etwas zu dulden, wenn ich es vermeiden kann. 5. Ich verpflichte mich, niemals einen Moment Zeit zu verlieren, sondern Zeit, so gut ich das kann, in günstigster Weise zu nutzen.” (S. 33f)

Auch diesmal lohnt es sich wieder sehr, das Magazin zu lesen. Falls du es noch nicht abonniert hast, so kann ich dir nur empfehlen, dies noch zu tun. Möglich ist das hier: *klick*

Timotheus Magazin #10 Das Gesetz

Timotheus Magazin #10 Das Gesetz

Einmal mehr eine optisch wunderschöne Zeitschrift. Einmal mehr ein Meisterwerk aus Grafik, Design und Inhalt – da stimmt einfach alles. Eines habe ich allerdings zu bemängeln: Während mir das bei den zwei bisherigen Ausgaben noch nicht aufgefallen ist – und ich achte sehr darauf – sind in der neuesten Ausgabe ein paar ziemlich unschöne Rechtschreibfehler und darunter teilweise auch kuriose Interpunktion zu finden.
Chris Harrison – Infografik zur Kontinuität der Bibel (S. 7)
Nach einführendem Editorial, Inhaltsverzeichnis und einer Doppelseite mit Zitaten verschiedener Prediger und Bibellehrer zum Thema der Ausgabe folgt auf Seite 7 eine interessante Infografik. Sie zeigt mit über 63’000 Linien die Verknüpfungen der Bibel, und zwar buch- und kapitelweise. Es ist sehr spannend, zu entdecken, dass da tatsächlich so viele Parallelstellen existieren. Das ist ein guter Beweis für die Einheit und Geschlossenheit der ganzen Bibel.
Andreas Münch – Das Gesetz des Mose (S. 8 – 11):
Hilfreich und sehr praktisch erklärt daraufhin Andreas Münch die Funktionen des mosaischen Gesetzes.
Das Gesetz des Mose hatte also eine dreifache Funktion: Es sollte Israel eine Identität geben und die Dinge des Lebens regeln. Darüber hinaus sollte es Israel ein Gespür für die Heiligkeit Gottes vermitteln, woran sie die Notwendigkeit der Gnade Gottes erkennen sollten.“ (S. 11)
Besonders gut fand ich dazu auch das Beispiel vom esellosen Nachbarn:
Gott und seinen Nächsten zu lieben entspricht ebenfalls der Lehre der Apostel, welche für uns Christen verbindlich ist. Das Gebot ist das gleiche geblieben, auch wenn sich die praktische Umsetzung geändert hat. […] Und was die praktische Nächstenliebe angeht, so findest du diesbezüglich wertvolle Prinzipien im mosaischen Gesetz. Auch wenn dein Nachbar keinen Esel mehr hat, den du gemeinsam mit ihm aufrichten kannst, weil das arme Tier unter seiner Last zusammengebrochen ist (vgl. 5. Mose 22, 1 – 4), so könntest du ihm doch dabei helfen, sein Auto anzuschieben, wenn es mal liegengeblieben ist.“ (ebd.)
Hans-Werner Deppe – Paulus & das Gesetz (S. 12 – 15)
Anhand des Galaterbriefs zeigt sodann Hans-Werner Deppe auf, was Paulus zum Gesetz nun tatsächlich sagte und wie das im Lichte der gesamten Schrift zu verstehen ist. Unter der Überschrift „Wozu das Gesetz nicht taugt und niemals taugte“, schreibt er:
Erstens bringt das Gesetz keine Gerechtigkeit ein – es kann nicht gerecht machen bzw. rechtfertigen. Paulus schreibt in [Galater] 2, 21: „… denn wenn Gerechtigkeit durch Gesetz kommt, dann ist Christus umsonst gestorben.“ […] Zweitens macht uns das Gesetz nicht zu Erben: „… denn wenn das Erbe aus dem Gesetz kommt, so kommt es nicht mehr aus der Verheißung“ (3, 18). […] Drittens kann das Gesetz kein ewiges, geistliches Leben geben: „Denn wenn ein Gesetz gegeben worden wäre, das lebendig machen könnte, dann wäre wirklich die Gerechtigkeit aus dem Gesetz“ (3, 21).“(S. 14 – 15)
Waldemar Dirksen – Gesetz und Evangelium (S. 16 – 19)
Daraufhin erklärt Waldemar Dirksen den Zusammenhang von Gesetz und Evangelium sehr eindrücklich:
Das mosaische Gesetz treibt uns in die Hoffnungslosigkeit, weil es uns aufgrund unserer Sünden verflucht und uns erbarmungslos im Abgrund unserer Verdorbenheit liegen lässt. Nun kam Christus und erlöste uns „von dem Fluch des Gesetzes, indem er ein Fluch wurde um unsretwillen“ (Galater 3, 13). Aus diesem Grund ist Christus „das Ende des Gesetzes zur Gerechtigkeit für jeden, der glaubt“ (Römer 10, 4). Für wen ist Christus das Ende des Gesetzes? Die Antwort lautet: „Für jeden, der glaubt.“ Das Gesetz ist nicht der Weg, um vor Gott gerecht zu werden. Damit hat Christus ein Ende gemacht. Christus allein ist der Weg, um vor Gott gerecht zu werden.“(S. 18)
Waldemar Justus – Freiheit und Gesetz (S. 20 – 23)
Äußerst spannend fand ich auch den Artikel zu Freiheit und Gesetz von Waldemar Justus. Er zeigt, dass das, was die Bibel „Freiheit“ nennt, nichts mit unserem sozialen Status zu tun hat:
Erstaunlicherweise ist festzustellen, dass das hebräische Wort für „Freiheit“ (hebr. chuphshah) tatsächlich nur ein einziges Mal im Alten Testament (3Mose 19, 20) auftaucht. Umso interessanter ist es, dass dagegen „Freiheit“ im Neuen Testament gleich ein dutzendmal auftaucht. Das leuchtet spätestens dann ein, wenn JESUS CHRISTUS selbst sagt, dass man ausschließlich durch ihn „wirklich frei wird“ (Johannes 8, 36). Dabei geht das Neue Testament gewissermaßen davon aus, dass vorbehaltlos jeder Mensch ein Leben in Unfreiheit führt. Dabei spielt es auch überhaupt keine Rolle, welche soziale oder politische Stellung ein Mensch innehat (Römer 3, 11f; Galater 4, 3; Offenbarung 6, 15). Dieser Zustand der Unfreiheit wird mit dem dramatischen Wort der Sklaverei beschrieben!“(S. 21)
Raphael Schuster – Gesetz im Heidelberger Katechismus (S. 24 – 27)
Der Heidelberger Katechismus ist eine Sammlung von 129 Fragen und den dazu gehörenden Antworten, die die wichtigsten Lehren der Bibel umfassen und dazu gedacht sind, dass sie leicht auswendig gelernt werden können. Auch dieser Katechismus hat viel Gutes zum Gesetz zu sagen:
Schließlich fragt der Katechismus, ob wir Gottes Gebote denn vollkommen – wie Gott es erwartet – halten können (Frage 114). Die Antwort fällt ernüchternd aus: Nein, über einen geringen Anfang kommen wir nicht hinaus. Trotzdem beginnen wir – jeden Tag neu – in fester Absicht nach allen Geboten zu leben. Dann stellt sich notwendiger Weise die Frage, warum wird das Gesetz dann überhaupt gepredigt? (Frage 115)
Erstens sollen wir unser ganzes Leben lang unsere sündige Art je länger, je mehr erkennen und umso begieriger Vergebung der Sünden und Gerechtigkeit in Christus suchen. Zweitens sollen wir unaufhörlich uns bemühen und Gott um die Gnade des Heiligen Geistes bitten, dass wir je länger, je mehr zum Ebenbild Gottes erneuert werden, bis wir nach diesem Leben das Ziel der Vollkommenheit erreichen.“(S. 27)
Hans-Jürgen Holzmann – Die Zehn Gebote (S. 28 – 31)
Zum Schluss des Magazins hat Hans-Jürgen Holzmann einen Artikel über den Dekalog (die Zehn Worte) verfasst. Gottes Maßstäbe sollen unsere Maßstäbe sein!
Die Zehn Gebote haben zwei Teile. Auf der 1. Tafel mit den ersten vier Geboten geht es um unsere Pflichten gegenüber Gott. Hier wird die Beziehung zwischen Gott und Mensch definiert, unsere vertikale Beziehung „nach oben“. Unsere Beziehung zu Gott ist das Fundament für unseren Umgang mit den Mitmenschen. Unser Herr hat genau dies gelehrt: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstand … und du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (Matthäus 22,37.39). Damit sind wir bei der 2. Tafel der Zehn Gebote, wo unsere Pflichten gegenüber dem Nächsten festgelegt werden. Diese Gebote fünf bis zehn bilden die horizontale Ebene. Die Ethik – Verhaltensregeln – der im Bild Gottes geschaffenen Menschen soll von Gottes Maßstäben geprägt sein.“ (S. 29)
Auch diesmal lohnt es sich wieder sehr, das Magazin zu lesen. Falls du es noch nicht abonniert hast, so kann ich dir nur empfehlen, dies noch zu tun. Möglich ist das hier: *klick*

Timotheus Magazin #9: Buße

Timotheus Magazin #9: Buße

Nachdem ich von der Männerkonferenz im Glaubenszentrum Bad Gandersheim zurückgekommen war, wartete da auf mich eine Überraschung: Die lang ersehnte neunte Ausgabe des Timotheus-Magazins. Das Erste, was auffällt, ist die Tatsache, dass das Magazin ganz klar am Wachsen ist. Der Umfang nimmt zu. Da wollen wir doch einen Blick auf das Magazin werfen, ob sich das längere Warten (der abonnierende Leser wurde um mehrere Wochen vertröstet mit dem Versprechen guter Qualität) gelohnt hat.
Die Titelseite des Magazins ist wie immer grafisch sehr gut aufgemacht. Hatte ich bei der letzten Ausgabe bemängelt, dass der Schriftzug aufgrund von zu wenig Kontrast nicht gut leserlich war, so war dem nun abgeholfen. Auch diesmal lässt sich über den Zusammenhang des Titelbildes zum Thema des Magazins nur spekulieren – ein guter Schachzug, der den Leser auf den Inhalt neugierig macht. Auf die Titelseite folgen vier Seiten, auf welchen je nur ein Zitat zu finden ist. Auch sonst wurde grafisch wieder in allerhöchster Qualität gearbeitet. Großes Lob an Peter Voth, den Designer des Magazins. Das gesamte Design ist auch diesmal wieder sehr gut – klasse aufgemacht und doch so zurückhaltend, dass es die Schrift ins Zentrum rückt.
Bereits das Editorial macht neugierig auf die Beiträge, bereits da findet sich eine wunderbare Aussage, der man einfach zustimmen muss: In Zeiten der großen Erweckungen, in den Zeiten Luthers, Calvins, Whitefields, Edwards oder Spurgeons nahm die „Buße“ ihren rechtmäßigen und lehrmäßig richtigen Platz ein. Die Biografen großer Gottesmänner zeugen von der Wucht und Wichtigkeit „echter Buße“ und wir tun gut daran, daraus zu lernen. Angesichts dieser Tatsache fragen wir: „Was bedeutet Buße wirklich?“(Seite 6)
Auf Seite 9 folgt eine sehr schöne Wiedergabe des Psalms 51, darauf der Beitrag von Kurt Vetterli zum Thema „Das Wesen wahrer Buße“. Er schreibt, nachdem er Hesekiel 36, 26f zitiert: Es ist Gott der Heilige Geist, der die Buße im Herzen der Menschen bewirkt. Ohne dieses Wirken bleiben sie im Ungehorsam. (S. 13) Den Schluss des Artikels möchte ich auch noch kurz wiedergeben, denn darin ist so viel Wahrheit: Buße ist nicht nur ein einmaliger Akt, sondern eine umfassende Lebenshaltung. Die Erkenntnis Gottes und die Liebe zu ihm wächst, die Erkenntnis der Sünde wächst ebenfalls und damit auch die Betrübnis über sie und der Hass auf sie. Die Bereitschaft, Sünde immer wieder beim Namen zu nennen und sich von ihr abzuwenden, ist ebenfalls wachstümlich. Diese Haltung echter Bußfertigkeit wird sich in unserem Leben vertiefen und einprägen. Dadurch wird die Gemeinschaft mit Gott, der uns diesen neuen Sinn gegeben hat, ebenfalls eine tiefere werden. Die Liebe zu ihm wächst und damit auch die Abneigung gegen alles, das Gott missfällt. (S. 13)
Ab Seite 15 folgt der nächste Beitrag von Sascha Baer, der uns das Leben von Josia vorstellt, als einem „Mann der Buße“. Josia suchte Gott und fand ihn, tat Buße und gehorchte dem lebendigen Gott. Er zerstörte alle Götzenbilder, denn er war sich seiner Verantwortung dem Volk gegenüber wohl bewusst. Er richtet dafür das Haus Gottes wieder auf, damit die Gemeinschaft mit Gott wieder wie geplant gepflegt werden kann und hört auf Gottes Wort: Die durch das Wort Gottes herbeigebrachte Sündenerkenntnis bewirkt in Josia ein Verlangen danach, Gottes Absichten mit ihm und seinem Volk zu erfahren. So schickt er Hilkija, Schafan und die anderen Berater zur Prophetin Hulda. Sie soll den Herrn zum Zustand des Volkes befragen. Gott spricht und bleibt seinem Wort treu. (S. 18)
Auf den Seite 20 und 21 ist ein sehr gutes Bild zu finden, auf dem der Reformator Martin Luther beim Wittenberger Thesenanschlag nachgestellt wird. Der Beitrag von Simon Schuster zum Thema „Luther und die Buße“ ist ebenfalls sehr lesenswert. Er schreibt: Luther war so streng mit sich selbst – aus Angst, dass Gott ihn verdammt – dass er eben ständig wegen jeder Kleinigkeit bei Staupitz [seinem Beichtvater] beichten wollte. Die Gespräche mit Staupitz führten Luther aber zu wunderbaren Erkenntnissen, so dass er bekennen konnte, „dass das Wort Buße, das für mich früher das bitterste Wort der ganze Schrift war – solange ich nämlich mit aller Kraft vor Gott Buße erheucheln und eine selbstgemachte und erzwungene Liebe zum Ausdruck bringen wollte -, mir jetzt süßer und lieber klingt als alles andere.“ (S. 22)
Der Beitrag ab Seite 24 zum „Bußgebet Daniels“ ist auch ein Leckerbissen für den gläubigen Leser. Der Autor, Waldemar Justus, schreibt dazu: Ausführlich hat Daniel bis hierhin das Vergehen des gesamten Volkes ungeschminkt vor Gottes Thron getragen. Doch ab Vers 15 begegnet uns eine erstaunliche Wende im Bußgebet Daniels. Plötzlich steht etwas ganz anderes im Mittelpunkt des Gebets. Es geht um Gott und seine Ehre. Was tut Daniel da? Ihm kommt es gar nicht in den Sinn Gott mit der eigenen Gerechtigkeit und Ehre zu beeindrucken. Sieh, welche Geschütze Daniel in seinem Bußgebet auffährt. Es geht ausschließlich um Gott und seinen Bund, seine Befreiung aus Ägypten, sein Volk, sein Heiligtum, seine Stadt, seinen Namen. Daniel setzt alles auf eine Karte! […] Daniel verstand ein wichtiges Prinzip im Reich Gottes: Der Schlüssel für Lebensveränderung und erhörtes Gebet ist nicht in mir zu finden, sondern allein in Gottes Verheißungen, die er in seinem Wort, der Bibel offenbart hat!(S. 27)
Dann geht es gleich weiter mit dem Thema „Buße nach dem Willen Gottes“. Waldemar Dirksen schreibt über die heilsame Betrübnis, die eine echte Buße begleitet. Wirksam und zielführend sind göttliche Zuchtmaßnahmen, die den Menschen betrüben. Sie sind dennoch immer ein Akt der Liebe. „Denn die gottgewollte Betrübnis bewirkt eine Buße zum Heil“ (2. Kor. 7,10). Diese Worte hat Paulus an Gläubige in Korinth geschrieben. Der erste Brief von Paulus hat sie betrübt. Er hat sie wegen verschiedener Sünden zurechtgewiesen. Im zweiten Brief stellt Paulus nun fest, dass ihre Betrübnis gottgewollt war, da sie eine heilsame Buße bewirkte.(S. 31)
Interessanterweise folgt diesem Beitrag noch ein Review zu einem Buch, das ich kürzlich hierauch zitiert und kurz vorgestellt habe. Eddi Klassen hat den Review zum Buch „Die Lehre von der Buße“ von Thomas Watson verfasst. Einmal mehr die Empfehlung an alle Leser, dieses Buch zu lesen. Es ist sehr wertvoll. Darauf folgt noch ein zweites Review von Peter Voth, der die BasisBibel vorstellt. Da ich sie persönlich noch nicht kenne, kann ich an der Stelle nichts weiter dazu sagen.
Zusammenfassend möchte ich festhalten: Das Warten hat sich gelohnt! Ich habe mich riesig gefreut, das Magazin in der neunten Ausgabe zu lesen. Und bin schon gespannt auf die nächste Ausgabe. Wenn Du, lieber Leser, das Magazin noch nicht abonniert hast oder es verschenken möchtest, so sind hierdie Möglichkeiten, dies zu tun. Ich lege es jedem ans Herz.