Ein puritanischer Glaubensgrundkurs

Wer mich kennt, weiß, dass ich häufig das Lesen von alten Büchern – insbesondere aus der Zeit der Reformation, der Puritaner und des frühen Methodismus – empfehle. Ab und an kommt dann die Frage: Alles gut und recht, aber wo fange ich an?
Eins der Bücher, die ich da besonders gern empfehle, ist ein kleiner Glaubensgrundkurs von Henry Scougal. Dieser Mann wurde 1650 in Schottland geboren. Sein Vater war über 20 Jahre lang Bischof von Aberdeen. Mit 15 Jahren begann Henry seine theologische Ausbildung und wurde mit 22 Jahren zum Pastor ordiniert. Ein Jahr später kehrte er an die Universität zurück, wo er die restlichen fünf Jahre seines Lebens als Theologieprofessor lehrte. Mit 27 Jahren starb er – viel zu früh, möchte man sagen – an Tuberkulose.
Sein wichtigstes Werk ist ein ausführlicher Brief an einen Freund, in welchem er den christlichen Glauben vorstellt. Kurz vor seinem Tod hat er den Inhalt dieses Briefs noch überarbeitet und für den Druck freigegeben. Es erschien unter dem Titel „The Life of God in the Soul of Man“ (Das Leben Gottes in der Seele des Menschen) und ist als schönes PDF kostenlose online zu finden (Link).
Dieses Büchlein hat schon vielen Menschen geholfen, einen Durchbruch zum echten Glauben zu finden. Etwa der Erweckungsprediger und Evangelist George Whitefield hat erzählt, dass seine Bekehrung, nach der er lange gesucht und gestrebt habe, erst durch das Lesen von Scougals Buch bewirkt wurde.
Scougal beginnt damit, zu erklären, was wahrer Glaube ist und was nicht. Er definiert den Glauben als „Göttliches Leben“ (Divine Life) und erklärt das recht ausführlich. Dem Glauben als „göttliches Leben“ stellt er das natürliche oder „tierische Leben“ (animal life) des Menschen gegenüber. Der Mensch ist für etwas Besseres gemacht als dieses animal life, deshalb macht er sich schuldig gegenüber Gott, wenn er sich von der tierischen Selbstliebe und Egoismus leiten lässt.
Was den Unterschied ausmacht, das ist das Leben, welches Gott im gläubigen Menschen lebt: Er erfüllt den Menschen mit Liebe zu Gott, und diese Liebe zu Gott führt weiter zur Liebe gegenüber den Mitmenschen. (Nebenbemerkung: Das ist eine ganz wichtige Sache, dass wir diese Reihenfolge beibehalten. Zuerst kommt die Liebe zu Gott, die automatisch zur Nächstenliebe führt und nicht umgekehrt! Das wird im 21. Jahrhundert zu oft vergessen und verwechselt!) Davon ausgehend wird der gesamte Glaube Stück für Stück angeschaut und daraus viele wertvolle Lehren und Konsequenzen für unser tägliches Leben gezogen. Das kurze Büchlein (84 Seiten) ist relativ leicht zu lesen, an den Stil muss man sich halt gewöhnen („doth“ statt „does“, etc.).
Ich habe das Buch leider bisher noch nicht auf deutsch gefunden. Falls jemand etwas davon weiß, bin ich dankbar um Hinweise.

Kurzbiographie: John Bunyan

Das Leben von John Bunyan
1. Einleitung
John Bunyans Buch „Die Pilgerreise“ ist nach der Bibel das meistgedruckte und meistverkaufte Buch auf dem christlichen Buchmarkt. Es ist ein geistlicher Roman, der mit Gleichnissen versucht, den Weg eines Gläubigen zu beschreiben. Häufig greift er dazu auch auf die Bibel zurück, wo das Leben als Christ auch als Pilgerweg durch eine fremde Welt hindurch beschrieben wird.
Dieses Buch geht nicht auf einen studierten Theologen zurück, sondern auf einen ganz gewöhnlichen Mann, einen Kesselflicker mit nicht einmal besonders guter schulischer Bildung. Doch selbst der große puritanische Theologe John Owen ging oft und gerne dorthin, wo Bunyan predigte. Was ihn auszeichnete, war seine große Erfahrung, seine Menschenkenntnis, aber auch und gerade sein großes Vertrauen in das Wort Gottes.
Wir wollen nun in aller Kürze sein Leben und Werk betrachten, immer mit der Frage im Hinterkopf, was wir für heute von diesem John Bunyan lernen können.
2. Kindheit, Jugend, Heirat
John Bunyan kam am 28. November 1628 in Elstow bei Bedford, in der Nähe von Northampton, in England, zur Welt. Er hatte zwei jüngere Geschwister. Wir wissen leider sehr wenig über seine frühere Zeit, selbst in der Autobiographie „Grace Abounding“ (überströmende Gnade) wird die gesamte Kindheit und Jugendzeit in ein paar Nebensätzen abgehandelt.
Er ging in Bedford zur Schule und lernte dort wohl gerade mal das Nötigste zum Leben: Lesen, schreiben, rechnen. Dann lernte er den Beruf seines Vaters: Kesselflicker. Das ist eine Art Kupferschmied, die sich darauf spezialisiert hatte, alle möglichen Geräte des Haushalts zu reparieren. Die meisten von ihnen hatten keine feste Werkstatt, da es dann zu wenig zu tun gab, um überleben zu können. Vielmehr zogen sie in den Dörfern umher und kamen in die Häuser, um dort vor Ort gleich alles wieder reparieren zu können.
1648 heiratete er seine erste Frau. Wir wissen ihren Namen nicht aus sicheren Quellen, wir wissen nur, dass die erste Tochter der beiden Mary genannt wurde, und weil es damals üblich war, dass das erste Mädchen den Vornamen der Mutter bekam, lässt sich mit einiger Sicherheit sagen, dass die Frau auch so hieß. Mit ihr hatte er zwei Töchter, Mary und Elizabeth, sowie zwei Söhne, John und Thomas. Leider ist sie schon nach acht Jahren der Ehe gestorben. Drei Jahre nach ihrem Tod heiratete Bunyan erneut, diesmal eine Elisabeth, mit der er auch noch einmal zwei Kinder hatte, welche sie Sarah und Joseph nannten.
3. Gottes Werk der Bekehrung
Kurz vor seiner Hochzeit hatte John noch ungefähr drei Jahre bei der Armee gedient. Dort wird er wohl bereits öfter mit puritanischen Predigten der Feldpfarrer konfrontiert worden sein. Dennoch dauerte es noch eine gute Weile, bis er zu einer endgültigen Bekehrung und der völligen Heilsgewissheit gedrungen war. Seine Frau Mary war tief gläubig, und auch ihr Vater war ihm darin zu einem Vorbild geworden. Doch vorerst wollte der junge Kesselflicker noch nichts davon wissen. Er ging zwar in die Kirche, doch war der Inhalt der Predigten – so eindrücklich sie auch gewesen sein mochten – nach einem leckeren Sonntagsbraten schnell wieder vergessen.
Inzwischen war John vor allem in Bedford zur Arbeit unterwegs, denn in Elstow gab es für ihn zu wenig zu tun, und da seine erste Tochter blind zur Welt gekommen war, brauchte er ein Einkommen, das für sie als Familie zum Auskommen reichte. In Bedford traf er eine Gruppe von älteren Frauen, die sich über geistliche Dinge, wie zum Beispiel die Notwendigkeit der Wiedergeburt, unterhielten. Da erfasste ihn der Wunsch, noch mehr darüber zu erfahren, und so suchte er immer wieder die Gemeinschaft mit diesen Menschen. Dieser Kontakt führte immer mehr dazu, dass er die Dummheit seines Selbstvertrauens und die überführende Kraft von Gottes Wort erkannte.
Doch immer mehr nahmen auch die Versuchungen zu, die ihm schwer zu schaffen machten. Immer wieder kam der „Vater der Lüge“ und wollte ihn davon abbringen, weiter nach dem Weg zu suchen. John war sehr empfindsam für solche Dinge, und so geschah es immer wieder, dass er sich verwirren ließ und manchmal über Tage in einer niedergeschlagenen Stimmung verbrachte. Als er den gläubigen Leuten von Bedford erzählte, brachten sie ihn in Kontakt mit John Gifford, ebenfalls ein Laienprediger, der einst als Major in der englischen Armee gedient hatte, und eine schwere Zeit hinter sich hatte, ähnlich jener, in der sich Bunyan gerade befand.
Durch all diese schweren Zeiten hindurch, diese von Selbstzweifel und inneren Nöte geprägten Wochen und Monate, wurde John Bunyan zu einem Dienst vorbereitet, der in seinen Tagen vielen Tausenden und über die Jahrhunderte hinweg bis zum heutigen Tag wohl etlichen Millionen Menschen zum Segen werden sollte. Im Jahre 1653 ließ er sich in der Ouse, einem Fluss in der Nähe, taufen.
4. Der Kesselflicker als Prediger
1655 zog er mit der Familie ganz nach Bedford um. Er war inzwischen in der Versammlung von John Gifford zum Diakon gewählt worden. Doch schon kurz darauf starb seine Frau Mary. Und nicht allzu viel später stirbt auch John Gifford, der Pastor der Versammlung in Bedford. Nun gibt es für alle noch viel mehr zu tun. Vier Kinder zu Hause, die Arbeit für den Lebensunterhalt, der Dienst in der Gemeinde, und so weiter.
Gerade auch in seiner Versammlung hat er immer wieder gezeigt, dass sein Bibelstudium sehr exakt und wirklich ausführlich war. Schließlich hatte er sie ja während Jahren verzweifelt durchforscht, um darin das ewige Leben zu finden und die Gewissheit, zu den Auserwählten zu gehören. So haben immer mehr Menschen in seinem Umfeld gemerkt, wozu er berufen war. Nur ihm selbst machte das große Probleme. Erst nach langem Bitten ließ er sich dazu überreden, in einer Privatversammlung Gottes Wort zu lesen und auszulegen. Dies war immer mit großem Segen verbunden, sodass er begann, an verschiedenen Orten zu predigen, wohin er eingeladen wurde.
Schon bald wurde er bekannt, und es dauerte nicht lange, bis ihm das Predigen verboten wurde. Weil er sich gewohnt war, kräftig und deutlich zu predigen und kein Blatt vor den Mund zu nehmen, regte sich der Widerstand aus den Großkirchen. Inzwischen war Oliver Cromwell gestorben, und im Mai 1660 bestieg Charles II den Thron von England. Unter ihm wurde die Uniformitätsakte zum Gesetz gemacht, die das „Book of Common Prayer“, eine von kirchlichen Theologen verfasste Sammlung von Liturgien, Liedern und Gebeten, zum offiziellen Dokument gemacht, dessen regelmäßigen Gebrauch jeder Pfarrer mit der Unterschrift bezeugen musste. Unter anderem wurde auch das Predigen nur noch denjenigen erlaubt, welche von der anglikanischen Kirche als Pfarrer eingesetzt wurden.
5. Die Zeiten im Gefängnis
So wurde bald eine Gelegenheit gefunden, um John Bunyan festzunehmen. Dies geschah am 12. November 1660. Er wurde verhört, und durfte gerade während dieses Verhörs erfahren, wie Gott ihn mit den richtigen Worten im richtigen Moment getröstet hat. Seine Gegner hatten bald kaum noch etwas zu erwidern, so sprachen sie ihn wütend schuldig und ließen ihn ins Gefängnis bringen. Inzwischen hatte er ja noch ein zweites Mal geheiratet. Seine zweite Frau, Elisabeth, musste eine ganz besonders schwere Zeit durchmachen. Da Bunyan weit herum bekannt war, und deshalb viele Feinde hatte, konnte auch sie mit ihren Worten nichts ausrichten, um die Freiheit ihres Mannes zu erbitten.
Sechs Jahre musste er im Gefängnis verbringen. 1662 wurde die Verwendung des Common Prayer Book als Gesetz erlassen, und ungefähr 2000 Pastoren ihres Amtes enthoben. Zahlreiche von ihnen wurden ebenfalls inhaftiert, weil sie ebenfalls ohne Erlaubnis mit Predigen fortfuhren. Im Gefängnis flocht er bunte Schnüre und Bänder, die er an Händler verkaufen konnte, um so seiner Familie etwas Geld fürs Allernötigste zukommen zu lassen. Daneben kümmerte er sich um das geistliche Wohl der Mitgefangenen und ging auch weiterhin seiner schriftstellerischen Tätigkeit nach.
Nach Verlauf der sechsjährigen Haft wurde Bunyan freigelassen. Unter stetiger Beobachtung durch Spione führte er seine Berufung fort. Die Freiheit dauerte nicht besonders lange, und schon wurde er wieder nach kurzem Verhör ins Gefängnis gebracht. In dieser Zeit starb auch sein ältestes Mädchen, die blinde Mary.
1672 kam John endlich wieder frei. Der König hatte inzwischen erkannt, dass er etwas diplomatischer vorgehen musste. So durften sich die freien Gemeinden wieder treffen, sie mussten nur ihre Orte offiziell anmelden. John Bunyan bekam eine Predigtlizenz, mit der er in jeder offiziell angemeldeten Gemeinde predigen durfte. Nun wurde in Bedford eine ehemalige Scheune ausgebaut und angemeldet. Diese Gemeinde in Bedford stellte ihn nun als Pastor an. Doch schon 1874 wurde ein neuer Haftbefehl gegen ihn ausgestellt, mit der Behauptung, Bunyan würde gegen den König predigen. Im Stadtgefängnis hat er jetzt die Pilgerreise geschrieben, sein bekanntestes Werk. 1676 wurde er auf den Wunsch des großen Puritaners John Owen wieder auf freien Fuß gelassen. 1687 wurde die Pilgerreise in London gedruckt. Bereits bis Ende dieses Jahres wurden weit mehr als 2000 Exemplare verkauft. Sein Dienst war in den darauf folgenden Jahren sehr gesegnet. Doch leider war seine Gesundheit schon immer etwas schwierig. Im Alter von fast 60 Jahren starb John Bunyan an Fieber am 31. August 1688.
6. Die Pilgerreise
Dieses weitaus bekannteste Werk von Bunyan wurde seit seinem Erscheinen in über 120 Sprachen übersetzt und ist nach der Bibel das meistgelesene Buch von einem Gläubigen. Seine gesamte Kenntnis der Schrift, seine Kenntnis des Menschen und seine Kenntnis der schrecklichen Abgründe im Herzen des Menschen haben ihn zu einem Schriftsteller gemacht, der wie kaum ein anderer dazu gebraucht werden konnte, um Menschen aller Zeiten und Kulturen zu einem Segen zu werden.
Die Pilgerreise beschreibt das Leben des Gläubigen als eine Art Gleichnis. Er beschreibt den Weg zum Glauben, und das ist in gewisser Weise auch eine autobiographische Szene. Das Herz des Menschen, das lange suchen muss, bis es Christus gefunden hat, und auch danach ständig in Gefahr steht, versucht zu werden, wird wunderschön dargestellt.
Die Hauptperson ist Herr Christ. Er wohnte in der Stadt Zerstörung und trug eine schwere Last. In einem Buch hatte er gelesen, dass ihn diese Last ins ewige Verderben bringt. So macht er sich auf die Suche nach der Rettung. Er findet durch Evangelist den Weg zur engen Pforte, wo er hindurch geht. Doch kaum ist er drüben, prasseln die bösen Pfeile auf ihn ein, und er muss den Weg schnell fortsetzen. Dann kommt er an verschiedenen Orten vorbei. Manchmal sind es Menschen, die ihn vom Weg abbringen wollen, oder auch Situationen, die ihm Angst machen. So etwa das Tal der Todesschatten. Aber zwischendurch findet er immer wieder Ermutigung, die ihm hilft, weiter zu gehen. So geht es immerzu weiter, bis sie am Ende in der himmlischen Stadt ankommen.
Wer das Buch liest, wird sich selbst schnell darin wiederfinden. Es ist ein exzellentes Gleichnis für unser Leben als Gläubige, die den Weg durch die enge Pforte gefunden haben. Mit großer geistlicher Erkenntnis führt John Bunyan all die Schwierigkeiten auf, die auf uns zukommen auf diesem schmalen Weg. Dies hilft dem Leser, sich in dieser Welt zurecht zu finden und ermutigt immer wieder, zum weitermachen. Es gibt übrigens auch einen zweiten Band der Pilgerreise, die Bunyan einige Zeit nach dem ersten verfasst hatte. In diesem geht es dann um die Frau von Herrn Christ, um Christin und deren Kinder.
7. Weitere Werke
John Bunyan hat einige Bücher und Predigtsammlungen geschrieben. Besonders zu erwähnen sind vor allem zwei Bücher nebst der Pilgerreise. Das erste ist seine Autobiographie namens „Grace Abounding“ (Überreiche Gnade). Er beschreibt darin zuerst sein schlimmes Leben vor seiner Bekehrung (in unserer Zeit würden wohl manche fragen, was daran denn so schlimm sei). Interessanterweise erwähnt er Elstow als Ort, wo er aufgewachsen ist, nur zweimal nebenbei. Dann fährt er fort, die wunderbare Gnade Gottes zu beschreiben, wie der Herr ihn nie aufgegeben hat, sondern dafür gesorgt, dass das göttliche Geschehen an seiner Seele auch tatsächlich bis zum Ende durchgeführt wurde. Wie er unter dem Dienst von John Gifford immer mehr gestärkt wurde und wie er letztendlich herausfand, dass Gott ihm die Gnadengabe des Predigens verliehen hatte. Das Buch endet damit, dass er die Verhaftung schildert, in der er sich gerade befand.
Das zweite Buch, das auch eine besondere Erwähnung verdient, ist „The Holy War“ (der heilige Krieg), in dem es jedoch keinesfalls um politische Kämpfe geht, sondern um den geistlichen Kampf, der ständig um die Seele des Menschen tobt. Auch dieses Werk ist als Gleichnis geschrieben. Im Zentrum steht die Stadt namens „Menschenseele“. Shaddai ist der Herrscher und Schöpfer des Universums und der Stadt Menschenseele. Aber leider hat Diabolus, der Feind von Shaddai, die Stadt eingenommen. Und nun geht es um diesen Kampf, um die Mittel zum Kampf, und im Zentrum steht Immanuel, der Sohn von Shaddai, der den Kampf gegen Diabolus anführt. Dieses Werk ist auch von großer geistlicher Bedeutung für das Leben als Christen. Es zeigt ebenfalls, wie groß Bunyans Kenntnis des Menschen war.
8. John Bunyans Vorbild für uns
Ich möchte an dieser Stelle drei Bereiche nennen, in welchen uns John Bunyan ein Vorbild werden kann. Es gäbe bestimmt noch viel mehr aufzuzählen, aber diese drei sind mir besonders wichtig geworden.
1. Er war kein ausgebildeter Theologe, aber ein ausgezeichneter Menschen- und Bibelkenner. Seine schulische Bildung war gering, sie reichte aus, dass er lesen und schreiben konnte, hatte jedoch keinen akademischen Grad, und dennoch hat Gott ihn als Werkzeug für viele Generationen und Jahrhunderte gebraucht. Was wir heute brauchen, sind Menschen, die bereit sind, sich mit einer solchen Hingabe an die Bibel zu wenden. Bunyan hat wohl recht wenige andere Bücher als die Bibel gekannt. Aber seine Bibel kannte er und war in ihr zu Hause. Und wichtiger noch: Er hatte gelernt, ihr zu vertrauen. Wir haben viel zu oft nur ein oberflächliches Vertrauen in die Bibel und ein viel zu großes Vertrauen in uns selbst. Es sollte umgekehrt sein: Dass wir an uns selbst zweifeln, das tut not, aber unser solides Fundament, an dem wir alles andere, inklusive uns selbst, prüfen, das muss das Wort Gottes sein. Es braucht keine Ausbildung an einer Universität, um Gott zu kennen. Aber es braucht viel Liebe zu dem Buch, in dem Gottes Wort steht.
2. Er hatte seine Erkenntnis mit großem Kraftaufwand erkämpft. Bunyan wusste darum, dass das Leben als Gläubige ein Kampf ist. Dass man immerzu den Regungen seines eigenen, betrügerischen Herzens und den Verführungspfeilen Satans ausgeliefert ist. Es hat bei ihm Jahre gedauert, bis er den ersten Kampf, denjenigen um die absolute Heilsgewissheit, errungen hatte. Aber diese Kämpfe führten dazu, dass er kein oberflächlicher Mann wurde, sondern dass seine Erkenntnis wirklich in die Tiefe des Seins ging. Dorthin, wo sie sein Leben tatsächlich beeinflusste. Viele Predigten zielen heute nur auf eine ganz oberflächliche Zustimmung ab, aber sie werden nicht erkämpft. Deshalb gibt es auch so viel moralischen Verfall in den Gemeinden.
3. Diese Erkenntnis in der Tiefe seines Lebens gab ihm die Kraft, um auch in den schweren Zeiten im Gefängnis standhaft zu bleiben. Sein Wissen um die absolute Wahrheit und Irrtumslosigkeit der Heiligen Schrift und die totale Treue seines Gottes, ließen ihn die langen Jahre des Aufenthalts im Gefängnis als etwas Positives sehen. Er wusste, dass er nicht nachgeben konnte, weil er seinen Gott nicht verleugnen durfte. Sein Gott hatte ihn zum Predigen begabt, deshalb musste er das tun und durfte keinen Kompromiss eingehen und zustimmen, dass er aufhören würde mit dem Predigen. Er war bereit, unter den schwersten Umständen seines Lebens Gott treu zu bleiben. Wenn wir diese Kraft auch wollen, so wird uns nichts daran vorbeiführen, diesen Kampf um die echte, tiefe Erkenntnis auch selbst zu durchleben.
Zum Abschluss noch vier Amazon-Links für Leseratten:
Hier gibt es eine gute deutsche Biographie über John Bunyan von Frank Mott Harrison
Hier kann man die Pilgerreise kaufen
Hier gibt es seine Autobiographie “Überreiche Gnade”
Hier ist der Link zum Heiligen Krieg

John Owen über geistliche Einheit und Spaltungen

In einem weiteren Vortrag der Westminster Konferenzen hat D. M. Lloyd-Jones 1963 darüber gesprochen, was wir in Bezug auf gemeindliche Einheit und Spaltungen (schisms) aus den Schriften von John Owen lernen können. Hier ein kurzer Auszug daraus:
Es kann keine Einheit geben, bis es eine Übereinstimmung in Bezug auf die Wahrheiten des Evangeliums gibt. Es ist eine geistliche Einheit, aber es ist auch eine Einheit des Glaubens. Wenn es Uneinigkeit bezüglich des Glaubens gibt, kann es keine Einheit geben. Deshalb kann es keine Einheit geben zwischen einem Evangelikalen und einer Person, die wesentliche Bestandteile des evangelikalen Glaubens abstreitet.“(Seite 86)
Owen hat ein paar wunderbare Dinge zu sagen über dieses gesamte Thema der Bewahrung der Einheit. Hier ist etwas, was er zu sagen hat: „Wir bezeugen, dass, weil auch die besten Menschen in diesem Leben nur in Stückwerk erkennen, alle Glieder dieser Gemeinde in vielerlei Hinsicht zu Fehlern, Irrungen und Fehlurteilen neigen; und deshalb ist es so, obwohl sie alle innerlich von demselben Geist geführt und geleitet werden bezüglich aller Dinge, die zum ewigen Heil absolut notwendig sind, und alle auf dieselbe Herrschaft des Wortes acht geben, nachdem, wie sie die Absicht Gottes darin verstehen und alle entsprechend demselben göttlichen Glauben, der Substanz und Natur desselben, alle gleichermaßen demselben Haupt vereint sind, dennoch gibt es im Bekenntnis, das sie von den Vorstellungen und Überzeugungen ihres Verstandes über die Dinge, die in der Schrift offenbart sind, wie es schon immer war, viele Unterschiede unter ihnen. Es ist auch moralisch gesehen unmöglich, dass es anders sein soll, denn bei ihrem Urteil und dem Bekenntnis sind sie der Fähigkeit ihren eigenen Verstandes und der Freiheit ihres Willens überlassen, wo es große Unterschiede bezüglich der Mittel von Licht und Wahrheit gibt, zusammen mit anderen Umständen, in welche sie von der heiligen, weisen Vorsehung Gottes gelenkt werden. Auch hat der Herr Christus mit Absolutheit versprochen, dass es anders mit ihnen gehen soll, aber während Er sie alle durch Seinen Geist in den Fundamenten der ewigen Errettung sichert, überlässt Er sie in anderen Dingen der gegenseitigen Ausübung der Liebe und der Geduld, mit der Verantwortung der Pflicht nach einer beständigen Bemühung, zu einer vollkommenen Einheit zu wachsen, durch die Verfeinerung der gesegneten Hilfsmittel und der Unterstützung, die Er ihnen so gerne anbietet. Und jene, welche mit Mitteln der Gewalt versuchen, sie zu irgend einer anderen Einheit oder einem anderen Zugeständnis zu zwingen, als ihr eigenes Licht und ihre Pflicht sie führt, jene tun, was sie können, um die ganze Absicht des Herrn Christus in Bezug auf sie zu opponieren und auch Seine Herrschaft über sie. Einstweilen ist es gewiss, dass sie in Trennungen und Spaltungen fallen können, und in gegenseitige Erbitterung unter ihnen, durch die Überbleibsel an Dunkelheit in ihrem Verständnis und die Schwäche des Fleisches.“(Seite 87f)
(D. M. Lloyd-Jones, The Puritans: Their Origins and Successors, The Banner of Truth Trust, Übersetzungen von mir)

D. M. Lloyd-Jones über das Ziel der Theologie

Einmal mehr ein wunderbares Zitat von D. Martyn Lloyd-Jones aus dem Vortrag von 1961 an der Puritan Conference zum Thema “Knowing and Doing”.
„Ich habe das Gefühl, dass wir sehr vorsichtig sein müssen in Bezug auf diese Dinge, und dass wir zum Neuen Testament zurückkehren müssen und sehen, was möglich und bereit ist für Gottes Kinder, für Christenmenschen, solange sie hier auf Erden sind. Ist diese Art eines „pneumatischen“ Elements so herausragend unter uns, wie es sein sollte? Das scheint mir die große Frage zu sein. Im Grunde genommen ist Theologie ein Fundament und nichts mehr. Sie ist kein Ziel, sie ist nur ein Anfang. Sie ist das Mittel. Wir dürfen nie bei ihr stehenbleiben. Sie ist immer dazu da, um uns durch Glauben zu dieser Erkenntnis, zu dieser Intimität, zu dieser tiefen persönlichen Erfahrung des lebendigen Gottes zu bringen, in welcher wir Ihm wirklich begegnen, wissen, dass Er gegenwärtig ist und uns der Kraft des Heiligen Geistes in und unter uns bewusst werden. Lasst uns uns deshalb mit großer Ernsthaftigkeit in Bezug auf diese Dinge untersuchen. Es ist äußerst wunderbar und erfreulich, Gemeinschaft unter verwandten Seelen zu haben. Wie reizvoll ist es, über diese Dinge zu diskutieren und zusammen zu reden. Was gibt es Erfreulicheres als das? Aber es kann zu nichts führen – absolut nichts! – wenn wir uns nicht der Tatsache bewusst sind, dass dies alles nur ein Mittel ist, das Gott uns zur Verfügung stellt, um uns zur Erkenntnis Seiner Selbst zu bringen.“ (D. M. Lloyd-Jones, The Puritans: Their Origins and Successors, The Banner of Truth Trust, 1987, S. 51, eigene Übersetzung)

Weil es wunderbar zum Thema passt, hier auch noch der Verweis auf einen super Blogpost von Waldemar Justus auf Jesus24.de: Das Herz eines Theologen

Vom Hören der Predigt und vom Lesen

Im Jahre 1960 hat D. Martyn Lloyd-Jones eine bemerkenswerte Lektion über das Erlangen von echter und falscher Erkenntnis gehalten. Im Zeitalter von Internet und freier Verfügung von so viel Wissen ist die Gefahr, die er anspricht, noch viel größer geworden. Ein lesenswerter Auszug aus diesem Vortrag:
„Aber wir müssen dem dritten Grund mehr Aufmerksamkeit widmen, welcher etwas kontroverser sein könnte. Ich bin der Meinung, dass es eine ganz spezielle Gefahr gibt an diesem Punkt und in dieser Beziehung der Diskussion, wo es um das Ausspielen von Lesen gegen Predigen geht. Vielleicht ist das eine der größten aller Gefahren in der Zeit, in der wir leben. Ich stelle fest, dass das Lesen viel gefährlicher ist als das Hören der Predigt, und ich weise darauf hin, dass eine wirklich echte Gefahr entsteht, wenn jemand seine Zeit nur mit Lesen verbringt und nicht unter die Kraft der Predigt kommt. Was will ich damit sagen? Ich will damit ungefähr folgendes sagen: Wenn jemand ein Buch liest, so hat er in einem gewissen Sinne die gesamte Kontrolle. Es hängt zwar teilweise vom Buch ab, ich weiß, aber sobald er beginnt, sich unwohl zu fühlen, kann er es zumachen und einen Spaziergang machen, oder – er kann viele Dinge tun. Aber all das kannst du nicht tun, während du eine Predigt hörst. Natürlich, es könnte sein, dass du so unhöflich bist, um aufzustehen und hinauszugehen, und manche Leute tun das ja auch, aber aufs Ganze gesehen ist das nicht üblich.

Das Predigen schützt uns deshalb in gewisser Weise vor diesen besonderen Gefahren, die aus dem Lesen allein resultieren, natürlich vorausgesetzt, es handelt sich um echtes Predigen. Denn wenn jemand echtes Predigen hört, so kommt er unter die Macht der Wahrheit, und zwar in einer Weise, in die er beim Lesen allein nicht kommt. Ob du jetzt die Definition des Predigens von Phillips Brooks magst oder nicht, der sagte, es sei „Wahrheit vermittelt durch Persönlichkeit“, aber sie beinhaltet eine Menge Wahrheit, und die Bibel gibt uns viele Beispiele dafür. Gott gebraucht die menschliche Persönlichkeit. Nicht nur das, sondern der Prediger erklärt nicht nur die Bibel, sondern er macht auch Anwendungen und sorgt dadurch dafür, dass die Anwendung auch ihr Ziel findet. Wenn jemand ein Buch liest, so kann es sein, dass er nie zu einer Anwendung kommt. Er kann sich dazu entscheiden, das Buch zu schließen und aufzuhören, wann immer er möchte; es gibt kein Beharren auf die Anwendung. Ich fürchte, dass in unserer Zeit, wo die Menschen dazu tendieren, immer weniger und weniger Predigten zu hören, und Predigten immer kürzer und kürzer werden, und unser Vertrauen in das Lesen immer größer wird, dass wir deshalb dieser Gefahr noch viel mehr ausgesetzt sind als unsere Vorfahren. Natürlich verurteile ich keinesfalls das Lesen an und für sich oder sage, dass es keine Veröffentlichungen mehr geben solle! Aber keinesfalls! Ich versuche lediglich die gefährliche Tendenz zu zeigen und halte an der Wichtigkeit und am Vorrang, sowie an der Überlegenheit des Predigens fest. Wir müssen unter die Kraft der Wahrheit gebracht werden. Wir mögen das nicht, aber das ist die Aufgabe eines Predigers, und wenn er dies verfehlt, so ist er ein armseliger Prediger. Wir versuchen immer, diesen Schlussfolgerungen und Anwendungen zu entkommen, aber der Prediger bringt diese ans Ziel. Er hält uns fest, sorgt dafür, dass wir ihnen ins Gesicht sehen müssen, und dadurch beschützt er uns vor bestimmten Gefahren. Eine Zeit, in welcher dem Lesen mehr Wichtigkeit beigemessen wird als dem Hören der Predigt ist immer eine gefährliche Lage. (D. M. Lloyd-Jones, The Puritans: Their Origins and Successors, S. 29 – 30, Übersetzung von mir)

D. M. Lloyd-Jones über Erweckung

Was ist Erweckung? Bei D. M. Lloyd-Jones habe ich eine sehr gute Definition gefunden:

“Sie ist eine Erfahrung im Leben der Gemeinde, wenn der Heilige Geist ein ungewöhnliches Werk tut. Er tut dieses Werk in erster Linie unter den Gliedern der Gemeinde; es ist ein Erwecken der Gläubigen. Du kannst nicht etwas erwecken, was nie Leben hatte, deshalb ist Erweckung per Definition zuallererst eine Belebung und Stärkung und Aufweckung von trägen, schlafenden und beinahe todgeweihten Gemeindeglieder. Plötzlich kommt die Kraft des Geistes auf sie und sie werden in ein neues und tieferes Bewusstsein der Wahrheiten gebracht, an denen sie zuvor intellektuell festgehalten hatten; und vielleicht auch in einem stärkeren Ausmaß. Sie werden gedemütigt, sie werden von Sünde überführt, sie erschrecken vor sich selbst. Viele von ihnen fühlen, dass sie nie Christen gewesen waren. Und dann kommen sie zur Erkenntnis der großen Erlösung Gottes in all ihrer Herrlichkeit und fühlen ihre Kraft. Dann, als Resultat ihrer Stärkung, beginnen sie zu beten. Neue Kraft kommt in die Predigt ihres Pastors und die Wirkung davon ist, dass große Mengen, die zuvor außerhalb der Gemeinde waren, bekehrt und hineingebracht werden. So ist Erweckung in ihrer Hauptsache erstens eine außergewöhnliche Belebung der Gemeinde und zweitens die Bekehrung von Menschenmassen, die bisher außerhalb [der Gemeinde] in Gleichgültigkeit und Sünde gelebt hatten.” (D. M. Lloyd-Jones, The Puritans – their origins and successors, The Banner of Truth Trust, 1987; Übersetzung von mir)

Das Wesen echter Buße in der Seelsorge

Wir haben im letzten Post mit dem Zitat von Thurneysen gesehen, dass die Sünde dem Menschen gefällt. Damit eine bleibende Veränderung im Leben eines Ratsuchenden entstehen kann, ist echte Buße notwendig. Thomas Watson nennt sechs Merkmale echter Buße (Watson, Thomas, Die Lehre der Buße, 3L-Verlag, 2006)
1. Einsicht der Sünde. Es ist wichtig, dass der Ratsuchende erkennen kann, was Sünde ist, nämlich die Feindschaft gegen Gott. Der natürliche Mensch kennt diese Einsicht gar nicht, denn sein Herz ist verhärtet, so dass es ihm unmöglich ist, sie als Feindschaft gegen Gott zu erkennen. In Wahrheit ist aber jede Sünde aus dem Unglauben entstanden. Watson schreibt dazu: “Daraus schließe ich, dass es dort, wo keine Einsicht in der Sünde vorhanden ist, auch keine Buße geben kann. Viele, die Fehler bei anderen erspähen, sehen keine bei sich selbst. Sie rufen, dass sie gute Herzen hätten. Ist es nicht eigenartig, dass zwei miteinander leben und gemeinsam essen und trinken, einander aber nicht kennen? Das ist bei einem Sünder der Fall. Sein Leib und seine Seele leben miteinander, arbeiten miteinander, und doch ist er mit sich selbst nicht vertraut. Er kennt sein eigenes Herz nicht, und weiß nicht, was für eine Hölle er mit sich herumträgt.” (S. 32)
2. Bekümmernis um der Sünde willen. Die Bekümmernis selbst ist weder die Buße noch ein untrügliches Zeichen für Buße – aber wo echte Buße stattfindet, hat sie ihren Platz. Wer seine Sünde erkannt hat, der hat eingesehen, dass er gegen Gott – und in erster Linie nur gegen Gott – gesündigt hat. Daraus resultiert diese Bekümmernis, die zeigt, dass man ein Stück weit das Ausmaß dieser Sünde begriffen hat. Watson geht hier darauf ein, dass die Bibel diese Bekümmernis als “Zerbrechen des Herzens” und als “zerbrochenen Geist” bezeichnet. Und so fühlt sie sich auch wirklich an.
3. Bekenntnis der Sünde. Wer die Sünde eingesehen hat, wird darauf mit einer Selbstanklage reagieren. Der Mensch hat die Wahl zwischen der Anklage durch Satan, der ihn vor Gott verklagen will, oder der Selbstanklage, dem Gerichtsspruch über uns selbst. Das ist in der seelsorgerlichen Aussprache wichtig, dass diese Wahl gestellt wird. Watson weist auf 1. Kor. 11, 31 hin: “Denn wenn wir uns selbst richteten, würden wir nicht gerichtet werden”. Dieses Bekenntnis, die Selbstanklage, ist der Ausgangspunkt für das Zusprechen der Vergebung durch den Seelsorger. Solange ein Mensch noch sagen kann: Ja, ABER… das und jenes hat mich dazu gebracht…, so lange ist es kein echtes Bekenntnis, sondern nur der vergebliche Versuch einer Entschuldigung.
4. Scham für die Sünde. So, wie Adam sich für seine Sünde schämte, weil er die Herrlichkeit vor Gott verloren hatte, so schämt sich auch ein bußfertiger Sünder vor seinem Gott. Doch nicht mit dem Verstecken der Sünde, wie Adam es tat, sondern vielmehr mit der Bereitschaft, es sogleich vor den Thron Gottes zu bringen. Watson hierzu: “Es gibt manche, die von diesem heiligen Erröten so weit entfernt sind, dass sie sogar stolz sind auf ihre Sünden. Sie sind stolz auf ihr langes Haar. Das sind die Nasiräer des Teufels.” (S. 55)
5. Hass gegen die Sünde. Auch hier hat Watson klare Worte gefunden: “Jemand, der wirklich bußfertig ist, verabscheut die Sünde. Wenn ein Mensch das verabscheut, was seinen Magen krank macht, wird er vielmehr das verabscheuen, was sein Gewissen krank macht.” (S. 56) Probleme entstehen sehr oft aus einer Liebe zur Sünde, die es dem Ratsuchenden schwer macht, sie ganz zu lassen. Deshalb muss diesem Hass zuerst die Erkenntnis vorangehen, was Sünde ist und was sie bewirkt.
6. Abkehr von der Sünde. “Es ist das Leben der Buße, wenn man der Sünde stirbt. An demselben Tag, an dem der Christ sich von der Sünde abkehrt, muss er sich zu einem ewigen Fasten verpflichten. Das Auge muss von unreinen Blicken fasten. Die Zunge muss von Flüchen fasten. Die Hände müssen von Bestechungsgeld fasten. Die Füße müssen von dem Weg der Hure fasten. Und die Seele muss von der Liebe zur Gesetzlosigkeit fasten. Diese Abkehr von der Sünde impliziert eine merkliche Veränderung.” (S. 63) Die Abkehr besteht nicht nur aus dem Verlassen der Sünde, sondern sie ist vielmehr eine Zuwendung zu Gott und Seinem Willen.
Der Apostel Paulus schreibt dies so: “Darum legt die Lüge ab und redet die Wahrheit, jeder mit seinem Nächsten, denn wir sind untereinander Glieder. Zürnt ihr, so sündigt nicht: Die Sonne gehe nicht unter über eurem Zorn. Gebt auch nicht Raum dem Teufel! Wer gestohlen hat, der stehle nicht mehr, sondern bemühe sich vielmehr, mit seinen Händen etwas Gutes zu erarbeiten, damit er dem Bedürftigen etwas zu geben habe. Kein schlechtes Wort soll aus eurem Mund kommen, sondern was gut ist zur Erbauung, wo es nötig ist, damit es den Hörern Gnade bringe.” (Epheser 4, 25 – 29)
Hier wird das Ablegen der Sünde und das Anziehen von Gottes Willen sehr schön erläutert. Niemand kann neutral leben, jeder tut entweder Gottes Willen – oder das Gegenteil davon. Und wer bisher in Sünde gelebt hat, soll seine Bußfertigkeit durch das Ersetzen der Sünde mit Gutestun bezeugen. Es hilft dabei, zu wissen, dass wir nicht allein sind in diesen täglichen Kampf, sondern jede und jeder so gewisse Schwachstellen hat. Wir sind gemeinsam auf dem Weg – und der Herr hat versprochen: Siehe, Ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende. Amen!