Ich schreibe, also bin ich.

Ich schreibe.
Ich schreibe gerne.
Ich schreibe gerne viel.
Ich schreibe gerne viel von Hand.
Ich schreibe gerne viel von Hand auf Papier.

Papier ist geduldig.
Papier wartet, bis ich zu Ende gedacht habe.
Papier schaltet nicht in den Standby-Modus.
Papier will mir nicht nach drei Buchstaben das nächste Wort vorgeben.
Papier will mich nicht bei jedem zweiten Wort automatisch korrigieren.

Papier ist geduldig.
Papier lässt sich zerknüllen.
Papier lässt sich zertreten.
Papier lässt sich in die Tonne kloppen.
Papier lässt sich mit Tränen netzen und verschmiert dabei die Schrift.

Papier ist geduldig.
Papier nimmt meine Emotionen auf.
Meine gehetzte Schnellschreibschrift.
Meine behutsame Schönschreibschrift.
Und meine durchgestrichenen Korrekturen.

Papier ist geduldig.
Papier lässt sich nicht per Knopfdruck veröffentlichen.
Papier lässt mir Zeit, das Geschriebene zu überdenken.
Papier lässt mir die Wahl, es nie loszuschicken.
Papier übergibt mir die Verantwortung für alles Weitere.

Papier ist geduldig.
Papier lässt mich in codierter Kurzform schreiben.
Papier lässt sich nicht hacken.
Papier lässt sich nur äußerst schwer überwachen.
Papier hilft mir, das Geschriebene zu verarbeiten.

Ich schreibe gerne viel von Hand auf Papier.
Ich schreibe gerne viel von Hand.
Ich schreibe gerne viel.
Ich schreibe gerne.
Ich schreibe, also bin ich.

04.12.2020, Jonas Erne