Auf welche Quellen bauen wir biblische Lehre?

Bevor wir uns im nächsten Teil dann – endlich – den ersten richtigen Argumenten widmen werden, muss ich heute noch zwei Dinge ansprechen, die wichtig sind. Im ersten Teil wird es um die Quellen der Erkenntnis gehen, woher wir das Wissen um das Aufhören oder das Fortbestehen der Geistesgaben bekommen können, und wie wir mit diesen Erkenntnissen richtig umgehen. Im zweiten Teil werde ich das bisher Gesagte zusammenfassen und im selben Atemzug jeden Leser auffordern, seine eigene Position zu überdenken und sich klar zu werden, welche Argumente an ihn gehen und welche nicht. Aus zahlreichen dieser Diskussionen zum Thema ist mir immer wieder bewusst geworden, dass viele Menschen sich nicht so gerne festlegen. Dann werden Argumente immer sehr schwammig gebraucht. Es gibt so eine Art Argument-Hopping. Zu unserem Thema gibt es zahlreiche Argumente, welche sich aber gegenseitig in manchen Punkten widersprechen oder „beißen“. Deshalb sollte sich jeder, der in dieser Diskussion teilnehmen möchte, auf eine ganz bestimmte Position festnageln lassen. Erst dann wird es möglich, tatsächlich sinnvoll zu diskutieren. Alles übrige ist Schattenboxen. Nur mal ein Beispiel am Rande dazu: Es gibt die eine Sicht, welche besagt, dass die Prophetie ganz aufgehört hat. Dann gibt es die andere Sichtweise, dass die Prophetie nicht aufgehört hat, sondern transformiert wurde, und zwar entweder in die Predigt oder in eine Art Vorsehung, die aber keine Gabe ist. Hier muss sich jeder für eine Sichtweise entscheiden; entweder es hat etwas ganz aufgehört und ist nicht mehr existent, oder es wurde in etwas anderes verändert und existiert somit weiter. Allerdings ist es in einer sinnvollen Diskussion nicht legitim, zwischen diesen Sichtweisen hin- und herzuhüpfen, denn diese drei Sichtweisen widersprechen sich gegenseitig.
Nun genug der Vorrede; wir kommen zu den Quellen. Es gibt drei verschiedene Quellen, die auf verschiedenen Stufen stehen. Höchste Autorität hat für den Gläubigen die Bibel, weil sie ganz und gar Gottes Wort ist. Sie ist viel mehr als nur Gottes Wort zu den Leuten damals, die es aufgeschrieben haben; die Bibel ist Wort für Wort Gottes Wort an jeden Einzelnen von uns, der sich unter Gottes Autorität stellt, sprich: Für jeden einzelnen, der wahrhaftiger gläubiger Christ ist. Nun gibt es zwei andere Quellen, die nicht so autoritativ sind wie die Bibel, und das ist die Theologiegeschichte und unsere heutige Erfahrung. Beide stehen deutlich unter der Autorität der Bibel, wobei uns besonders auch die Theologiegeschichte als Korrektiv für unsere heutigen Erfahrungen dient. Leider gibt es immer wieder das Argument aus der Erfahrungstheologie, welches besagt, dass etwas, was heutzutage nicht mehr erlebt wird, deshalb nicht mehr existent oder nicht mehr von Gott gewollt ist. Das ist natürlich völliger Unsinn, denn damit wird unsere Erfahrung oder besser gesagt: Unser Mangel an Erfahrung über die Schrift gestellt. Wie gehen wir nun aber mit der Theologiegeschichte um?
Zunächst ist wichtig, dass wir uns bewusst sind, dass die Theologiegeschichte nicht unfehlbar ist. Dennoch ist sie sehr wichtig, denn viele der Fragen, die sich uns heute stellen, wurden auch früher schon gestellt. Menschen haben um Antworten gerungen und haben Dokumente verfasst, in welchen sie sich für bestimmte Positionen und gegen andere Positionen ausgesprochen haben. Das ist wertvoll. Dabei muss man jederzeit im Hinterkopf behalten, dass manchmal dieselbe Sache in verschiedenen Zeiten durchaus ganz unterschiedlich genannt werden konnte. Sehr oft werden jedoch Argumente aus der heutigen Erfahrung mit Bibelversen garniert, sodass ein Eindruck entsteht, es sei ein Argument aus der Bibel. Beispiel: „Man sieht heute keine Heilungen derselben Qualität wie zur Zeit Jesu, deshalb muss die Gabe der Heilung verschwunden sein.“ Diese Behauptung muss auf ziemlich vielen Ebenen geprüft werden: Wer ist „man“? Von welcher Qualität (und wer legt das fest?) waren die Heilungen Jesu und von welcher sind die heutigen? Wie lässt sich die Qualität einer Heilung empirisch quantifizieren? Wie wird diese Gabe definiert? Und so weiter. Es ergeben sich sehr viele offene Fragen, die dazu geklärt werden müssen. Die grundlegendste Frage wurde damit aber noch gar nicht angesprochen: Ist es überhaupt legitim, heutige Erfahrungen als Grundlage zu nehmen, um damit die Bibel zu kritisieren? Darauf werde ich in einem späteren Teil noch etwas ausführlicher eingehen. Worum es mir bisher geht, ist lediglich, zu zeigen, dass es immer sehr viele Fragen zu berücksichtigen gibt, und die Frage nach dem Umgang mit Quellen zu den grundlegenden Fragen gehört.
Ebenso muss man auch fragen, ob es einen Kanon im Kanon geben darf. Dazu führe ich als Beispiel den Umgang mit der Unterscheidung zwischen der Apostelgeschichte und den „Lehrbriefen“ des Neuen Testaments an. Häufig hört man so etwas wie: „Aus der Apostelgeschichte darf man keine Lehre ableiten, diese ist nur für die geschichtliche Information da. Lehren, die für uns gelten, müssen aus den Briefen des NT gezogen werden.“ Vertreter dieses Arguments versuchen aber zumeist, das Beispiel von Timotheus und seiner Berufung unter Handauflegung und Prophetie irgendwie so auszuhebeln, dass es auch wieder nichts für unsere Lehre zu sagen haben darf, obwohl das Wissen darum einzig aus den beiden Briefen an Timotheus (Pastoralbriefe, „Lehrbriefe“) stammen. So entsteht ein Kanon im Kanon, der vorgibt, was für die Lehre herangezogen werden darf und was nicht. So wird im Voraus eine Auswahl getroffen, was die Bibel uns heute zu sagen haben darf und was nicht. Das führt zur Eisegese (Hineinlesen von Informationen in die Bibel, die nicht da stehen) statt Exegese (Auslegung der Bibel).
Diese Vorüberlegungen möchte ich mit dem Appell zur Selbstprüfung abschließen: Jeder Leser möge sich selbst fragen, wo er („sie“ ist darin natürlich mit eingeschlossen) steht:
1) Glaube ich, dass bestimmte Geistesgaben bereits aufgehört haben sollen?
2) Wenn ja, welche sind das? Alle? Oder nur einzelne, bestimmte?
3) Wie definiere ich „Gnadengabe“? Lässt sich ihre Echtheit messen?
4) Gehe ich von einem vollständigen Aufhören oder von einem zeitlichen Ruhen oder einer Transformation dieser Gaben aus (zum Beispiel Prophetie wurde zur Predigt)?
5) Mache ich einen Unterschied zwischen „natürlichen“ und „übernatürlichen“ Gaben?
6) Glaube ich an heutiges übernatürliches Eingreifen Gottes, übernatürliche Gebetserhörungen oder ähnliches? Wenn ja, nenne ich das dann „Vorsehung“? Wie definiere ich „übernatürlich“? Sind Engel zum Beispiel natürliche oder übernatürliche Wesen?
7) Tendiere ich dazu, in der Bibel einen „Kanon im Kanon“ zu machen, indem ich nur bestimmte Aussagen für uns heute gültig sein lasse?
8) Woher stammt die Quelle meines Wissens? Wird sie a priori (rein aus der Bibel abgeleitet) oder a posteriori (durch die Erfahrung anderer oder die eigene Erfahrung) erhalten?
Dies sind die wichtigsten Fragen, die sich jeder im Voraus stellen sollte. Erst mit der ehrlichen Beantwortung dieser Fragen und auch mit der Möglichkeit, auf diese Antworten „festgenagelt“ werden zu können, ergibt sich eine fruchtbare Auseinandersetzung zum Thema. Die Fragen haben viel mit Definitionen zu tun, was gerade deshalb so wichtig ist, weil viele Missverständnisse auf schwammigen oder oftmals auch nichtvorhandenen Definitionen beruhen. Da sich der Leser nicht bei mir melden muss (aber natürlich darf), ist es notwendig, dass ich noch einmal betone, dass die weitere Selbstprüfung viel Disziplin notwendig macht. Jeder ist gefordert, sich selbst immer wieder zu prüfen, ob man mit den Argumenten ehrlich umgeht, oder nicht etwa doch versucht, zwischen den Definitionen zu hüpfen.

 

Young, Restless, Reformed

Young, Restless, Reformed

Heute möchte ich einen ersten Blog-Post zu einer losen Serie zu einem Buch und einer sehr ermutigenden Bewegung in den USA posten. Es ist nicht ganz einfach, diese Bewegung zu beschreiben, und zwar vermutlich gerade weil es eine Bewegung und kein Stillstand ist. Es ist eine junge, lebendige Bewegung, die verschiedenste Denominationen erfasst.
Was die Bewegung zusammenhält, sind folgende Punkte:
1. Die Liebe und das Bekenntnis zu den Lehren der Gnade
2. Die Liebe zu den Schriften der Reformatoren und der Puritaner (unter ihnen besonders Jonathan Edwards)
3. Die Offenheit gegenüber den Geistesgaben
4. Die Bereitschaft, mit Andersdenkenden zu reden und Einheit zu leben, ohne die klare Lehre zu vernachlässigen
5. Die Bereitschaft, sich in der Gesellschaft einzubringen und für die Erhaltung der biblischen Werte zu kämpfen.
Die Bewegung ist von einer großen Begeisterung für Gott und Sein Wort gekennzeichnet. Viele Menschen glauben zum Beispiel, dass die Lehren der Gnade ein Hindernis für Evangelisation sind. Aber gerade das Gegenteil ist der Fall, wie diese Bewegung zeigt. Weil alles zur Ehre Gottes geschieht, ist der Gläubige aufgefordert, diese Ehre und Herrlichkeit Gottes bekannt zu machen. Und das ist der Beste aller Gründe für Evangelisation.
Auch das Verständnis von Einheit trotz mancher Unterschiede in der Lehre – gerade ohne auf die Wichtigkeit der Lehre zu verzichten – ist sehr vorbildlich. Die Lehre wird nicht heruntergespielt, wie das in zahlreichen postmodernen Kontexten der Gemeinden geschieht, sondern man ist bereit, die Lehre in Liebe darzulegen und miteinander zu reden, von einander zu lernen und gemeinsam für die Herrlichkeit des souveränen Gottes zu leben. Es kann nicht darum gehen, die Bekenntnisse immer kürzer zu halten, sondern darum, sie immer wieder zu lehren und im Gespräch zu prüfen und wiederum zu lehren.
Collin Hansen, ein Journalist der Zeitschrift „Christianity Today“ hat sich für zwei Jahre Zeit genommen, um die Bewegung zu studieren, mit vielen Pastoren, Professoren der Universitäten, Studenten und Gemeindemitgliedern darüber zu reden. In seinem Buch „Young, Restless, Reformed“ berichtet er von seinen Gesprächen und Erkenntnissen. So zum Beispiel von seinem Gespräch mit Ligon Duncan, Pastor der First Presbyterian Church in Jackson, Mississippi und systematischer Theologe am Reformed Theological Seminary:
Contrary to concerns that cooperation can downplay some doctrines, Duncan says he values opportunities to explain his beliefs to evangelicals who disagree:
We don’t approach areas where we differ by saying, ‘Hey, those don’t really matter,’“ Duncan explained. „We approach them by saying, ‘Yeah, those matter a lot, and I don’t want Mark’s* people not to hear about those things. And I don’t want C.J.’s** people not to hear about those things. They need to be rooted in their pastors’ best understanding of the Bible according to their own confessional commitments.““(Hansen, Collin, Young, Restless, Reformed, Crossway Books, 2008, S. 113)
[Anmerkung: *Mark ist Mark Dever, Pastor der Capitol Hill Baptist Church in Washington DC und Gründer der 9MarksMinistries; **C.J. Ist C.J. Mahaney, Pastor der Sovereign Grace Church in Louisville und Präsident der Sovereign Grace Ministries]
Wer das total ermutigende Buch bestellen möchte, kann dies hier tun: Young, Restless, Reformed

Das Wesen echter Buße in der Seelsorge

Wir haben im letzten Post mit dem Zitat von Thurneysen gesehen, dass die Sünde dem Menschen gefällt. Damit eine bleibende Veränderung im Leben eines Ratsuchenden entstehen kann, ist echte Buße notwendig. Thomas Watson nennt sechs Merkmale echter Buße (Watson, Thomas, Die Lehre der Buße, 3L-Verlag, 2006)
1. Einsicht der Sünde. Es ist wichtig, dass der Ratsuchende erkennen kann, was Sünde ist, nämlich die Feindschaft gegen Gott. Der natürliche Mensch kennt diese Einsicht gar nicht, denn sein Herz ist verhärtet, so dass es ihm unmöglich ist, sie als Feindschaft gegen Gott zu erkennen. In Wahrheit ist aber jede Sünde aus dem Unglauben entstanden. Watson schreibt dazu: “Daraus schließe ich, dass es dort, wo keine Einsicht in der Sünde vorhanden ist, auch keine Buße geben kann. Viele, die Fehler bei anderen erspähen, sehen keine bei sich selbst. Sie rufen, dass sie gute Herzen hätten. Ist es nicht eigenartig, dass zwei miteinander leben und gemeinsam essen und trinken, einander aber nicht kennen? Das ist bei einem Sünder der Fall. Sein Leib und seine Seele leben miteinander, arbeiten miteinander, und doch ist er mit sich selbst nicht vertraut. Er kennt sein eigenes Herz nicht, und weiß nicht, was für eine Hölle er mit sich herumträgt.” (S. 32)
2. Bekümmernis um der Sünde willen. Die Bekümmernis selbst ist weder die Buße noch ein untrügliches Zeichen für Buße – aber wo echte Buße stattfindet, hat sie ihren Platz. Wer seine Sünde erkannt hat, der hat eingesehen, dass er gegen Gott – und in erster Linie nur gegen Gott – gesündigt hat. Daraus resultiert diese Bekümmernis, die zeigt, dass man ein Stück weit das Ausmaß dieser Sünde begriffen hat. Watson geht hier darauf ein, dass die Bibel diese Bekümmernis als “Zerbrechen des Herzens” und als “zerbrochenen Geist” bezeichnet. Und so fühlt sie sich auch wirklich an.
3. Bekenntnis der Sünde. Wer die Sünde eingesehen hat, wird darauf mit einer Selbstanklage reagieren. Der Mensch hat die Wahl zwischen der Anklage durch Satan, der ihn vor Gott verklagen will, oder der Selbstanklage, dem Gerichtsspruch über uns selbst. Das ist in der seelsorgerlichen Aussprache wichtig, dass diese Wahl gestellt wird. Watson weist auf 1. Kor. 11, 31 hin: “Denn wenn wir uns selbst richteten, würden wir nicht gerichtet werden”. Dieses Bekenntnis, die Selbstanklage, ist der Ausgangspunkt für das Zusprechen der Vergebung durch den Seelsorger. Solange ein Mensch noch sagen kann: Ja, ABER… das und jenes hat mich dazu gebracht…, so lange ist es kein echtes Bekenntnis, sondern nur der vergebliche Versuch einer Entschuldigung.
4. Scham für die Sünde. So, wie Adam sich für seine Sünde schämte, weil er die Herrlichkeit vor Gott verloren hatte, so schämt sich auch ein bußfertiger Sünder vor seinem Gott. Doch nicht mit dem Verstecken der Sünde, wie Adam es tat, sondern vielmehr mit der Bereitschaft, es sogleich vor den Thron Gottes zu bringen. Watson hierzu: “Es gibt manche, die von diesem heiligen Erröten so weit entfernt sind, dass sie sogar stolz sind auf ihre Sünden. Sie sind stolz auf ihr langes Haar. Das sind die Nasiräer des Teufels.” (S. 55)
5. Hass gegen die Sünde. Auch hier hat Watson klare Worte gefunden: “Jemand, der wirklich bußfertig ist, verabscheut die Sünde. Wenn ein Mensch das verabscheut, was seinen Magen krank macht, wird er vielmehr das verabscheuen, was sein Gewissen krank macht.” (S. 56) Probleme entstehen sehr oft aus einer Liebe zur Sünde, die es dem Ratsuchenden schwer macht, sie ganz zu lassen. Deshalb muss diesem Hass zuerst die Erkenntnis vorangehen, was Sünde ist und was sie bewirkt.
6. Abkehr von der Sünde. “Es ist das Leben der Buße, wenn man der Sünde stirbt. An demselben Tag, an dem der Christ sich von der Sünde abkehrt, muss er sich zu einem ewigen Fasten verpflichten. Das Auge muss von unreinen Blicken fasten. Die Zunge muss von Flüchen fasten. Die Hände müssen von Bestechungsgeld fasten. Die Füße müssen von dem Weg der Hure fasten. Und die Seele muss von der Liebe zur Gesetzlosigkeit fasten. Diese Abkehr von der Sünde impliziert eine merkliche Veränderung.” (S. 63) Die Abkehr besteht nicht nur aus dem Verlassen der Sünde, sondern sie ist vielmehr eine Zuwendung zu Gott und Seinem Willen.
Der Apostel Paulus schreibt dies so: “Darum legt die Lüge ab und redet die Wahrheit, jeder mit seinem Nächsten, denn wir sind untereinander Glieder. Zürnt ihr, so sündigt nicht: Die Sonne gehe nicht unter über eurem Zorn. Gebt auch nicht Raum dem Teufel! Wer gestohlen hat, der stehle nicht mehr, sondern bemühe sich vielmehr, mit seinen Händen etwas Gutes zu erarbeiten, damit er dem Bedürftigen etwas zu geben habe. Kein schlechtes Wort soll aus eurem Mund kommen, sondern was gut ist zur Erbauung, wo es nötig ist, damit es den Hörern Gnade bringe.” (Epheser 4, 25 – 29)
Hier wird das Ablegen der Sünde und das Anziehen von Gottes Willen sehr schön erläutert. Niemand kann neutral leben, jeder tut entweder Gottes Willen – oder das Gegenteil davon. Und wer bisher in Sünde gelebt hat, soll seine Bußfertigkeit durch das Ersetzen der Sünde mit Gutestun bezeugen. Es hilft dabei, zu wissen, dass wir nicht allein sind in diesen täglichen Kampf, sondern jede und jeder so gewisse Schwachstellen hat. Wir sind gemeinsam auf dem Weg – und der Herr hat versprochen: Siehe, Ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende. Amen!

Ökumene oder Einheit des Geistes?

Unter dem Schlagwort „Lehre trennt, Liebe eint“ wird heutzutage sehr oft eine unbiblische, geistlose Ökumene propagiert. Das eigentliche Problem ist dabei jedoch nicht, dass Gemeinden und Kirchen der verschiedenen Denominationen zusammenarbeiten. Das Problem liegt ganz woanders: Diese Lehre von der Ökumene erwartet in dieser Zusammenarbeit das Heil für die ganze Christenheit. Es ist eine moderne Art von Messias-Erwartung, einzig mit dem Unterschied, dass das moderne Heil nicht von Jesus Christus ausgeht, sondern von den Menschen. Sehr oft wird das auch mit dem Gebet um das Kommen des Reiches Gottes „wie im Himmel so auf Erden“ begründet. Man will das Gottesreich auf pastorale, psychologische und marktwirtschaftliche Weise herbeiholen. Nun könnte man natürlich auch fragen, weshalb dies denn falsch sei. Die Antwort darauf ist recht einfach, Jesus gab sie in Joh. 18, 36: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“ Das heißt: Es kann nicht mit den weltlichen Methoden hergestellt werden. Es gibt viele Werkzeuge, die uns dabei unterstützen können, weltliche Werkzeuge. Aber das Reich Gottes wird nur auf übernatürliche Weise gebaut. Jedes Werkzeug sollte auch gut durchdacht werden, bevor man es einsetzt. Hier gilt: Vieles kann gut sein, aber nicht in jedem Fall. Ein Beispiel: Wenn der größte Teil der Gemeinde am Liederbuch hängt, macht es relativ wenig Sinn, auf den Beamer umzusteigen. Sowohl das Liederbuch, als auch der Beamer sind beides weltliche Hilfsmittel, Werkzeuge, die gute Dienste leisten können. Je nachdem, wann und wie sie eingesetzt werden. Doch all diese Tools müssen gezielt überlegt genutzt werden, und: Sie haben direkt nichts mit dem Ausbreiten des Reiches Gottes zu tun.

1. Gottes Reich wird ausgebreitet durch das Evangelium

Das scheint mir der erste und wichtigste Punkt zu sein. Wir müssen bedenken: Das Evangelium ist Lehre, es ist da, um gehört zu werden, so wie Paulus im Römerbrief 10, 17 schreibt: „Der Glaube kommt aus dem Hören (der Verkündigung), das Hören der Verkündigung aber aus dem Wort Christi.“ Ohne das verkündigte Evangelium gibt es keinen Glauben. Zumindest hat Gott auf keine andere Art und Weise versprochen, auch nur irgend eine Form des echten Glaubens zu schaffen, als eben durch die Verkündigung Seines Wortes. Dass es auch andere Einzelfälle gibt, ist korrekt, aber wer immer hier auf Erden aktiv Gottes Reich bauen möchte, muss dies durch die Verkündigung des Evangeliums tun. Und weil das Evangelium die Liebe unseres Gottes bezeugt, der wegen unserer Sünde gelitten hat, gekreuzigt wurde und für unser Leben mit Ihm auferstand, darf diese einzig seligmachende Lehre weder verwässert noch aufgegeben werden. Es ist uns verboten, irgend einen anderen Mittelpunkt zu wählen als den, welchen Gott uns gesetzt hat. Wir dürfen weder den Menschen mit seinen Problemen, noch die Ungerechtigkeit dieser Welt, noch die Ökumene oder irgend etwas Anderes an diese Stelle setzen. Gott hat uns das Evangelium gegeben, um das Reich Gottes auszubreiten. Alles andere widerspricht dem Auftrag an uns.

2. Gottes Reich wird ausgebreitet durch die Gemeinden

Die Ortsgemeinde ist der Platz, an dem das Evangelium gepredigt werden soll. Dadurch werden Menschen in den Glauben gerufen, im Glauben gestärkt und dazu ausgerüstet, selbst auch zum Botschafter dieses wunderbaren Evangeliums zu werden. Dies geschieht durch Wort und Tat am Arbeitsplatz, in der Familie, in der Nachbarschaft, beim Einkaufen, überall sind Menschen, denen man das Evangelium vorleben und sie in die Gemeinde einladen kann. Es ist auch gut, dass es verschiedene Gemeinden und Denominationen gibt. So fühlen sich nicht alle in derselben Gemeindeform wohl. Das ist auch nicht schlimm. Es kann uns zwar zu denken geben über unseren Gemeindestil, aber solange jemand überhaupt in eine Gemeinde geht, in welcher das Evangelium gepredigt und gelebt wird, ist das gut. Hier sieht man einmal mehr, dass Lehre eben nicht trennt, sondern eint. Somit ist das Schlagwort völlig deplatziert, wenn es um die Einheit der Gläubigen geht. Die gemeinsame Lehre eint die Gemeinden automatisch, egal welchen Denominationen sie angehören. Der Apostel Paulus schreibt schon bezüglich der Einheit des Geistes in Epheser 4, 4 – 6: „ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen seid zu einer Hoffnung eurer Berufung; ein Herr, ein Glaube, eine Taufe; ein Gott und Vater aller, der da ist über allen und durch alle und in allen.“ Damit nennt er alle Elemente, welche die Gemeinden zu einer Einheit machen: Es ist ein weltweiter Leib, die unsichtbare Gemeinde aller wahrhaft Gläubigen, und ein und derselbe Heilige Geist, der alle Gläubigen verbindet. Eine Hoffnung, die wir alle gemeinsam haben, nämlich die Hoffnung auf das ewige Leben mit Gott in Gemeinschaft aller Gläubigen aller Zeiten. Alle haben wir einen Herrn, den Herrn Jesus, dem wir alle gemeinsam unterstellt sind. Es gibt nur eine Taufe, nämlich die Taufe zur Buße auf den Glauben, dieser werden alle Gläubigen teilhaftig. Und wir alle glauben an den einen Gott und Vater aller Gläubigen.

Es ist nun klar, dass damit auch eine gewisse Trennung vorhanden ist. Moslems können nicht von Allah als ihrem Vater sprechen. Wer nicht den Glauben an den Herrn Jesus teilt, schließt sich automatisch selbst von dieser Gemeinschaft aus. Insofern trennt die Lehre schon, denn sie ruft nicht „Friede, Friede“, wo kein Friede ist (Hes. 13, 10 u. a.). Es ist auch wichtig, niemandem etwas Falsches vorzumachen, indem man dort einen Frieden predigt, wo gar keiner ist. Denn damit macht man sich am Anderen schuldig, statt ihm die Chance zu echter Umkehr und wahrem Leben aus dem Herrn Jesus zu geben.

3. Unsere Gemeinden brauchen Lehre – dringender denn je zuvor

Nachdem man die Lehre längere Zeit vernachlässigt hat, sind Generationen von Menschen herangewachsen, die keine Ahnung mehr haben, was sie glauben (sollen) und was nicht. Die Menschen sehnen sich nach dem stärkenden frischen „Gras“ der Weide und lechzen nach allem, was diesen Anschein macht. Viele Bücher mit schwerwiegenden Irrlehren, die das Evangelium untergraben versuchen, werden gerade deshalb bereit und willig aufgenommen, weil sie so viel mehr nach Lehre und Sicherheit klingen, als all das, was ihnen Woche für Woche von den Kanzeln entgegen schallt. Sollte uns das nicht zu denken geben? Ich meine, ja, das sollte es. Dies sagt uns nämlich einiges über unsere eigene Gemeindelehre aus. Wer gesättigt ist, braucht nicht Ausschau halten nach fremden Wiesen und fremden Hirten. Ganz besonders sollte auch der biblische Unterricht und die Kinderlehre, Sonntagsschule, etc. überdacht werden. In der Zeit von ca. 6 – 12 Jahren wird ein Kind am stärksten geprägt. Gewohnheiten, die es sich in jener Zeit antrainiert, sind nur sehr schwer später wieder loszubekommen. Deshalb sollten Sonntagsschullehrer, Religionslehrer an der Grundschule, aber auch Eltern ganz besonders unterstützt und in ihrem Glauben gestärkt werden. Und sie alle sollten ein Auge für die biblische Lehre erhalten und lernen, wie sie auf kindgerechte Art und Weise den Kindern die wichtigen Lehren der Schrift beibringen können.

Die Gottesebenbildlichkeit des Menschen

1. Einleitung

Die ganze Debatte von der Menschenwürde kann nur von einem Gesichtspunkt her ein festes Fundament und eine echte Begründung bekommen: Von der Tatsache, dass jeder Mensch im Bilde Gottes geschaffen ist. Von diesem Wissen muss jede Diskussion ausgehen.


2. Worin die Gottesebenbildlichkeit besteht

a. Die Ähnlichkeit bezüglich der Trinität

Da Gott der Dreieine ist, hat Er die Menschen ebenfalls als eine Dreiheit in der Einheit geschaffen: Nicht eine Dreiheit an Personen, sondern eine Dreiheit an Teilen innerhalb der einen Person des Menschen: Geist, Seele und Leib (1. Thess. 5, 23). Der Geist des Menschen ist hierbei niemals der menschliche Verstand, und genauso wenig dem göttlichen Geist entsprechend, sondern der Teil des Menschen, welcher nach der Neugeburt fähig ist, mit Gott in Verbindung zu treten, und mit dem zusammen zu arbeiten:

Gottes Geist bezeugt (zusammen) mit unserem Geist, dass wir Gottes Kinder sind“ (Röm. 8, 16). Der Verstand ist mit dem Willen und den Gefühlen zusammen Teil der Seele. Der Leib ist der körperliche, materielle Teil des Menschen. Keiner dieser drei „Teile“ darf bevorzugt oder vernachläßigt werden. Leider gibt es auch heute noch viele neuplatonische Strömungen, die den menschlichen Leib nur als Gefängnis der Seele und des Geistes sehen und damit verdammen. Jede Bemerkung in der Richtung, dass seelische Heilung wichtiger sei als körperliche Heilung, geht genau in diese Richtung!


b. Die Fähigkeit zur Kommunikation (im urspr. Sinne) mit Gott und Menschen

Gerade für die Ausführung des göttlichen Auftrags, sich zu vermehren und die Schöpfung untertan zu machen, ist die Fähigkeit zur Kommunikation unverzichtbar. (Wikipedia: „Kommunikation stammt aus dem Lateinischen communicare und bedeutet teilen, mitteilen, teilnehmen lassen“) Erst durch die Zusammenarbeit von Menschen, in der ersten Schöpfung war dies diejenige des Menschen und seiner Gehilfin, war dieser Auftrag auszuführen überhaupt erst möglich geworden. Zugleich ist auch die Kommunikation mit dem Erschaffer von Himmel und Erde Selbst eine äußerst wichtige Komponente menschlichen Daseins. Nur so konnte die erste Menschheit vor dem Sündenfall und dessen Folgen gewarnt werden. Aber auch die innige liebevolle Beziehung zu Seinem Schöpfer kann der Mensch nur durch die Anwendung dieser von Gott geschaffenen Kommunikation leben.


c. Die moralische Fähigkeit (Verantwortlichkeit)

Vom ersten Moment nach der Schöpfung an zog Gott den Menschen zur Verantwortung für sein Verhalten. Der Mensch bekam klare Richtlinien, an welche er sich zu halten hatte und strukturierte Aufgaben:

-Sich zu vermehren und auszubreiten

-Sich die Erde untertan zu machen

-Das Land zu bebauen

-Den Tieren Namen zu geben (dies ist eigentlich ein Teil des untertan Machens)

-Nicht von dem Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen essen

Da Gott dem Menschen zugleich auch die Folgen falschen Verhaltens nannte, war er letztlich vom ersten Moment an auch moralisch eigenverantwortlich für sich und seine Gehilfin. Hieraus leitet sich auch die Tatsache ab, dass jeder Mensch für sein Tun selbst verantwortlich ist und bereit sein soll, die Konsequenzen dafür vollumfänglich zu tragen.


d. Die intellektuelle Fähigkeit (Denkvermögen)

Die Anwendung der Sprache für die Kommunikation ist ein wichtiger Ausdruck dieser intellektuellen Fähigkeit des Menschen. Man kann in den ersten Worten des Menschen, als er seine Gehilfin sah und solch ein wunderschönes Gedicht auf seine Gehilfin dichtete, sehen, dass dieser Intellekt kein Produkt langjähriger Evolution ist, sondern als Ausdruck des allweisen Gottes eine Wesensart des Menschen.


e. Die kreative Fähigkeit

Zusammen mit dem Intellekt hat Gott den Menschen auch mit einer wahrhaft bewundernswerten Kreativität beschenkt. Kreativität beinhaltet die Möglichkeit, neue Dinge zu ersinnen und zu schaffen. Auch hier ist die menschliche Kreativität nicht mit derjenigen Gottes gleichzusetzen, sondern ist ein sehr gutes Abbild der göttlichen Kreativität: Der Mensch ist nicht imstande, aus dem Nichts etwas Seiendes zu kreieren (bara), aber doch aus Bestehendem etwas ganz Neues (asah).


f. Die emotionale Fähigkeit

Auch diese Fähigkeit kommt zum Ausdruck in dem Ausruf des Entzückens: „Das ist nun einmal Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch! Die soll Männin heißen; denn sie ist dem Mann entnommen!“

Die Möglichkeit, sich der Emotionalität zu erfreuen, hat der Mensch auf seine ganz besondere Art bekommen. Obwohl es heute im Zeitalter der Psychomanipulation möglich ist, durch gewisse Hormone „Gefühlsschübe“ herzustellen, entspricht dies niemals dem göttlichen Wunsch nach echtem emotionalem Austausch, den Er in Sich Selbst hat (das ist der Austausch zwischen Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiligem Geist), und den Er dem Menschen in sein Inneres gelegt hat.


g. Die Ganzheitlichkeit dieser Fähigkeiten

Das „Lasst uns…“ in 1. Mose 1, 26 lässt etwas von dieser vollkommenen Harmonie Gottes erahnen, die Jesus auch in Joh 17, 20 – 23 beschreibt. Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist sind drei Personen des einen Gottes, und doch in Sich Selbst völlig eins, in perfekter Harmonie.

Vor dem Sündenfall war die Ganzheit des menschlichen Abbildes Gottes in dieser Harmonie. Alle Fähigkeiten des Menschen waren in ihrer Vollkommenheit ausgebildet und sollten dem Menschen helfen, seine Aufgaben zu bewältigen.

Diese Ganzheitlichkeit ist auch heute noch sichtbar in den Überresten einer durch den Sündenfall pervertierten Welt in der Ganzheitlichkeit:

-der Schöpfung

-der wiederhergestellten Beziehung Gottes mit dem Menschen

-der allumfassenden Liebe Gottes zu Seiner Schöpfung

-den allumfassenden Zielen, die Gott mit Seiner Schöpfung, insbesondere auch deren Krone, hat.



3. Konklusion

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass der Mensch, wie Gott ihn geschaffen hat, die göttlichen Fähigkeiten der Kommunikation, der Verantwortlichkeit, der Intellektualität, der Kreativität und der Emotionalität in ihrer Ganzheitlichkeit besitzt. Diese Fähigkeiten dienen dazu, Gott und dem Mitmenschen innerhalb seiner Aufgaben und des sozialen Gefüges in Liebe dienen zu können. Aufgrund all dieser Fähigkeiten, für die der Mensch geschaffen ist, hat jeder Mensch vom Moment seiner Zeugung an Würde, die durch nichts wegdiskutiert oder zerstört werden kann. Es ist Aufgabe des Staates, der Gemeinde und jedes einzelnen Menschen, diese Würde zu respektieren und zu schützen.

Momentane Bücher Top Ten

Wer gute Literatur sucht, dem möchte ich folgende Werke ans Herz legen:

1. Johannes Calvin – Institutio Christianae Religionis

Das Standardwerk der reformierten Dogmatik ist auch heute noch in vielen Fragen moderner Zeitkritik absolut aktuell. Die Institutio ist nicht nur polemisch geschrieben, sondern zugleich auch sehr seelsorgerlich. Diese Mischung macht Calvins in seinem unnachahmlichen Stil verfassten Werke (besonders auch seine Briefe) zu Dokumenten von allergrößtem Wert. Muss man gelesen haben.

2. Michael F. Ross – Predigen wirkt Wunder

Der Pastor einer großen Gemeinde in den USA setzt sich für Predigten nach dem Vorbild der großen Puritaner ein: Der christozentrischen Auslegungspredigt. Er gibt zunächst die Geschichte dieses Predigtstils kurz wieder und geht dann auf den Inhalt, auf die nötige Ausgewogenheit, auf die Planung sowie die Vorbereitung dieser Predigten ein.

3. John Bevere – Die Furcht des Herrn

In diesem Buch fordert uns John Bevere (einer meiner bevorzugten Autoren aus unseren pfingstlich-charismatischen Gemeinden) dazu auf, unser Leben unter die Lupe zu nehmen und uns zu fragen, ob wir wirklich begriffen haben, was es bedeutet, Gott zu fürchten. Ein Buch, das unser Leben verändern und prägen kann.

4. Wayne Grudem – Politics According to the Bible

Wayne Grudem zeigt hier auf, wie Politik aus christlicher Sicht gesehen und umgesetzt werden kann. Ein umfangreiches, aber absolut lesenswertes Buch. Zu den verschiedenen Themen heutiger Politik werden die biblischen Grundlagen sehr exakt herausgearbeitet, mit anderen Meinungen verglichen und abgewägt. Leider nur in Englisch erhältlich (bisher) aber sehr leicht verständlich und einfach geschrieben.

5. Iain H. Murray – Jonathan Edwards, A New Biography

Vom amerikanischen Erweckungsprediger der Great Awakening können wir auch heute noch sehr viel lernen. Er hat sein Leben ganz in den Dienst des Herrn gestellt. Alles, was er tat, lehrte, predigte oder schrieb, kam bei ihm von ganzem, brennendem Herzen für den Herrn. Sehr anschaulich und doch theologisch tiefgehend beschreibt Iain H. Murray die Geschichte dieses großen Gottesmannes.


6. John Bunyan – The Pilgrim’s Progress

Dieses Buch begleitet mich seit langem, es hat mir den Zugang zu all den großen Schätzen der alten Puritaner eröffnet. Das Buch lässt sich so leicht lesen, hat aber jede Menge an Tiefgang! Absolut empfehlenswert!

7. Wayne Grudem – Systematic Theology

Noch ein zweites Mal Grudem. Es gibt manches, was man anders sehen kann oder wo man sich (zumindest als Student der Theologie) noch ausführlichere Erklärungen wünschen würde, aber es gibt keine moderne Ausgabe einer guten Systematischen Theologie (Bibellehre), die es fertigbringt, die wichtigsten Details zu nennen, auszudiskutieren und doch leichtverständlich (auch für theologisch Nichtstudierte) zu bleiben. Meinem momentanen Wissensstand nach wird das Buch gerade in die deutsche Sprache übersetzt und dürfte Ende dieses Jahres erscheinen.

8. Charles H. Spurgeon – The Treasury of David

(leider vergriffen und nur noch antiquarisch erhältlich)

Der Fürst der Prediger hat 20 Jahre lang in vielen Stunden zig Kommentare zu den Psalmen gelesen und ausgewertet. In diesem als vier-, sechs- oder gar siebenbändig erhältlichen Magnum Opus legt Spurgeon die Psalmen komplett Vers für Vers aus und gibt immer Hinweise für Prediger sowie gute Zitate anderer Kommentatoren. Ein wahrer Schatz für alle Prediger, Seelsorger aber auch sonst für jeden, der sich für die Psalmen interessiert.

9. Derek Prince – SÜHNE, Ihre persönliche Begegnung mit Gott

Prince, ein großartiger Bibellehrer, beleuchtet hier im Detail, was der Herr Jesus am Kreuz für uns getan hat. Das hat nämlich Konsequenzen für unser Leben. Anhand persönlicher Beispiele versucht er das darzulegen. Sehr leicht zu lesen und doch voll Tiefgang.

10. Benedikt Peters – George Whitefield, Der Erwecker Englands

In dieser Biographie erzählt B. Peters aus dem Leben des englischen Erweckungspredigers George Whitefield. Von ihm können wir vieles lernen und besonders interessant ist aus dieser Sicht auch die große Kontroverse mit John Wesley, der die biblische Lehre von der Vorsehung und Erwählung abgelehnt hat. Auch dies ist ein Thema, welches heute zur Debatte steht.

Gottes Allwissenheit

Liebe Leserinnen und Leser,

es ist schon seit langem kein Geheimnis mehr, wie sehr heidnisch-philosophisches Denken in unser Denken von Gott eingedrungen ist. Es herrscht in unserer Zeit eine große Verwirrung darüber, wie Gott ist und wie nicht und wie wir das verstehen können. Mir ist es sehr wichtig, dass wir als Christen an dem festhalten, was Gott uns in Seiner Gnade in der Bibel gegeben hat. Es herrscht seit einiger Zeit in unseren Kreisen, die wir uns als bibeltreu oder evangelikal nennen, die Unsicherheit, ob Gott wirklich allwissend sein kann, da doch der Mensch keine Marionette Gottes ist, sondern sein Leben nach den Möglichkeiten eines freien Willens gestalten kann. Ich werde versuchen, die Antworten auf dieses Problem möglichst kurz zu fassen. Wer diesen Artikel gut findet, darf ihn sehr gerne unter Angabe des Autors weiter verbreiten. Zunächst will ich begründen, warum Gott allwissend ist, danach wenden wir uns in aller Kürze dem freien Willen zu und zum Schluss möchte ich die Folgen aufzeigen, die automatisch folgen müssen, wenn wir die Lehre von der Allwissenheit Gottes auch nur am Rande aufzulösen beginnen.

Gottes Allwissenheit

Es gibt in der Hauptsache vier Arten, auf welche die Bibel Gottes Allwissenheit bezeugt:

  1. Gott ist Schöpfer und Erhalter von Raum und Zeit. Da Er die Schöpfung außerhalb von Sich Selbst geschaffen hat (also sie ist weder aus Ihm „herausgekommen“ noch ein Teil von Ihm), steht Er außerhalb von Raum und Zeit. An diesem Ort gibt es keine Abfolge der Dinge, sondern alle Dinge, Handlungen, Ereignisse stehen in vollkommener Weise zu jeder Zeit vollkommen klar und ausgebreitet vor Ihm.

  2. Gott hat alles nach einem Plan geschaffen. Nach diesem Plan ist nicht nur unser Heil (unsere Erlösung) vorherbestimmt, sondern auch unsere Taten (Eph. 2, 10).

  3. Die Bibel bezeugt Gottes Allwissenheit (Psalm 147,5; Hiob 38, 2-7; Daniel 2,22; Matth. 6,32 im Kontext u.v.a.m.).

  4. Die Tatsache, dass es biblische Prophetie gibt, beweist dies zusätzlich. So kann zum Beispiel Jesaja, der um mehrere Jahrhunderte früher gelebt hatte, den Namen des Königs Kyrus voraussagen (Jes. 45,1) und viele Details aus dem Leben Jesu und sogar aus der heutigen Zeit (zum Beispiel die neue Staatsgründung Israels und Rückführung der Juden) konnten so exakt vorausgesagt werden. Dies ist nur möglich durch die absolute Allwissenheit Gottes.

Der unfreie freie Wille des Menschen

Hier haben wir es nun mit einem Problem der modernen Philosophie zu tun. Es ist nun mal so, dass Gott den Menschen tatsächlich mit der Möglichkeit eines freien Willens ausgestattet hat. Zumindest war dies vor dem Sündenfall einmal so. Der Mensch konnte sich jederzeit frei entscheiden, Gott gehorsam zu bleiben oder nicht. Seit dem Sündenfall jedoch gibt es keine Menschen mehr mit einem solch perfekten freien Willen. Jeder Mensch wird von Kind auf von unperfekten, sündigen Menschen erzogen. Dies führt dazu, dass ein Kind schon von seinen allerersten Vorbildern das Sündigen lernt. Ein Mensch, der dies erst einmal gelernt hat, kann nicht mehr als frei bezeichnet werden, denn seine Gewohnheiten lenken sein Tun. Seine Gewohnheit, zu Sündigen, härtet von den ersten Tagen seines Lebens das Gewissen ab und verdunkelt seinen Blick für die göttliche Wahrheit bis tief in die geistliche Blindheit hinein. So kann ein Mensch aus sich selbst niemals wirklich das Richtige, das Göttliche erkennen und tun. Der Mensch hat somit klar seine Möglichkeiten, sich zu entscheiden, tut aus sündiger Gewohnheit heraus aber nie das, was er tun sollte, nämlich den Herrn Jesus als Herrn seines Lebens anzunehmen. Hierfür ist eine göttliche Herztransplantation nötig (Hes. 36,26), sowie die Verabreichung einer göttlichen Augensalbe (Offb. 3,18).

Folgen des falschen Gottesverständnisses

Wenn wir die Allwissenheit Gottes einschränken und den freien Willen des Menschen dafür erheben, so führt dies zu logischen Konsequenzen des Glaubens:

  1. Gott wird dadurch machtlos und überrascht gemacht. Er kann dann erst wissen, was wir wirklich brauchen, nachdem wir ihn darum gebeten haben. Außerdem gibt es dann immer wieder Situationen, in denen er von den komischen Entscheidungen der Menschen überrascht wird und kann wohl sein Leben damit verbringen, darauf zu reagieren und manche Dinge wieder zurechtzubügeln.

  2. Die Irrtumslosigkeit der Bibel wird in Frage gestellt und statt dessen durch philosophische Argumente ersetzt. So kommt die die Bibelkritik, welche unter liberalen Theologen längst verbreitet ist, auf Schleichwegen in unser evangelikales (und bibeltreues) Denken hinein. Das ist eine sehr große Gefahr. Wenn dieses Fundament erst einmal in Brüche gegangen ist, gibt es kein Halten mehr, denn die liberale Bibelkritik (besonders die sogenannte „Leben-Jesu-Forschung“, in der man versuchte, das Leben Jesu als Mensch nachzuvollziehen, indem man alles Übernatürliche aus den Evangelien ausschloss und so als Endresultat gar keinen Jesus mehr hatte, wie A. Schweitzer sehr schön aufzeigte) hat uns gezeigt, dass am Schluss ALLES in Frage gestellt wird, wenn man erst einmal an einem Ende begonnen hat, die Bibel in Frage zu stellen.

  3. Die Allmacht Gottes und der allumfassende Plan Gottes wird in Frage gestellt. Die menschliche, durch den Sündenfall stark beeinträchtigte Vernunft wird plötzlich zum Mittelpunkt, zum Maßstab für das, was Gott können darf und was nicht. Dadurch wird der Mensch auf sich selbst geworfen und als solcher Geworfener der absoluten Verzweiflung preisgegeben.

  4. Wenn die menschliche Entscheidung so stark ins Zentrum rückt, kommt es notwendigerweise zu einer Veränderung des biblischen Evangeliums zu einem unbiblischen, von dem Paulus treffend sagt, dass es keines sei. Statt weiterhin daran festzuhalten, dass Gottes Plan feststeht und Menschen durch den effektiven Ruf des Evangeliums zum Glauben kommen, besteht nun plötzlich die Möglichkeit, dass Gott wohl gar nicht gewusst haben könnte, ob irgend jemand überhaupt jemals auf diesen Ruf antworten würde. Welch eine verabscheuungswürdige Gotteslästerung!

  5. Es dürfte keine biblischen Prophetien geben, die eintreffen oder falls sie doch eintreffen, müssten sie rein zufällig sein. Das würde auch bedeuten, dass unsere Hoffnung auf die noch ausstehenden Verheißungen Gottes nur eine Illusion seien.

Wenn dies der Fall wäre, was bleibt uns dann noch? Ein Gott, der uns liebt, aber nichts für uns tun kann, weil er uns ja völlige Freiheit lassen will. Ein Gott, der beschränkter und kleiner ist als Menschen. Ein Gott, der bequem ist, weil man ihn erklären kann und weil er einem nicht dazwischenfunkt. Doch wenn dem so wäre, würde es uns mehr bringen, irgend etwas anderes zu unserem Götzen zu machen. Das Geld, die Ehre, den Job, die Familie, das Auto oder sonstwas. Das würde im angenommenen Fall erstens mehr Sinn machen und hätte zweitens deutlich mehr Vorteile.