Steffens, Thorsten, Klugscheißer Royale, Piper Verlag München, 2018, 232 S., Verlagslink, Amazon-Link
Wenn ein Lehrer einen Roman über einen werdenden Lehrer schreibt, klingt das ganz amüsant. Wenn er auch noch über die richtige Portion Humor verfügt, dann gleich doppelt.
Timo Seidel ist über Jahre in seinem Studentenjob hängengeblieben. Zur Uni ging er nur kurz – schließlich wusste er alles schon, und erst noch besser. Doch dann bekommt er am selben Tag erst die Kündigung und dann macht auch noch die Freundin Schluss. Er ist am Boden und muss sich überlegen, wie er sich über Wasser halten kann. Nach einigem Hin und Her bekommt er den Tipp, es doch als Aushilfslehrer an einer Abendschule zu versuchen. Dort werde dringend jemand gesucht. Tatsächlich – nun kann er Klugscheißer Royale sein, darf jeden korrigieren und lernt erst noch, dass er gebraucht wird. Dadurch bekommt er sein Leben Stück für Stück in den Griff. Das ist in aller – humorlos-trockener – Kürze die Geschichte vom Klugscheißer Royale Timo Seidel.
Zunächst muss ich mal zugeben: Nicht selten habe ich mich ganz schön getroffen gefühlt. Schließlich tendiere ich ja auch dazu, Menschen korrigieren zu wollen. Wenn schon nicht immer in Gesprächen, dann doch zumindest öfter mal im Hinterkopf. Viele Begegnungen im Buch sind sehr realistisch geschildert, wenn auch oft etwas übertrieben. Das gehört zum Stil des Buches jedoch dazu und macht es so richtig humorvoll. Es ist sehr leicht zu lesen und – wie schon gesagt – sehr humorvoll. Da ich ein Buch jedoch auch immer recht kritisch lese, drehe ich jetzt den…
*Klugscheißermodus an*
Im Buch – ich kann das nur über die Kindle-Version sagen, da ich diese gelesen habe – sind mir dann doch an mehreren Stellen Fehler aufgefallen, die ein gründliches Lektorat hätte eliminieren können, so etwa zweimal der Buchstabendreher „Cloe“ statt „Cleo“. Zudem fand ich, dass im Buch mit persönlichen Fehlern zu lasch umgegangen wurde. Es ist insofern nicht ein Buch, aus welchem man vorbildliches Zusammenleben lernen kann. Davon hätte ich mir mehr gewünscht. Es ist ein zusammengewürfelter Haufen von Gleichaltrigen, die irgendwie versuchen, miteinander durchs Leben zu stolpern, und das mehr oder weniger gut hinkriegen. Eine Art Vaterfigur, die den Betroffenen helfen würde, fehlt leider.
*Klugscheißermodus aus*
Zum Schluss möchte ich den Cleos dieser Welt zurufen: Wenn ihr Männer wollt, die ihre Verantwortung übernehmen, dann verlasst sie nicht, sondern heiratet sie und gründet eine Familie! Das wird viel mehr Veränderung bewirken! Die Zeit ist reif für eine Generation junger Frauen, die nur noch dann bereit ist, zusammen zu ziehen, wenn Heirat und Familiengründung im Zentrum stehen!
Fazit:
Thorsten Steffens hat einen sehr unterhaltsamen Roman geschrieben, der die Entwicklung eines Mannes schildert, der beginnen muss, selbst Verantwortung für sein Leben zu übernehmen. Das Buch ist sehr humorvoll geschrieben. Wer jedoch einen Roman sucht, der ihm hilft, wie das Zusammenleben besser gelingen kann, wird hier wohl eher nicht fündig. Ich gebe dem Buch vier von fünf Sternen.