WANTED! Gemeinden für alle Generationen!

Wenn ich auf mein Leben zurückschaue, so bin ich sehr dankbar für die Gemeinden, die ich in diesen Jahren besuchen durfte. Klar: Nirgendwo ist die perfekte Gemeinde, überall gibt es noch viele Dinge, die besser gemacht werden könnten. Aber schon seit meinen ersten Schritten als Christ ist mir etwas bewusst geworden, was mein geistliches Wachstum sehr gestärkt hat: Ich brauche ältere Christen als meine Vorbilder. Was meine ich damit? Zunächst meine ich damit nicht, dass ich versuche, andere Christen zu kopieren. Ich meine damit auch nicht, dass es Menschen gab, mit denen ich in allen Fragen einverstanden war. Was ich damit meine, ist: Ich brauche gläubige Christen, die schon seit einigen Jahren diesen Weg gehen und das Leben ein wenig besser kennen als ich.
Unter der jüngeren Generation haben sich häufig Jugendgemeinden und eingeschworene Jugendkreise gebildet, die so von sich selbst überzeugt sind und meinen, es hätte noch nie jemand zuvor ihre Probleme und ihre Situation gehabt. Sie erfinden ständig das Rad neu. Das kann in manchen Momenten gut sein. Aber auf lange Dauer sehe ich, wie sich diese jungen Menschen abkämpfen – und immer mehr von ihnen langsam aber sicher den Anschluss an die Gemeinde verliert und irgendwann in der Welt aufwacht und sich fragt, was denn nun überhaupt den Unterschied zwischen Gemeinde und Welt ausmacht. Ich bekomme dazu immer mal wieder Anfragen.
Damit ist kein Wort gegen Jugendkreise gesagt. Ich selbst leite auch den Jugendkreis in unserer Gemeinde. Das ist eine gute Sache. Aber der Jugendkreis, bzw. die Beziehungen unter Jugendlichen, darf nicht als Gemeinde-Ersatz gesehen werden. Ein Jugendkreis will in die Ortsgemeinde eingebunden sein und soll sich als Teil dieser verstehen. Wenn ich wieder zurückschaue, so fällt mir auf, dass das häufig gerade nicht der Fall war. Und ich sehe nach all diesen Jahren auch immer klarer und deutlicher die Gefahr des Umstands, dass dies so ist.
Gott hat Sich etwas dabei gedacht, als Er uns Menschen als verschiedene Generationen gemacht hat. Sie sind ein Geschenk an uns – wenn wir lernen, von ihnen zu profitieren. Ich weiß nicht, wie es anderen geht – aber als ich ein frisch bekehrter Teenie war, da wollte ich möglichst viel und schnell über Jesus lernen. Ich war in den Bibelstunden, in den Gebetsstunden, in den Gottesdiensten, in einem Hauskreis und auch zugleich noch in der Jugend – alles gleichzeitig. Und nach diesen Veranstaltungen war es mir immer noch nicht genug, da fragte ich oft einem älteren Christen – oder auch mal mehreren von ihnen – ganze Löcher in den Bauch. In solchen Gesprächen habe ich auch meine ersten Autoren von guten Büchern kennengelernt. Meine ersten Einflüsse waren C. H. Spurgeon, John F. MacArthur, D. Martyn Lloyd-Jones, Dr. Kurt E. Koch, und manche mehr.
Es ist ein Geschenk Gottes, dass wir verschiedene Generationen haben. Wir dürfen dabei lernen, dass wir nicht so allein sind, wie wir manchmal denken. Andere vor uns haben mit ähnlichen Schwierigkeiten gekämpft. Manche hatten auch in früheren Zeiten Probleme mit Drogen, mit sexuellen Gedanken, mit Sorgen, mit Verweltlichung, mit dem regelmäßigen Bibellesen und persönlichen Gebet, mit der sinnvollen Zeiteinteilung, und so weiter. Nicht immer sind die Vorschläge eins zu eins in unsere Zeit übertragbar, aber sie sind es immer wert, gehört, überdacht und vielleicht auch getestet zu werden.
Gleichzeitig hat die Jugend auch den anderen Generationen viel zu bieten. Junge Leute sind oft gut informiert, einfühlsam und leidenschaftlich. Ich möchte Leidenschaft als etwas vom Wertvollsten bezeichnen, was wir haben. Leidenschaft treibt uns an und treibt uns hinaus, dorthin, wo andere Menschen sind, die uns brauchen. So kann ein fruchtbarer Austausch zwischen den Generationen entstehen – wenn wir ihn denn suchen und unterstützen. Aber weil das für die Gemeinde so kräftigend ist, gibt es einen Feind, der alles tut, um das zu verhindern. Er versucht, die Generationen zu spalten. Er schafft einen Generationenkonflikt. Er schafft Gleichgültigkeit. Er versucht, den Austausch auf jede mögliche Art zu verhindern. Und wir müssen immer wieder Buße darüber tun, dass wir das in unseren Gemeinden zulassen. Indem wir nichts gegen diesen Generationenkonflikt unternehmen, jagen wir einen Teil der Gemeinde hinaus und geben so dem Teufel Raum. Das ist ein großes Problem.
Was können wir praktisch machen, um den Austausch zu fördern? Ich glaube es muss von beiden Seiten her gearbeitet werden – und die Jugendleitung ist ein wichtiger Teil, der die Verbindung schafft. Hier ein paar Tipps aus meiner bisherigen Praxis. Es gäbe bestimmt noch mehr. Falls Du noch weitere Ideen hast, immer her damit!
– Innerhalb der Jugend gebe ich eine Vision von Gemeinde weiter. Ich zeige in Andachten, wie Gemeinde praktisch aussieht, welchen Platz die Jugend hat. Ich zeige, dass wir als Jugend der Gemeinde viel zu bieten haben.
– Die Jugend nimmt die Richtung der gesamten Gemeinde mit auf. Die Themen werden (nicht immer, aber immer wieder) an die großen Themen der Gemeinde angepasst. Es soll allerdings an die Jugend angepasst werden und nicht zu ähnlich sein.
– Ich suche nach Arbeitsbereichen, an welchen die Jugendlichen, die das wünschen, mitarbeiten können. So bekommen sie einen Einblick in das Leben der Gemeinde. Sie sind dann eingebunden und tatsächlich Teil von diesem Ganzen, das wir Ortsgemeinde nennen.
– Ich versuche, den Jugendkreis zu einem wichtigen Anliegen der Gesamtgemeinde zu machen, indem es immer mal wieder Berichte darüber gibt und auch speziell für die Jugend gebetet wird. 
– Zuletzt der vermutlich wichtigste Punkt: Ich lade immer mal wieder erwachsene Gläubige der Gemeinde ein, in die Jugend zu kommen. Sie bekommen den Auftrag, eine Andacht zu halten, und zwar gebe ich ihnen dazu die Frage mit: Was möchtest Du unserer Jugend mitgeben, was sie aus Deiner Erfahrung, Wissen, etc. fürs Leben als Christen lernen können? Nach der Andacht haben die Jugendlichen die Möglichkeit, dazu Fragen zu stellen. Das führt häufig zu sehr spannenden und wertvollen Gesprächen und Diskussionen.
Und womit hast Du schon gute Erfahrungen gemacht? Wie wird das in Deiner Gemeinde gehandhabt?