Geschichtsepochen und ihre Auswirkungen Teil 1: Industrialisierung

Ich bin für viele Dinge dankbar, die uns unsere Kultur durch die Technik schenkt. Zugleich finde ich es aber auch wichtig, dass wir uns bewusst sind, dass die Technik nicht nur von uns benutzt wird, sondern uns zugleich verändert. Das ist an sich auch nicht unbedingt etwas Schlechtes. Erfinden und entdecken gehört zu unserem Schöpfungsauftrag dazu: Wir dürfen die Schöpfung gebrauchen, sind aber auch für sie verantwortlich, um sie zu pflegen und für ihr Bestes zu sorgen. Doch es ist wichtig, dass wir uns bewusst werden, was dadurch mit uns geschieht. Deshalb möchte ich verschiedene Epochen der Menschheitsgeschichte und ihre Auswirkungen auf die Menschheit und die Schöpfung in loser Folge betrachten. 
Die Industrialisierung
Ein besonders schwerwiegender Umbruch fand durch die Industrialisierung statt. Darunter versteht man die Zeit ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Sie fand zunächst in England statt, wo 1712 von Thomas Newcomen die erste Dampfmaschine erfunden und in Betrieb genommen wurde. Die Dampfkraft war erstmals eine Form der Energie, die in einer Weise gelenkt werden konnte, dass sie alles übertraf, was der Mensch mit Muskelkraft leisten konnte. Die Industrialisierung ist geprägt von zahlreichen Folgen für die Menschheit:
1. Die Arbeit in der Fabrik. Viele Menschen mussten plötzlich ihre Arbeit in der Fabrik erledigen. Dort wurde sie schneller und oft auch exakter gemacht. Der Familienbetrieb musste häufig dichtmachen, weil die Preise von den Produkten aus der Fabrik günstiger waren.
2. Dadurch wurde die Familie getrennt. Der Vater arbeitete in der Fabrik, der Rest der Familie blieb zu Hause. Das Umfeld, in welchem die Kinder bisher für ihr Leben lernen konnten, ging damit verloren. Auch heute ist der Vater in vielen Fällen nur noch derjenige, der „den Müll rausträgt“, weil er viel zu wenig Zeit zu Hause mit der Familie verbringen kann.
3. Es kam zu einer Entfremdung zwischen Arbeit und Familie. Der Arbeitsplatz war von nun an die öffentliche Sphäre, während die Familie immer weiter zum Rückzug in die Privatsphäre gezwungen wurde. Durch diese Veränderung wurde die Familie auch immer weniger als wertvoll betrachtet, weshalb sich zunehmend Frauen benachteiligt fühlten. Die Auswirkungen führten zur ersten Welle der Frauenrechtsbewegung, die damals durchaus berechtigt war und für die ich dankbar bin.
4. Durch die Aufteilung der Arbeit in der Fabrik kam es zu einer Entfremdung zwischen dem Arbeiter und seinem Produkt. War bisher der Arbeiter verantwortlich, dass das Endprodukt qualitativ hochwertig war, so übernahm dies nun ein Anderer. Der Einzelne war nur noch ein kleines Rädchen im ganzen Getriebe der Fabrik.
5. Durch diese Entfremdung wird der Mensch von einer Person mit der Fähigkeit zur Verantwortung und Beurteilung zu einer Sache degradiert. Er wird zu einem Teil der Maschine, die er bedienen und überwachen muss – in Wirklichkeit wird er von ihr überwacht, kontrolliert und beherrscht. Der Mensch wird zum Sklaven der Maschine, er braucht sie zu seinem Überleben, er ist von ihr abhängig.
6. Durch den Verlust des Lernumfelds im familiären Umfeld einerseits und der stets zunehmenden Notwendigkeit der Spezialisierung wurden die Bildungsstätten immer mehr ausgelagert. Die Schulen übernahmen diese Aufgabe immer stärker und so wurden Kinder der Familie entrissen. Natürlich gab es schon immer externe Schulen, wie zum Beispiel im mittelalterlichen Kloster und an den dortigen Universitäten, aber die eigentliche Wende wurde erst mit der Industrialisierung eingeleitet.
7. All diese Veränderungen wurden in einer weiteren Entwicklungsphase noch deutlich verstärkt, als erstmals elektrischer Strom als Energieform gewonnen werden konnte, die sich beliebig in andere Energieformen umwandeln lässt. Waren es vorerst nur die Telegrafie und etwas später die Glühbirne, so kann man sich heute das Leben ohne diese Technik kaum noch vorstellen.
8. Durch diese rasante Entwicklung der Technologisierung wächst auch beständig die Kluft zwischen den Generationen. Die Entdeckung des fließenden Stroms als Energieform und die Erfindung der Computerchips sind zwei revolutionäre Meilensteine auf dem Weg der Technologisierung. Hier liegt eine große Herausforderung für die Familie in der heutigen Zeit. Es lässt sich also feststellen, dass mit dem Zeitalter der Industrialisierung ein Umbruch in der Gesellschaft stattgefunden hat, der sie in ihren Grundfesten erschüttert hat. Die Familie wurde zertrennt und seither hat der Zerfall all dessen stattgefunden, was zu den vorigen Zeiten die Gesellschaft zusammengehalten hatte.