Ein neues Lesejahr beginnen

Ich habe das letzte Jahr beendet, indem ich ein paar der Bücher aufgezählt habe, die mich letztes Jahr besonders beschäftigt haben. Für dieses Jahr habe ich auch schon einige Ideen, die allerdings mehr Ideen sind und an die ich mich nicht sklavisch binden werde. Aber ich möchte mal kurz ein paar Rubriken aufzählen, in denen ich Ideen habe und damit auch auf die letztjährigen Rubriken eingehen. Welche Rubriken man nimmt und wie man die Bücher darin einteilt, ist eine Geschmackssache. Ebenso natürlich, was man überhaupt lesen will. Wobei es meiner Meinung nach ein paar gute Tipps gibt, die helfen, dass man ein wenig über den Tellerrand blicken kann. Was lese ich für Rubriken?
1. Ich lese die Bibel.
Regelmäßig. Täglich. Vor allem anderen. Sie ist das Erste, was ich lese, wenn mein Tag beginnt. Meist zu einer Tasse Kaffee, wenn unser Sohn gerade ein wenig für sich am Spielen ist. Manchmal auch erst im Laufe des Vormittags, wenn der Tagesstart etwas schwierig war. Aber vor jeder eMail und vor jedem anderen Buch – sei es digital oder analog. Seit 2,5 Jahren lese ich sie nach dem Vorschlag von James Gray. Das ist sehr herausfordernd und oft nicht einfach. Nicht jeden Tag schaffe ich meine geplanten vier Kapitel. Aber langsam und sicher geht es voran.
2. Ich lese Bücher zum Predigen.
Seit ich 2007 zum ersten Mal in einer Gemeinde „so richtig“ gepredigt habe (vorher waren es Andachten, Kinderstunden und manches mehr), lese ich jedes Jahr ein- bis zweimal das Buch von D. Martyn Lloyd-Jones, „Die Predigt und der Prediger“. Zusätzlich schaue ich, dass ich jedes Jahr ein bis zwei andere Homiletiken lese. Leider gibt es in dem Bereich entweder eher wenig Gutes, oder ich bin durch Lloyd-Jones derart verwöhnt, dass mir alles andere zu wenig hilfreich erscheint. Die m.E. Immer noch besten Bücher sind in diesem Blogpost vorgestellt. Wer noch mehr Empfehlungen hat, darf gerne einen Kommentar hinterlassen.
3. Ich lese Romane.
Ich muss zugeben, dass ich diese Sparte zu lange vernachlässigt habe. Lange habe ich weniger als eine Handvoll Romane pro Jahr gelesen; die meisten davon nur für die theologische Auseinandersetzung, da sie als „christlich“ angepriesen wurden. Das war ein Fehler, denn Romane sind viel mehr als nur das. Letztes Jahr habe ich einige „klassische“, also „ältere“ Romane gelesen; so nebst Tolkiens „Herr der Ringe“ etwa die Lord-Peter-Wimsey-Serie von Dorothy L. Sayers (ein wunderbares Werk übrigens; jeder Band darin erzählt eine eigene Geschichte; und doch ist alles zusammen in eine große Meta-Geschichte eingepackt, die sehr berührt) und die großen Romane von Fyodor Dostojewski. Für dieses Jahr plane ich, mit Jane Austen und Lew Tolstoj fortzufahren; suche aber noch ein paar neuere Romane. Gerne lese ich Bücher von Stephen King, dem Ehepaar Heike und Wolfgang Hohlbein oder John Grisham. Daneben dürfen auch andere Autoren und vor allem Romane von diesen vorgeschlagen werden, die in den letzten etwa 10 Jahren verfasst wurden. Bei Romanen bitte immer eine gute Begründung, warum ich genau dieses Buch lesen solle. Ohne (sinnvolle) Begründung kann ich damit nichts anfangen.
4. Ich lese Biographien.
Hierzu gehören gerade auch Biographien christlicher Prediger, Evangelisten, Missionare, etc. dazu, aber nicht nur. Auch Politiker, Philosophen und Wissenschaftler finde ich total spannend. Dieses Jahr werde ich die Benjamin-Franklin-Biographie von Walter Isaacson lesen; dazu jene von Tim Jeal über den Gründer der Pfadfinderbewegung, Lord Baden-Powell (BiPi). Weitere über deutsche und amerikanische Politiker habe ich in Planung, werde mich dafür aber kurzfristig entscheiden. Ein langjähriger Wunsch ist die zweibändige Biographie George Whitefields, die Arnold Dallimore geschrieben hat. Bisher hat mich der Preis immer abgeschreckt. Mit größter Wahrscheinlichkeit werde ich mir auch mal eine Biographie von Donald Gee, dem Bibellehrer frühen Pfingstbewegung, beschaffen.
5. Ich lese wissenschaftliche Bücher.
Mein „großes“ wissenschaftliches Thema letztes Jahr war von meinem Wunsch geprägt, Albert Einstein und dessen Theorien besser zu verstehen. Hierzu habe ich zuerst die Einstein-Biographie von Albrecht Fölsing gelesen. Bald wurde mir klar, dass das ein guter Einstieg ist, aber noch nicht ausreicht, um die Materie zu stemmen. Deshalb habe ich dann „Eine kurze Geschichte der Zeit“ von Stephen Hawking und „Gott und die Gesetze des Universums“ von Kitty Ferguson gelesen. Beide Bücher sind sehr spannend, wobei man gleich sagen muss, dass man da nicht allem zustimmen muss, was sie schreiben. Für dieses Jahr plane ich mit großer Sicherheit, Thomas S. Kuhns „The Structure of Scientific Revolutions“ zu lesen. Vielleicht gibt es dazu auch mal noch einen Blogpost. Am Rande möchte ich übrigens noch einen Verweis auf Vern Sheridan Poythress’ kostenlos als PDFs herunterladbare Bücher anbringen: Hierist enorm viel wertvoller Lesestoff zu finden. „Logic“, „Redeeming Science“, „Redeeming Sociology“ und „In the beginning was the Word“ habe ich letztes Jahr sehr zu lesen genossen. Hier wird wohl das eine oder andere weitere auch noch auf meine Leseliste wandern.
6. Ich lese philosophische Bücher.
Wie schon am Anfang bemerkt, ist das mit den Rubriken so eine Sache. Biographien, Wissenschaft, Geschichte, Philosophie und Theologie haben alle so überlappende Themen und Bücher. Deshalb fällt es mir auch oft schwer, Bücher genau dort einzuordnen und nicht gleichzeitig in zwei oder drei Rubriken. Letztes Jahr hat mich ein Philosoph begleitet, der mich schon seit vielen Jahren fasziniert hat: Friedrich Nietzsche. Ich habe seine wichtigsten Werke in der kostenlosen Kindle-Ausgabe gelesen. Besonders angetan hat es mir mal wieder die fröhliche Wissenschaft. Auch der Zarathustra ist sehr bewegend geschrieben. Dieses Jahr werde ich mich mal wieder an Immanuel Kant versuchen; das ist zumindest mal so geplant. Wie weit ich damit komme, ist nicht gesagt; es ist mir nicht einmal so wichtig, weil es mir mehr darum geht, mich in das Denken anderer Menschen hineinversetzen zu können und zugleich auch, weil es Literatur ist, die mich herausfordert.
7. Ich lese theologische Bücher.
Das ist vermutlich für die meisten Leser meines Blogs am selbstverständlichsten. Letztes Jahr war meine größte Herausforderung die vier Bände der „systematischen Theologie“ von David F. Wells. Es ist keine ST im herkömmlichen Sinn, sondern sie wird anhand der Veränderungen in der Kultur erarbeitet. Diese Bände sind eigentlich ziemlich kurz (zumal im Vergleich mit anderen Bänden, die ich gelesen habe), aber so herausfordernd geschrieben, dass ich das Buch manchmal nach wenigen Minuten des Lesens zur Seite legen musste um darüber nachzudenken und nicht selten auch zu beten. Für dieses Jahr plane ich, die Biblische Dogmatik von Wayne Grudem mal wieder zu lesen (mit einem Kapitel pro Woche kommt man in einem Jahr fast hindurch). Eventuell kommt John Frame noch dazu oder etwa von Don Carson. Und dann muss natürlich auch noch ein Buch zur Apologetik in die Liste, eventuell von Richard Swinburne oder William Lane Craig. Aber auch hier werde ich mich eher kurzfristig festlegen.
Und jetzt bin ich auf Deine Leseliste und Empfehlungen gespannt.

Fragen zur Predigtvorbereitung

Für den Blog von Marc Strunk habe ich ein paar Fragen zu meiner persönlichen Praxis des Vorbereitens und des Haltens von Predigten beantwortet (Link). Ich fand die Auseinandersetzung mit den Fragen sehr hilfreich – auch gerade für mich selbst, um mir einmal mehr klar zu werden, wie ich das mache und was ich noch lernen sollte.
In einer Diskussion kam die Frage auf, welche Kommentare ich verwenden würde. Zu den Kommentaren gibt es hier eine sehr gute Ressource (ich arbeite hauptsächlich mit englischen Kommentaren, da es meiner Meinung nach auf deutsch keine echten Alternativen gibt. Abgesehen von den Kommentaren aus der Zeit der Reformation, die zum Teil übersetzt sind und die neuere Serie HTA [Historisch-Theologische Auslegung], von der jedoch erst wenige Bände erschienen sind).
Zum Alten Testament ist die englische Serie NICOT (New International Commentary on the Old Testament) sehr zu empfehlen. Zum Neuen Testament wäre es vor allem NIGTC (New International Greek Testament Commentary), wobei hier auch noch einiges fehlt. Zum Epheserbrief zum Beispiel habe ich den besten Kommentar in der PNTC (Pillar New Testament Commentary) Serie gefunden (von Peter T. O’Brien), zu den Johannesbriefen in der BECNT (Baker Exegetical Commentary on the NT) Serie (von Robert W. Yarbrough).
Auf ein anderes Buch möchte ich auch noch hinweisen. In der Beantwortung von Marcs Fragen nenne ich als wichtigen Einfluss Dr. Martyn Lloyd-Jones. Sein Buch “Die Predigt und der Prediger” ist mein wichtigstes Buch zum Predigen. Ich versuche, es einmal pro Jahr zu lesen.

Postmoderne Geschichtenerzähler und die Veränderung des Denkens

Postmoderne Geschichtenerzähler und die Veränderung des Denkens
Und paßt euch nicht diesem Weltlauf an, sondern laßt euch [in eurem Wesen] verwandeln durch die Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist. (Römer 12, 2)
Wir Menschen der Postmoderne lieben Geschichten. Wir lieben sie so sehr, dass viele Prediger inzwischen auf den Zug des Geschichtenerzählens aufgesprungen sind, sodass manche Predigten zu einer Art Geschichtenmarathon geworden sind. Ich möchte zuerst aufzeigen, warum wir Geschichten so sehr lieben, danach diese Gründe auf den Vers von Paulus aus dem Römerbrief beziehen und zum Schluss aufzeigen, wie in der Bibel Geschichte und Geschichten erzählt werden und was wir daraus lernen können für unser eigenes Leben.
1. Warum wir Geschichten lieben
Die Gründe hierfür kann man in bewusste und unbewusste, bzw. in vordergründige und hintergründige Arten von Gründen einteilen. Die bewussten und damit vordergründigen hören sich in der Regel sehr positiv an:
– Diese Geschichten kommen direkt aus dem Leben.
– Diese Geschichten bewirken etwas in mir.
– Diese Geschichten kann ich mir gut einprägen.
Nichtsdestotrotz muss man festhalten, dass durch diese Geschichten sehr wenig wirkliche, bleibende Veränderung (die Bibel nennt das „Frucht“) festzustellen ist. Deshalb müssen wir uns auch mit den unbewussten, hintergründigen und plötzlich nicht mehr so positiven Gründen unserer Kultur der Geschichten befassen:
– Die Geschichten wühlen unsere Gefühle auf und vernebeln damit das klare Denken.Wir haben uns in unserer Gesellschaft (auch als Christen) angewöhnt, die Gefühle als Maßstab für unsere Situation zu betrachten. Auch wenn wir das abstreiten oder uns nicht bewusst sind, es ist dennoch so. Wir werden von Kindesbeinen dazu erzogen, nach unseren Gefühlen zu urteilen und zu handeln. Weil uns keine absoluten Maßstäbe mehr beigebracht werden, müssen wir subjektive Maßstäbe suchen; und sobald wir mit dem Willen nicht festen Maßstäben folgen, setzen sich automatisch immer die Gefühle durch und bestimmen unser Handeln. Wir müssen hier aufpassen, dass wir die Gefühle nicht gänzlich beiseite schieben, denn auch sie sind uns von Gott gegeben und haben ihre bestimmte Funktion, aber innerhalb fester Grenzen des durch Gottes Wort veränderten Denkens. Zurück zu den Geschichten: Sie sind heutzutage immer so aufgebaut, dass sie einem Drama gleichen mit einem Höhe- (besser gesagt Tief-)punkt und dem darauf folgenden Happy-End. Dies lässt den Hörer innerlich mitgehen, er identifiziert sich für die Dauer der Geschichte mit der Hauptperson und das wirkt sich natürlich automatisch auf die Gefühle aus. Der Hörer „fühlt“ sich verändert, während lediglich seine Gefühle mitgegangen sind. Und dies vernebelt sein ganzes Denken, denn einerseits werden die Hormone in Wallung gebracht und andererseits bildet er sich gleich darauf ein, richtig verändert worden zu sein.
– Die Geschichten sind zu persönlich und zu detailreich. Während der Hörer sich bei der Erzählung dieser Geschichte mit der Hauptperson identifiziert, hört dies nach dem Ende der Geschichte plötzlich auf. Man realisiert: ich bin nicht die Person, sondern es ist die andere Person, die das subjektiv und persönlich so erlebt hat. Im Sinne von: Was Gott mit der anderen Person vorhat, wird bestimmt nicht bei mir der Fall sein. Wir werden noch sehen, wie Jesus in den Gleichnissen sehr weise mit diesem Problem umgegangen ist.
– Die Geschichten „müssen“ nicht beurteilt werden. Wir haben als Kinder unserer Zeit eine panische Angst davor, zu urteilen, sehr oft gepaart mit einer Faulheit, die das noch verstärkt. Jesus befahl uns, alles zu prüfen und wachsam zu sein. Bei Geschichten haben wir das Problem, dass sie subjektiv erlebt wurden und deshalb schon als solche „echte Erlebnisse“ gar nicht erst an der Bibel geprüft werden „dürfen“. Denn es ist ja das Erleben jener Person, also „muss“ es echt sein. Alles bewusst in Anführungszeichen, denn das Denken ist falsch. Auch das Erlebte (genauso wie alle unsere Gefühle) müssen an der Bibel ganz klar und bewusst geprüft werden. Mit Geschichten kann man das Problem „Lehre trennt, Liebe eint“ (so ein typisches falsches postmodernes Denken) elegant umgehen.
2. Die Erneuerung eures Sinnes
Unsere Welt liebt Geschichten, weil sie ein schnelles Ergebnis bringen (Stichwort: Konsumgesellschaft), denn sie sorgen für schnelle, schöne Gefühle. Geschichten werden so zu einer Art Droge, was auch in unserer evangelikalen Welt zu einer Art Event-Christentum geführt hat. Um dies wirksam zu bekämpfen, werden nun diese Gefühls-Events durch das Geschichten-Predigen in die einzelnen Ortsgemeinden hineingetragen.
Und genau hier greift das Wort von Paulus: Passt euch nicht dem Weltlauf an. Besser übersetzt: Lasst euch nicht der Welt gleichförmig machen. Wir sollen als Christen nicht gleich sein wie die Welt, sondern uns verändern lassen. Die Schwierigkeit ist folgende: Veränderung hat ihren Preis. Der Welt gleichförmig wird man automatisch. Veränderung kostet Zeit, Kraft, die Bereitschaft, auch weniger beliebt zu sein in der Welt, und so weiter. Wenn wir bei Paulus weiter lesen, wird uns bewusst, was genau verändert werden muss: Nicht die Gefühle, sondern unser Denken. Gefühle sind wie der Wind, sie kommen und gehen wie immer sie gerade wollen. Sie können leicht beeinflusst werden, aber sind sehr unstet. Unser Denken besitzt eine gewisse Konstante, die sich durchaus verändern lässt, aber durch diese Konstante ist diese Veränderung des Denkens mit deutlich mehr Aufwand verbunden. Echte Veränderung des Denkens findet dort statt, wo der Mensch sich und sein bisheriges Denken von Gottes Wort beurteilen und verurteilen lässt und aus dieser Verurteilung dazu geführt wird, das falsche Denken durch richtiges Denken zu ersetzen. Aus dem richtigen Denken gespeist können dann auch erst die richtigen Worte und Handlungen kommen.
Und dann kommt Paulus zum eigentlichen Grund, weshalb wir unser Denken überhaupt verändern lassen sollen: Damit ihr prüfen könnt, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist. Ohne das veränderte Denken sind wir also nicht imstande, Gottes Willen zu erkennen! Ich denke schon, dass der Großteil der Christen wissen möchte, was Gottes Wille für sein Leben ist. Wo wir also unsicher sind, was Gottes Wille ist, da liegt es sehr oft an unserer Unfähigkeit, zu prüfen, was der Wille Gottes ist. Es liegt daran, dass wir am Anfang des Christenlebens stehen bleiben, uns von Events und Geschichtchen hin- und hertreiben lassen, uns dabei zwar für kurze Zeit gut fühlen, aber nicht wirklich im Glauben voran gehen können. Wir stehen uns selbst im Weg. Und das ist eine Katastrophe, die uns tief, tief bestürzen und ins Gebet treiben sollte.
3. Trotzdem Geschichten erzählen?
Mit dem bisher Gesagten wurde über unsere heutige Art, Geschichten zu erzählen, ein vernichtendes Urteil ausgesprochen. Nun mag der Leser einwenden: Das mag ja alles stimmen, aber man hat doch zu allen Zeiten Geschichten erzählt und Jesus war auch ein großer Geschichtenerzähler. In der Tat stimmt dies. Deshalb möchte ich zum Abschluss einen kurzen Exkurs anfügen, wie dennoch Geschichten nach dem Vorbild der Gleichnisse Jesu erzählt werden können.
Wenn man die Gleichnisse Jesu aus der Vogelperspektive überfliegt, so fällt auf, dass sie alle Konstrukte sind, die der Verdeutlichung eines bestimmten Umstands dienen. Sie gleichen einem Strichmännchen beim „Sonntagsmaler“, das eine bestimmte Tätigkeit zeigen soll. Sie sind auf das Wesentliche gekürzt, es sind keine Wendungen darin enthalten, die Anlass geben, sich mit der Person auf emotionaler Ebene zu identifizieren. Es sind keine unnötigen Details enthalten, jedes Detail, jeder Nebensatz dient lediglich der Verdeutlichung der Hauptaussage des Gleichnisses. Abgesehen von Lazarus wird keine Person mit Namen genannt, und auch dort nur, um aufzuzeigen, dass im Himmel die Namen der Gläubigen bekannt sind und um dies in den Gegensatz zum „unbekannten“ reichen Mann zu setzen. Ansonsten geht es immer um einen Sämann, einen König, ein Ackerfeld, ein Knecht, und so weiter. Deshalb fällt die Anwendung auf die eigene Person auch viel leichter. Und genau das bezwecken diese Geschichten Jesu auch. Es geht um die Anwendung, also um die Veränderung des Denkens und dadurch des Handelns.
Wenn wir also Geschichten erzählen wollen, so ist es wichtig, dass danach der Zusammenhang auf jeden einzelnen Hörer ganz deutlich herausgearbeitet wird. Geschichten verändern nicht von sich aus, es ist die aus ihr gewonnene Lehre, die, auf den Hörer angewandt, zu einer Veränderung führt. Jesus gibt uns als ein wunderbares Beispiel die Deutung vom Gleichnis vom vierfachen Ackerfeld. Er wendet es Schritt für Schritt auf seine Zuhörer an. Nach diesem Vorbild können auch wir vorgehen. Aber wir dürfen niemals bei der Geschichte stehen bleiben und den Rest dem Hörer überlassen. Die Hauptaufgabe bei jeder dieser Geschichten ist die Auslegung und Anwendung auf den einzelnen Hörer. Ebenso müssen wir lernen, sie so zu beschränken, dass jedes Detail dann tatsächlich auch angewandt werden kann. Und dies ist eine ganz große Herausforderung in einer Zeit, von der Paulus sagte, dass die Menschen „immerzu lernen und doch nie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen können“ (2. Tim. 3, 7) und den Fabeln hinterherjagen und dem, was in den Ohren kitzelt (also dem, was sich gut anfühlt).
Hier ist unsere große Verantwortung, zur Gleichförmigkeit mit der postmodernen Welt ein klares „Nein“ zu haben und uns gegen diese falsche Kultur des Geschichten Erzählens zur Wehr zu setzen. Sei gesegnet mit der Kraft Gottes dazu!

Unsere Hoffnung in der Predigt

I do not come into this pulpit hoping that perhaps somebody will of his own free will return to Christ. My hope lies in another quarter. I hope that my Master will lay hold of some of them and say, “You are mine, and you shall be mine. I claim you for myself.” My hope arises from the freeness of grace, and not from the freedom of the will.“ (Charles Haddon Spurgeon)

Auf Deutsch:

Wenn ich auf die Kanzel trete, dann hoffe ich nicht, dass vielleicht irgend jemand nach seinem eigenen freien Willen zu Christus umkehren wird. Meine Hoffnung liegt woanders. Ich hoffe, dass mein Meister welche von ihnen an Sich reißen wird und sagen: „Du bist mein, und du gehörst mir. Ich beanspruche dich für Mich Selbst.“ Meine Hoffnung liegt in der Freiheit der Gnade, nicht in der Freiheit des Willens“ (Charles H. Spurgeon)

Wir sehen also, wo das Problem der „modernen“ Predigtweisen liegt: Viele Prediger sind überzeugt, dass sie ihre Zuhörer überreden müssen, zu glauben. So gehen sie Kompromisse mit dem jeweiligen Zeitgeist ein. Sie wenden Strategien der Psycho-Manipulation an, um erfolgreicher zu sein. Sie rufen dazu auf, ein Gebet nachzusprechen, durch welches man gerettet werden könne. In all dem aber vergessen sie, dass es Gottes freie Gnade ist, die einen Menschen überwinden muss. Denn jeder Sünder kann sich nur gegen Gott entscheiden, bis Gottes starke Hand ihn zu Sich herumreißt und ihn für Sich beansprucht. In diesem Wissen liegt viel Freiheit und Freimut des Predigers: Wir müssen den Sünder nicht bekehren, denn das kann nur Gott. Statt dessen müssen wir in unserem heiligen Amte das Evangelium, die wunderbare Botschaft von der freien und damit unverdienbaren Gnade im Herrn Jesus Christus verkünden. Diese Botschaft von der Gerechtigkeit, der Heiligkeit und der Liebe Gottes, dem göttlichen Zorn, aber auch der göttlichen Gnade, will der Heilige Geist gebrauchen, um die Herzen der Sünder zu erreichen und im Glauben, der auch eine reine Gnadengabe Gottes ist, diese steinernen Herzen erneuern.

Bücher zur Predigtlehre

Meine Top 5 der Predigtlehrbücher:

An dieser Stelle möchte ich ein paar Bücher vorstellen, die sich damit befassen, wie man eine Predigt vorbereitet und hält. Ich habe hier die fünf besten, die ich bisher gelesen habe, herausgesucht und stelle sie kurz vor.

Ross, Michael F., Predigen wirkt Wunder. 3L-Verlag, 2009, ISBN-978-3-935188-70-8

Dieses ziemlich neue Buch hat es in sich. Ross hat erkannt und erlebt, dass eine Gemeinde vor allem dann gesund wachsen kann, wenn wir, statt ständig neuen Lehren hinterherzueilen, erneut anfangen, die fundamentalen Wahrheiten der Schrift zu predigen, und zwar in der Ausgewogenheit, wie dies schon bei unseren Vorvätern, den Puritanern, der Fall war. Von ihnen lernt und lehrt er predigen. Eine ausgewogene Predigt muss vor allem auch eine Auslegungspredigt sein. Mit vielen Beispielen und kraftvollen Worten ruft der Autor die Prediger auf, die Predigt zum absoluten Zentrum aller pastoraler Handlungen zu machen.

Lloyd-Jones, D. Martyn, Die Predigt und der Prediger, 3L-Verlag, 2005, ISBN 3-935188-47-1

Bei diesem Buch handelt es sich – wie man sich das bei Lloyd-Jones natürlich gewohnt ist – um eine Serie von Vorträgen, die er am Westminster Theological Seminary für die dortigen Studenten zu halten gebeten worden war. Für ihn ist der Fall eindeutig – die wahre Predigt, so drückt er es aus, sei das dringendste und wichtigste Bedürfnis für die Kirche der heutigen Tage – und damit auch für die Welt. Aus seinem reichen Erfahrungsschatz kann er über all die wichtigen Themen aber auch über Hindernisse und Fehler der Predigtvorbereitung und -durchführung sprechen. Ein Meister seines Fachs!

Mauerhofer, Armin, JESUS Mitte jeder Predigt, jota-Publikationen, 2005, ISBN 3-935707-35-5

Dieses Buch ist aus den langjährigen Vorlesungen meines Dozenten an der STH Basel, Armin Mauerhofers, entstanden. Es ist ein ausgezeichnetes Buch, das dem Prediger vermittelt, dass der Herr Jesus in jeder Predigt das Zentrum sein muss. Alles, was uns die Bibel verheißt, ist das direkte Ergebnis der Erlösungstat des Herrn, und jeder Forderung, die die Schrift dadurch stellt, kann nur mit Hilfe des innewohnenden Christus entsprochen werden. Auf diese Art und Weise wird jede Predigt lebendig und bleibt keine Theorie, sondern will und kann im täglichen Leben des Hörers auch angewandt werden.

Azurdia, Arturo, In der Kraft des Geistes, 3L-Verlag, 2003, ISBN 3-935188-27-7

In diesem Buch findet man in erster Linie Tipps, wie man mehr Vollmacht in der Verkündigung bekommen kann. Es geht weniger um den Prediger und das Halten von Predigten, sondern um eine Grundhaltung, in der man predigen soll, damit der Heilige Geist das Werk des Predigers in den Hörern bestätigt. Azurdia ist selbst Pastor, der auch von seinen eigenen Fehlern und zahlreichen Überraschungen auf der Kanzel berichtet.

Robinson, Haddon, Predige das Wort, Christliche Verlagsgesellschaft Dillenburg, 2001, ISBN 3-89436-299-5

Dieses Buch habe ich mit großem Gewinn für meine ersten Gehversuche in der Predigtvorbereitung und -durchführung benutzt. Es werden zehn Schritte mit Beispielen und Illustrationen erläutert und viel wertvolles Arbeitswerkzeug vorgestellt. Es lohnt sich speziell für (noch) nicht ausgebildete Prediger und Theologen.