Gott wieder neu entdecken

Unsere Zeit erinnert mich immer wieder an jene von König Josia von Juda. Josia war ein kleiner Junge von gerade mal acht Jahren, als er König wurde. Sein Vater, der König Amon, war einer Verschwörung zum Opfer gefallen, aber schon. Amon und dessen Vater, König Manasse, hatten Gott verlassen, hatten ihren Glauben an den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs dekonstruiert, haben die Bibel links liegen lassen. Den Tempel ließen sie verfallen. Stattdessen wurden dem Baal Altäre auf den Hügeln errichtet und für Aschera wurden Pfähle in den Boden gerammt, die angebetet wurden.

Auch in unserer Zeit verfällt viel von Gottes Haus. Die Bibel findet sich zwar in den meisten Haushalten; dennoch verstaubt sie in den Regalen und ihre Kraft geht in ständig neuen Umdeutungen ihrer Worte verloren. Die Gemeinde Jesu braucht dringend eine Renovation. Josia war bereit, mit dem Götzendienst seines Vaters und Großvaters zu brechen. Er riss die falschen Altäre nieder, und als er 26 Jahre alt war, beschloss er, dass der Tempel ganz wiederhergestellt werden sollte. Da wurde das Buch des Gesetzes, die damalige Bibel, im Tempel wiedergefunden. Josia tat Buße und feierte mit dem ganzen Volk ein rauschendes Passafest.

Wie können wir die Bibel unter dem ganzen Dreck von Wort-Umdeutungen, unter dem Schutt der zahllosen Gottesbilder, die in sie hineingelesen werden, wieder finden und darin Gott ganz neu entdecken? Darüber kann man natürlich ein ganzes Buch schreiben. Aber es gibt ein paar Dinge, die mir dazu in der letzten Zeit sehr wichtig geworden sind.

Baue deinem toxischen Selbst keinen Altar!

Deine Gefühle, dein Verstand, dein Wille, dein Gewissen sind wertvolle Werkzeuge aber schlechte Ratgeber. Dein Selbst, dein Ich ist toxisch.

Vertraue auf den HERRN von ganzem Herzen und verlass dich nicht auf deinen Verstand; erkenne Ihn auf allen deinen Wegen, so wird Er deine Pfade ebnen. (Sprüche 3:5-6)

Oder wie es Jesus Christus ausdrückte:

Er sprach aber zu allen: Wenn jemand mir nachkommen will, so verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich täglich und folge mir nach. (Lukas 9:23)

König Salomo, Jesus Christus und viele weitere Autoren wissen, dass unser Selbst toxisch ist. Es ist gefährlicher Götzendienst, wenn wir dem Selbst den Platz in unserem Leben schenken, den einzig und allein Gott bekommen soll.

Während es stimmt, dass es durchaus Machtstrukturen gibt, die uns klein halten wollen, ist es bei Gott und in sehr vielen Gemeinden nicht so.

Grabe das Buch der Bücher wieder aus!

Wie bei König Josia spielt auch in unserem Leben ein Buch eine wichtige Rolle. Die Bibel ist ein Buch, das Gott an dich und mich und viele andere geschrieben hat. Wenn wir also nicht unser toxisches Selbst befragen sollen, was uns gut tut – wen befragen wir sonst? Frag Gott! Ganz einfach! Ja, klar, es gibt ein paar Dinge zu beachten, wenn wir die Bibel lesen. Das nennt man in der theologischen Fachsprache Hermeneutik. Das heißt, auslegen und verstehen, in unsere Zeit hinüber übersetzen. Aber dazu muss man keine Fachperson sein.

Das Wichtigste, was du der Bibel geben kannst, ist dein Vertrauen und deine ungeteilte Aufmerksamkeit. König Josia ließ sich das Buch Gottes vorlesen – und vertraute ihm. Er zog es nicht in Zweifel. Er hörte – und begann, es umzusetzen. Sehr wahrscheinlich war das Buch, das die Arbeiter im Tempel fanden, das 5. Buch Mose. Josia hörte die Abschiedspredigt von Mose, als Mose kurz vor seinem Tod noch einmal alles Wichtige wiederholte, was Gott ihm aufgetragen hatte.

Josia war bereit, sein toxisches Selbst zu hinterfragen und den Maßstab von außen, Gottes Wort, an sein Leben heranzulassen. Er wollte sich nicht rechtfertigen, sondern gab Gott recht. Er tat Buße, änderte sein Selbst und wurde damit zu einem geachteten König. Sein Vater und Großvater hatten ihre Baale und Ascheren und regierten in Wirklichkeit nach ihrem toxischen Selbst. Sie konnten als Könige alles tun und lassen, was ihnen einfiel – aber Gott sandte ihnen Propheten, um sie an die Wahrheit zu erinnern. Josia hatte Gott als Oberkönig und konnte so zu einem gerechten Hirten für sein Volk werden. Es gab zwar Machtstrukturen, aber keine mutwilligen, egoistischen.

Eine neue Gottesbegegnung

Wer ist Gott, und wenn ja, wie viele? Das erste Kriterium, das wir gesehen haben, ist ein grundsätzliches Vertrauen in die Bibel als Gottes Wort. Josia ließ damals die Prophetin Hulda nach Gottes Willen befragen. Uns ist ein direkter Zugang zum ganzen Wort Gottes gegeben. Und doch muss uns auch der Zugang zu Gott wieder freigeräumt werden. Es gibt in unserer Zeit die Vorstellung, dass Gott einfach GANZ ANDERS ist. Egal wie, Hauptsache ganz anders. Dahinter steckt folgender Gedanke: Gott wird in der Bibel ganz unterschiedlich gezeigt und mit vielem verglichen. Also kann ich mir von den ganz vielen Gottesbildern der Bibel irgend eins rauspicken, das mir gerade gefällt, oder eben auch gar keins.

Ist das realistisch und ehrlich? Nein. Viel besser ist es, wenn wir anfangen, die vielen Gottesbegegnungen in der Bibel übereinander zu legen und zusammen zu denken. Eine Art Synopse, eine Zusammenschau. Wenn du die Alpen von fern betrachtest und sie beschreiben sollst, kannst du auch nicht sagen: Heute sehen die Alpen aus wie das Matterhorn und übermorgen wie das Rothorn, und irgendwann anders wie Eiger Mönch und Jungfrau. Es geht auch nicht einfach zu sagen: Gott, das ist Jesus, und schon Luther hat gemeint, dass man die Bibel nach dem untersuchen müsse, „was Christum treibet“, also alles was irgendwie lieb klingt, und alles andere lasse ich außen vor.

Die weltweite Kirche oder Gemeinde Jesu aus allen Gläubigen aller Zeiten glaubt und bekennt sich zum dreieinen Gott. Das ist nichts, was man in die Bibel reinlesen muss. Das hat auch nichts mit patriarchalischem Machtverständnis und Ausgrenzung zu tun. Es ist ein Gott in drei Personen: Gott Vater, Jesus Christus und der Heilige Geist. Alle drei Personen sind gleichermaßen Gott und haben dieselbe göttliche Natur, aber Gott Vater ist nicht Jesus Christus ist nicht der Heilige Geist ist nicht der Vater. Schauen wir uns das an:

Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde. Die Erde aber war wüst und leer, und es lag Finsternis auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte über den Wassern. Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es wurde Licht. (1. Mose 1:1-3)

Vergleichen wir mit:

Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott. Alles ist durch dasselbe entstanden; und ohne dasselbe ist auch nicht eines entstanden, was entstanden ist. […] Das wahre Licht, welches jeden Menschen erleuchtet, sollte in die Welt kommen. Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn geworden, doch die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in sein Eigentum, und die Seinen nahmen ihn nicht auf. Allen aber, die ihn aufnahmen, denen gab er das Anrecht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben; die nicht aus dem Blut, noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind. Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns; und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. (Johannes 1:1-3,9-14)

Wer dies liest und glaubt, und dennoch die Lehre von der Dreieinigkeit Gottes ablehnt, hat eine andere, fremde Religion angenommen. Wir haben hier Gott Vater, der die Schöpfung geplant hat und ausführt durch Sein Wort. Wir haben hier das Wort Gottes, Jesus Christus, Der eines Tages in Sein Eigentum kommen sollte, das wahre Licht, das in die Welt kam und unter uns wohnte. Und wir haben hier den Geist Gottes, der über den Wassern schwebt. Der dreieine Gott ist bei der Erschaffung der Welt beisammen, aber auch beim Erlösungswerk Jesu Christi am Kreuz auf Golgatha.

Das Sühnopfer Jesu: Deine persönliche Begegnung mit Gott!

Als der König Josia das Buch von Gottes Wort zu Ende gehört hatte, als die Ausbesserungen am Tempel weit fortgeschritten und die toxischen Altäre und Pfähle auf den Hügeln niedergerissen worden waren, feierte er mit seinem ganzen Volk ein riesiges Fest und schloss einen Bund mit Gott. Es war das Passafest, ein Fest, das an die Nacht des Auszugs aus Ägypten erinnern sollte. Am Abend vor dieser Nacht sollte in jedem Haus der Israeliten ein Lamm geschlachtet und das Blut des Lammes an die Türpfosten gestrichen werden.

Das Sühnopfer zieht sich wie ein roter Faden durch die ganze Bibel: Es beginnt mit 1. Mose 3, wo die ersten Menschen in Sünde fallen. Da kommt Gott, schlachtet Tiere und bekleidet die Menschen mit den Fellen, damit sie sich ihrer Schuld und Nacktheit nicht mehr zu schämen brauchten. Das erklärt auch in 1. Mose 4, warum Gott das Tieropfer annahm und das Gemüseopfer zurückwies. Der Höhepunkt des Alten Testaments findet sich dann in 3. Mose 16 mit dem jährlichen großen Versöhnungstag, an dem die Schuld des ganzen Volkes vor Gott gesühnt wurde. Und dann im Neuen Testament, um die Zeit des jährlichen Passafestes herum, wird Jesus Christus gekreuzigt, das wahre Opferlamm.

Das Kreuz auf Golgatha ist der größte Schauplatz der Liebe Gottes. Da sehen wir Gottes Wesen in der vollkommensten, reinsten Form. Da sehen wir Gottes Heiligkeit, Gottes Hass und unendlicher Zorn auf die Sünde. Da sehen wir Gottes Gerechtigkeit, die nicht einfach mal fünfe gerade sein lassen kann. Da sehen wir Gottes Liebe, die so weit geht, dass Gott Selbst die Strafe für unsere Schuld trägt. Da sehen wir die Schönheit Gottes, in welcher alle diese Eigenschaften Seines Wesens zusammen kommen, geballt und verdichtet, Gottes verzehrendes Feuer, Gottes helles Licht, das kein Mensch ertragen kann, der nicht von Gott gerecht gesprochen wurde. Da sehen wir die alles entwaffnende Ehrlichkeit Gottes, die unser Leben ausleuchtet und zeigt, wie sehr wir die Erlösung brauchen. Dort am Kreuz ist der Ort, an welchem du Gott ganz persönlich begegnen kannst. Die Arme Jesu sind offen, ER wartet voll Sehnsucht auf deine Antwort des Glaubens.

Wenn wir Gott ganz neu entdecken wollen, gibt es diese drei Dinge, die absolut wichtig und unerlässlich sind: Ein Grundvertrauen in die Bibel, den Glauben an den dreieinen Gott und ein Festhalten am notwendigen Sühnopfer Jesu am Kreuz auf Golgatha. Diese drei Zutaten sind drei Brückenpfeiler, die ein stabiles Fundament für Einheit und Gemeinschaft aller Christen weltweit schaffen.

Buchtipp: Leb deine Wahrheit

und andere Lügen

Childers, Alisa, Leb deine Wahrheit – und andere Lügen, Fonts-Verlag Basel, 2023 Amazon-Link

Leb deine Wahrheit!“, „Authentizität ist alles!“, „Du lebst nur einmal!“, „Nur die Liebe zählt!“ Dies sind ein paar der platten Lügen, die in unserer Zeit weit verbreitet sind und die Alisa Childers schonungslos aufdeckt. Auch in christlichen Kreisen hört man solches immer wieder. Besonders dort, wo sich die „Dekonstruktion“ des Glaubens etabliert hat, ist man erstaunlich unkritisch offen für so übersimplifizierte Lügen.

Die Autorin – ja, ich bin sehr dankbar, dass es in unserer Zeit immer mehr Autorinnen gibt, die uns viel zu sagen haben, oft genug mehr als viele männliche Autoren zusammen – kam aus einer Gemeinde, die theologisch immer progressiver wurde. Wie sie sich aus den Fängen dieses Progressivismus befreien konnte, beschreibt sie in ihrem ersten Buch „Ankern“ (Link). Nun hat sie nachgelegt und beschreibt eine Reihe von dekonstruktiven Glaubenslügen.

Es sind recht kurze, knackige, aber auch inhaltlich klare, deutliche Kapitel. Sehr viele anschauliche Beispiele (mir persönlich waren es ehrlich gesagt zu viele Beispiele) aus dem Leben helfen, sich das Ganze richtig vorzustellen. Ich denke, jeder, der das Buch liest, wird von Zeit zu Zeit innehalten müssen, um das Gelesene zu verdauen. Sei es, weil man schon zu viele dieser Lügen inhaliert hat, sei es, weil man sich an die deutliche Sprache gewöhnen muss, oder sei es (wie in meinem Fall), dass man zuweilen vor lauter Beispielen und #Hashtags den roten Faden des Buches verloren hat und sich erst wieder daran erinnern muss, wo man davor war.

Der Höhepunkt des Buches ist eindeutig der Schluss, der krönende Abschluss des Buches. Da geht es in einem Unterkapitel um das Kreuz Jesu. Childers schreibt: „Keine der Lügen, über die wir in diesem Buch gesprochen haben, kann im selben Raum wie das Kreuz existieren. Wenn du dir selbst genügen willst, kannst du das Kreuz nicht ertragen. Es ist das Ärgernis, das uns zeigt, dass wir aus uns selbst nicht genügen, und es ist das Heilmittel für den Mangel, der aus unserem Nichtgenügen folgt. […] Das Kreuz wird niemals ein Werkzeug des Friedens sein, solange es nicht zum Werkzeug des Todes wird.“ (S. 227f)

Das sind Sätze, die tief sinken müssen. Das braucht Zeit zum Nachdenken. Zeit zum Gebet. Zeit, um Gott immer wieder ganz neu (und doch genau so wie viele Generationen vor uns) kennen zu lernen.

Ich empfehle das Buch sehr und gebe ihm 5 von 5 Sterne.

Eine Reise zum Herzen der Psalmen: Klagepsalmen

Dies ist der zweite Teil unserer Reise zum Herzen der Psalmen. Zum ersten Teil geht es hier (Link). Wer sich mit den Psalmen beschäftigt, wird über eine Tatsache stolpern: In den Psalmen wird oft geklagt. Es geht um Sorgen, um Nöte, um Schmerzen. Wenn wir das mit vielen heutigen Gebeten vergleichen, dann fällt der Unterschied ziemlich krass auf. Die meisten frei formulierten Gebete (und auch sehr viele vorformulierte) sind in gewisser Weise triumphalistisch. Oberflächlich. Kleingläubig. Oder einfach gebetsautomatmäßig. So als ob Gott ein Automat wäre, der auf unser oben eingeworfenes Gebet dann antwortet, wenn der Betrag stimmt.

Jesus hat anders gebetet: Er hat auch geklagt

Ich schrieb im ersten Teil schon, dass die Psalmen im Grunde genommen auf die Kommunikation von Gott zurück gehen. Gott ist ein singender Gott, und Gott hat die Psalmen schon gekannt und festgelegt, bevor es Menschen gab, die sie aufschreiben konnten. Viele der Klagepsalmen gehen auf die Zeit zurück, als Jesus auf der Erde war. Oops – sie wurden doch schon Jahrhunderte früher aufgeschrieben? Oh ja – und genau das ist das Geniale: Der Heilige Geist sagte David und den weiteren Psalmschreiber durch ihr persönliches Leben schon früher, wie es Jesus einst gehen wird. Ganz deutlich wird das in Psalm 22, den Jesus am Kreuz betete.

Gerade in den vergangenen Wochen wurde mir eines deutlich, als ich die drei Bände von Philip Schaffs „Creeds“ (Link) las, also eine sehr umfangreiche Sammlung von Glaubensbekenntnissen und Katechismen aus vielen Jahrhunderten und aus vielen verschiedenen christlichen Konfessionen und Denominationen. Für die Christen der meisten Jahrhunderte war klar, dass Jesus nicht erst am Kreuz litt. Das Leiden am Kreuz, der Tod und die Auferstehung sind natürlich der Höhepunkt davon, und sie sind es, die uns erlöst haben. Aber das Leiden war etwas, was den Herrn Jesus Sein ganzes menschliches Leben lang begleitete. Und das wird oft vergessen oder viel zu wenig betont. ER litt unter den Kleinglauben der Jünger. ER litt unter dem Anblick des Volkes Israel, das wie Schafe ohne Hirten war. ER litt unter dem Anblick der Krankheiten und der dämonisierten Menschen. Jesus weinte. Litt. Betete. Klagte.

Das Klage-Gebet: Der sicherste Ort für deine Nöte

Wir haben es verlernt, zu klagen und zu beten wie Jesus. Und wie die Apostel. Und wie die meisten Christen vieler Jahrhunderte. Es gibt in unserer Zeit eine sehr ungesunde Tendenz und Gewohnheit unter uns: Wir nähern uns Gott sehr oberflächlich, tun so, als ob alles in Ordnung wäre. Und stattdessen klagen und murren wir lieber da, wo andere Menschen zuhören, die an der Situation nichts verändern können. Das macht etwas mit uns: Es verbittert. Viele Menschen haben sich so an das Klagen und Murren vor Menschen, an das Lästern und Hintenrum-Gerede gewöhnt, dass sie sich schon gar nicht mehr vorstellen können, wie es ohne Grund zum Lästern wäre.

Lass dir eins gesagt sein: Das Gebet ist der beste Ort, an den du mit deiner Klage und deinen Sorgen gehen kannst! Gott fordert uns in Seinem Wort geradezu auf, unsere Sorgen auf Ihn zu werfen, weil ER für uns sorgen will (1. Petrus 5:7). Wenn wir es nicht tun, sondern zu Gott nur oberflächlich kommen und stattdessen unsere Sorgen lieber mit anderen Menschen teilen, klagen und murren, dann geben wir dem Teufel Raum, so dass er uns verbittert machen kann.

Psalm 6: Ehrliche Klage verändert alles

Ich möchte dich einladen, den Psalm 6 in deiner Lieblingsbibel und am besten auch noch in einer oder zwei anderen Übersetzungen mal durchzulesen. Es ist nicht so viel Arbeit, aber sie lohnt sich umso mehr. Es sind nur elf Verse. David kommt zu Gott mit vielen Klagen, mit Vorwürfen. Wie lange, Gott, wie lange lässt Du Dir Zeit? Wie lange soll ich noch leiden? Wie lange noch lässt Du zu, dass mich meine Feinde bedrängen? Mein Bett ist nass von meinen Tränen! Darf man so beten?

David macht das Richtige. Er geht mit seiner Klage nicht zu seinen Freunden. Er geht nicht in den Hauskreis, um über seine Feinde abzulästern. Er geht nicht zu seinen Nachbarn, um ihnen zu erzählen, wie lange es ihm schon ach so schlecht geht. Nein, er geht damit zu Gott. Er richtet seinen Blick auf den Schöpfer des Universums, auf den König der Könige. Mir wurde bei diesem Psalm ganz besonders bewusst: Auf Gott schauen ändert nicht unseren Fokus oder Blickwinkel – es ändert alles. Wenn es nur unseren Fokus ändern würde, dann würden wir uns ständig durch Blickwinkelveränderung selbst erlösen müssen. Doch Gott sei Dank, dass ER uns beständig hält und unseren Blick immer wieder auf Ihn richtet.

Für wen beten wir?

David betet. Er klagt. Er schreit. Er macht Vorwürfe. Das ist alles vollkommen in Ordnung. Er macht es für sich und für Gott. Er macht es nicht, um damit Aufmerksamkeit von anderen Menschen auf sich zu ziehen. Jesus sagte etwas Krasses in der Bergpredigt: Wenn du armen Menschen etwas gibst, es aber so tust, dass es möglichst viele sehen können, dann hast du damit keine Schätze im Himmel gesammelt, sondern deinen Lohn (nämlich die Aufmerksamkeit) schon bekommen. Ich glaube das ist das Problem auch beim Beten: Viele Menschen, die sich Klage-Gebete angewöhnt haben, bekommen ihren Lohn schon auf der Erde. Viel wird für die Aufmerksamkeit geklagt, nicht für die Beziehung zu Gott.

Ich glaube, wenn mehr in der stillen Kammer geklagt würde, könnte man auch mehr Veränderung sehen.

Wegbereiter: Neues PDF-Dokument online

Wie bereits im Dezember kurz erwähnt, habe ich seit etwa November an einem neuen PDF geschrieben, das ich nun hier kurz vorstellen und verlinken möchte. Ich bin fest davon überzeugt, dass Gott in unserer Zeit Erweckung schenken möchte. Nebst weiteren Gründen, die ich der Schrift und der Geschichte entnehme, habe ich vor etwa 17 Jahren vom Herrn eine Vision dafür bekommen, über welche ich unter anderem darin berichte.

Ich zeige im ganzen Dokument anhand von Jesaja 40 und zahlreichen weiteren Abschnitten der Hl. Schrift, wie wir uns darauf vorbereiten können, Wegbereiter für eine solche prophetische Erweckung zu werden. Falls Dich das Thema interessiert – es steht jetzt zum Download (Link) bereit.

Ebenso ist es auch auf meiner Downloadseite (Link) verlinkt – relativ weit unten.

Ein paar (mir persönlich wichtig gewordene) Auszüge habe ich auf Instagram (Link) gepostet.

Hier eine kurze Leseprobe aus dem ersten Kapitel:

Gott sucht Wegbereiter. Menschen, die in den Riss treten und in unserer Zeit mutig vorangehen. Die bereit sind, um geistlich wachsen zu können, auch den Preis der Nachfolge zu bezahlen. Kostet das einen Preis? Das ist von der Sichtweise abhängig. Wegbereiter brauchen einen Fokus. Das kostet den Preis, sich nicht ablenken zu lassen. Wegbereiter suchen Gott und Seinen Willen für unsere Welt, das kostet Zeit, Energie und den Willen zum Warten auf den Herrn. Es beginnt schon mit dem Preis, das vorliegende Dokument zu lesen und umzusetzen. Doch niemand hält es zufällig in der Hand. Schließlich ist Gott dabei, Seinen Willen in der Welt umzusetzen. Vor einiger Zeit las ich in meiner „stillen Zeit“ im Philipperbrief:

Sorgt euch um nichts; sondern in allem lasst durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden. (Phil 4:6)

Als ich danach noch länger über den Vers nachdachte und zum Herrn betete, sprach Er plötzlich zu mir: „Wenn Ich etwas tun möchte, so werde Ich als Erstes Meine Gemeinde ins Gebet bringen.“ Das saß tief. Es ermutigte mich sehr, denn es bestätigte vieles, was ich zur Zeit sehe, höre und lese. An vielen Orten sind Menschen dabei, zu beten. An vielen Orten entstehen gar Gebetshäuser, in denen Menschen aus verschiedenen Gemeinden zusammenkommen, um zu beten. Das macht mir sehr viel Mut.

Wegbereiter zahlen jedoch auch noch einen weiteren Preis: Sie sind oftmals einsam. Besonders in unserer Zeit. Sie erleben Angriffe von allen Seiten. Von jenen, welche keine neuen Wege wollen, und von jenen, die meinen, dass der Weg ja schon das Ziel sei, und deshalb jeder Weg richtig sei. Doch Wegbereiter sind keine Brückenbauer. Sie versuchen nicht, Brücken über die unüberbrückbare Kluft zu schlagen. Sie gehen voran und sind Vorbilder für jene, die ihnen folgen wollen. Im Moment sind sie oft einsam. Doch viele werden ihre Vorbilder sehen und sich nach demselben Weg sehnen.

Bist Du bereit für eine Reise zum Herzen Gottes und dazu, Dich zu einem solchen Wegbereiter verändern zu lassen?

Jahresende: Dank, Rückblick und Ausblick

Eigentlich bin ich kein Freund von solchen Traditionen. Ja. Eigentlich. Und doch… Mache ich es einmal mehr. In erster Linie, um einmal Euch danke zu sagen. Das ist mir am wichtigsten. Ich habe die letzten zweieinhalb Jahre das Bloggen ziemlich schleifen lassen. Und doch bekomme ich an den meisten Tagen um die 800 und mehr Besucher. Damit habe ich nicht gerechnet. Deshalb: Danke!

Ja, die letzten zweieinhalb Jahre haben mich ziemlich „im Griff“ gehabt, wir haben gebaut, unser drittes Kind ist zur Welt gekommen. Wir haben jetzt einen eigenen Garten mit allem was dazu gehört (vor allem viel Arbeit… grins…)

Und ja, ich weiß auch, dass viel für mich gebetet wird. Auch dafür ein großes Danke. Ich weiß wenige Menschen, die das mehr brauchen. Also auch im neuen Jahr, wer es auf dem Herzen hat, betet gern für mich. Deshalb auch ein paar Updates in eigener Sache.

Rückblick:

Ich habe dieses Jahr wirklich wenig Neues gepostet. Am häufigsten wurden ältere Beiträge aufgesucht, und was mich ein wenig schmerzt, ist die Erkenntnis, dass es primär die satirischen und die gesellschaftskritischen Beiträge und negativen Buchrezensionen sind, die aufgerufen werden. Das möchte ich eigentlich nicht. Ich versuche eigentlich immer mehr Positives, Aufbauendes zu schreiben. Wenn dieser Trend so weiter geht, muss ich mein Konzept überdenken und möglicherweise manches ändern.

Wenn ich auf das Jahr zurückblicke, sehe ich jedoch vor allem viel Hoffnung am Horizont. Es hat sich viel in eine gute Richtung verändert. Ich freue mich, dass eine ganze Reihe von guten Projekten, Vlogs, Podcasts und so weiter gestartet sind.

Zunächst einmal hat das Netzwerk Bibel und Bekenntnis, das ich sehr schätze, damit begonnen, richtig gute Vorträge online zu stellen. Seit Neuestem arbeitet es mit einem anderen Netzwerk, das ich ebenfalls sehr schätze, nämlich Evangelium21, zusammen und im Rahmen dieser Zusammenarbeit entstand die Mediathek offen.bar

Außerdem hat mein Blogger-Freund Markus Till, der auch bei offen.bar Mitgründer und Referent ist, einen Podcast namens Bibel-Live begonnen. Seine Beiträge sind immer sehr lesens-, hörens- und sehenswert. Ganz große Empfehlung.

Ebenfalls ein Bloggerfreund, nämlich Thomas Richter, hat für IDEA ein neues Instagram-Format aufgebaut: Stammtischgespräche. Unbedingt ansehen. Im neuen Jahr geht es weiter. Es gab schon viele richtig gute Stammtischgespräche.

Nicht ganz so neu, aber für mich eine neue Entdeckung ist Crosspaint.tv, ein ganzes Team hinter einem jungen Mann namens Natha. Dieses Team macht super Bibel-Erklärungen, YouTube-Diskussionen, und seit November gibt es auch ein erstes Buch: Überrascht von Furcht. Hier meine Rezension.

Das sind so die Highlights. Daneben gab es natürlich auch viele weitere richtig gute Sachen, von denen ich bestimmt schon mehr als die Hälfte wieder vergessen habe. Aber all das macht mir Mut für 2022. Ich bin überzeugt, dass wir in eine ganz entscheidende Phase der Weltgeschichte kommen.

Ausblick

Mit dieser Überzeugung starte ich in ein neues Jahr, in dem ich auch wieder mehr schreiben will. Aktuell bin ich gerade dabei, ein Dokument zu schreiben, das fürs Erste den Arbeitstitel „Wegbereiter für die kommende prophetische Erweckung“ trägt. Ich glaube, dass vieles in diese Richtung weist und dass Gott Erweckung schenken wird. Allerdings anders als wir es bisher gewohnt sind. Gott hat mir vor rund 17 Jahren eine Botschaft dazu geschenkt, die mir Mut macht, und dieses Jahr habe ich zum ersten Mal die Freiheit bekommen, auch öffentlich davon zu erzählen. Ein paar kurze Snippets daraus findest Du auf meinem Instagram-Kanal. Ich hoffe und bete (bitte betet mit mir!), dass ich das PDF bis Ende Januar so weit bereit habe, dass ich es hochladen und dann noch einmal kurz vorstellen kann.

Fortsetzen werde ich auch die Blogserie, die ich zu Hiob begann, wo ich meine persönlichen wichtigen Lektionen aus den verschiedenen Bibelbüchern vorstelle. Außerdem möchte ich eine neue Blogserie zur Offenbarung anfangen. So der Herr will und wir leben, wird das im späten Frühjahr oder im Sommer beginnen. Es geht mir unter anderem darum, zu zeigen, was wir alle von den verschiedenen Endzeitmodellen lernen können, und wie wir die Offenbarung auch jenseits von bestimmten Modellen zu uns sprechen lassen können.

Zurück zur ersten Liebe

Dem Engel der Gemeinde von Ephesus schreibe: Das sagt, der die sieben Sterne in seiner Rechten hält, der inmitten der sieben goldenen Leuchter wandelt: Ich kenne deine Werke und deine Bemühung und dein standhaftes Ausharren, und dass du die Bösen nicht ertragen kannst; und du hast die geprüft, die behaupten, sie seien Apostel und sind es nicht, und hast sie als Lügner erkannt; und du hast [Schweres] ertragen und hast standhaftes Ausharren, und um meines Namens willen hast du gearbeitet und bist nicht müde geworden. Aber ich habe gegen dich, dass du deine erste Liebe verlassen hast. Bedenke nun, wovon du gefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke! Sonst komme ich rasch über dich und werde deinen Leuchter von seiner Stelle wegstoßen, wenn du nicht Buße tust! Aber dieses hast du, dass du die Werke der Nikolaiten hasst, die auch ich hasse. Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt! Wer überwindet, dem will ich zu essen geben von dem Baum des Lebens, der in der Mitte des Paradieses Gottes ist. (Offb 2:1-7)

Jesus Christus lässt zu Beginn der Offenbarung Johannes an sieben Gemeinden Briefe schreiben. Alle sieben Briefe sind für uns zum Lesen bestimmt. Sie gelten nicht nur einzelnen Gemeinden der damaligen Zeit, sondern sind vielmehr auch Worte an unsere Zeit. Sie beschreiben sieben geistliche Zustände, in denen wir uns befinden können. Dieser erste Brief an die Gemeinde von Ephesus enthält viel Lob. Als der Apostel Paulus in der Apostelgeschichte auf seiner Missionsreise unterwegs war und Abschied nahm von der Gemeindeleitung von Ephesus, warnte er sie mit drastischen Worten:

Und nun siehe, ich weiß, dass ihr mein Angesicht nicht mehr sehen werdet, ihr alle, bei denen ich umhergezogen bin und das Reich Gottes verkündigt habe. Darum bezeuge ich euch am heutigen Tag, dass ich rein bin von aller Blut. Denn ich habe nichts verschwiegen, sondern habe euch den ganzen Ratschluss Gottes verkündigt. So habt nun acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in welcher der Heilige Geist euch zu Aufsehern gesetzt hat, um die Gemeinde Gottes zu hüten, die er durch sein eigenes Blut erworben hat! Denn das weiß ich, dass nach meinem Abschied räuberische Wölfe zu euch hineinkommen werden, die die Herde nicht schonen; und aus eurer eigenen Mitte werden Männer aufstehen, die verkehrte Dinge reden, um die Jünger abzuziehen in ihre Gefolgschaft. Darum wacht und denkt daran, dass ich drei Jahre lang Tag und Nacht nicht aufgehört habe, jeden Einzelnen unter Tränen zu ermahnen. (Apg 20:25-31)

Räuberische Wölfe, verkehrte Männer aus der eigenen Gemeinde, das klingt schlimm. Der Herr Jesus bestätigt in der Offenbarung, dass die Gemeinde in Ephesus das richtig gemacht hat. Doch dann gibt es eine Wendung: Du hast deine erste Liebe verlassen. Interessant, was er nicht sagt: Er sagt nicht: Du hast deine erste Liebe verloren. Nein, es ist kein Zufall. Du hast sie verlassen. Du hast etwas getan, weshalb diese erste Liebe verschwunden ist. Sie sind Jesus treu geblieben. Sie haben gewacht und aufgepasst, dass keine falschen Lehrer und Propheten kommen konnten. Doch bei all dem Aufpassen ist ihnen die Begeisterung, die Leidenschaft abhanden gekommen. Sie haben ihre Leidenschaft verloren. Sie waren bibeltreu, fromm, vorsichtig, alles gute Dinge. Dennoch sind sie auf der anderen Seite vom Pferd gefallen. Sie taten vieles richtig, aber nicht mehr aus Liebe, nicht mehr aus Leidenschaft heraus, sondern weil es für sie zur frommen Arbeit, zur Pflicht, zur Last, zur Tradition geworden ist.

Zwischen den Worten von Paulus und dem Brief von Jesus in der Offenbarung sind etwa 40 Jahre vergangen. Eine neue Generation von Leitern wird wohl inzwischen die Gemeinde übernommen haben. Menschen, die alles richtig gelernt haben, die um die Gefahren wussten. Doch sie haben selbst möglicherweise die Erweckung der ersten Zeit gar nicht miterlebt. Sie brauchten eine eigene Erweckung. Jede Generation braucht ihre eigene Erweckung. Jede Generation muss für ihre eigene Generation im Gebet einstehen und eigene Fürbitter auf die Mauern stellen. Deswegen sagt Jesus zu dieser Gemeinde: Tue die ersten Werke. Passe nicht nur auf. Tue nicht nur aus Tradition, was man früher auch schon tat. Tue es, weil du eine eigene, eine neu entfachte Leidenschaft entwickelst. Die Erweckung der Zeit von Paulus war von viel Gegenwind gekennzeichnet. Die Gemeinde war so voller Leidenschaft, dass die Silberschmiede der Stadt Angst hatten, dass ihnen die Kundschaft für ihre Silberstatuen der Göttin Artemis weglief. Sie fürchteten richtiggehend um ihre Existenz. Das war das Feuer der ersten Liebe.

Kann es sein, dass wir manchmal auch nur noch versuchen, die Asche der früheren Generation zu hüten? Kann es sein, dass wir das Feuer gar nicht mehr selbst kennengelernt haben, sondern nur vom Hörensagen? Dann ist es an der Zeit, dass wir unsere Stimmen erheben und zum Herrn und König des Universums schreien, dass Er uns diese erste Liebe wieder neu schenkt.

Buchtipp: Überrascht von Furcht

Natha, Überrascht von Furcht – Der Schlüssel um wirklich mit Gott zu leben, Crosspaint Medien, Druck via Amazon, 2021, Amazon-Link

Crosspaint – meine Entdeckung des Jahres. Irgendwie ärgert es mich ein wenig. Ich bin mir gewohnt, neue Bewegungen im Internet früh zu entdecken, ein wenig zu networken, Menschen miteinander zu verbinden, junge Blogger und Internetevangelisten zu unterstützen und bekannter zu machen, doch jetzt ist da was ganz Großes im Kommen – und ich bin vier Jahre zu spät dran. Ok, jetzt bin ich wieder am Boden angekommen, und das tat gut!

Natha ist sein ein paar Jahren mit einem ganzen Team dabei, die Bibel für junge Menschen verständlich zu erklären. Die Plattform Crosspaint.tv dient dazu, gute Inhalte in vielen sozialen Medien bekannt zu machen. YouTube, Instagram, Facebook, etc. Nun hat er ein Buch geschrieben. Überrascht von Furcht. Und ich war darauf gespannt. So sehr gespannt, dass ich gleich noch einmal etwas zugeben muss: Ich finde es eigentlich super, dass es das Buch nur in der Offline-Version gibt. Aber für mich selbst hätte ich mir dennoch eine eBook-Version gewünscht. Eine zum Kaufen und sofort downloaden. Sofort. Instant. Ohne nervige Wartezeit. Und gleich loslesen auf dem Tablet. Auf diesem digitalen Gerät, das unser ganzes Denken verändert und vor dem ich auch immer mal wieder warne.

Lasst euch eins gesagt sein: Das Buch ist wirklich richtig gut! Es ist so einfach geschrieben, dass es sich leicht lesen lässt und hat dennoch so viel Tiefgang, dass man immer mal wieder innehalten und das Gelesene verdauen muss. Das Buch besteht aus fünf Teilen. Im ersten Teil wird das Problem beschrieben (bzw. eine ganze Reihe von Problemen). Im zweiten Teil wird das Hauptproblem näher angeschaut, während der dritte Teil die Lösung präsentiert. Die zwei restlichen Teile sind zur Motivation gedacht und helfen bei der Umsetzung.

Besonders gefreut habe ich mich, als ich darauf achtete, welche Autoren und Prediger genannt werden. Jonathan Edwards (mehrfach), John Piper, Tony Reinke und manche mehr, die ich auch mit viel Gewinn gelesen habe. Ebenso fand ich es spannend, dass Natha sich im Buch auch mit der Dekonversion von Rhett und Link beschäftigt. Auch wenn wir nicht ganz dieselben Schlüsse aus den Videos von R&L ziehen, finde ich, dass sich das ganz gut ergänzt.

Wie ist das nun mit der Gottesfurcht? Müssen wir Gott fürchten? Ist Gottesfurcht eine Angst vor Gott? Wenn man das Buch von Natha liest, wird deutlich, dass er sich an eine junge Generation wendet. Ich selbst habe mir diese Frage 2002/03 gestellt, als ich kurz nach meiner Bekehrung die Apostelgeschichte las und feststellte, wie wenig unsere Zeit doch der damaligen glich. Ich durfte schon sehr früh eine Reihe von Erfahrungen machen die mich dazu brachten, diese Frage mit Ja zu beantworten: Gottesfurcht enthält auch eine Art Angst. In jener Zeit stieß ich glücklicherweise auf das Buch „Die Furcht des Herrn“ von John Bevere, wo dies auch wieder bestätigt wurde. Bevere bringt es auf den Punkt, wenn er erklärt, dass Gottesfurcht uns nicht von Gott weg fliehen lässt, sondern uns vielmehr zu Ihm hin zieht. Natha geht in seinem Buch in eine sehr ähnliche Richtung.

Doch woher kommt unsere Abneigung gegen die Angst vor der Angst vor Gott? Ich glaube, das nur mit dem Dopamin und dem Zeitgeist erklären zu wollen, greift zu kurz. Gottesbilder haben viel mit unseren Vaterbildern zu tun. Die Abneigung gegen den Begriff der Gottesfurcht entstammt einer Zeit, in welcher viele junge Menschen das Leben und ihre Eltern nicht mehr begriffen: Nachdem die Eltern den 2. Weltkrieg überlebt hatten und häufig in großer Armut erst einmal wieder aufbauen mussten, was durch den Krieg zerstört war, erzogen sie ihre Kinder auch in der Zeit des wachsenden Wohlstands mit einer Strenge, wie sie im Krieg und der ersten Armut notwendig war. Die damals junge Generation wurde von vom Krieg gezeichneten, oft traumatisierten Eltern mit einer Unberechenbarkeit konfrontiert, die ihnen Angst machte. So war auch die frühe Studentenrevolution ein Aufbegehren gegen eine unnötige, unberechenbare Strenge, eine Angst vor der Angst, und wurde durch die antiautoritäre Erziehung wiederum an die nächste Generation weitervererbt. Für die heute junge Generation ist die Angst vor der Angst weniger verständlich und entsprechend ist es auch angemessen und notwendig, die biblische Lehre von der Gottesfurcht wieder neu zu betonen.

Ganz besonders in seinem Element ist Natha da, wo er über das Kreuz Jesu schreibt. Man merkt sogleich: Da ist ein Evangelist am Werk! Da schreibt einer, der das Kreuz von Golgatha zu seiner täglichen Leibspeise macht! Darüber habe ich mich sehr gefreut.

Als Vorbereitung auf das Buch würde ich empfehlen, die YouTube-Serien über die Richter und den Römerbrief anzuschauen. Es gibt einzelne Aussagen, deren Tiefe man erst begreift, wenn man sich mit der jeweiligen Auslegung von Crosspaint vertraut gemacht hat.

Mein Fazit: „Überrascht von Furcht“ ist das Buch des Jahres und eines der wichtigsten, die je geschrieben wurden! Unbedingte Leseempfehlung!

Lektionen von Hiob – Teil 2

Das Buch Hiob habe ich schon schon immer sehr gemocht. Es ist ein Buch voller Menschlichkeit, ein Buch mit der Frage nach dem Leid und auch ein Buch voller Sarkasmus. Hiob hat vermutlich ungefähr zur selben Zeit wie Abraham gelebt. Hier (Link) habe ich fünf Lektionen aus dem Gesamtaufbau des Buches gezogen. Heute geht es um vier Lektionen aus den Kapiteln 1 – 6.

1. Vom Leid zum Lobpreis

20 Da stand Hiob auf und zerriss sein Gewand und schor sein Haupt; und er warf sich auf die Erde nieder und betete an. 21 Und er sprach: Nackt bin ich aus dem Leib meiner Mutter gekommen; nackt werde ich wieder dahingehen. Der HERR hat gegeben, der HERR hat genommen; der Name des HERRN sei gelobt! 22 Bei alledem sündigte Hiob nicht und verhielt sich nicht ungebührlich gegen Gott. (Hiob 1, 20 – 22)

Hiob war ein reicher Mann mit großer Familie. Doch eines Tages verlor er alles: Seine Viehherden, seine Kinder und einen Großteil seiner Knechte. Das war ein schwerer Schlag: Er zerriss seine Kleider, er schor seine Haare auf dem Kopf, er trauerte wirklich und echt. Doch dann kommt der Moment, in dem er sich entscheidet: Ich will Gott loben. Was immer sein wird, ich will Gott loben. Der Herr hat gegeben, der Herr hat genommen, der Name des Herrn sei gelobt! Lobpreis fällt uns nicht immer leicht. In einigen Psalmen finden wir die Aufforderung des Psalmisten an sich selbst: Lobe den Herrn, meine Seele! Ich will den Herrn loben! Das ist eine Entscheidung. Sie beginnt damit, dass wir anfangen, über Gott und Sein Wesen nachzudenken und uns selbst immer wieder daran erinnern.

2. Schweigen ist Gold

11 Als aber die drei Freunde Hiobs von all diesem Unglück hörten, das über ihn gekommen war, kamen sie, jeder von seinem Ort, nämlich Eliphas, der Temaniter, und Bildad, der Schuchiter, und Zophar, der Naamatiter; diese verabredeten sich, miteinander hinzugehen, um ihm ihr Beileid zu bezeugen und ihn zu trösten. 12 Und als sie von ferne ihre Augen erhoben, erkannten sie ihn nicht mehr. Da erhoben sie ihre Stimme und weinten; und jeder zerriss sein Gewand, und sie warfen Staub über ihre Häupter zum Himmel. 13 Dann setzten sie sich zu ihm auf den Erdboden sieben Tage und sieben Nächte lang, und keiner redete ein Wort mit ihm; denn sie sahen, dass sein Schmerz sehr groß war. (Hiob 2, 11 – 13)

Hiob hatte drei Freunde, die an verschiedenen Orten wohnten. Sie kommen, um Hiob beizustehen, und irgendwie fehlten ihnen die Worte. Das ist auch gut so! Manchmal ist stilles Mitleiden die beste Antwort auf die Frage nach dem Leid. Wir können nicht nachvollziehen, was Menschen in ihrem Leid durchmachen. Sie weinten mit ihm und setzten sich zu ihm hin und schwiegen mit Hiob. Das brachte ihm Linderung.

3. Eliphas und der Gott, der Wunder tut

8 Ich jedoch würde Gott suchen und Gott meine Sache darlegen, 9 der große, unerforschliche Dinge tut, Wunder, die nicht zu zählen sind: 10 Er gießt Regen auf die Erde und sendet Wasser über die Fluren; 11 er erhöht die Niedrigen, und die Leidtragenden erlangen das Heil; 12 er vereitelt die Anschläge der Listigen, dass ihre Hand sie nicht ausführen kann; 13 er fängt die Weisen in ihrer List, und der Rat der Verschlagenen wird über den Haufen geworfen; 14 bei Tag stoßen sie auf Finsternis, und am Mittag tappen sie umher wie in der Nacht. (Hiob 5, 8 – 14)

Eines erstaunt mich immer wieder, während ich das Buch Hiob immer wieder von vorne bis hinten lese: Wir sind es gewohnt, die Reden der drei Freunde zu überlesen, sie zu überfliegen und von ihnen nichts Gutes zu erwarten. Woher kommt das? Wir lesen das Buch Hiob zu oft von hinten her – von den Worten Gottes her, der die drei Freunde Hiobs verurteilt. Und das ja nicht zu Unrecht, schließlich wollen die drei Freunde immer wieder darauf hinaus, dass das Leid Hiobs von ihm selbst gemacht sei, dass er in einer Sünde lebe, weswegen Gott ihn bestrafen würde durch sein Leid. Doch interessanterweise enthalten die Reden der Freunde eine riesige Menge an wirklich guten, weisen Aussagen. Sie sind nicht dumm, sie sind eher voller Vorurteile über ihren Freund Hiob. Das ist es, was ihre Reden so tadelnswert macht.

Eliphas weist Hiob darauf hin, dass Gott Wunder tut. Dass die ganze Natur voller Wunder Gottes ist: Dass sich Sonne und Regen abwechseln, dass sich die Geschichte immer wieder wiederholt, indem Gott hochmütige Regierungen absetzt und demütige Menschen erhöht. Letztendlich ist die höchste Form dieses geistlichen Prinzips das Kreuz Jesu, denn an Ihm hat Gott die Weisheit dieser Welt zur Torheit gemacht, wie Paulus das beschreibt:

18 Denn das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verlorengehen; uns aber, die wir gerettet werden, ist es eine Gotteskraft; 19 denn es steht geschrieben: »Ich will zunichtemachen die Weisheit der Weisen, und den Verstand der Verständigen will ich verwerfen«. 20 Wo ist der Weise, wo der Schriftgelehrte, wo der Wortgewaltige dieser Weltzeit? Hat nicht Gott die Weisheit dieser Welt zur Torheit gemacht? 21 Denn weil die Welt durch [ihre] Weisheit Gott in seiner Weisheit nicht erkannte, gefiel es Gott, durch die Torheit der Verkündigung diejenigen zu retten, die glauben. 22 Während nämlich die Juden ein Zeichen fordern und die Griechen Weisheit verlangen, 23 verkündigen wir Christus den Gekreuzigten, den Juden ein Ärgernis, den Griechen eine Torheit; 24 denen aber, die berufen sind, sowohl Juden als auch Griechen, [verkündigen wir] Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit. (1. Korinther 1, 18 – 24)

4. Ehrlichkeit ist viel wert.

6 Lässt sich etwa Fades ohne Salz essen? Oder findet man am Eiweiß irgendwelchen Geschmack? 7 Was meine Seele zu berühren verschmähte, das ist jetzt mein tägliches Brot, mir zum Ekel! 8 O dass doch meine Bitte in Erfüllung ginge, und Gott mein Verlangen gewährte: 9 dass doch Gott sich entschlösse, mich zu zermalmen, seine Hand ausstreckte, um mich abzuschneiden! 10 So bliebe mir noch der Trost — und ich frohlockte darüber im schonungslosen Schmerz —, dass ich die Worte des Heiligen nicht verleugnet habe! 11 Wie groß ist denn meine Kraft, dass ich noch ausharren, und wann kommt mein Ende, dass meine Seele sich gedulden soll? 12 Ist mir denn die Kraft der Steine gegeben? Ist mein Fleisch denn aus Erz? 13 Bin ich denn nicht hilflos und jeder Stütze beraubt? (Hiob 6, 6 – 13)

Hiob ist am Ende. Und wer am Ende ist, darf (und sollte) das auch ehrlich zugeben können. Hiob ist so sehr am Ende, dass er sich den Tod wünscht – und er hat dafür einen Grund. Sein Grund liegt darin, dass er nicht weiß, wie groß seine Kraft noch ist, um Gott treu zu bleiben. Er wünscht sich, dass er treu bleibt bis zum Ende. Er fragt sich, ob Gott ihn für einen gefühllosen Roboter hält, der all das Leid einfach unbeschadet überstehen kann. Solche Momente können auch in unserem Leben auftauchen. Und da tun wir gut daran, das auch ehrlich auszusprechen. Aus heutiger Sicht auf das Leben und das Kreuz Jesu zurückblickend können wir mit Petrus sagen:

6 So demütigt euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zu seiner Zeit! 7 Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch. 8 Seid nüchtern und wacht! Denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen kann; 9 dem widersteht, fest im Glauben, in dem Wissen, dass sich die gleichen Leiden erfüllen an eurer Bruderschaft, die in der Welt ist. (1. Petrus 5, 6 – 9)

Wir dürfen all unsere Sorgen, Nöte, Ängste, Leiden auf Gott werfen, im Wissen, dass Er für uns sorgt. Er gibt uns die Gewissheit, dass wir nie tiefer fallen als in Seine Hand. Wie schon bei Hiob ist auch heute der Teufel unterwegs und versucht uns von Gott wegzutreiben. Dem dürfen wir widerstehen, indem wir unsere Sorgen an Gott abgeben und uns auch immer wieder daran erinnern, dass wir mit unserem Leid nicht allein sind. Jesus hat schon für uns gelitten. Unzählige Geschwister im Glauben haben ähnliche Probleme gehabt wie wir und haben sie in der Kraft des Heiligen Geistes überwunden.

Lektionen von Hiob – Teil 1

Das Buch Hiob habe ich schon schon immer sehr gemocht. Es ist ein Buch voller Menschlichkeit, ein Buch mit der Frage nach dem Leid und auch ein Buch voller Sarkasmus. Hiob hat vermutlich ungefähr zur selben Zeit wie Abraham gelebt. Mit dem Herrn Jesus und dem Heiligen Geist gehen wir davon aus, dass Hiob wirklich gelebt hat. In diesen Monaten genieße ich es gerade, mich immer wieder richtig in das Buch vertiefen zu dürfen. Ein paar Dinge aus meinen Notizen werde ich teilen, möglicherweise auch von anderen Büchern der Bibel. Heute geht es um fünf Lektionen, die ich aus dem Gesamtaufbau des Hiobbuches ziehe:

1. Wo Menschen sind, menschelt es.

Das Buch Hiob zeichnet ein erstaunlich ehrliches und realistisches Bild vom Menschsein. Das ist überhaupt etwas, was mich an der Bibel so fasziniert, schon seit ich sie zu lesen begonnen habe. In einer Zeit des eifrigen Hinterfragens und auf der Suche nach Gründen, den Glauben hinter mir zu lassen, war diese Ehrlichkeit und Realitätsnähe der Bibel ein Anker, der mich immer gehalten hat. Bei Hiob ist es auch so. Hiob hat drei Freunde, die ihn lange Zeit zutexten.Und dann noch einen vierten Freund, der ihn relativ kurz zutextet. Und jeder von ihnen hat ein Puzzleteil auf dem Weg zur Frage nach dem Leid. Jeder von ihnen hat ein bisschen recht. Elihu, der letzte, jüngere Freund, sogar noch ein bisschen rechter. Dennoch wird in diesem langen Gerede auch eine Menge Unsinn verbreitet. Wie das unter Menschen eben üblich ist.

2. Gott allein hat ganz recht.

Ist das so erstaunlich? Ich finde nicht. Vier Freunde haben ihre Weisheit zusammengetragen. Dazu auch noch Hiob und seine Frau. Was sie zusammen auf die Beine stellen konnten, ist doch schon ganz beachtlich. Eine ganze Reihe von möglichen Gründen für das Leid Hiobs. Eine ganze Reihe von möglichen Vorgehensweisen, was Hiob nun tun solle. Und dann bricht Gott herein. Und alles schweigt. Man könnte dieses Schweigen fast mit der Dunkelheit vergleichen, die sich über Jerusalem zusammenbraute, als der Herr Jesus starb. Gott spricht. Der Mensch kann nur noch mit Grabesstille antworten.

So ähnlich stelle ich mir das vor, wenn der Herr Jesus wiederkommt. Im Laufe der letzten 20 Jahre bin ich auf weit über 30 verschiedene Endzeitmodelle gestoßen. Ich habe natürlich auch eins, das ich am plausibelsten und am ehesten der ganzen Schrift entsprechend finde. Dennoch bin ich überzeugt, dass am Ende keiner vollständig recht hat. Überall gibt es Puzzleteile, die etwas Richtiges zur Diskussion hinzufügen. Am Ende wird Gott allein recht behalten. Und wir werden nur noch schweigen und anbeten.

3. Menschen sind Wegweiser zu Gott.

Was sollen wir nun sagen? Sollen wir etwa im Schweigen verharren, weil einzig Gott allein vollkommen recht hat? Das sei ferne! Denn wisst ihr nicht, dass ihr zu Wegweisern auf Gott hin berufen seid? Das nächste, was mich an Hiob fasziniert, ist die Gnade, die Gott einem jeden der vier Freunde schenkt. Jeder ist auf seine Art ein Wegweiser hin zu Gott. Jeder weiß etwas, jeder kann etwas beitragen. Klar, am Ende sieht es so aus, dass Elihu von den Vieren am nächsten liegt. Das Buch Hiob ermutigt uns, dass wir auch unsere begrenzte Weisheit nutzen dürfen, um einander auf Gottes Reden vorzubereiten. Darin liegt eine große Gnade, aber auch eine Verantwortung. Wir sehen bei Hiob, dass das Reden der Freunde nicht nur auf Gottes Reden vorbereitet, sondern auch persönlich kränken kann. Hin und wieder beschleicht den Leser der Gedanke: Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr. Dennoch meinen sie es grundsätzlich ja gut und wollen ihm helfen.

4. Im Leid kann großer Segen verborgen liegen.

Dieser Punkt ist so etwas, was man nicht unbedingt jedem, der gerade leidet, unter die Nase reiben sollte. Aber oft sind wir vom Alltagsgeschäft dermaßen absorbiert, dass uns das Leid zum Anhalten, Innehalten und Nachdenken zwingt. Allein das kann oft schon wertvoll sein. Leid kann wie ein Schmelztopf sein, ein heißer Topf, in dem unser Leben wie Gold gereinigt wird. Das Leid ist die Hitze, das Unreinheiten an die Oberfläche steigen lässt und aufdeckt. Und dann ist die Frage, wie wir darauf reagieren. Lassen wir zu, dass unser Leben gereinigt wird, oder versuchen wir, alles zu verstecken und unter den Teppich zu kehren?

5. Viele scheinbar natürliche Dinge haben einen geistlichen Ursprung.

Das Buch Hiob schenkt uns einen Blick hinter die Kulissen. Der wahrhaftige Ursprung für Hiobs Leid liegt in einem geistlichen Kampf, der sich im Verborgenen abspielt. Unser Zeitalter der Technologisierung hat den Blick dafür verloren. Wenn wir den Dienst Jesu anschauen, sehen wir das gut. Jesus konnte sehr gut zwischen natürlichen Krankheiten und dämonischem Wirken unterscheiden – auch dann, wenn es rein äußerlich gleich aussah. In unserer Zeit wird das Geistliche vernatürlicht, und damit letztendlich praktisch unheilbar gemacht. Auch die Sünde, die in ihrem Ursprung geistlich ist, wird nur noch natürlich verstanden, als etwas, was man jemandem antut. Damit haben wir ein heilloses Zeitalter errichtet, in welchem man nur noch an den Symptomen herumdoktert, statt es an der Wurzel zu packen und auszurotten. Einzig das übernatürliche, direkte Eingreifen Gottes in unsere Zeit, die Anrede durch Gott, in einer Erweckung größeren Ausmaßes vermag noch unsere heillose Welt zu retten. Herr, hilf!

Philadelphia und die Synagoge Satans

 

Ich kenne deine Werke. Siehe, ich habe vor dir eine geöffnete Tür gegeben, und niemand kann sie schließen; denn du hast eine kleine Kraft und hast mein Wort bewahrt und meinen Namen nicht verleugnet. Siehe, ich gebe, dass solche aus der Synagoge des Satans, die sich Juden nennen und es nicht sind, sondern lügen, siehe, ich will sie dazu bringen, dass sie kommen und vor deinen Füßen niederfallen und erkennen, dass ich dich geliebt habe. (Offenbarung 3, 8 – 9)

Seit vielen Jahrhunderten ist es weit verbreitet, dass man die sieben Briefe Jesu an die sieben Gemeinden Kleinasiens, die in der Offenbarung in den Kapiteln 2 und 3 stehen, nicht nur als Briefe an die tatsächlichen damaligen Gemeinden, sondern auch als Botschaften an alle Gemeinden und alle Gläubigen, und zusätzlich auch als eine Beschreibung von sieben verschiedenen Zeitabschnitten der Kirchengeschichte betrachtet. Bei dieser letzten Betrachtungsweise legte man zumeist den Fokus auf Laodizäa, denn man sah sich (zu recht!) als Gemeinde der letzten Zeit der Endzeit. Die Offenbarung möchte bewusst, dass sich die Gemeinde in jedem Zeitabschnitt als die Gemeinde der allerletzten Zeit sieht. Da man von einem zeitlichen Ablauf entlang der Abfolge der sieben Sendschreiben ausging (und geht), ist dieser Fokus auf das letzte Sendschreiben nur allzu logisch. Dennoch bin ich überzeugt, dass keines der sieben Sendschreiben so perfekt auf unsere Zeit und die Christenheit der westlichen Welt zutrifft wie das an Philadelphia, das sechste der sieben Sendschreiben.

Quer durch die Christenheit, durch alle Denominationen und Gemeindebünde hindurch, geht ein Riss, und dies ist der Riss, welcher den Unterschied zwischen Philadelphia und der „Synagoge Satans“ ausmacht, wie der Herr Jesus das nennt. Philadelphia wird beschrieben als Gemeinde, die das Wort Gottes bewahrt und den Namen Jesu nicht verleugnet. Dem gegenüber steht eine Synagoge Satans, und damit ist keine „Church of Satan“ oder okkulte Praktiken und dergleichen mehr gemeint. Die Synagoge Satans ist in unserer Zeit viel subtiler, viel schlauer, viel besser versteckt. Satan hat sein erstes Auftreten in der Heiligen Schrift dort, wo er die erste Frau fragt: „Sollte Gott wirklich gesagt haben?“ (1. Mose 3,1) Im Laufe der darauffolgenden Jahrhunderte lernen wir noch viele weitere Fallstricke Satans kennen. Sie kommen oft nicht von direkten Gegnern, sondern ebenso häufig mitten aus der Gemeinschaft derer, denen wir nahe stehen. Die Frau Hiobs, die ihn aufforderte: „Sage dich los von Gott und stirb!“ (Hiob 2,9) und so weiter, und so fort.

Philadelphia ist die Gemeinde der Bruderliebe. Da geht es um eine echte Liebe, die um den Nächsten besorgt ist und mit dem Heiligen Geist zusammen darum kämpft, dass das Wesen Jesu in den Geschwistern im Herrn immer besser sichtbar wird. Da geht es um Heiligung, um Gemeinschaft, um Veränderung. Echte Liebe ist immer um den Nächsten besorgt und scheut sich nicht davor, die Wahrheit auch dann zu sagen, wenn sie schmerzt. Doch in unserer Zeit gibt es eine andere Vorstellung von „Liebe“, die in Wirklichkeit vielmehr eine Form der eifrigen Gleichgültigkeit ist. In der Angst, man könne jemanden verletzen oder es könne sich jemand falsch behandelt und diskriminiert fühlen, wird eine situative Ethik betrieben, die zu oft alle möglichen Zugeständnisse an den Charakter macht.

Überall, wo die historisch-kritischen Methoden an Gottes Wort angelegt werden, wo Gottes Wort verspottet und mit neueren Erkenntnissen ausgetauscht wird, überall, wo die Bibel nicht mehr der oberste und ewig gültige, unfehlbare und allgenügsame Maßstab aller echten Wahrheit ist, da macht sich die Synagoge Satans breit. Überall dort kann nicht mehr der einzelne Gläubige und die Gemeinschaft der Gläubigen vor Gott stehen, sondern der Primat der historischen Kritik wird gleich einem unfehlbaren Papst zwischen Gott und die Menschen geschoben. Überall da ist es aus mit dem Priestertum aller Gläubigen, weil eben nur der geschulte Theologe – der sich in dem Fall zum Theolügner macht – sich anmaßen kann, die Bibel recht zu verstehen und auszulegen.

Wir leben in einer Zeit, in welcher Zweifel an Gottes Wort und das Abfallen vom Glauben an Jesus Christus nicht nur verharmlost – das wäre an sich schon schlimm genug -, sondern vielmehr zu einer Tugend erhoben werden. Es scheint, als wäre gerade der methodische Zweifel an allem in der Bibel wie eine Türe zu einem höheren, wertvolleren, besseren Verständnis. Dass am Ende dabei nur Denkverbote herauskommen, die einzig feststellen, man dürfe das nicht mehr so verstehen wie man es früher verstanden habe, lässt man dabei gern unter den Tisch fallen.

Gott hat uns die Offenbarung als Mutmacher gegeben. Der Herr Jesus stellt fest: Du hat eine kleine Kraft. Soll heißen: Du bist klein, du bist schwach, du kannst dir nichts auf dich selbst einbilden. ABER: ICH (der große, allmächtige Gott) habe dir eine Tür geöffnet, die niemand schließen kann. Und ICH (der große allmächtige Gott, in dessen Hand alle Herzen wie Wachs schmelzen) werde geben, dass solche aus der Synagoge Satans kommen und vor dir niederfallen und erkennen, dass ICH dich geliebt habe. Das ist der Liebesbrief Jesu an Seine Gemeinde in unserer Zeit. Wovon der Herr hier spricht, ist, dass eine Zeit der Erweckung kommen wird, in welcher wir als kleiner Überrest für viele da sein dürfen, die dann beginnen werden, Buße zu tun über ihren Hochmut des Zweifels und der Bibelkritik.

Sei gesegnet und bleibe IHM allein treu!