Buchtipp: Verborgen

Verborgen von Anna Simons

Simons, Anna, Verborgen, Penguin Verlag München, 1. Aufl. Okt. 2018, 432S., Verlagslink, Amazon-Link

Was geschieht, wenn die neue Gefängnisärztin noch vor ihrem Dienstantritt am neuen Wohnort in einen Kriminalfall verwickelt wird, der einen ihrer zukünftigen Patienten betrifft? Richtig – sie hilft der Polizei, diesen zu lösen. Dr. Eva Korell war noch dabei, sich in München einzuleben, als sie Erste Hilfe leisten muss. Die Frau, der sie hilft, ist mit einem der Insassen des Gefängnisses verheiratet, in welchem sie als Ärztin arbeiten wird. Sie bittet Eva um Hilfe, die sie zunächst ablehnt. Doch gegen ihren Willen wird sie immer tiefer in dessen Geschichte verwickelt, was am Ende sogar zu ihrer Entführung führt. Mit Ehre, Leib und Leben versucht sie, die Opfer zu beschützen, doch die Falle schnappt zu, und wer weiß, was ohne das rechtzeitige Eintreffen der Polizei noch alles geschehen wäre…

Unter den gut 80 Büchern, die ich dieses Jahr bereits gelesen habe, ist dies ein ganz spezieller Leckerbissen für mich. Ich hätte nie gedacht, als ich die Beschreibung des Buches las, dass mich dieses so überzeugen würde, aber bislang ist das der beste Roman meiner diesjährigen Lesezeit. Ich habe noch selten einen Krimi gelesen, wo einfach alles gepasst hat: Der Spannungsbogen bleibt konstant erhalten, der Leser taucht in den ersten Seiten mitten ins Geschehen ein, und die Charaktere sind mit einer wirklich umwerfenden Echtheit – mit allen Ecken und Kanten menschlichen Lebens – entworfen und gestaltet. Gerade dieser letzte Punkt macht für mich viel aus. In den meisten Büchern klingen alle Figuren gleich, haben außer ihrer Biographie kaum ein echtes Eigenleben. Das ist mir bei früheren Autoren wie Charles Dickens oder William Shakespeare besonders bewusst geworden, weil diese Autoren sich immer viel Mühe gegeben haben, ihre Figuren sehr individuell und verschieden klingen zu lassen. Das ist mir auch im Roman von Anna Simons aufgefallen.

Der Spannungsbogen wird mit Gesprächen aus unterschiedlichen Sichtweisen aufrecht erhalten. Zwischendurch telefoniert der Bösewicht, aber der Leser hat keine Ahnung, um wen es sich handelt. Auch die Beschreibung der Gewalt hält sich wohltuend in Grenzen. Wer mich kennt, weiß, dass mir das wenig ausmacht, wenn es graphische Beschreibungen davon gibt, aber zu viele Autoren schwelgen dann geradezu darin. Das finde ich dann eher abstoßend. Zu einem Krimi gehört ein gewisses Maß an Kriminalität und Gewalt, aber mehr als dieses Maß ist überflüssig. Meines Erachtens hat die Autorin in diesem Buch genau das richtige Maß davon getroffen. Amüsant fand ich, dass sich im Buch bereits so etwas wie eine vorsichtige, zurückhaltende Beziehung anbahnt. Auch das lässt wohl so manchen Leser auf die Fortsetzung warten. Schließlich will man wissen, wie das weiter geht.

Wenn man das Buch, die Story insgesamt, befragt, was die Autorin der Welt mitteilen möchte, so sind das insbesondere zwei Dinge: Gerechtigkeit siegt. Wer Unrecht begeht, wird irgendwann davon eingeholt, macht Fehler, wird ungeduldig und süchtig nach mehr davon und manövriert sich irgendwann unvorsichtig in eine Situation, in welcher sein Unrecht bekannt wird. Und zweitens: Biographie prägt. Der Übeltäter – so verantwortlich er für sein Handeln ist – war in seiner Kindheit und Jugend selbst das Opfer anderer Menschen. Anna Simons versucht damit nicht, sein Unrecht herunterzuspielen oder zu relativieren, zu entschuldigen oder den Fehler anderen in die Schuhe zu schieben. Aber ihr Appell ist klar: Was wir tun, hat Folgen. Was wir anderen Menschen antun, wird sie ein Stück weit prägen. Lasst uns deshalb auf unsere Handlungen besser achtgeben!

Fazit:

Die Autorin, die ich auch unter anderen Namen bislang noch nicht kannte, ist eine echte Entdeckung für mich. Ich kann das Buch jedem Krimifan empfehlen und bin gespannt, wie die Serie in einem Jahr weitergeht. 5 von 5 Sternen.

Christus unsere Gerechtigkeit

Christus, unsere Gerechtigkeit
Durch ihn aber seid ihr in Christus Jesus, der uns von Gott gemacht worden ist zur Weisheit, zur Gerechtigkeit, zur Heiligung und zur Erlösung (1. Korinther 1, 30)
Nachdem wir gesehen haben, dass der Herr Jesus zu unserer Weisheit gemacht worden ist, steht hier aber auch, dass Er uns auch zur Gerechtigkeit gemacht worden ist. Gerechtigkeit ist der Zustand des Menschen, in welchem er vor Gott bestehen kann. Gerechtigkeit wird in der Bibel oft als weißes Kleid symbolisiert. Bevor der Mensch und seine Frau sündigten, bemerkten sie nicht, dass sie nackt waren. Sie waren mit dem Kleid der Gerechtigkeit angetan. Nach dem Sündenfall aber sahen sie, dass sie nackt waren, also die Gerechtigkeit verloren hatten, und schämten sich. Auch die Blätter, mit denen sie sich zu verbergen suchten, machten dies nicht mehr wett. Erst durch das Schlachten eines Tieres konnte diese Nacktheit bedeckt werden. Das Tier musste stellvertretend für die Menschen sterben, erst durch das Fließen von Blut und den Tod konnte die Sache verdeckt werden. Dies war ein erster Hinweis auf den stellvertretenden Tod des Herrn Jesus, der mehrere tausend Jahre später auf Golgatha stattgefunden hat. Sein Tod hat uns alles verschafft, was wir brauchen, um wiederum ganz und gar gerecht vor Gott zu stehen.
Doch was ist denn da auf Golgatha geschehen, damit Christus unsere Gerechtigkeit werden konnte? Auf Golgatha hat der Herr Jesus all unsere Schuld bezahlt. Das heißt: Er hat alle Schuld, die wir in unserem ganzen Leben jemals auf uns laden können, genommen und hat an unserer Stelle die Strafe dafür bezahlt. Der ganze Zorn Gottes über all unsere Schuld und Sünde wurde dort am Kreuz auf Ihm entladen. Es ist alles bezahlt, der Schuldschein zerrissen, die Sünde in ihrer Macht besiegt. Und noch mehr ist da geschehen: Wir haben nicht nur die negative Schuld dort verlieren dürfen, sondern vielmehr haben wir die ganze positive Gerechtigkeit des Herrn Jesus auf uns übertragen bekommen. Wir stehen in Gottes Augen gerecht da wie der Herr Jesus Selbst. Gibt es etwas Größeres? Aller Fluch, alle Schmerzen, alle Krankheit, alle Scham, aller Spott ist am Kreuz auf den Herrn Jesus übertragen worden, damit wir in der Umkehrung dieser Dinge leben dürfen: Im Segen, im Wohlergehen, in der Ehre vor Gott. Ja, ER ist uns zur Gerechtigkeit geworden! ER ist unsere ganze Gerechtigkeit! Heute und in alle Ewigkeit! Hallelu-Jah!

Selig sind die um der Gerechtigkeit willen Verfolgten

Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihrer ist das Himmelreich! (Matthäus 5, 10)
Nachdem der Herr Jesus den Charakter (Verse 3 – 6) und das Verhalten (Verse 7 – 9) eines Gläubigen beschrieben hat, geht Er nun in den Versen 10 – 12 auf die Bereitschaft des Gläubigen ein, um der frohen Botschaft willen Verfolgung, Spott und Hindernisse zu ertragen. Dies ist das Schicksal jedes Menschen, der an den Herrn Jesus glaubt und nach Seinem Wort lebt, gewisse Schwierigkeiten auf sich zu nehmen. Mit anderen Worten: Man kann nicht den Willen Gottes tun, ohne dafür das frühere Leben in der Welt aufzugeben.
Das Leben mit Gott ist immer dem selbstsüchtigen, konsumorientierten und subjektivistischen Leben der Welt entgegengesetzt. Es richtet sich unter allen Umständen nach dem aus, was man als Gottes Willen erkannt hat. Es nennt die Sünde beim Namen und spielt keinen falschen Frieden vor. Und damit wird auch klar, dass sich der weltliche Mensch mit seinem weltlichen, egoistischen Lebensstil davon betroffen oder gar angegriffen fühlt. So kommt es automatisch zu einer Art Verfolgung, auch wenn man dies nicht einmal unbedingt will.
Dennoch gehört die Bereitschaft, eine solche Verfolgung zu ertragen, nun mal einfach zum Leben als Christ dazu. Wichtig ist dabei, dass nicht wir selbst es sind, die eine solche provozieren, denn sonst haben wir sie wahrlich verdient und können uns das nicht „anrechnen“ lassen. Wir dürfen niemanden aus persönlichen Gründen provozieren, einzig und allein die göttliche Gerechtigkeit in unserem Handeln darf dies tun. Sie wird daran erkannt, dass wir es nicht leichtfertig tun, sondern immer nur aus dem Wunsch, das Beste für den Anderen zu wollen. Wer leichtfertig provoziert – oder gar um der Provokation willen – hat nicht verstanden, worum es wirklich geht. Nicht um mich, nicht um meine Gefühle, nicht um mein Denken, sondern einzig darum, dass Gott geehrt und dem Mitmenschen geholfen wird. Alles andere ist nichtig und verderblich.
Auch hier bekommen die Gläubigen eine Verheißung: Denn ihrer ist das Reich der Himmel. Dies ist die achte Seligpreisung. Man kann sie als Makrostruktur folgendermaßen einteilen:
A: Die Armen im Geist → Himmelreich (V. 3)
      B: Die Trauernden → Tröstung (V. 4)
           C: Die Sanftmütigen → Das Land ererben (V. 5)
                D: Nach Gerechtigkeit Hungernde → satt werden (V. 6)
                D’: Die Barmherzigen → Barmherzigkeit (V. 7)
           C’: Die im Herzen Reinen → Gott sehen (V. 8)
      B’: Friedensstifter → Kinder Gottes (V. 9)
A’: Um Gerechtigkeit willen Verfolgte → Himmelreich (V. 10)
Bei dieser Einteilung betrachten wir die Verse 11 und 12 als Erklärung der letzten Seligpreisung. Dies wird auch durch die wechselnde Anrede begründet. A und A’ bilden eine Klammer um den ganzen Block der Seligpreisungen mit der Verheißung, dass der Gläubige das Himmelreich erben wird, also in das ewige Leben eingehen wird. Es wird zudem noch einmal mehr deutlich, dass diese Seligpreisungen allesamt auf jeden Gläubigen zutreffen.
Auch die übrigen Seligpreisungen zeigen auf, dass Gott alle unsere Bedürfnisse kennt und sie auch stillen möchte: Die Trauernden haben den Tröster zur Seite, die nach Gerechtigkeit Hungernden haben vom Herrn Jesus die göttliche Gerechtigkeit übertragen bekommen, die Barmherzigen werden selbst mit Barmherzigkeit bedacht. Und in allem drin finden wir die Bedeutung der Gemeinde, welche den Auftrag hat, als Gottes Mund, Gottes Arme, Gottes Hände, Gottes Füße den Willen des Herrn auf der Erde auszuführen.

Selig sind, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten

Selig sind, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten; denn sie sollen satt werden! (Matthäus 5, 6)
Auch in diesem Vers wird der Charakter eines Christen beschrieben: Er hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit. Hunger und Durst sind zwei Zustände, die wir uns zumeist gar nicht wirklich vorstellen können. Wir leben in einem Teil der Erde, der an allem Notwendigen Überfluss hat. In unserem westlichen Europa haben wir genügend Brot, Reis, Teigwaren, und so weiter. Selbst dann, wenn wir uns eine Fastenzeit gesetzt haben, können wir das dennoch in dem Wissen tun, dass wir sie jederzeit unterbrechen können und dann genug für uns vorhanden ist. Das ist nicht selbstverständlich, denn nach Zahlen aus dem Oktober 2010 sterben jeden Tag 25’000 Menschen weltweit an Hunger, das ist durchschnittlich ein Mensch je dreieinhalb Sekunden. Bei unserem Vers geht es zwar nicht um ein Fehlen von Lebensmitteln, sondern um einen anderen Mangel. Wenn die Bibel von Hunger und Durst schreibt, geht es immer um einen sehr starken Mangel, der unsere ganze Existenz, unser Leben als solches betrifft. Jemand also, der nach der Gerechtigkeit hungert und dürstet, weiß, dass er keine Überlebenschance hat, wenn er nicht binnen baldiger Frist seinen Mangel stillen kann.
Ein gläubiger Christ weiß also, dass er die göttliche Gerechtigkeit ganz dringend nötig hat. Er hungert und dürstet nach ihr, und nicht nach etwas anderem. Wer aber nicht gläubig ist, hat keine Ahnung davon, dass er diese Gerechtigkeit braucht. Ein Ungläubiger hungert und dürstet vor allem nach Ablenkung, Zeitvertrieb, Geld oder weltliche Sicherheit durch Lebensversicherungen, steigende Aktien, Immobilien oder einem gut gefüllten Bankkonto. Es sind alles Dinge, die für die Ewigkeit keinen Wert haben. Die Menschen, welche sich solche Schätze anhäufen, sind allesamt sehr töricht, denn im Lichte der Ewigkeit betrachtet ist ihr ganzer Besitz wertlos. Wenn sie darum wüssten, so würden sie auf jeden Fall auch sogleich beginnen, nach der göttlichen Gerechtigkeit zu hungern und dürsten. Doch sie verschließen lieber ihre Ohren, verstopfen sie und fahren fort zu leben, als ob ihre Ewigkeit in dieser vergänglichen Welt zu finden wäre.
Die Gerechtigkeit, nach der wir hungern und dürsten, ist die Freiheit von Sünde. Wir wissen, dass Sünde immer von Gott trennt, und deshalb ist jede Sünde etwas absolut Abscheuliches, etwas Schreckliches. Wir wissen nämlich, dass unsere Sünden derart schrecklich sind, dass sie dem Herrn Jesus die ganzen Leiden, Folterqualen und schlussendlich den Tod am Kreuz eingebracht haben. Wenn wir in unseren Gedanken den Herrn sehen, wie Er da ausgeliefert ist, wie Er blutüberströmt am Pfahl hängt, wie man Sein Haupt mit der Dornenkrone geschändet hat. Seht ihr Ihn? Sehr ihr, wie Er da hängt? Zwischen Himmel und Erde auf dem Hügel Golgatha. Wie ein Verbrecher. Doch die wahren Verbrecher, die sind wir. Diese Gewissheit um die Abscheulichkeit unserer Sünden, die Ihm all diese Qualen eingebracht haben, lässt uns danach hungern und dürsten, gänzlich von Sünde frei zu werden. Als Christen sind wir Gerechtfertigte, denen auch die Macht der Sünde nichts mehr anhaben kann. Und dennoch, wir rufen mit Paulus zusammen laut aus: Wer wird uns herausreißen aus diesem Leib der Sünde? (Röm. 7, 24) Das ist der Charakter des Gläubigen. Das ist der Hunger nach der göttlichen Gerechtigkeit. Das ist das Verlangen, frei zu werden. Frei von aller Sünde, frei von jedem Sündigen.
Geliebte Brüder und Schwestern, wir dürfen zu jeder Zeit auch zum Herrn schreien und zu Ihm flehen im Gebet, dass Er uns das tägliche Brot der Gerechtigkeit schenken möge. Dass Er uns hilft, die Versuchungen, die Tag für Tag auf uns einstürmen und uns überrennen wollen, zu überwinden. Er ist Jahwe, unser Fels in der Brandung, der Herr, der gerne hilft. Er wird Sich unser annehmen und uns helfen. Es ist Seine Zusage, die Er uns macht: denn sie sollen satt werden. Diese Verheißung, das Versprechen um die Hilfe in der Not der Versuchungen, gilt uns allen, die an Seinen Namen glauben. Sie sollen satt werden. Der Sturm soll gestillt werden. Und es ist der Herr, der Schöpfer des Universums, der Selbst dafür sorgen wird.
Doch wie geschieht das? Wie können wir satt werden? Auch hier gibt es eine schöne Parallele zum Hunger. Man kann nicht nur einmal im Leben essen und trinken und bleibt dann satt bis zum Ende des Lebens. Der Hunger und Durst müssen jeden Tag von Neuem gestillt werden. Und wenn Gott unseren Hunger und Durst nach der göttlichen Gerechtigkeit stillt, so ist es da genauso. Es ist notwendig, dass wir immer wieder zum Herrn kommen und Ihn um noch mehr von dieser Gerechtigkeit bitten. Es ist das Werk des Heiligen Geistes an uns, dass Er unsere Augen geöffnet hat, damit wir unsere Sündhaftigkeit sehen konnten. Es war Sein Werk, den Glauben an den Herrn Jesus in unseren Herzen zu versenken und die Wiedergeburt zu vollführen. Und nun ist es Sein Werk, uns durch diesen Prozess des Hunger-Stillens hindurchzuführen. Immer mehr, so dürfen wir feststellen, bekommen wir eine geistliche Sensibilität für Dinge, die falsch sind im Lichte der Bibel. Immer mehr fallen uns Dinge auf an uns, die Gott nicht gefallen. Und nun gibt uns der Heilige Geist auch die Kraft, um diese Sünden zu überwinden. Es ist nicht immer alles dran. Aber alles, was Gottes Geist uns gerade in unserem Leben besonders aufzeigt.
Und nun könnte jemand kommen und sagen: Ich bin jetzt seit vielen Jahren Christ, aber ich habe keinen solchen Hunger und Durst nach der Gerechtigkeit Gottes mehr. Wenn nun wirklich jemand mit diesem Gedanken diesen Text liest, so möchte ich die betreffende Person bitten, in den kommenden Tagen vermehrt ganz gründlich in der Bibel zu lesen und das eigene Leben unter die Lupe zu nehmen. Vielleicht helfen auch ein paar dieser Fragen: Bin ich wirklich gewillt, mich mit Gottes Augen zu sehen? Bin ich gewillt, mich von Gottes Geist verändern zu lassen? Bin ich freundlich, hilfsbereit und gebe anderen Menschen gerne von all dem ab, was ich selbst habe, an Zeit, Kraft, Geld, Lebensmitteln, sonstigen Gütern? Bin ich auch dann freundlich, wenn andere mich verspotten? Wann habe ich zum letzten Mal jemanden in die Gemeinde ein-geladen und dann abgeholt und mitgebracht?
Wenn Gottes Geist uns verändern möchte, so lässt Er oftmals auch Leid zu in unserem Leben. Das ist nicht etwas, was Gott Freude macht, im Gegenteil, Er leidet mit uns mit. Aber oft ist es notwendig, uns auf diese Art und Weise unsere Grenzen zu zeigen. Damit wir begreifen, dass wir noch nicht am Ende angelangt sind. Und damit wir lernen, immer von Ihm, der unsere Quelle von allem Guten ist, abhängig zu bleiben. Denn wir wissen, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten mitwirken, schreibt Paulus im Röm. 8, 28. Im Vers danach erklärt er das und sagt, dass die Umgestaltung in das Bild des Herrn Jesus das letztendliche Ziel unseres ganzen Lebens ist. Also dieser Prozess der Heiligung. Der Prozess, immer mehr von der göttlichen Gerechtigkeit zu bekommen. In all dem kann uns der Herr Jesus aber sehr gut verstehen, denn Er selbst hat all die Versuchungen, unter denen wir heute zu leiden haben, all die Schmerzen, all die Trauer, am Eigenen Leibe erfahren. So leidet Er auch mit uns mit, wenn wir am Leid dieser Welt zu leiden haben.

Leben unter dem Zorn Gottes

Leben unter dem Zorn Gottes
Auch euch, die ihr tot wart durch Übertretungen und Sünden, in denen ihr einst gelebt habt nach dem Lauf dieser Welt, gemäß dem Fürsten, der in der Luft herrscht, dem Geist, der jetzt in den Söhnen des Ungehorsams wirkt; unter ihnen führten auch wir alle einst unser Leben in den Begierden unseres Fleisches, indem wir den Willen des Fleisches und der Gedanken taten; und wir waren von Natur Kinder des Zorns, wie auch die anderen. (Eph. 2, 1 – 3)
Da haben wir auf wunderbarste Weise die Lehre von der Gnade ausgeführt. Wer in dem natürlichen Zustand der Übertretungen und Sünden lebt, ist geistlich gesehen tot. Ein Toter kann nicht sehen, er kann nicht hören, nicht riechen und schmecken und schon gar nicht wollen. Es fehlt ihm in diesem Zustand also die Fähigkeit, zu sehen, wo er selbst steht und überhaupt irgendwelche Dinge Gottes zu erkennen. Wer tot in Sünden und Übertretungen ist, kann Gottes Wort lesen und es dennoch nicht verstehen. Er kann Predigten hören und dennoch kein Wort davon aufnehmen. Er kann Zeichen und Wunder sehen und dennoch nicht begreifen, dass Gott tatsächlich da ist. Er kann versuchen, ein gutes Leben zu führen, und dennoch hat er keine Chance auf eine Belohnung. Wer tot ist, dem kann man seine Sünden aufzeigen, und dennoch kann er nicht verstehen, warum jenes Sünden sein sollen. Das ist ein absolut erbärmlicher Zustand. Tot durch Übertretungen und Sünden. Der Wille des Menschen ist nicht etwa frei, sondern tot und damit unfähig, das Richtige vom Falschen zu unterscheiden und ebenso unfähig, sich für das Gute zu entscheiden.
Jeder Mensch ist von Natur aus genau so, nämlich tot in Übertretungen und Sünden. Übertretungen und Sünden sind Auflehnung gegen Gott. Es ist nicht etwa einfach ein Fehler, eine falsche Entscheidung, sondern offensive Auflehnung gegen den Schöpfer der Himmel und der Erde, es ist ein Spott gegen den Höchsten, eine Verschmähung von Gottes gutem Willen für unser Leben. Sünde ist Zielverfehlung, also aktives Vorbeileben an dem, was Gott für uns möchte. Es ist Hass gegen den Herrn der Heerscharen, den wir lieben sollten. Deshalb kann Gott auch niemals einfach darüber hinwegsehen, sonst wäre Er ungerecht. Nein, der Lohn der Sünde ist der Tod: zuerst geistlicher Tod, dann körperlicher Tod, und zuletzt auch der letzte Tod im ewigen Feuersee. So schlimm ist Sünde, da können wir gar nichts daran herumdoktern. Das Einzige, was ein in Übertretung und Sünde toter Mensch tun kann, ist, sich gegen Gott aufzulehnen und dadurch Sünde auf Sünde zu häufen. Das Einzige, was ein Mensch zu seiner Erlösung beitragen kann, ist die Sünde, von der er erlöst werden muss.
Wer in dieser Welt aufwächst, lernt auch sein Leben lang nichts anderes, als zu sündigen. Es ist dies die größte Stärke dieser Welt. Sünde auf Sünde zu häufen und zugleich andere in der Sünde zu unterweisen. Wer in unsere Welt hineingeboren wird, ist von sündigen Menschen umgeben: Von Menschen, die uns die Sünde vorleben und zugleich auch Verletzungen zufügen, auf die wir fast automatisch mit Sünde reagieren. So kann ein Mensch nicht aufwachsen, ohne beständig die Sünde gelehrt zu bekommen. Und zudem besitzt jeder Mensch tief in sich drin die Veranlagung, auf das Verhalten anderer Menschen mit Sünde zu reagieren. Sehr oft wählen wir deshalb den Weg des geringsten Widerstands und bringen dadurch nicht Gott, sondern dem Teufel, dem Fürsten, der in der Luft herrscht, unsere Taten als Opfer dar. Er ist der Geist, der in den Söhnen des Ungehorsams wirkt. Das heißt, es ist seine Gesinnung, die der Mensch in sich eingepflanzt hat, und mithilfe derer er tagtäglich vor Gott Schuld auf sich lädt. Wie wir wissen, können wir nur einem Herrn dienen. Entweder wir dienen Gott – oder wir dienen Gott nicht, und dann dienen wir dem Widersacher Gottes, der nichts lieber sehen will als das totale Chaos auf dieser in guter Ordnung geschaffenen Welt.
Wir alle haben zu diesen Menschen gehört, die dem Teufel dienen. Wir sind nicht besser. Wir haben nichts, auf das wir uns etwas einbilden könnten. Auch wir haben ein Leben geführt in Selbstsucht und in der Einbildung, wir könnten einen eigenen Willen haben. Dabei haben wir nichts anderes getan, als was der Satan uns vorgegaukelt hat – und wir haben das in unserer Blindheit nicht einmal erkennen können. Paulus spricht hier vom „Fleisch“. Da geht es nicht um unseren Körper, sondern er meint damit den Gegensatz zum Geist Gottes, der uns in die Wahrheit leiten soll. Doch von Natur aus hat niemand den Geist Gottes in sich, sondern eben nur gerade dieses „Fleisch“, also dieses unzuverlässige menschliche Denken, Fühlen und Wollen, dieses Verlangen zu sündigen und sein eigener Herr zu sein. Von Natur aus ist jeder Mensch ein „Kind des Zorns“, also ein Mensch, der unter Gottes Zorn steht, weil er Gott nicht gehorsam ist. Unter dem Zorn Gottes zu stehen bedeutet, sein Leben lang immer nur einen Schritt weit von dem ewigen Feuer der Hölle zu leben – und das nicht einmal zu bemerken. Es ist einzig und allein Gottes große Gnade und Geduld, die Ihn davon abhält, einen Sünder sofort und ohne Möglichkeit einer Umkehr aus dem Verkehr zu ziehen – für immer. Leben unter dem Zorn Gottes ist tödlich, ja, es gibt nichts Schrecklicheres auf dieser Welt als genau dieses. Und wir alle haben einst in diesem furchtbaren Zustand gelebt.
Doch gerade weil der Mensch selbst nichts zu seiner Erlösung beitragen kann als seine Sünden, von denen er erlöst werden muss, gerade deshalb haben wir eine große, wunderbare Hoffnung. Denn aus diesem Grund ist die Erlösung vom ersten bis zum letzten Moment in der Hand Gottes. Niemand kann und muss etwas zu seiner Erlösung beitragen. Die Erlösung ist vollbracht. Und der Heilige Geist arbeitet am Menschen. Seine Aufgabe ist es, die Welt von Sünde, Gerechtigkeit und Gericht zu überführen. Und deshalb dürfen wir auch die Hoffnung auf die Ewigkeit haben. Wenn der Heilige Geist dir deine Sünden aufzeigt und dich zur Buße, zur Umkehr treibt, so lasse dies zu. Denn du darfst Hoffnung haben. Sieh, der Herr Jesus hat die Erlösung am Kreuz von Golgatha für dich erkauft, deine Schuld ist bezahlt. Schau auf Ihn, den Anfänger und Vollender des Glaubens. Und vertraue darauf, dass der Heilige Geist dir diesen Glauben ins Herz einpflanzen möchte. Lasse es zu. Und dann überlege dir, ob du noch mehr Menschen kennst, die unter dem Zorn Gottes stehen. Wissen sie davon? Bete für sie, und versuche doch auch, sie in die Gemeinde einzuladen. Dort können sie von der Erlösung hören, die für sie vollbracht ist.