Moralistisch-therapeutischer Deismus

Mit dem Begriff „moralistisch-therapeutischer Deismus“ fasst der Soziologe Christian Smith seine Ergebnisse einer groß angelegten Studie in Nordamerika in seinem Buch „Soul Searching – The Religious and Spiritual Lives of American Teenagers“, das 2005 erschien, zusammen. Der Begriff lässt sich mit fünf Grundsätzen festlegen:
1. Es gibt einen Gott, der die Welt geschaffen hat, der sie ordnet und über das menschliche Leben auf der Erde wacht.
2. Gott will, dass die Leute gut sind und nett und fair miteinander umgehen, wie es in der Bibel und in den meisten Weltreligionen gelehrt wird.
3. Das zentrale Ziel im Leben ist es, glücklich zu sein und sich gut zu fühlen.
4. Gott muss nicht besonders ins Leben einbezogen werden, es sei denn,wenn Gott gebraucht wird, um ein Problem zu lösen.
5. Gute Menschen kommen in den Himmel, wenn sie sterben.
(Christian Smith, Soul Searching, S. 162f, Übersetzung von mir)
Das ist also so ungefähr das Glaubensbekenntnis eines großen Teils der nordamerikanischen Jugend von heute. Und vermutlich nicht nur von Nordamerika. Dieses Denken ist schon lange über den großen Teich zu uns herübergeschwappt.
Das Ziel eines solchen Lebens besteht im stets gesuchten Wohlfühlen, ein Wellness-Evangelium nach dem Motto: Ich bin ok, du bist ok, wir sind alle gleich, also sind alle Unterschiede gleichgültig und egal. Christian Smith beschreibt diese Haltung des moralistisch-therapeutischen Deismus mit den drei Stichworten:
Moralistisch: Um ein gutes, glückliches Leben zu führen, müsse man eine gute, moralische Person sein. Wenn man sehe, dass man nicht so gut sei, müsse man einfach versuchen besser zu werden, das sei alles, meinte jemand in einem Interview.
Therapeutisch: Im Zentrum des Lebens stehe das Wohlbefinden, das Sich-gut-Fühlen, Probleme zu lösen, etc. Es geht also nicht mehr um Gott als Zentrum des Lebens, sondern nur um „ich ich ich“, um ich, mich, mein und mir. Gott hat eine Statistenrolle als Glücklichmacher, und damit hat es sich dann auch.
Deismus: Gott hält sich nach dieser Vorstellung weitgehend aus dem täglichen Leben heraus, stellt keine Ansprüche, will nur, dass der Mensch sich wohl fühlt und sein Leben in den Griff bekommt. Solange der Mensch kein Eingreifen Gottes in sein Leben wünscht, hält sich dieser deistische Götze ganz brav aus dem Leben heraus.
Was auffällt, ist die zunehmende Unfähigkeit, den eigenen Glauben klar zu sehen, zu reflektieren und zu artikulieren. Das ist unter anderem auf einen großen Mangel an klarer biblischer Lehre zurückzuführen. Was wir brauchen, ist mehr Bibellehre. Die großen Linien der Heilsgeschichte, die sich als roten Faden durch jedes Buch der Bibel hindurchzieht. Die großen Lehren von der Dreieinigkeit Gottes, von der Menschwerdung Christi, der Erlösung am Kreuz von Golgatha, von der Auferstehung, von Pfingsten und der Anwendung der Erlösung auf unser Leben. Vom rettenden Glauben, der Heiligung und der letztendlichen Verherrlichung. Und ebenso brauchen wir mehr Apologetik, also die Fähigkeit, den christlichen Glauben in Worte zu fassen und ihn zu verteidigen.
Die heutige Jugend lebt in einem Zeitalter, das von einer Vielzahl von Ideologien geprägt ist. In dieser Zeit ist es wichtig, dass man fähig ist, Ideologien an der Bibel zu prüfen. Gott möchte, dass die aufwachsende Generation stark ist und nicht ständig von allen möglichen Ideologien und Lehren hin- und hergeworfen wird. Auch heute hat Gott Menschen eingesetzt, welche die Dienste erfüllen sollen, von denen Paulus schreibt: 
Und Er hat etliche als Apostel gegeben, etliche als Propheten, etliche als Evangelisten, etliche als Hirten und Lehrer, zur Zurüstung der Heiligen, für das Werk des Dienstes, für die Erbauung des Leibes des Christus, bis wir alle zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen, zur vollkommenen Mannesreife, zum Maß der vollen Größe des Christus; damit wir nicht mehr Unmündige seien, hin- und hergeworfen und umhergetrieben von jedem Wind der Lehre durch das betrügerische Spiel der Menschen, durch die Schlauheit, mit der sie zum Irrtum verführen, sondern, wahrhaftig in der Liebe, heranwachsen in allen Stücken zu ihm hin, der das Haupt ist, der Christus. Von ihm aus vollbringt der ganze Leib, zusammengefügt und verbunden durch alle Gelenke, die einander Handreichung tun nach dem Maß der Leistungsfähigkeit jedes einzelnen Gliedes, das Wachstum des Leibes zur Auferbauung seiner selbst in Liebe.“ (Epheser 4, 11 – 16)

Beten – mit Paulus

Beten – mit Paulus
Ist dir schon mal aufgefallen, wie viel Paulus in seinen Briefen an die Gemeinden betet und von seinem Gebetsleben erzählt? Es geht ihm dabei aber nicht darum, mit seinem Gebetsleben irgendwie anzugeben. Nein, es ist vielmehr eine Ermutigung für seine Leser, zu wissen, der Paulus betet für uns. Und seine Berichte über sein Gebetsleben sagt auch viel über die Prioritäten des Gottesmannes aus.
Analysieren wir doch mal, was Paulus so wichtig ist in seinen Gebeten. Und dann analysieren wir doch auch unser eigenes Gebetsleben und fragen uns: Was ist mir wirklich wichtig? Und was sollte mir denn wirklich wichtig sein? Dazu müssen wir erst mal ehrlich werden vor Gott und vor uns selbst. Ich möchte dich ermutigen, immer mal wieder die Gebete des Paulus, vielleicht auch eines nach dem anderen systematisch, zu untersuchen. Ich bin überzeugt, dass das dein eigenes Gebetsleben auch nachhaltig beeinflussen wird. Und dann stelle dich der Herausforderung der Frage: Was bete ich? Was sind im Moment meine eigenen Prioritäten? Sind es die richtigen Prioritäten?
Zunächst mal eins von Paulus, aus dem ersten Kapitel des Epheserbriefs:
Darum lasse auch ich, nachdem ich von eurem Glauben an den Herrn Jesus und von eurer Liebe zu allen Heiligen gehört habe, nicht ab, für euch zu danken und in meinen Gebeten an euch zu gedenken, daß der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, euch [den] Geist der Weisheit und Offenbarung gebe in der Erkenntnis seiner selbst, erleuchtete Augen eures Verständnisses, damit ihr wißt, was die Hoffnung seiner Berufung und was der Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes in den Heiligen ist, was auch die überwältigende Größe seiner Kraftwirkung an uns ist, die wir glauben, gemäß der Wirksamkeit der Macht seiner Stärke. (Epheser 1, 15 – 19)
In den Versen davor hat er beschrieben, was Gott alles tut, damit ein Mensch gerettet wird. Das ist eine Zusammenarbeit der göttlichen Dreieinigkeit: Des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Alle drei sind beschäftigt damit, uns zu erlösen. Ohne diese Zusammenarbeit könnte kein einziger Mensch gerettet werden. Und weil Paulus weiß, dass Gott bei den Ephesern dies am wirken ist, deshalb hört er nicht auf, für sie zu danken. Er dankt für ihren Glauben an den Herrn Jesus und für ihre Liebe zu allen Gläubigen. Wow, das muss ein Glauben und eine Liebe sein. Paulus sitzt in Rom im Gefängnis und hört dort von ihrem Glauben und ihrer Liebe.
Und dann – bääämmmm – kommt der Umschwung in seinem Gebet: Er bittet auch für sie. Er hat von ihrem riesigen Glauben und ihrer Mega-Liebe gehört und findet es trotzdem nötig, für sie zu bitten. Er tut Fürbitte für sie. Er wünscht sich nämlich, dass sie – trotz des Glaubens und der Liebe – noch weiter wachsen können. Er wünscht sich, dass die Epheser den Geist der Weisheit und der Offenbarung bekommen. Das sind zwei wichtige Geistesgaben.
Sie sollen durch diese Geistesgabe in drei Dingen wachsen:
Erstens in der Erkenntnis Gottes. Sie sollen immer mehr erkennen, wie Gott ist und was Gott möchte. Sie sollen immer mehr so werden wie Gott, das ist das Ziel dieser Erkenntnis. Echte Erkenntnis ist immer sehr praktisch, das heißt sie hat immer Auswirkungen für unser persönliches Leben.
Zweitens in der Erkenntnis ihrer Berufung. Diese Erkenntnis beginnt immer damit, dass man sich selbst zuerst mal kennenlernt. Selbsterkenntnis ist die Erkenntnis, wie unfähig man ist, irgend etwas Gutes aus sich selbst zu tun. Dann aber auch die Erkenntnis dessen, wozu Gott uns als Gläubige berufen hat. Nämlich dazu, so zu werden wie Jesus. Uns nach diesem Maßstab auszurichten und den Auftrag, den Er uns gab, nämlich alle Völker zu Jüngern zu machen, auszuführen.
Drittens in der Erkenntnis der Kraft Gottes. Im Römerbrief schreibt Paulus, dass das Evangelium die göttliche Kraft, das Dynamit Gottes, ist zur Errettung der Menschen. Diese Kraft übersteigt all unsere Vorstellungen. Es ist viel einfacher, einen Toten zum Leben zu erwecken, als einen geistlich Toten, der nichts anderes kann, als sich mit Händen und Füßen gegen das Evangelium zu wehren. Lasst uns also die Kraft Gottes erkennen und in ihr vorwärtsgehen.
Sei gesegnet!

Der unausforschliche Reichtum Christi

Der unausforschliche Reichtum Christi
Mir, dem allergeringsten unter allen Heiligen, ist diese Gnade gegeben worden, unter den Heiden den unausforschlichen Reichtum des Christus zu verkündigen, und alle darüber zu erleuchten, welches die Gemeinschaft ist, die als Geheimnis von den Ewigkeiten her in Gott verborgen war, der alles erschaffen hat durch Jesus Christus, damit jetzt den Fürstentümern und Gewalten in den himmlischen [Regionen] durch die Gemeinde die mannigfaltige Weisheit Gottes bekanntgemacht werde.(Eph. 3, 8 – 10)
Paulus kennt sich selbst ziemlich gut und weiß deshalb auch, wie viel Mist er in seinem Leben gebaut hat. Wie er vor seiner Bekehrung in der ganzen damaligen Welt umherreiste und versuchte, möglichst alle Christen zu verfolgen, zu jagen und ins Gefängnis zu bringen. Auch nach seiner Bekehrung hat er noch nicht das vollendete Ziel erreicht, denn noch immer stöhnte er unter der Last immer wiederkehrender Sünde: Denn ich weiß, daß in mir, das heißt in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt; das Wollen ist zwar bei mir vorhanden, aber das Vollbringen des Guten gelingt mir nicht. Denn ich tue nicht das Gute, das ich will, sondern das Böse, das ich nicht will, das verübe ich. Wenn ich aber das tue, was ich nicht will, so vollbringe nicht mehr ich es, sondern die Sünde, die in mir wohnt. Ich finde also das Gesetz vor, wonach mir, der ich das Gute tun will, das Böse anhängt.“(Römer 7, 18 – 21) Dieses Problem kennen wir alle. Und wir tun gut daran, uns dessen bewusst zu sein und zu bleiben. Paulus war sich dessen bewusst, deshalb konnte er schreiben: „Mir, dem allergeringsten unter allen Heiligen“. Er war und ist einer der Heiligen, wie dies jeder an den Herrn Jesus Gläubige ist. Dennoch kannte er niemanden, der so viel Gnade empfangen hatte wie er. Vermutlich kann dies jeder echte Christ nachvollziehen und fühlt sich oft auch so wie Paulus: Der allergeringste unter den Heiligen. Derjenige, welcher den größten Anteil an der Gnade hat erhalten müssen, um gerettet zu werden. Es tut nur gut, in diesem Bewusstsein zu leben. Wer die Erkenntnis der Gnade bekommen hat, kennt keinen schlimmeren Sünder als sich selbst. Und Jesus sagte doch bekanntlich: Wem viel vergeben worden ist, der liebt viel. Dieses Bewusstsein, dass der Herr Jesus so groß ist, dass Er sogar solch einen Sünder retten konnte, gibt uns auch Antrieb, im Gebet für andere Menschen dran zu bleiben.
Paulus hatte die Gnadengabe der Evangeliumsverkündigung unter den Heidenvölkern bekommen. Das Evangelium ist der unausforschliche Reichtum des Christus. Es ist insofern unausforschlich, dass es eine unvorstellbare Kraft zur echten Veränderung hat. Es gibt keine Kraft in dieser ganzen Welt, die so stark ist, wie diejenige des Evangeliums. Im Römerbrief nennt Paulus das Evangelium das „göttliche Dynamit zur Errettung für jeden, der glaubt“(Römer 1, 16). Es ist wirklich eine riesige, unvorstellbar starke Kraft, und zwar die einzige Kraft zur echten Veränderung unseres Lebens. Von unserer Seite aus braucht es einzig die Bereitschaft, uns tatsächlich und vollständig verändern zu lassen. Diese Veränderung ist nicht immer angenehm und schon gar nicht immer einfach. Aber sie ist notwendig, wenn wir von Gott gebraucht werden wollen. Sie hat ihren Preis, aber auch ihren Lohn. Denn es gibt nichts Schöneres auf dieser Welt, als zu wissen, dass man von Gott gewollt, verändert und gebraucht wird, um wiederum anderen Menschen zu genau jenem verhelfen zu dürfen.
Noch immer spricht Paulus hier von dem Mysterium, dem Geheimnis, dass Gottes Plan in einer Einheit aus gläubigen Juden und Nichtjuden, nämlich der Gemeinde, besteht. Dieser Gemeinde ist nun wiederum das Evangelium, also das göttliche Dynamit zur Errettung und Veränderung, anvertraut. Sie soll es verwalten und weitergeben. Dadurch, dass das Evangelium ausgebreitet wird und immer mehr Menschen zum Reich Gottes, der Gemeinde, hinzugefügt werden, wird auch den dämonischen Mächten, Gewalten und Fürstentümern gezeigt, dass Jesus der endgültige Sieger ist, denn Seine Gemeinde wird nicht aufzuhalten sein. Sie wird angegriffen, eingelullt, zerstritten, aber nicht besiegt, denn sie steht auf der Seite des Siegers. Jesus sagte, dass dort, wo Dämonen ausgetrieben werden, das Reich Gottes entsteht und sich ausbreitet. Dasselbe gilt auch für die Ausbreitung des Evangeliums. Denn das Evangelium ist die Proklamation des endgültigen Sieges über all diese Mächte und Gewalten. Ihnen dürfen wir durch die Verkündigung des Evangeliums die Niederlage bekanntmachen. Denn am Kreuz von Golgatha und in der Auferstehung sind sie ein für alle Male besiegt worden. Nicht umgebracht und auch nicht wehrlos, deshalb nicht zu unterschätzen, aber doch besiegt. Und im Namen Jesu ist uns die Macht über sie alle gegeben.

Diener des Evangeliums

Diener des Evangeliums
Daran könnt ihr, wenn ihr es lest, meine Einsicht in das Geheimnis des Christus erkennen, das in früheren Generationen den Menschenkindern nicht bekanntgemacht wurde, wie es jetzt seinen heiligen Aposteln und Propheten durch den Geist geoffenbart worden ist, daß nämlich die Heiden Miterben und mit zum Leib Gehörige und Mitteilhaber seiner Verheißung sind in Christus durch das Evangelium, dessen Diener ich geworden bin gemäß der Gabe der Gnade Gottes, die mir gegeben ist nach der Wirkung seiner Kraft. (Eph. 3, 4 – 7)
Hier fährt nun Paulus fort, dieses Geheimnis, von welchem er bereits im letzten Abschnitt sprach, zu erklären. Da dieses Geheimnis von solch großartiger, ja, schier un-glaub-licher Art ist, muss er sich zuerst als einen zuverlässigen Boten Gottes ausweisen. Deshalb erinnert er sie: Wenn ihr diesen Brief von mir an euch lest, so könnt ihr an ihm erkennen, dass mir dieses Geheimnis tatsächlich von Gott anvertraut ist, zusammen mit der Aufgabe, jenes verständlich zu machen und weiterzugeben. Wo die Bibel von Geheimnissen spricht, dann geht es nie darum, dass etwas ein Geheimnis bleiben soll, sondern ein Geheimnis ist eine Wahrheit, die sich niemand ausdenken kann. Eine Wahrheit, die niemand durch Erfahrung errechnen kann. Ein Geheimnis kann nur durch eine Selbstoffenbarung Gottes erkannt werden. Es ergibt sich nicht von selbst. Aber sobald es von Gott aufgedeckt wurde, haben alle, die es erkannt haben, den Auftrag, es bekannt zu machen. Und so ist auch diese göttliche Selbstoffenbarung von fortschreitender Art. Zu früheren Zeiten waren nur die allerwichtigsten Tatsachen bekannt, nämlich dass der Mensch ein Sünder ist, dass er Hilfe braucht, weil er auf sich allein gestellt nicht erlöst werden kann, und dass Gott einen Erlöser, einen Messias-Christus senden wird. Wie diese Erlösung dann aussehen muss, wurde erst später deutlich, nämlich am Berg Sinai, wo Gott via Mose dem Volk Israel erklärte, dass Sünde nur durch den Tod gesühnt werden konnte – entweder durch den ewigen Tod vom Sünder selbst, oder durch das reine stellvertretende Opfer des Lammes Gottes, welches zu damaligen Zeiten durch ein Opfertier repräsentiert wurde. Und so weiter. Je länger die Zeit dauerte, desto tiefer, näher und genauer offenbarte Gott Seinen Charakter und Seinen Heilsplan für unsere Welt.
Nun kommt Paulus auf sein Geheimnis zu sprechen, welches sein ganz persönlicher Auftrag ist. Er ist ja bekanntlich der Apostel der Heiden, der als Missionar zu den Nichtjuden gesandt worden war, um ihnen von der Erlösung in Jesus Christus zu erzählen. Und gerade er, welcher diesen Auftrag bekommen hatte, für ihn war es äußerst wichtig, dieses Geheimnis zu kennen und mit ihm vertraut zu sein. Doch bis zu dem Moment, in welchem es den Aposteln geoffenbart wurde, also die Decke der Unwissenheit entfernt wurde, konnte niemand davon wissen. Kein Mensch war bis zu dem Moment in der Lage, sich ein solches erdenken zu können. Es ist wahrhaftig ein Geheimnis, ein Mysterium. Einen kleinen Teil davon war zwar bereits im Alten Testament vorausgesagt worden, nämlich jenes, dass in der Zukunft eines Tages auch die Nichtjuden ein bestimmtes Heilshandeln Gottes an ihnen erfahren würden. So prophezeite Micha zum Beispiel: „Und viele Heidenvölker werden hingehen und sagen: »Kommt, laßt uns hinaufziehen zum Berg des Herrn, zum Haus des Gottes Jakobs, damit er uns über seine Wege belehre und wir auf seinen Pfaden wandeln!« Denn von Zion wird das Gesetz ausgehen und das Wort des Herrn von Jerusalem.“ (Micha 4, 2)
Doch um ein Vielfaches größer, wunderbarer und herrlicher ist die Erkenntnis des Geheimnisses, die Paulus bekam: Gott wird nicht nur irgendwie auch an den Heiden handeln, sondern Gott wird aus den beiden Gruppen der Juden und der Nichtjuden ein neues Gottesvolk machen. Judenchristen und Heidenchristen sind so eins im Herrn Jesus Christus und haben durch die wunderbare Tat am Kreuz von Golgatha eine gemeinsame Hoffnung, einen gemeinsamen Glauben, einen gemeinsamen Ursprung und ein gemeinsames Ziel. Die Heidenchristen sind zu „Miteinverleibten“ geworden, also zu welchen, die in den Leib des göttlichen Bundes mit hinein genommen sind, zu einem Körper, zu einem heiligen Tempel gemacht. Die Verheißungen an das Volk Israel sind erweitert auf die gläubig gewordenen Nichtjuden. Und das ist nicht etwa selbstverständlich, wie wir das oft denken. Gott ist und bleibt Derselbe. Aber Er hat Sich uns noch detailreicher geoffenbart als Derjenige, Welcher alle Gläubigen aus Israel und aus den Heiden zu einem Leib machen will. Hierzu wurde Paulus berufen, um dieses Mysterium der göttlichen Gnade bekannt zu machen. Und als solche, die wir das begriffen haben, ist die Aufgabe des Paulus auf uns übergegangen. Auch wir dürfen Diener des Evangeliums sein. Menschen, die Gott bekannt machen. Menschen, die dazu einladen, den Herrn Jesus kennenzulernen. Sei gesegnet!

Verwalter der Gnade

Verwalter der Gnade
Deshalb [bin] ich, Paulus, der Gebundene Christi Jesu für euch, die Heiden. Ihr habt ja gewiß von der Haushalterschaft der Gnade Gottes gehört, die mir für euch gegeben worden ist, daß er mich das Geheimnis durch Offenbarung wissen ließ, wie ich zuvor kurz geschrieben habe. (Eph. 3, 1 – 3)
Zu dem Zeitpunkt, als Paulus diesen Brief an die Gemeinde in Ephesus schrieb, war er in Rom im Gefängnis. Er war dort, weil er überall in der ganzen damaligen Welt die Erlösung durch den Herrn Jesus verkündigt hatte. Deshalb konnte er schreiben, er sei der Gebundene (Gefangene) für den Herrn Jesus Christus. Die Reaktion des Paulus auf diese Gefangenschaft ist für uns ganz schön eine Herausforderung. Wie schnell sind wir schon in unserem Leben, wenn nicht alles genau so läuft, wie wir es uns vorgestellt haben, dabei, an unserem Auftrag zu zweifeln? Wie anders reagiert doch Paulus: Er ist sich bewusst, dass es zu Gottes Plan für sein Leben gehört, dass er diese Zeit im Gefängnis verbringen muss. Zur selben Zeit ungefähr, als er den Brief an die Epheser schrieb, verfasste er auch den Philipperbrief an die Gemeinde in Philippi. Dort schrieb er dazu noch mehr: „Ich will aber, Brüder, daß ihr erkennt, wie das, was mit mir geschehen ist, sich vielmehr zur Förderung des Evangeliums ausgewirkt hat, so daß in der ganzen kaiserlichen Kaserne und bei allen übrigen bekannt geworden ist, daß ich um des Christus willen gefesselt bin, und daß die meisten der Brüder im Herrn, durch meine Fesseln ermutigt, es desto kühner wagen, das Wort zu reden ohne Furcht. […]Denn ich weiß, daß mir dies zur Rettung ausschlagen wird durch eure Fürbitte und den Beistand des Geistes Jesu Christi, entsprechend meiner festen Erwartung und Hoffnung, daß ich in nichts zuschanden werde, sondern daß in aller Freimütigkeit, wie allezeit, so auch jetzt, Christus hoch gepriesen wird an meinem Leib, es sei durch Leben oder durch Tod. Denn für mich ist Christus das Leben, und das Sterben ein Gewinn.“ (Phil. 1, 12 – 14 und 19 – 21)
Paulus hat also erkannt, dass seine Gefangenschaft, in welcher er eben nicht resigniert und nicht das Gefühl hat, von Gott schlechter behandelt zu werden, dazu beiträgt, dass viele andere Menschen durch ihn ermutigt werden. Es kommt eben nicht darauf an, wo wir uns aufhalten und was mit uns geschieht, sondern darauf, dass wir Gott einfach gehorchen. Egal was kommt. Egal womit wir gerade angefeindet werden. Egal was die Menschen über uns denken oder sagen. Es geht ja auch nicht um uns, sondern einzig und allein um Gott, um den Herrn Jesus, der Menschen retten möchte. Paulus hat in seiner Gefangenschaft gleich viel erreichen können wie davor. Weil er nicht aufgab und nicht resigniert hat, sondern bereit war, zu jeder Zeit und Unzeit mit dem fortzufahren, was sein Auftrag war. Wie viel Gewinn hätten wir in unserer Zeit, wenn wir dies besser verstehen lernten. Nämlich dass es nicht auf unsere Umstände ankommt, in welchen wir uns gerade befinden, sondern es einzig und allein darum geht, das, was wir von Gott als Aufgabe empfangen haben, fortzuführen. Dieser Auftrag war bei Paulus ganz speziell auf die damaligen Heiden (Nichtjuden) gerichtet, welche dann, wie im Fall der Gemeinde von Ephesus, zu Heidenchristen wurden. Paulus war der Apostel der Nichtjuden, während Petrus und Jakobus dies für die Juden waren. Dabei haben sie sich als gegenseitige Partner verstanden und nicht etwa als Konkurrenz.
Paulus wurde damit beauftragt, den Nichtjuden von der Gnade Gottes zu erzählen. Wir können in seinen Briefen und in den in der Apostelgeschichte vom Arzt Lukas festgehaltenen Predigten sehen, wie er dabei vorgegangen ist. Der Römerbrief ist zum Beispiel so eine Schrift, die vielleicht auch eine solche Predigt in überarbeiteter Form beinhaltet. Diese Gnade ist ein Mysterium, ein Geheimnis, weil kein Mensch von sich aus (durch reines Nachdenken oder durch menschliche Logik) zum richtigen Schluss kommen kann. Es brauchte bei Paulus, und auch heute bei jeder anderen Person, eine übernatürliche Offenbarung, um dieses Geheimnis von der Gnade Gottes verstehen zu können. Niemand kann das einfach so. Es ist immer Gottes Geschenk und Gabe, dass jemand gläubig werden kann. Und wer die Augen dafür wirklich geöffnet bekommt, kann nicht anders, als dieses Geschenk anzunehmen. Denn es gibt nichts, was größer sein kann, als dieses wunderbare Geschenk der Gnade Gottes. Und Paulus ist von Gott zum Haushälter, also zum Verwalter, dieser Gnade berufen worden. Ein Verwalter bekommt etwas, was er im Auftrag des eigentlichen Besitzers möglichst gut verwalten soll. Ein Lehrer in einer Schule ist zum Beispiel ein Verwalter seines Wissens und ein Verwalter des Lehrplans, mit deren Hilfe er möglichst viel vom ganzen Potenzial seiner Schüler entfalten soll. Und als Gläubige sind auch wir Verwalter dieser Gnade Gottes, von der wir anderen weiter erzählen sollen. Möglichst alle Menschen auf dieser Erde sollen von dieser Gnade hören können. Dazu hat jeder von uns eine bestimmte Zeit zur Verfügung (24 Stunden pro Tag), ein bestimmtes Umfeld, eine bestimmte Menge an durch Arbeit erworbenem Geld, aber auch bestimmte persönliche Fähigkeiten und Stärken, und dies alles sollen wir so einteilen und verwalten, dass dadurch möglichst viele Menschen von dieser Gnade Gottes hören und wissen dürfen. Was willst du heute dafür tun?

Ein heiliger göttlicher Tempel

Ein heiliger göttlicher Tempel
Auferbaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, während Jesus Christus selbst der Eckstein ist, in dem der ganze Bau, zusammengefügt, wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn, in dem auch ihr miterbaut werdet zu einer Wohnung Gottes im Geist. (Eph. 2, 20 – 22)
Nachdem Paulus das erste Kapitel dieses Briefes mit dem Bild der Gemeinde als Leib, also Körper, beschrieben hatte, dessen Haupt der Herr Jesus ist, so folgt nun das zweite Bild: Die Gemeinde als ein Tempel Gottes. Ein Tempel ist ein großes, schweres, stabiles Gebäude, das zum Gottesdienst erbaut wurde. Er braucht ein noch stabileres Fundament. Das ist ganz wichtig. Ein Fundament muss mindestens ebenso stabil sein, wie das auf ihm Erbaute. Besser wäre, wenn es noch stabiler ist. So muss auch bei diesem Tempel, von welchem Paulus hier spricht, nämlich der Gemeinde, dieses Fundament so stabil sein, dass es das gesamte Gebäude problemlos tragen kann. Dieses Fundament der Gemeinde ist die Lehre der Apostel und Propheten. Dies ist das einzige Fundament, das stark genug sein kann. Jedes andere Fundament ist zu schwach, zu unsicher, zu wacklig und zu sehr in der Gefahr, in sich zusammenzustürzen. Die Apostel, welche hier gemeint sind, das sind die ersten Jünger Jesu, von welchen ein großer Teil des Neuen Testaments aufgeschrieben wurde. Ein weiterer Teil wurde von Propheten festgehalten, welche direkt von Gott den Auftrag bekommen hatten, diese Dinge aufzuschreiben und festzuhalten. Auf jeden Fall wurden alle jene Schriften genau geprüft und nur diejenigen, welche der Überprüfung standhalten konnten, wurden in den biblischen Kanon aufgenommen. Dasselbe gilt auch für die Schriften des Alten Testaments. Die Bibel (hier „Grundlage der Apostel und Propheten“ genannt) ist unser Fundament. Deshalb sind wir Christen auch Fundament-alisten, da wir auf dieses Fundament auferbaut werden.
Der Eckstein in diesem Gebilde ist der Herr Jesus Christus. Wenn man ein Haus baut, so ergeben sich besonders in den Ecken immer große Spannungen, die man mit dem Material ausgleichen muss. Dort wird nämlich alles zusammengehalten und ein immenses Gewicht lastet darauf. Es braucht also in den Ecken das stärkste Material des gesamten Gebäudes. Deshalb bringt man in der Ecke auch die größten und stärksten Steine des gesamten Gebäudes an. In unserem Bild vom Tempel wird das gesamte Gebäude von Jesus Christus zusammengehalten. Er ist der Eckstein, der stärkste und größte von allen Steinen im Bau. Ohne Ihn würde alles in sich zusammen fallen. Sein Tod und Seine Auferstehung haben den Weg freigemacht, sodass Gott Sich einen Tempel unter uns bauen konnte. Und dieser Tempel ist die Gemeinde. Nur deswegen können wir uns sicher sein: Wo zwei oder drei sich in Seinem Namen versammeln, da ist Er mitten unter ihnen. Gott liebt diese Gemeinschaft mit der Gemeinde. Sie ist die neue Stiftshütte, denn das Gesetz ist in die Herzen der Gläubigen geschrieben, wie es damals in der Bundeslade aufbewahrt war. Und das Blut des Herrn Jesus ist allzeit zwischen den Cheruben, die über das Gesetz wachen. Und das Blut Jesu reinigt alle Gläubigen zu jeder Zeit. So, wie es dies auch zur damaligen Zeit schon tat.
So sind die einzelnen Gläubigen wie Steine, die aufeinander geschichtet werden, um gemeinsam ein Tempel Gottes zu sein. Der Heilige Geist ist dabei zugleich der Baumeister, welcher jedem Stein seine Gabe und damit Aufgabe zuteilt, zugleich ist er aber auch der Mörtel, der die einzelnen Steine zusammenhält und miteinander verbindet. Er schafft diese Einheit, welche den ganzen Tempel zusammenhält. Und er richtet alles aufeinander aus, sodass es zusammen passt und in sich stimmt. Dies ist aber zugleich eine Aufforderung. Das Verb, welches im griechischen Text hier steht, kann auch als Befehl übersetzt werden: Werdet miterbaut! Dies ist in dem Sinne zu verstehen: Lasst euch miterbauen zu diesem Tempel! Gott möchte unter uns wohnen, deshalb auch das Heiligtum, die Altäre, die Stiftshütte, der Tempel und nun auch die Gemeinde. Es ist Gottes verzehrendes Verlangen, unter den Menschen zu wohnen und mit ihnen Gemeinschaft zu haben. Diese Gemeinschaft findet überall dort statt, wo wir uns von Gott verändern lassen und beginnen, in dieser durch den Heiligen Geist geschaffenen Einheit miteinander zu leben und einander auch gegenseitig aufzuerbauen. Dies geschieht im Geist oder durch den Geist. Es ist also kein von Menschenhand geschaffener Tempel wie derjenige in Jerusalem, sondern einer, der weit über jenem steht, nämlich einer, der vom Heiligen Geist gebaut wird. In den Tempel in Jerusalem durften schon nur einzelne, speziell erwählte Menschen hineingehen, wieviel größer, wunderbarer und erhabener ist da doch die Erwählung, in welcher wir als Gläubige stehen dürfen!

Leben als Gottes Hausgenossen

Leben als Gottes Hausgenossen
Und er kam und verkündigte Frieden euch, den Fernen, und den Nahen; denn durch ihn haben wir beide den Zutritt zu dem Vater in einem Geist. So seid ihr nun nicht mehr Fremdlinge ohne Bürgerrecht und Gäste, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen.(Eph. 2, 17 – 19)
Ja, der Herr Jesus kam zu uns hierher auf die Erde. Wie wunderbar das doch ist! Wir können Ihm nicht genug danken dafür, dass Er zu uns kam, denn es gibt nichts Besseres, was Er hätte tun können. Dieses Kommen beinhaltet den Tod am Kreuz, durch welchen uns Versöhnung geworden ist. Echte, tiefe Versöhnung mit Gott, da wir bei Ihm in so unbezahlbar tiefer Schuld stehen. Echte, tiefe Versöhnung mit uns selbst, da wir uns selbst entfremdet sind und nicht wissen können, wer wir sind. Echte, tiefe Versöhnung aber auch mit unseren Mitmenschen, an welchen wir immer wieder schuldig werden. Ebenso eine Versöhnung auch mit der Natur, für welche wir als Beschützer und Förderer, nicht aber als Ausbeuter, eingesetzt sind. Dieser vierfache Friede mit Gott, mit uns selbst, mit den Mitmenschen und der übrigen Natur ist ein wunderbares Geschenk des Herrn Jesus an uns. So dürfen wir unsere ursprüngliche Bestimmung wieder erneut finden und ausleben. Dieser Friede muss aber auch bekannt gemacht werden. Zu Beginn wurde er dies durch das stellvertretende Leiden und Sterben Jesu am Kreuz von Golgatha selbst. Nach der Auffahrt Jesu in den Himmel und die Ausgießung des Heiligen Geistes zu Pfingsten ist dieser Auftrag an die Gemeinde übergegangen und wird nun von ihr ausgeführt. An anderer Stelle spricht Paulus auch wieder davon, so zum Beispiel im 2. Korintherbrief: „weil nämlich Gott in Christus war und die Welt mit sich selbst versöhnte, indem er ihnen ihre Sünden nicht anrechnete und das Wort der Versöhnung in uns legte. So sind wir nun Botschafter für Christus, und zwar so, daß Gott selbst durch uns ermahnt; so bitten wir nun stellvertretend für Christus: Laßt euch versöhnen mit Gott! Denn er hat den, der von keiner Sünde wußte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm [zur] Gerechtigkeit Gottes würden.“(2. Kor. 5, 19 – 21)
Diese Versöhnung ist ein Angebot, das allen Menschen unterbreitet werden soll. Manche nehmen es an, andere lehnen es ab. Dies ist jedoch nicht in unserer Verantwortung, denn allein Gott kann den einzelnen Menschen zu Sich ziehen. Unser Auftrag ist es ebenso wenig, darüber zu urteilen, wer denn nun dazu gehören soll. Wir haben nur eines zu tun: Die Botschaft von dieser Versöhnung in Jesus Christus unter allen Menschen bekannt zu machen. Unter den Fernen und den Nahen, also unter den Juden (den Nahen) und den Nichtjuden (den Fernen). Ebenso unter den Kirchgängern, die jeden Sonntag unter der Verkündigung sitzen, wie unter den Ureinwohnern ferner Länder, die noch nie vom Evangelium gehört haben. Ebenso unter hart arbeitenden Geschäftsleuten, wie unter den Junkies auf der Straße. Es geht darum, dass einfach alle Menschen davon Kenntnis bekommen und die Möglichkeit haben, dass Gott Sich ihnen offenbart. In Christus hat Gott alle Gläubigen zu einem Körper zusammengefügt. Es ist derselbe Geist, der an und in ihnen wirkt, derselbe Glaube, den sie angenommen haben, dieselbe weltweite Gemeinde Gottes, der sie angehören. Derselbe Zutritt, den alle zu Gott dem Vater haben. Weder der Papst, noch die Jungfrau Maria noch sonst irgend ein Mensch hat einen besseren Zugang zu Gott, jede und jeder von uns hat exakt denselben. Es handelt sich dabei um exakt dasselbe Recht aller, zu Gottes Thron der Gnade zu treten und zu Ihm zu beten. Ihm zu danken, Ihn anzubeten, zu loben und preisen, Ihn zu bitten und auch für andere Fürbitte zu tun.
Somit kann Paulus hier auch sagen: Das Bürgerrecht hat sich geändert. Wir sind zu Bürgern des Himmels geworden und nur noch zu Gast auf dieser Erde. Die Erde ist das Land, in dem wir uns als Gäste aufhalten dürfen, jedoch in dem Wissen, dass es nur eine sehr beschränkte Zeit unseres Lebens ist, die wir hier verbringen. Unsere wahre Bestimmung liegt woanders, nämlich im Reich Gottes, in der Ewigkeit, in der ewigen und unendlichen Herrlichkeit Gottes. Die Sprache, die Paulus hier verwendet, ist sehr vielfältig und man hört seine Begeisterung heraus, wie er davon schreibt: Nicht mehr Fremdlinge, also nicht mehr Ausländer, die im Reich Gottes nur eine Aufenthaltsberechtigung haben, sondern echte Bürger mit allen himmlischen Bürgerrechten. Nicht mehr Gäste bei Gott, sondern Seine Kinder, die als solche alle Familienrechte genießen. Vielmehr aber Mitbürger der Heiligen und dadurch mit denselben Rechten ausgestattet wie schon Abraham, Mose und all die Übrigen der Heiligen des Alten und Neuen Testaments und der gesamten Kirchengeschichte. Und Gottes Hausgenossen, also Menschen, die ihr ganzes Leben mit Gott teilen dürfen und umgekehrt teilhaben dürfen am Leben Gottes. Wie wunderbar ist es, als Hausgenossen Gottes zu leben und die Vollmacht der Himmelsbürgerschaft in seinem Besitz zu haben. Da können wir mit Paulus jubeln: „Was wollen wir nun hierzu sagen? Ist Gott für uns, wer kann gegen uns sein? Er, der sogar seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern ihn für uns alle dahingegeben hat, wie sollte er uns mit ihm nicht auch alles schenken?“ (Röm. 8, 31 – 32)
Hallelu-Jah! Gepriesen sei der Herr! Er ist wunderbar!

Die Trennwand ist abgebrochen

Die Trennwand ist abgebrochen
Denn Er ist unser Friede, der aus beiden eins gemacht und die Scheidewand des Zaunes abgebrochen hat, indem er in seinem Fleisch die Feindschaft, das Gesetz der Gebote in Satzungen, hinwegtat, um die zwei in sich selbst zu einem neuen Menschen zu schaffen und Frieden zu stiften, und um die beiden in einem Leib mit Gott zu versöhnen durch das Kreuz, nachdem er durch dasselbe die Feindschaft getötet hatte. (Eph. 2, 14 – 16)
Hier wird uns zunächst ein wunderschönes Wort für den Herrn Jesus gegeben: Er ist unser Friede. Ich glaube, noch besser kann man dies gar nicht ausdrücken. Jesus Christus ist unser Friede. Er ist unser Friede mit Gott, weil Er unsere Schuld bezahlt hat. Er ist unser Friede mit uns selbst, weil Er uns bedingungslos annimmt und wir uns selbst dadurch auch bedingungslos annehmen dürfen. Er ist unser Friede mit unseren Mitmenschen, weil Er uns von uns selbst befreit hat, sodass wir für die Mitmenschen leben dürfen. Er ist unser Friede mit unserer Umwelt, da Er uns gezeigt hat, dass echtes Herrschen immer echtes Dienen ist. So können wir in allem diesen Frieden haben, Frieden, den die Welt nicht geben kann, sondern einzig und allein der Herr Jesus. Und so ist Er auch unser Friede zwischen den zwei Welten des judenchristlichen und des heidenchristlichen Glaubens. Er hat die Beiden eins gemacht, zu einer Einheit verschmolzen, die sich Gemeinde nennt. Aus diesem Grund hat Antizionismus auch nichts unter uns zu suchen, denn die Beiden sind eins gemacht durch den Frieden, den Christus gibt.
Er hat die Trennwand des Zaunes abgebrochen. Im Tempel in Jerusalem gab es verschiedene Bereiche des Vorhofs. Der innere Teil des Vorhofs durfte nur von beschnittenen jüdischen Männern betreten werden, dann gab es einen Frauenvorhof, den auch jüdische Frauen betreten durften, und nicht zuletzt auch einen Heidenvorhof. Das war der nächste Ort beim Tempel, wohin ein Nichtjude gehen durfte. Dadurch wird auch die Erwählung Gottes aufgezeigt. Gott hat Sich ein kleines Volk erwählt, um an diesem im Kleinen Seine Machttaten zu vollbringen und es zu Seiner Ehre zu gebrauchen. Was im Kleinen am Volk Israel geschehen ist, sollte später im Großen an der Gemeinde geschehen. Und so ist der Zutritt zu Gott immer den Erwählten vorbehalten. So wie die Nichtjuden beim Jerusalemer Tempel um ihr Leben bangen mussten, wenn sie sich unerlaubterweise noch weiter näherten, so haben auch im neuen Bund nur die Auserwählten einen direkten Zugang. Der Unterschied ist derjenige, dass die Erwählten im neuen Bund alle Gläubigen aus allen Völkern, Ländern und Sprachen sind. Der Zaun zwischen dem Volk Israel und den Heidenchristen ist also abgebrochen. In dem Moment, als der Herr Jesus starb, zerriss der Vorhang im Tempel von oben nach unten. Er war nicht mehr nötig. Lange Jahrhunderte hatte er die Menschen vor dem Zorn Gottes beschützt, ebenso wie auch das Blut, welches das Gesetz bedeckte und jedes Jahr erneut auf den Sühnedeckel gesprengt werden musste. Dies alles ist nun ein für alle Male im Tod Jesu passiert. Blut, Vorhang und Trennwand haben alle dieselbe Aufgabe gehabt, die auch schon das Tuch auf dem leuchtenden Gesicht des Mose hatte: Es war ein Schutz, der die sündigen Menschen davor schützen sollte, von der Herrlichkeit Gottes verzehrt zu werden. Dieser Schutz ist für alle Gläubigen nun nicht mehr notwendig, da für sie der Preis ihrer Schuld und Sünde am Kreuz bezahlt worden ist.
Deshalb kann Paulus hier auch davon schreiben, dass der Herr Jesus in Seinem Fleisch, also durch Seinen leiblichen Tod am Kreuz, die Feindschaft hinwegtat. Diese Feindschaft ist also die Tatsache, dass jeder Mensch als Feind Gottes geboren wird. Sie zeigt sich dadurch, so fährt Paulus fort, dass der Mensch nicht imstande ist, das Gesetz der Gebote in Satzungen zu halten. Er kann nicht so leben, wie Gott Sich das wünschen würde. Weil er sich immer wieder falsch entscheidet und falsch handelt. Dadurch zeichnet sich der Mensch als Feind Gottes aus. Er vertraut Gottes Wort nicht, kennt es nicht gut genug, verwirft es, lebt nach eigenen moralischen Maßstäben, schummelt sich durch das Leben hindurch, und so weiter. Feindschaft gegen Gott, Auflehnung gegen Gott. Rebellion gegen Gott. Das ist der Mensch. Ein Rebell, durch und durch. Selbstsüchtig, durch und durch. Er lädt Schuld auf sich ohne Ende und hat noch Freude daran.
Wie gut, dass der Herr Jesus einen Ausweg geschaffen hat. Einen Weg aus dem Dilemma der Selbstbezogenheit des Menschen. So ist Er uns zum Frieden geworden, indem Er den Krieg mit der Sünde und dem Tod erfolgreich zu Ende geführt hat. Deshalb gibt es ewiges Leben mit Ihm für alle, die da glauben. Er hat beide, nämlich jüdische Gläubige und nichtjüdische Gläubige miteinander versöhnt und vor allem sie alle zusammen mit Gott versöhnt. Sie sind zu einem neuen Menschen geworden. Zu einem Menschen, der Frieden hat mit Gott, mit sich selbst und mit dem Rest der Welt. Der Herr Jesus ist uns mit dem Dienst der Versöhnung vorangegangen und hat uns den Weg gezeigt, auf welchem Versöhnung stattfinden kann: Der Weg nach oben führt nach unten. Versöhnung findet dort statt, wo man bereit ist, Schuld einzugestehen und Vergebung anzunehmen. Versöhnung findet dort statt, wo man den anderen in seinem Anderssein annimmt, bedingungslos. Und Versöhnung findet in erster Linie dort statt, wo der Herr Jesus diese Versöhnung für uns erwirkt hat: Am Kreuz von Golgatha. In den Wunden Seiner Hände und Füße ist uns Heilung geschenkt. Die Wunden Seiner Hände und Füße machen uns aber auch feinfühlig und verwundbar, damit wir bereit werden, auf unseren Nächsten bedingungslos und echt einzugehen. Bist du ein Versöhnter? Hast Du den Frieden Jesu mit Gott, dir selbst und deinen Mitmenschen? Wo ist dein Platz in dem Dienst der Versöhnung?

Was das Blut Christi bewirkt

Was das Blut Christi bewirkt
Darum gedenkt daran, daß ihr, die ihr einst Heiden im Fleisch wart und Unbeschnittene genannt wurdet von der sogenannten Beschneidung, die am Fleisch mit der Hand geschieht — daß ihr in jener Zeit ohne Christus wart, ausgeschlossen von der Bürgerschaft Israels und fremd den Bündnissen der Verheißung; ihr hattet keine Hoffnung und wart ohne Gott in der Welt. Jetzt aber, in Christus Jesus, seid ihr, die ihr einst fern wart, nahe gebracht worden durch das Blut des Christus.(Eph. 2, 11 – 13)
Wenn Paulus so oft davon schreibt, dass seine Leser an etwas gedenken sollen, so hat dies immer mit Dankbarkeit zu tun. Paulus erinnert seine Leser an die Segnungen, die wir in Jesus Christus bekommen haben und möchte sie zur Dankbarkeit herausfordern. Der größte Teil der gläubigen Christen – auch in unserer heutigen Zeit – besteht aus Gläubigen aus den Heiden, also Menschen, die nicht beschnitten wurden als Zeichen des Bundes mit Abraham. Damit hängt eigentlich ein großer Nachteil zusammen, denn ohne zum Abraham-Bund zu gehören, ist man von der Gemeinschaft mit Gott ausgeschlossen. Gott hat das Volk Israel erwählt, die Nachkommen Abrahams, Isaaks und Jakobs, um mit diesem in Gemeinschaft zu leben. Doch je mehr Zeit vergeht, desto deutlicher kristallisiert sich da Gottes Wille heraus, mit Menschen aus allen Völkern diese innige Gemeinschaft zu pflegen. Deshalb musste der Bund mit Abraham auf alle Gläubigen aller Völker und Zeiten erweitert werden. Wie wir ja wissen, hat Gott von Anfang an den Menschen gezeigt, dass sie einen Erlöser brauchen und diesen auch deutlich angekündigt. Deshalb kann Paulus hier auch schreiben, dass die Heiden ohne Christus waren, denn die Juden hatten in all ihren Schriften genügend Hinweise, um zu wissen, dass dieser verheißene Messias (Maschiach ist das hebräische Wort, während Christos das griechische Wort ist) kommen wird.
Und dann, ja, dann kam Er, dieser Messias, dieser Gott und Mensch zugleich. Er hat uns gezeigt, was die Beschneidung wirklich ist, nämlich nicht einfach eine zurückgeschnittene menschliche Vorhaut, sondern ein zurückgeschnittenes Herz. Darum geht es in Wirklichkeit. Unsere Herzen müssen zurückgeschnitten werden, damit wir für Gott immer brauchbarer gemacht werden können. Denn es ist so viel Sünde in uns, so viel Dreck und so viele Lasten, die uns versuchen, zu beeinflussen. All das muss weggeschnitten werden. Johannes der Täufer drückte es so aus: Ich muss abnehmen, Er aber muss zunehmen. Dies gilt für unser ganzes Herz, das beschnitten werden soll. Die Bibel versteht unter dem Begriff Herz die Einheit der Gedanken, der Gefühle und des Willens. Also müssen für diese Herzensbeschneidung alle drei Bereiche des Herzens beschnitten und damit auch korrigiert werden. Durch das Lesen, Überdenken und Umsetzen von Gottes Wort werden unsere Gedanken immer mehr denjenigen von Gott ähnlich. Wir beschäftigen uns mit dem, was auch Gott beschäftigt. Das ist sehr wichtig, denn dadurch lernen wir die Wahrheit und Treue von Gott ganz persönlich kennen und lernen, dass Gott wirklich hält, was Er verspricht. Dadurch wächst unser Vertrauen in Gottes Wort und durch dieses Vertrauen werden auch die Gefühle immer mehr an das angepasst, worauf wir vertrauen.
Hieran können wir auch gut erkennen, dass die Entfremdung von Gott derart wahn-sinnige Züge angenommen hat, dass wir mit unserer natürlichen Erfahrung nicht im Geringsten auf die Idee kommen könnten, dass wir das Sühneopfer des Herrn Jesus nötig haben, um mit Gott wieder in den Frieden zu kommen. Der natürliche Mensch bildet sich so viel auf seine natürliche Stärke und sein Potenzial ein, dass er auf die abwegige Idee kommt, er könne die Entstehung dieser Welt auch ohne Gott erklären. Da sehen wir, wie fern der Atheismus von Gott ist: nämlich so fern, dass es in dieser Welt ferner gar nicht geben könnte. Doch jeder Mensch ist von Natur aus ein solcher Atheist: Er lebt so, als ob er Gott nicht bräuchte. Dies ist eine schreckliche Tatsache, und gerade in dieser Vermessenheit kommt Gottes Zorn gut zum Ausdruck, denn diese Menschen verblenden sich selbst in ihrer Überheblichkeit. Doch welche Möglichkeit gibt es denn noch, um einen derart entfremdeten Menschen wieder in Gemeinschaft mit Gott zu bringen?
Hier klärt uns Paulus auf: Das geschieht durch die Kraft des Blutes Christi. Im Opferdienst des Alten Testaments am Yom Kippur, dem Versöhnungstag, musste das Blut des einen Sündenbocks auf die Platte der Bundeslade (dort drin ist das Gesetz, welches die Sünde verurteilt) verteilt werden, um dadurch eine Trennung zwischen dem verdammenden Gesetz und dem verdammten Sünder zu machen. So hat das Blut des Herrn Jesus eine trennende Funktion. Wer in Christus ist, der ist durch das Blut Jesu von der Verdammnis getrennt und in Gottes Augen sauber gemacht. So ist das Blut Christi ein Trennungsmittel, ein Reinigungsmittel, aber auch das Lösegeld, das zur Bezahlung der Sünden all der Menschen vergossen wurde, die an den Herrn Jesus glauben. Durch das Blut gibt es auch nicht mehr zwei verschiedene Gottesvölker, eins aus den Judenchristen und eins aus den Heidenchristen, sondern sie sind alle zusammen zu einem Gottesvolk, der Gemeinde Jesu Christi gemacht worden. Hallelu-Jah! Gepriesen sei Jahwe!

Der Sinn des Lebens

Der Sinn des Lebens
Denn aus Gnade seid ihr errettet durch den Glauben, und das nicht aus euch — Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, damit niemand sich rühme. Denn wir sind seine Schöpfung, erschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen. (Eph. 2, 8 – 10)
Hier kommt einmal mehr die wunderbare Lehre von der Gnade zur vollen Geltung. Paulus entfaltet sie hier in ihrer vollen Breite und Tiefe: Aus Gnade seid ihr errettet. Gnade ist das Allergrößte, was wir jemals bekommen können. Paulus geht es hier um die Errettung in ihrem gesamten Umfang. Da die Bibel den Menschen als Einheit aus Leib, Seele und Geist betrachtet, hat diese Rettung ihre Konsequenzen in allen drei Bereichen. Auch haben alle drei Bereiche eine präsentische (für die jetzige Zeit gültige) und eine futurische (für die Zukunft gültige) Dimension. Die präsentische Dimension der körperlichen Rettung ist die Tatsache, dass Christus unsere Krankheiten am Kreuz getragen hat. Deshalb kann Jakobus auch den Befehl erteilen, dass jeder, der krank ist, die Ältesten seiner Gemeinde rufen möge, damit sie ihn salben und mit ihm beten. Die Folge davon wird sein, dass derjenige dadurch von seiner Krankheit gerettet (dasselbe griechische Verb „sozo“ wie „errettet“ hier im Text), also geheilt, würde. Heilung ist ein Teil der Rettung, die der Herr Jesus Christus für uns am Kreuz erkauft hat. Die zukünftige Dimension der körperlichen Rettung ist die leibliche Auferstehung oder Entrückung. Auf diese warten wir noch – doch wird es wohl nicht mehr lange dauern. Alle Zeichen der Zeit stehen auf allerletzte Endzeit.
Auch die Seele soll gerettet bzw. geheilt werden. Hierbei geht es um Heilung falscher Gedanken und Gefühle, die uns in einem Gefängnis gefangen halten und versuchen, durch unser Handeln auch andere Menschen mit Bitterkeit anzustecken. Auch als Christen sind wir davor nicht automatisch geschützt. Aber wir haben die volle Wahrheit, die uns frei macht, wenn wir sie in unser Leben übertragen und anwenden. Viele Menschen leiden unter Lügen, die ihr Leben begleitet haben. Diese Lügen müssen erkannt und durch die Wahrheit von Gottes Wort ersetzt werden. Hierbei ist es ganz besonders wichtig zu wissen, dass dieses Ersetzen nicht einfach durch Lernen (mit dem Kopf wissen) geschieht, sondern durch Anwendung der Wahrheit. Wir wissen aus dem Brief von Jakobus, dass der Glaube sich durch entsprechende Konsequenzen und Handlungen als echt ausweist. So kann er auch erkannt werden. Die Rettung des menschlichen Geistes (der menschliche Geist darf nicht mit dem Intellekt verwechselt oder vermischt werden; der Geist des Menschen ist der Teil des Menschen, der mit Gottes Geist kommunizieren kann) findet vollständig und vollumfänglich in dem Moment der Bekehrung, Wiedergeburt und Versiegelung durch den Heiligen Geist statt. Von diesem Zeitpunkt an ist der Mensch gerettet, und zwar auf immer und ewig, denn es gibt nichts auf der Welt, was ihn noch aus Gottes Hand reißen könnte.
Diese Rettung des gesamten Menschen ist von Anfang bis zum Ende ein Geschenk Gottes. Es ist notwendig, dass alle drei Personen der göttlichen Dreieinigkeit zusammenarbeiten, damit überhaupt irgend ein Mensch gerettet werden kann. Gott der Vater hat in Seinem ewigen Ratschluss bestimmt, dass der Herr Jesus die Erlösung am Kreuz von Golgatha vollbringen soll und Ihn dann auch gesandt. Gott Sohn, der Herr Jesus, ist gehorsam auf die Erde gekommen, hat unter uns Menschen gelebt und Sich Selbst geopfert, um uns mit Gott zu versöhnen. Und Gott der Heilige Geist wendet diese Erlösung an den einzelnen Menschen an, die vorherbestimmt wurden, dem Herrn Jesus ähnlich zu werden. Zu dieser Erlösung kann kein Mensch etwas hinzufügen, denn wir können Gott nichts bringen, außer die Sünden, von denen wir erlöst werden müssen. Wir haben nichts als Schuld auf unserem Konto, und so ist alles, was jemals dort drauf kommt, ein Geschenk von Gott. In der Zeit, als Paulus dies schrieb, gab es viele Juden, die meinten, dass sie durch ihr Jude-Sein gerettet seien. Heute denken sich viele, dass es ausreiche, wenn man getauft sei, oder wenn man in Zungen rede oder wenn man weissagt, und doch hat uns doch Jesus klargemacht, dass eines Tages viele Menschen zu Ihm sagen würden: „Herr, Herr, wir haben doch…“ Ja, was denn? Geweissagt, in Zungen geredet, Wunder getan, Kranke geheilt, Dämonen ausgetrieben, gute Werke getan, Menschen bekehrt und getauft. Und doch… der Herr Jesus kennt sie nicht! Warum nicht? Weil sie sich auf das verlassen, was sie selbst tun und nicht auf das, was Jesus Christus für uns tat! Sie tun genau das, wovor Paulus hier warnt. Sich rühmen hat bei Paulus relativ wenig mit öffentlicher Zurschaustellung, als vielmehr mit dem Vertrauen auf etwas zu tun. So kann Paulus sich im ersten Brief an die Korinther auch „des Kreuzes rühmen“, also er sagt damit, dass er sich auf genau das verlässt, was Jesus am Kreuz von Golgatha ein für alle Mal vollbracht hat.
Und so ist nicht nur die Erlösung, die Jesus uns erkauft hat, ein Geschenk von Gott, sondern alles, was wir in unserem ganzen Leben tun und erleben dürfen. Deshalb hat unser Leben gleich einen dreifachen Sinn: Erstens möchte Gott uns die Erlösung schenken mit all ihren Konsequenzen und Auswirkungen, die wir bereits gesehen haben. Zweitens schenkt Gott uns eine riesige Fülle an Möglichkeiten, all das Gute zu tun, was Er für uns vorbereitet hat. Wenn wir dies erkennen, so wird uns klar, dass jede Begegnung, die wir haben, jedes Erlebnis, jeder Moment in unserem Leben einen tieferen Sinn hat: Alles soll uns nämlich für Gott noch brauchbarer und noch stärker im Glauben machen. Zugleich ist jede Begegnung auch ein Geschenk Gottes, das wir nutzen dürfen, um Gottes Liebe weiterzugeben. Wir alle sind Liebesbriefe, die Gott geschrieben hat, um unsere Mitmenschen zu erreichen, die nicht oder nur selten in der Bibel lesen. Und wir dürfen deshalb auch wissen, dass Gott nichts dem Zufall überlässt, sondern jede Begegnung vorbereitet und jeden Schritt nach Seinem Willen lenkt.
Dies alles zusammen hat letztendlich den übergeordneten Sinn, dass wir zur Ehre Gottes leben sollen und uns an Ihm erfreuen. Das Wissen um die göttliche Vorbereitung dieser Situationen lässt uns unverkrampft durchs Leben gehen, da wir wissen, dass wir nichts tun können, sollen und müssen, als nur genau das, was Gott für uns zuvor vorbereitet hat, damit wir darin leben dürfen. Ihm zur Ehre leben, bedeutet, sich an Gott erfreuen zu können und Ihm dankbar zu sein. Das Wissen darum hilft uns aber auch, in schweren Zeiten nicht aufzugeben, denn Gott weiß, was wir aushalten und wo unsere Grenzen sind. Und Er hat alles im Griff. Lassen wir uns doch auch im Leid von Ihm hindurchtragen und dankbar sein.