Kirche des Moralistisch-Therapeutischen Deismus gegründet

In Klevelaer ist nun eine neue Denomination entstanden. Erstmals wurde in Deutschland eine Kirche des Moralistisch-Therapeutischen Deismus gegründet. In den USA gibt es bereits mehrere Kirchen unter dem Namen „Church of MTD“, nun gibt es erstmals einen amerikanischen Pastor, der in Zukunft auf deutsch hier predigen wird. Auf Anfrage wurde uns das eigens für diese Kirche übersetzte Glaubensbekenntnis zur Verfügung gestellt:
  1. Wir glauben, dass irgend ein bekannter oder unbekannter Gott diese Welt geschaffen hat.
  2. Gott will, dass alle Menschen friedlich miteinander umgehen. Das ist das, was alle Religionen dieser Welt gemeinsam lehren.
  3. Das Ziel des Lebens ist, dass sich jeder glücklich fühlt. Dazu hat jeder seinen eigenen Weg. Unsere Kirche will ihm und ihr dabei helfen, diesen individuellen Weg zu finden.
  4. Gott ist es nicht so wichtig, ob wir uns um ihn kümmern oder nicht. Wenn wir es wollen, hilft er uns, aber sonst dürfen wir tun und lassen, was sich gut anfühlt.
  5. Alle Menschen, die im Leben Gutes tun, werden nach ihrem Tod in den Himmel kommen. Die anderen werden gar nichts mehr mitbekommen.
In den amerikanischen Kirchen wird erklärt, warum es noch eine weitere evangelikale Denomination braucht. Der Leiter dieser Bewegung, Evangelical Bishop of MTD Joel Frozen, sagt dazu: „Uns wurde bewusst, dass der größte Teil aller Menschen bereits nach diesem Glaubensbekenntnis lebt, aber wir möchten ihnen helfen, sich darin noch weiter zu vervollkommnen. Deshalb liegt es nahe, eine Bewegung zu gründen, in der Hoffnung, dass am Ende alle Kirchen, Synagogen, Tempel und Moscheen uns beitreten werden. Wir sind überzeugt: Unsere Bewegung ist die Hoffnung von Jesus, dass sein Gebet um die Einheit aller Menschen endlich in Erfüllung geht.“ 

Die Schönheit Gottes – erste Gedanken

In einem früheren Blogpost habe ich uns Evangelikale aufgerufen, eine neue Vision von der Schönheit Gottes zu erhalten. Dort schrieb ich:
Wir brauchen eine erneuerte Vision von Gottes atemberaubender Schönheit.Unsere Generation lechzt nach Schönheit; und hier können wir aus der Kirchengeschichte lernen. Augustinus von Hippo, Jonathan Edwards, Blaise Pascal und C. S. Lewis hatten wie kaum jemand anderes eine solche Vision von der Schönheit Gottes. Für sie alle war Schönheit der Grund, warum man nach Gott verlangen soll. Besonders auf Schriften von Jonathan Edwards können wir zurückgreifen, um eine solche Vision von Neuem zu erlangen.
Ich möchte hier ein paar Gedanken von Jonathan Edwards zusammentragen und sie für unsere Generation verständlich machen, indem ich ihn nicht wörtlich zitiere, sondern seine Gedanken in eigene Worte fasse und mit Beispielen zu erklären versuche.
Objektive Schönheit?
In unserer Zeit ist es leider auch unter Christen üblich geworden, zu sagen, dass die Schönheit eine Sache des Geschmacks sei. Nun ist es ja tatsächlich so, dass man sich den Geschmack derart verderben und pervertieren kann, dass man Dinge schön finden kann, die es eigentlich nicht sind. Als Christen ist der Fall klar: Die Bibel kennt objektive Schönheit. Zum Beispiel ist die Stiftshütte und all ihre Geräte und Teile in wunderschöner Weise angeordnet und angefertigt. Aber auch die Natur ist voll objektiver, wunderbarer Schönheit. Deshalb die nächste Frage:
Was ist Schönheit?
Jonathan Edwards definierte Schönheit als Harmonie und Einheit verschiedener Dinge. In anderen Worten: Einheit in Vielfalt und Vielfalt in Einheit. Nehmen wir zum Beispiel ein Bild. Ein schönes Bild beinhaltet eine Vielfalt an Farben und Formen; aber es ist nicht die Vielfalt, die Schönheit ausmacht, sondern die Harmonie und Einheit dieser Vielfalt. In einem Kunstmuseum habe ich einmal eine ganze Leinwand gesehen, die in einem einzigen Rotton bemalt wurde. Einem Maler für Wandanstriche hätte das alle Ehre gemacht, aber als Kunst ist es ganz schön fragwürdig. Hingegen ein Bild von einem Sonnenaufgang ist schön, weil es eine Harmonie und Einheit verschiedener Farben und Formen ist.
Gottes Schönheit: Drei in eins
Wenn wir nun weiter auf Jonathan Edwards hören, so ist es Gottes Schönheit, die Gott zu Gott macht. Für ihn sind alle anderen Eigenschaften Gottes aus Seiner Schönheit abgeleitet. Ich möchte darauf ein anderes Mal zurückkommen, was das genau bedeutet. Für heute ist die folgende Aussage wichtig: Gottes Schönheit ist Gottes Einheit in Gottes Vielfalt, nämlich weil Er ein Gott in drei Personen ist: Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist. Drei Personen, die zusammen der eine Gott sind. Das ist geheimnisvoll, und wird es wohl auch noch bleiben, solange wir hier auf dieser Erde leben. Wir werden danach noch die ganze Ewigkeit lang Zeit haben, diese Geheimnisse Gottes zu ergründen.
Die Perfektion der Schönheit: LIEBE
Für Edwards stellt sich die Frage, was die höchste Form der Schönheit ist. Wenn die Schönheit eine Einheit und Harmonie von unterschiedlichen Personen ist, dann ist die Liebe deren höchste Form. Die Liebe ist also die höchste Form der Einheit und Harmonie zwischen Personen. Das wusste bereits David, der diesen Gedanken in einen Psalm goss: Siehe, wie fein und wie lieblich ist’s, wenn Brüder in Eintracht beisammen sind!(Ps. 133, 1)
Einheit und Sprache
Ich komme nun auf eine Sache zu sprechen, die Jonathan Edwards noch nicht kannte. Für ihn und seine Zeit war klar, dass die Sprache die Aufgabe hat, Inhalte in einer verständlichen Form zu transportieren. Seit der Sprachphilosophie des 20. Jahrhunderts ist dies nun anders. Sprache wird „dekonstruiert“ und „rekonstruiert“. Ich bin auch mit dem Denken aufgewachsen, dass die Sprache ein Mittel sei, um Macht zu bekommen und zu sichern und deshalb die Sprache mit neuem Inhalt gefüllt werden müsse. Das Problem dabei ist, dass man damit keine Einheit schaffen kann. Der falsche Gedanke dahinter ist, dass man alles so formulieren müsse, dass jeder sich der Formulierung anschließen kann. Das führt zu einem nichtssagenden, verwässerten Wörterbrei, der niemals Einheit schaffen kann. Vielmehr führt diese Vorgehensweise längerfristig zu Missverständnissen, weil jeder denken kann, dass sein Verständnis des Textes richtig war. So wird es am Ende mehr Unfrieden geben. Wenn wir tatsächliche Einheit wollen, müssen wir uns über Inhalte unterhalten. Biblische Einheit wird es nur da geben, wo wir uns darüber einig werden, was das Evangelium tatsächlich genau ist (und was nicht). 
Einheit und Vielfalt
Wohin man sieht, wird Einheit und Vielfalt als Gegensatz gesehen. Im dreieinen Gott der Bibel sind diese Gegensätze vereint. Der christliche Glaube ist deshalb die Antwort auf alle dringenden Fragen und Probleme unserer Zeit. Die Moderne hat versucht, alles in eine Einheit zu zwängen und in eine Weltformel zu bringen. Als Antwort darauf schwang das Pendel in die entgegengesetzte Richtung; für einen kurzen Moment war das Denken der sogenannten „Postmoderne“ vorherrschend: Vielfalt ohne Einheit. Bloß kein Metanarrativ. Jede Kultur und jede Gruppe hat in ihrem Kontext ihre eigene Wahrheit. Auch dieses Weltbild konnte sich nicht lange halten. Inzwischen ist mit dem Neuen Atheismus wieder eine neue Bewegung unterwegs, die versucht, auf die dringende Frage nach der Wahrheit eine Antwort zu geben. Deren Antwort: Ohne Religion sei alles besser.
Ein Überblick über die viele der verbreiteten Religionen zeigt, dass auch deren Antworten nicht imstande sind, Einheit und Vielfalt unter einen Hut zu bringen. Im Islam dominiert die Einheit. Allah darf nur einer, nur eine Person sein. Die Ummah, das heißt die weltweite islamische Gesellschaft oder Gemeinschaft, soll immer gleichartiger werden. Unterschiede sind per se schlecht, je ähnlicher die Menschen sich sind, desto besser. Im Fernen Osten ist es gerade umgekehrt. Im Hinduismus und im Buddhismus gibt es so viele Erlösungswege wie es Menschen gibt. Da muss jeder seine eigene Erleuchtung suchen und finden, und zwar auf teilweise ganz gegensätzliche Art und Weise. Das Problem dabei ist nur, dass jeder sehr unter Druck gesetzt ist, diese Erlösung zu finden. Es gibt keine Heilsgewissheit. Niemand kann einem tatsächlich sagen, dass man auf dem richtigen Weg ist. Das macht die Gesellschaft sehr egoistisch. Jeder sucht nur nach dem Seinen.
Deshalb ist der dreieine Gott der Bibel die Antwort. Hier müssen wir noch eines klarstellen: Die Bibel kennt nicht „die goldene Mitte“, so als ob es um 50% Einheit und 50% Vielfalt geht. Wenn man eine Skala macht, wo auf der einen Seite das Extrem Einheit und auf der anderen Seite das Extrem Vielfalt steht, so ist das Christentum nicht in der Mitte dieser Skala, sondern außerhalb. Es geht Gott nämlich nicht um 50/50 oder so etwas, sondern um 100% Vielfalt und 100% Einheit. Gott hat uns Menschen nach Seinem Bild geschaffen, in all unserer Vielfalt und Einheit, und das dürfen wir feiern.

Einheit in Vielfalt und Vielfalt in Einheit

Gestern habe ich darüber gepredigt, dass Gott Vielfalt liebt, weil die Vielfalt in Gottes Wesen selbst zu finden ist. Im zweiten Teil der Predigt ging es um die Konsequenzen, die sich für die Gemeinde daraus ergeben, die wir in Römer 12, 3 – 5 finden.
Gott der Drei-Eine: Einheit in Vielfalt und Vielfalt in Einheit
Wenn wir über die Welt nachdenken, die Gott gemacht hat, oder über die Gemeinde, die Ihm gehört, dann ist es wichtig, dass wir verstehen, wie alle Dinge dazu gemacht sind, um Gottes Wesen bekannt zu machen. Das Thema Vielfalt und Einheit führt uns zur Lehre von der Dreieinigkeit Gottes. Ein Gott – eine Einheit – in drei Personen. Drei unterschiedliche Personen in einem Gott. Wir finden die Dreieinigkeit schon bei der Schöpfung am Werk: Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde. Die Erde aber war wüst und leer, und es lag Finsternis auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte über den Wassern. Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es wurde Licht. (1. Mose 1, 1 – 3) Hier haben wir Gott in drei Personen am Werk: Gott Vater spricht. Das Wort, das Er da ausspricht, ist Gott Sohn, von dem Johannes sagt: Das Wort wurde Fleisch. Und Gottes Geist schwebt über den Wassern. Da haben wir sie alle drei.
Zweites Beispiel: Die Taufe Jesu. Hier finden wir in allen Evangelien die Dreieinigkeit Gottes am Werk: Gott Sohn lässt sich taufen, Gott Heiliger Geist kommt wie eine Taube auf Ihn herab, Gott Vater spricht aus dem Himmel: Da kommt Jesus aus Galiläa an den Jordan zu Johannes, um sich von ihm taufen zu lassen. Johannes aber wehrte ihm und sprach: Ich habe es nötig, von dir getauft zu werden, und du kommst zu mir? Jesus aber antwortete und sprach zu ihm: Lass es jetzt so geschehen; denn so gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen! Da gab er ihm nach. Und als Jesus getauft war, stieg er sogleich aus dem Wasser; und siehe, da öffnete sich ihm der Himmel, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabsteigen und auf ihn kommen. Und siehe, eine Stimme [kam] vom Himmel, die sprach: Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe! (Matth. 3, 13 – 17)
Wem das noch nicht reicht, der kann auch den Epheserbrief aufschlagen und im 1. Kapitel die Verse 3 – 14 lesen. Dort beschreibt Paulus, wie die drei Personen der göttlichen Dreieinigkeit das Werk der Erlösung unter sich aufgeteilt haben: Gott Vater sendet Gott Sohn, Gott Sohn vollführt die Erlösung am Kreuz, Gott Heiliger Geist wendet diese auf uns ganz persönlich an. Es gäbe übrigens noch genügend Beispiele mehr.
Vielfalt und die Schönheit der ganzen Schöpfung
Und dann werfen wir einen Blick auf die Schöpfung und sehen diese unaussprechlich große Vielfalt: Abertausende Arten von Tier, Pflanzen, Gesteinen, Himmelskörpern, alles ist aufeinander abgestimmt und passt zueinander. Zwar finden sich überall die Spuren des Sündenfalls, der zum Verderben, Krankheit, Tod, Verschleiß, etc. geführt hat, und doch ist überall ein gut Teil der Schönheit erhalten geblieben. Ich möchte an zwei Beispielen aufzeigen, was passiert, wenn wir die Lehre von Gottes Dreieinigkeit verlassen. Es gibt immer wieder Christen, die meinen, dass ihnen die Dreieinigkeit zu kompliziert wäre und wir deshalb darauf verzichten könnten oder sollten. Noch einmal zur Wiederholung: Die Dreieinigkeit bedeutet Einheit in der Vielfalt.
Islam: Einheit ohne Vielfalt
Wenn wir die Dreieinigkeit aufgeben oder vernachlässigen, dann haben wir auf der einen Seite Einheit ohne Vielfalt. Gutes Beispiel: Der Islam. Im Islam gibt es nur einen Gott, der keinesfalls in drei Personen besteht. Die Dreieinigkeit ist Gotteslästerung für den Moslem. Gott darf keinen Sohn haben. Gott darf nicht für die Sünden der Menschheit sterben können. Im Koran gibt es an mehreren Orten die Rede von der Liebe Allahs, aber die ist nur für Menschen, die für den Islam kämpfen, zu haben.
Das führt dazu, dass alle Menschen gleich werden müssen. Vielfalt hat keinen Wert, sondern ist gefährlich. Im Islam müssen alle gleich denken, handeln, leben, um Allah zu gefallen. Einheit ohne Vielfalt. Und genau diese Vielfalt, die der Realität entspricht, diese Liebe Gottes zu allen Menschen, diese Selbsthingabe Jesu am Kreuz für die Sünden der Menschen, genau das ist es, was für viele Muslime attraktiv am christlichen Glauben ist. Sie wissen als Muslime nicht, ob sie gerettet werden können. Das hängt laut Koran von Allahs Barmherzigkeit ab. Moslem sein rettet nicht, denn im Grunde genommen kann niemand das tun, was Allah gefällt. Diese Unsicherheit ist schrecklich und treibt uns viele Muslime in die Arme, denn bei uns gibt es echte Gewissheit der Erlösung. Aber auch bei Christen kommt es vor, dass man die Einheit überbetont. Immer dann, wenn es gesetzlich wird, ist das der Fall.
Postmoderne: Vielfalt ohne Einheit
Und so, wie man auf der einen Seite vom Pferd fallen kann, indem man die Einheit ohne Vielfalt betont, gibt es auch die andere Seite, die auch nicht besser ist: Vielfalt ohne Einheit. So war es in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts weit verbreitet, zu glauben, dass es keine absolute Wahrheit geben könne, sondern sich jede Kultur und Gesellschaft ihre eigenen Wahrheiten selbst schaffen würde. Dieses Denken war der Postmodernismus. Zum Glück ist dieses unsinnige Denken jetzt schon länger wieder vorbei, nur ist das halt leider in einigen Gemeinden noch nicht angekommen.
Wer jetzt noch wissen will, was das mit der Gemeinde zu tun hat, findet eine Aufnahme der Predigt wie üblich im Archivverlinkt.

Gott liebt Vielfalt – und Du?

Wer um sich schaut, kann nur staunen, wie reich an Vielfalt und Unterschiedlichkeit Gott alles geschaffen hat. Die Natur ist an Vielfalt kaum zu überbieten: So viele Arten von Pflanzen und Tieren, Sternen und Steinen, Flüssen und Seen, Bergen und Tälern. Vielfalt, wohin das Auge sieht. Auch wenn wir uns Menschen betrachten, stellen wir eine reiche Vielfalt fest: So viele verschiedene Menschen, so viele Begabungen und Talente, so viele Erfindungen und Entdeckungen, so viele Kulturen und Menschen. So viele Unterschiede schon zwischen Männern und Frauen, wohin wir schauen wird klar: Gott liebt Vielfalt. Doch gerade diese Vielfalt, diese Unterschiedlichkeit, diese verschiedenen Lebensgeschichten führen dazu, dass wir uns immer wieder missverstehen, dass wir stur verschiedener Meinung sind, dass wir manchmal auch dasselbe Wort so verschieden verstehen, dass sich daraus Konflikte ergeben. Paulus bietet uns eine Lösung an. Er schreibt im Brief an die Gemeinden der Galater:
Bevor uns Gott diesen Weg des Glaubens geöffnet hat, waren wir unter der Aufsicht des Gesetzes in das Gefängnis der Sünde eingeschlossen. Das sollte so lange dauern, bis Gott den vertrauenden Glauben als Weg in die Freiheit bekannt machen würde, und das heißt: bis Christus kam. So lange war das Gesetz unser Aufseher; es war für uns wie der Sklave, der die Kinder mit dem Stock zur Ordnung anhält. Denn nicht durch das Gesetz, sondern einzig und allein durch vertrauenden Glauben sollten wir vor Gott als gerecht bestehen. Jetzt ist der Weg des Glaubens geöffnet; darum sind wir nicht mehr unter dem Aufseher mit dem Stock.Ihr alle seid jetzt mündige Söhne und Töchter Gottes – durch den Glauben und weil ihr in engster Gemeinschaft mit Jesus Christus verbunden seid. Denn als ihr in der Taufe Christus übereignet wurdet, habt ihr Christus angezogen wie ein Gewand. Es hat darum auch nichts mehr zu sagen, ob ein Mensch Jude ist oder Nichtjude, ob im Sklavenstand oder frei, ob Mann oder Frau. Durch eure Verbindung mit Jesus Christus seid ihr alle zu einem Menschen geworden. Wenn ihr aber zu Christus gehört, seid ihr auch Abrahams Nachkommen und bekommt das Erbe, das Gott Abraham versprochen hat.(Galater 3, 23 – 29)
Wer noch mehr Wertvolles von Paulus dazu lesen möchte, kann gerne auch im Epheserbrief 2 die Verse 11 – 22 noch dazu nehmen.
Was Paulus hier sagt, ist im Prinzip Folgendes: Es gibt zwei verschiedene Zeiten im Leben aller wahrhaft gläubigen Christen. Eine Zeit vor dem Glauben und eine Zeit danach. Und darin liegt die Lösung des Problems all dieser Konflikte. Ohne Glauben braucht es eine Vielzahl von Gesetzen, die das Leben regeln sollen. In Israel des Alten Testaments zählt man 613 Gebote und Verbote. In den heutigen Gesetzbüchern sind noch viel mehr Regeln enthalten. Und doch hat sich dadurch alles um keinen Deut verbessert. Immer noch gibt es Beleidigungen, Mord und Totschlag, sexuelle Gewalt, Scheidungen, Mord an Ungeborenen und vieles mehr.
Paulus sieht die Lösung im Evangelium von Jesus Christus, der für unsere Sünden gestorben ist und wieder auferstanden ist, damit wir mit Ihm ewig leben. Das Evangelium hat klare Konsequenzen für unser Leben – gerade auch im täglichen Zusammenleben von Menschen verschiedener Kulturen. Das harmonische Zusammenleben in der Vielfalt ehrt Gott, denn durch den Glauben an den Herrn Jesus schafft Gott Sich ein neues Volk – ein Volk aus Gläubigen aus allen Völkern, Ländern und von allen Kulturen und Sprachen. Ein Volk aus beiden Geschlechtern – Männer und Frauen – und aus allen Gesellschaftsschichten. Arme und Reiche, Junge und Alte, Chefs und Angestellte, Beschäftigte und Arbeitslose. Asylanten, Ausländer und Einheimische.Die einzige Lösung für vielfältiges Zusammenleben in echter Harmonie ist das Kreuz Jesu Christi, durch welches Menschen aller Nationen, Völker und Länder zu einem neuen Volk in Jesus Christus werden.
Was bedeutet das nun konkret für uns?
1. Wir haben ein neues, ewiges Leben bekommen und damit eine neue Identität. Der Mensch ohne Evangelium definiert sich selbst entweder über seine Herkunft (Familie) oder über seine Leistung. In unserer Leistungsgesellschaft ist es das Zweitere. Doch durch das Kreuz sind wir von Gott teuer erkauft. Unser Wert definiert sich nicht mehr über unsere eigene Leistung, sondern über das, was der Herr Jesus für uns getan hat. Gott hat Seinen Sohn geopfert, weil du es Ihm wert bist. Das ist dein neuer Wert, deine Identität.
2. Wir sind aus Gnade allein durch den Glauben gerechtfertigt. Der Glaube ist nichts, wofür wir selbst etwas tun, auch er ist ein Geschenk von Gott. Das nimmt uns unsere Selbstgerechtigkeit und unseren Stolz. Wir merken, dass alles ein Geschenk ist. Alles kommt von Gott. Wir sind deshalb nicht besser als irgendwer anders.
3. Das Evangelium zeigt uns die Größe unserer Schuld auf. Das, was Gott uns vergeben hat, ist viel viel viel größer als alles, was uns jemals ein anderer Mensch antun kann. Wir sehen im Evangelium die tatsächliche Größe und Schrecklichkeit unserer Sünde und unserer Verderbtheit. Das hilft uns, anderen Menschen das zu vergeben, was sie uns antun. Jesus Christus ist für uns gestorben, als wir noch Seine Feinde waren. Er ist für uns gestorben, obwohl wir nichts Liebenswertes an uns hatten. Darin liegt auch unsere Aufgabe, gerade jene zu lieben, die andere Menschen nicht liebenswert finden.
4. Das Wissen darum, dass Jesus nicht nur theoretisch, sondern effektiv für uns gestorben ist, gibt uns das Wissen, dass Er uns festhalten wird, was immer noch kommen mag. Nichts und niemand wird uns je von Gott trennen können. Das gibt uns Sicherheit und Freiheit. Es nimmt uns die Angst vor allem Andersartigen und hilft uns, die Menschen gerade in ihrer Andersartigkeit anzunehmen.
5. Das Evangelium gibt uns einen Maßstab, mit dem wir uns selbst und unsere Gesellschaft, Kultur und Zeit beurteilen können. Wir wissen, dass unsere Kultur nie schon an sich gut und göttlich ist. Jede Kultur hat ihre guten Dinge, aber auch viel Ungöttliches. Wir müssen uns nicht mehr mit anderen Menschen oder Kulturen vergleichen, denn der eine objektive, ewig gültige Maßstab ist die Bibel.
6. Das Evangelium gibt uns die Kraft, Gott und unsere Mitmenschen zu lieben und sie in ihrem Anderssein anzunehmen. Es gibt uns Kraft, um gegen den Neid und das Vergleichenwollen zu kämpfen. Unser altes Ich, die alte Identität, ist mit Christus am Kreuz gestorben. Unsere Aufgabe ist es, dieses alte Ich als tot zu betrachten und ihm nicht mehr nachzugeben, sondern es aktiv zu bekämpfen.
7. Das Evangelium zeigt uns, dass alle Menschen im Bild Gottes geschaffen sind. In jedem Menschen können wir also ein Stück vom Abbild Gottes sehen. Gott will nicht, dass Unterschiede eingeebnet werden, sondern wir dürfen sie feiern und uns daran erfreuen. Alle Versuche der Gleichmacherei sind nicht nur zum Scheitern verurteilt, sondern vielmehr dienen sie dazu, das, was Gott gut gemacht hat, zu zerstören.
Lasst uns deshalb um des Evangeliums willen die Unterschiedlichkeit und Vielfalt feiern. Der Herr Jesus beschreibt unsere Zukunft wunderschön in der Offenbarung:
Danach sah ich eine große Menge Menschen, so viele, dass niemand sie zählen konnte. Es waren Menschen aus allen Nationen, Stämmen, Völkern und Sprachen. Sie standen in weißen Kleidern vor dem Thron und dem Lamm und hielten Palmzweige in den Händen. Mit lauter Stimme riefen sie: »Der Sieg gehört unserem Gott, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm!« Alle Engel standen im Kreis um den Thron und um die Ältesten und um die vier mächtigen Gestalten. Sie warfen sich vor dem Thron zu Boden, beteten Gott an und sprachen: »Das ist gewiss: Preis und Herrlichkeit, Weisheit und Dank, Ehre, Macht und Stärke gehören unserem Gott für alle Ewigkeit! Amen.« Einer der Ältesten fragte mich: »Wer sind diese Menschen in weißen Kleidern? Woher kommen sie?« Ich antwortete: »Ich weiß es nicht, Herr. Du weißt es!« Da sagte er zu mir: »Diese Menschen haben die große Verfolgung durchgestanden. Sie haben ihre Kleider gewaschen und im Blut des Lammes weiß gemacht. Darum stehen sie vor dem Thron Gottes und dienen ihm Tag und Nacht in seinem Tempel. Er, der auf dem Thron sitzt, wird bei ihnen wohnen. Sie werden keinen Hunger oder Durst mehr haben; weder die Sonne noch irgendeine Glut wird sie versengen. Das Lamm, das in der Mitte des Thrones steht, wird ihr Hirt sein und sie an die Quellen führen, deren Wasser Leben spendet. Und Gott wird alle ihre Tränen abwischen.« (Offenbarung 7, 9 – 17)

John Owen über geistliche Einheit und Spaltungen

In einem weiteren Vortrag der Westminster Konferenzen hat D. M. Lloyd-Jones 1963 darüber gesprochen, was wir in Bezug auf gemeindliche Einheit und Spaltungen (schisms) aus den Schriften von John Owen lernen können. Hier ein kurzer Auszug daraus:
Es kann keine Einheit geben, bis es eine Übereinstimmung in Bezug auf die Wahrheiten des Evangeliums gibt. Es ist eine geistliche Einheit, aber es ist auch eine Einheit des Glaubens. Wenn es Uneinigkeit bezüglich des Glaubens gibt, kann es keine Einheit geben. Deshalb kann es keine Einheit geben zwischen einem Evangelikalen und einer Person, die wesentliche Bestandteile des evangelikalen Glaubens abstreitet.“(Seite 86)
Owen hat ein paar wunderbare Dinge zu sagen über dieses gesamte Thema der Bewahrung der Einheit. Hier ist etwas, was er zu sagen hat: „Wir bezeugen, dass, weil auch die besten Menschen in diesem Leben nur in Stückwerk erkennen, alle Glieder dieser Gemeinde in vielerlei Hinsicht zu Fehlern, Irrungen und Fehlurteilen neigen; und deshalb ist es so, obwohl sie alle innerlich von demselben Geist geführt und geleitet werden bezüglich aller Dinge, die zum ewigen Heil absolut notwendig sind, und alle auf dieselbe Herrschaft des Wortes acht geben, nachdem, wie sie die Absicht Gottes darin verstehen und alle entsprechend demselben göttlichen Glauben, der Substanz und Natur desselben, alle gleichermaßen demselben Haupt vereint sind, dennoch gibt es im Bekenntnis, das sie von den Vorstellungen und Überzeugungen ihres Verstandes über die Dinge, die in der Schrift offenbart sind, wie es schon immer war, viele Unterschiede unter ihnen. Es ist auch moralisch gesehen unmöglich, dass es anders sein soll, denn bei ihrem Urteil und dem Bekenntnis sind sie der Fähigkeit ihren eigenen Verstandes und der Freiheit ihres Willens überlassen, wo es große Unterschiede bezüglich der Mittel von Licht und Wahrheit gibt, zusammen mit anderen Umständen, in welche sie von der heiligen, weisen Vorsehung Gottes gelenkt werden. Auch hat der Herr Christus mit Absolutheit versprochen, dass es anders mit ihnen gehen soll, aber während Er sie alle durch Seinen Geist in den Fundamenten der ewigen Errettung sichert, überlässt Er sie in anderen Dingen der gegenseitigen Ausübung der Liebe und der Geduld, mit der Verantwortung der Pflicht nach einer beständigen Bemühung, zu einer vollkommenen Einheit zu wachsen, durch die Verfeinerung der gesegneten Hilfsmittel und der Unterstützung, die Er ihnen so gerne anbietet. Und jene, welche mit Mitteln der Gewalt versuchen, sie zu irgend einer anderen Einheit oder einem anderen Zugeständnis zu zwingen, als ihr eigenes Licht und ihre Pflicht sie führt, jene tun, was sie können, um die ganze Absicht des Herrn Christus in Bezug auf sie zu opponieren und auch Seine Herrschaft über sie. Einstweilen ist es gewiss, dass sie in Trennungen und Spaltungen fallen können, und in gegenseitige Erbitterung unter ihnen, durch die Überbleibsel an Dunkelheit in ihrem Verständnis und die Schwäche des Fleisches.“(Seite 87f)
(D. M. Lloyd-Jones, The Puritans: Their Origins and Successors, The Banner of Truth Trust, Übersetzungen von mir)

Young, Restless, Reformed

Young, Restless, Reformed

Heute möchte ich einen ersten Blog-Post zu einer losen Serie zu einem Buch und einer sehr ermutigenden Bewegung in den USA posten. Es ist nicht ganz einfach, diese Bewegung zu beschreiben, und zwar vermutlich gerade weil es eine Bewegung und kein Stillstand ist. Es ist eine junge, lebendige Bewegung, die verschiedenste Denominationen erfasst.
Was die Bewegung zusammenhält, sind folgende Punkte:
1. Die Liebe und das Bekenntnis zu den Lehren der Gnade
2. Die Liebe zu den Schriften der Reformatoren und der Puritaner (unter ihnen besonders Jonathan Edwards)
3. Die Offenheit gegenüber den Geistesgaben
4. Die Bereitschaft, mit Andersdenkenden zu reden und Einheit zu leben, ohne die klare Lehre zu vernachlässigen
5. Die Bereitschaft, sich in der Gesellschaft einzubringen und für die Erhaltung der biblischen Werte zu kämpfen.
Die Bewegung ist von einer großen Begeisterung für Gott und Sein Wort gekennzeichnet. Viele Menschen glauben zum Beispiel, dass die Lehren der Gnade ein Hindernis für Evangelisation sind. Aber gerade das Gegenteil ist der Fall, wie diese Bewegung zeigt. Weil alles zur Ehre Gottes geschieht, ist der Gläubige aufgefordert, diese Ehre und Herrlichkeit Gottes bekannt zu machen. Und das ist der Beste aller Gründe für Evangelisation.
Auch das Verständnis von Einheit trotz mancher Unterschiede in der Lehre – gerade ohne auf die Wichtigkeit der Lehre zu verzichten – ist sehr vorbildlich. Die Lehre wird nicht heruntergespielt, wie das in zahlreichen postmodernen Kontexten der Gemeinden geschieht, sondern man ist bereit, die Lehre in Liebe darzulegen und miteinander zu reden, von einander zu lernen und gemeinsam für die Herrlichkeit des souveränen Gottes zu leben. Es kann nicht darum gehen, die Bekenntnisse immer kürzer zu halten, sondern darum, sie immer wieder zu lehren und im Gespräch zu prüfen und wiederum zu lehren.
Collin Hansen, ein Journalist der Zeitschrift „Christianity Today“ hat sich für zwei Jahre Zeit genommen, um die Bewegung zu studieren, mit vielen Pastoren, Professoren der Universitäten, Studenten und Gemeindemitgliedern darüber zu reden. In seinem Buch „Young, Restless, Reformed“ berichtet er von seinen Gesprächen und Erkenntnissen. So zum Beispiel von seinem Gespräch mit Ligon Duncan, Pastor der First Presbyterian Church in Jackson, Mississippi und systematischer Theologe am Reformed Theological Seminary:
Contrary to concerns that cooperation can downplay some doctrines, Duncan says he values opportunities to explain his beliefs to evangelicals who disagree:
We don’t approach areas where we differ by saying, ‘Hey, those don’t really matter,’“ Duncan explained. „We approach them by saying, ‘Yeah, those matter a lot, and I don’t want Mark’s* people not to hear about those things. And I don’t want C.J.’s** people not to hear about those things. They need to be rooted in their pastors’ best understanding of the Bible according to their own confessional commitments.““(Hansen, Collin, Young, Restless, Reformed, Crossway Books, 2008, S. 113)
[Anmerkung: *Mark ist Mark Dever, Pastor der Capitol Hill Baptist Church in Washington DC und Gründer der 9MarksMinistries; **C.J. Ist C.J. Mahaney, Pastor der Sovereign Grace Church in Louisville und Präsident der Sovereign Grace Ministries]
Wer das total ermutigende Buch bestellen möchte, kann dies hier tun: Young, Restless, Reformed