Auslegungspredigt: Wie ich Predigtserien vorbereite

Nachdem ich kürzlich über die besten Ressourcen zur Auslegungspredigt gebloggt und dort einige Bücher der Predigtlehre vorgestellt hatte, kam bald die Frage auf, wie man sich am besten auf das Predigen durch ganze Bibelbücher hindurch vorbereitet. Diese Sache ist natürlich sehr unterschiedlich von Prediger zu Prediger, weshalb es kein fixes Rezept für alle geben kann. Das will ich auch gar nicht. Aber ich möchte als ein Teil der Antwort auf diese Frage meine eigene Praxis vorstellen, die ich im Laufe der Jahre entwickelt und verfeinert habe, damit sie auf meinen persönlichen Stil und meine Gegebenheiten passt und werde manches auch so versuchen zu begründen, dass es möglichst anderen (jungen) Predigern Hilfe geben kann.

Meine Umstände sehen zur Zeit so aus, dass ich hauptberuflich in der Kunststoffindustrie tätig bin und daneben etwa alle 2-3 Wochen bei uns in der Gemeinde predige. Insgesamt kann ich pro Jahr ungefähr 18 – 20 Predigten innerhalb von Serien vorbereiten und dazu noch etwa zwei bis drei Einzelpredigten an Feiertagen oder zu anderen Anlässen. Hinzu kommen Einladungen in andere Gemeinden, wo ich als Gastredner predigen darf.

Beginn: Ein Jahr im Voraus

Meine Vorbereitung auf eine Predigtserie beginnt in der Regel ein Jahr bevor die erste Predigt der Serie gehalten wird. Ich beginne mit der Entscheidung unter Gebet, was nach der oder den den bereits vorbereiteten Serie/n als Nächstes drankommen wird. Immer wieder staune ich, wie perfekt diese Predigttexte auf die Situation der Welt und der Gemeinde passen, wenn ich dort angelangt bin. Gottes Treue wird dadurch immer wieder neu sichtbar. Ich muss nicht bis drei Tage vor dem Gottesdienst warten, um zu wissen, was gerade für die Gemeinde relevant ist (das Wort „relevant“ ist in unserer Zeit zu einem Götzen verkommen), sondern Gottes Wort, jeder Vers und jeder Abschnitt, ja geradezu jedes einzelne Wort der Bibel ist immer und zu jeder Zeit 100% relevant.

Ungefähr 10 Monate vor Beginn der jeweiligen Serie lese ich zehn bis 15 Mal die Texte, über die ich predigen werde und mache nebenbei eine ungefähre Einteilung in Predigten, die ich dazu halten will, jeweils zusammen mit einem vorläufigen Arbeitstitel. Im neunten und achten Monat davor lese ich Kommentare und zuweilen auch Predigten, die andere gute Prediger zu den Texten schon gehalten haben. Dazu mache ich mir pro Predigt etwa fünf bis sechs Stichworte oder notiere mir ein bis zwei Sätze, die mir wichtig geworden sind. Kommentare dienen mir vor allem dazu, um wichtige grammatikalische Spezialitäten zu finden und die wichtigsten Fragen an den Text und dessen Kontext zu formulieren. Das hilft mir später bei der eigentlichen Vorbereitung. Die restlichen Monate nutze ich, um hin und wieder die Notizen durchzusehen und mir Gedanken darüber zu machen, die ich auch im Gebet immer wieder besprechen kann.

Wozu so lange im Voraus beginnen?

Manche werden sich jetzt fragen: Wozu diese lange Vorlaufzeit? Ich bin ein Denker und ein denkender Wiederkäuer. Ich brauche das. Man mag mir das als Schwäche auslegen, damit habe ich überhaupt kein Problem. Immerhin ist es mir noch nie passiert, dass ich in der Woche vor einer Predigt noch nicht wusste, worüber ich predigen soll. In den sieben oder acht Monaten bis zur Predigt sind für mich Kommentare und Predigten anderer Prediger über jene Texte tabu. Ich habe das Wichtigste vom Wichtigsten in meinen Notizen, das muss mir reichen.

Etwa zwei Wochen vor dem jeweiligen Termin beginnt dann die eigentliche Vorbereitung: Noch einmal den Text durchlesen, dann die Arbeit im griechischen oder hebräischen Grundtext mit Überlegungen zur Textkritik, die Übersetzung der wichtigsten Passagen (so ungefähr zwei bis drei Verse gehören bei jeder Predigt mindestens dazu), Wortstudien (welche Bedeutungsbreite hat ein bestimmtes Wort, wie wird es bei welchen Autoren verwendet) und ein Blick in die Grammatik sind die Grundlage. Als Nächstes versuche ich, die Botschaft des Textes in einem Satz zusammenzufassen und nehme diesen Satz, um darauf die Gliederung der Predigt aufzubauen. Der schwierigste Teil ist das Wissen darum, was weggelassen werden soll, denn nach dieser Vorbereitung ist so viel Stoff vorhanden, um allein pro Abschnitt mehrere Sonntage zu füllen. Weniger ist mehr – und da habe ich noch viel Lernpotenzial.

Ich bin in den vergangenen Jahren immer mehr zum Schluss gekommen, dass mir Kommentare nur am Rande helfen. Viel mehr Zeit verbringe ich bei Autoren der so genannten „Biblischen Theologie“, da deren Horizont deutlich weiter reicht. Sehr gute Kommentare sind zugleich auch Werke der Biblischen Theologie, aber da muss man weit suchen, um das Richtige zu finden. Auch ein Blick in die Dogmatik (Systematische Theologie) ist sehr wertvoll, um einen erweiterten Blick auf das Thema des Predigttextes zu erlangen. Und dann ist da die Gemeinde, die einzelnen Menschen, die zuhören werden und auf die Predigt reagieren sollen. Wie kann der Bibeltext für sie möglichst eindringlich verständlich werden? Und nicht zuletzt: Wo im Text finde ich das Kreuz und die Auferstehung Jesu? Kein Mensch kann Gottes Gebote aus sich selbst halten. Immer und immer wieder brauchen wir das Evangelium, in welchem erst die Kraft steckt, um Gottes Willen zu tun.

Fragen, die mir bei der Vorbereitung helfen:
  • Wer hat den Text an wen gesprochen, geschrieben oder anderweitig kommuniziert?

  • In welchem Kontext steht er? Altes oder Neues Testament? Vor oder nach Ostern?

  • Welche Art von Text ist es? Ein Geschichtsbericht? Ein Brief? Ein biographischer Text? Ein Lied?

  • Wie wurde der Text im Laufe der Kirchengeschichte verstanden?

  • Was an dem Text überrascht mich?

  • Warum steht das so da wie es da steht? Wie hätte es anders geschrieben werden können und warum wurde es nicht anders geschrieben?

  • Wie ist der Text aufgebaut? Welche kleinen Wörter wie „und“, „aber“, „sondern“, „dennoch“, „denn“, „doch“, und so weiter machen den Fluss des Textes aus und wie machen sie das?

  • Wie ist der jeweilige Abschnitt in das ganze Buch eingebunden? In welcher Beziehung stehen die Teile der Serie zueinander? Wie lautet die ganze Argumentation, die über mehrere Teile der Serie hinweg verläuft?

  • Wo ist Christus in meinem Text? Wo hilft Er mir bei der täglichen Umsetzung?

  • Was könnte in unseren modernen Ohren anstößig sein? Wie antworten wir einem Skeptiker darauf?

  • Was bedeutet der Text für unsere Gemeinde, unser Zusammenleben in der Gesellschaft, am Arbeitsplatz oder in der Familie?

  • Welche Lebenslügen spricht der Text an und durch welche Wahrheiten will er sie ersetzen?

Alle diese Fragen dienen zum besseren Verständnis des Textes. Welche davon am Ende in die Predigt einfließen, ist eine ganz andere Frage. Nicht alle Infos, die sich aus diesen Fragen ergeben, können tatsächlich erwähnt werden, sonst wird der Hörer mit too much an Wissen bombardiert und häufig überfordert. Ich versuche – passend zum jeweiligen Text – Abwechslung in die Arten der Infos zu bringen. Mal mehr apologetisch, mal mehr Infos zu den Einleitungsfragen, mal mehr Infos aus den Wortstudien, und so weiter.

Zum Schluss noch drei Hinweise:
  1. Ich habe das riesige Privileg, dass ich die Sprachen der Bibel lernen durfte. Es gibt aber auch gute Hilfsmittel, mit denen man auch ohne dieses Wissen die Bibel auslegen und verstehen kann. Verschiedene Bibelübersetzungen (möglichst auch in anderen Sprachen wie englisch, französisch, spanisch oder was auch immer man kann), Konkordanzen zu den Wörtern der Bibel, Interlinear-Übersetzungen, Lexika zur Bibel, und so weiter. Eine gute Dogmatik sollte keinesfalls fehlen.

  2. Ich möchte an der Stelle das Element der Freiheit betonen. Dass man eine Predigt vorbereitet und vielleicht auch schon ausgeschrieben hat, bedeutet noch nicht ganz zwingend, dass man sie auch genau so halten muss. Hier bin ich ein Verfechter der predigerlichen Freiheit. Es kann vorkommen, dass man alles bereit hat und sich dann doch vom Geist Gottes gedrängt fühlt, spontan etwas ganz anderes zu predigen. Oder dass man am Abend davor merkt, dass Gott doch noch was anderes sagen will. Oder dass im Gottesdienst etwas gebetet wird, worauf der Geist Gottes in der Predigt reagieren möchte. Oder dass eine Predigt im Laufe des Predigens plötzlich eine ganz andere Richtung nimmt und einen anderen Schwerpunkt erfordert. All das sind Beispiele aus dem Predigeralltag, die wohl dem Einen oder Anderen bekannt vorkommen werden. Und das ist gut so, denn der Geist weht, wo Er will. Das alles spricht nicht gegen eine sehr gute Vorbereitung, denn wer gut vorbereitet ist, kann improvisieren; wer schlecht vorbereitet ist, muss improvisieren.

  3. Was würde ich ändern, wenn ich jeden Sonntag predigen sollte? Ich würde noch früher mit der Vorbereitung anfangen. Vermutlich 18 statt zwölf Monate im Voraus. Wenn zwei oder drei Wochen verstreichen bis man die Gemeinde in der Serie wieder weiterführt, ist es wichtig, dass man den Rückblick auf das Bisherige, wenn man es noch weiter vertiefen will, nicht zu oberflächlich aber auch nicht zu langwierig macht. Das ist ein Spagat, zu dem man immer wieder herausgefordert ist.

Hast Du noch mehr Fragen, Anregungen oder eigene Tipps für die Vorbereitung von Predigtserien oder Serienpredigten?

Auslegungspredigt: Die besten Ressourcen

Im Laufe von zwölf Jahren Predigtdienste in verschiedensten Gemeinden habe ich zwischen 40 und 50 Bücher über das Vorbereiten und Halten von Predigten gelesen – oder manche zumindest angelesen und irgendwann nur noch überflogen. Da ich hin und wieder danach gefragt werde, stelle ich hier die „ultimative Homiletik“ vor, also wie ein Band zur Predigtlehre aussehen würde, wenn ich ihn aus den besten Kapiteln aller bisher gelesenen Homiletikbüchern zusammenstellen könnte.

Kurz nach meiner Bekehrung anno 2002 stieß ich auf meiner Suche nach mehr Tiefgang für mein geistliches Leben auf die Predigten von Charles Haddon Spurgeon und John F. MacArthur. Diese beiden waren meine ersten Bibellehrer, wenn man das so sagen will. Beide haben ein Buch zur Predigtlehre veröffentlicht. So war es nicht erstaunlich, dass ich deren Bücher schon früh zur Hand nahm. 

C. H. Spurgeon – Ratschläge für Prediger (Amazon-Link). Dieses Buch gefällt mir gut – doch die Predigten von Spurgeon sind besser. Ich würde das Buch als Prolegomenon zur Predigtlehre empfehlen, zusammen mit zwei bis drei Predigtbänden nach eigenem Geschmack. Spurgeon ist immer gut, auch dann, wenn man ihm nicht zustimmt.

John F. MacArthur – Biblisch predigen (Amazon-Link). MacArthur hat hier mit einigen Kollegen ein richtig spannendes Werk geschaffen. Wirklich wichtig finde ich die ersten drei Kapitel, in welchen es darum geht, was eine Auslegungspredigt ist und wie sie in der Geschichte der Christenheit an Wichtigkeit gewonnen und inzwischen leider auch wieder vielerorts verloren hat.

D. Martyn Lloyd-Jones – Die Predigt und der Prediger (Amazon-Link). Der wichtigste britische Prediger des 20. Jahrhunderts war Lloyd-Jones. Dieses Buch ist für mich das Wichtigste zur Predigtlehre überhaupt. Ich bin inzwischen dabei, es zum 15. Mal zu lesen. Auch mit ihm muss man nicht in jeder Frage einig sein, aber es tut gut, das eigene Selbstverständnis als Prediger immer wieder neu auf den Prüfstand zu stellen und sich neu unter den Gehorsam gegen Gott und Sein Wort zu stellen. Meine „ultimative Homiletik“ würde sein Buch in voller Länge enthalten.

Timothy Keller – Predigen. Damit Gottes Wort Menschen erreicht (Amazon-Link). Ich muss zugeben, dass mich das Buch vom Keller im ersten Durchgang enttäuscht hat, da ich so viel Gutes darüber gelesen habe, und das Buch zur Ehe von Ehepaar Keller exzellent ist, hatte ich wohl zu viel erwartet. Mein Fazit ist nach wie vor, dass zu den meisten Themen Lloyd-Jones die gleichen Dinge auf eine bessere Art und Weise sagt, aber ich möchte hinzufügen, dass das 5. Kapitel über das spätmoderne Denken wirklich gut ist und unbedingt lesenswert. Somit würde ich nach dem ganzen Buch von Lloyd-Jones das Kapitel 5 von Kellers Buch anhängen.

Michael F. Ross – Predigen wirkt Wunder. Der Glaube kommt aus der Predigt (Amazon-Link). Das ist (leider?) kein pfingstlich-charismatisches Buch, wie der Titel es denken lassen könnte, sondern eine exzellente Studie zur Predigtweise der Puritaner. Der Autor möchte die heutigen Prediger jedoch nicht überzeugen, puritanische Predigten zu halten, sondern vielmehr von der Vielfalt und zugleich Ausgewogenheit der puritanischen Predigten zu lernen. Ich würde den Teil 2 (Kapitel 5 – 10) über die fünf Arten der puritanischen Auslegungspredigt der „ultimativen Homiletik“ hinzufügen.

Daneben gibt es einige weitere gute Bücher zur Predigtlehre, etwa von meinem Dozenten für Praktische Theologie, Prof. Armin Mauerhofer, dasjenige von Haddon Robinson, von Arturo Azurdia oder John R. W. Stott. Diese alle sind gute bis sehr gute Ressourcen, die sich jedoch immer wieder in Teilen überschneiden. Wer also die Muße (und die Mäuse oder die Uni-Bibliothek) hat, zehn Bücher zum Predigen zu lesen, hat hier eine ziemlich definitive Liste. Eins habe ich schon lange aufgeschoben und bin bisher immer noch nicht dazu gekommen, nämlich das dünne Booklet von David R. Helm (Expositional Preaching) in der Serie von 9Marks.

Eines der wichtigsten Hilfsmittel ist jedoch das Lesen von guten Predigten, denn das prägt noch mehr. Allerdings möchte ich eine Warnung aussprechen: Predigten zu dem Text zu lesen, über den man gerade predigen will, verführt oft dazu, dass man Gedanken blind übernimmt. Deshalb empfehle ich, möglichst oft gute Predigten zu anderen Bibelbüchern zu lesen als man gerade drin steckt. Gute Predigten prägen uns und unseren Predigtstil. Es gibt Predigten aus allen Zeiten der Kirchengeschichte zu finden. Von Kirchenvater Chrysostomus über die Reformatoren, Puritaner, Methodisten, Heiligungsprediger bis zu C. H. Spurgeon, D. M. Lloyd-Jones, John Piper, Tim Keller, und vielen mehr. Auch mein Freund Michael Freiburghaus, Pfarrer der ev.ref. Kirchgemeinde Leutwil-Dürrenäsch in der Schweiz, hat schon mehrere sehr empfehlenswerte Predigtbände veröffentlicht.

Predigtarchiv wieder online!

Da ich immer wieder Nachfragen bekommen habe, steht nun endlich mein Predigtarchiv wieder online. Bei manchen Predigten habe ich festgestellt, dass ich die MP3-Dateien nicht gleich zur Hand habe, weshalb diese nach und nach noch ergänzt werden. Hier das Archiv in drei Teilen:

Predigten von 2007 – 2011

Predigten von 2012 – 2015

Predigten ab 2016 – dato

Fragen oder Anregungen dazu sind natürlich jederzeit willkommen.

Auslegungspredigt ist… eine Herzenshaltung!

Ich habe zur Auslegungspredigt bisher eine Minimaldefinitionund eine “negative Definition” gegeben. Heute möchte ich einen weiteren Gedanken dazu äußern, was ich unter der Auslegungspredigt verstehe. Auslegungspredigt ist zunächst nicht so sehr eine Methode der Predigtvorbereitung, sondern eine Herzenshaltung, WIE ich an die Predigtvorbereitung herangehe.
Ganz einfach gesagt, geht es um den Unterschied, was ich von der vorzubereitenden Predigt im Kopf habe, bevor ich mit der Vorbereitung des Predigttextes anfange. Wenn ich in diesem Moment schon eine Vorstellung davon habe, was ich der Gemeinde sagen möchte, dann bin ich unfähig zur Auslegungspredigt geworden. Es geht also nicht nur darum, Sprungbrett-Predigten zu vermeiden, sondern auch darum, bei der Vorbereitung vom Text auszugehen und nicht von meinen Gedanken, die ich davor habe.
Anders gesagt: Auslegungspredigt stellt den Bibeltext an den Anfang, in den Mittelpunkt und an das Ende der Predigtvorbereitung. Der Bibeltext bestimmt, was ich am Ende in der Predigt sagen werde. Sobald ich nämlich schon meine eigenen Gedanken und Themen an den Bibeltext herantrage, bin ich voller Vorurteile, was der Text sagen soll. Und genau das gilt es zu vermeiden. Ein zweiter Grund ist damit verknüpft: Jeder von uns hat so seine bestimmten Themen und Gebiete, wo er sich zu Hause fühlt. Vorurteilsloses Herangehen an den Bibeltext führt dazu, dass wir über diesen Tellerrand hinausschauen müssen. Es bereichert auch unser eigenes Leben enorm. Drittens ist es so, dass ich andere nur mit dem zum Brennen bringen kann, wovon ich selbst schon brenne. Diese Herangehensweise führt dazu, dass man sich ganz intensiv mit dem Bibeltext beschäftigen muss, und diese Reibung am Bibeltext bewirkt, dass man immer wieder von Neuem von Gottes Wort in Brand gesetzt wird.
Des Weiteren ist es die Herzenshaltung, die Gott zeigt, dass wir Seinem Wort vertrauen. Es geht dabei nicht so sehr um unser Können und Wissen, Tun und Lassen (obgleich wir innerhalb des Bibeltextes natürlich unser Bestes geben), sondern es ist die Wirkung, die Gottes Wort zuerst an uns als Predigern und danach am Hörer hat. Deshalb ist es auch die einzige Herangehensweise, welche sicherstellen kann, dass wir Gottes Wort und nicht unsere eigenen Gedanken verkünden. Wenn jemand predigt, so ist es Gott, der durch den Prediger zum Hörer reden will. Durch die Auslegungspredigt stellen wir sicher, dass unsere Predigt tatsächlich dem Wort Gottes entspricht, das Er heute durch die Predigt an die Hörer richten will. Gottes Wort kommt niemals leer zurück, das hat Gott uns ganz fest versprochen. Und dafür bin ich immer wieder sehr dankbar.

Auslegungspredigt im Alten Testament

Schon im Alten Testament finden sich zahlreiche Auslegungspredigten. Prediger haben das genommen, was Gott davor gesprochen hat und für ihre Zuhörer ausgelegt und auf sie angewandt. So ist etwa der größte Teil des 5. Mosebuchs eine lange Predigt, in der Mose vom Volk Israel Abschied nimmt und noch einmal das Gesetz, insbesondere die 10 Gebote, ausführlich auslegt (Kapitel 5 – 28) und am Schluss auf das Volk Israel anwendet (Kapitel 29 – 30).
Viele Psalmen sind Auslegungen verschiedener Texte aus den fünf Büchern Mose. Auch die Schriften Salomos (Sprüche, Prediger, Hoheslied) enthalten an einigen Stellen solche Auslegungspredigten. Besonders deutlich wird es aber auch bei Nehemia. Dort las der Priester Esra das Gesetz (vermutlich das 5. Buch Mose) vor und die Leviten legten das Gelesene aus, sodass das Volk das Gesetz verstand und kapierte, dass es gegen Gott rebelliert hatte und zu weinen begann. Diese Auslegungspredigt brachte eine Veränderung in die Herzen. Als Antwort darauf feierten sie das Laubhüttenfest, wie Gott es ihnen befahl (Nehemia 8).
Besonders deutlich wird die Auslegungspredigt bei den Propheten. Diese hatten in erster Linie nicht den Auftrag, die Zukunft vorherzusagen (das taten sie zwar auch) sondern in erster Linie sollten sie Gottes Volk immer wieder zu Gott und Seinem Wort zurückrufen. Deshalb sind viele Kapitel in den Prophetenbüchern der Auslegung und der praktischen Anwendung des Gesetzes gewidmet.

Was ist Auslegungspredigt nicht?

1. Es ist kein laufender Kommentar, der zu jedem Vers oder Wort ein paar verstreute Fundstücke enthält.
2. Es ist keine Rede, die mit einem Bibelvers beginnt, und dann wahllos andere Bibelverse aufzählt, in denen es möglicherweise um etwas Ähnliches geht.
3. Es ist keine Predigt, für die zu einem Thema ein Vers oder Abschnitt herausgesucht wurde, worauf eine Themenpredigt aufgebaut wird.
4. Es ist keine Rede über einen Predigttext, der herausgesucht wurde, damit der Prediger seine Gedanken dazu äußern kann.
5. Es ist keine Ansammlung von grammatikalischen Funden und Wortstudien, die zu einem Vers oder Abschnitt der Bibel gemacht wurde.
6. Es ist nicht das Ergebnis einer einfachen Suche nach dem Inhalt, was ein Bibeltext uns heute zu sagen hätte.
7. Es ist keine Geschichtsstunde zu den Ereignissen, die im vorangesetzten Bibeltext geschehen sind.
8. Es ist keine interessante oder inspirierende Andacht zu einem gerade aktuellen Thema, die zwar mit einem Bibelvers beginnt, diesen aber nur als Sprungbrett nutzt.
9. Es ist keine Wahlkampfrede für eine Partei oder politische Richtung oder sonstwie eine politische Rede, die sich nicht ganz direkt aus dem Text ergibt.
10. Es ist keine psychologische Selbsthilfestunde, die dem Zuhörer ein möglichst gutes Gefühl geben soll und ihm hilft, sich selbst noch mehr zu vergöttern.

Auslegungspredigt – eine Minimaldefinition

Ich bin ein großer Freund der uralten und jederzeit aktuellen Tradition der auslegenden Predigt. Da ich gerne und viel lese, was andere Prediger darüber schreiben, will ich versuchen, das Thema in einer Blogserie anzugehen. Es wird eine unregelmäßig fortgeführte, lose Serie werden, in der ich versuche, irgendwann alle wichtigen Aspekte zu besprechen. Heute möchte ich eine Minimaldefinition davon geben, damit danach jederzeit klar ist, wovon überhaupt die Rede ist.
Eine Auslegungspredigt ist eine Predigt, die einen Bibeltext auslegt, das heißt, der Prediger führt eine exakte Exegese des Bibeltextes aus, in welcher der Kontext, die Gattung, die Theologie, die einzelnen Worte, der Aufbau und die Grammatik abgedeckt wird, und baut seine Predigt entlang des Bibeltextes auf. Die Botschaft des Bibeltexts wird zur Botschaft der Predigt. Die Predigt erklärt, was der Autor sagen wollte, wie der Hörer es verstanden hatte, was er bewirken wollte und führt die Predigt in die Anwendung über, in welcher er überzeugend erklärt, was Gott als Autor des Textes heute von uns möchte.
Das ist wie gesagt (m)eine Minimaldefinition, das heißt, sie ist längst nicht umfassend. Aber ich meine, dass damit die wichtigsten Aspekte genannt wurden. Auslegende Predigten sind das Nahrungsmittel von Gottes Volk. Sie sind notwendig, damit die Gläubigen nicht verhungern. Da aber viele Missverständnisse darüber bestehen, ist es in jeder Generation wichtig, wieder neu darüber zu schreiben, sprechen und lesen.
Wenn es Fragen dazu gibt, bitte jederzeit einen Kommentar hinterlassen. Ich werde alle Fragen ernst nehmen und versuchen, irgendwann darauf einzugehen. Hast Du Anmerkungen zu meiner Minimaldefinition?

Timotheus Magazin #16: Die Predigt

Als ich vom Bundescampzurückkam, wartete da schon die neue Ausgabe des Timotheus-Magazins zum Thema „Die Predigt“ auf mich. Die Grafik auf der Titelseite finde ich richtig ansprechend, ist sie doch eher etwas zurückhaltend und nicht so dominierend, wie es andere Titelgrafiken schon waren. Das Thema ist spannend, und so freute ich mich sehr auf die Lektüre. Eine Anmerkung noch zur gesamten Gestaltung: Mir schien, dass für diese Ausgabe häufig zu kurze Texte geschrieben worden sind, was letztlich durch doppelseitige Bilder und Titel wieder wettzumachen versucht wurde. So etwa auf S. 16/17 oder 32/33.
Hörst du richtig?(S. 4 – 7) von Thomas Reiner
Wer meint, diese Ausgabe sei vor allem für Prediger geschrieben, irrt sich gewaltig. Schon der erste Artikel von Thomas Reiner geht auf das aktive Zuhören der Predigt ein. Mit viel Tiefgang erklärt der Pfarrer der ERKWB Winterthur (CH), wie man sich auf das Hören der Predigt vorbereiten kann, um möglichst viel Segen aus dem Hören zu ziehen. Es ist wichtig, dass wir glauben, um hören zu können. Dass wir beten, um hören zu können. Dass wir die Bibel studieren, um hören zu können. Dass wir das Gelesene und Gehörte anwenden, um hören zu können. Dass wir uns davon begeistern lassen, um hören zu können. Und nicht zuletzt auch dass wir (gerade auch unseren Prediger) lieben, um hören zu können. Ein super Einstieg, der hungrig nach mehr macht.
Wie predigten die Apostel? (S. 8 – 11) von Daniel Facius
Daniel Facius geht in seinem Artikel davon aus, dass alle Christen dazu berufen sind, den letzten Auftrag Jesu an die Apostel (den so genannten Missionsbefehl) auszuführen. Er analysiert in diesem Beitrag die verschiedenen Predigten, die in der Apostelgeschichte abgedruckt sind und zieht daraus drei wichtige Schlüsse: Erstens ist die Predigt immer in Gottes Wort verankert. Zweitens geht sie auf den persönlichen Hintergrund der Zuhörer ein (Paulus spricht anders, ob er vor Juden in der Synagoge oder vor griechischen Philosophen in Athen predigt). Drittens ist das persönliche Zeugnis häufig auch ein wichtiger Zugangspunkt für das Gespräch über den Glauben.
Predige auslegend!(S. 12 – 15) von Thomas Hochstetter
Auf diesen Artikel habe ich mich besonders gefreut, zumal ich auch ein großer Freund der Auslegungspredigt bin. Leider geht der Autor nur am Rande darauf ein, was denn nun diese Art der Predigt tatsächlich ausmacht: „Jesus tat das, was auch schon Esra tat: Er erklärte den Menschen, ausgehend von den Schriften, Gottes Worte. Das ist, was eine Auslegungspredigt ausmacht.“ (S. 14) So weit, so gut, das ist eine korrekte Aussage. Aber würde nicht jeder Prediger – welchen der fünf Predigtstile er auch immer gebraucht – genau das auch sagen? Vermutlich bedürfte es jedoch einer gesamten Ausgabe des Magazins, um darauf einzugehen, was eine Auslegungspredigt ausmacht. Das Literaturverzeichnis (nicht Bibliographie) enthält einige exzellente Titel, von denen ich einzelne auch mal noch vorstellen möchte.
Warum ist geistliche Unterweisung wichtig? (S. 16 – 19) von Waldemar Dirksen
Waldemar Dirksen erklärt anhand der Ereignisse mit den zwei Emmaus-Jünger, weshalb geistliche Unterweisung so wichtig ist. Sie dient dazu, ein Feuer in unseren Herzen zu entfachen. Sie ist die Antwort auf die geistliche Not Israels, auf die geistliche Not der zwei Jünger auf dem Weg nach Emmaus, und auch auf unsere heutige geistliche Not.
Die berühmteste Predigt aller Zeiten! (S. 20 – 23) von Ludwig Rühle
Schon der Titel macht klar, dass es hier um die Bergpredigt gehen muss. Tatsächlich zeigt Ludwig Rühle auf, worum es in der größten Predigt aller Zeiten geht: Zuerst um unsere Beziehung zu Gott, dann um unsere Beziehung zu unseren Mitmenschen – und am Ende um den Zusammenhang zwischen den beiden Bereichen: „Im abschließenden Gleichnis vom klugen und vom törichten Baumeister fordert uns Jesus eindringlich auf, seine Worte nicht nur zu hören, sondern auch zu tun. Doch das müssen wir beachten: Es geht ihm auch hier in erster Linie nicht um dein Handeln, sondern um dein Herz. Nicht dein Handeln bestimmt dein Herz, sondern dein Herz bestimmt dein Handeln! Doch das wird durch Jesu Worte offensichtlich, dein Handeln zeigt, womit dein Herz gefüllt ist.“ (S. 22)
Predigt im Alten Testament (S. 24 – 27) von Andreas Münch
Andreas Münch skizziert in seinem Beitrag kurz und prägnant den Untergang der echten Predigt im Alten Testament: Diese Aufgabe war den Priestern gegeben, doch wurde sie immer schlechter – wenn überhaupt noch – ausgeführt, sodass Gott immer neue Propheten sandte, um die Priester an ihre Aufgabe zu erinnern. Er zeigt anhand der Erweckungen, die im Alten Testament überliefert sind, dass Gottes Wort und die Predigt dabei immer eine zentrale Rolle spielen. Der Artikel wird durch ein Plädoyer für die Predigt des Alten Testaments gekrönt: „Doch die wichtigste Lektion für uns heute ist diese, dass das Alte Testament selber gepredigt werden will, angefangen von Genesis bis Maleachi. Das Alte Testament scheint für viele Gemeinden wie ein Löwe zu sein, der zu mächtig brüllen könnte, als wir es ertragen würden. Und so lässt man den Löwen lieber schlafen. Es braucht wieder mutige Männer, die sich als Werkzeuge gebrauchen lassen, damit die Verheißung aus Joel 4,16 in unseren Gemeinden Realität wird: „Wie Löwengebrüll, wie Donnergrollen schallt vom Zionsberg in Jerusalem die Stimme des Herrn und lässt Himmel und Erde erzittern. Doch für sein Volk ist der Herr eine sichere Zuflucht und eine schützende Burg.“ (Gute Nachricht Bibel)“ (S. 27)
Wahre Reformation… führt zu echtem Gottesdienst (S. 28 – 31) von Jochen Klautke
In diesem Artikel geht es weniger um die Predigt, als vielmehr um den Gottesdienst. Ausgehend von dem Gottesdienst, den Josia im Zuge seiner Reformation gefeiert hat, nennt Jochen Klautke sechs Merkmale, die einen echten Gottesdienst ausmachen. Klar ist der erste Punkt: Gottes Wort ist zentral. Die Predigt ist Mittelpunkt des Gottesdienstes, weil das die Zeit ist, in der Gott in einer ganz besonderen Weise zur Gemeinde spricht. Der zweite Punkt vom Ablauf des Gottesdienstes ist da schon etwas weniger durchsichtig. Wer letzten Endes wissen möchte, ob seine Gemeinde das nun „richtig“ oder „falsch“ macht, bleibt vom Autor weitgehend allein gelassen. Auch die weiteren Punkte wären durchaus ausbaufähig, sodass es dem Leser einfacher fallen würde, Gottesdienste nach klaren Kriterien zu beurteilen, wenn dies schon gefordert wird.
Die Predigt der Urchristen (S. 32 – 35) von Brian H. Edwards
Der letzte Artikel ist ein Ausschnitt aus dem Buch „Wenn die Show das Wort erschlägt“. Der Artikel setzt sich mit dem Argument auseinander, ob unsere Zeit sich tatsächlich so sehr vom ersten Jahrhundert unterscheidet, in dem die Apostel gepredigt hatten. Sein Fazit ist, dass dies nicht der Fall ist, sondern ziemlich viele Parallelen bestehen. Edwards schließt mit den lesenswerten Worten: „Die ersten Christen evangelisierten das Römische Reich mit der effektivsten Waffe des Predigens, und sie beeinflussten die Gesellschaft so enorm, dass sie das Gesicht des gesamten Reiches veränderten. Die Gefahr heute besteht darin, dass die Welt das Gesicht der Gemeinde verändert.“(S. 35)
Ich kann diese Ausgabe sehr empfehlen. Mein persönlicher Favorit war diesmal der erste Artikel über das Hören der Predigt. Gefehlt hat mir allerdings eine etwas ausführlichere Rezension eines guten Buches zur Auslegungspredigt. Wer die Zeitschrift noch nicht abonniert hat, kann dies hiertun.

Fragen zur Predigtvorbereitung

Für den Blog von Marc Strunk habe ich ein paar Fragen zu meiner persönlichen Praxis des Vorbereitens und des Haltens von Predigten beantwortet (Link). Ich fand die Auseinandersetzung mit den Fragen sehr hilfreich – auch gerade für mich selbst, um mir einmal mehr klar zu werden, wie ich das mache und was ich noch lernen sollte.
In einer Diskussion kam die Frage auf, welche Kommentare ich verwenden würde. Zu den Kommentaren gibt es hier eine sehr gute Ressource (ich arbeite hauptsächlich mit englischen Kommentaren, da es meiner Meinung nach auf deutsch keine echten Alternativen gibt. Abgesehen von den Kommentaren aus der Zeit der Reformation, die zum Teil übersetzt sind und die neuere Serie HTA [Historisch-Theologische Auslegung], von der jedoch erst wenige Bände erschienen sind).
Zum Alten Testament ist die englische Serie NICOT (New International Commentary on the Old Testament) sehr zu empfehlen. Zum Neuen Testament wäre es vor allem NIGTC (New International Greek Testament Commentary), wobei hier auch noch einiges fehlt. Zum Epheserbrief zum Beispiel habe ich den besten Kommentar in der PNTC (Pillar New Testament Commentary) Serie gefunden (von Peter T. O’Brien), zu den Johannesbriefen in der BECNT (Baker Exegetical Commentary on the NT) Serie (von Robert W. Yarbrough).
Auf ein anderes Buch möchte ich auch noch hinweisen. In der Beantwortung von Marcs Fragen nenne ich als wichtigen Einfluss Dr. Martyn Lloyd-Jones. Sein Buch “Die Predigt und der Prediger” ist mein wichtigstes Buch zum Predigen. Ich versuche, es einmal pro Jahr zu lesen.

Was ist Auslegungspredigt?

Im ersten und gleichnamigen Kapitel des Buches “Rediscovering Expository Preaching” (von John MacArthur herausgegeben) geht Richard L. Mayhue darauf ein, was Auslegungspredigt ist:
“Diskussionen über das Predigen teilen dieses in drei Arten auf: Themenpredigt, Textpredigt und Auslegungspredigt. Themenpredigten nehmen üblicherweise verschiedene Verse, die lose irgendwie mit einem Thema zusammenhängen. Textpredigten nehmen einen kurzen Text oder eine Passage, die dann allgemein als Eingang in das Thema dient, über welches der Prediger zu sprechen ausgesucht hat. Weder Themen- noch Textpredigt ist eine Methode, die aufzeigt, dass der Prediger sich die Mühe gemacht hat, Gottes Wahrheit, die im Kontext der Schrift steht, auszulegen, zu verstehen, zu erklären oder anzuwenden. 
Im Gegensatz dazu fokussiert sich die Auslegungspredigt in erster Linie auf den Text unter Beachtung des Kontextes. Die Auslegung konzentriert sich im Normalfall auf einen einzelnen Text der Schrift, ist aber manchmal auch für eine thematische / theologische Botschaft oder einen geschichtlichen / biographischen Diskurs möglich, auslegend zu sein. Eine Auslegung kann jede Länge der Passage betreffen.
Ein Weg, um klarzustellen, was Auslegungspredigt ist, besteht darin, zu identifizieren, was sie nicht ist:
1. Es ist kein Kommentar, der von Wort zu Wort und von Vers zu Vers geht, ohne Einheit, Aufriss und durchgehende Richtung.
2. Es ist kein Wandern von Kommentaren und Bemerkungen über eine Passage, ohne einen Hintergrund von gründlicher Exegese und logischer Ordnung.
3. Es ist nicht eine Menge von zusammenhangslosen Vorschlägen und Folgerungen, die auf der Oberfläche der Bedeutung einer Passage basieren, aber nicht getragen werden von tiefgehendem und breitem Studium des Textes.
4. Es ist nicht reine Exegese, egal wie wissenschaftlich sie durchgeführt wurde, solange sie kein Leitmotiv, keine These, keinen Aufriss und keine Entwicklung hat.
5. Es ist kein struktureller Aufriss einer Passage mit ein paar unterstützenden Kommentaren aber ohne rhetorische und predigtähnliche Elemente.
6. Es ist keine themenbezogene Predigt, die auseinandergerissene Teile einer Passage gebraucht, aber die Diskussion anderer gleich wichtiger Teile unterlässt.
7. Es ist keine zerhackte Sammlung von grammatikalischen Funden und Zitaten von Kommentaren, ohne eine Verbindung dieser Elemente in eine ausgeglichene, fließende, interessante und überzeugende Botschaft.
8. Es ist keine Sonntagsschul-Lektions-ähnliche Diskussion, die einen Aufriss der Inhalte hat, in sich aber formlos und inbrünstig ist, aber keine Struktur einer Predigt hat und keinerlei rhetorische Inhalte aufweist.
9. Es ist keine Bibel-Lesung, die eine Anzahl von verstreuten Passagen verknüpft, die ein bestimmtes Thema behandeln, aber es verpasst, jene in gründlicher, grammatikalischer und den Kontext mit betrachtenden Art und Weise zu behandeln.
10. Es ist nicht die übliche andachtsmäßige Gebetstreffsrede, die sich aus durchlaufenden Kommentaren, wandernden Anmerkungen, unverknüpften Vorschlägen und persönlichen Reaktionen zu einer halbwegs inspirierenden Diskussion zusammensetzt, aber den Nutzen der grundlegenden exegetischen und den Kontext betreffenden Studie und überzeugenden Elementen vermissen lässt.
[…]
Zusammenfassend zeigen die folgenden minimalen Elemente auf, was Auslegungspredigt ist:
1. Die Botschaft hat ihre einzige Quelle in der Schrift.
2. Die Botschaft ist durch gewissenhafte Exegese aus der Schrift extrahiert.
3. Die Vorbereitung der Botschaft legt die Schrift korrekt aus in ihrem normalen Sinn und ihrem Kontext.
4. Die Botschaft erklärt deutlich die originale, von Gott vorgesehene Bedeutung der Schrift.
5. Die Botschaft wendet diese der Schrift entsprechende Bedeutung auf unsere heutige Zeit an.”
Mayhue, Richard L., Rediscovering Expository Preaching, in: MacArthur, John, Rediscovering Expository Preaching, Word Inc., 1992, S. 9f und 12f; Übersetzt von mir.
Viel mehr kann man dazu nicht sagen, einzig noch: Preach the Word!