Gott wieder neu entdecken

Unsere Zeit erinnert mich immer wieder an jene von König Josia von Juda. Josia war ein kleiner Junge von gerade mal acht Jahren, als er König wurde. Sein Vater, der König Amon, war einer Verschwörung zum Opfer gefallen, aber schon. Amon und dessen Vater, König Manasse, hatten Gott verlassen, hatten ihren Glauben an den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs dekonstruiert, haben die Bibel links liegen lassen. Den Tempel ließen sie verfallen. Stattdessen wurden dem Baal Altäre auf den Hügeln errichtet und für Aschera wurden Pfähle in den Boden gerammt, die angebetet wurden.

Auch in unserer Zeit verfällt viel von Gottes Haus. Die Bibel findet sich zwar in den meisten Haushalten; dennoch verstaubt sie in den Regalen und ihre Kraft geht in ständig neuen Umdeutungen ihrer Worte verloren. Die Gemeinde Jesu braucht dringend eine Renovation. Josia war bereit, mit dem Götzendienst seines Vaters und Großvaters zu brechen. Er riss die falschen Altäre nieder, und als er 26 Jahre alt war, beschloss er, dass der Tempel ganz wiederhergestellt werden sollte. Da wurde das Buch des Gesetzes, die damalige Bibel, im Tempel wiedergefunden. Josia tat Buße und feierte mit dem ganzen Volk ein rauschendes Passafest.

Wie können wir die Bibel unter dem ganzen Dreck von Wort-Umdeutungen, unter dem Schutt der zahllosen Gottesbilder, die in sie hineingelesen werden, wieder finden und darin Gott ganz neu entdecken? Darüber kann man natürlich ein ganzes Buch schreiben. Aber es gibt ein paar Dinge, die mir dazu in der letzten Zeit sehr wichtig geworden sind.

Baue deinem toxischen Selbst keinen Altar!

Deine Gefühle, dein Verstand, dein Wille, dein Gewissen sind wertvolle Werkzeuge aber schlechte Ratgeber. Dein Selbst, dein Ich ist toxisch.

Vertraue auf den HERRN von ganzem Herzen und verlass dich nicht auf deinen Verstand; erkenne Ihn auf allen deinen Wegen, so wird Er deine Pfade ebnen. (Sprüche 3:5-6)

Oder wie es Jesus Christus ausdrückte:

Er sprach aber zu allen: Wenn jemand mir nachkommen will, so verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich täglich und folge mir nach. (Lukas 9:23)

König Salomo, Jesus Christus und viele weitere Autoren wissen, dass unser Selbst toxisch ist. Es ist gefährlicher Götzendienst, wenn wir dem Selbst den Platz in unserem Leben schenken, den einzig und allein Gott bekommen soll.

Während es stimmt, dass es durchaus Machtstrukturen gibt, die uns klein halten wollen, ist es bei Gott und in sehr vielen Gemeinden nicht so.

Grabe das Buch der Bücher wieder aus!

Wie bei König Josia spielt auch in unserem Leben ein Buch eine wichtige Rolle. Die Bibel ist ein Buch, das Gott an dich und mich und viele andere geschrieben hat. Wenn wir also nicht unser toxisches Selbst befragen sollen, was uns gut tut – wen befragen wir sonst? Frag Gott! Ganz einfach! Ja, klar, es gibt ein paar Dinge zu beachten, wenn wir die Bibel lesen. Das nennt man in der theologischen Fachsprache Hermeneutik. Das heißt, auslegen und verstehen, in unsere Zeit hinüber übersetzen. Aber dazu muss man keine Fachperson sein.

Das Wichtigste, was du der Bibel geben kannst, ist dein Vertrauen und deine ungeteilte Aufmerksamkeit. König Josia ließ sich das Buch Gottes vorlesen – und vertraute ihm. Er zog es nicht in Zweifel. Er hörte – und begann, es umzusetzen. Sehr wahrscheinlich war das Buch, das die Arbeiter im Tempel fanden, das 5. Buch Mose. Josia hörte die Abschiedspredigt von Mose, als Mose kurz vor seinem Tod noch einmal alles Wichtige wiederholte, was Gott ihm aufgetragen hatte.

Josia war bereit, sein toxisches Selbst zu hinterfragen und den Maßstab von außen, Gottes Wort, an sein Leben heranzulassen. Er wollte sich nicht rechtfertigen, sondern gab Gott recht. Er tat Buße, änderte sein Selbst und wurde damit zu einem geachteten König. Sein Vater und Großvater hatten ihre Baale und Ascheren und regierten in Wirklichkeit nach ihrem toxischen Selbst. Sie konnten als Könige alles tun und lassen, was ihnen einfiel – aber Gott sandte ihnen Propheten, um sie an die Wahrheit zu erinnern. Josia hatte Gott als Oberkönig und konnte so zu einem gerechten Hirten für sein Volk werden. Es gab zwar Machtstrukturen, aber keine mutwilligen, egoistischen.

Eine neue Gottesbegegnung

Wer ist Gott, und wenn ja, wie viele? Das erste Kriterium, das wir gesehen haben, ist ein grundsätzliches Vertrauen in die Bibel als Gottes Wort. Josia ließ damals die Prophetin Hulda nach Gottes Willen befragen. Uns ist ein direkter Zugang zum ganzen Wort Gottes gegeben. Und doch muss uns auch der Zugang zu Gott wieder freigeräumt werden. Es gibt in unserer Zeit die Vorstellung, dass Gott einfach GANZ ANDERS ist. Egal wie, Hauptsache ganz anders. Dahinter steckt folgender Gedanke: Gott wird in der Bibel ganz unterschiedlich gezeigt und mit vielem verglichen. Also kann ich mir von den ganz vielen Gottesbildern der Bibel irgend eins rauspicken, das mir gerade gefällt, oder eben auch gar keins.

Ist das realistisch und ehrlich? Nein. Viel besser ist es, wenn wir anfangen, die vielen Gottesbegegnungen in der Bibel übereinander zu legen und zusammen zu denken. Eine Art Synopse, eine Zusammenschau. Wenn du die Alpen von fern betrachtest und sie beschreiben sollst, kannst du auch nicht sagen: Heute sehen die Alpen aus wie das Matterhorn und übermorgen wie das Rothorn, und irgendwann anders wie Eiger Mönch und Jungfrau. Es geht auch nicht einfach zu sagen: Gott, das ist Jesus, und schon Luther hat gemeint, dass man die Bibel nach dem untersuchen müsse, „was Christum treibet“, also alles was irgendwie lieb klingt, und alles andere lasse ich außen vor.

Die weltweite Kirche oder Gemeinde Jesu aus allen Gläubigen aller Zeiten glaubt und bekennt sich zum dreieinen Gott. Das ist nichts, was man in die Bibel reinlesen muss. Das hat auch nichts mit patriarchalischem Machtverständnis und Ausgrenzung zu tun. Es ist ein Gott in drei Personen: Gott Vater, Jesus Christus und der Heilige Geist. Alle drei Personen sind gleichermaßen Gott und haben dieselbe göttliche Natur, aber Gott Vater ist nicht Jesus Christus ist nicht der Heilige Geist ist nicht der Vater. Schauen wir uns das an:

Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde. Die Erde aber war wüst und leer, und es lag Finsternis auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte über den Wassern. Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es wurde Licht. (1. Mose 1:1-3)

Vergleichen wir mit:

Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott. Alles ist durch dasselbe entstanden; und ohne dasselbe ist auch nicht eines entstanden, was entstanden ist. […] Das wahre Licht, welches jeden Menschen erleuchtet, sollte in die Welt kommen. Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn geworden, doch die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in sein Eigentum, und die Seinen nahmen ihn nicht auf. Allen aber, die ihn aufnahmen, denen gab er das Anrecht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben; die nicht aus dem Blut, noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind. Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns; und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. (Johannes 1:1-3,9-14)

Wer dies liest und glaubt, und dennoch die Lehre von der Dreieinigkeit Gottes ablehnt, hat eine andere, fremde Religion angenommen. Wir haben hier Gott Vater, der die Schöpfung geplant hat und ausführt durch Sein Wort. Wir haben hier das Wort Gottes, Jesus Christus, Der eines Tages in Sein Eigentum kommen sollte, das wahre Licht, das in die Welt kam und unter uns wohnte. Und wir haben hier den Geist Gottes, der über den Wassern schwebt. Der dreieine Gott ist bei der Erschaffung der Welt beisammen, aber auch beim Erlösungswerk Jesu Christi am Kreuz auf Golgatha.

Das Sühnopfer Jesu: Deine persönliche Begegnung mit Gott!

Als der König Josia das Buch von Gottes Wort zu Ende gehört hatte, als die Ausbesserungen am Tempel weit fortgeschritten und die toxischen Altäre und Pfähle auf den Hügeln niedergerissen worden waren, feierte er mit seinem ganzen Volk ein riesiges Fest und schloss einen Bund mit Gott. Es war das Passafest, ein Fest, das an die Nacht des Auszugs aus Ägypten erinnern sollte. Am Abend vor dieser Nacht sollte in jedem Haus der Israeliten ein Lamm geschlachtet und das Blut des Lammes an die Türpfosten gestrichen werden.

Das Sühnopfer zieht sich wie ein roter Faden durch die ganze Bibel: Es beginnt mit 1. Mose 3, wo die ersten Menschen in Sünde fallen. Da kommt Gott, schlachtet Tiere und bekleidet die Menschen mit den Fellen, damit sie sich ihrer Schuld und Nacktheit nicht mehr zu schämen brauchten. Das erklärt auch in 1. Mose 4, warum Gott das Tieropfer annahm und das Gemüseopfer zurückwies. Der Höhepunkt des Alten Testaments findet sich dann in 3. Mose 16 mit dem jährlichen großen Versöhnungstag, an dem die Schuld des ganzen Volkes vor Gott gesühnt wurde. Und dann im Neuen Testament, um die Zeit des jährlichen Passafestes herum, wird Jesus Christus gekreuzigt, das wahre Opferlamm.

Das Kreuz auf Golgatha ist der größte Schauplatz der Liebe Gottes. Da sehen wir Gottes Wesen in der vollkommensten, reinsten Form. Da sehen wir Gottes Heiligkeit, Gottes Hass und unendlicher Zorn auf die Sünde. Da sehen wir Gottes Gerechtigkeit, die nicht einfach mal fünfe gerade sein lassen kann. Da sehen wir Gottes Liebe, die so weit geht, dass Gott Selbst die Strafe für unsere Schuld trägt. Da sehen wir die Schönheit Gottes, in welcher alle diese Eigenschaften Seines Wesens zusammen kommen, geballt und verdichtet, Gottes verzehrendes Feuer, Gottes helles Licht, das kein Mensch ertragen kann, der nicht von Gott gerecht gesprochen wurde. Da sehen wir die alles entwaffnende Ehrlichkeit Gottes, die unser Leben ausleuchtet und zeigt, wie sehr wir die Erlösung brauchen. Dort am Kreuz ist der Ort, an welchem du Gott ganz persönlich begegnen kannst. Die Arme Jesu sind offen, ER wartet voll Sehnsucht auf deine Antwort des Glaubens.

Wenn wir Gott ganz neu entdecken wollen, gibt es diese drei Dinge, die absolut wichtig und unerlässlich sind: Ein Grundvertrauen in die Bibel, den Glauben an den dreieinen Gott und ein Festhalten am notwendigen Sühnopfer Jesu am Kreuz auf Golgatha. Diese drei Zutaten sind drei Brückenpfeiler, die ein stabiles Fundament für Einheit und Gemeinschaft aller Christen weltweit schaffen.

Wegbereiter: Neues PDF-Dokument online

Wie bereits im Dezember kurz erwähnt, habe ich seit etwa November an einem neuen PDF geschrieben, das ich nun hier kurz vorstellen und verlinken möchte. Ich bin fest davon überzeugt, dass Gott in unserer Zeit Erweckung schenken möchte. Nebst weiteren Gründen, die ich der Schrift und der Geschichte entnehme, habe ich vor etwa 17 Jahren vom Herrn eine Vision dafür bekommen, über welche ich unter anderem darin berichte.

Ich zeige im ganzen Dokument anhand von Jesaja 40 und zahlreichen weiteren Abschnitten der Hl. Schrift, wie wir uns darauf vorbereiten können, Wegbereiter für eine solche prophetische Erweckung zu werden. Falls Dich das Thema interessiert – es steht jetzt zum Download (Link) bereit.

Ebenso ist es auch auf meiner Downloadseite (Link) verlinkt – relativ weit unten.

Ein paar (mir persönlich wichtig gewordene) Auszüge habe ich auf Instagram (Link) gepostet.

Hier eine kurze Leseprobe aus dem ersten Kapitel:

Gott sucht Wegbereiter. Menschen, die in den Riss treten und in unserer Zeit mutig vorangehen. Die bereit sind, um geistlich wachsen zu können, auch den Preis der Nachfolge zu bezahlen. Kostet das einen Preis? Das ist von der Sichtweise abhängig. Wegbereiter brauchen einen Fokus. Das kostet den Preis, sich nicht ablenken zu lassen. Wegbereiter suchen Gott und Seinen Willen für unsere Welt, das kostet Zeit, Energie und den Willen zum Warten auf den Herrn. Es beginnt schon mit dem Preis, das vorliegende Dokument zu lesen und umzusetzen. Doch niemand hält es zufällig in der Hand. Schließlich ist Gott dabei, Seinen Willen in der Welt umzusetzen. Vor einiger Zeit las ich in meiner „stillen Zeit“ im Philipperbrief:

Sorgt euch um nichts; sondern in allem lasst durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden. (Phil 4:6)

Als ich danach noch länger über den Vers nachdachte und zum Herrn betete, sprach Er plötzlich zu mir: „Wenn Ich etwas tun möchte, so werde Ich als Erstes Meine Gemeinde ins Gebet bringen.“ Das saß tief. Es ermutigte mich sehr, denn es bestätigte vieles, was ich zur Zeit sehe, höre und lese. An vielen Orten sind Menschen dabei, zu beten. An vielen Orten entstehen gar Gebetshäuser, in denen Menschen aus verschiedenen Gemeinden zusammenkommen, um zu beten. Das macht mir sehr viel Mut.

Wegbereiter zahlen jedoch auch noch einen weiteren Preis: Sie sind oftmals einsam. Besonders in unserer Zeit. Sie erleben Angriffe von allen Seiten. Von jenen, welche keine neuen Wege wollen, und von jenen, die meinen, dass der Weg ja schon das Ziel sei, und deshalb jeder Weg richtig sei. Doch Wegbereiter sind keine Brückenbauer. Sie versuchen nicht, Brücken über die unüberbrückbare Kluft zu schlagen. Sie gehen voran und sind Vorbilder für jene, die ihnen folgen wollen. Im Moment sind sie oft einsam. Doch viele werden ihre Vorbilder sehen und sich nach demselben Weg sehnen.

Bist Du bereit für eine Reise zum Herzen Gottes und dazu, Dich zu einem solchen Wegbereiter verändern zu lassen?

Zurück zur ersten Liebe

Dem Engel der Gemeinde von Ephesus schreibe: Das sagt, der die sieben Sterne in seiner Rechten hält, der inmitten der sieben goldenen Leuchter wandelt: Ich kenne deine Werke und deine Bemühung und dein standhaftes Ausharren, und dass du die Bösen nicht ertragen kannst; und du hast die geprüft, die behaupten, sie seien Apostel und sind es nicht, und hast sie als Lügner erkannt; und du hast [Schweres] ertragen und hast standhaftes Ausharren, und um meines Namens willen hast du gearbeitet und bist nicht müde geworden. Aber ich habe gegen dich, dass du deine erste Liebe verlassen hast. Bedenke nun, wovon du gefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke! Sonst komme ich rasch über dich und werde deinen Leuchter von seiner Stelle wegstoßen, wenn du nicht Buße tust! Aber dieses hast du, dass du die Werke der Nikolaiten hasst, die auch ich hasse. Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt! Wer überwindet, dem will ich zu essen geben von dem Baum des Lebens, der in der Mitte des Paradieses Gottes ist. (Offb 2:1-7)

Jesus Christus lässt zu Beginn der Offenbarung Johannes an sieben Gemeinden Briefe schreiben. Alle sieben Briefe sind für uns zum Lesen bestimmt. Sie gelten nicht nur einzelnen Gemeinden der damaligen Zeit, sondern sind vielmehr auch Worte an unsere Zeit. Sie beschreiben sieben geistliche Zustände, in denen wir uns befinden können. Dieser erste Brief an die Gemeinde von Ephesus enthält viel Lob. Als der Apostel Paulus in der Apostelgeschichte auf seiner Missionsreise unterwegs war und Abschied nahm von der Gemeindeleitung von Ephesus, warnte er sie mit drastischen Worten:

Und nun siehe, ich weiß, dass ihr mein Angesicht nicht mehr sehen werdet, ihr alle, bei denen ich umhergezogen bin und das Reich Gottes verkündigt habe. Darum bezeuge ich euch am heutigen Tag, dass ich rein bin von aller Blut. Denn ich habe nichts verschwiegen, sondern habe euch den ganzen Ratschluss Gottes verkündigt. So habt nun acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in welcher der Heilige Geist euch zu Aufsehern gesetzt hat, um die Gemeinde Gottes zu hüten, die er durch sein eigenes Blut erworben hat! Denn das weiß ich, dass nach meinem Abschied räuberische Wölfe zu euch hineinkommen werden, die die Herde nicht schonen; und aus eurer eigenen Mitte werden Männer aufstehen, die verkehrte Dinge reden, um die Jünger abzuziehen in ihre Gefolgschaft. Darum wacht und denkt daran, dass ich drei Jahre lang Tag und Nacht nicht aufgehört habe, jeden Einzelnen unter Tränen zu ermahnen. (Apg 20:25-31)

Räuberische Wölfe, verkehrte Männer aus der eigenen Gemeinde, das klingt schlimm. Der Herr Jesus bestätigt in der Offenbarung, dass die Gemeinde in Ephesus das richtig gemacht hat. Doch dann gibt es eine Wendung: Du hast deine erste Liebe verlassen. Interessant, was er nicht sagt: Er sagt nicht: Du hast deine erste Liebe verloren. Nein, es ist kein Zufall. Du hast sie verlassen. Du hast etwas getan, weshalb diese erste Liebe verschwunden ist. Sie sind Jesus treu geblieben. Sie haben gewacht und aufgepasst, dass keine falschen Lehrer und Propheten kommen konnten. Doch bei all dem Aufpassen ist ihnen die Begeisterung, die Leidenschaft abhanden gekommen. Sie haben ihre Leidenschaft verloren. Sie waren bibeltreu, fromm, vorsichtig, alles gute Dinge. Dennoch sind sie auf der anderen Seite vom Pferd gefallen. Sie taten vieles richtig, aber nicht mehr aus Liebe, nicht mehr aus Leidenschaft heraus, sondern weil es für sie zur frommen Arbeit, zur Pflicht, zur Last, zur Tradition geworden ist.

Zwischen den Worten von Paulus und dem Brief von Jesus in der Offenbarung sind etwa 40 Jahre vergangen. Eine neue Generation von Leitern wird wohl inzwischen die Gemeinde übernommen haben. Menschen, die alles richtig gelernt haben, die um die Gefahren wussten. Doch sie haben selbst möglicherweise die Erweckung der ersten Zeit gar nicht miterlebt. Sie brauchten eine eigene Erweckung. Jede Generation braucht ihre eigene Erweckung. Jede Generation muss für ihre eigene Generation im Gebet einstehen und eigene Fürbitter auf die Mauern stellen. Deswegen sagt Jesus zu dieser Gemeinde: Tue die ersten Werke. Passe nicht nur auf. Tue nicht nur aus Tradition, was man früher auch schon tat. Tue es, weil du eine eigene, eine neu entfachte Leidenschaft entwickelst. Die Erweckung der Zeit von Paulus war von viel Gegenwind gekennzeichnet. Die Gemeinde war so voller Leidenschaft, dass die Silberschmiede der Stadt Angst hatten, dass ihnen die Kundschaft für ihre Silberstatuen der Göttin Artemis weglief. Sie fürchteten richtiggehend um ihre Existenz. Das war das Feuer der ersten Liebe.

Kann es sein, dass wir manchmal auch nur noch versuchen, die Asche der früheren Generation zu hüten? Kann es sein, dass wir das Feuer gar nicht mehr selbst kennengelernt haben, sondern nur vom Hörensagen? Dann ist es an der Zeit, dass wir unsere Stimmen erheben und zum Herrn und König des Universums schreien, dass Er uns diese erste Liebe wieder neu schenkt.

Buchtipp: Überrascht von Furcht

Natha, Überrascht von Furcht – Der Schlüssel um wirklich mit Gott zu leben, Crosspaint Medien, Druck via Amazon, 2021, Amazon-Link

Crosspaint – meine Entdeckung des Jahres. Irgendwie ärgert es mich ein wenig. Ich bin mir gewohnt, neue Bewegungen im Internet früh zu entdecken, ein wenig zu networken, Menschen miteinander zu verbinden, junge Blogger und Internetevangelisten zu unterstützen und bekannter zu machen, doch jetzt ist da was ganz Großes im Kommen – und ich bin vier Jahre zu spät dran. Ok, jetzt bin ich wieder am Boden angekommen, und das tat gut!

Natha ist sein ein paar Jahren mit einem ganzen Team dabei, die Bibel für junge Menschen verständlich zu erklären. Die Plattform Crosspaint.tv dient dazu, gute Inhalte in vielen sozialen Medien bekannt zu machen. YouTube, Instagram, Facebook, etc. Nun hat er ein Buch geschrieben. Überrascht von Furcht. Und ich war darauf gespannt. So sehr gespannt, dass ich gleich noch einmal etwas zugeben muss: Ich finde es eigentlich super, dass es das Buch nur in der Offline-Version gibt. Aber für mich selbst hätte ich mir dennoch eine eBook-Version gewünscht. Eine zum Kaufen und sofort downloaden. Sofort. Instant. Ohne nervige Wartezeit. Und gleich loslesen auf dem Tablet. Auf diesem digitalen Gerät, das unser ganzes Denken verändert und vor dem ich auch immer mal wieder warne.

Lasst euch eins gesagt sein: Das Buch ist wirklich richtig gut! Es ist so einfach geschrieben, dass es sich leicht lesen lässt und hat dennoch so viel Tiefgang, dass man immer mal wieder innehalten und das Gelesene verdauen muss. Das Buch besteht aus fünf Teilen. Im ersten Teil wird das Problem beschrieben (bzw. eine ganze Reihe von Problemen). Im zweiten Teil wird das Hauptproblem näher angeschaut, während der dritte Teil die Lösung präsentiert. Die zwei restlichen Teile sind zur Motivation gedacht und helfen bei der Umsetzung.

Besonders gefreut habe ich mich, als ich darauf achtete, welche Autoren und Prediger genannt werden. Jonathan Edwards (mehrfach), John Piper, Tony Reinke und manche mehr, die ich auch mit viel Gewinn gelesen habe. Ebenso fand ich es spannend, dass Natha sich im Buch auch mit der Dekonversion von Rhett und Link beschäftigt. Auch wenn wir nicht ganz dieselben Schlüsse aus den Videos von R&L ziehen, finde ich, dass sich das ganz gut ergänzt.

Wie ist das nun mit der Gottesfurcht? Müssen wir Gott fürchten? Ist Gottesfurcht eine Angst vor Gott? Wenn man das Buch von Natha liest, wird deutlich, dass er sich an eine junge Generation wendet. Ich selbst habe mir diese Frage 2002/03 gestellt, als ich kurz nach meiner Bekehrung die Apostelgeschichte las und feststellte, wie wenig unsere Zeit doch der damaligen glich. Ich durfte schon sehr früh eine Reihe von Erfahrungen machen die mich dazu brachten, diese Frage mit Ja zu beantworten: Gottesfurcht enthält auch eine Art Angst. In jener Zeit stieß ich glücklicherweise auf das Buch „Die Furcht des Herrn“ von John Bevere, wo dies auch wieder bestätigt wurde. Bevere bringt es auf den Punkt, wenn er erklärt, dass Gottesfurcht uns nicht von Gott weg fliehen lässt, sondern uns vielmehr zu Ihm hin zieht. Natha geht in seinem Buch in eine sehr ähnliche Richtung.

Doch woher kommt unsere Abneigung gegen die Angst vor der Angst vor Gott? Ich glaube, das nur mit dem Dopamin und dem Zeitgeist erklären zu wollen, greift zu kurz. Gottesbilder haben viel mit unseren Vaterbildern zu tun. Die Abneigung gegen den Begriff der Gottesfurcht entstammt einer Zeit, in welcher viele junge Menschen das Leben und ihre Eltern nicht mehr begriffen: Nachdem die Eltern den 2. Weltkrieg überlebt hatten und häufig in großer Armut erst einmal wieder aufbauen mussten, was durch den Krieg zerstört war, erzogen sie ihre Kinder auch in der Zeit des wachsenden Wohlstands mit einer Strenge, wie sie im Krieg und der ersten Armut notwendig war. Die damals junge Generation wurde von vom Krieg gezeichneten, oft traumatisierten Eltern mit einer Unberechenbarkeit konfrontiert, die ihnen Angst machte. So war auch die frühe Studentenrevolution ein Aufbegehren gegen eine unnötige, unberechenbare Strenge, eine Angst vor der Angst, und wurde durch die antiautoritäre Erziehung wiederum an die nächste Generation weitervererbt. Für die heute junge Generation ist die Angst vor der Angst weniger verständlich und entsprechend ist es auch angemessen und notwendig, die biblische Lehre von der Gottesfurcht wieder neu zu betonen.

Ganz besonders in seinem Element ist Natha da, wo er über das Kreuz Jesu schreibt. Man merkt sogleich: Da ist ein Evangelist am Werk! Da schreibt einer, der das Kreuz von Golgatha zu seiner täglichen Leibspeise macht! Darüber habe ich mich sehr gefreut.

Als Vorbereitung auf das Buch würde ich empfehlen, die YouTube-Serien über die Richter und den Römerbrief anzuschauen. Es gibt einzelne Aussagen, deren Tiefe man erst begreift, wenn man sich mit der jeweiligen Auslegung von Crosspaint vertraut gemacht hat.

Mein Fazit: „Überrascht von Furcht“ ist das Buch des Jahres und eines der wichtigsten, die je geschrieben wurden! Unbedingte Leseempfehlung!

Gepredigt: Faszination Bibel

In unserer Gemeinde habe ich eine neue Predigtserie über die Fundamente des biblischen Glaubens begonnen – im ersten Teil geht es um die Bibel. Hier ein kurzer Auszug, in welchem ich den menschlichen Hochmut kommentiere, sich neben oder gar über die Bibel stellen zu wollen:

“Es gibt in unserer Zeit leider immer mehr Menschen, und zwar auch in vielen evangelikalen Freikirchen, auch in der Pfingstbewegung, die die Bibel immer mehr abwerten und sie als etwas rein Menschliches betrachten. Sie meinen, man müsse die Bibel rein mit dem menschlichen Verstand lesen und aus ihr herausdestillieren, was davon wirklich göttlich ist, und der Rest ist tolle menschliche Weisheit, aber auch nicht mehr. Es gibt eine weit verbreitete Vorstellung, dass nicht nur die Selbstoffenbarung Gottes fortschreitend ist, sondern dass die ganze Menschheitsgeschichte ein riesiger Fortschritt ist und wir in unserer Zeit weit über der Menschheit stehen, die zur Zeit Jesu lebte. Die Bibel müsse kulturell verstanden werden, als ein rein menschliches Produkt der damaligen Zeit, und weil unser Verstand und unser soziales Gefühl für Gerechtigkeit so weit vorangeschritten sind, deswegen können wir heute besser entscheiden, was davon nur für die damalige Kultur galt und was bis heute immer noch echte göttliche Weisheit ist.
Dieses Denken ist reinster Hochmut, denn die Bibel hat mit ihrem Weltbild unsere Gesellschaft geprägt und verändert wie kein anderes Buch und keine andere Lehre oder Philosophie. Mit ihrem treuen Gott, der die Naturgesetze aufrecht erhält, mit ihrem Menschenbild, das den Menschen als den Verantwortlichen für die Schöpfung sieht, der den Auftrag hat, die Erde zu bebauen und erforschen, hat das jüdisch-christliche Weltbild den Grundstein für alle wissenschaftlichen Fortschritte gelegt. Mit der Rede vom Menschen, der im Ebenbild Gottes geschaffen wurde und somit eine unveräußerliche Menschenwürde besitzt, wurde der Grundstein für unsere westliche Demokratie und Rechtsprechung gelegt.
Die Bibel hat durch Erweckungen ganze Landstriche und Länder geprägt. Ihre ungeschönte Ehrlichkeit zeigt uns Grenzen auf, die realistisch sind, die der Realität entsprechen. Mit der Erlösung durch Jesus Christus werden wir zur echten Freiheit befreit, frei von uns selbst zu werden, um unseren Mitmenschen zu dienen und ihnen zum Segen zu werden. Die Bibel ist ein Buch, das schon unzählige Menschen verändert hat und sie alle können es bezeugen, dass dieses Buch das unfehlbare, reine Wort Gottes ist.
So möchte ich uns allen heute mit Paulus zurufen: Deshalb bleibe bei dem, was du gelernt hast und was dir zur Gewissheit geworden ist! Die Bibel will dich weise machen zur Errettung und darüber hinaus zu jedem guten Werk zubereiten.”
Die Predigt ist im Predigtarchiv zu finden oder hier anzuhören:

Gepredigt: Zur Jahreslosung 2021

2021 ist ein spannendes neues Jahr mit einer spannenden Jahreslosung: Darum seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist. (Luk. 6, 36)

Am 3. Januar habe ich darüber gepredigt, hier ein kurzer Auszug, in welchem es um unser inneres Fundament geht, welches nötig ist, damit ein Mensch barmherzig sein kann:

“Was ist nötig, damit irgend jemand sagen kann: Ich bin mit Gott versöhnt? Dazu ist nötig, dass ich zunächst mal verstehe, dass ich Gott nicht gefallen kann. Dass ich von Natur aus Gottes Feind bin. Dass ich aus mir selbst nichts anderes tun kann, als ein Leben lang Sünde auf Sünde und Schuld auf Schuld bei Gott anzuhäufen. Das führt zur Verzweiflung an mir selbst. Dann muss ich erkennen, dass Jesus alles Nötige am Kreuz getan hat, um mich zu retten und von dieser Schuld zu befreien. Meine ganze Schuld war auf Ihn geladen, Er hat den ganzen Becher von Gottes Zorn über mein Leben am Kreuz ausgetrunken. Dann zeigt mir der Heilige Geist, dass all das für mich gilt, Er schenkt mir den Glauben. Dadurch kann ich Buße tun, ich kann mein ganzes Elend spüren und Gott mein verkorkstes Leben geben mit der Bitte, dass Er es nimmt und daraus etwas macht, was Ihm gefällt. In dem Moment beginnt ein neues Leben, ein Leben der Veränderung, ein Leben der Barmherzigkeit, weil ich nun erkenne, dass meine Schuld, die Jesus am Kreuz für mich bezahlt hat, unendlich viel größer ist als jede Schuld, die mir jemand anderes zufügen kann. Wenn ich gelernt habe, dass ich aus mir selbst nur Schlechtes, nur Sünde auf Sünde, hervorbringen kann, bin ich plötzlich frei, den Menschen zu vergeben, die mir schaden wollen oder auch ungewollt schaden. Und hier in diesem Punkt braucht unsere heutige Christenheit noch sehr viel Veränderung. Es ist ein unbequemes Thema, man wird sich damit nicht sonderlich beliebt machen, aber weil wir Gott und Seiner Wahrheit verpflichtet sind, dürfen wir das nicht unterschlagen, sonst gehören wir zu den blinden Blindenführern unserer Zeit.

Weil Gott Vater barmherzig ist, sind auch wir barmherzig. Gott kennt unsere Schuld, aber Er kehrt sie nicht unter den Teppich oder schaut darüber hinweg. Er geht sie an und schafft uns Versöhnung durch Seinen Sohn. Deshalb, sagt Jesus, deshalb seid barmherzig, wenn ihr Kinder des Höchsten seid. Noch etwas verändert sich, wenn wir das wirklich erkannt haben: Wir sehen unsere Mitmenschen plötzlich mit anderen Augen. Sie sind nicht mehr unsere direkten Feinde, sondern sie sind Menschen, die durch Lebenslügen betrogen wurden, die selbst auch Leid erfahren haben, die vom Teufel versucht wurden, die alles Mögliche durchgemacht haben. Sie sind Menschen, mit denen ich Mitleid haben kann, und denen ich helfen möchte, auf den richtigen Weg zu kommen. Menschen, die ich nicht segnen muss weil Gott das so will, sondern Menschen, die ich segnen will und denen ich Gutes tun will, weil sie mir plötzlich wichtig werden. Irgendwann können wir dann auch mit dem Herrn Jesus sagen: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. Sie sind in die Irre gegangen wie Schafe ohne Hirten. Sie sind auf der Suche nach dem Wasser des Lebens und finden es überall nur in vergifteten Gefäßen. Sie sind bemitleidenswert, sie treiben mich dazu an, sie leidenschaftlich zu segnen und ihnen Gutes zu tun.”
Die ganze Predigt lässt sich hier anhören oder herunterladen:

Gemeinsam in der Bibel lesen

Die momentane Lage, in welcher Kirchen und Gemeinden geschlossen bleiben müssen, zeigt uns mal wieder, wie wichtig es ist, dass wir geistlich zu mündigen Menschen werden, die in der Lage sind, die Bibel auch selbst und in ihren Familien lesen und verstehen zu können. Hierzu habe ich eine Reihe von Fragen notiert, die uns dabei helfen. Wenn wir es uns zur Gewohnheit machen, die Bibel jeden Tag mit guten Fragen zu bombardieren, so werden wir nach einiger Zeit ein zunehmendes geistliches Wachstum feststellen können.

Durchlesen:

Zwei- bis dreimal mit unterschiedlichen Übersetzungen durchlesen. Davon einmal mit einer genauen Übersetzung (Luther, Elberfelder, Schlachter, …) und einmal mit einer kommunikativen Übersetzung (Gute Nachricht, Hoffnung für Alle, Volxbibel, …)

Wirken lassen:

Was hat euch überrascht, begeistert oder ist euch neu aufgefallen?

Was ist noch unklar geblieben? → vorerst nur sammeln und aufschreiben!

Wie kann man den Abschnitt in einem kurzen Satz zusammenfassen? → aufschreiben!

Einordnen:

Wer schreibt an wen? Was wissen wir über den Autor und über den oder die Empfänger?

Um welche Art von Text handelt es sich? Ist es ein historischer Bericht, eine Predigt, ein Psalm, ein Evangelium, ein Gleichnis, eine Prophetie? Steht der Text im Alten oder im Neuen Testament?

Um welche biblischen Hauptlehren geht es in dem Abschnitt? Ist es die Lehre von der Bibel, von Gott, von der Schöpfung (Natur, Engel, Dämonen, etc.), vom Menschen, von der Sünde, von der Person Jesu (Menschheit und Gottheit Jesu, Leben Jesu, Wirken Jesu, Tod und Auferstehung Jesu), von der Erlösung, vom Heiligen Geist und den Geistesgaben, von der Gemeinde, von der Endzeit, vom Leben als Christen (Ethik, Heiligung, Gebet, Lobpreis,…)

Stellt euch vor, der Abschnitt ist wie ein Stück von einem Telefonat, bei welchem man nur einer Seite zuhören kann. Welche Fragen will der Text beantworten?

Was ging dem Text voran? Worum ging es im Abschnitt davor? Gibt es einen Zusammenhang? Mit welchen Worten wird der Abschnitt eingeleitet? Ist es eine Überleitung, eine Erklärung des Vorigen? Gibt es ein gemeinsames Thema oder ein Wort, das die Abschnitte verbindet?

Verstehen:

Schaut euch noch einmal eure Zusammenfassung des Abschnitts an. Würdet ihr inzwischen etwas daran ändern? Gab es neue Erkenntnisse?

Überlegt euch, welche 3 – 5 wichtigsten Worte oder Ausdrücke den Fluss des Textes ausmachen. Sucht zu diesen Worten oder Ausdrücken, was die Bibel an anderen Stellen dazu lehrt. Gibt es im gesamtbiblischen Befund dazu Spannungen? Wenn ja, was bedeuten sie für uns? Wie gehen wir damit um? Werden bei diesen Worten oder Ausdrücken bestimmte biblische Prinzipien angesprochen?

Überlegt euch, ob es in der Bibel Begebenheiten gibt, die uns helfen, das besser zu verstehen. Gibt es Ereignisse, die ein Licht darauf werfen? Hattet ihr schon persönliche Erlebnisse oder kennt ihr Szenen in einem Film oder einem Buch, die das noch verständlicher machen?

Werft noch einen Blick auf die „kleinen Wörtchen“ im Text: und, aber, jedoch, wenn, dann, so, darauf, sondern, und so weiter. Überlegt euch, ob sie noch eine neue Erkenntnis bringen zu dem, was ihr bereits besprochen hattet.

Jetzt nehmt die Sammlung der Unklarheiten und besprecht diese. Haben sich inzwischen neue ergeben? Sind die aufgeschriebenen alle schon beantwortet? Gibt es welche, die ihr nicht selbst beantworten könnt?

Anwenden:

Was bedeutet der Text für unser Leben als Gemeinde, als Familien, als Ehepaare, als Nachbarn, als Arbeitnehmer und Arbeitgeber, als Freunde, als Bürger unseres Landes? Wie können wir das ganz praktisch umsetzen?

Jesus Christus im Text:

Jeder einzelne Vers der Bibel erzählt uns etwas über Jesus Christus. Was will uns dieser spezielle Text über Jesus Christus sagen?

Wir können Gottes Wort auch nicht auf uns allein gestellt anwenden. Wir brauchen die Kraft Gottes dazu, die Kraft des Kreuzes, der Auferstehung, um unseren Egoismus und die menschliche Faulheit zu besiegen. Überlegt euch, wie uns das Evangelium im konkreten Fall hilft, das umzusetzen. Es demütigt uns und macht uns das Kreuz Jesu groß. Es zeigt uns, wie der Herr Jesus gelitten hat und arm wurde, um uns zu erlösen und Kraft zu geben und zu verändern. Das Ziel von jedem Abschnitt der ganzen Bibel ist es, uns Jesus ähnlicher zu machen.

Die Bibel beten:

Betet konkret miteinander und füreinander, dass ihr das eben Gelernte in eurem Leben in der kommenden Woche umsetzen könnt. Verwendet dabei auch Formulierungen des Abschnittes, das hilft, dass wir uns das noch besser merken können und dadurch verändert werden. Betet für unser Land, für die Gemeinde, die momentane Situation, bestimmte Mitmenschen und auch für weitere persönliche Anliegen.

Auslegungspredigt: Wie ich Predigtserien vorbereite

Nachdem ich kürzlich über die besten Ressourcen zur Auslegungspredigt gebloggt und dort einige Bücher der Predigtlehre vorgestellt hatte, kam bald die Frage auf, wie man sich am besten auf das Predigen durch ganze Bibelbücher hindurch vorbereitet. Diese Sache ist natürlich sehr unterschiedlich von Prediger zu Prediger, weshalb es kein fixes Rezept für alle geben kann. Das will ich auch gar nicht. Aber ich möchte als ein Teil der Antwort auf diese Frage meine eigene Praxis vorstellen, die ich im Laufe der Jahre entwickelt und verfeinert habe, damit sie auf meinen persönlichen Stil und meine Gegebenheiten passt und werde manches auch so versuchen zu begründen, dass es möglichst anderen (jungen) Predigern Hilfe geben kann.

Meine Umstände sehen zur Zeit so aus, dass ich hauptberuflich in der Kunststoffindustrie tätig bin und daneben etwa alle 2-3 Wochen bei uns in der Gemeinde predige. Insgesamt kann ich pro Jahr ungefähr 18 – 20 Predigten innerhalb von Serien vorbereiten und dazu noch etwa zwei bis drei Einzelpredigten an Feiertagen oder zu anderen Anlässen. Hinzu kommen Einladungen in andere Gemeinden, wo ich als Gastredner predigen darf.

Beginn: Ein Jahr im Voraus

Meine Vorbereitung auf eine Predigtserie beginnt in der Regel ein Jahr bevor die erste Predigt der Serie gehalten wird. Ich beginne mit der Entscheidung unter Gebet, was nach der oder den den bereits vorbereiteten Serie/n als Nächstes drankommen wird. Immer wieder staune ich, wie perfekt diese Predigttexte auf die Situation der Welt und der Gemeinde passen, wenn ich dort angelangt bin. Gottes Treue wird dadurch immer wieder neu sichtbar. Ich muss nicht bis drei Tage vor dem Gottesdienst warten, um zu wissen, was gerade für die Gemeinde relevant ist (das Wort „relevant“ ist in unserer Zeit zu einem Götzen verkommen), sondern Gottes Wort, jeder Vers und jeder Abschnitt, ja geradezu jedes einzelne Wort der Bibel ist immer und zu jeder Zeit 100% relevant.

Ungefähr 10 Monate vor Beginn der jeweiligen Serie lese ich zehn bis 15 Mal die Texte, über die ich predigen werde und mache nebenbei eine ungefähre Einteilung in Predigten, die ich dazu halten will, jeweils zusammen mit einem vorläufigen Arbeitstitel. Im neunten und achten Monat davor lese ich Kommentare und zuweilen auch Predigten, die andere gute Prediger zu den Texten schon gehalten haben. Dazu mache ich mir pro Predigt etwa fünf bis sechs Stichworte oder notiere mir ein bis zwei Sätze, die mir wichtig geworden sind. Kommentare dienen mir vor allem dazu, um wichtige grammatikalische Spezialitäten zu finden und die wichtigsten Fragen an den Text und dessen Kontext zu formulieren. Das hilft mir später bei der eigentlichen Vorbereitung. Die restlichen Monate nutze ich, um hin und wieder die Notizen durchzusehen und mir Gedanken darüber zu machen, die ich auch im Gebet immer wieder besprechen kann.

Wozu so lange im Voraus beginnen?

Manche werden sich jetzt fragen: Wozu diese lange Vorlaufzeit? Ich bin ein Denker und ein denkender Wiederkäuer. Ich brauche das. Man mag mir das als Schwäche auslegen, damit habe ich überhaupt kein Problem. Immerhin ist es mir noch nie passiert, dass ich in der Woche vor einer Predigt noch nicht wusste, worüber ich predigen soll. In den sieben oder acht Monaten bis zur Predigt sind für mich Kommentare und Predigten anderer Prediger über jene Texte tabu. Ich habe das Wichtigste vom Wichtigsten in meinen Notizen, das muss mir reichen.

Etwa zwei Wochen vor dem jeweiligen Termin beginnt dann die eigentliche Vorbereitung: Noch einmal den Text durchlesen, dann die Arbeit im griechischen oder hebräischen Grundtext mit Überlegungen zur Textkritik, die Übersetzung der wichtigsten Passagen (so ungefähr zwei bis drei Verse gehören bei jeder Predigt mindestens dazu), Wortstudien (welche Bedeutungsbreite hat ein bestimmtes Wort, wie wird es bei welchen Autoren verwendet) und ein Blick in die Grammatik sind die Grundlage. Als Nächstes versuche ich, die Botschaft des Textes in einem Satz zusammenzufassen und nehme diesen Satz, um darauf die Gliederung der Predigt aufzubauen. Der schwierigste Teil ist das Wissen darum, was weggelassen werden soll, denn nach dieser Vorbereitung ist so viel Stoff vorhanden, um allein pro Abschnitt mehrere Sonntage zu füllen. Weniger ist mehr – und da habe ich noch viel Lernpotenzial.

Ich bin in den vergangenen Jahren immer mehr zum Schluss gekommen, dass mir Kommentare nur am Rande helfen. Viel mehr Zeit verbringe ich bei Autoren der so genannten „Biblischen Theologie“, da deren Horizont deutlich weiter reicht. Sehr gute Kommentare sind zugleich auch Werke der Biblischen Theologie, aber da muss man weit suchen, um das Richtige zu finden. Auch ein Blick in die Dogmatik (Systematische Theologie) ist sehr wertvoll, um einen erweiterten Blick auf das Thema des Predigttextes zu erlangen. Und dann ist da die Gemeinde, die einzelnen Menschen, die zuhören werden und auf die Predigt reagieren sollen. Wie kann der Bibeltext für sie möglichst eindringlich verständlich werden? Und nicht zuletzt: Wo im Text finde ich das Kreuz und die Auferstehung Jesu? Kein Mensch kann Gottes Gebote aus sich selbst halten. Immer und immer wieder brauchen wir das Evangelium, in welchem erst die Kraft steckt, um Gottes Willen zu tun.

Fragen, die mir bei der Vorbereitung helfen:
  • Wer hat den Text an wen gesprochen, geschrieben oder anderweitig kommuniziert?

  • In welchem Kontext steht er? Altes oder Neues Testament? Vor oder nach Ostern?

  • Welche Art von Text ist es? Ein Geschichtsbericht? Ein Brief? Ein biographischer Text? Ein Lied?

  • Wie wurde der Text im Laufe der Kirchengeschichte verstanden?

  • Was an dem Text überrascht mich?

  • Warum steht das so da wie es da steht? Wie hätte es anders geschrieben werden können und warum wurde es nicht anders geschrieben?

  • Wie ist der Text aufgebaut? Welche kleinen Wörter wie „und“, „aber“, „sondern“, „dennoch“, „denn“, „doch“, und so weiter machen den Fluss des Textes aus und wie machen sie das?

  • Wie ist der jeweilige Abschnitt in das ganze Buch eingebunden? In welcher Beziehung stehen die Teile der Serie zueinander? Wie lautet die ganze Argumentation, die über mehrere Teile der Serie hinweg verläuft?

  • Wo ist Christus in meinem Text? Wo hilft Er mir bei der täglichen Umsetzung?

  • Was könnte in unseren modernen Ohren anstößig sein? Wie antworten wir einem Skeptiker darauf?

  • Was bedeutet der Text für unsere Gemeinde, unser Zusammenleben in der Gesellschaft, am Arbeitsplatz oder in der Familie?

  • Welche Lebenslügen spricht der Text an und durch welche Wahrheiten will er sie ersetzen?

Alle diese Fragen dienen zum besseren Verständnis des Textes. Welche davon am Ende in die Predigt einfließen, ist eine ganz andere Frage. Nicht alle Infos, die sich aus diesen Fragen ergeben, können tatsächlich erwähnt werden, sonst wird der Hörer mit too much an Wissen bombardiert und häufig überfordert. Ich versuche – passend zum jeweiligen Text – Abwechslung in die Arten der Infos zu bringen. Mal mehr apologetisch, mal mehr Infos zu den Einleitungsfragen, mal mehr Infos aus den Wortstudien, und so weiter.

Zum Schluss noch drei Hinweise:
  1. Ich habe das riesige Privileg, dass ich die Sprachen der Bibel lernen durfte. Es gibt aber auch gute Hilfsmittel, mit denen man auch ohne dieses Wissen die Bibel auslegen und verstehen kann. Verschiedene Bibelübersetzungen (möglichst auch in anderen Sprachen wie englisch, französisch, spanisch oder was auch immer man kann), Konkordanzen zu den Wörtern der Bibel, Interlinear-Übersetzungen, Lexika zur Bibel, und so weiter. Eine gute Dogmatik sollte keinesfalls fehlen.

  2. Ich möchte an der Stelle das Element der Freiheit betonen. Dass man eine Predigt vorbereitet und vielleicht auch schon ausgeschrieben hat, bedeutet noch nicht ganz zwingend, dass man sie auch genau so halten muss. Hier bin ich ein Verfechter der predigerlichen Freiheit. Es kann vorkommen, dass man alles bereit hat und sich dann doch vom Geist Gottes gedrängt fühlt, spontan etwas ganz anderes zu predigen. Oder dass man am Abend davor merkt, dass Gott doch noch was anderes sagen will. Oder dass im Gottesdienst etwas gebetet wird, worauf der Geist Gottes in der Predigt reagieren möchte. Oder dass eine Predigt im Laufe des Predigens plötzlich eine ganz andere Richtung nimmt und einen anderen Schwerpunkt erfordert. All das sind Beispiele aus dem Predigeralltag, die wohl dem Einen oder Anderen bekannt vorkommen werden. Und das ist gut so, denn der Geist weht, wo Er will. Das alles spricht nicht gegen eine sehr gute Vorbereitung, denn wer gut vorbereitet ist, kann improvisieren; wer schlecht vorbereitet ist, muss improvisieren.

  3. Was würde ich ändern, wenn ich jeden Sonntag predigen sollte? Ich würde noch früher mit der Vorbereitung anfangen. Vermutlich 18 statt zwölf Monate im Voraus. Wenn zwei oder drei Wochen verstreichen bis man die Gemeinde in der Serie wieder weiterführt, ist es wichtig, dass man den Rückblick auf das Bisherige, wenn man es noch weiter vertiefen will, nicht zu oberflächlich aber auch nicht zu langwierig macht. Das ist ein Spagat, zu dem man immer wieder herausgefordert ist.

Hast Du noch mehr Fragen, Anregungen oder eigene Tipps für die Vorbereitung von Predigtserien oder Serienpredigten?

Gepredigt: Jona und die Lektion von Gottes Gnade

“[…] Ich saß vor etwa eineinhalb Wochen auf dem Zahnarztstuhl, weil da etwas Fräsen und eine neue Füllung nötig war. Als ich noch auf die Zahnärztin wartete, kam mir plötzlich Jakobus 5,16 in den Sinn, wo es heißt: Bekennt einander die Übertretungen und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet! Das Gebet eines Gerechten vermag viel, wenn es ernstlich ist. Als langjähriger Kariespatient bin ich mir bewusst, dass der Zahnarztbesuch etwas Wichtiges ist, aber nicht unbedingt etwas Schönes. So ähnlich ist es auch, wenn wir einander unsere Sünden bekennen. Beides geht mit Schmerzen einher, beides ist unangenehm, aber beides verhindert auch, dass sich in uns etwas Schlimmeres einnistet und sich hindurchfrisst. Wenn wir unsere Sünden nicht immer wieder bekennen, frisst sich die Sünde immer tiefer in uns hinein und es wird immer schwieriger und unangenehmer, irgendwann doch noch was davon zu sagen. Wenn wir uns an das perfekte Deckmäntelchen des Christseins gewöhnt haben, wenn das zu unserer zweiten Natur geworden ist, dass wir niemanden zu tief in unser Leben blicken lassen, dann ist es richtig schwierig geworden, uns von Gott verändern zu lassen. Dann haben wir uns schon so daran gewöhnt, den Heiligen Geist zu ignorieren, dass wir fast unansprechbar für Gott geworden sind.

Gottes Gnade ist immer noch jeden Tag für uns da – aber nicht nur für uns, sondern auch für all die Menschen um uns herum. Die Menschen von Ninive hatten 40 Tage Zeit, wenn sie in der Zeit keine Buße getan hätten, wäre die Stadt wohl zerstört worden und unser Prophet hätte sein Spektakel gehabt. Noch ist Gnadenzeit. Noch haben wir Zeit, um unsere Mitmenschen mit dem Evangelium zu erreichen. Noch haben wir Zeit, in der es Umkehr geben kann. Irgendwann wird der Herr Jesus wiederkommen – sei es heute Nachmittag oder in 200 Jahren, das weiß keiner – und dann wird es zu spät sein. Wenn Gottes Heute zu früh ist, um Buße zu tun, könnte dein Morgen zu spät sein dafür. Wenn Gott dir heute sagt, dass du etwas in Ordnung bringen sollst, dann tue es gleich. Manchmal werden Menschen innerlich so verhärtet wie Jona, dass es erst einen Wurm braucht, um sie zum Aufwachen zu bringen. Dann muss erst etwas in Brüche gehen, bevor sie bereit sind, auf den Heiligen Geist zu hören und zu tun, was sie sollen. Gott hat Mitleid mit Ninive und Mitleid mit dem Schwarzwald. Auch hier gibt es viele Menschen, die es nötig hätten, von Jesus zu erfahren. Auch der Schwarzwald ist voller Sünde und Rebellion! […]”

Predigt über Jona 4:

Auslegungspredigt: Die besten Ressourcen

Im Laufe von zwölf Jahren Predigtdienste in verschiedensten Gemeinden habe ich zwischen 40 und 50 Bücher über das Vorbereiten und Halten von Predigten gelesen – oder manche zumindest angelesen und irgendwann nur noch überflogen. Da ich hin und wieder danach gefragt werde, stelle ich hier die „ultimative Homiletik“ vor, also wie ein Band zur Predigtlehre aussehen würde, wenn ich ihn aus den besten Kapiteln aller bisher gelesenen Homiletikbüchern zusammenstellen könnte.

Kurz nach meiner Bekehrung anno 2002 stieß ich auf meiner Suche nach mehr Tiefgang für mein geistliches Leben auf die Predigten von Charles Haddon Spurgeon und John F. MacArthur. Diese beiden waren meine ersten Bibellehrer, wenn man das so sagen will. Beide haben ein Buch zur Predigtlehre veröffentlicht. So war es nicht erstaunlich, dass ich deren Bücher schon früh zur Hand nahm. 

C. H. Spurgeon – Ratschläge für Prediger (Amazon-Link). Dieses Buch gefällt mir gut – doch die Predigten von Spurgeon sind besser. Ich würde das Buch als Prolegomenon zur Predigtlehre empfehlen, zusammen mit zwei bis drei Predigtbänden nach eigenem Geschmack. Spurgeon ist immer gut, auch dann, wenn man ihm nicht zustimmt.

John F. MacArthur – Biblisch predigen (Amazon-Link). MacArthur hat hier mit einigen Kollegen ein richtig spannendes Werk geschaffen. Wirklich wichtig finde ich die ersten drei Kapitel, in welchen es darum geht, was eine Auslegungspredigt ist und wie sie in der Geschichte der Christenheit an Wichtigkeit gewonnen und inzwischen leider auch wieder vielerorts verloren hat.

D. Martyn Lloyd-Jones – Die Predigt und der Prediger (Amazon-Link). Der wichtigste britische Prediger des 20. Jahrhunderts war Lloyd-Jones. Dieses Buch ist für mich das Wichtigste zur Predigtlehre überhaupt. Ich bin inzwischen dabei, es zum 15. Mal zu lesen. Auch mit ihm muss man nicht in jeder Frage einig sein, aber es tut gut, das eigene Selbstverständnis als Prediger immer wieder neu auf den Prüfstand zu stellen und sich neu unter den Gehorsam gegen Gott und Sein Wort zu stellen. Meine „ultimative Homiletik“ würde sein Buch in voller Länge enthalten.

Timothy Keller – Predigen. Damit Gottes Wort Menschen erreicht (Amazon-Link). Ich muss zugeben, dass mich das Buch vom Keller im ersten Durchgang enttäuscht hat, da ich so viel Gutes darüber gelesen habe, und das Buch zur Ehe von Ehepaar Keller exzellent ist, hatte ich wohl zu viel erwartet. Mein Fazit ist nach wie vor, dass zu den meisten Themen Lloyd-Jones die gleichen Dinge auf eine bessere Art und Weise sagt, aber ich möchte hinzufügen, dass das 5. Kapitel über das spätmoderne Denken wirklich gut ist und unbedingt lesenswert. Somit würde ich nach dem ganzen Buch von Lloyd-Jones das Kapitel 5 von Kellers Buch anhängen.

Michael F. Ross – Predigen wirkt Wunder. Der Glaube kommt aus der Predigt (Amazon-Link). Das ist (leider?) kein pfingstlich-charismatisches Buch, wie der Titel es denken lassen könnte, sondern eine exzellente Studie zur Predigtweise der Puritaner. Der Autor möchte die heutigen Prediger jedoch nicht überzeugen, puritanische Predigten zu halten, sondern vielmehr von der Vielfalt und zugleich Ausgewogenheit der puritanischen Predigten zu lernen. Ich würde den Teil 2 (Kapitel 5 – 10) über die fünf Arten der puritanischen Auslegungspredigt der „ultimativen Homiletik“ hinzufügen.

Daneben gibt es einige weitere gute Bücher zur Predigtlehre, etwa von meinem Dozenten für Praktische Theologie, Prof. Armin Mauerhofer, dasjenige von Haddon Robinson, von Arturo Azurdia oder John R. W. Stott. Diese alle sind gute bis sehr gute Ressourcen, die sich jedoch immer wieder in Teilen überschneiden. Wer also die Muße (und die Mäuse oder die Uni-Bibliothek) hat, zehn Bücher zum Predigen zu lesen, hat hier eine ziemlich definitive Liste. Eins habe ich schon lange aufgeschoben und bin bisher immer noch nicht dazu gekommen, nämlich das dünne Booklet von David R. Helm (Expositional Preaching) in der Serie von 9Marks.

Eines der wichtigsten Hilfsmittel ist jedoch das Lesen von guten Predigten, denn das prägt noch mehr. Allerdings möchte ich eine Warnung aussprechen: Predigten zu dem Text zu lesen, über den man gerade predigen will, verführt oft dazu, dass man Gedanken blind übernimmt. Deshalb empfehle ich, möglichst oft gute Predigten zu anderen Bibelbüchern zu lesen als man gerade drin steckt. Gute Predigten prägen uns und unseren Predigtstil. Es gibt Predigten aus allen Zeiten der Kirchengeschichte zu finden. Von Kirchenvater Chrysostomus über die Reformatoren, Puritaner, Methodisten, Heiligungsprediger bis zu C. H. Spurgeon, D. M. Lloyd-Jones, John Piper, Tim Keller, und vielen mehr. Auch mein Freund Michael Freiburghaus, Pfarrer der ev.ref. Kirchgemeinde Leutwil-Dürrenäsch in der Schweiz, hat schon mehrere sehr empfehlenswerte Predigtbände veröffentlicht.