Buchtipp: Macbeth

Macbeth von Jo Nesbo

Nesbø, Jo, Macbeth. Blut wird mit Blut bezahlt, Penguin Verlag München, 2018, 621S., Verlagslink, Amazon-Link

Das Hogarth Shakespeare Projekt versucht, mit zeitgenössischen Autoren die Werke von Shakespeare für unsere Zeit neu zu erzählen. Als kleine Auffrischung habe ich Macbeth im Original von Shakespeare direkt vor der Lektüre von Nesbø gelesen. Ich war gespannt, wie er die verschiedenen Details des Romans modern umsetzt. Die Geschichte ist deshalb auch schon weitgehend vorgegeben. Sie hat keinen Anspruch, etwas ganz Neues zu sein. Das sollte man sich bei solchen Projekten bewusst sein und nicht erwarten, dass dahinter so ein richtig typischer Nesbø stecken muss.

Inspektor Macbeth arbeitet bei der Polizei einer Stadt, die hauptsächlich noch von Drogen, Spielsucht und Korruption lebt. Der frühere Chief Commissioner Kenneth war ein Tyrann, der alles in seiner Hand hatte. Dann sind da noch die Norse Riders, ein krimineller Motorradclub, der die Stadt in Angst und Schrecken hält, Hecate, ein alter Mann, der die Drogen produzieren lässt und im Hintergrund alle möglichen Fäden zieht und Tourtell, der schwere Bürgermeister, der überall mitreden will, aber durch zahlreiche Abhängigkeiten gebunden ist. Und natürlich Lady, die Geliebte von Macbeth, die das beste Spielcasino der Stadt betreibt und versucht, Macbeth zu überzeugen, neuer Chief Commissioner zu werden. Banquo, sein Sohn Fleance. Angus, Lennox, Caithness und Duff, der bei Shakespeare Macduff heißt, sind weitere Personen, die ihre Namen und Rollen bereits im 400 Jahre alten Original erhielten.

Man kann unterschiedlicher Meinung über Sinn und Unsinn von Neuerzählungen älterer Geschichten sein. Ich sehe Vor- und Nachteile darin. Und natürlich muss sich jeder Autor, der eine solche Aufgabe übernimmt, auch die Frage stellen, was von der Geschichte gleich bleiben soll und was man davon modernisiert. Die Mordwaffe ist ungefähr dieselbe geblieben. Hat Shakespeare Macbeth noch seine Feinde mit dem Dolch erstechen lassen, nimmt der moderne Macbeth Messer, die er werfen kann. Da fand ich es unglaubwürdig, dass kaum jemandes Verdacht auf ihn fiel und er zumindest die längste Zeit des Buches fortfahren konnte. Nesbø hat versucht, möglichst nahe am Original zu bleiben, indem er Namen, Waffen und anderes mehr beibehielt. Das ist durchaus lobenswert, wenn er sich bloß dabei nicht in solche Widersprüche verstricken würde.

Richtig gut umgesetzt fand ich die Verwandlung von Macbeth vom unsicheren, einfachen Polizisten zum herrischen Tyrannen. In Macbeth geht es um die Gier, die Herrschsucht, den Machthunger, der mit der Zeit derart zunimmt, dass er zur totalen Verblendung führt. Macbeth will eigentlich nur das Beste für seine Stadt. Chief Commissioner Duncan war zu schwach, um die Stadt aus ihrem Elend zu führen, in das sein Vorgänger Kenneth sie geführt hatte. Zumindest aus der Sicht von Lady, dann auch von Macbeth. Ein Mord führte zum nächsten Mord, eine Lüge zu einer weiteren, und das Ringen um Macht hinterlässt eine breite Blutspur. Doch wer hat eigentlich das Sagen? Hecate, der die Menschen gut einzuschätzen weiß und überall Spione hat? Bürgermeister Tourtell? Oder der Chief Commissioner, der im Falle eines Notstandes die vollständige Immunität und Befehlsgewalt erhält? Der Autor nimmt seinen Leser in das Gewirr von Korruption, Erpressung, Kriminalität und Drogensucht hinein, ein Strudel, der sich verdichtet und erst ganz am Schluss entwirrt sich das Ganze.

Wie ein Tintenfisch umfängt die Gier den Protagonisten – mit allen Armen und Tentakeln reißt sie ihn in die äußerste Finsternis menschlichen Daseins. Macbeth wird sich selbst zum größten Feind, weil er sich so blind seiner eigenen Verderbtheit in den Rachen wirft. Hier wird aber auch die größte Stärke zur größten Schwäche des Buches. Es ist eine Adaptation einer 400 Jahre alten Geschichte und ist für eine Leserschaft des 21. Jahrhunderts geschrieben. Was Nesbø nicht gelingt, ist die Übersetzung des Shakespeare’schen Denkens – und ich bezweifle offen gesagt auch, dass sich der Autor dieses Denken tatsächlich verinnerlicht hat. Zu plump sind manche seiner Formulierungen am Original angelehnt. Der Leser, welcher Shakespeares Version kennt, fühlt sich zwischen den beiden Zeiten hin- und hergerissen. In keiner der beiden Zeiten scheint sich die Geschichte wirklich zu spielen. Für den Leser des 21. Jahrhunderts wäre entweder das Denken Shakespeares besser zu erklären (sei es im Vorwort, in Fußnoten oder einfach durch besser erklärende Formulierungen im Text), oder die Sprache und das Denken komplett an die heutige Zeit anzupassen (was ich persönlich schade fände, denn einen politisch korrekten Macbeth braucht keiner…). Ich kann die heutigen Leser, die vom Buch enttäuscht sind, verstehen, denn es braucht einiges an gedanklicher Vorbereitung, um im Leben und Denken des frühen 17. Jahrhunderts anzukommen. Dennoch möchte ich jene Leser herausfordern, den originalen Macbeth zu lesen und dann zu versuchen, Nesbø besser zu verstehen. Ich glaube, das ist es wert.

Fazit:

Jo Nesbø ist mit Macbeth ein Werk gelungen, das dem Original in einem modernen Setting sehr nahe kommt. Es ist spannend geschrieben, orientiert sich jedoch vom Denken und mancher Formulierung ebenso am Original, sodass es dem Autor nicht gelingt, die Brücke ins Denken des westlichen 21. Jahrhundert zu schlagen. Der Leser müsste sich zunächst in die Weltanschauung Shakespeares einarbeiten, um das Buch richtig einordnen zu können. Ich gebe 4 von 5 Sternen.

Die nächsten großen Fragen unserer Zeit

Vieles beeinflusst heutzutage unser Leben, was noch vor wenigen Jahren wie Science-Fiction geklungen hätte, wenn es jemand erzählt hätte. Und jetzt sind wir mitten in der Zukunft. Das braucht uns keine Angst machen, es ist eine enorm spannende Zeit, für die ich dankbar bin. Und so möchte ich ein paar Fragen prognostizieren, die uns die nächsten Jahre beschäftigen werden.

Bislang waren wir uns gewohnt, als Christen in säkularen Bahnen zu denken. Wir konnten manchen Dingen zustimmen und manche ablehnen, aber im großen Ganzen hat unsere Argumentation immer säkulare Elemente enthalten. Schauen wir uns das an einem Beispiel an: Menschenwürde. Wir haben betont, was den Menschen vom Tier trennt und das dann als das genuin Menschliche betrachtet, was dem Menschen diese Würde gibt. Das ist nicht ganz falsch, aber es wird nicht länger ausreichend sein. Es gibt auf der einen Seite viel Forschung dazu, wie weit Tiere dem Menschen ähnlich sind (emotionale Reaktion, Kommunikation, etc.) und auf der anderen Seite ein großer Zweig der Forschung an „künstlicher Intelligenz“ mit sehr lernfähigen Algorithmen. Wir müssen lernen, das Menschsein ganz neu zu denken, und zwar von der Bibel, Gottes Wort, her. Ich werde hier nur Fragen aufwerfen, noch keine Antworten geben. Erste Frage lautet also: Was ist der Mensch? Was macht seine Würde, sein eigentliches Menschsein, aus?

Mit der Frage nach dem Menschen hängen zwei weitere Fragen ganz eng zusammen, die auch neu unter Beschuss kommen werden: Wer ist Gott? Und hier ist es ebenso wichtig, sich nicht von der säkularen Begrifflichkeit zu nähern, sondern die Antworten direkt aus der Bibel zu gewinnen. Häufig werden philosophische Konzepte in die Theologie hinein geschmuggelt, welche dann zu einer einseitigen Auflösung mancher Spannungen führen. So etwa die philosophische Vorstellung eines Determinismus, die dann die Vorstellung einer doppelten Prädestination prägt, oder die Systemtheorie oder Prozesstheologie, Offener Theismus, und so weiter, welche allesamt zu ziemlich abenteuerlichen Schlüssen führen. Oder dann werden säkulare romantische Vorstellungen über eine bedingungslose Liebe in die Theologie geholt, die dann alles umzudeuten versuchen. Hier müssen wir lernen, unsere Weltanschauung von der Bibel und zwar von ihr allein prägen und vorgeben zu lassen.

Ebenfalls stark mit dem Menschenbild verknüpft ist unsere Vorstellung von der Realität. Die „Enhanced“ oder „Mixed“ Reality (also „erweiterte“ oder „gemischte“ Realität), die durch den technologischen Fortschritt schon länger am Entstehen ist und unsere Zukunft enorm prägen wird, stellt uns vor die Frage, was eigentlich real ist und was nicht. Sehr viel am Menschen kann chemisch und elektronisch manipuliert werden. Viele Menschen lagern ihr Wissen in externe Geräte wie Smartphone aus und lassen dadurch die Struktur ihres Denkens nachhaltig verändern. Was also ist Realität? Was kann der Mensch wissen und wie entsteht dieses Wissen? Teile des Internets schaffen durch Algorithmen immer häufiger Filterblasen, innerhalb welcher der Nutzer nur noch das findet, was ihn in seiner Sichtweise bestätigt. Fake-News werden im großen Stil verbreitet. Was ist real? Was ist wahr? Hier sind wir herausgefordert, für die absolute, ewig und universal gültige Wahrheit Gottes einzutreten und eine echte, authentische Realität in unserem Leben fassbar zu machen.

Eine vierte Frage, die uns beschäftigen wird, betrifft Freiheit und Gerechtigkeit. Was bedeutet Freiheit in einer Welt, die alles überwachen kann, und in der doch so vieles unsicher und ungewiss ist? Was ist Gerechtigkeit? Kann es so etwas wie „soziale Gerechtigkeit“ geben oder ist das ein Widerspruch in sich selbst? Oder ist es gar nur eine leere Worthülse, die gern genutzt wird, um damit alles Mögliche zu begründen? Fragen über Fragen, und es ist hochinteressant, sich damit von der Bibel her kommend zu befassen.

Es werden auch noch weitere Fragen auf uns zukommen, aber ich möchte es mal bei diesen ersten und meiner Meinung nach dominierenden Fragen belassen. Ich meine, dass unser Nachdenken über diese Fragen damit anfangen muss, dass wir beginnen, die Bibel ganz neu zu lesen. Häufig finden wir in der Bibel nur das, was wir schon immer gewusst und schon oft gelesen haben. Das ist auch ein wenig sowas wie eine Filterblase. Jedes Jahr bei der neuen Jahres-Bibellese wieder eine Bestätigung dessen, was man ja eh schon wusste. Ich möchte uns herausfordern, nach dem Abenteuerlichen, Schockierenden oder Überraschenden zu suchen. Ich bin häufig enttäuscht über unsere Übersetzungen der Bibel, weil so viele Texte eingeflacht sind, sie werden verharmlosend übersetzt; wohl um die Leser nicht zu erschrecken. Aber wenn Paulus im Philipperbrief über all seine Privilegien als jüdischer Schriftgelehrter nachdenkt, dann findet er diese im Vergleich zu Jesus Christus so ziemlich kacke (in Philipper 3,8 wird häufig mit „Dreck“ übersetzt, was besser in Fäkalsprache wiedergegeben werden sollte). Das darf uns schockieren, es darf uns aus unserer Komfortzone rausjagen, denn die Bibel wurde nicht für unseren Komfort gemacht, sondern eher für unsere Komm-fort-und-folge-Mir-nach-Zone. 

Wir brauchen eine neue Leidenschaft für Jesus Christus, eine Leidenschaft, die uns bereit macht, allen Komfort, alle Ehre der Welt, alle weltliche Anerkennung hinter uns zu lassen und von Jesus Christus, dem Gekreuzigten und Auferstandenen zu sprechen. Sein stellvertretendes Sühnopfer am Kreuz auf Golgatha ist das Zentrum und der rote Faden der ganzen Bibel. Vom Sündenfall an in 1. Mose 3 wussten die Menschen vom Messias, den Gott senden wird, damit Er an unserer Stelle für unsere Sünde stirbt, und das Buch der Offenbarung ist ein prophetisches Buch, das die Auswirkungen des Kreuzes zeigt: Ein Gottesvolk von Menschen aus allen Stämmen, Nationen und Sprachen. Überall in der Bibel ist die Rede von Jesus Christus, der den einen ein Stolperstein und anderen eine Torheit ist. Das wird sich nicht ändern – es wird noch zunehmen. Es wird zunehmend schwieriger werden, „auf beiden Beinen zu hinken“ oder lauwarme Christen zu sein. Aber das ist auch gut so – es fordert uns heraus, uns ganz und gar Gott hinzugeben und uns von Ihm verändern zu lassen. Die Zeit, in der man das Kreuz irgendwie humanistisch umdeuten konnte, ist endgültig vorbei. Was soll jemand mit einem humanistischen Kreuz, wenn er den Humanismus auch kreuzlos haben kann? Das Kreuz bezahlt unsere Schuld, besiegt Satan, wäscht uns rein, nimmt unsere Schmach und unsere Krankheit und gibt uns die vollendete Gerechtigkeit Jesu Christi. Darum geht es. Und wer meint, er habe das nicht nötig, wird sich lieber eine Selbstwertgefühlstherapie suchen, die ihm einredet, wie gut er in sich selbst sei. Was dabei herauskommt, wird spätestens die Zeit zeigen.

Buchtipp: Die Gabe der Könige

Hobb, Robin, Die Gabe der Könige, Penhaligon Verlag, RandomHouse, München, August 2017, Verlagslink, Amazon-Link
Vielen Dank an den Penhaligon-Verlag für das Rezensionsexemplar des Buches. 
 
Fitz Chivalric Weitseher ist ein uneheliches Kind von Prinz Chivalric, dem geplanten Thronfolger der Sechs Provinzen. Er erzählt in diesem Buch aus seiner Sicht, was sich in seinem Leben bisher zugetragen hatte. Die ersten Jahre wächst er ohne Erinnerung an seine Mutter oder weitere Familie auf; das erste Ereignis, an das er sich erinnern kann, ist die Ankunft in der Stadtfestung. Was er noch nicht weiß, ist, dass tief in ihm die Gabe der Weitseher-Könige schlummert – eine Fähigkeit, sich in die Gedanken anderer Menschen und Tiere „einzuhacken“, um diese zu lesen oder gar zu manipulieren. Damit diese Gabe zu ihrer Entfaltung kommt, muss sie hart trainiert werden; doch sie ist auch enorm gefährlich, da sie leicht missbraucht werden kann.
In Friedenszeiten wird eine solche Wunderwaffe nicht gebraucht, doch eines Tages wird klar, dass nicht allzu weit ein Feind lauert: Die Roten Korsaren. Sie waren mit Schiffen unterwegs, überfielen immer mal wieder Dörfer auf dem Festland der Sechs Provinzen, und kidnappten die Bevölkerung. Sie wollten Lösegeld, wenn die Geraubten getötet werden sollten. Ansonsten wurden sie zurückgebracht – als Entfremdete. In diesem Zustand waren die Rückkehrer emotions- und willenlos, agierten wie Roboter, überfielen Reisende, um sich ernähren zu können, und waren ansonsten so gleichgültig allem gegenüber, dass sie nur herumsaßen, bis sie wieder Hunger hatten. Ihre Notdurft verrichteten sie gerade da, wo sie sich zufällig befanden. Angesichts dieser Gefahr sollten die jungen Menschen mit dieser Superwaffe in kürzester Zeit ausgebildet werden, damit sie helfen konnten, die Sechs Provinzen zu beschützen. Doch ob dies gelingt? Das Leben auf dem Hof nimmt inzwischen den normalen Lauf, eine Hochzeit bahnt sich an, Intrigen verdichten sich ob der Gefahr von außen.
Die Lektüre dieses Fantasy-Romans hat mir gut gefallen, insbesondere auch deshalb, weil er viele aktuelle Fragen mit einem neuen Hintergrund erneut aufwirft: Wie gehen wir mit Superwaffen um? Was macht den Menschen aus? Fitz muss viele ethische Fragen klären und sich entscheiden, was er in welchem Fall tun will. Als Leser müssen wir uns diese Fragen auch stellen, und es tut uns gut, diese von einem Fantasy-Roman gestellt zu bekommen. Es ist keine leichte Lektüre, wenngleich mit der Zeit immer fesselnder, als sich die Ereignisse überstürzen und kurzfristige, ungeplante Reaktionen erfordern. Den Einstieg fand ich hingegen eher etwas zäh. Auch muss man sich natürlich fragen, ob die Autorin mit der Handlung im Roman die richtigen Antworten auf die brennenden Fragen zu geben vermag, was ich nicht immer so empfand. Doch alles in allem ist es ein spannender und lesenswerter Roman.
Ich gebe dem Buch vier von fünf Sternen.

 

13. Frage im Westminster Katechismus

13. Frage: Blieben unsere ersten Eltern in dem Zustand, in dem sie geschaffen wurden?
13. Antwort: Unsere ersten Eltern, der Freiheit ihres Willens überlassen, fielen aus dem Zustand, in dem sie geschaffen wurden, durch die Sünde gegen Gott37.
Bibelstellen dazu:
37 1. Mose 3, 6 – 8: Und die Frau sah, daß von dem Baum gut zu essen wäre, und daß er eine Lust für die Augen und ein begehrenswerter Baum wäre, weil er weise macht; und sie nahm von seiner Frucht und aß, und sie gab davon auch ihrem Mann, der bei ihr war, und er aß. Da wurden ihnen beiden die Augen geöffnet, und sie erkannten, daß sie nackt waren; und sie banden sich Feigenblätter um und machten sich Schurze. Und sie hörten die Stimme Gottes des Herrn, der im Garten wandelte, als der Tag kühl war; und der Mensch und seine Frau versteckten sich vor dem Angesicht Gottes des Herrn hinter den Bäumen des Gartens. 2. Korinther 11, 3: Ich fürchte aber, es könnte womöglich, so wie die Schlange Eva verführte mit ihrer List, auch eure Gesinnung verdorben [und abgewandt] werden von der Einfalt gegenüber Christus.

10. Frage im Westminster Katechismus

10. Frage: Wie schuf Gott den Menschen?
10. Antwort: Gott schuf den Menschen als Mann und als Frau, nach seinem Bild26, mit Erkenntnis27, Gerechtigkeit und Heiligkeit28, mit Herrschaft über die Geschöpfe29.
Bibelstellen dazu:
26 1. Mose 1, 27: Und Gott schuf den Menschen in seinem Bild, im Bild Gottes schuf er ihn; als Mann und Frau schuf er sie.
27 Kolosser 3, 9 – 10: Lügt einander nicht an, da ihr ja den alten Menschen ausgezogen habt mit seinen Handlungen und den neuen angezogen habt, der erneuert wird zur Erkenntnis, nach dem Ebenbild dessen, der ihn geschaffen hat
28 Epheser 4, 24: Und den neuen Menschen habt angezogen, der Gott entsprechend geschaffen ist in wahrhafter Gerechtigkeit und Heiligkeit.
29 1. Mose 1, 28: Und Gott segnete sie; und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehrt euch und füllt die Erde und macht sie euch untertan; und herrscht über die Fische im Meer und über die Vögel des Himmels und über alles Lebendige, das sich regt auf der Erde! Psalm 8: Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name auf der ganzen Erde, der du deine Hoheit über die Himmel gesetzt hast! Aus dem Mund von Kindern und Säuglingen hast du ein Lob bereitet um deiner Bedränger willen, um den Feind und den Rachgierigen zum Schweigen zu bringen. Wenn ich deinen Himmel betrachte, das Werk deiner Finger, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast: Was ist der Mensch, daß du an ihn gedenkst, und der Sohn des Menschen4, daß du auf ihn achtest? Du hast ihn ein wenig niedriger gemacht als die Engel; mit Herrlichkeit und Ehre hast du ihn gekrönt. Du hast ihn zum Herrscher über die Werke deiner Hände gemacht; alles hast du unter seine Füße gelegt: Schafe und Rinder allesamt, dazu auch die Tiere des Feldes; die Vögel des Himmels und die Fische im Meer, alles, was die Pfade der Meere durchzieht. Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name auf der ganzen Erde!

Ein trauriges Jubiläum

Ein trauriges Jubiläum – Gedanken zu 40 Jahren Roe v. Wade

Heute vor 40 Jahren, am 22. Januar 1973, wurde mit dem Gerichtsurteil Roe v. Wade ein Urteil mit großem Ausmaß gefällt. Obwohl dieses Urteil nur in den Vereinigten Staaten direkte Auswirkungen hatte, wurden dadurch viele Entscheidungen in anderen Ländern getroffen, deren Ergebnisse sich als ähnlich schrecklich erweisen.
Doch was war Roe v. Wade genau? Es war das Grundsatzurteil, welches vom US-amerikanischen Supreme Court (dem obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten) gefällt worden war in Bezug auf Schwangerschaftsabbrüche. Es war eine der Entscheidungen, welche in den USA „landmark court decision“ genannt wird, weil dadurch das bisherige Gesetz geändert und dadurch die amerikanische Verfassung neu interpretiert werden muss. Dieser Fall in den USA wurde derart groß aufgerollt, dass dadurch die Diskussion in zahlreichen anderen Ländern auch angestoßen wird.
Durch das Urteil des obersten Gerichtshofes wurde ein neuer Standard in Bezug auf den Schutz des menschlichen Lebens gesetzt, weil dadurch festgelegt wurde, dass ab sofort der Teil des Lebens vor der Geburt nicht mehr unter dem Schutz des Staates stehen soll. Doch eigentlich hätte dieser genau diesen Auftrag, nämlich das Leben zu schützen.
Dass es Schwangerschaftsabbrüche gibt, ist nichts Neues. Es gab sie schon immer, könnte man sagen. Dass nun aber der Staat durch ein Gerichtsurteil den Schutz des Lebens aufhebt und damit den Menschen freie Hand gibt in dem, was sie mit anderen Menschen machen, das ist das Unerhörte an der ganzen Sache. Homo hominem lupus est, der Mensch ist dem Menschen ein Wolf, so sagte man bereits in der Antike. Und hier wird der Fanatismus des Menschen gegen andere Menschen so deutlich, dass man es eigentlich nicht zu erwähnen brauchte. Aber die Änderung eines Gesetzes bewirkt über kürzere oder längere Frist auch eine Veränderung der Moral der Gesellschaft.
Plötzlich wird das Leben neu definiert. Das Leben ist nicht mehr das Leben, nein, es ist nur dann ein Leben, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Es ist dann Leben, wenn seit der Befruchtung der Eizelle eine bestimmte Zeit verstrichen ist. Es ist nur dann Leben, wenn es gesund ist. Und hier kommen wir an eine Grenze, denn wer kann Gesundheit definieren? Wer kann Unversehrtheit des Lebens definieren? Wer hat das Recht dazu?
Das Recht dazu hat eigentlich allein Gott. Und Er definiert das Leben recht klar in Seinem Wort. Wir tun gut daran, dieses ernst zu nehmen und danach zu handeln – und ebenso auch, unsere eigene Definition davon abhängig zu machen. Deshalb fragen wir heute, was Er dazu zu sagen hat. Doch zunächst wollen wir uns noch die Auswirkungen von Roe v. Wade betrachten. Das Ergebnis des Gerichtsprozesses von Roe v. Wade hat zunächst einmal als Vorbild für viele andere Staaten fungiert. Man muss sehen, dass die USA lange Zeit als eher konservativer Staat betrachtet wurden. Und wenn ein solcher Staat schon eine derart tiefgreifende Veränderung des Gesetzes, sowie eine Neuinterpretation der Verfassung wollte, so war dies ein Grund für viele andere Länder, sich darüber auch Gedanken zu machen. So gab es immer mehr Änderungen, die zu einem Ausmaß an Schwangerschaftsabbrüchen führte, die unvorstellbar ist. Allein hier in Deutschland werden jedes Jahr zwischen 100’000 und 110’000 Babies abgetrieben. Das sind ca. 13% aller Schwangerschaften. Weltweit sind es jährlich ungefähr 42’000’000 Babies. Um sich diese Zahl besser vorstellen zu können: Deutschland hat 82’000’000 Einwohner. Innerhalb von zwei Jahren werden also weltweit mehr Babies ermordet als Deutschland Einwohner hat. Im 2. Weltkrieg geht man davon aus, dass weltweit ungefähr 64’000’000 Menschen durch den Krieg direkt ums Leben gekommen sind in all den Jahren. Hierzu bedarf es lediglich 1,5 Jahre an weltweiter Abtreibung, um denselben Schaden an Menschenleben anzurichten. Es kann hierbei keinesfalls darum gehen, irgend etwas zu beschönigen an dem, was geschehen ist. Aber man darf auch nicht beschönigen, was die Entscheidung des Falls Roe v. Wade angerichtet hat.
Und was sagt nun Gott zu dieser Sache?
An erster Stelle sei festgehalten, dass für Gott der Schutz des Lebens einen sehr hohen Stellenwert hat. Bereits im Bund mit Noach (1. Mose 9), welcher universell, also für alle Menschen aller Zeiten seit der Sündflut leben, gültig ist, stellt der Schutz des Lebens und das Errichten einer Gerichtsbarkeit, die das Leben schützen soll, eine zentrale Rolle.
Die Gesetze Israels sind nicht unsere Gesetze, aber sie zeigen uns ebenfalls, was Gott wirklich wichtig ist. So ist zum Beispiel der Schutz der Armen, der Unterdrückten, der Fremden, der Witwen und Waisen ein wichtiger Bestandteil. Diejenigen, welche wehrlos sind, müssen geschützt werden. Und im Grunde genommen gibt es keinen Ort und keine Zeit, in welcher ein Mensch hilfloser und wehrloser ist als im Mutterleib vor der Geburt. Es kann keinesfalls als etwas Normales betrachtet werden, dass heute so oft auf diese Weise reagiert wird auf eine Schwangerschaft. Es muss direkt als fanatisch und lebensfeindlich bezeichnet werden.
Des Weiteren gibt es zahlreiche Bibelstellen, aus deren Kontext hervorgeht, dass Gott der Schutz des Lebens, und in unserer heutigen Zeit – damals wäre dies etwas Unerhörtes gewesen – ganz besonders auch der Schutz des ungeborenen Menschenlebens etwas grundlegend Wichtiges ist. Aus den Gesetzen Israels geht zum Beispiel hervor, dass ein ungeborener Mensch für Gott genauso wichtig ist wie ein bereits zur Welt gekommenes Kind. So besagen die Gesetze, dass jemand, der im Streit mit einem anderen Mann eine schwangere Frau ungewollt stößt und damit das Kind schädigt, dieser in dem Fall gleich zu behandeln ist, wie wenn er einen bereits geborenen Menschen geschädigt hat.
Auch in den Psalmen finden wir den Gedanken immer wieder, dass Kinder für Gott wertvoll sind. So zum Beispiel in Ps. 127,3. Des Weiteren wird aus Psalm 139 deutlich, dass Gott die Kinder bereits im Mutterleib als vollwertige Menschen betrachtet, was sich auch mit der Lehre des NT deckt, denn bei dem Besuch der Maria bei Elisabeth (Lukas 1, 39 – 45) wird das noch Ungeborene bereits als „Kind“ oder „Baby“ bezeichnet. Somit gilt alles, was die Bibel zum Schutz des Lebens sagt, ohne Einschränkung auch für noch ungeborene Babies.
An dieser Stelle kommt nun die Frage auf, wie wir mithelfen können, das Leben zu schützen. Ich weiß nicht, wie man Roe v. Wade und alle Gesetzesänderungen in anderen Ländern rückgängig machen könnte. Vermutlich wird das gar nicht möglich sein. Aber es ist wichtig, dass wir hier nicht einfach die Augen verschließen, sondern uns bewusst sind, was in der Welt abgeht. Und jeder von uns kann einen Teil dazu beitragen, dass die Menschen sensibilisiert werden und sich mit dem Thema auch auseinandersetzt. Es gibt zum Beispiel jedes Jahr einen „Marsch für das Leben“, wo auf diese Problematik aufmerksam gemacht wird. Wichtig ist aber auch, dass wir die Menschen, welche dies bereits durchgemacht haben oder sich darüber Gedanken machen, nicht ablehnen, sondern zu helfen versuchen, wo wir es können. So kann uns auch dieses traurige Jubiläum dazu dienen, das Thema anzusprechen. 

Was ist der Mensch?

Was ist der Mensch?
Was ist der Mensch,
dass seiner Du gedenkst?
Und dass Du liebevoll
seine Schritte lenkst?
Dass Du voll Lieb’ und Treue
jeden Tag aufs Neue
voll Güte ihn beschenkst?
Was ist der Mensch,
dass Du im Leiden
am Stamm des Kreuzes
so bescheiden
für ihn hast Qual ertragen
für ihn Dich ließest schlagen,
um ihn zu kleiden.
Was ist der Mensch,
dass Du ihn liebst,
und dass Du Sünde
ihm gern vergibst.
Damit er ewig könne droben
Dich mit seiner Stimme loben
wie Du beschriebst.
Was ist der Mensch,
dass Du ihn willst,
in seinem Innern
die Stürme stillst,
Du willst gebrauchen ihn so gerne,
auf dass er von Dir Liebe lerne,
mit der Du füllst.
14.11.2012
Jonas Erne

Digitale Demenz

Digitale Demenz
Nachdem es mir von vier verschiedenen (voneinander unabhängigen) Seiten empfohlen wurde, habe ich das Buch „Digitale Demenz“ von Manfred Spitzer nun auch gelesen. Es hat mich rund drei Wochen begleitet, in denen ich immer nur kurze Zeit dem Buch selbst widmen konnte, da ich sonst noch eine Vielzahl an weiteren Projekten habe. Ich habe in dieser Zeit einiges an Neuem gelernt und vieles auch weiter vertiefen können, da es mich sehr interessiert.
Auch wenn man Spitzer nicht in allem zustimmt, werden sehr viele Zusammenhänge zwischen der Mediennutzung und den Problemen unserer Zeit klar. Leider werden diese Studien tatsächlich sehr gern verschwiegen oder falsch umgedeutet. Es wäre also dringend nötig, dass dieses Buch weitere Verbreitung bekommt. Ich empfehle es insbesondere allen Eltern, Lehrern und Jugendmitarbeitern. Spitzer vermittelt viel wichtiges Wissen sehr kompakt und recht gut verständlich, wenn man bereit ist, sich auf den Inhalt einzulassen.
Auf Seite 282 schreibt er: “Es ist ein Skandal, dass öffentliche Gelder dafür verwendet werden, Software auszuzeichnen, die die junge Generation zur Gewalt anleitet, dass Politiker und Pädagogen zu Marktschreiern verkommen und dass – über alle Parteien hinweg – eine völlige Immunität gegenüber den wissenschaftlich nachgewiesenen Erkenntnissen besteht.”
Dem muss ich leider zustimmen. In Anbetracht all der vorgestellten Forschung ist das tatsächlich ein Skandal. Es handelt sich dabei um den Ego-Shooter „Crysis 2“, der 2012 den Deutschen Computerspielpreis erhielt – ein Preis, zu dem „besonderer Wert auf pädagogisch und kulturell wertvolle Inhalte gelegt werden soll.“ (Wikipedia)
Ich empfehle das Buch von Manfred Spitzer – Digitale Demenz – jedem weiter, der sich mit dem Thema des Buches, nämlich den Einfluss der neueren Medien auf die Menschheit und deren Zukunft, befassen möchte.

Psalm 139

Psalm 139 (Gedicht)
Eine Info an den Lobpreisleiter zu Beginn:
Dies Lied hat David geschrieben, im Sinn
dem HERRN zu danken und Ihn zu loben:
HERR, Du kennst mich, von unten bis oben!
Du erforschst all mein Denken, Reden und Tun,
auch meine Zukunft ist Dir offen im Nun!
Du, HERR, siehst mein Tun und Lassen,
all mein Lieben, all mein Hassen,
weißt, ob ich sitze oder stehe,
wo ich bleibe, wo ich gehe.
Was ich fühle, was ich denke,
erkennst, wem ich Beachtung schenke.
Du siehst meinen Weg, den ich beschreite,
mein Hinlegen, zum Schlafe ich mich bereite,
beobachtest Du und siehst, wohin ich mich lege
erkennst auch mein Gehen und all meine Wege,
die je ich betreten und habe begangen,
fühlst mit mir mit, meine Ängste, mein Bangen.
Denn kein Wort war je auf meiner Zunge verborgen
vor Dir, und in meinen Gedanken jedwede Sorgen,
die Du nicht gekannt und gewusst noch vor mir.
O HERR, wie wunderbar ist das Leben mit Dir!
Nichts tritt auf meine Lippen, das Du nicht gekannt,
und dennoch bin ich nicht von Dir weg verbannt!
Von hinten und von vorn umgibst Du mich,
hältst mich fest, HERR, dafür liebe ich Dich!
Deine Hand hast Du um mich gelegt, meine Füße
stehn auf Dir als Fundament, deshalb schließe
mich ganz ein in Dich und Deine ewige Treue,
Dein Segen ist auf mir, dessen ich mich erfreue.
Zu wunderbar ist die Erkenntnis,
es fehlt zum Erfassen das Verständnis.
Das Wissen um all Dein Vermögen,
denn Deiner Macht steht nichts entgegen.
Zu hoch ist mir, dies zu verstehen,
und doch hast Du mich ausersehen.
Wohin könnte ich denn gehen vor Deinem Geist?
Wohin vor Dir, der Du doch alles weißt?
Wollte ich fliehen vor Dir, HERR, wohin?
Wer kann mich verbergen vor Deinem Sinn?
Vor Deinem Angesicht kann ich nicht verschwinden,
denn immer werde ich mich vor Dir befinden.
Wenn ich ins Weltall flöge, auf einen Planeten,
einen Stern, Meteoriten oder einen Kometen:
Der ganze Himmel steht vor Dir ganz offen,
auch dort wär ich überall auf Dich getroffen.
Legte ich mich ins Totenreich, den Scheol, hinein:
siehe, auch da wird Deine Gegenwart sein.
Würde ich Flügel des Morgens erheben,
in der Frühe des Taus am Meeresufer leben,
wenn ich mit Flügeln des Windes flöge,
ans äußerste Gestade der Wasser hinzöge,
wenn ich dort bliebe, um einsam zu bleiben,
um Deine Gegenwart von mir zu vertreiben,
so würde dennoch Deine liebende Hand
mich festhalten, selbst in fernstem Land.
Und bei Dir halten, ja, zu Dir führen,
mich festhalten, um mich nie zu verlieren,
würde Deine Rechte, ausgestreckt zu mir,
denn so lange ich bin, gehöre ich Dir.
Wenn ich nun spräche, um mich zu verstecken:
Finsternis möge meinen Körper verdecken;
keiner soll mich sehn in dieser Welt,
verborgen zu sein, ist, was mir gefällt,
ja, Nacht soll es werden rings um mich her!
Wäre denn dieses Dunkel zu schwer?
Doch Finsternis verfinstert Deine Augen nicht,
vielmehr ist Dunkel nicht dunkler als Licht.
Denn sei es bei Nacht oder sei es bei Tage,
für Dich ist’s dasselbe, das ist keine Frage.
Für Dich, o HERR, ist der Tag wie die Nacht:
Beide sind nicht um das Licht gebracht.
Denn Du hast geschaffen zu Deinem Besitze
tief in mir drin meine Nieren zur Stütze,
hast sie fein säuberlich geformt und gepflegt,
in meiner Mutter Leib mich geschützt und gehegt,
damit mir kein Übel dieser Welt mag begegnen,
hörst nicht auf, mich mit Gutem zu segnen.
Dafür, dass Du mich so wunderbar gemacht
und in mir ein wunderbares Werk hast vollbracht,
dafür will ich Dir danken, Dich loben,
mein HERR, der Du bist im Himmel droben.
Wundervoll sind all Deine Werke und Befehle,
dies weiß meine von Dir geliebte Seele.
Nicht versteckt vor Dir war mein
im Verborgenen geschaffnes Sein,
das Du, o HERR, hast wohl gemacht
und ganz genial Dir ausgedacht.
Du hast es im Versteck gewoben,
und dies so gut, ich will Dich loben.
Als meine Form noch unperfekt
im Mutterleibe war versteckt,
da sahen Deine Augen mich an
und in Deinem Buch war dann
bereits die Tage eingetragen,
als noch keiner war von jenen Tagen.
Und für mich – wie wertvoll sind
Deine Gedanken für mich, Dein Kind!
O Gott, wie groß ist ihre Zahl,
viel mehr als aller Sonnen Strahl!
Viel mehr als Wellen an Meeres Strand
und aller Sterne an Himmels Band.
Wollt ich sie zählen, sie schreiben mir auf,
so wären sie alle mit’nander zuhauf
viel mehr als der Meeresufer ist Sand,
auch mehr als die Länge der Himmel Rand.
Und wache ich auf, so bin ich bei Dir,
Du hast mich gehalten, bliebst immer bei mir.
O dass Du, Gott, den gottlosen Leuten
das Leben zertrenntest, die nie es bereuten,
vor Dir in Sünde und Stolz zu leben,
nach eitlem Egoismus zu streben,
dass die Blutgierigen müssen mir weichen,
statt ihr Ziel an mir zu erreichen.
Denn sie sind es, die herausfordernd sagen:
Was sollen wir nach diesem Gott denn fragen?
Voll Arglist und Bosheit rotten sie sich zusammen:
Unsrer sind viele, wer will uns verdammen?
So erheben sie ihre Hände zum Lügen,
und sehen zu, dass sie jeden betrügen.
Sollte ich denn etwa nicht
hassen alle, die nun schlicht
und ergreifend meinen HERRN
hassen, anstatt dass sie gern
dienen? Ist verabscheun verwegner
die sich zeigen als Deine Gegner?
Mit Hass, der nun nicht könnte mehr
sein, so hasse ich sie, HERR,
mit vollkommen starkem Hass,
auf den immer ist Verlass,
zu Feinden sind sie mir geworden,
die Dich befeinden, allerorten.
Durchsuche mich, Gott, darum bitte ich Dich,
lüfte jeden Schleier, schau tief in mich,
wie es um mich steht, was mein Herz bewegt,
wonach es verlangt, bei was es sich regt,
prüfe mich, HERR, denn Du siehst aufs Herz,
Du kennst mich, weißt jeden Schmerz.
Und sieh, HERR, welchen Weg ich will gehen,
ob meine Pfade vor Dir, HERR, bestehen,
wenn Du mich siehst weichen auf üblen Pfad,
so lasse mich wissen Deinen guten Rat
und führe mich, HERR, mein höchstes Gebet,
auf dem Weg der Ewigkeit, der immer besteht.
(frei nach Psalm 139)
27.08.2012, Jonas Erne

O Mensch, der eilig dich erhebest

O Mensch, der eilig dich erhebest
O Mensch, der eilig dich erhebest
in eitel Stolz und Selbstvertraun
siehst nicht, wie nichtig all dein Streben
auf eigne Gerechtigkeit zu baun.
Wie schnell kommt doch des Tages Grauen,
das alles weit ins Lichte rückt
wo du dich selber musst beschauen,
dein Auge all dein Tun erblickt
Die Dinge, die in finstern Ecken
wir lange haben weg versteckt,
damit wir selbst uns nicht erschrecken
und keiner das Wahre uns entdeckt
Doch sieh, der Nacht folgt immer Licht
und leuchtet aus den letzten Fleck.
Der helle Tag ist das Gericht:
Da kommt zum Vorschein all der Dreck,
den lieber wir verstecken wollen.
Doch gibt’s die andre Lösung heute
für jeden, der es noch bereute,
im Leben, was er tat.
Und bracht’ dem Herrn auf Golgatha
die Schuld wie als ein Opfer dar
dem Herrn der größten Liebe,
der auf sich nahm die Hiebe
und alle unsre Schuld.
Jonas Erne, 21. 08. 2012