Zum Reformationstag: Sola gratia, sola fide, sola scriptura, solus Christus

Sola gratia – allein aus Gnade

Denn es ist kein Unterschied: Alle haben gesündigt und ermangeln der Herrlichkeit Gottes, so dass sie gerechtfertigt werden ohne Verdienst, durch seine Gnade, mittels der Erlösung, die in Christus Jesus ist. (Römer 3, 23 – 24)

Wie weit haben sich doch die heutigen Gemeinden, die sich auf die Reformation berufen, von ihren Reformatoren entfernt! Wir müssen uns immer wieder erneut an dem festhalten, was sie uns damals erkämpften. Sie haben die wichtigsten biblischen Wahrheiten wiederentdeckt und auf den hellen Leuchter der Kirche gesetzt. Doch die Gefahr, wiederum hinter die Reformation zu fallen, ist enorm groß. Der erste Grundsatz der Reformation war: „sola gratia“ – „allein aus Gnaden“. Dieser steht zunächst im Gegensatz zum Ablasshandel. Im Mittelalter war es nämlich üblich, dass man sich mit einem bestimmten Geldbetrag die Sündenvergebung angeblich kaufen konnte. Je nach „Größe“ der Sünden und Vermögen des Sünders wurde ein Betrag festgelegt. Man konnte sich auch für fixe Beträge eine bestimmte Anzahl von Jahren aus dem Fegefeuer freikaufen. Dies alles, damit sich die höheren Geistlichen der Kirche ein teures, ausschweifendes Leben leisten konnten.

Doch die Bibel sagt uns etwas ganz anderes: Hier werden alle Menschen in einen Topf geworfen und von allen zusammen gesagt: Es gibt absolut keinen Unterschied vor Gott: Jeder Mensch ist ein Sünder und hat sein Leben mit Gott verspielt. Auf der göttlichen Waage sind alle für zu leicht befunden und haben nicht die Gewichtigkeit oder Herrlichkeit wie Gott sie hat. Jeder Mensch kommt verderbt und als Sünder zur Welt, bereits vor der Geburt ist die Beziehung zu Gott von ihm zerbrochen und zerstört. Denn jeder Mensch stammt aus dem Geschlecht Adams, in dem die Sünde von Generation zu Generation weitervererbt wird. Deshalb kann auch niemals ein Mensch von sich aus zu Gott kommen: Niemand hat von sich aus das Recht, in Gottes Gegenwart zu gehen. So durfte auch in der Stiftshütte kein Priester seinen Dienst tun, bevor er gereinigt war. Bevor Aaron und seine Familie zum Priesterdienst zugelassen wurden, mussten sie für sich spezielle Opfer auf dem Altar darbringen, um vor Gott rein zu sein. Ihre Sündhaftigkeit und ihre Tatsünden wurden durch das Opfer Gott übergeben, und sie waren rein für den Dienst in der Stiftshütte.

Diese Opfer sind ein Vorbild für den Sühnetod von Jesus Christus. Er ist aus Gnade auf die Erde gekommen und hat die Sünde von allen, die jemals wahrhaftig an Ihn glauben werden, auf Sich genommen. Diese Gnade ist völlig unverdient und unverdienbar. Niemand wird sich dafür jemals revanchieren können. Die Erlösung ist ein Geschenk an alle Gläubigen. Es gibt absolut keinen Verdienst, der die Erlösung irgendwie ersetzen, erzwingen oder vervollständigen könnte. Nur Gott kann sie uns schenken und uns rechtfertigen aufgrund dessen, was der Herr Jesus für uns getan hat. Dass wir gerechtfertigt sind, bedeutet: Wir sind vor Gottes Gericht absolut gerecht gesprochen, und nichts auf der Welt kann uns dieses Urteil wieder wegnehmen. Mit diesem Freispruch von aller Schuld beginnt die Zeit der Freiheit, in welcher wir lernen sollen, als Gerechte zu leben. Kein Mensch kann das gleich von einem Tag auf den nächsten. Aber wenn wir wieder eine ungerechte Tat getan haben, die dem göttlichen Leben widerspricht, so dürfen wir wissen:

Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist Er treu und gerecht, dass Er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.(1. Johannes 1, 9)

So wie die Priester in der Stiftshütte, obwohl sie grundsätzlich durch das anfängliche Opfer rein wurden, sich jeden Morgen vor Dienstantritt die Hände und Füße im Waschbecken mit Wasser waschen mussten, so sollen auch wir jeden Tag zu Gott gehen, unsere Sünden bekennen und uns im Wasserbad von Gottes Wort neu reinigen und ausrichten lassen.

Sola fide – allein aus Glauben

Ihn hat Gott zum Sühnopfer verordnet, durch sein Blut, für alle, die glauben, zum Erweis seiner Gerechtigkeit, wegen der Nachsicht mit den Sünden, die zuvor geschehen waren unter göttlicher Geduld, zur Erweisung seiner Gerechtigkeit in der jetzigen Zeit, damit er selbst gerecht sei und zugleich den rechtfertige, der aus dem Glauben an Jesus ist. Wo bleibt nun das Rühmen? Es ist ausgeschlossen? Durch welches Gesetz? Das der Werke? Nein, sondern durch das Gesetz des Glaubens! So kommen wir zu dem Schluß, daß der Mensch durch den Glauben gerechtfertigt werde, ohne Gesetzeswerke. (Römer 3, 25 – 28)

Gott rettet Menschen allein aus Seiner Gnade. Diese Rettung kann nur Gott bewirken, wir Menschen können uns diese Gnade (deshalb heißt sie ja auch so) weder verdienen noch erarbeiten noch sonst etwas dafür tun. Und trotzdem handelt Gott nicht ganz allein ohne das Dazutun des Menschen. Vielmehr nimmt Gott die von Ihm zur Gnade bestimmten Menschen und gibt ihnen die notwendige Kraft und Hilfe, damit sie ihren Teil zur Errettung beitragen können. Aufgrund der Sünde hat jeder Mensch bevor er sich bekehrt einen verfinsterten, blinden Verstand, Gefühle, die ihn immer nur von Gott abhalten können und einen ans Irdische, Vergängliche gebundenen Willen. Gottes Gnadenwerk an dem Auserwählten ist dieses: Der Verstand wird erleuchtet und er kann sich plötzlich mit Gottes Augen sehen. Die Gefühle werden von der Welt weg und zu Gott hingezogen, und der Wille wird so frei, dass er sich für Gott entscheidet. Den neuen Zustand nennt die Bibel „Glauben“. Der Glaube umfasst die ganze Seele des Menschen: Plötzlich versteht er die Zusammenhänge von Gottes Wort und vor allem von der Erlösung, die durch Jesus Christus als Sühnopfer geschehen ist. Er begreift, was er zuvor nie begreifen konnte, da sein Verstand dermaßen verfinstert und blind war: Ich bin schuldig vor Gott und vor vielen Menschen geworden, aber Gott ist Selbst auf die Erde gekommen, um für mich und meine Schuld zu sterben und um wieder von den Toten zu auferstehen, damit ich auch mit Ihm ewig zusammen leben darf. Daraus entsteht eine große Dankbarkeit und Liebe, außerdem werden die Gefühle plötzlich zu Gott hingezogen. Und nun entscheidet sich der Mensch vollkommen aus eigenem Antrieb, dem Herrn Jesus nachfolgen und Ihm immer ähnlicher werden zu wollen. Er versteht nun plötzlich auch, dass seine riesige Schuld bisher wie ein riesiger Felsbrocken über seinem Kopf an einem seidenen Faden gehangen ist. Das einzige, was den Felsbrocken davon abgehalten hatte, ihn zu zermalmen, war Gottes große Geduld. Aber eines Tages kommt für jeden Menschen das Ende dieser Geduld. Und dann kommt es darauf an, ob unser tonnenschwerer Felsbrocken noch da hängt, oder ob er auch einer von denen war, die der Herr Jesus auf Sich Selbst hat stürzen lassen am Kreuz von Golgatha. Wie sieht es über deinem Kopf aus?

Glaubst du mit voller Gewissheit, dass der Herr Jesus für dich gestorben ist? Hast du auch angefangen, ein Leben als Geretteter zu leben? Solange wir noch mit dem Willen an das Irdische gebunden sind, können wir zwar in der Bibel lesen und uns „Mühe geben“, aber da müssen wir doch einsehen: Ich kann nicht! Ich darf nicht! Ich muss! Ohne im wahren rettenden Glauben zu stehen kann niemand nach Gottes Willen leben. Sobald wir aber im Glauben stehen, heißt es für uns nur noch: ich muss nicht, ich kann! Ich kann lernen nach Gottes Willen zu leben und aktiv Gottes Kraft der Gnade im Leben umsetzen und anwenden. Ich muss nicht nach den Vorgaben, Sorgen, Ängsten und Nöten des alten, früheren Lebens leben. Im Glauben leben bedeutet auch, dass wir im Vertrauen Schritte über das objektiv Sichtbare hinaus machen. Es bedeutet, dass wir mit Gottes Eingreifen in schwierigen Situationen rechnen. Deshalb geht es nicht mehr um Gesetzeswerke, die wir tun sollen, sondern um Glaubenswerke. Ein Gesetzeswerk tut man, weil man sich dazu gezwungen fühlt. Ein Glaubenswerk hingegen tut man, weil man es als den Wunsch dessen erkannt hat, den man liebt. Deshalb sagte der Herr Jesus auch in Johannes 15, 14: Ihr seid Meine Freunde (die Ich liebe und die Mich lieben), wenn ihr alles tut, was Ich von euch möchte.

Er möchte nicht, dass wir als Gesetzeswerke alles tun, was irgendwie in der Bibel steht, sondern Er möchte, dass wir es als Glaubenswerke, als Seine Freunde, aus Liebe zu Ihm tun.

Sola Scriptura – Allein die Schrift

Die ganze Schrift ist von gottgehaucht und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werke ausgerüstet. (2. Timotheus 3,16-17)

Das dritte Schlagwort der Reformation ist: Allein die Schrift. Die Errettung geschieht allein aus Gnaden, allein durch Glauben und wird allein durch die Schrift bezeugt. In der damaligen Zeit war es üblich zu sagen, dass nur diejenigen, welche die mündliche Tradition der römisch-katholischen Kirche sehr gut kannten, auch wirklich imstande gewesen seien, die Bibel adäquat zu verstehen und auszulegen. Für die kirchliche Praxis bedeutete das: Der einfache, normal gebildete Christ hatte keinen Einblick in das, was die Schrift lehrt. Und es ist ein Fakt, dass es Katholiken noch keine 60 Jahre erlaubt ist, die Bibel selbst zu lesen. Nun kamen die Reformatoren und riefen aus: nein, es braucht nicht die katholische mündliche Tradition, um die Schrift zu verstehen, sondern die Bibel legt sich selbst aus. Das heißt, um die Bibel zu verstehen, braucht es nur die Bibel selbst.

Auch heutzutage ist es wieder notwendig, die Gemeinde auf dieselbe Weise zu reformieren. Es gibt nur einen Unterschied zu damals: Damals gab es genau eine katholische Tradition, derzufolge man die Schrift auslegte. Heute gibt es unzählige verschiedene Varianten von mündlicher oder schriftlicher Tradition. Man spricht dabei auch von verschiedenen Theologien oder theologischen Schulen. Da gibt es die Befreiungstheologie, die feministische Theologie, die religionsgeschichtliche Schule und viele mehr. Einige von diesen Schulen kann man zusammenfassen unter dem Namen „historisch-kritische Methode“. Das bedeutet: Man sucht in außerbiblischen Dokumenten nach Hinweisen, die damalige Bräuche, Sitten oder einfach bestimmte Worte „aufschlüsseln“ sollen. Sobald man sie dann „aufgeschlüsselt“ hat, sucht man danach, ob diese Aussagen „heute noch gültig seien“. Viele Aussagen werden dann zu rein historischen, kulturell bedingten Aussagen degradiert. Weiterhin untersucht man besonders die verschiedenen Autorennach ihrer jeweils „eigenen Theologie“ und spielt dann die einzelnen Autoren gegeneinander aus. Ein weiteres beliebtes Kritikmittel besteht darin, dass man versucht herauszufinden, welche Schriften „echt“ vom jeweiligen Autor sind, der in der Schrift angegeben ist. Bei den Paulusbriefen lassen die meisten bibelkritischen Theologen nur vier als „echte“ Paulusbriefe gelten. Der Rest – behaupten sie – sei von Paulusfans verfasst, die von Paulus noch persönlich unterrichtet wurden, aber erst nach seinem Tod diese Briefe geschrieben hätten. Da gäbe es noch viel mehr Schwachsinn wiederzugeben, aber um der Zeit willen sparen wir uns das jetzt…

Die ganze Schrift ist gottgehaucht. Das heißt, sie ist von Gott inspiriert und in Seinem Auftrag in der ursprünglichen Sprache fehlerlos aufgezeichnet. Dass die Schrift gottgehaucht ist, bedeutet, dass Gott Selbst zwar fehlerhafte Menschen beauftragt hatte, den Vorgang des Aufschreibens aber so überwacht und kontrolliert, dass wir jetzt sicher sein können, dass jedes Wort darin nicht nur für die damalige Zeit und Kultur, sondern auch für heute und bis zum Ende dieses Erdenzeitalters gültig ist und bleibt. Die Bibel ist also unfehlbar an und für sich und unveränderlich. Sie ist jedoch nicht nur wahre und unfehlbare Theorie, sondern sie will ganz praktisch ins Leben umgesetzt werden. Sie ist nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung und zur Erziehung in der Gerechtigkeit. Sie zeigt uns somit, wie wir leben sollen. Sie zeigt uns den Weg, den der Herr Jesus für uns gebahnt hat und möchte uns helfen, auf diesem Weg zu bleiben. Sie will, dass jeder Mensch, der sein Leben Gott übergeben hat und damit ganz und gar Ihm gehört, immer vollkommener wird. Gott hat alles, was wir dazu brauchen, schon im Vornherein vorbereitet und möchte einfach, dass wir das ausleben, was Er für uns bereit hält. Wenn immer uns Menschen begegnen, dann dürfen wir wissen, dass wir einen göttlichen Auftrag haben für sie. Wir sollen Diener von allen Menschen werden, dann dienen wir Gott recht.

Der Herr Jesus sagte einmal: Was ihr den Geringsten Meiner Brüder getan habt, das habt ihr Mir getan. So, wie wir die Menschen behandeln, von denen wir am schlechtesten denken, so behandeln wir auch Ihn.

Solus Christus – Christus allein

Und es ist in keinem andern das Heil; denn es ist auch kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, in welchem wir sollen gerettet werden! (Apostelgeschichte 4,12)

Was bereits ziemlich kurz nach der Entstehung der Gemeinde gesagt werden muss, hat in jeder Zeitepoche der Kirchengeschichte seine Bedeutung und Wichtigkeit. So ist es typisch für die Zeit der Reformation, dass auch diese eine Wahrheit ganz neu gefunden und verkündet wird. Es ist dies die äußerst wichtige Lehre, dass der Herr Jesus Christus der einzige ist, der retten kann. Zu Lebzeiten der Reformatoren war vor allem die Meinung verbreitet, dass es die katholische Kirche, beziehungsweise die Zugehörigkeit zu ihr sei, die den Menschen retten könne. So wurde der Kindertaufe die okkulte Macht zugeschrieben, vor dem ewigen Gericht retten zu können, weil sie die Kinder gleich sozusagen zu Mitgliedern der Kirche macht. Hier muss das Wort Christus allein angesetzt werden. Die römisch-katholische Kirche verliert zwar auch in den eigenen Reihen immer mehr an Einfluss. Sie hat die Mitgliedschaft der Kirche ins Zentrum gestellt. Heutzutage ist es die Autonomie des einzelnen Menschen, die diesen Status einnimmt. Seit der „Aufklärung“ wird die menschliche Freiheit und Selbstbestimmung zum neuen Götzen erhoben. Jeder soll nach seiner eigenen Fasson selig werden. Hauptsache er fühlt sich gut dabei. Und solange er sich dabei gut fühlt, darf niemand versuchen, ihn von etwas anderem zu überzeugen. Dadurch bekommen die Gefühle einen neuen Stellenwert und Auftrag, den sie niemals richtig erfüllen können.

Christus allein. Ach wie dringend notwendig ist es, dass wir uns genau das auf unser Banner schreiben. Christus allein. Nur Er kann retten aus dieser Sündennacht. Christus allein. Nur Ihm sei alle Ehre. Christus allein. Nur Seinen Namen wollen wir bekannt machen. Denn nur in Seinem Namen kann der Mensch die einzig wahre Erfüllung finden: Frieden mit Gott. Freiheit von der Macht der Sünde. Wahre Heilung für Körper, Seele und Geist. Echte Liebe. Diese Liste kann beliebig verlängert werden. Was bedeutet Er für dich? Auch in freikirchlichen Gemeinden besteht die reale Gefahr, dass man etwas Fremdes an die Stelle setzt, die Ihm allein gehört. Er ist DER Name, der am allerhäufigsten in unserem Mund getragen werden soll. Er ist DIE Person, zu der wir am allermeisten gehören wollen sollten. Er ist DER, welcher die ganze Gemeinde selbst baut, der Architekt sozusagen. Wir alle sind nur einfache Bauleute auf dieser Baustelle. Jeder von uns muss seinen Teil zur Ortsgemeinde beitragen, sonst fehlt dem Architekten sehr viel. Er ist nicht auf uns angewiesen, aber rechnet mit uns. Und da auf dieser heiligen Baustelle mitarbeiten zu dürfen ist ein riesiges Vorrecht.

Die Rettung ist einzig und allein in dem Namen Jesus Christus. Sein jüdischer Name ist Jeschua haMaschiach. Jeschua bedeutet Rettung, Heil, Heilung. Er ist es, der kaputte Menschen und zerstörte Beziehungen wieder heilt. Er ist in den Riss gestanden, der die Menschen von Gott getrennt hat. Er hat am Kreuz mit Seinem Leben dafür bezahlt, dass die Beziehung zwischen Gott und dem Menschen wiederhergestellt werden kann. Und mit Seiner Hilfe können wir auch alle Beziehungen zwischen uns Menschen wiederherstellen. Es ist nicht einfach, so wie auch der Tod nicht einfach war für Ihn. Manchmal müssen auch wir „Blut schwitzen“ um Seinen Willen zu erreichen. Aber Sein Versprechen haben wir:

Siehe Ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Weltzeit.

Amen.

Anmerkung: Dies war ursprünglich eine vierteilige Andachtsserie, die ich für Daily Message 2010 geschrieben habe. Sie hat jedoch nichts an Aktualität verloren. 

Entfache die Flamme!

Entfache die Flamme!

Aus diesem Grund erinnere ich dich daran, die Gnadengabe Gottes wieder anzufachen, die durch Auflegung meiner Hände in dir ist; denn Gott hat uns nicht einen Geist der Furchtsamkeit gegeben, sondern der Kraft und der Liebe und der Zucht. So schäme dich nun nicht des Zeugnisses von unserem Herrn, auch nicht meinetwegen, der ich sein Gefangener bin; sondern leide mit [uns] für das Evangelium in der Kraft Gottes. Er hat uns ja errettet und berufen mit einem heiligen Ruf, nicht aufgrund unserer Werke, sondern aufgrund seines eigenen Vorsatzes und der Gnade, die uns in Christus Jesus vor ewigen Zeiten gegeben wurde, die jetzt aber offenbar geworden ist durch die Erscheinung unseres Retters Jesus Christus, der dem Tod die Macht genommen hat und Leben und Unvergänglichkeit ans Licht gebracht hat durch das Evangelium. (2. Timotheus 1, 6 – 10)
Paulus schreibt an Timotheus: Entfache die Flamme! Entfache das Feuer, das Gott in dich gelegt hat! Lass es nicht ausgehen, sondern kämpfe immerfort darum, dass du brennst und brennend bleibst im Dienst! Das ist die Hauptaussage, der Hauptvers in diesem Abschnitt. Alles darum herum dient zur Erklärung dieser Hauptaussage: Erstens warum Timotheus das Feuer wieder entfachen soll, zweitens welche Konsequenzen das hat und drittens wie das ganz praktisch geschieht. Deshalb werden wir heute auch diese drei Fragen stellen und lassen unseren Text diese Fragen beantworten.
A.) Warum soll Timotheus das Feuer der Gabe entfachen?
Gott gab Timotheus eine Geistesgabe. Wir verstehen diese Gaben heute sehr oft getrennt, da gibt es die Gabe der Zungenrede und eine andere Gabe der Heilung und wieder eine andere Gabe der Prophetie und so weiter. Wenn wir die Bibel lesen, fällt auf, dass sie nicht so sehr zwischen den einzelnen Gaben unterscheidet. Auch wenn eine Person verschiedene Gaben zugleich bekommen hat, spricht die Bibel oft von der Zusammensetzung dieser Gaben als von „der Gabe“. Timotheus war Evangelist, Lehrer, Seelsorger und hatte die Aufgabe, die Gemeinde in Ephesus zu leiten.
Gott hat ihm die Gaben dafür gegeben. Er hatte alles was er dazu brauchte – doch das schönste Geschenk nützt nichts, wenn man es nicht auspackt oder nur auspackt und dann weglegt und vergisst. Was ist los mit dir, Timotheus? Warum bist du so schnell bereit, all das Gute aufzugeben, was Gott dir für den Dienst geschenkt hat?
1. Weil Timotheus eine gute Herkunft hat
Ein erster Grund für die Ermutigung, das Feuer wieder anzufachen, ist darin zu finden, dass Timotheus eine gute Herkunft hat. Erinnern wir uns daran, dass Timotheus im Haus einer gläubigen Mutter und Großmutter aufgewachsen ist. Paulus weiß, wie Timotheus aufgewachsen ist und wie er von frühester Kindheit gelernt hat, was Gott uns sagen will. Unser Wissen, unsere Kenntnis können die Gaben nicht ersetzen, aber die Frucht davon vermehren. So ist also die solide, gute, tiefe und intime Kenntnis von Gottes Wort wie ein Dünger, der Nährstoffe enthält, sodass die Früchte der Gaben mehr Wachstum bringen.
2. Weil Timotheus eine Aufgabe bekommen hatte
Paulus hatte Timotheus die Hände aufgelegt und ihm dadurch eine Aufgabe, ein Amt, übergeben. Je größer unsere Verantwortung ist, desto wichtiger ist es, dass wir unsere Flamme am Brennen halten. Je mehr Menschen wir um uns haben, mit denen wir unser Leben teilen, desto größer die Notwendigkeit, uns beständig diesem Feuer zu widmen und dafür zu sorgen, dass es am Brennen bleibt. Wenn wir eine Familie haben, so brauchen wir die Kraft, Weisheit und Hilfe Gottes dabei. Wenn wir Kinder haben, brauchen wir Gottes Reden in diesen Aufgaben. Wenn wir ein Rangers-Team haben, brauchen wir Gottes Hilfe und Kraft, um diese Aufgabe richtig zu machen. Deshalb: Timotheus, lass dein Feuer nicht ausgehen!
3. Weil Gott uns nicht einen Geist der Furchtsamkeit gegeben hat.
Da lesen wir es: Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Furchtsamkeit gegeben. Die Furchtsamkeit nimmt uns den Blick von Gott weg und lenkt ihn auf uns selbst. Und der Blick, der sich auf uns selbst richtet, nimmt Gott die Ehre. Wir fangen an, nach unseren menschlichen Möglichkeiten und Dimensionen zu denken, leben und handeln. Wir vertrauen nicht mehr auf Gottes Größe, sondern nur noch auf unser eigenes Häuflein Kraft. Vielleicht bitten wir Gott trotzdem noch hin und wieder um Hilfe, aber so recht vertrauen wir nicht, sondern haben lieber noch den Plan B bereit.
Furchtsamkeit, Enttäuschung und Einschüchterung führen dazu, dass unser Feuer zurückgeht. Aber Gott hat uns nicht einen Geist der Furchtsamkeit gegeben. So lange wir hier in dieser Welt leben, wird es immer wieder Situationen geben, wo wir unter Druck kommen. Es werden menschliche Vorstellungen aufeinanderprallen, es müssen schwierige Entscheidungen getroffen werden, von denen wir nicht alle Komponenten kennen, und so weiter. Das führt uns in einen Druck. Und die Frage ist hierbei immer, wie wir mit diesem Druck umgehen.
Jesus sagte in Joh. 16,33: „In der Welt habt ihr Bedrängnis, aber siehe, ich habe die Welt überwunden.“ Luther übersetzte hier „Bedrängnis“ mit „Angst“ und meinte damit die Dinge, die uns Angst machen. Es war Jesus also auch klar, dass wir immer wieder mit Dingen konfrontiert werden, die uns Angst machen. Das Wort, das hier mit „Bedrängnis“ übersetzt wird, das ist „thlipsis“. Die thlipsis ist im Griechischen der Druck gewesen, der eine Säule auf ihr Fundament drückt und ihr damit die Stärke gab, um auch den Stürmen zu trotzen. Je schwerer das Dach, desto größer der Druck und desto stärker und unbeweglicher war die Säule.
Wenn wir in solchen Druck geraten, dann fühlen wir uns am ehesten nach Weglaufen, nach Verstecken, nach „ab ins Bett und die Decke über den Kopf ziehen“. Das ist die normale Reaktion. Aber es gibt auch noch eine Alternative. Diese Alternative zählt Paulus hier auf: Kraft, Liebe und Selbstbeherrschung.
Timotheus, wenn du ein einfaches, sorgloses, unscheinbares und unauffälliges Leben haben willst, dann tu das, wonach du dich fühlst. Dann lass deine Gaben bleiben, dann lass dein Geschenk im schönen Geschenkpapier und gib dich deiner Menschenfurcht hin. Wenn du aber Christus nachfolgen möchtest, dann musst du wissen, dass ein Jünger nichts Besseres ist als sein Meister. Er hat nämlich gesagt in Markus 8, 34 – 35: „Wer Mir nachkommen will, der nehme sein Kreuz auf sich und folge Mir nach. Denn wer sein Leben retten will, der wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um Meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird es retten.“Das sind klare Worte. Aber so ist es nun mal, das Leben mit Jesus. Es kostet uns alles.
So kommen wir zur zweiten Frage:
B.) Welche Konsequenzen hat das?
Nicht einen Geist der Furchtsamkeit
Wir haben bereits gesehen, dass Paulus hier schreibt, dass Gott uns keinen Geist der Furchtsamkeit gegeben hat, sondern der Kraft, der Liebe und der Selbstbeherrschung. Kraft, Liebe, Selbstbeherrschung, das sind drei Dinge, die gegen die Furchtsamkeit kämpfen. Es geht nämlich gerade nicht darum, so zu tun, als ob wir keinem Druck mehr ausgesetzt wären. So zu tun wäre nämlich fatal. Es ist klar, dass wir immer wieder in diesen Druck reinkommen. Aber sobald das geschieht, haben wir zwei Möglichkeiten, wie wir reagieren wollen. Entweder wir reagieren mit Furchtsamkeit, wie es ganz natürlich ist, oder wir erinnern uns, dass Gott uns nicht einen Geist der Furchtsamkeit gegeben hat und reagieren stattdessen mit Kraft, Liebe und Selbstbeherrschung. Zusammengefasst könnte man diese drei Eigenschaften mit „Mut“ wiedergeben. Mut ist die goldene Mitte zwischen Feigheit und Tollkühnheit.

Kraft

Weil der Mensch, der Gott dient, sich nicht mehr als ein auf sich selbst Geworfener sehen muss, also einer, der sich auf sich selbst verlassen muss, kann er in der Kraft Gottes vorangehen. Die Kraft Gottes hat immer mit einem Auftrag zu tun. Sie kommt dort zu Hilfe, wo der Mensch bereit ist, Gott zu gehorchen.
Liebe
Die Liebe, von der Paulus hier schreibt, ist die Agape-Liebe, die Liebe, die sich verschenkt. Diese Liebe sucht das Beste für die Person, die man liebt. Auch dann, wenn das Beste nicht unbedingt so lieb klingt. Aber die Liebe bleibt bei der Wahrheit und gibt trotzdem nie auf. Wer liebt, investiert seine Zeit, seine Kraft, seine Geduld, sein Geld, sein Vorbild, alles zusammen in die geliebte Person. Auch unsere Ehre sind wir bereit, in die Beziehung zu investieren, unseren guten Ruf und Namen. → Bsp.: Wir möchten, dass die geliebte Person lernt, Vergebung zu leben. Was tun wir? Wir leben Vergebung vor!!!
Selbstbeherrschung
Selbstbeherrschung oder „Zucht“ bedeutet, sich nicht sofort dem hinzugeben, wonach man sich fühlt. Zuerst innehalten, prüfen, überlegen, beten, dann handeln.
Bereitschaft zum Leiden fürs Evangelium
Leiden? Moment mal, das klingt nicht gut. Kann ich mir das nochmal einen Moment überlegen? Nun, Timotheus, du hast den Weg gewählt und da gibt es kein Zurück mehr. Aber immer mehr Leute haben heute Mühe mit diesem Gedanken. Schon nur vom Kreuz von Christus zu sprechen, der wie ein Verbrechen hingerichtet wurde, um so unsere Schuld zu bezahlen, das wird immer unbeliebter. So gibt es immer mehr Versuche, die Botschaft vom Kreuz umzudeuten. Da wird zum Beispiel ein französischer Theologe aus dem Mittelalter zitiert, der meinte, Jesus sei nicht gestorben, um unsere Sünden zu besiegen, sondern nur um uns vorzuleben, wie echte Liebe aussieht und dass sie bereit sei, für den Geliebten zu sterben. Ja, wir leben in einer Zeit, in der das Evangelium ganz ganz unbeliebt ist. Weil immer mehr Theologen die menschliche Schuld vor Gott in Frage stellen, weichen auch immer mehr evangelikale Bibellehrer zurück. Sie haben sich der Furchtsamkeit hingegeben. Sie schämen sich des Evangeliums und reden deshalb umso mehr von Umgestaltung und von Transformation der Gesellschaft, von der Lösung der sozialen Frage und so weiter.
Es ist klar, dass die Botschaft von Jesus und vom Kreuz Menschen verändert. Gar keine Frage. Aber wir dürfen niemals damit aufhören, vom Kreuz zu reden und stattdessen versuchen, das was Jesus uns von der Ewigkeit versprochen hat, hier auf der Erde zu errichten.
C.) Wie können wir ganz praktisch Öl ins Feuer gießen?
Erinnere dich an deine Herkunft
Timotheus, ich kenne deine Herkunft, und die ist gut. Ich habe gesehen, welch einen tiefen Glauben deine Mutter und Großmutter hatte. Ich habe gesehen, mit wie viel Treue sie dich Tag für Tag dazu gebracht haben, ganze Abschnitte der Bibel auswendig zu lernen, damit du sie kennst. Ich habe gesehen, mit welcher Freude und welch tiefem Glauben du mir gefolgt bist und mir geholfen hast. Du hast mich begleitet, und ich durfte auch ein Stück von deiner Herkunft werden. Erinnere dich an das, was du von Gott gehört, gesehen und erlebt hast. All das hat dich geprägt. Deshalb lass dich jetzt nicht von dieser fiesen Einschüchterungstaktik verwundet und unbrauchbar machen. Erinnere dich an das, was geschehen ist, danke dafür und lobe Gott für alles, was Er dir in der Vergangenheit getan hat.
2. Erinnere dich an deine Aufgabe
Manchmal müssen wir uns bewusst machen, dass wir unsere eigene Last und Aufgabe haben und nicht auch diejenige von 100 anderen Leuten dazu auch noch. Wir müssen nicht immer jedem gefallen, und manchmal auch Dinge zurückstellen, weil sie uns von dem abhalten, wozu Gott uns begabt und beauftragt hat.
Timotheus, erinnere dich daran, wie ich, Paulus, dein geistlicher Vater, dir die Hände aufgelegt und für dich gebetet habe. Wie ich dich in deinen Dienst eingesetzt habe und wie du dadurch die guten Fähigkeiten und Gaben bekommen hast, um deine Aufgabe treu zu tun. Erinnere dich an das, wozu Gott dich berufen hat. Sei es in der Familie, am Arbeitsplatz, in der Gemeinde, in der Gesellschaft, überall haben wir unseren Platz und unsere Aufgaben. Für die sind wir zuständig. Und für das, was nicht unser Bereich ist, gibt es andere, die dafür zuständig sind. Wenn wir uns auf das Wichtige konzentrieren, hilft das sehr, das Wichtige auch anzupacken. In der Kraft, der Liebe und der Selbstbeherrschung.
3. Erinnere dich an deine Hoffnung
Nachdem wir uns an das erinnert haben, was war, nämlich unsere Herkunft, unsere Vergangenheit, und nachdem wir uns an das erinnert haben, was wir jetzt haben, unsere Aufgabe hier auf der Erde, kommt das dritte und stärkste Element: Erinnere dich an das, was uns der Herr Jesus für die Zukunft versprochen hat. Es gibt nämlich kein solideres Fundament als die Hoffnung von uns, die wir Jesus nachfolgen. Lesen wir, was Paulus dazu schreibt in den Versen 9 und 10: „Er hat uns ja errettet und berufen mit einem heiligen Ruf, nicht aufgrund unserer Werke, sondern aufgrund seines eigenen Vorsatzes und der Gnade, die uns in Christus Jesus vor ewigen Zeiten gegeben wurde, die jetzt aber offenbar geworden ist durch die Erscheinung unseres Retters Jesus Christus, der dem Tod die Macht genommen hat und Leben und Unvergänglichkeit ans Licht gebracht hat durch das Evangelium.“
Das Fundament für unsere Errettung, Erlösung, Berufung und unser ewiges Leben bei Gott in der Ewigkeit steht nicht auf etwas, was wir tun könnten, sondern einzig und allein auf dem göttlichen Plan, der dort anfängt, bevor Gott die Himmel und die Erde geschaffen hat. Du, Timotheus, du bist ein Teil von Gottes Plan, der schon vor Adam und Eva bestanden hatte.
Dieser Plan beruht auch nicht auf irgend etwas, was wir jemals hätten tun können, sondern ganz einfach auf Gnade. Gnade ist ein Geschenk das man unverdient bekommt. Man kann es weder verdienen noch jemals abarbeiten. Es ist einfach da. Und wir dürfen es in Empfang nehmen, auspacken und brauchen.
Timotheus, sei bereit, an der Verkündigung vom Evangelium, an der Bekanntmachung von diesem wunderbaren Geschenk, mitzuarbeiten, nimm du den Stab in die Hand, den ich dir mit diesem Brief weiter-reiche. Entfache die Flamme, denke darüber nach, wie wunderbar diese Gnade ist und lass dieses Geschenk zum Öl werden, das dein Feuer wieder auflodern lässt. Und denke dran, wenn es zum nächsten Mal wieder auf Sparflamme brennt: Erinnere dich!

(Predigt vom 13.01.2013)

Herkunft verlangt Treue

Herkunft verlangt Treue
Paulus, Apostel Jesu Christi durch Gottes Willen, gemäß der Verheißung des Lebens in Christus Jesus, an Timotheus, [mein] geliebtes Kind: Gnade, Barmherzigkeit, Friede [sei mit dir] von Gott, dem Vater, und von Christus Jesus, unserem Herrn! Ich danke Gott, dem ich von den Vorfahren her mit reinem Gewissen diene, wenn ich unablässig an dich gedenke in meinen Gebeten Tag und Nacht, und ich bin voll Verlangen, dich zu sehen, da ich mich an deine Tränen erinnere, damit ich mit Freude erfüllt werde. Dabei halte ich die Erinnerung an deinen ungeheuchelten Glauben fest, der zuvor in deiner Großmutter Lois und deiner Mutter Eunike gewohnt hat, ich bin aber überzeugt, auch in dir. (2. Timotheus 1, 1 – 5)
Als Paulus diese Worte schrieb, saß er in Rom in der Todeszelle. Dies ist sein letzter Brief, sein Vermächtnis, sein Testament. Er weiß, dass es bald mit ihm zu Ende sein wird. Seine Größe zeigt sich gerade auch hier wieder darin, dass er nicht mit Klagen und Selbstmitleid beginnt, sondern mit ermutigender, anspornender und durchaus auch triumphierender Botschaft seinen Stab an den Nachfolger der nächsten Generation übergibt.
Paulus gibt gleich von Anfang an Vollgas in diesem Brief. Zuerst macht er klar, woher seine Autorität kommt. Er ist Apostel Jesu Christi. Ein Apostel ist jemand, der von einem Höherstehenden einen Auftrag und eine Botschaft hat. Er ist so etwas wie der Postbote des Herrn Jesus, von dem er einen Brief, bzw. eine Botschaft bekommen hat, und soll diese jetzt zu den Menschen bringen. Damit sagt er aber auch aus: Lieber Timotheus, das was ich dir jetzt zu sagen habe, das kommt nicht aus meiner Erfindung, sondern das ist das, was Gott dir heute zu sagen hat! Was gibt es Größeres, als einen Brief zu bekommen, der direkt von dem kommt, der Himmel und Erde geschaffen hat?
Paulus schreibt sein „Testament“ oder seine „letzten Worte“ an den Timotheus. Diesen möchte zu seinem Nachfolger im Dienst machen. Da dürfen wir uns auch gleich die Frage stellen, an wen wir unseren letzten Brief schreiben würden, wenn wir an der Stelle des Paulus in dieser Todeszelle in Rom sitzen würden. Wen würde ich als Nachfolger in meinen Aufgaben und Diensten für den Herrn einsetzen? Wen würdest Du da einsetzen?
Er nennt Timotheus sein „geliebtes Kind“. Nicht deshalb, weil er ihn gezeugt hätte, aber weil Timotheus durch seinen Dienst zum Glauben kam und von ihm für den Dienst in der Evangelisation und in der Verkündigung, Gemeindeleitung und Gemeindebau ausgebildet wurde. Es ist gut, wenn wir uns früh Gedanken machen, wen wir von der nächsten Generation für unsere Dienste nachziehen können. Wir wissen alle nicht, wie lange wir das noch machen können, was wir tun. Wer ist da Dein „geliebtes Kind“? Wem hilfst Du, in dem Dienst zu wachsen, in dem dem Du gerade stehst?
Paulus wünscht Timotheus das Allerbeste, was man jemandem wünschen kann: Gnade, Barmherzigkeit und Friede von Gott. Wenn Paulus auf seine äußeren Umstände geschaut hätte, wäre er vielleicht zum Schluss gekommen, dass er das alles nicht hatte: Im Gefängnis, wo er mit noch etwa 30 anderen Häftlingen auf den Tod wartete, als Schwerverbrecher wegen seines Glaubens festgehalten, von allen verlassen. Aber genau in der Situation drin wünscht Paulus seinem Nachfolger Timotheus diese drei Dinge, die nur Gott geben kann: Gnade, Barmherzigkeit und Friede.
Drei Dinge schreibt Paulus an Timotheus zur Ermutigung in diesen Versen:
1. Ich bete für dich!
„Timotheus, du bist nicht allein! Immer wenn ich bete, dann denke ich an dich! Ich bin in meinen Gedanken und in meinen Gebeten bei dir! Ich kenne deine Situation! Denk dran, Timotheus, gerade dann, wenn du dich einsam und unverstanden fühlst in der Gemeinde in Ephesus, gerade dann, wenn sie dir sagen, du seist zu jung oder zu unerfahren, dann denk dran, ich bete für dich!“ Es ist eine wunderbare Ermutigung für einen jungen Diener Gottes, zu wissen, dass andere an ihn denken und für ihn beten!
2. Ich sehne mich nach dir!
„Timotheus, es tut mir altem, erfahrenem Mann gut, dich zu kennen. Du tust mir gut, dich zu kennen mach mich froh! Ich brauche dich, Timotheus, ich möchte dich am liebsten bei mir haben, damit es mir dann besser geht!“ Die Worte des Paulus in Vers 4 sind sehr stark, so stark, dass man sie in unserer Sprache kaum genug betonen kann. Die Sehnsucht, Timotheus zu sehen, ist riesig. Wie wir aus einem späteren Kapitel erfahren, haben ihn die meisten Mitarbeiter verlassen.
3. Deine Herkunft ist gut!
„Timotheus, ich weiß, woher du kommst, wie du von deiner Mutter und von deiner Großmutter jahrelang mit der Bibel und im tiefen Glauben erzogen worden bist! Sei dankbar für deine Herkunft, sie stärkt deinen Dienst, sie macht dich ganz besonders brauchbar für diesen Dienst, in dem du stehst! Ich kenne deinen Glauben, ich weiß, dass er tief verwurzelt ist! So, wie auch ich mit dem tiefen Glauben an den Gott des Alten Testaments aufgewachsen und geschult wurde, so auch du! Sei dankbar dafür, und nimm deine Herkunft als eine gute Herausforderung an, deshalb Gott umso treuer zu dienen!“
Herkunft verlangt Treue!
Wo ist Deine Herkunft? Welche Menschen haben Dir geholfen, im Glauben zu wachsen? Wer hat Dich ermutigt, neue Schritte im Glauben zu gehen? Lass uns dankbar sein für diese Herkunft und sie als Herausforderung sehen, um Gott noch treuer zu dienen!

Fromm-fröhliches Solochristentum

Lasset uns festhalten am Bekenntnis der Hoffnung, ohne zu wanken (denn er ist treu, der die Verheißung gegeben hat); und lasset uns aufeinander achten, uns gegenseitig anzuspornen zur Liebe und zu guten Werken, indem wir unsere eigene Versammlung nicht verlassen, wie etliche zu tun pflegen, sondern einander ermahnen, und das um so viel mehr, als ihr den Tag herannahen seht! (Hebräer 10, 23 – 25)

Wir leben in einer Zeit, in welcher man meinen könnte, die Gemeinde sei eine überholte Institution für Ewiggestrige. Der heutige Christ kann sich seine Predigten im Internet anhören, kann ganze Gottesdienste im Fernsehen verfolgen oder im Radio anhören. Je mehr diese Tendenz zunimmt, desto mehr fragt sich der einzelne Mensch aber auch: Was kann Gott für MICH tun? Ich, Mich, Mir und Mein bestimmen unser Denken. Dabei vergessen wir viel zu schnell, dass in all den Bildern, die Jesus und die Apostel vom Christsein gebrauchen, gar nicht so sehr auf den Einzelnen bezogen sind. Nehmen wir zum Beispiel das Gleichnis Jesu vom Guten Hirten, der das hundertste Schäflein suchen geht. Da ist es normal, dass die Herde beisammen bleibt. Das einsame, fromm-fröhliche Soloschäflein ist hier ungehorsam und muss wieder zur ganzen Herde gebracht werden. Im Epheserbrief gebraucht Paulus das Bild einer geistlichen Armee, die gegen die Mächte des Bösen kämpft. Sie ist für den Kampf als gesamte Armee ausgerüstet und nicht für den Nahkampf einzelner Soldaten. Wer so ausgerüstet ist, wie Paulus dies im Epheser 6 beschreibt, wird allein keine große Chance haben, einen Kampf zu überstehen. Gott hat sich nie gedacht, dass das Solochristentum eine legitime Form des Glaubens sein kann. Ein einzelner Stein, so schön er auch zugehauen ist, und so passgenau er auch ist, er macht kein geistliches Haus aus, wie Petrus dies im zweiten Kapitel seines ersten Briefes beschreibt.

Nein, Gott hat klar festgelegt, dass jeder Gläubige eine Heimat, ein Zuhause, eine Gemeinde braucht. Wer dies nicht einsehen will, beweist damit nur, dass er Gottes Plan noch nicht verstanden hat. Die Gemeinde hat eine ganz zentrale Funktion im Plan Gottes, und deshalb haben wir alle auch die Verantwortung, ein Vorbild in Bezug auf unsere Treue zu unserer Ortsgemeinde zu sein und andere damit anzureizen und zu ermahnen, ihre Gemeinde nicht zu verlassen. Ich möchte hier in aller Kürze versuchen zu umreißen, weshalb wir alle ein geistliches Zuhause brauchen, eine Ortsgemeinde, der wir uns verbindlich anschließen:

1. Die Gemeinde ist Gottes Rettungsanstalt für die Welt. Gott hat das aktive Hören der Predigt in der Gemeinde als Mittel zur Rettung eingesetzt (Römer 10, 17). Dies ist die einzige von Gott offiziell verordnete Möglichkeit, um gerettet zu werden. Die Predigt ist nur vor Ort in der Gemeinde dynamisch und kräftig und dazu geschaffen, um verlorene Sünder zu Heiligen im Herrn zu machen. Wo eine Gemeinde vorhanden ist, und diese Möglichkeit (aus welchen Gründen auch immer) nicht genutzt wird, ist absolut keine Entschuldigung für den fehlenden Glauben zu finden. Auch wenn uns, die wir vielleicht bereits zum Glauben gekommen sind, der Glaube in einer bestimmten Situation fehlt oder abhanden gekommen ist, so ist die Predigt in der Ortsgemeinde der von Gott dafür verordnete Ort.

2. Die Gemeinde ist von Gott dafür eingesetzt, damit wir in der Liebe und in der Mündigkeit wachsen. Gottes Absicht mit der Gemeinde ist es, dass dort viele verschiedene gerechtfertigte Sünder aufeinander treffen und aneinander Liebe lernen. Dies ist sehr oft mit schweren Enttäuschungen verbunden, weil wir vielleicht Dinge erleben müssen, von denen wir denken, dass wir von Gläubigen etwas Besseres erwarten dürften. Solche zu hohen Erwartungen, gepaart mit schweren Verletzungen, helfen uns, Menschen besser kennen und einschätzen zu lernen. Außerdem ist die Gemeinde auch der Ort, an welchem wir in unserer Mündigkeit wachsen dürfen. Mündigkeit bedeutet, dass wir lernen, alle Dinge aus der Sicht Gottes zu sehen und zu beurteilen.

3. Die Gemeinde ist der Ort, an welchem wir unsere Gaben und Talente einsetzen dürfen. Jede und jeder von uns hat bestimmte Gaben und Talente von Gott bekommen. Dies sind Aufgaben, die wir gut und gerne machen. Sie alle gehören zuerst der Gemeinde, sobald wir dem Herrn Jesus gehören. Die Gemeinde ist der Leib Christi, also der Körper des Herrn Jesus Christus. Und wenn wir Ihm dienen wollen, so tun wir dies in der Gemeinde. Dort sind wir Hände und Füße des Herrn Jesus, mit denen wir gemeinsam die Welt als Salz und Licht verändern. Ein Lichtfünklein und ein Salzkörnchen bleibt unbemerkt. Erst durch den gemeinsamen Dienst in der Welt wird diese aufmerksam auf die Liebe des Herrn.

Das Gericht beginnt am Haus Gottes

Geliebte, laßt euch durch die unter euch entstandene Feuerprobe nicht befremden, als widerführe euch etwas Fremdartiges; sondern in dem Maß, wie ihr Anteil habt an den Leiden des Christus, freut euch, damit ihr euch auch bei der Offenbarung seiner Herrlichkeit jubelnd freuen könnt. Glückselig seid ihr, wenn ihr geschmäht werdet um des Namens des Christus willen! Denn der Geist der Herrlichkeit, [der Geist] Gottes ruht auf euch; bei ihnen ist er verlästert, bei euch aber verherrlicht. Keiner von euch soll daher als Mörder oder Dieb oder Übeltäter leiden, oder weil er sich in fremde Dinge mischt; wenn er aber als Christ leidet, so soll er sich nicht schämen, sondern er soll Gott verherrlichen in dieser Sache! Denn die Zeit ist da, daß das Gericht beginnt beim Haus Gottes; wenn aber zuerst bei uns, wie wird das Ende derer sein, die sich weigern, dem Evangelium Gottes zu glauben? Und wenn der Gerechte [nur] mit Not gerettet wird, wo wird sich der Gottlose und Sünder wiederfinden? Daher sollen auch die, welche nach dem Willen Gottes leiden, ihre Seelen ihm als dem treuen Schöpfer anvertrauen und dabei das Gute tun.

(1. Petrus 4, 12 – 19)

Es ist auffällig, mit welcher Wortwahl Petrus diesen neuen Abschnitt beginnt. Geliebte. Damit stellt er zweierlei Dinge sicher: Erstens drückt er damit aus, dass ganz speziell der folgende Abschnitt nur für eine ganz genau bestimmte Gruppe von Menschen gedacht ist. Die „Geliebten“ sind die Menschen, welche ihr Leben dem Herrn Jesus Christus ausgeliefert haben und bereit sind, sich unter das Wort Gottes zu stellen und ihm demütig zu gehorchen. Für alle anderen Menschen gilt dieser Abschnitt nicht, denn für sie kommt das Feuer später, und zwar ein ewiges Feuer. Zweitens beginnt der Apostel den Abschnitt mit „Geliebte“, damit all diejenigen, denen diese schweren, harten Worte gelten, sich noch einmal vergewissern dürfen: Ich bin geliebt, komme was wolle! Er wollte allen vor den Worten über das Gericht noch einmal klarmachen: Gott liebt jeden Einzelnen, der Ihm mit aller Entschiedenheit nachfolgt.

Die erste Feuerprobe sind Anfechtungen. In unserem Fall hier sind Anfechtungen innerhalb der Gemeinde gemeint. Die Feuerprobe ist „in euch“, das heisst so viel wie „unter euch“ gekommen, also in der Gemeinde der Geliebten Gottes. Möglicherweise durch Wölfe im Schafspelz, die ein anderes Evangelium predigen wollen, vielleicht durch Streit und Neidereien unter den Gläubigen, durch Unversöhnlichkeit oder Ähnliches. Auch die Geliebten sind nicht immer den Anfechtungen gewappnet, besonders dann, wenn sie sich unmerklich in der Lehre einschleicht. Nun wird der Glaube geprüft und auf die Probe gestellt, ob er dem Feuer standhält oder nicht. In den meisten Fällen von heute ist es so, dass zwei oder gar noch mehr Gruppen innerhalb einer Gemeinde beginnen, gegeneinander zu arbeiten. Da ist es wichtig, dies nicht als etwas „Befremdendes“ zu betrachten und die Gemeinde deshalb zu verlassen, sondern so lange es immer möglich ist, in der Gemeinde bleiben und für den Glauben zu kämpfen.

In einem solchen Fall sollen wir uns freuen. Worüber können wir uns denn in der Anfechtung freuen? Hier ist es wichtig, dass wir den Vers im Lichte der gesamten Bibel lesen. Wir werden hier nicht aufgefordert, uns über das Leid und die Anfechtung zu freuen und dafür zu danken! Im Gegenteil! Das Leid kommt von Satan, der uns versuchen und uns zur Verzweiflung bringen will. Wenn wir uns an der Versuchung freuen müssten, so dürften wir nichts dagegen tun, dürften unsere Waffenrüstung (Epheser 6) nicht gebrauchen, dürften bei Krankheit kein Medikament einnehmen, etc. Das widerspräche aber total der Aussage der Bibel. Im Gegenteil, wir sollen gegen das Leid ankämpfen, aber genauso sollen wir uns im Leid und in der Anfechtung drin freuen. Petrus zählt hier zwei Gründe auf, weshalb wir uns freuen sollten: Erstens über das Maß des Anteiles am Leiden Christi. Konkret gesagt: wir sollen uns überlegen, was Christus für uns getan hat! Dass Er an unserer Stelle die Strafe für all unsere Sünde auf sich genommen hat! Dass all unser Leid durch Sein Leiden einstmals ein Ende haben wird! Über alles, was Christus für uns getan hat, sollen wir uns freuen. Zweitens sollen wir uns auf unsere ewige Zukunft freuen, wenn Seine Herrlichkeit offenbart wird und wir für ewig mit Ihm zusammen leben dürfen!

Als Christen sind wir immer wieder dem Spott der Ungläubigen ausgesetzt. Viele der Verlorenen haben wohl nichts Besseres zu tun, als uns mit Spottnamen zu verhöhnen und mit gotteslästerlichen Bemerkungen zu kränken. Manche lieben es auch, kritische Fragen zu stellen, um unseren Glauben in seinen Grundfesten zu erschüttern. Für diejenigen, die verloren gehen, ist das Wort vom Kreuz eine Torheit, eine Dummheit sondergleichen. Sie meinen, dass Gott ein schwacher, menschlicher Gott sei und ebenfalls den Naturgesetzen unterworfen. Gleichzeitig versuchen sie, das Naturgesetz ihres Gewissens, das sie andauernd verklagt, auszuschalten. Sie tun alles, um die Stimme Gottes zu übertönen, die ihnen zuruft: Kehrt um, solange es noch nicht zu spät ist! Wenn wir um des Namens von Jesus Christus und um unserer Erlösung durch Sein Blut willen verspottet werden, so soll uns dies froh machen. Es zeigt uns viererlei Dinge:

Erstens zeigt es uns, dass Gottes Wort nichts an Aktualität verloren hat. Es ist ein Beweis dafür, dass die Bibel uns auch in der heutigen Zeit ein guter Wegweiser ist und dass wir gut daran tun, sie genau zu betrachten. Dies gibt uns die Sicherheit, dass wir einen guten Anker haben, an welchem wir uns festhalten sollen: den Glauben an Jesus Christus und an Sein kostbares Blut. Es gibt uns zudem die Sicherheit, dass Gott nicht nur damals sprechen wollte, sondern dass dies auch heute noch immer Sein Wunsch ist.

Zweitens zeigt es uns, dass wir den richtigen Weg gewählt haben: Denjenigen durch die enge Pforte, die auf den schmalen und steinigen Weg führt. Jesus Christus ist nach wie vor der einzige Weg zum Vater, die einzige Wahrheit aller Wahrheiten und das einzige Leben, das wirklich in der Fülle ist. Doch wir müssen nicht nur den Weg finden, sondern ihm folgen bis an sein Ziel. Wenn wir an diesem Weg festhalten, so kann uns zwar der Leib getötet werden, aber die Seele ist fest in Gottes Hand und wird bewahrt bleiben für den Tag der Auferstehung.

Drittens zeigt es uns, dass Gottes Geist auf uns ruht. Jeder Mensch ohne Gottes Geist ist unfähig, den Wert des Kreuzes und des Blutes Christi zu erkennen, geschweige denn anzunehmen. Jeder Mensch ist von der Erleuchtung durch Gottes Geist der Herrlichkeit abhängig, um zu Gott zu kommen. Jesus Christus, der ewige Sohn Gottes, hat durch Seinen Opfertod das Fundament gelegt für die Erlösung und mit Seiner Auferstehung die Macht des Todes besiegt. Auf der Grundlage dieses Fundamentes muss Gott, der Vater, den Menschen zu sich ziehen und durch den Heiligen Geist zu dieser Erkenntnis erleuchten. Der Heilige Geist schenkt den übernatürlichen, göttlichen Glauben, welcher zur Erlösung notwendig ist.

Viertens zeigt es uns, dass Gottes Gerechtigkeit ewig und unparteiisch ist. Jeder, der uns um des Namens des Christus willen verspottet, verlästert damit den Heiligen Geist und entfernt sich noch mehr von Gott. Jede Bekehrung ist somit ein großes Wunder, das Gottes Allmacht zeigt. Es ist einfacher, aus dem Nichts etwas Seiendes entstehen zu lassen, als ein Herz, das sich so weit von Gott entfernt hat, zum Glauben zu bringen. Nicht unser menschlicher, psychischer Glaube bewirkt die Rettung, sondern einzig der göttliche Glaube, der eine Gabe Gottes ist!

Weiter gibt es Leiden aus Ungehorsam. Diese sind selbstverschuldet. Wer eine Tat begangen hat, die selbstverschuldet ist, muss die Folgen gerechterweise selbst tragen. Wir wissen aus der Bergpredigt, dass jedes Verbrechen in den Gedanken beginnt und nicht erst in der Ausführung desselben. Somit ist jeder, der einen anderen Mitmenschen hasst, ein Mörder und jeder, der neidisch auf den Besitz seines Nächsten sieht, ist ein Dieb. So ist auch jeder Hass, jeder Neid und jedes andere schlechte Gefühl eine Übeltat und ein Verbrechen. Wer unter diesen Gefühlen leidet, leidet nicht um des Namens des Christus willen, sondern all sein Leiden ist selbstverschuldet. Es muss bekämpft und wiedergutgemacht werden. Dasselbe gilt, wenn wir uns in fremde Angelegenheiten mischen. Dadurch entsteht viel Streit und sehr oft ist der Grund für den Streit im Sich-Einmischen Dritter zu finden. So sollen wir von allem abstehen, was dem Namen Christi durch unsere Sünden und Fehler Schaden zufügt und ihn dem Spott preisgibt.

Vielmehr haben wir auch als Christen Leiden, das uns züchtigen soll. Gott ist der liebende Vater, der uns in das Land der Segnungen bringen möchte. Doch durch jeden Ungehorsam bringen wir uns um den Segen, den Gott für uns bereitgehalten hätte. So muss Gott als liebender Vater uns von Zeit zu Zeit Leitplanken an unserem Weg aufstellen, die uns vor dem Fall schützen. Er möchte auf jeden Fall, dass wir zu Ihm kommen, doch der Weg zu Ihm ist schmal und steinig, ein harter Weg, zuweilen sehr dürr und wüstenähnlich. Manches Übel in unserem Leben dient dazu, uns näher zu Ihm zu bringen. Dadurch, dass wir leiden durch Verfolgung und Verleumdung, werden wir zu Seinen Werkzeugen des Friedens und zu Zeugen Seiner Gnade geformt.

In all diesen Schwierigkeiten sollen wir das Banner unseres Herrn nicht verstecken, als ob wir uns Seiner schämen müssten. Vielmehr sollen wir dieses Banner hochheben und im Namen unseres Herrn Jesus Christus und mithilfe Seiner Kraft den Sieg erringen in unserem Leben. Jeder Tag soll der Entscheidung geweiht sein, alles Gute zu tun, das in unserer Macht steht und alles Böse, das wir erkennen, zu meiden. So soll auch heute unser Gebet sein, dass der Herr uns offene Augen, Ohren und Herzen schenkt und uns zur richtigen Zeit die richtigen Worte und Taten zeigt, mit denen wir Ihn verherrlichen können!

Die Verse 17 – 18 beschreiben den eigentlichen Grund für das Leiden, das auf jeden bekennenden Christen zukommt. In den fünf vorhergehenden Versen wird dieses Leiden beschrieben, nun gibt der Apostel Petrus den eigentlichen Grund für dieses Leiden an. Das Leiden dient dazu, um das Haus Gottes zu reinigen. In den Zeiten des Leidens wird offensichtlich, wo wirklicher, gottgewirkter Glaube zu finden ist. Da kommt zutage, wer einen psychologischen Für-wahr-halte-Glauben hat und wessen Glaube wirklich eine Gabe des Heiligen Geistes ist. Wenn Christus wiederkommt, so will Er, dass Seine Gemeinde heilig und tadellos vor Ihm sei, eine makellose Braut wird Er heimholen zu Seinem Hochzeitsmahl. So muss zuvor durch diese Bedrängnis geprüft werden, wessen Glaube wirklich standhaft ist. Dieser standhafte Glaube verlangt kein perfektes Leben, denn Perfektion wird es erst später geben, aber der Glaube verlangt eine Abkehr von jeder Sünde und eine Abscheu, einen Hass gegen jede sündhafte Handlung.

Dieses Gericht auf der Erde dient dazu, die Spreu vom Weizen zu trennen, doch es steht keinem Menschen zu, dies zu tun, sondern einzig und allein Gott ist es, der die Herzen kennt und am glaubensvollen standhaften Lebenswandel den wahren Glauben zu erkennen. Es wird später, vor dem Richterstuhl Christi noch einmal ein Gericht geben, doch da werden nur die wahrhaft Gläubigen antreten dürfen, und es wird nicht über die Menschen gerichtet, sondern über deren Taten. Da wird sich herausstellen, was ein jeder Mensch in seinem Leben als Christ vollbracht hat. Wer mit feuerfesten Materialien sein Leben gebaut hat, und wessen Lebenswerke im Feuer verbrennen werden. Alles, was wir aus Egoismus, aus Ehrgeiz oder aus Menschenfurcht tun, ist Holz, Heu, Stroh. Nur das, was wir in Ehrfurcht vor Gott und aus echter, ungeheuchelter Liebe tun, wird als Gold, Silber oder Edelsteine Bestand haben im Feuer dieses Gerichts.

Doch wenn nun der Maßstab an den Gerechtfertigten schon so streng angelegt wird, wie viel schlimmer werden dann all die Menschen dran sein, die sich nicht um die freudige Botschaft Jesu Christi geschert haben? Wie schlimm muss dann das Ende der Gottlosen sein? Das Ende derer, die uns verspottet haben? Die über Jesus Christus gelästert haben? O, liebe Brüder und Schwestern, habt Mitleid mit all den Verlorenen! Geht hin, erzählt allen von der Größe Gottes und der Größe ihrer Sünden, damit möglichst viele gerettet werden können! Die Rettung der Menschen ist Gottes Wunsch, und Er hat alles getan, was dazu notwendig und möglich ist, nun ist es an uns, ein lebendes Zeugnis für die Liebe und Gnade unseres Herrn zu sein!

In den Versen 12 – 18 hat der Apostel Petrus festgehalten, dass die Gemeinde durch eine strenge Gerichtszeit hindurchgehen muss. Alle Menschen, die sich als Gemeindeglieder zu Jesus Christus bekennen, werden durch die Prüfungen des Leidens geführt, und unter diesem Druck des Leidens wird vor Gott offenbar, wie echt ihr Glaube ist. Doch wenn schon die Gemeinde solch einem Druck und solch einem Leiden ausgesetzt wird, wie viel schlimmer werden da der Druck und das Leiden der Ungläubigen sein! Wenn christliche Märtyrer solch großen Qualen ausgesetzt werden, und dies nur, damit der Glaube geprüft wird, wie viel mal schlimmer müssen da all die Höllenqualen derer sein, die in der Last ihrer Sünden sterben! Getrennt von Gott, in der äußersten Finsternis, wo das Heulen und Zähneknirschen ist, sich in den Gluten des göttlichen Zorns befinden zu müssen!

So sollen wir alle bereit sein, das Leiden auf uns zu nehmen, das uns als Gottes Kinder zur Züchtigung dienen soll. Das Leiden als Christ ist die Leitplanke, die uns auf dem richtigen Weg hält, die uns vor dem Sturz in die Tiefen der Schluchten und Täler der Sünde schützt. Es ist wie der Strick, der Odysseus bei der Insel der Sirenen davon abhält, der tödlichen Lust der Gesänge zu folgen und sein Schiff des Lebens in den Untiefen der Begierde zu versenken! Lasst uns alles Leiden dazu dienen, uns näher zu Gott zu bringen und uns in Demut in Seine Hand zu begeben. Lasst uns alle Versuchungen des Teufels fliehen und stattdessen Gott näher kommen.

Wir sollen des Weiteren unsere Seelen Gott anvertrauen. Niemand anderes als allein Er weiß, was wir brauchen und wie viel Leid wir ertragen. Er gibt uns in jedem Leid auch die Kraft zum Ausharren. Petrus spricht hier ganz bewusst von Gott als dem treuen Schöpfer. Gott hat uns geschaffen – jeden Einzelnen von uns hat Er nach Seinem Vorsatz geschaffen. So wird der Schöpfer am allerbesten wissen, wie robust Er uns von Natur aus gemacht hat und wie viel übernatürliche, göttliche Kraft Er jedem von uns noch zusätzlich zur Verfügung stellen muss. Wir dürfen wissen, dass Er uns in jeder Situation die genügend große Stärke zum Ertragen der jeweiligen Situation geben wird. Wir dürfen diese zusätzliche Stärke dankbar annehmen und sie gebrauchen. Sie kommt meist aus der nahen Gemeinschaft mit Gott, aus dem Gebet, aus dem Bibellesen, aus dem Singen von Lobliedern, aus dem Einnehmen des Herrenmahls oder aus dem Bezeugen Gottes vor Ungläubigen.

So dürfen wir das Sorgen getrost unserem Gott überlassen und uns dem Wichtigeren zuwenden: Dem Dienst am Nächsten. Gerade weil wir wissen, dass die Ungläubigen ein solch schlimmes Ende finden werden, haben wir die Verantwortung und die Pflicht, mit unserem ganzen Leben und mit all unseren Worten Gott vor der Welt zu bezeugen. Unsere Aufgabe ist es, anderen zu dienen (sei es in der Gemeinschaft der Gläubigen oder bei Verächter des Evangeliums). Allen sind wir – da wir von Gott so viel Gnade erhalten haben – schuldig, von dieser Gnade weiterzugeben. So sollen wir allen mit unseren Stärken und Gnadengaben dienen.

Das Evangelium – Die Kraft Gottes

Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist Gottes Kraft zur Rettung für jeden, der glaubt, zuerst für den Juden, dann auch für den Griechen; denn es wird darin geoffenbart die Gerechtigkeit Gottes aus Glauben zum Glauben, wie geschrieben steht: ”Der Gerechte wird infolge von Glauben leben”. (Römer 1, 16 – 17)

Wenn man den ganzen Römerbrief einmal aus der “Vogelschau” betrachtet, muss man sagen, dass diese beiden Verse die beste Zusammenfassung des ganzen Briefes sind. Natürlich darf man sie nie losgelöst vom restlichen Inhalt des Briefes betrachten, sonst kommt man leicht in falschen Spekulationen um. Aber der Rest des Briefes dient hauptsächlich dazu, um genau diese beiden Verse im Detail zu erklären. Es gibt wohl nur wenige Christen heute, die mit voller Überzeugung sagen können: Ich schäme mich des Evangeliums nicht. Zumindest leben die wenigsten so, dass man es ihnen abnehmen würde. Wie wenige sind es, die täglich das Evangelium von Jesus Christus im Mund führen und bei jeder guten Gelegenheit davon erzählen. Doch, ach, wieviel Grund hätten wir, das zu tun! Doch das Evangelium ist nicht dafür geschaffen, um uns großes Ansehen vor der Welt zu bringen. Vielmehr bringt es uns viel Spott, üble Nachrede, und in gewisser Weise Verfolgung. Das ist der Hauptgrund, weshalb viele sich des Evangeliums schämen. Ohne dies zu wollen, drücken sie damit folgendes aus: Ich war so blöd, dass ich auf das Evangelium reingefallen bin! Das Evangelium vom Kreuz Christi hat viele Ecken und Kanten. Es ist nicht angenehm. Deshalb versuchen manche, diese Ecken und Kanten rund zu schleifen. Dies geschieht vor allem durch Theorien, die den Menschen gefallen sollten. Doch damit machen wir ein falsches Evangelium! Es ist dann so, wie wenn wir als Bauarbeiter den Auftrag bekommen, ein Haus zu bauen mit Satteldach, das Geld dafür überwiesen bekommen und dann statt dem Satteldach ein Flachdach bauen, um den Rest des Geldes in die eigene Tasche zu stecken. Gott hat uns den Auftrag gegeben, SEIN Evangelium weiterzugeben. Wenn wir es stattdessen verfälschen, um selbst auch noch ein Stückchen vom Ruhm einzuheimsen, ist das Betrug an Gott und am Evangelium.

Im Evangelium finden wir Gottes ganze Kraft verborgen. Nicht an allen Menschen tut es die gleiche Wirkung. Und genau da liegt die Gefahr. Wir vertrauen zu oft nicht, dass es wirklich diese Kraft hat. Wir haben diese Kraft nicht selbst in der Hand, können nicht beliebig über sie verfügen. Und das ist es, was viele Menschen eigentlich wollen: Alles, was sie tun, selbst in der Hand haben, selbst über das bestimmen zu können, was passiert. Deshalb beginnen sie auf menschliche Art und Weise zu manipulieren. Dadurch wird das Evangelium plötzlich zu einem Anti-Evangelium, einem Anstatt-Evangelium, das an die Stelle des Evangeliums gestellt wird. Plötzlich ist nicht mehr Gott und das Erlösungswerk Jesu Christi das Zentrum, sondern der einzelne Mensch wird ins Zentrum gestellt. Der Mensch und seine persönliche Entscheidung wie das genannt wird. Nicht mehr Gott hat sich für den Menschen entschieden, sondern Gott ist so bedürftig, dass der Mensch sich für ihn entscheiden und ihn annehmen muss. Ob man da noch von Evangelium reden kann, ist eine andere Frage. Wenn nämlich Gott plötzlich so schwach ist und Hilfe von uns Menschen braucht, um etwas bewirken zu können, dann ist das eine ganz schlechte Nachricht. Doch wenn wir Gottes Kraft nicht missbrauchen noch manipulieren wollen, sondern sie nach Gottes Plan und Willen anwenden, wird sie auch etwas bewirken. Sie wird den Menschen Sünden sichtbar machen und sie damit aufs Tiefste verletzen. Sünde ist wie Eiter in einer Wunde: Sie muss geöffnet und gereinigt werden. Das ist mit Schmerzen verbunden. Aber bei den Menschen, die von Gott zur Annahme des Evangeliums vorbereitet wurden, werden es auch annehmen. Da kann kein Zweifel bestehen. Es beginnt immer mit einer totalen Kapitulation: Ich kann Gott nicht genügen, egal wie viel guten Willen ich Ihm entgegenbringe. Alles, was meine sündenbeschmutzten Hände berühren, wird automatisch auch befleckt. Es gibt nur genau eine einzige Möglichkeit, um davon loszukommen: Ich muss auf die von Gott vorbereitete Art und Weise gereinigt werden. Dies geschieht auf eine abschreckende Art und Weise: Durch das geflossene Blut von Jesus Christus am Kreuz. Dieses Blut ist das Waschmittel für unsere Sündigkeit. Wenn wir unsere Sünden bereuen, sie Gott bekennen (am besten mit einem Seelsorger zusammen) und wirklich an dieses göttliche Waschmittel glauben, so werden wir gerettet. Jesus Christus hat die Schuld und die Strafe für all unsere Unzulänglichkeiten getragen, hat Sich dafür mit einem grausamen Tod bestrafen lassen, aus Liebe zu uns. Ihm allein sei Lob, Dank und Ehre in Ewigkeit.

Wem gilt denn nun das Evangelium? Dieser Frage müssen wir nun nachgehen. Es ist Gottes Kraft zur Rettung. Letztendlich, so müssen wir festhalten, wird es nur für diejenigen zur Guten Nachricht, die Gott in Seinem souveränen Akt der Vorherbestimmung dazu gesetzt hat. Nun ist es aber so, dass Er uns in Seiner Weisheit nicht gesagt hat, wer dazu gehört. Für uns, aus menschlicher Perspektive gesehen, ist es wichtig, dass wir bei jedem Menschen davon ausgehen, dass er auch zu der großen Schar der Auserwählten gehören kann und soll. Deshalb dürfen wir bei keinem Lebenden jemals aufhören, unter Gebet und Flehen zu Gott zu schreien, dass Er ganz bestimmten Menschen, die Er uns aufs Herz gelegt hat, die Augen des Herzens öffnen möge, damit sie sehend und glaubend werden. Für die Toten hingegen dürfen wir nicht beten, da wir uns sonst in die Fänge okkulter Praktiken begeben, die uns gefangen nehmen wollen. So sollen wir das Evangelium auch allen Menschen anbieten. Den Einen wird es zur Rettung, den anderen zum Verhängnis, aber das tut letztendlich nichts zur Sache. Jeder Mensch soll die Chance bekommen, es immer wieder zu hören. Paulus schreibt hier, es sei die Kraft Gottes für jeden, der glaubt. Es geht aber nicht darum, dass unser menschlicher Glaube Gott dazu bringen könnte, uns zu retten. Das wäre nämlich Werksgerechtigkeit und im Grunde genommen ein Ding der Unmöglichkeit. Echter biblischer Glaube ist etwas, das nur Gott schaffen kann. Und bei all denen, die von Gott zum Glauben bestimmt sind, wissen wir nicht, in welchem Moment Gott ihnen das Herz öffnen wird. Also ist es unser Auftrag, sie immer wieder und wieder daran zu erinnern, was der Herr Jesus für alle vollbracht hat, die gläubig werden.

Zuerst gehört das Evangelium den Juden, denn unter ihnen ist der Herr Jesus zur Welt gekommen. Aus diesem Grund ist es überaus notwendig, dass wir die Juden genauso missionieren wie alle anderen Völker auch. Denn zuerst ist das Evangelium den Juden bestimmt, das heißt, dass sie mit Vorrang das Evangelium hören sollen, um so auch zur Gemeinde hinzugefügt zu werden. Völlig falsch hingegen ist die leider weit verbreitete Ansicht, die Juden müssten nicht missioniert werden. In unseren Versen wird diese Meinung als total unrichtig und zu verwerfen bezeichnet. Solange die Juden den Herrn Jesus nicht haben, so lange haben sie auch Gott den Vater nicht. Sie laufen einem fremden Gott hinterher, den sie zwar Jahwe nennen, (bzw. HaShem oder Adonai, da sie es nicht wagen, den Namen Gottes überhaupt auszusprechen), der aber für sie nicht derjenige ist, der Jeshua, den Messias, gesandt hat.

Des Weiteren gehört das Evangelium auch den Griechen oder besser gesagt allen Nichtjuden. Auch unter ihnen hat Gott ein großes Volk. Der Begriff Juden und Griechen hat keine Begrenzung des Staates, sondern steht für alle Menschen. Und genau da beginnt auch unser Auftrag: Zu sehen, dass ohne Evangelium kein Mensch gerettet werden kann. Deshalb hat Gott direkt nach dem Sündenfall den Menschen zum ersten Mal das Evangelium verkündet. Das zeigt uns, wie wichtig es Ihm ist. Das Evangelium muss vorgelebt und weitererzählt werden. Unter Juden, Philosophen, Buddhisten, Satanisten, Atheisten, Agnostikern und allen weiteren Menschengruppen.

Nicht genug damit, dass Paulus vom Evangelium sagt, es sei die Kraft Gottes, nun behauptet er sogar noch, dass im Evangelium Gottes Gerechtigkeit sichtbar gemacht wird. Doch dies ist absolut korrekt und eigentlich die Quintessenz von seinem ganzen Brief. Das Evangelium von Jesus Christus ist der Mittelpunkt nicht nur des Neuen Testaments, sondern geradezu der ganzen Bibel. Im Lichte dieses Evangeliums wird die ganze Bibel, von der Erschaffung der Welt bis hin zum ewigen Leben mit Gott oder ohne Gott, verständlich und klar. Am Kreuz von Golgatha scheiden sich die Geister und genau da wird auch über eines jeden Leben entschieden. Wer Golgatha in seinem Leben hat, wird ewig mit Gott leben dürfen (und genau das hat Gott mit der Erschaffung der Welt bezweckt), wer aber stirbt ohne mit dem Herrn Jesus am Kreuz gestorben zu sein, wird zwar auch ewig leben, aber ohne Ihn. Deshalb ist Golgatha, der Ort der Siegesbotschaft, auch der Ort, der über das Leben von jedem einzelnen Menschen entscheidet. Golgatha zeigt die absolute Gerechtigkeit Gottes. Dies ist der Ort, an dem das Gericht über die Sünde, die Schuld der Sünde und die Folgen der Sünde geübt wird. Die Sünden von jedem einzelnen Gläubigen aus jeder Zeit werden dort verurteilt. Hier ist es wichtig, zu sehen, um wessen Sünden es geht. Wenn es nämlich wirklich um die Sünden von jedem einzelnen Menschen überhaupt ginge, so dürfte Gott im letzten Gericht niemanden mehr bestrafen. Da aber die Strafe der Hölle real ist und in Wirklichkeit vielen Menschen droht, braucht dieses Gericht auch eine strafbare sündige Handlung, die ihm vorausgeht. Deshalb ist der Herr Jesus auch “nur” für die Gemeinde gestorben und somit für eine beschränkte Anzahl von Menschen. Schon dann, wenn nur ein einziger Mensch verloren ginge, müssen wir von einer beschränkten Anzahl sprechen, da dann eine Person vom Heil ausgeschlossen ist. Klar, es sind sehr viele, die gerettet werden, aber nicht alle. Deshalb handelt es sich um eine beschränkte Sühne.

So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass Er Seinen einzigen Sohn gab, damit alle, die an Ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern ewiges Leben haben. Sehr schön sieht man an diesem Vers diese biblische Lehre. Für Welt steht im griechischen Text das Wort Kosmos. Dieses umfasst alles, was Gott geschaffen hat. Doch hier ist die Interpretation falsch, wenn man denken würde, der Sohn habe die Sünden des kompletten Kosmos aus der Welt geschaffen, denn sonst müsste alles in diesem Kosmos wieder so perfekt sein wie vor dem Sündenfall. Vielmehr hat Gott Seine Liebe dadurch gezeigt, dass eine zuvor bestimmte Anzahl von Menschen, die sich das nicht verdienen konnten, um des ganzen Kosmos willen gerettet wird. Im achten Kapitel dieses Briefes führt Paulus das noch weiter aus (V. 19ff): Es ist die überaus starke Erwartung der gesamten Schöpfung, dass die Kinder Gottes offenbar werden. Die Schöpfung ist wie in den Wehen vor der Geburt, und erwartet den Moment, in welcher die Vollzahl der Gläubigen erfüllt ist, weil sie selbst dann auch von der Vergänglichkeit erlöst sein wird. Außerdem haben wir als Kinder Gottes auch einen besonderen Auftrag in der Erhaltung der Schöpfung. So wird diese in spezieller Art und Weise von der Gemeinde gesegnet und gepflegt. Deshalb wurde also am Kreuz von Golgatha die ganze Sünde, alle Sünden und die Schuld der Sünden aller Gläubigen bezahlt. Die Bezahlung einer Schuld führt zwangsläufig zur Freiheit des ehemaligen Schuldners. Unsere Aufgabe als Erlöste ist es nun, ein Leben in der Freiheit zu führen. Die Tatsache, dass der Herr Jesus uns befreit hat von dieser Schuld, soll uns nicht dazu verleiten, die Sünde auf die leichte Schulter zu nehmen, sondern auch daraus für unser Leben lernen: Wir sollen uns von allem fern halten, was uns in Berührung mit Sünde bringen könnte. Echte Freiheit besteht nun mal nicht darin, tun und lassen zu können, was immer uns gerade einfällt, sondern darin, uns für das Richtige, nämlich das was Gott von uns und für uns möchte, entscheiden zu können. Nur wer sich dessen Tag für Tag bewusst ist, wird auch wirklich ein Leben führen können, das in der Ewigkeit zählt. Viel zu schnell lassen wir uns von Traditionen, Menschenfurcht oder falschen Prioritäten fesseln, lähmen und in die falsche Richtung wegzerren.

Nun kommen wir zur letzten wichtigen Frage in diesem Vers: Wie können wir von dem Evangelium für unser Leben Gebrauch machen? Paulus sagt uns: Dies geschieht durch den Glauben. Überlegen wir uns noch einmal: Das Evangelium ist die Gute Botschaft von all dem, was der Herr Jesus Christus für uns am Kreuz getan hat. Er hat unsere Sünde, unsere Schuld vor Gott, unsere Schande, unsere Krankheit, unseren Schmerz, unsere Verlorenheit, unsere Einsamkeit, unser Versagen alles zusammen genommen und vernichtet. Er hat uns von all diesem befreit, damit wir Gott und unsere Mitmenschen lieben sollen. Das ist das Ziel des Evangeliums. Nun wollen wir diese Freiheit für unser eigenes Leben in Anspruch nehmen und sie gebrauchen. Was es dazu braucht, sagt uns Paulus nun: Glauben. Und zwar “aus Glauben zum Glauben”. Wörtlich steht da im griechischen Text: ek (das heißt aus etwas heraus) und eis (in etwas hinein). Also: Aus dem Glauben heraus und in den Glauben hinein. Um zu verdeutlichen, was Paulus hier meint, möchte ich ein Beispiel dazu anbringen. Wenn aus einem kleinen Samen etwas wird, dann wächst die große Pflanze aus dem kleinen Samen heraus in die Luft hinein. Etwas Kleines wird zu etwas Großem. So ist es mit dem Samen auch. Deshalb sagte Jesus einmal: Wenn ihr nur Glauben hättet wie ein Samenkorn (also sehr klein), dann könntet ihr zu dem Felsen sagen: Hebe dich hinweg. Da steht aber nicht: Solange euer Glaube so klein ist wie ein Samenkorn. Vielmehr meinte Jesus: Ein Glaube in der Größe eines Samenkorns hat das Potential, zu einem Glauben zu werden, auf dessen Befehl hin Berge verschwinden müssen. Genau so ist Glaube: Er muss erst einmal gepflanzt sein, und anschließend, bei guter Pflege, wächst er heran und trägt viel Frucht. Damit jemand sich ernsthaft bekehren kann, ist notwendig, dass Gott zuvor den Glauben an das Evangelium pflanzt. Als Jesus zu den Jüngern sprach, konnten sie diesen Glauben noch nicht haben, denn Golgatha war noch nicht vollbracht. Aber heutzutage gibt es viele Menschen, die den Glauben von Gott geschenkweise bekommen haben.

Glaube ist wohl in der ganzen Bibel das Wort, welches am besten definiert ist. In Hebräer 11, 1 lesen wir: Aber der Glaube ist die Gewissheit der Dinge, die man erhofft und die Überzeugung dessen, was man nicht sieht. Zunächst ist der Glaube eine Gewissheit oder wörtlicher eine Substanz. Als solcher ist er keinesfalls aus der Luft gegriffen und darf nicht mit dem verwechselt werden, wenn Unwissende öfters mal sagen: Ich glaube, das Wetter wird nun langsam besser. Das ist kein biblischer Glaube. Echter Glaube, wie die Bibel ihn kennt, hat immer Substanz, entspricht damit den Tatsachen. Diese Tatsachen des Glaubens sind genauso real wie der Computer, der vor uns ist oder die Kerze auf dem Tisch. Der einzige Unterschied ist folgender: Wir können die Dinge des Glaubens nicht mit unseren fünf Sinnen wahrnehmen. Zumindest üblicherweise nicht. Aber gerade deshalb ist es in besonderer Weise wichtig, sie gut zu kennen. Solange wir in einer Stadt unterwegs sind und nicht wissen, was unser Ziel sein soll, werden wir auch nie an irgend einem Ziel ankommen. Um unser Ziel zu kennen, ist es wichtig, so oft wie möglich in der Bibel zu lesen. Sie ist die Stadtkarte und zeigt unser Ziel an. Weiter ist es wichtig, dass wir uns einer Gemeinde verbindlich anschließen und dort treu die Predigten, Bibel- und Gebetsstunden besuchen. Gott wird diese Gelegenheiten zum Reden gebrauchen. Paulus schreibt, dass der Glaube aus dem aktuellen Hören der Predigt kommt, also keine konservierten Buch-, Fernseh-, Radio- oder Internetpredigten, sondern live Predigten in einer echten Gemeinde unter echter Gemeinschaft. So wird der Herr dies mit wachsendem Glauben – aus dem Glauben in den Glauben – bestätigen und reichlich segnen.

Die Gemeinde – der Leib Christi

Die Gemeinde – der Leib Christi

Hoch über jedes Fürstentum und jede Gewalt, Macht und Herrschaft und jeden Namen, der genannt wird nicht allein in diesem Zeitalter, sondern auch in dem zukünftigen und wobei er alles unter seine Füße tat und ihn zum Haupt über alles der Gemeinde gab, welche sein Leib ist, die Fülle dessen, der alles in allen erfüllt (Epheser 1, 21 – 23)

Hier nun wird zum ersten Mal in unserem Brief an die Epheser die Gemeinde, um die es im ganzen Brief schon geht, bei ihrem Namen genannt. Es ist die Ekklesia, die Gemeinschaft der Herausgerufenen. Sie ist der Leib des Herrn Jesus, den sie als solcher hier auf der Erde repräsentiert. Durch diesen Leib will der Herr Jesus Christus auf der Erde Sein Reich bauen. Jeder in der Gemeinde ist ein Teil des irdischen Körpers von Jesus, Seine Hände, die wir anderen hinstrecken und sie damit unterstützen sollen, Seine Beine, um dorthin zu laufen, wo Unrecht geschieht, und Sein Mund, um an Seiner Stelle für die Betrogenen und Unterdrückten, Schwachen und Armen zu reden. Die Ekklesia ist dazu berufen, von Gott als der Liebe in Person und von der großen Tat des Herrn Jesus, die den Zugang zu Gott wieder geöffnet hat, zu erzählen. Sie ist der Leib, der irdische Körper des Herrn Jesus, der für sie Sein Leben gab, für sie gestorben und auferstanden ist. Durch diesen Tod und die darauffolgende Auferstehung sind alle Mächte der Finsternis besiegt. Hier werden sie ganz unterschiedlich mit Fürstentümer, Gewalten, Mächte und Herrschaften genannt. Da es am Schluss des Briefes noch einmal um diese geht und sie dort ähnlich benannt werden, kann man davon ausgehen, dass es sich hier um verschiedene Stufen einer Hierarchie handelt. So wie es bei den Engeln verschiedene Stufen gibt (Cherubim, Seraphin, Erzengel, Engel, etc.) wird es auch im Reich der Finsternis diverse dieser Abstufungen geben. Es ist für uns nicht relevant, zu welcher Stufe welche Dämonen oder Engel genau gehören. Alle Teufel und Dämonen sind besiegt und unterworfen, das heißt, sie können im Namen Jesu ausgetrieben werden.

Der Herr Jesus ist weiter auch über jeden Namen erhoben. Sein Name ist der höchste aller Namen und der absolut einzige, in dem das Heil zu finden ist. Es gibt im Himmel und auf Erden keinen einzigen Namen, der mit diesem Einen vergleichbar wäre. So kann kein Mohammed mit okkult himmlischem Koran, kein Neuprophet mit Botschaften, die dem Herrn widersprechen, noch sonst irgend etwas kommen und einen Namen beanspruchen, der demjenigen des Herrn Jesus auch nur annähernd ähnlich erhaben sei. Dieselbe Kraft, durch die der Herr Jesus von den Toten auferweckt wurde, die ist es auch, die in uns lebt. Derselbe Geist, der in 1. Mose 1, 2 über den Wassern schwebte oder brütete, also die Schöpfung hervorbrachte, ist es auch, der in uns lebt. So haben wir als Träger dieses Heiligen Geistes auch dieselben Möglichkeiten, die der Herr Jesus hatte, als Er auf der Erde lebte. Er tat alles nur aus dem Wissen heraus, dass Er nur das tun kann, was Ihm der Vater auftrug. Er lebte aus dieser Beziehung heraus und wenn wir uns ebenso in diese Beziehung mit dem Herrn investieren und alles, was wir tun, aus dem Auftrag heraus tun, den Er uns gegeben hatte, dann wird uns nichts unmöglich sein.

Die Herrschaft des Herrn Jesus soll unter uns sichtbar werden. Nicht nur, indem wir den ursprünglichen Auftrag aus der Zeit des Gartens Eden ernst nehmen und umsetzen, sondern auch ganz speziell dadurch, dass wir im Gehorsam gegenüber Seinem Wort leben. Das bedeutet, dass wir uns ganz unserer Gemeinde hingeben. Sie ist der Leib Christi. Einer allein ohne Gemeinde kann nie ein Leib Christi sein, sondern das ist immer die jeweilige Gemeinde, der wir uns verbindlich angeschlossen haben. Ihr gehören wir, so wie unsere Nieren unserem Körper, also uns, gehören. Deshalb gehört auch die Zeit, Kraft, unsere Talente und Begabungen, einfach alles, was wir sind und haben, ihr. Dies bezieht sich somit auf alle Dinge, die wir tun, deshalb auch zunächst einmal das, was wir verdienen. Denn wir können es nur deshalb verdienen, weil Gott uns mit unserer Persönlichkeit, unserer Fähigkeit zu lernen, unserem Verstand und so weiter geschaffen hat. Weiter bezieht es sich auch auf unsere Freizeit, also alle Zeit nebst dem Schlafen, Essen und Arbeiten. Wenn wir eine (eigene) Familie haben, so muss natürlich genügend Zeit für die Erziehung der Kinder eingeplant werden, das beinhaltet zum Beispiel die Hilfe bei den Hausaufgaben, das Lehren der wichtigen Dinge im Haushalt (Putzen, Waschen, Kochen, Bügeln, Ordnung und Sauberkeit, etc.) und vieles mehr. Dann ist es aber auch unsere Aufgabe, die Anlässe der Gemeinde mit unserer tatkräftigen Mitarbeit zu unterstützen.

Durch diesen Gehorsam, den wir ausüben, wird die Macht Christi auf der Erde proklamiert. Wir machen mit unserem Handeln im Gehorsam gegen Christus und Seine Gemeinde das Reich Gottes auf der Erde sichtbar. Es manifestiert sich also in unserem Handeln im Glaubensgehorsam. Und dadurch, dass wir uns der Gemeinde hingeben und uns in sie investieren, wird zugleich das Reich Gottes weiter ausgebreitet und ausgedehnt. Es ist ein geistliches Prinzip, dass die Macht Christi dort wirksam wird, wo immer wir Ihm gehorsam sind und Seinem Auftrag gehorchen. Dieser Auftrag ist zuerst der Gemeinde als Ganzes gegeben und an zweiter Stelle jedem Einzelnen innerhalb dieser Gemeinde, in seiner örtlichen Gemeinde seinen Platz einzunehmen und dort in dem Auftrag mitzuarbeiten. Gott sucht jede und jeden von uns als Mitarbeiter in Seinem Reich. Wer von uns zu viel Zeit hat (also genügend Zeit, um Dinge zu tun, die Gott nicht gefallen), tut anscheinend zu wenig das Richtige (nämlich die Dinge, von denen Gott möchte, dass wir sie tun).

Weißt du, wo dein Platz in deiner Gemeinde ist? Hättest du noch mehr Kapazitäten, die du freimachen könntest, um dort mit anzupacken, wo Hilfe nötig ist? Sei gesegnet in deinem Dienst!

Einleitendes zum Apostolicum

Einführung in das Apostolische Glaubensbekenntnis

In der Einführung wollen wir uns mit drei Fragen beschäftigen:

Erstens, was ein Glaubensbekenntnis ist,

Zweitens wozu ein Glaubensbekenntnis gut ist und

Drittens, weshalb wir gerade das Apostolicum dafür auswählen.

Erstens. Ein Glaubensbekenntnis ist zunächst eine kurze Zusammenfassung dessen, was man glaubt. Darin werden alle wichtigen (die wirklich wichtigen, und daher heilsentscheidenden) Aussagen gemacht. Dieses Bekenntnis ist weiter auch eine kurze Zusammenfassung dessen, was man glaubt. Es ist leicht und gut auswendig zu lernen und hilft einem dadurch auch beim Beurteilen von Lehren, Büchern, Prophetien und manchem mehr. Ein Glaubensbekenntnis wurde von einer Reihe von Theologen mit einer ähnlichen theologischen Grundhaltung zusammengestellt und erhält für deren Gemeinden einen wichtigen Charakter eines Bekenntnisses, also dessen, was man vor anderen Menschen bezeugt.

Zweitens. Diese Frage wird leider immer öfter gestellt, sodass man kaum noch weiß, wozu ein solches Glaubensbekenntnis gut sein kann. Immer mehr hört man kritische Stimmen, die sagen: Lehre trennt, Gemeinschaft (oder Liebe) eint. Doch auf diese Art und Weise wird gleich von Anfang an Gottes Wort in Frage gestellt und damit Gott selbst. Ein Glaubensbekenntnis dient zunächst dazu, dass wir in aller Kürze die wichtigsten Grundlehren der Bibel lernen können. Es gibt leider immer mehr Christen, die nicht sicher sind, was genau sie glauben. Mit Hilfe eines solchen Bekenntnisses, das sie gut kennen, ist das kein Problem mehr, Auskunft zu geben über unseren Glauben. Weiter dient ein solches Bekenntnis dazu, uns im Glauben zu festigen und zu stärken. Wer weiß, an Wen er glaubt, der wird mit Kraft und Freude gestärkt, und damit auch im Glauben vorangebracht. Sodann dient es zur Prüfung von Lehren und Prophetien, von Worten und Taten. Letztendlich dient es aber auch dazu, eine klare Trennlinie zu unbiblischen Glaubensgemeinschaften (im Volksmund „Sekten“ genannt, ich persönlich mag es nicht, diesen Begriff in der Weise zu verwenden) zu schaffen. Es führt somit auch zur Abgrenzung und „Heiligung“ könnte man durchaus sagen.

Drittens. Das Apostolicum, so nennt man es auch, ist ein Bekenntnis, das schon sehr früh von der Kirche zum Taufbekenntnis gemacht wurde. Wer getauft werden wollte, musste diesem Bekenntnis zustimmen. Außerdem ist es ein Bekenntnis, dem nicht nur die ursprüngliche katholische Kirche (vor der Entgleisung zur Papstkirche), sondern auch gläubige Protestanten zustimmen können. Es ist somit das allgemeinste Bekenntnis, das deshalb eher vereint als trennt. Zudem ist es wirklich kurz und knackig, deshalb einfach zu lernen.

Vorbemerkung zur Autorität der Bibel

Es mag befremdlich sein, dass das Apostolicum mit keinem Wort auf die Autorität der Bibel zu sprechen kommt. Dies hat seinen Grund darin, dass die Autorität der Schrift heutzutage so stark angefochten ist. Zur damaligen Zeit konnte man einfach davon ausgehen: Wer sich Christ nennt, wird an der Autorität der Schrift nicht rummeckern. Dies hat sich seit der Aufklärung ganz grundsätzlich geändert: Der Mensch machte den Verstand zum Maß aller Dinge und legte damit ganz subjektiv fest, was in der Bibel stimmen darf und was nicht. So wurde eine Unterscheidung gemacht zwischen der Bibel als Gottes Wort und der Bibel als Menschenwort. Deshalb ist es wichtig, zunächst noch ein Wort hierzu zu sagen. Die Bibel, die Heilige Schrift, bestehend aus dem Alten und dem Neuen Testament, ist in allen seinen Aussagen, egal in welche Richtung sie gehen, ob sie naturwissenschaftliche, psychologische, philosophische oder das Heil und Zusammenleben des Menschen betreffende Aussagen macht, vollkommen Wort Gottes und als solches ewig gültig. Alle seine Aussagen sind deshalb fehlerlos und unfehlbar. Gottes Wort fällt nicht hin, denn Er Selbst garantiert, dass es eintreffen wird.

Das Apostolische Glaubensbekenntnis

Ich glaube an Gott,
den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde.

Und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.

Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige katholische Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben.
Amen.

Quelle

Dieses Glaubensbekenntnis hat in allen Jahrhunderten seit seiner schriftlichen Abfassung und auch in verschiedenen mündlichen Versionen lange davor einen großen Einfluss gehabt. Es hat uns auch heute noch sehr viel zu sagen, deshalb möchte ich eine Serie an Posts über dieses Bekenntnis machen.

Fortsetzung

Die Herrlichkeit des Erbes

Die Herrlichkeit des Erbes

Erleuchtete Augen des Herzens, damit ihr wißt, welches die Hoffnung seiner Berufung und welches der Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes in den Heiligen sei, welches auch die überwältigende Größe seiner Macht sei an uns, die wir glauben, vermöge der Wirksamkeit der Macht seiner Stärke, welche er wirksam gemacht hat in Christus, als er ihn aus den Toten auferweckte und ihn zu seiner Rechten setzte in den himmlischen Regionen (Epheser 1, 18 – 20)

Paulus wünscht der Gemeinde (und damit auch uns) erleuchtete Augen des Herzens. Damit sind jetzt nicht leuchtende Augen gemeint, auch wenn das wohl ziemlich automatisch das Ergebnis ist, wenn wir erkennen, wie gut Gott es mit uns gemeint hat. Erleuchtete Augen sind Augen, denen der Heilige Geist zeigt, wie Gott sieht und was Gott für uns bereit hält. Es ist irgendwie unfassbar, wie unermesslich viel wir bekommen, wenn wir in dem Herrn Jesus und damit in seiner Gemeinde sind. Zuerst ist da die Hoffnung der Berufung. Diese Hoffnung besteht darin, dass wir wissen: Gott Vater hat uns schon gekannt und erwählt noch bevor er die Welt geschaffen hatte. Wir sind die Auserwählten Gottes, für die der Herr Jesus sich selbst ganz und gar hingegeben hat und unsere Sünden durch sein Blut bezahlt und uns reingewaschen hat. Wir sind auch versiegelt mit dem Heiligen Geist, also Gott hat sein Siegel auf uns gedrückt und damit seinen alleinigen Besitzanspruch geltend gemacht, und darum kann uns nichts und niemand jemals wieder aus der Hand Gottes reißen. Wir sind dazu berufen, in Ewigkeit mit unserem Herrn in Gemeinschaft zu sein. Da dies noch nicht in vollem Umfang erfüllt ist, nennt Paulus das hier die Hoffnung der Berufung. Also das, was wir erhoffen, weil Gott, der immer treu ist, uns das versprochen hat.

Weiter dürfen wir erkennen, was der Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes ist. Christus ist Erbe von allem, was ist. Als seine Miterben dürfen wir was wohl mit-erben? Ebenfalls alles, was ist. Wer den zum Vater hat, dem alles gehört, dem gehört ja deshalb auch alles. Das bedeutet nun aber keinesfalls, dass zum Erben zuerst der Tod von Gott Vater eintreten musste. Manche Irrlehren des Patripassionismus (Gott Vater habe am Kreuz auch mitgelitten und sei mitgestorben, aktuelles Beispiel dieser Irrlehre ist zur Zeit der Roman „Die Hütte“ von William P. Young) gehen hiervon aus, um ihre Theorien zu stützen. Wenn Gott jedoch davon spricht, dass wir Erben Gottes und Miterben Christi sind, dann bedeutet das ganz einfach, dass wir etwas versprochen bekommen haben, aber noch nicht alles davon auf einmal bekommen. Vielmehr ist uns der Heilige Geist als Angeld gegeben worden, das heißt also als vorhergehenden Beweis dafür, dass zu seiner Zeit, nämlich im neuen Himmel und auf der neuen Erde, dann die vollständige Erfüllung dieses Versprechens folgen wird.

Dieses Angeld des Heiligen Geistes hat damit begonnen, dass Gottes Kraft an uns wirksam wurde, und zwar zur Erleuchtung, Buße, Bekehrung, Wiedergeburt und Glaube. Zunächst hat der Heilige Geist unsere Augen geöffnet, sodass wir unseren sündigen Stand vor Gott erkennen konnten. Dann hat er uns durch die göttliche Kraft gestärkt, sodass wir nicht vergeblich von ihm zur Buße getrieben wurden, sondern die Kraft bekamen, um auch echte Buße zu tun. Dann hat uns Gott dem Moment echter Buße bekehrt und wiedergeboren. Zugleich hat er uns mit Glauben erfüllt. Dieser Glaube ist nicht ein historischer Glaube daran, dass Jesus am Kreuz gestorben ist, sondern es ist der Glaube ein Vertrauen darauf, dass das, was der Herr am Kreuz getan hat, für ihn ganz persönlich geschehen ist. Historischen Glauben, nämlich daran, dass Jesus auf die Erde kam und gestorben ist, den haben auch der Teufel und die Dämonen, und dennoch gehen sie verloren. So kann es mit Menschen, die zwar diesen historischen Glauben, aber nicht das persönliche Vertrauen in das Erlösungswerk des Herrn Jesus haben, um keinen Deut mehr errettet werden. Dieser Glaube nämlich ist Gottes Werk in unseren Herzen.

In unserem hiesigen Leben auf der Erde hilft uns der Heilige Geist, indem er uns zur Heiligung antreibt. Dies sieht so aus, dass er uns immer wieder neu die Augen unseres Herzens öffnet für Gewohnheiten und Sachen, die Gott in unserem Leben nicht gefallen. Dies geschieht, wenn wir in der Bibel lesen oder wenn wir eine Predigt hören oder auch wenn uns andere Gläubige etwas sagen, was in unserem Leben falsch läuft. Natürlich hat Gott auch noch andere Möglichkeiten als diese drei, aber üblicherweise benutzt er eine von diesen dreien, um zu uns zu sprechen. Wir tun gut daran, diese drei Möglichkeiten gut zu pflegen und bei diesen immer gut aufzupassen, auch mit der Frage im Herzen und im Gebet: Herr, möchtest du mir dadurch etwas persönliches für mein Leben mitteilen? Was gibt es, was ich noch ändern soll? Was ist in meinem Leben, was dir noch missfällt? So können wir immer besser, schneller und sensibler auf Gottes Reden reagieren. Und das ist sehr gut so.

Die wichtigste Dimension ist aber die Zukünftige. Alles, was in unserem Leben auf der Erde hier passiert, ist zur Vorbereitung auf die Zukunft gedacht. So dürfen wir auch unser gesamtes Leben sehen. Jedes Ereignis dient dazu, um uns vorzubereiten auf die Ewigkeit. In der Ewigkeit wird die Arbeit nicht einfach aufgehoben sein, sondern ihre Bedingungen werden vom Fluch befreit sein. Aber Gott ist als Schöpfer und Erhalter der erste und größte Arbeiter überhaupt. Im Sündenfall sind nur die Bedingungen, unter denen der Mensch arbeiten muss, verflucht worden. Doch Arbeit als solche wird es immer geben. Nur halt nicht mehr in dem Sinne „im Schweiße des Angesichts“, sondern ohne Mobbing, ohne Missverständnisse und so weiter. So dient all unser Tun auf Erden zur Vorbereitung auf das Tun in der Ewigkeit.

Die stärkste Hoffnung, die wir haben, besteht also darin, dass wir auch nach dem Tod oder nach der Entrückung weiter leben dürfen. Hieraus können wir auch Kraft schöpfen für unseren täglichen Alltag, für schwere Zeiten und für unsere Ungeduld auf Erden. Wir dürfen immer wissen: Gottes Kraft hat den Herrn Jesus von den Toten auferweckt, da wird sie auch uns auferwecken. Und es ist ganz klar, dass wir diese Hoffnung jetzt schon in uns tragen: denn es ist deutlich einfacher, einen Toten aufzuerwecken, als einen Sünder, der von Kindesbeinen auf gewohnt ist, vor Gott wegzurennen und in allerlei sündige Lüste hinein zu fliehen, zu neuem geistlichem Leben zu erwecken. Deshalb ist unsere Gewissheit umso größer.

Hast du diese Gewissheit in deinem Herzen? Weißt du, dass der Herr Jesus für dich ganz persönlich den Weg des Kreuzes auf sich genommen hat? Dass er aber auch für dich wieder auferstanden ist, damit du mit ihm zusammen in alle Ewigkeit, aber auch jetzt und hier schon, Gemeinschaft haben darfst? Das ist sein größter Wunsch – mit dir in enger Gemeinschaft zu leben und dein Leben mit seiner Kraft und seiner Weisheit prägen zu dürfen!