Buchtipp: Hirnforschung und Zauberei

Macknik, Stephen L., Martinez-Conde, Susana, Hirnforschung und Zauberei: Wie die Neuromagie die alltägliche Täuschung unserer Sinne enthüllt, Herder Verlag Freiburg im Breisgau, 2014, 359S., Verlagslink, Amazon-Link

Wenn sich zwei Interessengebiete überschneiden, wird es spannend. Hirnforschung und Zauberei sind zwei Themen, die mich seit frühen Jahren begleiten, und als ich auf dieses Buch gestoßen bin, da musste ich es einfach lesen. Die Autoren Macknik und Martinez-Conde sind ein Ehepaar, das in Phoenix, Arizona, verschiedene Abteilungen des Neurologischen Instituts leiten. Sie sind somit Forscher, die von der Hirnforschung kommen und aus Interesse heraus angefangen hat, sich mit den Tricks, Methoden und so weiter der Trickzauberei zu beschäftigen. Sie haben – beginnend mit optischer Täuschung – versucht, herauszufinden, was genau in unserem Gehirn passiert, wenn wir ausgetrickst werden. Die beiden haben Zauberunterricht besucht und nach einem Jahr mit einer Show versucht, die Aufnahmeprüfung im Magic Castle zu schaffen.

Es gibt manches an dem Buch, was man kritisieren kann. Wer sich in der bekannteren Literatur ein wenig auskennt, wird schnell merken, dass sie einen mündlichen Zugang zur Zauberei gewählt haben: Sie haben vor allem mit ein paar wenigen heutigen Zauberprofis gesprochen und deren Aussagen vorschnell und ungeprüft übernommen. Dies merkt man zum Beispiel daran, dass sie deren besondere Vorbilder zu eigenen Vorbildern machen und bei Tricks immer nur eine Methode beschreiben, obwohl es häufig mehrere gibt, und dabei oft nicht einmal die üblichste. Ich werde ihnen das aber nicht zum Vorwurf machen, denn ich weiß, wie verwirrend und überfordernd es sein kann, sich mit der einschlägigen Literatur dazu zu befassen. Man könnte sich höchstens fragen, ob sie mit dem Buch noch ein weiteres Jahr hätten warten sollen und sich in dieser Zeit auch noch tiefer mit dem Material beschäftigen. Ein Schwachpunkt ist meines Erachtens jedoch, dass das Ehepaar grundsätzlich davon ausgeht, dass es nichts Übernatürliches geben kann. Dieser Täuschung sind die Beiden leider auch erlegen – so sehr sie sich auch schon mit solchen befasst haben.

Fazit

Ich persönlich habe das Buch mit viel Gewinn gelesen und war nahezu enttäuscht, als es schon so schnell zu Ende war. Gerne hätte ich noch viel mehr zu diesem Bereich gelesen. Ich möchte das Buch jedem Interessierten empfehlen, insbesondere auch Christen, die oft hinter Zaubershows etwas Dämonisches vermuten. Dass es Dämonisches geben kann, ist natürlich für jeden Christen klar, aber das muss man anderswo suchen und nicht in Shows, die von der Fingerfertigkeit leben. Ich gebe dem Buch wegen seiner Wichtigkeit trotz all seiner Schwächen 5 von 5 Sterne.

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