Das Zentrum der Schrift

Das Zentrum der Schrift

Es ist zum Lesen und Verstehen der Bibel ungemein wichtig, dass wir verstehen, was wir denn da gerade lesen. Auch wenn sehr viele Dinge in der Bibel stehen, drehen sich alle letzten Endes um ein ganz großes, wichtiges Thema: Wie kann der verlorene, sündige, verderbte Mensch wieder in die Gemeinschaft mit dem heiligen, über Sünde zürnenden Gott kommen, der ein verzehrendes Feuer ist, kommen? Um dieses zentrale Hauptthema herum kreisen andere Themen, die wir auch nicht vernachlässigen sollten. Ich versuche das Ganze mal grafisch darzustellen:

Schon im Alten Testament ist Yom Kippur (der große jährliche Versöhnungstag) als Zentrum der ganzen Thora (die fünf Bücher Moses) angelegt. Streng genommen ist ja die Thora die eigentliche “Bibel” des Judentums. Die Geschichtsbücher (Josua bis Nehemia) dienen dem Verständnis der damaligen Geschichte (was sie für uns aber nicht weniger zu Bibel macht), die Weisheitsliteratur (Hiob bis Hohelied) waren schon immer Schriften für die Liturgie des Alltags und des Gottesdienstes und die Propheten erinnerten immer wieder (bis zum Schluss des Maleachi-Buches!) an die Thora, also die fünf Bücher Moses. In diesem Fünfbuch finden wir die Bestimmungen zum Versöhnungstag als Zentrum der Schriften. Auch im Neuen Testament weisen alle vier Evangelien ganz besonders auf den eigentlichen “Yom Kippur” hin, nämlich auf den Tag, an welchem Jesus Christus die Schuld der Sünder trägt und bezahlt. Auch die Predigten in der Apostelgeschichte und die gesamte Briefliteratur (inklusive der Offenbarung Johannis) weisen auf dieses Geschehen zurück und gebrauchen es immer als Fundament, um von den übrigen Themen (in den sechs Kreisen um das Hauptthema herum zu finden) zu sprechen.
So sehen wir also, dass alle Theologie von diesem Kreuzesgeschehen sprechen muss. Es gibt ohne die Rede von der Versöhnung deshalb auch keine Rede von dem Gott der Bibel, da dieser sich in ganz besonderer Weise durch dieses Geschehen am Kreuz geoffenbart hat.

Die Lehre von der Gnade

Die Lehre von der Gnade

Denn durch die Gnade seid ihr gerettet, vermittels des Glaubens, und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es. (Epheser 2, 8)

Eine der wichtigsten Lehren der Bibel, um nicht zu sagen DIE wichtigste, ist die Lehre von der Gnade. Man kann diese Lehre gar nicht zu sehr betonen. Sie ist es, die uns als Ausrüstung für unser tägliches Christenleben dient. Wenn wir sie begriffen und erfasst haben, und darin zu wachsen beginnen, so haben wir erfasst, was uns die Bibel sagen möchte. Die Lehre von der Gnade ist das Zentrum der gesamten Heiligen Schrift. Die Gnade, und gerade erst jenes macht sie wirklich zur Gnade, ist vom Anfang bis zum Schluss ganz und gar Gottes Werk. GNADE, besser gesagt die BeGNADigung von uns total verlorenen und zur Verworfenheit verderbten Sünder findet im zentralen Geschehen der ganzen Heilsgeschichte, am Kreuz von Golgatha, statt. Dort wurde alle unsere Sünde auf Christus geworfen. ER hat die Schuld und das Lösegeld bezahlt, damit wir in IHM gerecht sein dürfen. Heilig. Tadellos. ER hat den Fluch der Sünde getragen, damit wir in IHM den Segen Abrahams erben dürfen. ER hat die Krankheit getragen. Durch SEINE Wunden und Striemen ist uns Heilung zuteil geworden. ER hat die Schmach der Verlorenheit und Gottesferne getragen, damit wir in IHM zur Ehre beim HERRN kommen. ER hat SEIN Leben gelassen, damit wir in IHM SEIN Leben bekommen. Das ist unser Herr. Das ist Gnade.

Doch, noch sind wir hier nicht zu Ende. Das Meer dieser Gnade ist so groß, dass es die gesamte Schöpfung fassen kann. Deshalb sprechen der Geist und die Braut: Wen da dürstet, der komme herzu und nehme das Wasser umsonst. Die Gnade ist jedem, der nach ihr verlangt, frei und kostenlos zugänglich. Dürstest Du nach ihr? Bist Du hungrig nach Seiner Vergebung? Möchtest Du in Versöhnung leben? So komm! Nimm und iss! Nimm und trink! ER ist das Brot des Lebens und das Wasser des Lebens! ER möchte es für Dich sein. Und wenn Du merkst, dass das gute Werk in Dir begonnen ist, so wisse: Der HERR wird dafür sorgen, dass es auch vollendet wird. ER beschützt die SEINIGEN. ER sorgt für sie. Wen ER einmal beansprucht hat, wird ER nie wieder hergeben. Um nichts in der Welt. Der Glaube ist von Anfang bis zum Schluss GOTTES Werk in uns. Er ist die Erneuerung unserer Herzen. Er ist das Neuwerden von diamantenharten, kalten, lieblosen Herzen in neue, weiche, liebevolle Herzen. Gottes Gabe ist es. Gottes Geschenk an Dich. Hast Du es schon angenommen? Hast Du es ausgepackt? Gebrauchst Du es und gibst es anderen weiter? Gott wünscht Sich, dass wir diese Versöhnung, die uns in IHM zuteil geworden ist, auch unter uns leben und an andere weitergeben. Wenn Du dieses Geschenk angenommen hast, so bist auch Du ein Teil dieser Braut, die mit dem Geist ruft: Wen da dürstet, der komme herzu und nehme das Wasser des Lebens umsonst!

Jahreslosung 2012

Gedanken zur neuen Jahreslosung 2012:

Jesus Christus spricht: “Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.” (2. Korinther 12,9)

Es gibt Menschen, denen scheint alles zu gelingen. Was sie anfassen, verwandelt sich in ihren Händen in Gold, könnte man meinen. Ich habe mich schon öfters ertappt beim Gedanken: Ach, wäre ich doch auch so! Die Starken, denen alles gelingt, regieren die Welt. Und da erstaunt uns doch die Aussage Jesu: Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.

Ein erster Gedanke dazu: Ich muss nicht zu den Starken, denen alles auf Anhieb gelingt, gehören, um Jesus gefallen zu können. Er nimmt mich auch als Schwachen an. Ich darf auch schwach sein und muss mich dieser Schwäche nicht schämen. Jesus kennt mich durch und durch. Er kennt mich noch viel besser als ich mich selbst jemals werde kennen können, Er weiß um all die dunklen Abgründe und Finsternisse meines Herzens. Er wird nie erschrecken vor dem, was ich tue, denn Er weiß es bereits zuvor. Mehr noch: Er ist trotz dieses Vorherwissens für mich gestorben, hat meine Sünde bezahlt, jede einzelne meines ganzen Lebens. Und das schon lange bevor ich Ihn kennen und lieben gelernt habe. Gott sucht nicht die großen, selbständigen Starken, nein, Er sucht die Schwachen, Menschen wie du und ich, die wir immer wieder an uns selbst verzweifeln. Eine der wichtigsten Lektionen meines Lebens hat die amerikanische Autorin Shery Wilson in super Worte gefasst: „Gott beruft nicht die Fähigen, sondern befähigt die Berufenen.“

Hierzu ein zweiter Gedanke: Jesus will uns, die Schwachen, mit Seiner Kraft stark machen. Wenn dies geschieht, so geschieht es allein zu Gottes Ehre. Das ist der Grund, weshalb Gott vor allem Schwache beruft. Die Starken brauchen Ihn nicht (oder meinen das zumindest). Jesus sagte es so: Die Gesunden brauchen keinen Arzt, nur die Kranken. Ganz ehrlich: Auch wenn ich oft eifersüchtig bin auf die Starken in der Welt, möchte ich dennoch meinen allmächtigen Arzt und Helfer Jesus um nichts in der Welt eintauschen. Ich bin gerne ein Kranker beim wunderbaren Arzt in der Praxis, und das lebenslänglich. Im Leben von uns Schwachen wird Gottes Größe und Macht sichtbar. Bei denen, die alles aus dem Ärmel schütteln, würde keiner bemerken, dass da Gott mithilft. Die haben einfach „Glück“ und ein gutes Händchen. Aber wenn ein Schwacher mit Gottes Kraft unterwegs ist, dann ist nichts mehr unmöglich, und das sieht man dann auch. Das fällt auf – zumindest denen, die den Schwachen seit Jahren als solchen kennen. Im Leben von Schwachen wird Gottes Wirken sichtbar und hilft, anderen die Größe Gottes zu erkennen. Unsere Schwachheit ist wie die schwarze Wandtafel, auf der die weiße Kreide mit der Handschrift Gottes ganz besonders gut sichtbar ist.

Ein dritter Gedanke: Jesus möchte uns stark machen für ein Leben mit Ihm. Seine Stärke soll uns nicht unabhängig machen, sondern uns zu Ihm hinziehen und uns an Ihn binden. Wenn wir diese Stärke zu unserem Eigennutz missbrauchen, wird dies üble Folgen haben. Viele Gläubige sind genau darin gescheitert, dass sie plötzlich sich selbst zu viel zutrauten, anstatt Gott dafür die Ehre zu geben. Einige von ihnen haben begonnen, auf ihre eigene Logik zu vertrauen und sind in Untiefen der Irrlehre versunken. Manche haben viele Anhänger mit sich gerissen. Lasst uns immer festhalten, dass alles aus Christus kommen soll, dass alles mit der Bibel geprüft werden muss und dass wir uns und unserem menschlichen Können nicht zu viel zutrauen sollten.

Einen vierten und letzten Gedanken für heute noch: Unsere Schwäche soll uns sensibel machen für andere Schwache. Wir können sie verstehen. Jede und jeder von uns hat eigene Schwächen, und oft ist eine Schwäche, die von der Stärke Jesu ausgefüllt wird, ein Hinweis auf unsere persönliche Berufung. Kann es sein, dass du gerade für die Menschen als Vorbild, als Licht und Salz leben kannst und sollst, die ähnliche Schwächen haben?

Sei reich gesegnet von unserem Herrn, der spricht: „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“

Frucht des Geistes

Liebe Leute, groß und klein,

soll gut bestellt es um uns sein,

so lasst uns hör’n auf Gottes Wort,

das führt uns an einen besser’n Ort.

Der Mensch lebt nicht vom Brot allein,

auch andre Früchte soll’n es sein,

wo man erkennt den Christenstand

wenn der Herr uns setzt erneut in Brand:

Da wär die Liebe zu Gott und den Andern

die soll nun keiner unterwandern

und meinen, sie sei nötig nicht

gerade sie fällt schwer ins G’wicht.

Dass wir einander ernst woll’n nehmen

und nicht füreinander brauchen schämen

Die Liebe hindert uns vorm Richten

und hilft uns, bösen Streit zu schlichten.

Sodann die Freude ist unsre Kraft

hilft, wenn man denkt, dass man’s nicht schafft

sie ist bei uns auch in schweren Zeiten

hilft, uns von Gott uns lassen leiten.

Die Freude freut sich mit den Frohen

drum lasst sie nimmermehr verrohen

auch an den Menschen freut sie sich

so freu ich, Leser, mich über dich!

Und Frieden, nur von Gott gegeben,

hilft uns im Streit uns zu vergeben,

da Gott uns selbst vergeben hat

legt Friede allen Streit „schachmatt“.

Der Friede fließt aus dieser Quelle,

ist unser Licht, führt uns ins Helle.

So kommt, und zieht den Frieden an,

all unser Gut’ hat Gott getan.

Die vierte Frucht, die ist Geduld.

Wie oft, ach!, fall’n wir da in Schuld,

wolln unser Recht, und das sofort,

gehen sonst an einen anderen Ort.

O Herr, gib uns Geduld sogleich,

ich sonst vor Ungeduld gar erbleich!

Dies ist so oft doch unser Denken.

Doch ach! Der Herr will es uns schenken.

Als Fünftes kommt die Freundlichkeit

sind wir hierzu denn auch bereit?

Auch wenn wir andrer Meinung sind

beherrschend uns und nicht geschwind

dem Zorn uns hinzugeben,

als kost’ es unser Leben?

Der Freundlichkeit fall’n Herzen zu

und hält sie still in sich’rer Ruh.

Die Güte will nur Gutes tun

sie lässt nicht ab und kann nicht ruhn

bis sie zu Ende hat gebracht,

was sie sich Gutes ausgedacht.

Wo Menschen schwach und blind und bloß

ihr Leben führn in großer Not

da will die Güte tätig sein,

sucht aktiv andre zu beschein’.

Die siebte Frucht soll Treue sein

sie lässt die Freunde nie allein

lässt nicht im Stich, wo sie gefragt,

nein, da wird geblieben, unverzagt!

Die Treue bleibt dem Freunde treu,

begegnet auch, ganz ohne Scheu,

gemeinsam den Gefahren,

den Andern zu bewahren.

Die Sanftmut hält im Griff den Zorn,

der zuweilen wird heraufbeschwor’n

lässt sich nicht gehen, braust nicht auf,

hält vielmehr fest am sanften Lauf.

Sie kommt herbei, die Wut zu dämpfen

und mit ihr auch herumzukämpfen

und bleibt doch still und sagt sich: NEIN!

Noch mehr Zerstörung muss nicht sein!

Die Selbstbeherrschung noch zum Schluss

schützt uns gar von dem Verdruss,

uns Fremdem hinzugeben.

So hat doch unser Leben

der Herr in Seinen Händen,

mög’ Er uns gut verwenden.

Sie hält den Tempel Gottes rein

und hilft uns, ein Licht für Ihn zu sein.

Jonas Erne, 21.12.2011

Größtmögliche Freiheit

Seit Erschaffung des Menschen geht es Gott darum, dass der Mensch in größtmöglicher Freiheit leben kann. Dass es absolute Freiheit in der Realität nicht geben kann, zeigt schon die Tatsache, dass wir Menschen den Naturgesetzen unterworfen sind. Während ich dies schreibe, sitze ich in der Bahn, neben mir steht ein Becher Kaffee. Auch wenn ich frei bin, muss ich dennoch aufpassen, dass mir dieser Becher nicht umfällt und über den Laptop fließt. Ich bin diesen Gesetzen unterworfen, denn selbst wenn ich nicht daran glauben würde, fiele der Becher durch die Schwerkraft nach unten und wenn der Kaffee über den Laptop flöße, wäre mein Text durch einen unvermeidbaren Kurzschluss im System futsch. Absolute Freiheit ist somit eine Utopie, ein Gedankenspiel. Mehr nicht. Das Prinzip der größtmöglichen Freiheit hingegen ist nicht nur möglich, sondern sollte auch unsere Unterstützung bekommen.

Das erste Menschenpaar im Paradies bekam die größtmögliche Freiheit. Sie durften alles tun, was ihnen einfiel. Alles ausprobieren, was sie wollten. Es gab nur genau eines, was ihnen verboten war. Und genau dieses Eine machte ihre Freiheit nicht zunichte, im Gegenteil, es machte sie größer. Durch dieses eine Verbot bekamen sie nämlich nicht nur die Freiheit, alles tun zu dürfen, sondern auch die Freiheit, gegen Gottes Willen zu handeln. Mit anderen Worten: Es gab ihnen Verantwortung für ihr Handeln.

Die gesamte Geschichte des Volkes Israel zeigt, dass Gott die Menschen in größtmöglicher Freiheit und Eigenverantwortung haben möchte. Angefangen bei der Befreiung aus der Sklaverei Ägyptens, über die Zeit der kommunalen Selbstverwaltung in der Richterzeit bis hin zur Zeit der konstitutionellen Monarchie des israelischen Königtums. Selbst als die Menschen von Gott verlangten, ihre Freiheit gegen den ersten König eintauschen zu dürfen, was ihnen natürlich freistand, sorgte Gott durch die Aufrichtung der Thora als Verfassung für die größtmögliche Freiheit und Verantwortung der einzelnen Bürger. Der König hatte dadurch nicht das Recht, zu tun und zu lassen, was er wollte, sondern stand selbst auch unter dieser Verfassung und wurde von den Propheten, also eigentlich normalen Bürgern des Volkes, dem König der Verstoß gegen diese Freiheit der Bürger gemeldet und lautstark angekreidet.

Wie zahlreiche Aussagen, die durchs ganze AT hindurch gehen, zeigen, wird politische Unterdrückung des Volkes von seiten der Regierung als Frevelsünde angeprangert. Beispielsweise Amos:

Darum, weil ihr die Armen unterdrückt und nehmt von ihnen hohe Abgaben an Korn, so sollt ihr in den Häusern nicht wohnen, die ihr von Quadersteinen gebaut habt, und den Wein nicht trinken, den ihr in den feinen Weinbergen gepflanzt habt. Denn ich kenne eure Freveltaten, die so viel sind, und eure Sünden, die so groß sind, wie ihr die Gerechten bedrängt und Bestechungsgeld nehmt und die Armen im Tor unterdrückt. (Amos 5, 11 – 12)

Auch im Neuen Testament lesen wir viel über Freiheit und Verantwortung. Jesus stellt zum Beispiel fest, dass Er es ist, der wahre Freiheit schenkt. Die Botschaft des Neuen Testaments ist es, dass Jesus als der von Israel herbeigesehnte Messias gekommen ist, um diese Freiheit zu bringen. Nicht nur politische Freiheit, sondern in aller erster Linie Freiheit vom den Menschen innewohnenden Trieb zur Sünde und zum Egoismus. Gerade diese Befreiung zeigt die ganz neue Dimension der wahren Freiheit. So wird die Freiheit durch Jesus Christus nicht zum Tun was man will, sondern zum verantwortlichen Tun des Guten für den Nächsten. Die Gottes- und Nächstenliebe ist laut der Bibel die Zusammenfassung des gesamten Gesetzes. Wer also vom Trieb zum Egoismus frei geworden ist, kann durch diese neu gewonnene Freiheit dem Mitmenschen Gutes tun – anstatt sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen.

Politisch gesehen hat dies die Konsequenz, dass jeder eigenverantwortlich sein Tun in freier Entscheidung treffen und umsetzen soll. Somit sollte ein Staat diesen Dienst am Nächsten nicht erzwingen und auch nicht dem Einzelnen entreißen, sondern ihm vielmehr die Freiheit und Möglichkeit, aber auch das Wissen, also die Bildung dazu, ermöglichen. Als Konsequenz folgt daraus, dass der Staat möglichst schmal sein sollte, besonders auch nur die nötigen Steuern für Sicherheit und Verwaltung, sowie ein ganz schmales Auffangnetz, um in äußersten Notfällen kurzfristig handeln zu können, einfordern. Je mehr Geld der einzelne Bürger nach Abzug dieser Steuern übrig hat, desto größer ist seine Freiheit, die er verantwortlich ausleben soll.

Doch dann muss man sich auch einer anderen Frage stellen. Marina Weisband, politische Geschäftsführerin der Piratenpartei, nennt in ihrem privaten Blog in einem äußerst lesenswerten Artikel diese spannende Frage: „Was ist mit den Menschen, die nicht frei sein wollen?“ Ich möchte mal so antworten: Freiheit bedeutet auch, den Menschen auch die Freiheit zu lassen, ihre Freiheit nicht wahrzunehmen. Freiheit und Verantwortung wahrzunehmen bedeutet, sich informieren zu müssen. Es bedeutet, dass möglichst viele Inhalte frei und transparent zugänglich sind, sodass jeder Bürger die Möglichkeit hat, sie einsehen zu können. Auch hier gibt es Grenzen, die nicht überschritten werden können. Information bereitzustellen kostet Zeit, Kraft und Geld, alle drei sind begrenzte Güter. Information bereitzustellen kann unter Umständen auch die Sicherheit der Betroffenen beeinträchtigen, zum Beispiel wenn es sich um persönliche Informationen handelt.

Was denkt ihr, liebe Leser, wie viel ist die größtmögliche Freiheit? Wie kann diese praktisch verwirklicht werden?

Die Bibel als Gesamtes: Heilsgeschichtlicher Überblick

Die Bibel möchte in ihrer Gesamtheit verstanden und auch so gelesen werden. Damit wir diese Forderung ernst nehmen können, müssen wir uns mit der Botschaft der Bibel als Gesamtheit befassen, bevor wir die einzelnen Teile betrachten können. Wie wir gesehen haben, ist das Alte Testament in vier Teile gegliedert, und die Thora ist das eigentliche Zentrum des Alten Testaments, von welchem wiederum die Vorschriften für den Versöhnungstag im Mittelpunkt stehen. Somit kann man den Begriff „Versöhnung“ oder „Sühne“ als kurze Beschreibung dessen wählen, worum es im Alten Testament geht. Das ist äußerst spannend, denn beim genauen Hinsehen geht es auch im Neuen Testament um genau jenes: Versöhnung oder Sühne. Das Kreuz Christi ist das Zentrum des gesamten Neuen Testaments und wird dort vielfach als endgültige Erfüllung des alttestamentlichen Versöhnungsdienstes bezeugt. Dies müssen wir beachten, wenn wir uns dem dem Verhältnis der beiden Testamente zuwenden wollen.

Am Anfang der Bibel steht der Wunsch und Plan Gottes, Sich Selbst, Sein Wesen zu offenbaren, also sichtbar zu machen. Die Frage, was vor der Schöpfung gewesen sei, ist unsinnig, denn es gab vor der Schöpfung noch keine Zeit, und deshalb auch kein „davor“. Gott existiert außerhalb von Raum und Zeit, jene beiden sind erst durch die Schöpfung entstanden. Am Ende der Schöpfung wird schlussendlich der Mensch geschaffen, nach dem Bilde Gottes. Ihm wird der Auftrag gegeben, für den Rest der Schöpfung „Gott“ zu sein, also nach bestem Wissen und Gewissen für die Schöpfung zu sorgen. Für diese Aufgabe stehen ihnen alle Möglichkeiten offen außer einer einzigen: Von den Früchten eines bestimmten Baumes in der Mitte der Schöpfung dürfen sie nichts essen.

Doch es kommt, wie es kommen musste, die Frau isst von der Frucht und gibt ihrem Mann auch davon, und er isst auch. Daraufhin erkennen sie ihre Nacktheit und verstecken sich. Diese Nacktheit wurde von jüdischen Bibelauslegern meines Erachtens zu Recht mit dem Verlust der natürlichen Unschuld und Heiligkeit des Menschen vor dem Fall interpretiert. Diese Nacktheit, die Schuld, die durch die Sünde entstanden ist, musste bedeckt werden. Von Anfang an soll den Menschen bewusst werden, dass der Lohn für die Sünde der Tod ist, deshalb bekommen sie Kleider aus Tierfell, die einem blutigen Schlachtritual entstammen. Diese Tieropfer sollen immer bezeugen, dass es ohne Tod keine Sühne gibt. Auch der große jährliche Versöhnungstag ist von diesen blutigen Opfern geprägt, die den Menschen zeigen sollen: Die Vergebung von Sünde benötigt ein Opfer anstelle dessen, der gesündigt hat. Und es weist zugleich auf den hin, der diesen Opferdienst dereinst an sich selbst erfüllen soll und damit alle Tieropfer unnötig macht. Diese Opferpraxis als „primitiv“ zu bezeichnen wird ihr jedoch absolut nicht gerecht. Es mag für uns barbarisch aussehen, aber diese Rituale sind ein deutliches Zeichen dafür, dass Menschen sich bewusst sind, dass Sünde den Tod verdient. Insofern sind sie deutlich hochstehender als das humanistische Gerede von der billigen Gnade, die ohne Opfer auskommen will. Es wird nämlich weder dem Wesen Gottes noch dem Wesen des Menschen oder gar dem Wesen der Sünde gerecht.

Bei der Versöhnung oder Sühne geht es um eine Bedeckung. Es geht um die Bedeckung, also das Zudecken von Schuld und Sünde. Zudecken ist nicht mit Verstecken gleichzusetzen, ganz im Gegenteil. Das Bedecken mit dem Blut des Opfertieres entspricht der „Reinigung durch das Blut“, es ist somit ein Reinigen und entspricht einem Wegnehmen der Schuld vor Gott. Die Bedeckung geschieht durch den „Sündenbock“, der bereits die Strafe selbst bezahlt hat.

Doch es geht letzten Endes nicht nur um das Wegnehmen der Schuld, sondern um ein neues Leben mit Gott. Ein ewiges Leben. Ein Leben, das hier auf der Erde beginnt und nie aufhören wird. Aus diesem Grund ist Jesus als der richtige Sündenbock gekommen. Das hält die beiden Testamente zusammen. Das versöhnte Gottesvolk soll als solches ein Licht in der Welt sein und anderen zum Vorbild werden. So ist der Missionsauftrag nicht etwas, das erst im Neuen Testament auftaucht. Bereits das das Israel des Alten Testaments kennt den Auftrag, als Gottesvolk den anderen Völkern dieses Leben mit Jahwe vorzuleben. Und auch das Israel des Alten Testaments kennt bereits die Verheißung des ewigen Lebens mit Gott. Nicht nur durch die Schöpfung, welche für die gesamte Ewigkeit geschaffen wurde, sondern auch aus vielen anderen Verheißungen. Sie alle werden im Neuen Testament durch Jesus und die ersten Apostel bestätigt, erneuert und näher erläutert.

Die Bibel und ihr Weltbild

Die Bibel hat ein ihr eigenes Weltbild, und wenn wir sie verstehen möchten, so wie sie selbst verstanden werden will, müssen wir uns mit dem Weltbild der Bibel vertraut machen. Wenn wir dies tun, wird uns bei der Beschäftigung damit sehr schnell mal deutlich, dass sie uns letzte Antworten geben kann, denen sich alle anderen Quellen nur annähern können. In vielen Aussagen widerspricht sie auch dem weltlichen Weltbild, was aber nicht bedeutet, dass sie falsch ist, sondern dass alle anderen Zugänge zur Wirklichkeit sehr begrenzt sind. Ich bin dankbar für die Wissenschaft, solange sie wissenschaftlich arbeitet. Wo sie jedoch ideologisch eigene Theorien zum Dogma macht, müssen wir uns dagegen wehren.

Die Bibel kennt zum Beispiel eine eigene Geschichtsschreibung, die nicht mit derjenigen der meisten modernen Historiker übereinstimmt. Damit das Weltbild der Bibel verstanden werden kann, müssen wir uns auch auf diese andere Geschichtsschreibung einlassen, also von ihr ausgehen bei der Lektüre der Bibel. Es ist ja bekannt, dass es durch die unterschiedlichsten Regierungen schon zu diversen Geschichtsneuschreibungen gekommen ist. So erstaunt auch nicht, dass die feministische Bewegung unter ihrer “Vorbeterin” Simone de Beauvoir zum Beispiel auch so eine utopische Geschichtsneuschreibung bekommen hat. Jede Geschichtsschreibung hat ihr eigenes, ihr zugrunde liegendes, fundamentales Weltbild. Dasjenige des Feminismus zum Beispiel “Mannsein und Frausein ist nur anerzogen” (bislang ohne Belege), “das Ideal war die Zeit, als das Matriarchat herrschte” (bislang ohne Belege) und “was wir brauchen, ist der “androgyne” Mensch, dann wird alles wieder gut” (auch dies bislang ohne jeglichen Beweis). Das Geschichtsbild prägt immer ihre Kultur, da es Ideale beinhaltet und die jeweilige Kultur in eine bestimmte Richtung prägt und entwickelt.

Die Bibel hat ihrerseits auch ein eigenes Geschichtsbild. Wichtig ist zunächst einmal das Bild der Religionsgeschichte. Ich finde die vergleichende Religionswissenschaft total spannend. Ich versuche mal kurz die biblische Religionsgeschichte zu umreißen und kurz und knapp zu vergleichen. Die moderne Religionswissenschaft sagt zum Beispiel, dass sich die Religion von animistischer Religion (Dinge, Bäume, Sterne, Mond, etc. wird als belebt angesehen) via Polytheismus zum Monotheismus entwickelt habe. Dies wird ganz einfach vorausgesetzt, da man den Animismus als „primitivste“ und den Monotheismus als „höchstentwickelte“ Religion betrachtet (den Atheismus lässt man da zumeist außen vor). Die Ergebnisse dieser Geschichtsumdeutung per Definition lässt sich auch bisher keinesfalls handfest nachweisen, aber die gesamte hist.-krit. Theologie untersucht die Bibel nach den Kriterien dieser Definitionen. Im Vergleich dazu sieht die Bibel den Monotheismus als Ursprung der Religionen und alle anderen Religionsformen als „Devolution“, als Niedergang des eigentlichen Glaubens an Jahwe, den Einen Gott der Bibel.

Wenn wir uns der Bibel annähern, müssen wir uns bewusst werden, was sie ist. Sie ist eine von Gott inspirierte Sammlung aus von Menschen geschriebenen Dokumenten. Dabei haben aber diese verschiedenen Dokumente verschiedene Aufgaben, man spricht von einem unterschiedlichen „Sitz im Leben“. Ich wähle diesen Begriff mal, weil er einigermaßen das aussagt was ich damit ausdrücken möchte. Das AT hat je nach Definition drei oder vier verschiedene Arten von Dokumenten. Die Juden sprechen von dreien, nach ihnen nennen sie das AT TaNaKh (Thora [die fünf Bücher Mose], Neviim [die vorderen {Josua bis 2. Chronik} und die hinteren {Jesaja bis Maleachi} Propheten] und die Khetuvim [das bedeutet „Schriften“, das sind Hiob bis Hoheslied]. Ich persönlich nenne die vorderen Propheten „Geschichtsbücher“. Jede dieser vier Arten hat ihre eigene Aufgabe.

Die Thora enthält das mosaische Gesetz und besteht aus drei Teilen: 1. Die Genesis mit der Schöpfung und den Patriarchen, 2. der Auszug von Ägypten zum Sinai plus vierzig Jahre Wanderung in der Wüste (Exodus, Leviticus und Numeri), 3. die Abschlusspredigten des Mose (Deuteronomium). Das Zentrum der Thora ist Leviticus 16 mit der Beschreibung des Versöhnungstages, und das steht auch für das gesamte Programm des AT in Kürze: Die Versöhnung des sündigen Menschen mit Gott. Die Thora ist der Mittelpunkt allen geistlichen Lebens des ATs und auch des späteren Judentums.

Die Geschichtsbücher erzählen die Geschichte des Volkes Israel von der Jordan-Überquerung bis zum Wiederaufbau Jerusalems nach dem Babylonischen Exil. Sie geben uns auch einen tiefen Einblick in gottgewünschte Politik und das Problem der Korruption.

Die Prophetenbücher erzählen uns, wie das Volk Israel immer wieder von Jahwe abgefallen ist und von vielen vielen Propheten, die gesandt wurden von Jahwe, um sie wieder zur Thora zurückzubringen. Überhaupt weisen alle drei übrigen Teile des AT auf die Thora als Zentrum hin.

Die Khetuvim schlussendlich beinhalten viel von Gottes weisen Ratschlägen an uns, wie wir das Leben am besten leben können und auch viele Lieder, die zu allen Zeiten bis heute in vielen Gottesdiensten und Synagogen gesungen werden.

Gedicht zum Advent

Das Licht kommt ins Dunkel

Wo kalt das Herz, die Augen blind

geblendet vom Ego so groß

Wo eisig bläst der norderne Wind

weht leer die Straßen und bloß

Da bricht ins Dunkel das helle Licht

strahlt leuchtend und fröhlich herein

Es schenkt dem Blinden neue Sicht

lässt Wärme ins Leben zieh’n ein.

Wo Sehnsüchte brach, verborgen sind

versteckt in der Einsamkeit Schmerz

Wo Krankheit, Leiden nicht können geschwind

schwinden aus gepeinigtem Herz

Dort möchte das Licht, das helle, die Sonne

leuchten in Liebe so rein

Es gibt statt Seelenpein Freude und Wonne

macht hell mit des Heilandes Schein.

Advent, es kommt, das Licht ist nah

Erlösung kommt zu dir!

Ist an dem Kreuz von Golgatha

für dich errungen hier.

So gib dein Herz dem Heiland dort,

der hängt, verflucht am Pfahl

Für dich, für mich ist dies der Ort,

da scheint des Lichtes Strahl.

So brauchst du nun ja nicht mehr weiter

dir dienen als dein eigner Herr.

Vielmehr nimm an das Joch vom Leiter

Er hat gesagt: Es ist nicht schwer.

Advent, es kommt das Licht, das Leben

hell stahlt es in die Nacht hinein

Der Herr, der kommt, möcht’ dir es geben

will dein persönlicher Retter sein.

Advent 2011, Jonas Erne

Selbsterkenntnis

Ein Thema, mit dem wir uns alle immer wieder auseinandersetzen sollten. Hier ein Auszug von einer der besten Schriften darüber:

Johannes Calvin über die rechte Selbsterkenntnis

„Der Menschengeist hat nichts lieber, als wenn man ihm Schmeicheleien vormacht; und wenn er hört, dass seine Fähigkeiten irgendwo hoch gerühmt werden, so neigt er sich gleich mit allzu großer Leichtgläubigkeit auf jene Seite! Deshalb ist es auch nicht zu verwundern, dass in diesem Stück der größte Teil der Menschheit so verderbenbringend sich verirrt hat. Denn allen Sterblichen ist eine mehr als blinde Selbstliebe eingeboren, und deshalb reden sie sich bereitwilligst ein, sie trügen nichts in sich, das etwa mit Recht zu verwerfen wäre! Und so findet ohne fremden Schutz dieser eitle Wahn immer wieder Glauben, der Mensch sei sich selbst völlig genug, um gut und glücklich zu leben.

Gewiss: Einige wollen bescheidener urteilen und Gott einen Anteil zugestehen, damit sie nicht den Eindruck machen, als ob sie sich alles selbst zuschreiben wollten – aber da teilen sie denn doch so, dass der stärkste Grund zum Rühmen und zum Selbstvertrauen auf ihre eigene Seite kommt! Kommt dazu dann noch solch feine Redeweise, welche den sowieso im Menschen mit Mark und Bein verwachsenen Hochmut mit ihren Lockungen kitzelt, so gibt es nichts, was ihm größere Freude machte! Und so ist auch jeder, der die Vorzüge der menschlichen Natur mit seinen Reden kräftig herausgestrichen hat, zu allen Zeiten mit gewaltigem Beifall aufgenommen worden.

Aber so groß, wie auch jene Hervorhebung der menschlichen Hoheit sein mag, die den Menschen lehrt, sich mit sich selber zufrieden zu geben – sie macht ja nur durch ihre liebliche Gestalt solches Vergnügen, und ihre Vorspiegelungen erreichen nur dies, dass sie die, welche ihr zustimmen, am Ende ganz ins Verderben stürzt. Denn wozu kann es führen, wenn wir in eitlem Selbstvertrauen erwägen, planen, versuchen, ins Werk setzen, was wir für erforderlich halten, wenn uns dabei aber der rechte Verstand ganz und gar abgeht, wir bei den ersten Versuchen bereits rechter Kraft ermangeln – und dennoch selbstsicher fortschreiten, bis wir in den Untergang hineinrennen? Leiht man jenen Lehrern das Ohr, die uns bloß damit hinhalten, unser Gutes zu bedenken, so kommt man eben nicht zur Selbsterkenntnis, sondern zur Selbst-Unkenntnis!“

Johannes Calvin, Institutio 2, I, 2; übersetzt von Otto Weber.

Ökumene oder Einheit des Geistes?

Unter dem Schlagwort „Lehre trennt, Liebe eint“ wird heutzutage sehr oft eine unbiblische, geistlose Ökumene propagiert. Das eigentliche Problem ist dabei jedoch nicht, dass Gemeinden und Kirchen der verschiedenen Denominationen zusammenarbeiten. Das Problem liegt ganz woanders: Diese Lehre von der Ökumene erwartet in dieser Zusammenarbeit das Heil für die ganze Christenheit. Es ist eine moderne Art von Messias-Erwartung, einzig mit dem Unterschied, dass das moderne Heil nicht von Jesus Christus ausgeht, sondern von den Menschen. Sehr oft wird das auch mit dem Gebet um das Kommen des Reiches Gottes „wie im Himmel so auf Erden“ begründet. Man will das Gottesreich auf pastorale, psychologische und marktwirtschaftliche Weise herbeiholen. Nun könnte man natürlich auch fragen, weshalb dies denn falsch sei. Die Antwort darauf ist recht einfach, Jesus gab sie in Joh. 18, 36: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“ Das heißt: Es kann nicht mit den weltlichen Methoden hergestellt werden. Es gibt viele Werkzeuge, die uns dabei unterstützen können, weltliche Werkzeuge. Aber das Reich Gottes wird nur auf übernatürliche Weise gebaut. Jedes Werkzeug sollte auch gut durchdacht werden, bevor man es einsetzt. Hier gilt: Vieles kann gut sein, aber nicht in jedem Fall. Ein Beispiel: Wenn der größte Teil der Gemeinde am Liederbuch hängt, macht es relativ wenig Sinn, auf den Beamer umzusteigen. Sowohl das Liederbuch, als auch der Beamer sind beides weltliche Hilfsmittel, Werkzeuge, die gute Dienste leisten können. Je nachdem, wann und wie sie eingesetzt werden. Doch all diese Tools müssen gezielt überlegt genutzt werden, und: Sie haben direkt nichts mit dem Ausbreiten des Reiches Gottes zu tun.

1. Gottes Reich wird ausgebreitet durch das Evangelium

Das scheint mir der erste und wichtigste Punkt zu sein. Wir müssen bedenken: Das Evangelium ist Lehre, es ist da, um gehört zu werden, so wie Paulus im Römerbrief 10, 17 schreibt: „Der Glaube kommt aus dem Hören (der Verkündigung), das Hören der Verkündigung aber aus dem Wort Christi.“ Ohne das verkündigte Evangelium gibt es keinen Glauben. Zumindest hat Gott auf keine andere Art und Weise versprochen, auch nur irgend eine Form des echten Glaubens zu schaffen, als eben durch die Verkündigung Seines Wortes. Dass es auch andere Einzelfälle gibt, ist korrekt, aber wer immer hier auf Erden aktiv Gottes Reich bauen möchte, muss dies durch die Verkündigung des Evangeliums tun. Und weil das Evangelium die Liebe unseres Gottes bezeugt, der wegen unserer Sünde gelitten hat, gekreuzigt wurde und für unser Leben mit Ihm auferstand, darf diese einzig seligmachende Lehre weder verwässert noch aufgegeben werden. Es ist uns verboten, irgend einen anderen Mittelpunkt zu wählen als den, welchen Gott uns gesetzt hat. Wir dürfen weder den Menschen mit seinen Problemen, noch die Ungerechtigkeit dieser Welt, noch die Ökumene oder irgend etwas Anderes an diese Stelle setzen. Gott hat uns das Evangelium gegeben, um das Reich Gottes auszubreiten. Alles andere widerspricht dem Auftrag an uns.

2. Gottes Reich wird ausgebreitet durch die Gemeinden

Die Ortsgemeinde ist der Platz, an dem das Evangelium gepredigt werden soll. Dadurch werden Menschen in den Glauben gerufen, im Glauben gestärkt und dazu ausgerüstet, selbst auch zum Botschafter dieses wunderbaren Evangeliums zu werden. Dies geschieht durch Wort und Tat am Arbeitsplatz, in der Familie, in der Nachbarschaft, beim Einkaufen, überall sind Menschen, denen man das Evangelium vorleben und sie in die Gemeinde einladen kann. Es ist auch gut, dass es verschiedene Gemeinden und Denominationen gibt. So fühlen sich nicht alle in derselben Gemeindeform wohl. Das ist auch nicht schlimm. Es kann uns zwar zu denken geben über unseren Gemeindestil, aber solange jemand überhaupt in eine Gemeinde geht, in welcher das Evangelium gepredigt und gelebt wird, ist das gut. Hier sieht man einmal mehr, dass Lehre eben nicht trennt, sondern eint. Somit ist das Schlagwort völlig deplatziert, wenn es um die Einheit der Gläubigen geht. Die gemeinsame Lehre eint die Gemeinden automatisch, egal welchen Denominationen sie angehören. Der Apostel Paulus schreibt schon bezüglich der Einheit des Geistes in Epheser 4, 4 – 6: „ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen seid zu einer Hoffnung eurer Berufung; ein Herr, ein Glaube, eine Taufe; ein Gott und Vater aller, der da ist über allen und durch alle und in allen.“ Damit nennt er alle Elemente, welche die Gemeinden zu einer Einheit machen: Es ist ein weltweiter Leib, die unsichtbare Gemeinde aller wahrhaft Gläubigen, und ein und derselbe Heilige Geist, der alle Gläubigen verbindet. Eine Hoffnung, die wir alle gemeinsam haben, nämlich die Hoffnung auf das ewige Leben mit Gott in Gemeinschaft aller Gläubigen aller Zeiten. Alle haben wir einen Herrn, den Herrn Jesus, dem wir alle gemeinsam unterstellt sind. Es gibt nur eine Taufe, nämlich die Taufe zur Buße auf den Glauben, dieser werden alle Gläubigen teilhaftig. Und wir alle glauben an den einen Gott und Vater aller Gläubigen.

Es ist nun klar, dass damit auch eine gewisse Trennung vorhanden ist. Moslems können nicht von Allah als ihrem Vater sprechen. Wer nicht den Glauben an den Herrn Jesus teilt, schließt sich automatisch selbst von dieser Gemeinschaft aus. Insofern trennt die Lehre schon, denn sie ruft nicht „Friede, Friede“, wo kein Friede ist (Hes. 13, 10 u. a.). Es ist auch wichtig, niemandem etwas Falsches vorzumachen, indem man dort einen Frieden predigt, wo gar keiner ist. Denn damit macht man sich am Anderen schuldig, statt ihm die Chance zu echter Umkehr und wahrem Leben aus dem Herrn Jesus zu geben.

3. Unsere Gemeinden brauchen Lehre – dringender denn je zuvor

Nachdem man die Lehre längere Zeit vernachlässigt hat, sind Generationen von Menschen herangewachsen, die keine Ahnung mehr haben, was sie glauben (sollen) und was nicht. Die Menschen sehnen sich nach dem stärkenden frischen „Gras“ der Weide und lechzen nach allem, was diesen Anschein macht. Viele Bücher mit schwerwiegenden Irrlehren, die das Evangelium untergraben versuchen, werden gerade deshalb bereit und willig aufgenommen, weil sie so viel mehr nach Lehre und Sicherheit klingen, als all das, was ihnen Woche für Woche von den Kanzeln entgegen schallt. Sollte uns das nicht zu denken geben? Ich meine, ja, das sollte es. Dies sagt uns nämlich einiges über unsere eigene Gemeindelehre aus. Wer gesättigt ist, braucht nicht Ausschau halten nach fremden Wiesen und fremden Hirten. Ganz besonders sollte auch der biblische Unterricht und die Kinderlehre, Sonntagsschule, etc. überdacht werden. In der Zeit von ca. 6 – 12 Jahren wird ein Kind am stärksten geprägt. Gewohnheiten, die es sich in jener Zeit antrainiert, sind nur sehr schwer später wieder loszubekommen. Deshalb sollten Sonntagsschullehrer, Religionslehrer an der Grundschule, aber auch Eltern ganz besonders unterstützt und in ihrem Glauben gestärkt werden. Und sie alle sollten ein Auge für die biblische Lehre erhalten und lernen, wie sie auf kindgerechte Art und Weise den Kindern die wichtigen Lehren der Schrift beibringen können.