12. Frage im Westminster Katechismus

12. Frage: Welche spezielle Handlung der Vorsehung wirkte Gott gegenüber dem Menschen in dem Zustand, in dem er geschaffen wurde?
12. Antwort: Als Gott den Menschen schuf, trat er in den Bund des Lebens mit ihm, unter der Bedingung des perfekten Gehorsams, indem er ihm verbot, von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen zu essen, mit der Androhung des Todes36.
Bibelstellen dazu:
36 1. Mose 2, 16 – 17: Und Gott der Herr gebot dem Menschen und sprach: Von jedem Baum des Gartens darfst du nach Belieben essen; aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tag, da du davon isst, musst du gewisslich sterben! Jakobus 2, 10: Denn wer das ganze Gesetz hält, sich aber in einem verfehlt, der ist in allem schuldig geworden.

Die Sünde in unserer Zeit

Die Sünde in unserer Zeit
So spricht der Herr der Heerscharen: Hört nicht auf die Worte der Propheten, die euch weissagen! Sie täuschen euch; die Offenbarung ihres eigenen Herzens verkünden sie und nicht [was] aus dem Mund des Herrn [kommt]. Ständig sagen sie zu denen, die mich verachten: »Der Herr hat gesagt: Ihr werdet Frieden haben!« Und zu allen denen, die in der Verstocktheit ihres Herzens wandeln, sprechen sie: »Es wird kein Unheil über euch kommen!« (Jeremia 23, 16 – 17)
Das größte Übel unserer Zeit ist, dass wir nicht mehr wissen, was Sünde ist und was sie bewirkt. Dies war auch in der Zeit Jeremias der Fall. Es gab selbsternannte Propheten, die den Menschen Frieden verkündeten, obwohl jene nichts mit dem lebendigen Gott zu tun haben wollten. Unser heutiges Problem ist, dass wir Sünde verharmlosen. Wir biegen sie auf die humanistische Definition herunter, die besagt, dass Sünde das ist, was anderen Menschen schadet. Damit verfehlen wir aber all das, was die Bibel über Sünde sagt. Wir lassen uns vom Zeitgeist beeinflussen und werfen damit Gottes Geist hinaus aus unseren Überlegungen und der Verkündigung. Sünde – so lehrt die Bibel in ihrer Gesamtheit – ist nicht in erster Linie das, was anderen Menschen schadet, sondern das, was Gott die Ehre nimmt. Und weil Gott die ganze Welt in erster Linie zu Seiner Eigenen Ehre gemacht hat, bringt unsere Sünde immer Gott um Seine Ehre und die Welt um ihre Bestimmung. Deshalb beschwört alle Sünde Gottes Zorn herauf – egal ob es sich dabei um etwas handelt, bei dem wir sofort sehen können, dass es jemandem etwas schadet oder nicht.
Das Problem dabei ist, dass wir gerne versuchen, Gott nach unseren Wünschen umzubasteln und zu unserem Taschengötzchen zu machen, das wir als Wunscherfüllungsautomaten nach Gutdünken missbrauchen und dann schnell wieder wegpacken können. Friede, Friede, Friede, wo doch kein Friede ist. Es ist schrecklich, unter dem Zorn des lebendigen Gottes zu stehen, aber schrecklicher ist es, Menschen von ihrem Frieden zu überzeugen, wo gar kein solcher ist. Gott hat als Design für die Ehe den Menschen als Mann und als Frau geschaffen, dieses Design wird die ganze Bibel hindurch als der verbindliche Wille Gottes deklariert. Alles andere bringt Gott um Seine Ehre und beschwört deshalb auch Seinen Zorn herauf. Dürfen wir da schweigen, wenn eine Gesellschaft versucht, diese Ordnung aufzubrechen? Dürfen wir „Friede, Friede!“ rufen, wo niemals Friede sein kann?
Eines ist klar: Wer den Mund auftut, ohne „Friede, Friede!“ zu rufen, hat einen schweren Stand. Der Herr Jesus hat es bereits klar gemacht: Wer Sein Wort weitergibt, muss Verfolgung in Kauf nehmen. Der Preis ist hoch. Unsere Gesellschaft verfolgt heute schon systematisch alle, die es wagen, dies zu tun. Dennoch: Wir sind berufen, den Mund zu öffnen. Wir sind berufen, gegen das Unrecht Stellung zu beziehen. Nur so wird es möglich sein, ein Licht in der Dunkelheit unserer Zeit zu sein. Viele werden es wohl nicht mehr werden, die dazu bereit sind. Die Verleumdungswelle ist groß, als „Fundamentalist“ zu gelten ist ein Schimpfwort. „Christ“ übrigens auch. Als Christen dürfen wir uns nicht wundern, dass wir dieser Verfolgung ausgesetzt sind. Problematisch ist nur, wenn wir aus Feigheit schweigen. Denn eine Kirche oder Gemeinde, die aufhört, die Menschen vor der Sünde zu warnen und ihre Mitglieder im Notfall auch zu schützen, hat kein Recht mehr, sich als Herausgerufene des Herrn Jesus zu bezeichnen. Sie hat ihre Berechtigung, eine solche zu sein, verloren.

Psalm 51

Psalm 51 (Gedicht)
An den Leiter der Gesänge:
Ein Psalm Davids. Von der Strenge
seiner Sünde. Als dem König
wurde klar, dass er nicht wenig
hat gesündigt und gefehlt,
so hat die Schuld er nicht verhehlt.
Dies war, als Nathan, sein Berater
zu ihm kam, und zwar in privater
Audienz um ihm zu sagen,
dass sein sexuell Betragen
an Batseba und sein Mord
zum HERRN geschrien in einem fort.
O Gott, ich brauche Deine Gnaden,
wie sehr bin ich mit Schuld beladen.
Gemäß Deiner Güte lösche aus meine Sünden,
lass sie im tiefsten Meere verschwinden.
Meine Übertretungen, nimm sie hinweg von mir,
und mach mich wieder ganz sauber vor Dir.
Wasche mich rein von all meiner Schuld,
und reinige mich in Deiner Geduld.
Denn meine Übertretungen erkenne ich an:
Wie viel Leid ich damit Dir habe getan.
Immer sehe ich meine Sünde vor mir stehen,
was ich auch tue, sie will nicht von mir gehen.
An Dir allein, HERR, hab ich gesündigt,
habe getan, was Du mir durch Nathan verkündigt.
Ich tat, was ist böse in Deinen Augen,
ich sehe, dass Sünden wirklich nichts taugen.
Wenn Du sprichst, Herr, so bist Du immer im Recht,
und wenn Du richtest, so bist Du gerecht.
Siehe, HERR, in Schuld bin ich geboren,
ohne Deine Güte und Gnad’ verloren.
Siehe, in Sünde wurde ich empfangen
von meiner Mutter, in Sünde nun gefangen
Siehe, nach Wahrheit steht Dein Verlangen,
Wahrheit im Innersten, das lässt mich bangen.
HERR, lass mich erkennen, was weise,
sag es mir im Verborgenen leise.
Reinige mich, HERR, von meinen Taten,
mit Ysop, der Du mich hast beraten.
Wasche mich, HERR, mit allem Fleiß,
damit wie Schnee ich werde weiß.
Lass mich hören Freudenschrei,
Jubel und noch mehr dabei,
damit meine zerschlagenen Glieder
in Jubel singen Dir Lieder.
Verbirg vor allen meinen Sünden,
HERR, Dein Angesicht, lass finden
mich in Deinen Augen Gnaden,
und lösche aus die Missetaten.
Ein reines Herz erschaffe mir
o Gott und einen Geist, der Dir
von Neuem fest will bleiben,
mein Inn’res zu Dir treiben.
O HERR, ich bitt’: Verwirf mich nicht
von Deinem teuren Angesicht.
Und den Geist Deiner Heiligkeit:
nimm Ihn nicht von mir im Streit.
Gib mir doch wieder die Freude am Heil,
das Du mir schenkst, damit ich verteil
diese Freude. Und mache mich fest
mit dem Geist, der sich auf Dich verlässt.
Ich will lehren die Rebellen Deine Wege,
auf dass sich der Sünder zu Dir bewege
und umkehrt von all seinem Tun,
damit er in Dir möge ruhn.
Errette mich doch vor des Blutes Schuld,
Du bist mein Gott des Heils, voll Geduld.
Meine Zunge soll loben Gerechtigkeit Dein
bis jubelnd fällt ein mein ganzes Gebein.
Mein Herr, tue mir meine Lippen weit auf
und mein Mund soll Dich loben von innen herauf.
Denn Dir geht es nicht um die Opfer von Tieren,
sonst würde ich gerne meinen Stall zu Dir führen,
auch der Rauch von den Opfern kann Dir nicht gefallen,
von den Tieren willst Du weder Fleisch noch die Krallen.
Es gibt nur ein Opfer, das Dir wohl gefällt,
und wer dies bringt, um den ist’s wohl bestellt.
Wer zerbrochenen Geistes und verwundet am Herzen
zu Dir kommt, um bei Dir zu stillen die Schmerzen,
wer seine Sünde erkennt und sich rein macht bei Dir,
den wirst nicht verachten, sondern öffnest die Tür.
Tue Gutes an Zion gemäß Deiner Gnade,
und baue Jerusalems Mauern gerade.
Denn dann erst wirst haben Du Dein Gefallen
an den Opfern der Gerechtigkeit, an allen.
An Brandopfern und Ganzopfern, an all den Tieren,
die man auf Deinem Altar wird opfern, den Stieren.
(frei nach Psalm 51)
04.09.2012, Jonas Erne

Freude an Gott

Freude an Gott
Wir leben in einer Zeit, in welcher man viel davon spricht, was Gott für uns getan hat, was Er für uns tut, was Er uns schenken möchte, was Er für uns bereit hält – aber wo wird noch darüber gepredigt, wer und wie Gott ist? Wo wird man noch dazu herausgefordert, sich auf den eifernden, eifersüchtigen, feurigen, mit Inbrunst liebenden aber auch über das Unrecht zürnenden Gott einzulassen? Es ist wunderbar, wenn wir uns an dem erfreuen können, was Gott alles für uns tut, getan hat, geschaffen hat – alles zu unserer Freude. Aber wie viel größer und besser ist eine Freude an Gott um Gottes Willen! Der Herr Jesus sagte: Selig sind, die nicht sehen und doch glauben. Heute würde Er wohl sagen: Selig sind, die nicht empfangen und doch Freude haben!
Die schlimmste Sünde oder anders gesagt: die Sünde schlechthin, wird in Jeremia 2, 13 genannt: „Mein Volk hat eine zweifache Sünde begangen: Mich, die Quelle des lebendigen Wassers, haben sie verlassen, um sich Zisternen zu graben, löchrige Zisternen, die kein Wasser halten!“Es ist die Sünde schlechthin, Gott als die Quelle unseres Lebens zu verlassen, um uns auf eine eigene, selbstgerechte Lebensgrundlage zu verlassen, die kein echtes Leben bringt. Es ist die Sünde schlechthin, Gott als die Quelle unserer Kraft zu verlassen, um uns auf unsere eigene, menschliche Stärke zu verlassen. Es ist die Sünde schlechthin, Gott als die Quelle unserer Freude zu verlassen, um unseren eigenen, weltlichen Freuden einen höheren Platz einzuräumen als Ihm, dem Herrn.
Paulus schreibt im ersten Kapitel des Römerbriefs von dieser Sünde: „Denn es wird geoffenbart Gottes Zorn vom Himmel her über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, welche die Wahrheit durch Ungerechtigkeit aufhalten, weil das von Gott Erkennbare unter ihnen offenbar ist, da Gott es ihnen offenbar gemacht hat; denn sein unsichtbares Wesen, nämlich seine ewige Kraft und Gottheit, wird seit Erschaffung der Welt an den Werken durch Nachdenken wahrgenommen, so daß sie keine Entschuldigung haben. Denn obgleich sie Gott erkannten, haben sie ihn doch nicht als Gott geehrt und ihm nicht gedankt, sondern sind in ihren Gedanken in nichtigen Wahn verfallen, und ihr unverständiges Herz wurde verfinstert. Da sie sich für weise hielten, sind sie zu Narren geworden und haben die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes vertauscht mit einem Bild, das dem vergänglichen Menschen, den Vögeln und vierfüßigen und kriechenden Tieren gleicht.“ Was die Menschen also getan haben, war genau dies, was Gott dem Volk Israel durch Jeremia vorwirft: Sie haben Gott als Quelle von allem Guten verlassen und stattdessen die Schöpfung angebetet. Die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes vertauscht mit der Schöpfung! Und hier kommt nun, was uns alle das angeht: Wie viele Christen freuen sich mehr über die Erlösung, über die Geistesgaben, über die Vollmacht, die Gott ihnen gibt, über ihren Mund, mit dem sie Gott bezeugen können oder über ihre Gelehrsamkeit, mit der sie über göttliche Dinge philosophieren können, als über Gott Selbst! Da sie sich für weise hielten, sind sie zu Narren geworden. Da geht es nicht einfach nur um „die Ungläubigen da draußen“, nein, da sind wir alle herausgefordert, uns zu prüfen!
Eines Tages, wenn die ganzen Gerichte vorbei sein werden, und die Ewigkeit begonnen hat, dann werden wir sehen, wie das sein wird. Dann wird die Erlösung nicht mehr nötig sein, denn es wird in Gottes Gegenwart nur noch Erlöste geben. Es werden keine Geistesgaben mehr gebraucht, denn Gottes Reich wird vollkommen zu Ende gebaut sein. Es wird auch kein scharfsinniges Nachdenken oder ein gutes Mundwerk mehr nötig sein. Das Einzige, was dann noch zählen wird, ist die Frage, ob wir gelernt haben, Gott als Quelle unserer Freude zu sehen und zu genießen. Das höchste Ziel des Menschen ist es, Gott zu erkennen und sich an Ihm zu erfreuen. Und je mehr wir uns an Ihm erfreuen, desto mehr ist Er geehrt. Das heißt nun für uns, dass tatsächlich die Freude am Herrn unsere Stärke ist, und wenn wir zu Gottes Ehre leben wollen, sind wir dazu herausgefordert, diese Freude am Herrn zu suchen und darin zu wachsen. Wenn am Schluss eine Ewigkeit lang (und die ist dann doch eine recht lange Dauer) nur noch Gott da ist, wird sich zeigen, ob wir dies gelernt haben. Und ich kann mir vorstellen, dass es für manche von uns, die sich nie darum gekümmert haben, sondern immer nur die weltliche Freude oder die Freude an der Schöpfung und an den Gaben Gottes kennengelernt haben, wird diese Zeit wohl auch nicht ganz einfach sein.
Unsere Zeit prägt uns zu einer Konsumgesellschaft, die sich an dem erfreut, was man schnell haben kann. Freude an Gott ist nichts, was einem einfach so zufliegt. Man kann sie auch nicht kaufen. Sie will erarbeitet werden. Aber sie ist es wert, erarbeitet zu werden, denn sie ist es, was in der Ewigkeit bleibenden Bestand haben wird.
Gottes Befehl an uns, dass wir uns zu jeder Zeit freuen sollen, ist gewissermaßen ein Dilemma, in dem wir alle stecken. Denn niemand kann Freude “machen”. Freude ist eine Frucht des Geistes, und kann deshalb nur empfangen werden. So, wie der Baum sich nicht entscheiden kann, im Frühjahr Frucht zu tragen, ist es auch für uns nicht möglich, Freude durch einen reinen Akt des Willens zu empfangen. Sonst wäre es keine Frucht des Geistes, sondern eine Frucht des Willens. Nun haben wir einerseits also einen Befehl, der uns sagt, dass wir uns allezeit freuen sollen, andererseits aber keine Möglichkeit, diesen Befehl aus eigener Kraft zu befolgen. Ich glaube, dieses Dilemma ist eben gerade deshalb perfekt für uns gemacht, weil es uns in die Ver-Zwei-flung und in die Ent-Täuschung treiben soll.
Die Verzweiflung ist der Zustand, in welchem wir gewahr werden, dass es zwei (oder mehr) Dinge gibt, die man tun sollte, aber unter keinen Umständen selbst zusammenbringen kann. Deshalb ist Verzweiflung der Zustand der äußersten Not des Hin- und Hergerissenseins zwischen zwei oder mehr Möglichkeiten. Zugleich bewirkt es auch Ent-Täuschung, also den Zustand, der eine Selbsttäuschung beendet. Solange man meint, dass man etwas selbst tun kann, täuscht man sich, deshalb ist diese Enttäuschung sehr hilfreich. Der Mensch in unserer modernen Konsumgesellschaft bildet sich sehr viel auf sich, auf seine Erfahrung, auf seinen Verstand, auf sein Vermögen, seine Erlebnisse und so weiter ein. Er braucht deshalb ganz dringend diesen Zustand der Verzweiflung und der Enttäuschung, um sich ganz neu auf das einlassen zu können, was Gott von ihm und für ihn möchte.
Noch einmal zurück zum Thema: Freude ist eine Frucht des Geistes. Psalm 1 sagt es deutlich, auch Jesus sprach oft von der Frucht, die wir bringen sollen. Im ersten Psalm heißt es von dem Gläubigen, dass er wie ein Baum ist, der an Wasserbächen gepflanzt ist und seine Frucht bringt zu seiner Zeit. Das Bild ist perfekt zugeschnitten auf unser Leben als Nachfolger Jesu. Betrachten wir dieses Bild aus dem ersten Psalm mal im Detail:
  1. Wie ein Baum, der gepflanzt ist. Es ist ganz wichtig, dass wir uns bewusst sind: Gott hat uns da gewollt, wo wir sind. Wir sind in die richtige Zeit, in die richtige Familie, in das richtige Umfeld, an den richtigen Ort, und so weiter, hingestellt. Es ist kein Zufall, dass wir geboren wurden. Es war kein „Unglück“ oder sonst etwas Ähnliches, sondern Gott hat uns gewollt, geschaffen und an den richtigen Ort gepflanzt. Egal, wie schwierig die Menschen um uns sind, Gott hat uns genau zu ihnen geschickt, wir haben eine Verantwortung für den Umgang mit ihnen.
  2. Gepflanzt an Wasserbächen. Ein Baum braucht Wasser, Licht und Nährstoffe für gesundes Wachstum. Deshalb haben wir Gottes Wort bekommen, dazu die Predigt in der Gemeinde, die Gemeinschaft mit anderen Gläubigen, und so weiter. Auch unsere Gemeinde ist der Ort, an den wir gepflanzt sind. Dort gehören wir hin, denn Gott hat die Predigt von Gottes Wort dazu bestimmt, uns zu helfen, wenn es uns an Glauben mangelt. 
  3. Damit ein Baum stark werden kann und zu einem stabilen Wurzelwerk kommen und an Stärke zunehmen, braucht er ziemlich viel Gegenwind. So sind die Schwierigkeiten in unserem Leben nicht etwa eine Strafe oder eine Art gestelltes Bein von Gott, selbst wenn uns das manchmal so vorkommt. Vielmehr dient es uns zum Besten, damit wir daran reifen, wachsen und stärker werden können. 
  4. Damit ein Baum viel Frucht bringen kann, ist es wichtig, dass er regelmäßig „beschnitten“, also zurückgeschnitten, wird. Bei einem Baum werden nur die stärksten Äste übrig gelassen, der Rest muss tüchtig zurückgeschnitten werden, damit die Kraft des Baumes nicht für die vielen schwachen Ästchen verschwendet wird, die nur wenig Frucht tragen können. Auch in unserem Leben gibt es Dinge, darin sind wir durch Schwierigkeiten und Gegenwind schon stark gewachsen, haben darin Vertrauen auf Gott gelernt, und andere Dinge, die bringen uns immer wieder in Versuchung, ihnen mehr zu vertrauen als Gott. Von solchen Dingen sagte Jesus mal, dass wir sie abhacken und wegwerfen sollen, wenn sie uns in solche Versuchung führen. Also: Unser Auftrag ist es, auf die Sachen freiwillig zu verzichten, die uns von Gott wegführen, und über all unser Tun immer wieder mit uns selbst ins Gericht gehen, uns prüfen, was es in unserem Leben gibt, was uns verführt. Davon spricht Paulus, wenn er in Bezug auf das Herrenmahl schreibt, dass es besser sei, wenn jeder sich selbst richten würde. Wenn wir es nämlich nicht selbst – freiwillig – tun, so muss es Gott tun, denn Er wird alles tun, um uns mit Seiner Liebe festzuhalten und nicht von Ihm weglaufen zu lassen. 
  5. Der Baum bringt Frucht zu seiner Zeit. Im Winter erholt er sich, im Frühjahr wächst er besonders stark, blüht im frühen Sommer und dann kommt die Frucht, die im Herbst dann geerntet werden kann. Die Frucht braucht ihre Zeit, aber sie kommt. Unsere Aufgabe ist es, alles aus dem Weg zu räumen, was die Frucht vom Wachsen abhalten kann. Mehr müssen wir gar nicht, ja, vielmehr: Wir können es gar nicht! Wenn wir unseren Teil dazu täglich tun und mit uns selbst ins Gericht gehen und auf das verzichten, was uns von Gott wegbringt, dann kann es gar nicht anders sein, als dass die Frucht wächst und irgendwann reif ist. Das ist das geistliche Gesetz von Saat und Ernte. Wer mit Tränen sät, wird mit Freuden ernten, sagt die Bibel. Es braucht Geduld, es braucht Ermutigung dazu, es braucht immer wieder damit weitermachen, aber gerade dadurch machen wir den Weg frei für das Wachstum der Freude in Gott.

Der unausforschliche Reichtum Christi

Der unausforschliche Reichtum Christi
Mir, dem allergeringsten unter allen Heiligen, ist diese Gnade gegeben worden, unter den Heiden den unausforschlichen Reichtum des Christus zu verkündigen, und alle darüber zu erleuchten, welches die Gemeinschaft ist, die als Geheimnis von den Ewigkeiten her in Gott verborgen war, der alles erschaffen hat durch Jesus Christus, damit jetzt den Fürstentümern und Gewalten in den himmlischen [Regionen] durch die Gemeinde die mannigfaltige Weisheit Gottes bekanntgemacht werde.(Eph. 3, 8 – 10)
Paulus kennt sich selbst ziemlich gut und weiß deshalb auch, wie viel Mist er in seinem Leben gebaut hat. Wie er vor seiner Bekehrung in der ganzen damaligen Welt umherreiste und versuchte, möglichst alle Christen zu verfolgen, zu jagen und ins Gefängnis zu bringen. Auch nach seiner Bekehrung hat er noch nicht das vollendete Ziel erreicht, denn noch immer stöhnte er unter der Last immer wiederkehrender Sünde: Denn ich weiß, daß in mir, das heißt in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt; das Wollen ist zwar bei mir vorhanden, aber das Vollbringen des Guten gelingt mir nicht. Denn ich tue nicht das Gute, das ich will, sondern das Böse, das ich nicht will, das verübe ich. Wenn ich aber das tue, was ich nicht will, so vollbringe nicht mehr ich es, sondern die Sünde, die in mir wohnt. Ich finde also das Gesetz vor, wonach mir, der ich das Gute tun will, das Böse anhängt.“(Römer 7, 18 – 21) Dieses Problem kennen wir alle. Und wir tun gut daran, uns dessen bewusst zu sein und zu bleiben. Paulus war sich dessen bewusst, deshalb konnte er schreiben: „Mir, dem allergeringsten unter allen Heiligen“. Er war und ist einer der Heiligen, wie dies jeder an den Herrn Jesus Gläubige ist. Dennoch kannte er niemanden, der so viel Gnade empfangen hatte wie er. Vermutlich kann dies jeder echte Christ nachvollziehen und fühlt sich oft auch so wie Paulus: Der allergeringste unter den Heiligen. Derjenige, welcher den größten Anteil an der Gnade hat erhalten müssen, um gerettet zu werden. Es tut nur gut, in diesem Bewusstsein zu leben. Wer die Erkenntnis der Gnade bekommen hat, kennt keinen schlimmeren Sünder als sich selbst. Und Jesus sagte doch bekanntlich: Wem viel vergeben worden ist, der liebt viel. Dieses Bewusstsein, dass der Herr Jesus so groß ist, dass Er sogar solch einen Sünder retten konnte, gibt uns auch Antrieb, im Gebet für andere Menschen dran zu bleiben.
Paulus hatte die Gnadengabe der Evangeliumsverkündigung unter den Heidenvölkern bekommen. Das Evangelium ist der unausforschliche Reichtum des Christus. Es ist insofern unausforschlich, dass es eine unvorstellbare Kraft zur echten Veränderung hat. Es gibt keine Kraft in dieser ganzen Welt, die so stark ist, wie diejenige des Evangeliums. Im Römerbrief nennt Paulus das Evangelium das „göttliche Dynamit zur Errettung für jeden, der glaubt“(Römer 1, 16). Es ist wirklich eine riesige, unvorstellbar starke Kraft, und zwar die einzige Kraft zur echten Veränderung unseres Lebens. Von unserer Seite aus braucht es einzig die Bereitschaft, uns tatsächlich und vollständig verändern zu lassen. Diese Veränderung ist nicht immer angenehm und schon gar nicht immer einfach. Aber sie ist notwendig, wenn wir von Gott gebraucht werden wollen. Sie hat ihren Preis, aber auch ihren Lohn. Denn es gibt nichts Schöneres auf dieser Welt, als zu wissen, dass man von Gott gewollt, verändert und gebraucht wird, um wiederum anderen Menschen zu genau jenem verhelfen zu dürfen.
Noch immer spricht Paulus hier von dem Mysterium, dem Geheimnis, dass Gottes Plan in einer Einheit aus gläubigen Juden und Nichtjuden, nämlich der Gemeinde, besteht. Dieser Gemeinde ist nun wiederum das Evangelium, also das göttliche Dynamit zur Errettung und Veränderung, anvertraut. Sie soll es verwalten und weitergeben. Dadurch, dass das Evangelium ausgebreitet wird und immer mehr Menschen zum Reich Gottes, der Gemeinde, hinzugefügt werden, wird auch den dämonischen Mächten, Gewalten und Fürstentümern gezeigt, dass Jesus der endgültige Sieger ist, denn Seine Gemeinde wird nicht aufzuhalten sein. Sie wird angegriffen, eingelullt, zerstritten, aber nicht besiegt, denn sie steht auf der Seite des Siegers. Jesus sagte, dass dort, wo Dämonen ausgetrieben werden, das Reich Gottes entsteht und sich ausbreitet. Dasselbe gilt auch für die Ausbreitung des Evangeliums. Denn das Evangelium ist die Proklamation des endgültigen Sieges über all diese Mächte und Gewalten. Ihnen dürfen wir durch die Verkündigung des Evangeliums die Niederlage bekanntmachen. Denn am Kreuz von Golgatha und in der Auferstehung sind sie ein für alle Male besiegt worden. Nicht umgebracht und auch nicht wehrlos, deshalb nicht zu unterschätzen, aber doch besiegt. Und im Namen Jesu ist uns die Macht über sie alle gegeben.

Leben unter dem Zorn Gottes

Leben unter dem Zorn Gottes
Auch euch, die ihr tot wart durch Übertretungen und Sünden, in denen ihr einst gelebt habt nach dem Lauf dieser Welt, gemäß dem Fürsten, der in der Luft herrscht, dem Geist, der jetzt in den Söhnen des Ungehorsams wirkt; unter ihnen führten auch wir alle einst unser Leben in den Begierden unseres Fleisches, indem wir den Willen des Fleisches und der Gedanken taten; und wir waren von Natur Kinder des Zorns, wie auch die anderen. (Eph. 2, 1 – 3)
Da haben wir auf wunderbarste Weise die Lehre von der Gnade ausgeführt. Wer in dem natürlichen Zustand der Übertretungen und Sünden lebt, ist geistlich gesehen tot. Ein Toter kann nicht sehen, er kann nicht hören, nicht riechen und schmecken und schon gar nicht wollen. Es fehlt ihm in diesem Zustand also die Fähigkeit, zu sehen, wo er selbst steht und überhaupt irgendwelche Dinge Gottes zu erkennen. Wer tot in Sünden und Übertretungen ist, kann Gottes Wort lesen und es dennoch nicht verstehen. Er kann Predigten hören und dennoch kein Wort davon aufnehmen. Er kann Zeichen und Wunder sehen und dennoch nicht begreifen, dass Gott tatsächlich da ist. Er kann versuchen, ein gutes Leben zu führen, und dennoch hat er keine Chance auf eine Belohnung. Wer tot ist, dem kann man seine Sünden aufzeigen, und dennoch kann er nicht verstehen, warum jenes Sünden sein sollen. Das ist ein absolut erbärmlicher Zustand. Tot durch Übertretungen und Sünden. Der Wille des Menschen ist nicht etwa frei, sondern tot und damit unfähig, das Richtige vom Falschen zu unterscheiden und ebenso unfähig, sich für das Gute zu entscheiden.
Jeder Mensch ist von Natur aus genau so, nämlich tot in Übertretungen und Sünden. Übertretungen und Sünden sind Auflehnung gegen Gott. Es ist nicht etwa einfach ein Fehler, eine falsche Entscheidung, sondern offensive Auflehnung gegen den Schöpfer der Himmel und der Erde, es ist ein Spott gegen den Höchsten, eine Verschmähung von Gottes gutem Willen für unser Leben. Sünde ist Zielverfehlung, also aktives Vorbeileben an dem, was Gott für uns möchte. Es ist Hass gegen den Herrn der Heerscharen, den wir lieben sollten. Deshalb kann Gott auch niemals einfach darüber hinwegsehen, sonst wäre Er ungerecht. Nein, der Lohn der Sünde ist der Tod: zuerst geistlicher Tod, dann körperlicher Tod, und zuletzt auch der letzte Tod im ewigen Feuersee. So schlimm ist Sünde, da können wir gar nichts daran herumdoktern. Das Einzige, was ein in Übertretung und Sünde toter Mensch tun kann, ist, sich gegen Gott aufzulehnen und dadurch Sünde auf Sünde zu häufen. Das Einzige, was ein Mensch zu seiner Erlösung beitragen kann, ist die Sünde, von der er erlöst werden muss.
Wer in dieser Welt aufwächst, lernt auch sein Leben lang nichts anderes, als zu sündigen. Es ist dies die größte Stärke dieser Welt. Sünde auf Sünde zu häufen und zugleich andere in der Sünde zu unterweisen. Wer in unsere Welt hineingeboren wird, ist von sündigen Menschen umgeben: Von Menschen, die uns die Sünde vorleben und zugleich auch Verletzungen zufügen, auf die wir fast automatisch mit Sünde reagieren. So kann ein Mensch nicht aufwachsen, ohne beständig die Sünde gelehrt zu bekommen. Und zudem besitzt jeder Mensch tief in sich drin die Veranlagung, auf das Verhalten anderer Menschen mit Sünde zu reagieren. Sehr oft wählen wir deshalb den Weg des geringsten Widerstands und bringen dadurch nicht Gott, sondern dem Teufel, dem Fürsten, der in der Luft herrscht, unsere Taten als Opfer dar. Er ist der Geist, der in den Söhnen des Ungehorsams wirkt. Das heißt, es ist seine Gesinnung, die der Mensch in sich eingepflanzt hat, und mithilfe derer er tagtäglich vor Gott Schuld auf sich lädt. Wie wir wissen, können wir nur einem Herrn dienen. Entweder wir dienen Gott – oder wir dienen Gott nicht, und dann dienen wir dem Widersacher Gottes, der nichts lieber sehen will als das totale Chaos auf dieser in guter Ordnung geschaffenen Welt.
Wir alle haben zu diesen Menschen gehört, die dem Teufel dienen. Wir sind nicht besser. Wir haben nichts, auf das wir uns etwas einbilden könnten. Auch wir haben ein Leben geführt in Selbstsucht und in der Einbildung, wir könnten einen eigenen Willen haben. Dabei haben wir nichts anderes getan, als was der Satan uns vorgegaukelt hat – und wir haben das in unserer Blindheit nicht einmal erkennen können. Paulus spricht hier vom „Fleisch“. Da geht es nicht um unseren Körper, sondern er meint damit den Gegensatz zum Geist Gottes, der uns in die Wahrheit leiten soll. Doch von Natur aus hat niemand den Geist Gottes in sich, sondern eben nur gerade dieses „Fleisch“, also dieses unzuverlässige menschliche Denken, Fühlen und Wollen, dieses Verlangen zu sündigen und sein eigener Herr zu sein. Von Natur aus ist jeder Mensch ein „Kind des Zorns“, also ein Mensch, der unter Gottes Zorn steht, weil er Gott nicht gehorsam ist. Unter dem Zorn Gottes zu stehen bedeutet, sein Leben lang immer nur einen Schritt weit von dem ewigen Feuer der Hölle zu leben – und das nicht einmal zu bemerken. Es ist einzig und allein Gottes große Gnade und Geduld, die Ihn davon abhält, einen Sünder sofort und ohne Möglichkeit einer Umkehr aus dem Verkehr zu ziehen – für immer. Leben unter dem Zorn Gottes ist tödlich, ja, es gibt nichts Schrecklicheres auf dieser Welt als genau dieses. Und wir alle haben einst in diesem furchtbaren Zustand gelebt.
Doch gerade weil der Mensch selbst nichts zu seiner Erlösung beitragen kann als seine Sünden, von denen er erlöst werden muss, gerade deshalb haben wir eine große, wunderbare Hoffnung. Denn aus diesem Grund ist die Erlösung vom ersten bis zum letzten Moment in der Hand Gottes. Niemand kann und muss etwas zu seiner Erlösung beitragen. Die Erlösung ist vollbracht. Und der Heilige Geist arbeitet am Menschen. Seine Aufgabe ist es, die Welt von Sünde, Gerechtigkeit und Gericht zu überführen. Und deshalb dürfen wir auch die Hoffnung auf die Ewigkeit haben. Wenn der Heilige Geist dir deine Sünden aufzeigt und dich zur Buße, zur Umkehr treibt, so lasse dies zu. Denn du darfst Hoffnung haben. Sieh, der Herr Jesus hat die Erlösung am Kreuz von Golgatha für dich erkauft, deine Schuld ist bezahlt. Schau auf Ihn, den Anfänger und Vollender des Glaubens. Und vertraue darauf, dass der Heilige Geist dir diesen Glauben ins Herz einpflanzen möchte. Lasse es zu. Und dann überlege dir, ob du noch mehr Menschen kennst, die unter dem Zorn Gottes stehen. Wissen sie davon? Bete für sie, und versuche doch auch, sie in die Gemeinde einzuladen. Dort können sie von der Erlösung hören, die für sie vollbracht ist.

Der Lauf des Glaubens

Da wir nun eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, so lasst uns jede Last ablegen und die Sünde, die uns so leicht umstrickt, und lasst uns mit Ausdauer laufen in dem Kampf, der vor uns liegt, indem wir hinschauen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens, der um der vor ihm liegenden Freude willen das Kreuz erduldete und dabei die Schande für nichts achtete, und der sich zur Rechten des Thrones Gottes gesetzt hat. (Hebr. 12, 1 – 2)

Der Autor des Hebräerbriefs gebraucht hier das Bild von einem antiken Rennen bei den olympischen Spielen. Es ist ein Langstreckenlauf, bei dem aber nicht alle aufs Mal teilnehmen können. Der Lauf findet mehrere Male statt, und immer diejenigen, welche schon gelaufen waren, setzten sich auf die Tribüne und feuerten die weiteren Läufer an. Dies ist ein Bild, das der uns nicht bekannte Autor des Hebräerbriefes gebraucht, um uns zu zeigen: Leute, seht mal, da oben sitzen viele andere Läufer, die vor uns bereits gelaufen sind. Sie dienen uns zum Vorbild, wir dürfen aus ihren Fehlern und ihrem großen Glaubensleben lernen. Im Kapitel 11 hatte er einige davon erwähnt: Abel, Henoch, Noah, Abraham, Mose, Rahab und viele mehr. Wir heute haben noch viel mehr Vorbilder in dieser “Wolke von Zeugen”, von denen wir lernen dürfen: Paulus, Petrus, der Kirchenvater Augustinus, die Reformatoren, John Wesley und Jonathan Edwards und viele weitere mehr. Vielleicht kennen wir auch im persönlichen Leben solche Vorbilder? Mit allen diesen haben wir ein gemeinsames Ziel: Den Lauf des Glaubens bis zum Ende weiter zu gehen und in die Ewigkeit zum Herrn Jesus eintreten zu dürfen.

Wer mit einem schweren Rucksack am Rücken oder mit Steinen oder Bleiplatten in den Taschen bei einem Rennen mitmacht, wird nicht so schnell vorwärtskommen. Man kennt das aus der früheren Seefahrt: Ein Handelsschiff, das von Seeräubern verfolgt wurde, musste allen “Ballast” abwerfen, um schneller segeln zu können. Wir haben vielerlei an Sorgen, die unseren Rucksack beschweren. Diese dürfen wir ablegen, indem wir sie dem Herrn Jesus übergeben. Auf Ihn sollen wir die Sorgen werfen, also sie im Gebet richtiggehend wegschleudern, und dann zusehen, dass wir sie nicht wieder erneut an uns reißen. Das ist die große Gefahr.

Auch Sünden müssen abgelegt werden. Falsches Verhalten sollte man nicht nur ablegen, sondern vielmehr durch richtiges Verhalten ersetzen. Ein Beispiel ist uns im Epheserbrief 4, 25 – 31 gegeben. Da nennt Paulus verschiedene falsche Verhaltensweisen, die durch die Richtige ersetzt werden sollen. Lüge sollen wir ablegen, aber stattdessen nicht einfach nichts mehr sagen, sondern vielmehr durch das richtige Verhalten, nämlich die Wahrheit zu sagen, ersetzen. Wer bisher gestohlen hat, soll nicht nur aufhören mit Stehlen, sondern dies durch eigene Arbeit ersetzen, durch die er andere unterstützen kann, die noch weniger haben als er. Ein besonderes Problem der heutigen Christenheit sehe ich auch in der Kritik-Kultur. Darunter verstehe ich: Bei allem immer zuerst gleich das Schlechte zu sehen. Wir haben zunächst die Aufgabe, erbauend zu sein. Das kann man aber nicht, indem man nur kritisiert. Es braucht das Verständnis des Anderen, das eine Vertrauensbeziehung aufbauen kann. Innerhalb dieser ist Kritik durchaus gut und wichtig. Sodann gibt es auch Dinge, die für uns zu Götzen werden, und zwar nicht deshalb, weil sie schon grundsätzlich schlecht sind, sondern weil wir nicht mit ihnen umzugehen wissen. Solche können Hobbies, der Computer, das Fernsehen, der Reichtum, die Arbeit und vieles mehr sein. All das ist nicht schlecht an und für sich. Nur der exzessive Gebrauch führt zu einem ungesunden Verhältnis dazu. Diese Sünden umstricken uns. Sie sind wie ausgespannte Seile am Boden, die uns versuchen zu Fall zu bringen.

Damit wir das Ziel erreichen, ist es nötig, den Blick immer dorthin gewandt zu halten, wo wir hinwollen. Das Ziel ist Jesus Christus. Es ist dort, wo Er auf uns wartet und uns den Siegeskranz des ewigen Lebens in Seiner Gegenwart aufsetzen wird. Sein leuchtendes Vorbild soll immer vor uns stehen. Er ist durch alle unsere Schwierigkeiten schon hindurchgegangen, sodass es nichts Neues mehr gibt für uns, was Er nicht schon hätte durchmachen müssen. Doch Jesus Christus ist nicht nur einfach ein gutes Vorbild, sondern Er ist auch der Anfänger und Vollender unseres Glaubens. Was bedeutet das? Es bedeutet zunächst, dass Er alles Notwendige vorbereitet hat, damit wir überhaupt erst gläubig werden konnten. Von Natur aus können wir uns als sündige Menschen nur gegen Gott entscheiden. Die Macht der Sünde lähmt unser ganzes Wollen, sodass niemand sich aus eigener Kraft für den Plan entscheiden kann, den Gott mit uns vorhat. Unsere Sünde ist Schuld bei Gott, die nicht einfach ohne Weiteres vergeben werden kann. Sie muss bezahlt werden. Da wie selbst sie aber nur durch ewige Verdammnis in der Hölle bezahlen könnten, ist Gott Selbst auf die Erde gekommen und hat diese Schuld am Kreuz bezahlt und durch die Auferstehung dafür gesorgt, dass wir ewiges Leben bekommen können. Erst dadurch wurde die Grundlage geschaffen, auf der wir gläubig werden können.

Diese Grundlage heißt Gnade. Die Gnade ist der Fußboden im Stadion unseres Glaubens-Laufes, das heißt: Auch wenn wir immer wieder hinfallen und uns von den Fallstricken der Sünde einfangen und zu Boden werfen lassen, so können wir nie woanders hin fallen als in die Gnade. Es gibt nichts und niemanden, der oder das imstande wäre, uns aus der Gnade hinaus zu werfen. Egal was passiert: Wir dürfen immer und immer wieder aufstehen, unsere Sünden bekennen, die Vergebung in Anspruch nehmen und weiterlaufen!

(Kurzfassung einer Predigt, gehalten am 14.08.2011)

Was ist Sünde?

In unserer Zeit ist es ganz unmodern, von Sünde zu sprechen. Im Kontext von Emerging Church ist dieser Begriff sogar mit einem Tabu belegt. Dennoch ist es, um die Bibel zu verstehen, äußerst wichtig, alles beim Namen zu nennen, was auch die Bibel beim Namen nennt.

In der Bibel kommen hauptsächlich das hebräische Wort chat’at und das griechische Wort hamartia vor. Es gibt noch andere Begriffe im Hebräischen, aber diese sind eher selten und bezeichnen das bewusste und klar gewollte Sündigen gegen Gott. Chat’at und hamartia bedeuten beide dasselbe, nämlich die Verfehlung eines gesetzten Zieles. Nun ist der Mensch immer zielgerichtet geschaffen, nämlich für das Ziel der Beziehung und Kommunikation mit Gott.

Wo diese Kommunikation unterbrochen wird, findet Zielverfehlung, sprich: Sünde, statt. Es geht bei der Sünde nicht so sehr um ein: „Du sollst“ / „du musst“ / „du darfst nicht“, sondern darum, dass die von Gott gewollte und geschaffene Kommunikation hinfällig wird. So ist auch falsche Kommunikation zwischen den Menschen (im Sinne von Missverständnissen, verbalem Terror oder schweigendem Zurückziehen) ein klares Zeichen von Gericht über den Menschen. Wenn nun die Kommunikation mit Gott abgebrochen ist, so entstehen Sünden. Diese lassen sich zunächst in verschiedene Gruppierungen einteilen:

-Ichbezogenheit. An dieser ersten Gattung der Sünde sieht man, wie sehr auch bei Kleinkindern bereits die Kommunikation mit Gott unterbrochen ist. Man spricht von Erbsünde, weil dies der Fall ist: Ohne den Glauben an den Herrn Jesus (wie der aussieht, ist eine andere Frage) kann niemand gerettet werden. Diese Ichbezogenheit sehen wir zunächst darin, dass sich im Leben eines Menschen alles nur um sich selbst dreht. Alles muss auf genau die bestimmte Art und Weise dieser Person gemacht werden, „sonst wird das nix“. Die Person sieht dabei sich selbst als das Maß aller Dinge. Oft ist alles schlecht, wenn es nicht mindestens eben so gut ist, wie wenn sie es gemacht hätte. Die Person drängt sich in allem vor, will zuerst bedient werden und wäre unter Umständen zu Betrug oder gar weit Schlimmerem fähig.

Dieser Ichbezogenheit begegnet der Herr Jesus frontal von vorne und dreht ihr Weltbild um: Ichbezogenheit muss durch Demut ersetzt werden. Demut bedeutet eigentlich Dienstmut und bezeichnet die innere Haltung eines Menschen, der bereit ist, sich selbst hinten anzustellen und dafür zuerst anderen zu dienen. Das beste Beispiel gab uns der Herr Jesus selbst: Zuerst wusch er seinen Jüngern die Füße (dieses war damals eine niedrige Sklavenarbeit), danach gab er sein ganzes eigenes Leben hin, um sie zu retten. Da sehen wir das beste Vorbild wahrer Demut.

-Selbstzerstörung. Viele Menschen wachsen heutzutage mit sehr starken seelischen Schwächen auf. Leider gibt es oft Eltern, die (zumeist unbewusst und ungewollt) ihren Kindern durch ihr Verhalten zeigen: Du bist mir gleichgültig. Oder: Dich habe ich nie gewollt. Diese und viele Festlegungen mehr kommen aus der Zeit, in der wir uns als kleine Kinder von den Eltern vernachläßigt fühlten. Es kann sein, dass die Eltern einfach sehr viel arbeiten müssen und dadurch wenig Zeit für die Kinder haben und noch weniger Möglichkeiten, um die Kinder in der Wohnung mithelfen zu lassen. Wir beginnen dann (auch unbewusst) danach zu suchen, wie wir unseren Eltern gefallen können. Irgendwann finden wir eine Art heraus, wie uns das möglich ist. Ab diesem Moment beginnt das große Theaterstück: Wir spielen diese Rolle, die am besten ankommt, die uns aber nicht entspricht. Das Leben geht weiter, unsere Rolle auch. Wir werden unzufrieden, weil wir wissen, dass unsere Rolle eine falsche ist und sehnen uns da hinaus. Aber die Gefallsucht und Gewohnheit sind so lange stärker, bis wir den biblischen Weg hinaus finden. Übrigens ist das die häufigste (ich möchte sogar behaupten, dass es ausnahmslos das Problem ist) Ursache für sogenannte AD(H)S-Kinder. Sie leiden unter dem Mangel an Liebe (die sich in investierter Zeit und Aufmerksamkeit zeigt) und entwickeln eine ziemlich unangenehme Methode, um diese zu erlangen.

Die Bibel sagt uns, dass Gott uns so gewollt und geschaffen hat, wie wir sind. Er nimmt uns so an, wie wir sind, mit all unseren Macken und Problemchen. Wenn wir nun eine solche Maske basteln, eine fremde Rolle übernehmen, so lehnen wir die Art ab, wie Gott uns geschaffen hat. Zugleich machen wir uns selbst kaputt mit diesen falschen Festlegungen. Damit zerstören wir Gottes gute Schöpfung. Wir dürfen lernen, dass uns nicht die Aufmerksamkeit der Eltern oder anderer Menschen, sondern die Liebe Gottes, mit der Er uns geschaffen und mit eigenem Blut und Leben gerettet hat, so wertvoll macht. In vielen Fällen ist es sehr empfehlenswert, dies in einer guten Seelsorge zu lernen. Da geht vieles schneller und besser.

-Unglaube. Damit ist nicht der fehlende Glaube gemeint, sondern der falsche Glaube. Unglaube besteht darin, dass man trotz dem richtigen Bekenntnis Gott nicht ernst nimmt. Der Glaube ist ein treues Vertrauen, das nicht aufgibt, auch wenn die Situation völlig gegenteilig aussieht. Der Glaube glaubt Gott auch, dass Er weiß, was richtig und was falsch ist und auch die Macht und Möglichkeit hat, alles nach Seinem perfekten Plan auszuführen. Unglaube herrscht also auch überall da, wo wir der Heiligen Schrift in Gedanken, Worten und Taten nicht vertrauensvoll folgen, sondern unsere eigene Sicht der Dinge darüber stellen. Dann nämlich sagt unser Verhalten Gott eindeutig, dass man Ihn und Sein Wort nicht brauche, sondern besser wisse, was gerade gut und richtig sei. Wer sich so über Gottes Wort stellt und gegen die guten (perfekten) Gebote Gottes verstößt, zeigt damit, dass er einem falschen Glauben erlegen ist.

Hier hilft nur Buße tun und die Bereitschaft, sich ganz unter Gottes Wort zu stellen. Deshalb sollte unser Gebet in der Situation auch sein: „Herr, ich glaube! Hilf meinem Unglauben!“ (Natürlich im Sinne von: Hilf mir, meinen Unglauben zu besiegen). Und dann packen wir es an und befolgen Gottes Wort. Der Herr wird uns darin gerne beistehen.

-Stolz. Dies ist eigentlich eine Art Selbstzufriedenheit. Wer etwas Gutes getan und es mit gutem Ergebnis geschafft hat, sollte dies in erster Linie als ein Geschenk von Gott betrachten. Jeder Erfolg ist nichts anderes als die erfolgreiche Ausführung der guten Werke, die Gott im Voraus für uns vorbereitet hat (Eph. 2, 10). Insofern ist Stolz auf sich selbst immer fehl am Platz. Dankbarkeit wäre das bessere Teil in diesem Falle. Für alles und in jeder Situation dürfen und sollen wir Gott danken. Dies ist der pure Gegensatz und deshalb auch die biblische Lösung des Problems Stolz.

-Mangel an Gottesliebe. Gott ist die Liebe, Er ist gütig und barmherzig. Ihn sollen wir lieben um Seiner selbst willen. Doch wie oft braucht es zuerst eine große sichtbare Tat Gottes in unserem Leben, damit wir uns überhaupt erst damit befassen, Gott zu lieben? Wir haben weiter oben gesehen, dass Liebe sich darin zeigt, wie sehr man sich mit jemandem befasst, Zeit verbringt, etc. Gottes Liebe zu uns zeigt sich weiter noch darin, dass Er für uns am Kreuz gestorben ist und damit unsere Schuld bezahlt hat. Diese absolute Selbsthingabe Gottes ist der größte Liebesbeweis. Uns Menschen wird dies wohl kaum jemals gelingen, Gott so sehr mit völliger Selbsthingabe zu lieben, so lange wir hier auf Erden leben. Deshalb haben wir auch jeden Tag Grund genug, um Buße zu tun über unsere Sünden. Jeder Moment, in dem wir nicht von ganzem Herzen für Gott leben, ist ein verschwendeter Moment.