Mut zum Denken!

Kleiner Hinweis: Unter dem Titel: Mut zum Denken – oder: Ein Plädoyer für echte Philosophie nach Martin Heideggers “Ende der Philosophie” habe ich mal einen Abstecher in das Gebiet der Philosophie gewagt. Das Paper kann hier (Link) gelesen werden.

Kurzfassung: Ich werde zeigen, dass Martin Heideggers Rede vom „Ende der Philosophie“ nicht zutreffend ist und dass es notwendig ist, wieder echte Philosophie, damit meine ich unter anderem auch besonders die Metaphysik, zu treiben und wie das in unserer Zeit geschehen kann.
Schlusswort: Deshalb: Lasst uns den Mut haben, selbst und eigenständig zu denken, den wichtigen Fragen der Metaphysik nachzugehen, sie ehrlich und ohne Scheu zu beantworten und damit auch die Skeptiker, Atheisten, Agnostiker unter den Denkern zum Nachdenken und Reagieren zu bringen!

Geschichten von Weltanschauungskrisen

In diesem zweiten Hauptteil stellen vier Personen ihre persönlichen Krisen vor, die vor allem mit ihrer Weltanschauung zu tun haben.
Jo-Ann Badley – Leben als eine Verbannte
Ihre Geschichte ist relativ kurz zu fassen. Sie schreibt:
As a young person in the UCC, I made a commitment to God, but it was a commitment I did not hold to through my high school years. When I left home for university, I considered myself agnostic. At university I came into contact with a more vibrant form of Christian faith through InterVarsity Christian Fellowship. […] I began to attend an evangelical church and was baptized.“ (S. 106)
Da sie feministisch eingestellt war, gefiel ihr diese Gemeinde nicht lange, da sie meinte, dass Frauen zu schlecht behandelt würden. Stattdessen geht sie mit ihrem Mann ans Regent College in Vancouver und beschäftigte sich mit den biblischen Sprachen und der Gender-Frage. Schließlich fand sie ihre Heimat in einem Glauben, den sie „postliberal“ nennt: „Postliberalism takes seriously that the task of theology is to restate faithfully the saving actions of our God and to think carefully about what it means for the community in this new time.“ (S. 109) Allerdings wird nicht klar, was diese Definition mit Liberalismus oder gar mit Post-Liberalismus zu tun haben sollte. Es ist mal wieder so, dass sich jeder darunter vorstellen können soll, was ihm gerade gefällt.
Im nächsten Schritt geht sie weiter und erklärt, warum sie sich auch in der heutigen Gesellschaft als eine Verbannte fühlt:
As a Christian in Canada at the start of the 21st century, I see many parallels between my life and the experience of exiled Israel. In particular, the secularization of my society and the resulting devaluation of communities of faith is analogous. […] Likewise I live surrounded by people whose life values and religious traditions are different from mine. I hear the words of God to Jeremiah, another exilic prophet, calling Israel to build houses and plant gardens among the aliens, to seek the welfare of the new place.“ (S. 110) Auch wenn man hier sehen muss, dass die Frau Badley exegetisch ziemlich „badl(e)y“ arbeitet, hat sie in einem recht: Wir müssen Wege finden, um in dieser säkularistischen Gesellschaft leben zu können. Dennoch sind die Ansätze der meisten emergenten Theologen nicht gerade hilfreich dazu.
Badley gebraucht dann ein Bild von einem Baum, bei dem Christus der Stamm ist und dessen dünne Äste für die Lehren stehen, über die man sich streiten könne. Jeder sei woanders auf dem Baum, und jeder sehe den Baum anders. Hier kommt sie zum Heiligen Geist:
I think of the Holy Spirit as the person of God who helps me to choose a wise place to sit in the tree and gives me the grace to be humble given the variety of branches and the expanse of green I see all around me.“ (S. 112) Auch wenn sie damit nicht ganz falsch liegt – aber an ihrer Pneumatologie sollte Frau Badley noch arbeiten.
James F. Engel – Eine Suche nach christlicher Authentizität
Engel war ein professioneller Marketingstratege. Ein sehr eifriger Sucher nach stets mehr Erfolg. Er war Professor an sehr guten Business-Schulen und ein Pionier in Sachen Kundenforschung. Er war schon immer mit seiner Familie in einer Gemeinde, aber zunächst hauptsächlich passiv. Mit der Zeit wurde er entdeckt und begann, bei Evangelisationsveranstaltungen mitzumachen. Er wurde in der Gemeinde ähnlich erfolgreich wie an der Universität. Dann allerdings kam es zu einer Wende:
Matters came to my head in the early 1980s when I found myself outwardly successful but inwardly bankrupt. Through an invaluable period of counseling, reflection, and receiving help from others, I found myself on an all-new pilgrimage, having my outlook on life and ministry reshaped, a process that continues today.“ (S. 121)
Engel zählt danach vier Dinge auf, die er als „kontaminiert vom Modernismus“ betrachtet:
A great Commission fraught with great omissions: Nebst der Evangelisation und der persönlichen Heiligung gehöre auch die soziale Transformation der Gesellschaft zu unserem Auftrag.
A misplaced confidence in human initiative, reasoning and strategy: Marketingmethoden für den Glauben, sowie die Denkweise, dass Größe (Zahlen / Quantität) immer auch für Qualität stünde.
Unwarranted evangelical triumphalism: Das Problem, dass immer wieder triumphierend gesagt würde, wie kurz wir vor dem vollständigen Vollbringen des Missionsbefehls seien.
The practice of putting programs before people: Engel spricht von einer „Great Commission machinery“ und führt dazu aus: „This mentality still prevails in many churches and organizations. Sadly it carries over from the factory era in modernism and is characterized by top-down command and conformity.“ (S. 125)
Diesen vier Problemen setzt Engel jetzt zwei Aussagen gegenüber:
Christ came to establish and extend his Kingdom: Engel spricht sich dafür aus, dass das ganze Leben vom Evangelium durchdrungen werden muss und der Missionsbefehl nicht nur unsere Bekehrung betrifft, sondern all unser Tun.
His primary method is spontaneous expansion of the local church: Diese Überschrift hat Engel dem gleichnamigen Buch von Roland Allen entnommen. Wichtig sei die Ortsgemeinde, in welcher ein Leben nach dem Evangelium vorgelebt werden soll, das dann andere Menschen gewinnen kann.
Zwei Aussagen, die nicht von der Hand zu weisen sind, aber die Kritik an den „etablierten Gemeinden“, die das angeblich anders sehen sollen, ist sehr unklar und trifft nicht wirklich.
Frederica Mathewes-Green: Zweimal befreit: Eine persönliche Reise durch den Feminismus
Eins vorweg: Für mich ist diese Geschichte ein erster positiver Höhepunkt des Buches. Sie beginnt mit den Worten: „My faith as a child was Christian. As an adult woman, I am Christian again. But in the middle I was something else: a feminist.“ (S. 134)
Wie kam es dazu, dass sie Feministin wurde? Als sie begann, für die College-Schülerzeitung zu schreiben, sollte ihr erster Beitrag über den Feminismus sein. Damals wurde das noch „women’s lib“ genannt (lib für liberation, also Befreiung). Bei einem ersten Interview mit einer Feministin begann ihr das Gehörte zu gefallen, und so schloss sie sich diesem Glauben an („I was ready to believe in something.“).
Diese Bewegung wollte eine Bewegung gegen die Kultur sein, doch als sie wuchs, wurde sie plötzlich zu einem Teil der Kultur: Frauen bekamen immer mehr Rechte, kamen in die oberen Gremien, hatten plötzlich mehr Macht, Geld, gute Positionen, und so weiter. Damit konnte Mathewes-Green allerdings nicht viel anfangen. Ihre Suche ging weiter: „My search for something deeper was not going to be satisfied by a women’s movement that lusted after earthly power; I was truly looking for a counterculture.“ (S. 137)
Auf dieser Suche kam sie erneut zu Jesus Christus. Sie schreibt: „A month after graduation, our hitchhiking honeymoon brought my husband and me to Dublin. The late afternoon light was glaring as we stepped inside a dusty church and stood there blinking. I walked over to examine a white marble statue in the back: Jesus pointing to his Sacred Heart, which was twined with thorns and springing with flames. I remembered the words from Sunday school: „Behold the heart that has so loved mankind.“ A few minutes later I realized I was on my knees. When I stood up, I was a Christian.“ (S. 137f)
An dieser Stelle möchte ich ganz kurz auf etwas eingehen, was mir wichtig ist. In mehreren von den Geschichten kommt die Kunst vor. Spencer Burke war (bzw. ist natürlich immer noch) ein Künstler. Und Frederica Mathewes-Green wurde durch eine Marmorstatue an die Sonntagsschule erinnert und kam durch diese Erinnerung zum Glauben. Was wir brauchen, ist eine neue Liebe zur Kunst, die ein Ausdruck dessen ist, was der Mensch ist, nämlich im Ebenbild Gottes geschaffen.
Mit der Zeit begann sie auch den „christlichen Feminismus“ in Frage zu stellen. Hier noch einen ganz bemerkenswerten Absatz von ihr dazu: „Most of my Feminisdt for Life buddies clung to the label, insisting that it was legitimate particularly in light of the pro-life convictions of 19th-century feminist founders. But, as a writer, it worried me to use a word in ways outside the common understanding. Humpty Dumpty told Alice that he could make a word mean whatever he wanted „by paying it extra“, but I didn’t agree. The purpose of language is to communicate, and any living language grows according to its common use, not according to the dictates of partisan hijackers or an Academie.“ (S. 140) Diesen Abschnitt und insbesondere den letzten Satz sollte sich jeder „postmodern“ und jeder Dekonstruktionist einmal ganz gut auf der Zunge zergehen lassen: The purpose of language is to communicate, and any living language grows according to its common use, not according to the dictates of partisan hijackers or an Academie.
So begann sie sich vom Feminismus an sich zu verabschieden: „I began to see that feminism was bad for me. It inculcated feelings of self-righteousness and judgmentalism. It filled me with self-perpetuating anger. It blinded me to the good that men do and the bad that women do. It made me think that men and women were enemies, when we actually have a mutual Enemy – who delights in any human discord.“ (S. 143)
Damit hat sie nun vollkommen recht – und das kann auch nicht von einer Emma Watson in Frage gestellt werden, egal wie unschuldig sie dabei lächelt.
Earl Creps – Weltanschauungstherapie
Eine Geschichte aus der Pfingstbewegung. Earl Creps wurde zum Pastor einer kleinstädtischen Assemblies of God Gemeinde ausgebildet. Er beschreibt dies so: „I became an apprentice. The senior pastor was a mentor to me, the church was wonderful, and the professional growth was outstanding. But something else was happening, something that I never saw coming. The hippy Jesus freak of my youth was cooling off into a right-from-thefactory, shrink-wrapped Assemblies of God minister. I was becoming P.C. – Pentecostally Correct. […] I preached many services that were „Pentecostal“ only because someone had the nerve to launch an utterance in tongues during the pause between the slow songs and the announcements.“ (S. 150f)
Je länger er dort war, desto klarer sah er, dass sich sein Umfeld veränderte und immer mehr „postmodern“ zu denken und leben begann. So machte er sich auf die Suche, um diesen Postmodernismus besser verstehen zu können. Inzwischen bietet er eine Art „Worldview Therapy“ an, um anderen zu helfen, sich besser in „postmoderns“ hineinversetzen zu können.
Eine Aussage aus seinen „Worldview Issues“ fand ich besonders hilfreich: „Postmodernism is essentially a folk religion. The average postmodern knows nothing of French literary criticism and can’t even spell Foucault. He or she is practicing an eclectic, almost superstitious spirituality that squares nicely with the definitions of folk religion that missiologists have been using for many years. Thinking of postmodernism that way makes everything simpler and less frightening.“ (S. 158)

Bibliothek der Weltliteratur 2: Homers Ilias

Nachdem ich letzten Monat die Bibel als das wichtigste Werk der Weltliteratur überhaupt vorgestellt habe, möchte ich heute und die kommenden Monate weitere wichtige Bücher der Weltliteratur vorstellen. Ich beschränke mich dazu vorerst auf die erzählende Literatur, es handelt sich also um Romane, Novellen, Kurzgeschichten, erzählende geschichtliche Literatur, und so weiter. So wollen wir heute in die Zeit vor unserer Zeitrechnung eintauchen und ein solches Buch ansehen, nämlich die Ilias von Homer.

Die Ilias wurde ungefähr um 650 vor unserer Zeitrechnung verfasst. Wer Homer ist, wissen wir nicht genau, es könnte auch sein, dass es sich dabei um eine Gruppe von mehreren Verfassern handelt, die gemeinsam dieses Buch geschrieben haben. Ilias ist ein anderer Name für Troja, und so wird in der Ilias in 24 Abschnitten oder „Büchern“ der „Trojanische Krieg“ literarisch verarbeitet.

Ob es diesen Krieg gegeben hat, ist unklar. Möglicherweise hat ein solcher Krieg um das Jahr 1180 vor unserer Zeitrechnung stattgefunden. Man hat Troja ausgegraben und über zehn verschiedene Schichten gefunden, die übereinander gelagert haben. Das heißt, Troja wurde immer mal wieder zerstört, verbrannt, verlassen, ist verfallen und wurde später wieder aufgebaut und bewohnt. Eine sehr spannende Sache.

Die Ilias selbst erzählt nur von 51 Tagen des insgesamt über 10 Jahre dauernden Kriegs. Das wichtigste Motiv der Erzählung ist der Zorn und seine Folgen. Der Zorn des Gottes Apollon, der eine Seuche über das Heer sendet, weil sein Priester beleidigt und vertrieben wurde. Damit beginnt die Handlung im Buch. Der Zorn des Achilleus, der das ganze Heer spaltet und mit der Zeit dann immer klarer wird, dass ein zerstrittenes Heer keinen Sieg erringen kann. Als Achilleus’ enger Freund Patroklos getötet wird, wendet sich dessen Zorn plötzlich – er erkennt den wahren Feind, nämlich die Stadt Troja, die sie belagern. Mit vereinten Kräften geht es nun ans Werk, den teuren Freund zu rächen. Dies wird zur Wende des Krieges, die jedoch nicht mehr in der Ilias geschildert wird, sondern erst im zweiten Homer zugeschriebenen Buch, der Odyssee.

Einige Jahrhunderte lang war die Ilias das Buch, welches gebraucht wurde, um Kindern das Lesen und Schreiben beizubringen. Es wurde in den griechischen Schulen verwendet. Der König und erfolgreiche Kriegsführer Alexander der Große, welcher das damalige Makedonien zu einem großen Weltreich ausgebaut hat, nahm sich Achilleus zum Vorbild für sein eigenes Leben. Dies übte einen gewissen Druck auf ihn aus, denn er wollte ja nicht als feiger gelten als sein Vorbild. Dieser Druck führte dann auch zu seinen Erfolgen. In mehreren Feldzügen eroberte er ganz Griechenland, das riesige Perserreich, das sich damals bis nach Ägypten erstreckte, und erweiterte sein Reich nach Osten bis ins heutige Indien.

Was können wir von der Ilias lernen? Zunächst ist für uns einmal klar, dass es sich um einen Roman handelt. Es ist eine Geschichte, die von griechischen Göttern erzählt, welche sehr menschlich sind. Die griechischen Götter unterschieden sich vom Menschen nur dadurch, dass sie unsterblich waren – und je nachdem noch ein paar Superman-Spezialkräfte besaßen. Der Opferkult an diese Götter war auch zur Zeit des Neuen Testaments im römischen Reich die Staatsreligion. Doch schon längst davor waren die meisten Menschen sich dieser Götter überdrüssig – es gab zahlreiche Spottschriften über diese schwachen griechischen und römischen Götter, die recht weit verbreitet waren. In diese Zeit hinein kam das Evangelium von Jesus Christus, dem wahren Gott und wahren Mensch. So ist es nicht verwunderlich, dass einige Menschen bereit waren, sich diesem allmächtigen, allwissenden, allgütigen und absolut heiligen und gerechten Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs anzuschließen. In diese Zeit hinein entstand die Gemeinde Jesu Christi.

Obwohl die Ilias ein Roman ist, der zahlreiche Ungereimtheiten und auch ethische Schwächen aufzuweisen hat, kommt auch ein Homer nicht daran vorbei, ein Stück weit – unwissentlich natürlich – seine Gottesebenbildlichkeit in sein Schaffen hinein zu bringen. Zwei Wahrheiten sind mir bei der erneuten Beschäftigung mit der Ilias besonders wichtig geworden:

1.) Wir müssen unseren wahren Feind kennen. Solange wir uns davon leiten lassen, unseren Feind unter den eigentlich Verbündeten zu suchen, werden wir uns nur mit Nebenkriegsplätzen aufhalten. Paulus macht uns klar: Zieht die ganze Waffenrüstung Gottes an, damit ihr standhalten könnt gegenüber den listigen Kunstgriffen des Teufels; denn unser Kampf richtet sich nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Herrschaften, gegen die Gewalten, gegen die Weltbeherrscher der Finsternis dieser Weltzeit, gegen die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Regionen. (Epheser 6, 11 – 12)

2.) Zorn kann blind für die Wahrheit machen und uns verbittert werden lassen. Zorn ist an sich nicht etwas Falsches, aber wenn er nicht bald vergeben und bereinigt wird, wächst daraus Bitterkeit und gibt dem Teufel Raum in unserem Leben: Zürnt ihr, so sündigt nicht; die Sonne gehe nicht unter über eurem Zorn! Gebt auch nicht Raum dem Teufel! […] Alle Bitterkeit und Wut und Zorn und Geschrei und Lästerung sei von euch weggetan samt aller Bosheit. (Epheser 4, 26 – 27; 31)


Wie können wir denn beurteilen?

Wie können wir denn beurteilen?
Paulus schreibt im ersten Brief an die Gemeinde in Korinth:
Wir aber haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der aus Gott ist, so dass wir wissen können, was uns von Gott geschenkt ist; und davon reden wir auch, nicht in Worten, die von menschlicher Weisheit gelehrt sind, sondern in solchen, die vom Heiligen Geist gelehrt sind, indem wir Geistliches geistlich erklären. Der natürliche Mensch aber nimmt nicht an, was vom Geist Gottes ist; denn es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt werden muss. Der geistliche [Mensch] dagegen beurteilt zwar alles, er selbst jedoch wird von niemand beurteilt; denn »wer hat den Sinn des Herrn erkannt, dass er ihn belehre?« Wir aber haben den Sinn des Christus.“ (1. Korinther 2, 12 – 16)
Da ich in der Gemeinde häufig mit jungen Menschen unterwegs bin (Royal Rangers, Jugendkreis, etc.), ist es eine meiner wichtigsten Aufgaben, diese Menschen in eine geistliche Reife hinein zu führen, in welcher sie fähig sind, ihr Umfeld, ihre Kultur, die Dinge, die ihrer Generation wichtig sind, selbst mit Hilfe der Bibel geistlich zu beurteilen.
Hinter jedem Produkt einer Kultur steckt eine bestimmte Weltanschauung. Die Weltanschauung ist die Vorstellung, die ein Mensch von der Gesamtheit der Realität hat. Hier finde ich die „Tool Box“ sehr hilfreich, die Nancy Pearcey in ihrem Buch „Total Truth“ vorgestellt hat: Die drei Punkte „Schöpfung“, „Sündenfall“ und „Wiederherstellung“.
Im Weiteren ein paar Gedanken, die ich versuche zu vermitteln, um bei der Beurteilung zu helfen. Zum Teil stammen die Anregungen aus Pearceys Buch S. 134 – 150, die ich hier in eigenen Worten wiedergebe und ergänze. Wer mehr dazu wissen möchte, dem empfehle ich, jenes Kapitel im Buch zu lesen.
Schöpfung:
– Woher kommt alles? Ist der Mensch ein Produkt des Zufalls? Ist er bloß ein ziemlich gut entwickeltes Tier?
– Wird die Individualität des Menschen ernst genommen? Wie steht es um die Menschenwürde? Die Menschenrechte konnten nur in einer Kultur entstehen, die auf das jüdisch-christliche Menschenbild aufgebaut war! Wie ist der Umgang mit der übrigen Schöpfung (Naturschutz, etc.)?
– Geht es in der Kunst um echte Schönheit, um echte Ästhetik oder nur um ein seelisches Hochpushen von Gefühlen und um die innerliche Selbst-Betäubung?
– Wer ist der Schöpfer? Wird bloß eine unpersönliche Kraft, Energie, Materie oder ein persönlicher, allmächtiger, allwissender, liebender, gerechter, heiliger Schöpfer an den Anfang gestellt?
Sündenfall:
– Woher kommt das Leid? Ist daran der Beginn des privaten Eigentums schuld? Ist das Böse im Menschen einfach nur ein Teil seiner selbst?
– War der Sündenfall dann, als das Geld erfunden wurde? Oder bestand er darin, dass die Leitung des Haushalts zwischen Mann und Frau aufgeteilt wurde?
– Bestand der Sündenfall darin, dass der Mensch begann, eine Zivilisation zu gründen und Kultur zu schaffen? Oder dann, als man begann, die Sexualität durch die Ehe zu beschränken?
– Oder war die menschliche Entwicklung schuld, die ihn dazu brachte, sich selbst als individuell zu sehen und nicht mehr als Teil des All-Ganzen?
Wiederherstellung:
– Kann die Welt wieder in Ordnung gebracht werden, indem plötzlich alles allen gehören soll? Oder dadurch, dass das Geld, die Kultur, die Ehe oder sonst was abgeschafft wird?
– Die Bibel sagt uns, dass der Mensch nichts tun kann. Er muss von außerhalb seiner selbst erlöst werden. Er muss als Erstes von Gott wiedergeboren werden, indem er ein neues Herz bekommt. Alles andere wird nicht funktionieren.

Nancy Pearcey – Total Truth

Aufmerksam wurde ich auf dieses Buch durch eine längere Rezension von Hanniel Strebel, die auf TheoBlog veröffentlicht wurde. Da ich mich schon seit Längerem mit Fragen der Weltanschauung, aber auch der Wissenschaften und der Geschichte beschäftige, war mein Interesse sofort geweckt.
Das Herzstück von Pearceys Argumentation findet ist die Kritik an der Zweiteilung der Welt in die Sphären „Herz“ gegen „Hirn“, oder wie sie es auch nennt: „private Sphäre“ gegen „öffentliche Sphäre“ oder „subjektive Werte“ gegen „objektive Fakten“. Das Problem besteht darin, dass sich Evangelikale mit dieser Zweiteilung des Lebens abgefunden haben, ja sogar so weit gehen, diese Zweiteilung auch zu lehren und in den Köpfen zu verfestigen. Der Gedanke dahinter ist, dass wenn man sich in die private, subjektive Sphäre zurückzieht, dass man dann gegen die Angriffe immun sei.
Hinter dieser Sichtweise entlarvt Pearcey eine bestimmte Weltanschauung, die nicht einfach aus dem Nichts entstanden ist, sondern sich im Laufe der Zeit eingeschlichen hat. Doch zuerst kommt sie allgemein zum Thema Weltanschauung. Die Weltanschauung befasst sich mit der Sichtweise, die jemand von der Welt – also von der Gesamtheit der Realität – hat. Man muss sehen, dass hinter jeder Aussage und jedem Gedanken auch eine bestimmte Weltanschauung steckt. Diese ist jedoch nichts, was sich wissenschaftlich beweisen ließe, sondern sie ist von einer bestimmten Philosophie oder Ideologie geleitet.
Nun müssen an jede Weltanschauung drei Fragen gestellt werden: Wie hat alles begonnen? (Schöpfung) Was ist schief gelaufen? (Sündenfall) Was sollen wir jetzt tun? (Wiederherstellung). Mit diesen drei Begriffen Schöpfung, Sündenfall und Wiederherstellung lässt sich jede dieser Ideologien und Philosophien überprüfen und beurteilen. Dazu lässt sich anhand der Bibel zugleich eine biblische Weltanschauung aufbauen. Dies ist sehr wichtig, wenn wir wollen, dass die Bibel für unser Leben relevant sein soll und auch umgesetzt wird.
Das Buch besteht aus vier Teilen mit insgesamt 13 Kapiteln. Im ersten Teil geht es um das Thema „Weltanschauung“: Woraus besteht diese? Was gibt es für Weltanschauungen? Wie sind diese im Lichte der Bibel zu beurteilen? Wie kann man eine biblische Weltanschauung aufbauen? Mit vielen Beispielen aus dem Leben zeigt Pearcey, wie sehr eine zertrennte Weltanschauung zu großen Schwierigkeiten im Leben führt:
Wir müssen sichergehen, dass, wenn unsere Kinder das Haus verlassen, dieselbe Überzeugung tief in ihr Gedächtnis eingebrannt ist – dass das Christentum fähig ist, wenn es auf dem Marktplatz der Ideen herausgefordert ist, in sich zu verhalten. Es reicht nicht, junge Gläubige einfach zu lehren, wie man eine persönliche „Stille Zeit“ hält, wie man ein Bibellernprogramm befolgt und wie man mit einer christlichen Gruppe auf dem Campus Verbindung aufnimmt. Wir müssen sie auch darin anleiten, wie man auf intellektuelle Herausforderungen antwortet, die ihnen im Schulzimmer begegnen werden. Bevor die das Haus verlassen, sollten sie mit all den „-ismen“ wohlbekannt sein, vom Marxismus zum Darwinismus bis zum Postmodernismus. Es ist am besten für junge Gläubige, wenn sie von diesen Ideen zuerst von den vertrauten Eltern, Pastoren oder Jugendleitern hören, welche sie in den Strategien trainieren können, um die konkurrierenden Ideologien analysieren zu können.“ (Total Truth, S. 125; Übersetzung von mir)
Im zweiten Teil, welcher die Kapitel 5 – 8 enthält, geht es in erster Linie um die Grundlage des ersten Teils der Weltanschauung: Um die Schöpfung. Anhand vieler neuerer Beispiele zeigt Pearcey, dass die Schöpfung durch einen intelligenten Designer keinesfalls veraltet ist, sondern es einfach auf die Unterdrückung durch bestimmte philosophische Behauptungen zurückzuführen ist, dass inzwischen auch in den Gemeinden immer mehr von Modellen der Evolution die Rede ist. Auch hier zeigt sie sehr schön die historischen Linien auf, die zu diesem Denken führten. Es wird gar nicht erst nach der Möglichkeit eines Designers gefragt, sondern dieser wird a priori ausgeschlossen wie zum Beispiel Richard Dawkins zeigt:
Ein Atheist oder philosophischer Naturalist in diesem Sinn vertritt also die Ansicht, dass es nichts außerhalb der natürlichen, physikalischen Welt gibt: keine übernatürliche kreative Intelligenz, die hinter dem beobachtbaren Universum lauert, keine Seele, die den Körper überdauert, und keine Wunder außer in dem Sinn, dass es Naturphänomene gibt, die wir noch nicht verstehen. Wenn etwas außerhalb der natürlichen Welt zu liegen scheint, die wir nur unvollkommen begreifen, so hoffen wir darauf, es eines Tages zu verstehen und in den Bereich des Natürlichen einzuschließen.“(Dawkins, Richard, Der Gotteswahn, S. 25 – 26)
Dieser naturalistischen Sichtweise wird die biblische Sichtweise entgegen gestellt, die auf der Auffassung beruht, dass die Bibel auch dort irrtumslos ist, wo sie Aussagen über die Entstehung der Arten, die Biologie oder die Astronomie, und so weiter, macht. Pearcey zeigt, dass die biblische Weltanschauung in sich deutlich stimmiger ist als die naturalistische.
Im dritten Teil wird die Geschichte des Evangelikalismus genauer unter die Lupe genommen. Die Frage dahinter lautet: Wie kam es, dass die Evangelikalen sich den Bereich des Denkens und der Fakten einfach so wegnehmen ließen? Auch hier verfolgt Pearcey die Spuren in den Bereichen der Epistemologie, der Arbeit und zuletzt auch in der Bewegung des Feminismus. Sie kommt zum Schluss: Wo immer die Christenheit auf die Kultur gestoßen ist, waren es nicht so sehr die Christen, die die Kultur verändert haben, sondern vor allem die Kultur, welche die Christen verändert hat. Dies sollte uns zu denken geben.
Abgerundet wird das Buch mit dem vierten Teil, das nur aus dem Kapitel 13 besteht. Dort geht es um die praktische Umsetzung des Bisherigen. Spätestens hier wird man daran erinnert, dass sie eine Schülerin von Francis Schaeffer ist. In Wirklichkeit natürlich schon viel früher, da sie in groben Zügen seine Art der Apologetik übernimmt. Aber hier wird es deutlich wie nie zuvor, denn es geht um das Ausleben der tätigen christlichen Nächstenliebe. Wahrheit muss immer in Liebe kommen. Die Christenheit hat zu lange versucht, das Richtige mit weltlichen Mitteln zu erreichen. Sie muss deshalb „der Welt sterben“ und nur noch zu den biblischen Methoden der Liebe und Wahrheit greifen. Wo gottlose Methoden aus dem Marketing übernommen werden, kann der Segen Gottes auch nicht auf unserem Tun liegen:
Traurigerweise leben viele Christen den größten Teil ihres Lebens so, als ob die Naturalisten recht hätten. Sie stimmen den großen Wahrheiten der Bibel verstandesmäßig zu, aber ihre praktischen, täglichen Entscheidungen machen sie nur auf der Grundlage dessen, was sie sehen, hören, messen und berechnen können. […] Sie mögen ja aufrichtig tun wollen, was Gott von ihnen wünscht, aber sie tun es auf die Art und Weise der Welt – indem sie weltliche Methoden benutzen und sich von weltlichen Wünschen motivieren lassen, um Erfolg und Beifall zu bekommen.“ (Total Truth, S. 362; Übersetzung von mir)
Das Buch ist sehr lesenswert. Ich empfehle es jedem sehr, der sich mit Fragen der Weltanschauung, der Wissenschaft aus biblischer Sicht oder der Entwicklung des Christentums in den letzten Jahrhunderten interessiert. Gute Englischkenntnisse sind von Vorteil, da Pearcey ein breites Spektrum dieser Sprache benutzt. Es kann hier bestellt werden.
Gegen Ende des Buches würde man sich wünschen, es hätte ebenso viele Kapitel über die praktische Umsetzung des Bisherigen. Viele wichtige Themen sind kurz angerissen, würden aber weiteres Nachdenken erfordern. Auch fände ich es sehr wertvoll, wenn solche Bücher auf deutsch erscheinen könnten.

Christsein, das ist im Licht leben

(Diese Predigt kann in meinem Predigtarchiv auch als MP3 angehört oder heruntergeladen werden.)
Und das ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkündigen, dass Gott Licht ist und in ihm gar keine Finsternis ist. Wenn wir sagen, dass wir Gemeinschaft mit ihm haben, und doch in der Finsternis wandeln, so lügen wir und tun nicht die Wahrheit; wenn wir aber im Licht wandeln, wie er im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft miteinander, und das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde. (1. Johannes 1, 5 – 7)
Nachdem wir vorletzte Woche mit dem 1. Johannesbrief begonnen haben, werden wir heute damit fortfahren. Johannes hat uns in den ersten vier Versen gezeigt, dass es wichtig ist, dass wir mit Gott und unseren Geschwistern im Glauben in Gemeinschaft leben und dass diese Gemeinschaft zur Freude führen wird. Diese vier ersten Verse sind die Einleitung in diesen Brief. In den Versen von heute legt er das Fundament für das Leben in der Gemeinschaft mit Gott. Lesen wir im 1. Johannes im ersten Kapitel die Verse 5 – 7.
Wir sehen hier das Fundament, das Johannes legt. Er fängt damit an, dass er sagt, dass Gott Licht ist. Ganz wichtig ist hier zu sehen, dass Johannes hier mit Gott anfängt. Die Bibel fängt immer mit Gott an, nie mit dem Menschen. Hier fängt Johannes mit Gott an. In seinem Evangelium fängt er mit Gott an: Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. (Joh. 1,1) oder der Anfang des AT: Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde. (1.Mo. 1,1) Immer fängt die Bibel mit Gott an. Und weil die Bibel das tut, sollen wir das auch tun.
Das ist auch der Grund, weshalb es mir wichtig ist, dass wir immer wieder fortlaufende Auslegungspredigten haben. In der heutigen Zeit möchte man nicht mehr mit Gott anfangen, sondern sehr oft steht der Mensch am Anfang und im Zentrum der Predigten. Wenn man nicht diese Art der fortlaufenden Auslegungspredigten hält, so ist die Gefahr sehr groß, dass man mit dem Menschen, mit seinen Problemen oder mit den Lieblingsthemen des Predigers anfängt. Und das ist dann erstens sehr unausgewogen, weil immer wieder die gleichen Themen kommen und zweitens wird der Text sehr oft nur als Sprungbrett gebraucht, um zu dem zu führen, was der Prediger sagen möchte.
Eine Predigt besteht jedoch nie aus den Gedanken eines Predigers über einen Bibeltext, sondern die Predigt ist Gottes Wort an uns im Hier und Jetzt. Predigen heißt nämlich, die Bibel zu nehmen. Und sie ernst zu nehmen. Und den Text, der dort steht in seinem Kontext für die heutige Zeit verständlich auszulegen und auf unsere Zeit anzu-wenden. Und wenn man fortlaufend predigt, ist man erstens gezwungen, sich mit all den Themen der Bibel zu beschäftigen, was für Ausgewogenheit sorgt und hilft zweitens, dass man den Text nicht aus seinem Kontext herausreißt. Predigen heißt also, die Bibel zu kennen und gleichzeitig auch die heutige Zeit zu kennen, weil die Menschen der heutigen Zeit es verstehen sollen. In gewisser Weise sollte jeder von uns diese zwei Sprachen sprechen und die Sprache der Bibel für die heutige Zeit verständlich übersetzen können.
1. Gott ist Licht – und wir auch!
Johannes hat uns bereits gesagt, dass er den Brief geschrieben hat, damit unsere Freude vollkommen werden soll. Und nun fährt er fort, uns zu erklären, wie das geschehen soll. Was sagt er dazu? DAS ist die Botschaft, die ich euch sagen muss: Nämlich: Gott ist… was? Was würden wir an der Stelle erwarten? Dass Gott Liebe sei? Ja, das sagt er später im Brief auch. Aber hier sagt er uns, dass die wichtigste Botschaft über Gott die ist, dass Gott Licht ist und dass in Ihm keine – absolut keine – Finsternis ist. Und dies ist der Grund, weshalb jeder Mensch von Grund auf ein Problem mit Gott hat. Nicht Gott hat ein Problem mit dem Menschen, sondern der Mensch mit Gott.
Der Mensch tendiert dazu, seine Schwächen verstecken zu wollen. Er schämt sich dafür, nicht perfekt zu sein. Und das zeigt auch, weshalb er nicht von Grund auf in der Gemeinschaft mit Gott leben kann. Er hält es dort nicht aus, weil Gott Licht ist. Und wenn er in diesem Licht leben wollte, so kämen alle seine Sünden zum Vorschein, und er müsste sich mit ihnen auseinandersetzen.
Genau davon sprach der Herr Jesus im Gespräch mit Nikodemus: Das ist aber das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht, denn ihre Werke waren böse. Wer Böses tut, der hasst das Licht und kommt nicht zu dem Licht, damit seine Werke nicht aufgedeckt werden. Wer aber die Wahrheit tut, der kommt zu dem Licht, damit offenbar wird, dass seine Werke in Gott getan sind. (Johannes 3, 19 – 21)
Weil Gott Mensch wurde und so das Licht in die Finsternis kam, hat die Welt begonnen, das Licht zu hassen. Wo Jesus hinkam, wurden Menschen von ihren Sünden überführt. Und das wollten sie nicht. Es ist natürlich auch sehr unangenehm, wenn man mal einen Blick in das eigene, verdorbene Herz werfen muss. Doch der Herr Jesus bietet uns nicht nur diesen Blick in die eigene Verdorbenheit, sondern Er will uns ein neues Herz schenken. Auf Chaos folgt immer das Gericht und dann die Wiederherstellung. Zuerst muss der Mensch einsehen, dass er Hilfe braucht. Dann schreit er nach dem großen Seelenarzt und wird so neu gemacht. Der Herr Jesus hat die Strafe für all unsere Sünden, für all unsere Schande, für all unsere Rebellion am Kreuz auf Golgatha bezahlt. Wenn du an Ihn glaubst und dich auf die Seite Gottes stellst und dein Leben anschaust und Gott recht gibst, dass du es verdienen würdest, diese Schuld durch ewige Trennung von Gott selbst bezahlen zu müssen, aber glaubst, dass der Herr Jesus diese Schuld bezahlt hat, dann wird Er dir ein neues Herz schenken.
Und jetzt kommt was ganz Spezielles. Nicht nur Gott ist Licht, auch wir sollen Licht sein. Unser Leben soll so sein, dass die Menschen in uns Gott erkennen können. Das Licht ist durch den Heiligen Geist in dein Leben eingezogen. Jetzt soll es nach außen sichtbar werden. Wie der Herr Jesus in der Bergpredigt sagte: Ihr seid das Licht der Welt. Es kann eine Stadt, die auf einem Berg liegt, nicht verborgen bleiben. Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter; so leuchtet es allen, die im Haus sind. So soll euer Licht leuchten vor den Leuten, daß sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen. (Matth. 5, 14 – 16)
2. Gemeinschaft mit Gott – in allem!
Deshalb fährt Johannes auch fort in seinem Brief: Wenn wir sagen, dass wir Gemeinschaft mit ihm haben, und doch in der Finsternis wandeln, so lügen wir und tun nicht die Wahrheit; wenn wir aber im Licht wandeln, wie er im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft miteinander, und das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde. (1. Joh. 1, 6 – 7) Es geht immer noch darum, dass Gott Licht ist. Und jetzt wird uns die Konsequenz aufgezeigt. Die besteht darin, dass wenn Gott Licht ist, und jemand behauptet, dass er mit Gott Gemeinschaft hat, dann sieht man an seinem Verhalten, ob das stimmt. Wenn er immer etwas zu verbergen hat und anderen perfektes Leben vorspielen muss, dann kann da was nicht stimmen. Wir sollen auf der einen Seite in unserem Leben Gottes Charakter widerspiegeln aber zugleich nicht so, dass andere nur die Fassade der Perfektion sehen können. Jeder von uns braucht immer wieder Hilfe, und dafür hat Gott uns die Gemeinde geschenkt.
Wenn die Menschen in uns das Licht Gottes sehen sollen, so heißt das, dass wir nicht das Recht haben, uns in ein Kloster zurückzuziehen, sondern unser Leben in der Welt, sichtbar gestalten sollen. Das meinte der Herr Jesus in Seinem wunderbaren Gebet: Ich habe ihnen dein Wort gegeben, und die Welt hasst sie; denn sie sind nicht von der Welt, gleichwie auch ich nicht von der Welt bin. Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie bewahrst vor dem Bösen. Sie sind nicht von der Welt, gleichwie auch ich nicht von der Welt bin. (Johannes 17, 14 – 16)
Die Menschen, die ihre Verderbtheit nicht sehen wollen, die hassen uns, und zwar deshalb, weil unser Leben ihnen zeigt, was ihnen fehlt. Deshalb braucht uns dieser Hass auch nicht zu erschrecken, er ist einfach ein Teil unseres Lebens. Unser Auftrag ist es, sie trotz dieses Hasses gegen uns zu lieben und ihnen das Beste zu tun.
Wir sind in der Welt, aber nicht von der Welt. Deshalb möchte ich den Begriff der Zweisprachigkeit einführen. Ich habe bereits in der Einleitung heute darüber gesprochen. Wir müssen einerseits die Bibel kennen und in ihr zu Hause sein. Zugleich aber auch unsere Zeit und Kultur kennen und in ihr zu Hause sein. Das sind zwei verschiedene Sprachen, die wir immer wieder übersetzen müssen.
Es gibt jedoch eine ganz große Schwierigkeit in unserer heutigen Christenheit. Sie besteht darin, dass wir unser Leben, das in der Welt aber nicht von der Welt sein soll, aufgespalten haben. Wir haben es in zwei Teile aufgeteilt. Nennen wir sie den geistlichen Teil und den praktischen Teil. Oder den privaten und den öffentlichen Teil unseres Lebens. Im geistlichen oder privaten Teil gilt uns das, was Gott uns sagt, und im praktischen oder öffentlichen Teil haben wir zugelassen, dass die Welt bestimmen darf, was für uns gelten soll. Das ist wie ein Mensch mit multipler Persönlichkeit. Eigentlich gibt uns die Bibel eine umfassende Weltanschauung, die alle Dinge des Lebens umfasst, doch wir haben der Welt erlaubt, uns für die öffentlichen Dinge eine der Bibel diametral entgegenstehende Weltanschauung aufzuzwingen.
3. Gott ist Licht – für alle!
Wir haben gesehen, dass Gott Licht ist. Und weil Gott Licht ist, ist Er Licht nicht nur für uns Christen, sondern für alle Menschen. Aus diesem Grund ist es auch so wichtig, dass wir uns nicht aus der Welt zurückziehen, sondern uns in ihr betätigen, zur Ehre Gottes. Wenn wir wählen gehen, dann wählen wir zur Ehre Gottes. Wenn wir zur Arbeit gehen, gehen wir zur Ehre Gottes. Wenn wir die Spülmaschine einschalten, geschieht dies zur Ehre Gottes. Gott hat uns zu Seiner Ehre geschaffen und zu Seiner Ehre mit Fähigkeiten ausgestattet, mit einem Verstand, mit Neugier, Kreativität. Dadurch, dass wir etwas in der Welt bewegen, ehren wir Gott.
Viele Christen haben das Gefühl, dass sie nur dann richtig zur Ehre Gottes leben können, wenn sie in die Mission oder in den Pastorendienst gehen. Das ist völlig falsch. Der Großteil des Lebens für Gott findet außerhalb von unserem Gemeindegebäude statt. Er findet in deiner Wohnung statt, an deinem Arbeitsplatz, in deinem Auto oder auf deinem Fahrrad, wo immer du bist.
Gott hat die Welt geschaffen und den Menschen und ihn auf die Erde gestellt und ihm den Auftrag gegeben, die Erde in Besitz zu nehmen, sie zu bebauen und zu pflegen. Wo Menschen Kultur schaffen, wird Gottes Ebenbild sichtbar. Wenn wir Musik genießen, wird Gott geehrt weil Er uns so geschaffen hat, dass wir sie genießen können.
Dann kam der Sündenfall. Der hat die Harmonie zwischen Gott und Mensch, die Harmonie zwischen Mensch und Mensch, so wie die Harmonie zwischen Mensch und Natur zerstört. Missverständnisse, Sprachverwirrung, Schweiß bei der Arbeit, Sünde, Schmerzen, Krankheit und Tod haben Einzug gehalten. Der Auftrag blieb der selbe. Stück für Stück hat uns Gott die Bedienungsanleitung für diese Welt übermittelt. Und am Schluss ist Er Selbst gekommen, um die Möglichkeit zu schaffen, dass die Harmonie wiederhergestellt werden kann. Wer sein Leben mit Jesus lebt in der Gemeinschaft und im Licht Gottes, darf erleben, wie Gott Sich das alles gedacht hat. Und wir dürfen den Menschen, die das noch nicht wissen, helfen darauf zu kommen. Das ist es, was Licht sein bedeutet.
Das ist die Weltanschauung, die uns die Bibel gibt. Gott hat alles sehr gut geschaffen, doch der Mensch hat gegen diesen Gott rebelliert. So ist nun alles von dieser Rebellion betroffen und verderbt. Dennoch bleibt der Auftrag derselbe: Der Mensch soll als Ebenbild Gottes die Erde in Besitz nehmen, pflegen, erforschen, Neues entdecken und erfinden, und so weiter. Wenn Menschen dies tun, sieht man Gottes Ebenbild in Aktion.
Wenn wir Licht sein wollen in dieser Zeit, so haben wir den Auftrag, hierbei zu helfen. Wir sollen uns nicht ins Kloster zurückziehen, sondern Licht sein bringt nur dort etwas, wo es dunkel ist. Unser eigentlicher Auftrag ist nicht nur in der Gemeinde, geistliches Leben findet in deiner Familie, an deinem Arbeitsplatz, wo immer du bist, statt. Die Zeit in der Gemeinde ist zur Stärkung und Ausrichtung auf Gott gedacht, und auch um Menschen einzuladen, von Gott zu hören. Aber sie dient nicht zum Selbstzweck, sondern dazu, ausgerüstet zu werden und dann so in den eigentlichen täglichen Kampf des Lebens zu ziehen. Licht sein heißt auch, dass wir uns dafür einsetzen, dass es in dieser Welt weniger Ungerechtigkeit gibt, dass Missverständnisse ausgeräumt werden und dass Vergebung passieren kann.
Schluss
Wir haben gesehen, dass Gott Licht ist, und dass dieses Licht darin besteht, dass alles aufgedeckt wird, was falsch gelaufen ist oder läuft. Wenn wir im Licht Gottes leben, werden Dinge sichtbar, die wir nicht sehen wollen. Aber wir müssen uns dem stellen und uns selbst vor Gott verurteilen. So wird in unserem Leben dieses göttliche Licht sichtbar, nämlich dass wir mit Gott Gemeinschaft haben. Wir sollen auch Licht sein in dieser Welt. Dies geschieht dadurch, dass wir die Welt mit Gottes Augen betrachten und uns dafür einsetzen, dass die Dinge, die beim Sündenfall kaputt gegangen sind, wiederhergestellt werden, indem Menschen von Jesus hören und indem die Ungerechtigkeit in der Welt bekämpft wird.