Mord am Kabarett

Die Unterhaltungsindustrie
hat hinterrücks und über Nacht
durch Komiker und Comedy
dem Kabarett den Tod gebracht.
Nicht nur, dass die Kabarettisten
so nach und nach sind ausgestorben,
nein, auch welche sie vermissten,
sind von der Unkunst nun verdorben.
Im Kabarett war’n Philosophen,
intellektuelle, tiefe Denker,
die uns’re Welt vor dem Verdoofen
retten wollten. Doch zum Henker
ging die Kabarettiererei,
als die flachen Komödianten
ihr nicht nur legten gar ein Ei.
Vielmehr mit ihrer hirnverbrannten
Art, sich selbst für klug zu halten
und die Zuschauer für zu blöde,
zeigt, wie sie ihr Programm gestalten:
Selber denken ist doch öde!“
Hat denn einst der Kabarettist
mit Humor auf viele Weise,
die man heute schnell vergisst,
einfach denken gelehrt; und leise.
Doch laut muss nunmehr alles sein:
Schreiend bunt, durchdringend schrill.
Das Kabarett in seiner Pein
starb leis’, allein und still:
Das Messer der Medien in der Brust,
die für uns gerne denken wollen
ist uns’rer Kultur ein arger Verlust;
Erinnerung ist bald verschollen.
Jonas Erne

(10.03.2017)

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