Spezielle Offenbarung: Die Bibel

Wer mehr über Gott wissen will als was er in der Natur und durch sein Gewissen beobachten kann, wird nicht um die Bibel herumkommen. Sie ist die Art, wie Gott Sich entschieden hat, Sich Selbst uns Menschen zu offenbaren. Martin Luther hat festgestellt: „Wenn du Gnade willst erreichen, so arbeite darauf hin, dass du das Wort Gottes sowohl gespannt hörst, als auch dich mit Freude daran erinnerst: Das Wort, sage ich, und allein das Wort ist das Gefährt der Gnade Gottes.“(übersetzt nach: Luther, Martin, Weimarer Ausgabe, Bd. 2, S. 509) Was Luther hier sagt, ist ungefähr Folgendes: Ohne die Bibel ist es unmöglich, Gott als gnädigen Gott kennenzulernen.
Werfen wir einen kurzen Blick zurück: Die allgemeine Offenbarung in der ganzen Schöpfung und im menschlichen Gewissen kann uns im besten Fall sagen, dass Gott sehr mächtig, sehr gut, sehr perfekt, moralisch viel besser als wir ist und dass wir selbst immer wieder hinter dem Standard dieses großen Gottes weit zurückbleiben. Und jetzt geht es um die Frage, wie der Mensch zum Wissen gelangen kann, wie er vor diesem Gott am leben bleiben kann. Und hierauf gibt Martin Luther die richtige Antwort: Das Wort, die Bibel allein, ist das Gefährt der Gnade Gottes.
Der Apostel Paulus schreibt dazu:Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes ganz zubereitet sei, zu jedem guten Werk völlig ausgerüstet.(2. Timotheus 3,16 – 17) Was es genau bedeutet, dass die ganze Bibel von Gott eingegeben (inspiriert) ist, wird noch im Detail an anderer Stelle zu erläutern sein. Der Apostel Petrus bestätigt die Aussage von Paulus: Und so halten wir nun fest an dem völlig gewissen prophetischen Wort, und ihr tut gut daran, darauf zu achten als auf ein Licht, das an einem dunklen Ort scheint, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in euren Herzen. Dabei sollt ihr vor allem das erkennen, daß keine Weissagung der Schrift von eigenmächtiger Deutung ist. Denn niemals wurde eine Weissagung durch menschlichen Willen hervorgebracht, sondern vom Heiligen Geist getrieben haben die heiligen Menschen Gottes geredet. (2. Petrus 1, 19 – 21)
Gott hat Sich entschieden, zu Seiner Ehre die Sprache und Schrift zum Gefährt der Gnade zu machen. Er hat das Buch gewählt, um Sein Wort zu übertragen. Das Buch hat einen Anfang und ein Ende und besteht aus vielen Abertausenden von Zeichen, die man zu Sätzen zusammensetzen kann und die dadurch einen verständlichen, klaren Inhalt haben. Die Bibel ist nicht einfach ein Buch neben anderen. Sie ist nicht einfach nur der absolute Weltbestseller, sondern sie ist das nötige Werkzeug, das wir brauchen, wenn wir Frieden mit Gott bekommen wollen. Sie ist eine Bibliothek von 66 einzelnen Büchern, die jedoch alle zusammen ein ganzes Buch ausmachen. Weit über 1000 Jahre sind zwischen den früheren und den späteren Schriften – und dennoch hat das ganze Buch eine große, eine einzigartige Geschichte zu erzählen. Es ist die Geschichte von Gottes Heilshandeln an der Welt und insbesondere an der Menschheit.
Das erste Buch beginnt mit der geschichtlichen Beschreibung der gesamten Schöpfung, das letzte Buch endet mit der Warnung davor, dass nichts Neues mehr hinzugefügt werden darf. Das Buch ist somit ein für alle Male abgeschlossen. Alles, was danach gesagt wird, muss sich daran messen lassen, ob es mit dem Inhalt der Bibel übereinstimmt oder nicht. Dass manche Leute die Bibel deshalb ablehnen, weil ihre Autorität aus ihr selbst abgeleitet werden kann, ändert nichts daran. Wir werden noch sehen, dass es genügend Gründe gibt, die auch aus externen Kriterien für die Bibel sprechen. Aber das ist jetzt nicht das Thema, das kommt erst noch.
Was ganz wichtig, dass wir daran festhalten, ist die Klarheit der Bibel. Sie ist verständlich, sie kann kapiert und korrekt wiedergegeben werden. Mose sagte zum Beispiel zum Volk Israel:Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollst du auf dem Herzen tragen, und du sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Haus sitzt oder auf dem Weg gehst, wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst. (5. Mose 6, 6 – 7) Das setzt voraus, dass man zuerst verstanden hat, was diese Worte überhaupt sind. Somit sind Gottes Worte einfach, klar, verständlich und brauchen keine langwierigen Zerstückelungen und Neudefinitionen. Sie müssen auch nicht an unsere Zeit angepasst oder abgeändert werden. Sie sind weder „archaisch“ noch „patriarchalisch“ noch frauenfeindlich noch sonst etwas Ähnliches. Deshalb brauchen wir an ihnen auch nicht zu zweifeln. So heißt es auch in den Psalmen: Das Gesetz des Herrn ist vollkommen, es erquickt die Seele; das Zeugnis des Herrn ist zuverlässig, es macht den Unverständigen weise. Die Befehle des Herrn sind richtig, sie erfreuen das Herz; das Gebot des Herrn ist lauter, es erleuchtet die Augen.(Psalm 19, 8 – 9)
Wenn wir das Neue Testament lesen, so finden wir dort etwas Ähnliches. Jesus hat an gar keiner Stelle gesagt, dass etwas von Gottes Wort kompliziert sei. Er hat immer – egal zu wem Er gesprochen hat – auf Gottes Wort zurückgegriffen und es als selbstverständlich vorausgesetzt. Er ging sogar so weit, einmal zu sagen: Heilige sie in deiner Wahrheit! Dein Wort ist Wahrheit. (Johannes 17, 17) Das war ein Gebet an Gott Vater. Er sagte nicht: Dein Wort enthält Wahrheit oder Dein Wort ist wahr, aber man muss es zuerst richtig interpretieren. Er sagte einfach: Dein Wort IST Wahrheit. Punkt.
Jetzt kommt aber die Frage auf: Warum gibt es denn trotzdem Missverständnisse? Ja, das müssen wir zugeben, es gibt immer wieder Missverständnisse. Auch als Kinder Gottes sind wir davor nicht automatisch geschützt. Es gibt zum Beispiel Missverständnisse, wenn wir bestimmte Teile der Bibel als höherwertig anschauen und andere dadurch weglassen. Als Paulus sich kurz vor seiner Gefangennahme noch einmal mit den Ältesten der Gemeinde in Ephesus traf, sagte er ihnen, dass er ihnen den ganzen Ratschluss Gottes gelehrt habe. Wenn wir etwa wie Marcion im zweiten Jahrhundert das Alte Testament ablehnen (oder es auch nur als minderwertig im Vergleich zum Neuen Testament sehen), so werden wir auf manche Missverständnisse hereinfallen. Marcion ging so weit, zu sagen, dass der Gott Israels ein böser Gott sei, der mit dem Gott des NT im Streit stehe. So weit gehen heute wohl die wenigsten (aber auch das habe ich heute schon gesehen), aber viele Menschen fallen darauf herein, dass sie sagen, dass Gott im AT ein zorniger und im NT ein liebender Gott sei. Beides ist falsch. Gott ist immer Gott und verändert sich nicht. Auch die Erlösung verändert an Gott nichts. Sie verändert nur unsere Möglichkeit, mit Gott wieder ins Reine kommen zu können. Wir sehen also, dass es gefährlich ist, nur einen kleinen Teil der Bibel zu kennen oder diesen zu überbetonen.
Und dann gibt es noch eine zweite Art von Missverständnissen. Es gibt nämlich tatsächlich Lehren, die nicht ganz einfach zu verstehen sind. So etwa die Lehre von den Letzten Dingen (Eschatologie nennt man das). Über die Dinge, die noch ausstehen von der Bibel und deren Reihenfolge zum Beispiel gibt es ganz viele verschiedene Sichtweisen. Mir sind etwa 20 verschiedene Modelle bekannt, vermutlich gibt es noch mehr. Das ist ein Thema, das wertvoll ist, sich damit zu beschäftigen, aber es wird vermutlich auch in den nächsten Jahren keine allgemeine Übereinstimmung geben. Muss es auch nicht, wichtig ist, dass man sich davon nicht dazu verleiten lässt, dass das Thema deshalb egal sei.
Die Bibel ist klar und verständlich. Das soll eine Ermutigung an uns alle sein, sie zu lesen und sich mit ihr auseinander zu setzen. Keiner wird damit bis ganz ans Ende kommen und alle Fragen verstehen, aber wichtig ist, dass wir ein Leben lang in ihr forschen, lesen und uns täglich neu von ihr begeistern lassen.
Wie wird ein junger Mann seinen Weg unsträflich gehen? Indem er ihn bewahrt nach deinem Wort! Von ganzem Herzen suche ich dich; lass mich nicht abirren von deinen Geboten! Ich bewahre dein Wort in meinem Herzen, damit ich nicht gegen dich sündige. Gelobt seist du, o Herr! Lehre mich deine Anweisungen. Mit meinen Lippen verkünde ich alle Bestimmungen deines Mundes. Ich freue mich an dem Weg, den deine Zeugnisse weisen, wie über lauter Reichtümer. Ich will über deine Befehle nachsinnen und auf deine Pfade achten. Ich habe meine Lust an deinen Anweisungen; dein Wort vergesse ich nicht. (Psalm 119, 9 – 16)

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