Lobpreiskultur – für wen machen wir das eigentlich?

Im ersten Blogpost zum Thema „Lobpreiskultur – Alles Show oder was?“ habe ich anhand eines englischen Artikels von Thom Schultz einen allgemeinen Überblick über die Problematik der heutigen Lobpreiskultur gegeben. Heute möchte ich etwas tiefer graben und nach der richtigen Motivation für den Lobpreis suchen. In vielen amerikanischen Gemeinden heißt der Lobpreisleiter „worship pastor“ (zu deutsch also „Lobpreis-Pastor“). Er erfüllt eine wichtige pastorale Aufgabe innerhalb des Gottesdienstes. Wir täten gut daran, den Lobpreisleiter als Pastor zu betrachten, welcher der ganzen Gemeinde dienen soll.
Drei Dimensionen des Lobpreises
Der Lobpreis-Pastor und mit ihm das ganze Team (zuweilen besteht es nur aus einer Person, öfter jedoch aus ganzen Orchestern oder Bands) führt die singende Gemeinde in drei Dimensionen des Lobpreises hinein. Um der Einfachheit willen unterscheide ich hier noch nicht zwischen den zwei Kategorien „Lobpreis“ (Lob für Gottes Werke) und „Anbetung“ (Lob für Gottes Wesen). Vielleicht komme ich darauf in einem anderen Post noch zu sprechen.
Lobpreis findet in drei Richtungen statt: Nach oben – zu Gott; nach außen – um mich herum – zu meinem Umfeld; nach innen – zu mir selbst:
Nach oben: Zuerst ist Lobpreis immer an Gott gerichtet. Der Singende dankt Gott, lobt Gott, betet Gott an, schüttet Gott sein Herz aus, und so weiter. Gemeinsame Lieder sind ein Hilfsmittel, das vielen Menschen hilft, ihre Situation, Gefühle und Gedanken in Worte zu kleiden. Lobpreis ist ein Gebet, ein Reden zu Gott, und zwar ein korporatives, ein gemeinschaftliches Reden zu Gott.
Nach außen: Die zweite Richtung geht nach außen. Im Lobpreis spreche ich meine Mitmenschen an, ich spreche ihnen die Größe und die wunderbaren Werke Gottes zu, ich mache ihnen Mut, an diesem Gott, dem ich alles in meinem Leben zu verdanken habe, festzuhalten. Ich sage ihm: Du bist nicht allein, es sind noch andere, die mit ähnlichen Situationen zu kämpfen haben, aber wir haben einen gemeinsamen Gott, der größer ist.
Nach innen: Damit ist keine mystische Versenkung in sich selbst gemeint, sondern der Zuspruch an sich selbst, dass dieser Gott, den wir gemeinsam loben, auch die eigene Lage im Griff hat. Ich mache mich bereit, diesem Gott der Bibel im Horchen auf die Predigt und im darauffolgenden Gehorchen persönlich zu begegnen.
Wem wollen wir wirklich dienen?
Ausgehend von diesen drei Dimensionen sehen wir, dass es wichtig ist, jedem Einzelnen in der Gemeinde zu helfen, dass er auch ein Teil dieses Lobpreises sein kann und darf. Es geht zuerst um Gott und um die Gemeinde. Lobpreis soll zuerst auf Gott hinweisen. Das Lobpreis-Team hat die Aufgabe eines Scheinwerfers: Ein Scheinwerfer, der sich selbst beleuchtet, tut seine Aufgabe sehr schlecht. Seine Aufgabe ist es, etwas anderes anzuleuchten und es sichtbar zu machen. So ist es das große Privileg, im Lobpreis auf Gottes Größe und Herrlichkeit hinzuweisen. Weil Gott exzellent ist, darf unser Musizieren auch exzellent sein. Wir müssen keine Fehler einbauen. Aber wir sind mit unserer Musik und dem Gesang in erster Linie Diener der Gemeinde. Unsere Aufgabe ist es, alles so zu arrangieren, zusammenzustellen, zu üben und zu spielen, dass möglichst jeder einzelne Besucher des Gottesdienstes möglichst gut mitsingen und die drei Dimensionen des Lobpreises miterleben kann.
Die eigene innere Haltung ist hierbei sehr wichtig. Sie sollte immer mal wieder überprüft werden:
– Worum geht es mir? Wem möchte ich mit meinem Instrument oder Gesang, mit meinem Können und Wissen dienen?
– Wie tue ich das am besten?

– Wie können wir als Lobpreis-Team der Gemeinde noch besser helfen, dass möglichst jede und jeder mitsingen kann und will?

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