„Zeugnis geben“ praktisch: Wie bereite ich mich vor?

Im christlichen Jargon spricht man manchmal vom „Zeugnis geben“. Das ist eigentlich ein guter Begriff, aber man muss ihn erst mal erklären. Es geht dabei um Folgendes: Wenn ich Christ bin, dann bedeutet das, dass Jesus mir persönlich begegnet ist. Ich habe etwas erlebt, was mich zur Überzeugung brachte, dass Gott existiert, Jesus für meine Sünden gestorben und auferstanden ist und dass das Auswirkungen auf mein Leben hat. Und nun, wenn jemand anderen Menschen erzählt, wie das in seinem Leben passiert ist, so nennt man diesen Vorgang des Erzählens „Zeugnis geben“.

Petrus schreibt dazu: Seid aber allezeit bereit zur Verantwortung gegenüber jedermann, der Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist, [und zwar] mit Sanftmut und Ehrerbietung; und bewahrt ein gutes Gewissen, damit die, welche euren guten Wandel in Christus verlästern, zuschanden werden in dem, worin sie euch als Übeltäter verleumden mögen. Denn es ist besser, daß ihr für Gutestun leidet, wenn das der Wille Gottes sein sollte, als für Bösestun. (1. Petrus 3, 15b – 17) Wir dürfen uns auf diese Situation vorbereiten. Und diese Vorbereitung ist sehr wertvoll, denn auch die Vorbereitung führt uns dazu, die Größe Gottes zu erkennen und zu sehen, wie mächtig Er ist, um rebellische Sünder zu retten.

Da wir uns in einer schnelllebigen Zeit befinden, sollten wir unser Zeugnis so vorbereiten, dass wir uns kurz fassen können. Länger wird es automatisch; außerdem werden Zuhörer, die genug Zeit haben, auch dazu Fragen stellen. Diese Fragen werden uns ein anderes Mal beschäftigen; dass wir für solche Gespräche und den Gesprächspartner beten, sollte selbstverständlich sein. Am Rande mal noch ein Hinweis: Ernsthafte Fragen brauchen ernsthafte Antworten, und für Fragen, die wir nicht sogleich beantworten können, tun wir gut daran, ein kleines Notizbuch mitzuführen, wo diese Fragen und nach einer Recherche später auch Antworten hineinkommen. Unser Zeugnis soll kurz sein. Ich empfehle dafür maximal drei Minuten zu rechnen. Für mich persönlich halte ich es so, dass ich versuche, mich auf 2,5 Minuten zu beschränken, das heißt, ausgeschrieben beträgt es ungefähr 250 Worte (man rechnet im Durchschnitt beim Sprechen etwa 100 Worte pro Minute).

Gerade wenn man in einer Gemeinde aufgewachsen ist, fällt es nicht leicht, einen Anfang zu finden. Dann tendiert man dazu, bei Adam und Eva oder so ähnlich anzufangen. Daher ist das Aufschreiben in einer Word-Datei mit der Wörter-Zähl-Funktion sehr praktisch. Es wird automatisch länger werden, denn mein Zeugnisgerüst schreibe ich in den Worten auf, wie ich denke. Wie ich es dann im einzelnen Fall präsentiere, ist eine ganz andere Frage und hängt vor allem vom Gegenüber ab. Mein Gerüst enthält die wichtigen Eckpunkte, die ich sagen will, aber worauf ich im gegebenen Fall besonders Wert lege, zeigt sich dann im jeweiligen Moment. Deshalb darf ich beim meinem Gerüst auch einen Wortschatz verwenden, den nicht jeder sofort versteht, solange ich im Stande bin, das in der Praxis in einfache Worte zu übersetzen.

Deshalb hier meine Tipps:

– Schreibe Dein Zeugnis in einem PC-Dokument auf.

– Beschränke Dich auf maximal 250 Worte.

– Lies das mehrmals durch und bete darüber.

– Gebrauche es bei der nächsten möglichen Gelegenheit.

– Lerne aus den kommenden Situationen und versuche Dich noch besser vorzubereiten.

Besser geht immer, aber alles ist besser als es nicht zu versuchen.

Hier noch mein Versuch des Aufschreibens:

Als ein Gastprediger in der Gemeinde zu Besuch war, predigte er über Römer 6,12-13, dass wir unseren Körper und Leben Gott und nicht der Sünde zur Verfügung stellen sollen. Das einzige, woran ich mich erinnern kann, war eine Frage, die er ziemlich am Anfang stellte: Wenn du heute sterben würdest, wo kämst du hin? Diese Frage ließ mich nicht mehr los, denn plötzlich wurde mir klar, dass das Leben kein Spaß ist, sondern höllisch ernst. Im selben Moment sah ich, dass mein Stolz und Hochmut ganz große Hindernisse sind, die mich von der Erlösung abhielten. Ich fühlte mich besser als die meisten anderen Menschen. Doch wie konnte ich ohne diese heimliche Freude über mein Bessersein leben? Konnte ich das opfern? Was würde mir dann noch bleiben in diesem Leben? Gibt es danach noch Freude? Ich schnappte mir zu Hause die Bibel und las für einige Tage nur noch Römerbrief. Von vorne bis hinten. Schätzungsweise zehnmal. Dann war mir klar, wie es aussah: Es gab nur zwei Möglichkeiten, und eine davon war nicht einmal im schlimmsten Traum denkbar. Also nahm ich allen Mut zusammen, den ich in dem Moment noch hatte und gestand meinen totalen Bankrott ein. Ich sah, dass Jesus Christus für mich ganz persönlich gestorben & auferstanden ist, und dass meine Schuld vor Gott so groß war, dass Sein Leben als Bezahlung dafür draufgehen musste. Mein Leben bekam damit einen Sinn: Ich darf für Gott leben und alles für Ihn und meine Mitmenschen tun.

Wie sind Deine Erfahrungen mit dem „Zeugnis geben“? Hast Du dafür noch weitere Tipps?

Die Schriften des Neuen Testaments

Nachdem wir gesehen haben, wie die Schriften des Alten Testaments gesammelt und zur Heiligen Schrift zusammengestellt wurden, wenden wir uns dem Neuen Testament zu.
Merrill C. Tenney sagt hierzu sehr schön: „Das wahre Kriterium für die Kanonizität ist die Inspiration.“ (Tenney, Merrill C., Die Welt des Neuen Testaments, Francke-Buchhandlung Marburg, 1979, S. 436) Was Tenney also sagt, ist Folgendes: Man erkennt die Schriften, die zum Kanon des Neuen Testaments gehören, daran, dass sie von Gottes Geist eingegeben sind.
Für manche Menschen ist diese Antwort noch nicht befriedigend. Deshalb werden wir auch sehen, dass es ganz klare, eindeutige Merkmale gab, an denen entschieden wurde, dass sie zum Kanon gehören sollen. Es ist eben gerade nicht so, dass die Kirche den Kanon geschaffen hat – wie es etwa viele katholische Theologen zu behaupten wagen – sondern im Gegensatz: Der Kanon hat die Kirche geschaffen. Doch welche Kriterien waren es nun, die eine Schrift als „kanonisch“ bezeugten?
1.) Apostolizität
Das wohl wichtigste Kriterium war die Apostolizität. Das bedeutete: Der Autor der Schrift war entweder selbst ein Apostel (einer der direkten Jünger Jesu) oder war diesen sehr gut bekannt, weshalb er sich auf die Apostel berufen konnte. Schauen wir das mal praktisch an: Matthäus, der Autor des nach ihm benannten Evangeliums, Johannes, Autor des vierten Evangeliums, dreier Briefe und der Offenbarung, sowie Petrus, Autor von zwei Briefen, waren direkte Jünger Jesu Christi. Paulus hatte eine persönliche Begegnung mit Jesus Christus vor Damaskus und blieb Zeit seines Lebens mit den anderen Aposteln im Kontakt. Paulus berichtet in Galater 2, 1 – 10 davon, dass er sich in Jerusalem mit den Aposteln traf, und von ihnen die Bestätigung erhielt, dass seine Botschaft korrekt ist. Der Evangelist Markus begleitete Petrus und schrieb sein Evangelium entsprechend dem, was er von Petrus gehört hatte. Lukas, der sein Evangelium und die Apostelgeschichte schrieb, begleitete Paulus und betrieb dazu eifrig historische Forschung, indem er viele Augenzeugen befragte und aufgrund dieser Schilderungen alles aufschrieb. Jakobus und Judas waren leibliche Halbgeschwister Jesu, sie waren die Kinder von Maria und Josef. Sie kamen nach der Auferstehung Jesu zum Glauben und waren seither wichtige Leiter in der Gemeinde von Jerusalem. Auch sie hatten Jesus in der Zeit seines Dienstes auf der Erde gut gekannt und waren deshalb apostolische Autorität. Das einzige Buch, dessen Verfasserschaft nicht absolut geklärt werden kann, ist der Hebräerbrief. Ob er nun von Paulus, von Apollos oder sonst einer den Aposteln nahestehenden Person geschrieben wurde, lässt sich nicht ganz sicher nachweisen. Dennoch wurde er schon sehr früh weit herum verbreitet gelesen und als kanonische Schrift anerkannt. 
 
2.) Gebrauch
Damit sind wir auch schon beim zweiten Kriterium. Wurden die Schriften von den ersten Gemeinden allgemein anerkannt? Wurden sie in den Gottesdiensten gelesen? Waren sie weit verbreitet? Wie dachten die frühen Kirchenväter darüber? So gab es etwa den sehr frühen 1. Clemensbrief. Das war ein Brief, den von Clemens von Rom an die Gemeinde in Korinth geschrieben wurde. Einzelne frühe Gemeinden haben ihn auch zum NT gezählt – allerdings recht wenige. Clemens gebraucht in diesem Brief im Jahr 95 n. Chr. Den Hebräerbrief, den 1. Korintherbrief, den Römerbrief und das Matthäusevangelium. Bis zum Jahr 170 n. Chr. waren alle Bücher des biblischen Kanons weit verbreitet und wurden sehr häufig gebraucht, um sich gegen die zunehmende Flut an gnostischen und falschen Evangelien, die dann entstanden, zur Wehr zu setzen. Es war also schon lange klar, was zur Bibel, zu Gottes Wort, dazugehört. In der Zeit entstanden die ersten Listen, die sich in den 27 heutigen Büchern des Neuen Testaments größtenteils einig waren. Was die frühe Gemeinde also gemacht hat, war nicht, dass sie den Kanon geschaffen hat, sondern sie hat ihn anerkannt. Sie hat festgestellt, was eh schon lange klar war, und hat das deshalb auch schriftlich festgehalten.
3.) Innere Geschlossenheit
Ein drittes wichtiges Argument, das zur Verwerfung vieler gnostischer Werke führte, war dies, dass man jedes Werk an dem prüfte, was bereits anerkannt war. Deshalb musste alles geprüft werden und die Frage war: Stimmt das mit dem überein, was wir bereits haben? Stimmt es mit der Lehre der Apostel überein? Dient es uns zur geistlichen Erbauung? Stimmt diese neue Lehre mit der bereits bekannten Lehre der Schrift überein?
Das sollte auch heute unsere tägliche Praxis sein. Lasst uns lernen von den frühen Geschwistern von Beröa:
Die Brüder aber schickten sogleich während der Nacht Paulus und Silas nach Beröa, wo sie sich nach ihrer Ankunft in die Synagoge der Juden begaben. Diese aber waren edler gesinnt als die in Thessalonich und nahmen das Wort mit aller Bereitwilligkeit auf; und sie forschten täglich in der Schrift, ob es sich so verhalte. Es wurden deshalb viele von ihnen gläubig, auch nicht wenige der angesehenen griechischen Frauen und Männer.(Apostelgeschichte 17, 10 – 12)