Der thematische Ansatz einer Biblischen Theologie

Hier stelle ich den kanonischen und den historischen Ansatz vor.

Ein weiterer möglicher Ansatz für die Darstellungsweise einer Biblischen Theologie ist das thematische oder dogmatische Konzept. Hierbei ist es ein Thema oder mehrere Themen, anhand derer die ganze Theologie aufgebaut wird. Im Zentrum steht dann dabei die Frage, wie sich die Theologie der einzelnen dieser Themen im Laufe der Zeit entwickelt hat. Dazu muss zunächst ein „roter Faden“ gefunden werden, womöglich auch mehrere solcher „roter Fäden“ in der Theologie der Bibel. Dabei wird auch die Frage nach dem Zusammenhang der beiden Testamente aufgeworfen werden müssen. Die Antwort auf diese Frage wird von gewaltigem Ausmaß sein auf das Ganze der Theologie.

Ein Thema oder viele Themen?

Wenn man nicht von der historischen Achse ausgehend arbeiten will, so eignet sich auch die dogmatische Achse dazu. In dieser fragt man nach der Entwicklung der einzelnen Gedanken der Theologie, nach ihren Gedankengängen und ihrem Entstehen und der Entwicklung im Laufe der Geschichte. Es werden die einzelnen Stellen, die von den selben Aspekten sprechen, einzeln in ihrem Kontext untersucht und dann verglichen und in ihren internen Zusammenhang gestellt. Oder, um es mit Steinberg zu sagen:

Entlang der systematischen Dimension zu arbeiten, bedeutet, ein theologisches Thema zu wählen und dann alle Textabschnitte zusammenzustellen und zu diskutieren, die etwas zum Thema beitragen. Beispiel: „Was sagt das Alte Testament über Engel?““1

In einer gesamtbiblischen Darstellung muss natürlich die Einheit und Vielfalt des gesamten Zeugnisses der Heiligen Schrift berücksichtigt werden. Deshalb ist auch hier die Bestimmung der zwei Testamente zueinander wesentlich.

Wer entlang der dogmatischen Achse arbeiten will, muss sich zuerst im Klaren sein, dass auch dies immer historische Arbeit beinhaltet. Die Bibel ist nach wie vor in Raum und Zeit entstanden, deshalb kann die Zeit nicht ausgeblendet werden.

Eine wichtige Fragestellung darf hier nicht vergessen werden: Sieht man, wenn man auf der dogmatischen Achse arbeitet, einen roten Faden oder will man anhand einzelner Themenkomplexe arbeiten? Wenn man sich für Zweiteres entscheidet, müssen sodann auch noch diese Themenkomplexe gefunden und begründet werden. Horst Seebass hält das Erstere für gescheitert: „Gescheitert sind, so meine ich, Versuche, eine Gemeinsamkeit zwischen Altem und Neuem Testament durch ein gemeinsames Thema wie „Gottesherrschaft“ (G. Fohrer), „Bund“ (W. Eichrodt) o. ä. zu erzielen.“2

Wichtige Vertreter des Ansatzes

Gerhard Hasel macht in seinem Buch Old Testament Theology: Basic Issues in the Current Debate eine gute Auflistung der Vertreter. Hier in komprimierter Form wiedergegeben: „Mit der Herausgabe von Eichrodts Theologie kam diese Frage in ein neues Blickfeld. Für ihn ist das „zentrale Konzept“ […] der „Bund“.“3

Das Problem, welches sich dadurch ergibt, hat Georg Fohrer richtig erkannt, indem er feststellt, dass es für die Zeit nach dem Davidsbund keine neue Bundschließung mehr gab in der Zeit des Alten Testaments. Er schlägt deshalb einen anderen Weg vor: „Georg Fohrer beantwortet die Frage des AT mit einem „dualen Konzept“, nämlich die Herrschaft Gottes und die Gemeinschaft zwischen Gott und dem Menschen.“4

Auf diese Weise lassen sich natürlich alle Dinge von zwei Seiten betrachten: Von der Seite des herrschenden Gottes und von der Seite des mit Gott in Gemeinschaft stehenden Menschen. Weitere wichtige Vertreter sind noch E. Sellin, der die „Heiligkeit Gottes“ als zentrales Element betrachtet, Horst Seebass, welcher viel Wert auf das Königsein Gottes legt, Rudolf Smend, welcher die bereits von Wellhausen herausgearbeitete Formel „Jahwe, der Gott Israels und Israel, das Volk Gottes“ als zentrales Element bestimmt und Peter Stuhlmacher, welcher die Lehre von der Versöhnung als Zentrum definiert.

Vorteile des thematischen Ansatzes

Da die Bibel in ihrer Gesamtheit eine Vielzahl von Themen abdeckt, könnte man zumindest in der Theorie davon ausgehen, dass sie in erster Linie ihre Vielfalt von Zeugnissen zur Geltung bringen möchte und nicht zuerst ihre Einheit. Ferdinand Hahn schreibt zu dieser Fragestellung in Bezug auf das Neue Testament:

Die Einheit des Neuen Testaments darf keinesfalls einfach vorausgesetzt werden; sie muss kritisch erarbeitet werden aufgrund der Analyse der verschiedenen Traditionen. Sie muss von der Vielfalt und den bisweilen durchaus vorhandenen Widersprüchen ausgehen. Das ist aber nur dort möglich, wo anhand aller behandelten Themen die Einheitsfrage gestellt und beantwortet wird.“5

So könnte man denken, dass der thematische Ansatz durchaus ideal sei für eine Einteilung der Biblischen Theologie.

Nachteile des thematischen Ansatzes

Thomas Söding schreibt zu Stuhlmachers Unternehmung, eine Mitte der Schrift zu finden:

Er verfolgt […] das Konzept, nicht einen Kanon im Kanon zu definieren; vielmehr will er in einer weiterführenden Aneignung der Schrift-Theologie Martin Luthers eine „Mitte“ der Schrift lokalisieren, auf die hin und von der her alle biblischen Texte auszulegen und in ihrem spezifischen Gewicht zu bestimmen seien. […] Gleichwohl ist vom Ansatz einer „Mitte“ der Schrift das hermeneutische Problem schwer zu lösen. Denn zum einen bleibt die Frage offen, nach welchen Kriterien das Werturteil über die Versöhnungslehre im all-gemeinen, die paulinische Rechtfertigungslehre im besonderen gefällt wird und wie weit sie als Gradmesser für die Beurteilung der matthäischen, johanneischen, markinischen, lukanischen Theologie mit ihren je doch eigenen Ansätzen taugt. Vor allem aber wird bei einem hermeneutischen Projekt, das nach der „Mitte der Schrift“ sucht (unabhängig davon, wo man sie zu finden glaubt), zu wenig das Prae der Offenbarung vor dem Zeugnis beziehungsweise der Geschichte vor deren Erzählung und Reflexion beachtet. Dieses Prae ist aber für die Theologie des Kanons schlechthin konstitutiv.“6 Für Peter Stuhlmacher ist die Lehre von der Versöhnung der rote Faden der gesamten Bibel. Ich meine, dass diesem Ansatz von Stuhlmacher grundsätzlich zuzustimmen ist, wobei Söding natürlich recht hat, dass damit zunächst überhaupt einmal die gesamtbiblische Idee der Versöhnung definiert und klar abgegrenzt werden muss.

Fazit

Wie bereits beim geschichtlichen Konzept gesehen, gibt es auch hier Vor- und Nachteile. Beide müssen gut abgewogen werden. Vorstellbar wird aber auch eine Zusammenschau mehrerer Ansätze, zum Beispiel des historischen (heilsgeschichtlichen) und des thematischen. Beide umklammern sich in gewisser Weise: Wer thematisch arbeitet, wird das jeweilige Thema im Laufe der Geschichte herausarbeiten müssen, und wer historisch arbeitet, wird immer wieder auf Themen stoßen, welche im Laufe der Geschichte auftreten.

1 Steinberg, Julius, Dimensionen alttestamentlicher Theologie, S. 21

2 Seebass, Horst, Über die innere Einheit von Altem und Neuem Testament, in: Dohmen, Christoph, Söding, Thomas, Eine Bibel – zwei Testamente, S. 132

3 Hasel, Gerhard, Old Testament Theology, S. 139, Übersetzung: JE

4 Ebd. S. 142

5 Hahn, Ferdinand, Theologie des Neuen Testaments, S. 26

6 Söding, Thomas, Entwürfe Biblischer Theologie, in: Hübner, Hans, Jaspert, Bernd, Biblische Theologie, S. 64f

Das Evangelium – Gottes Plan für dein Leben

Wir wissen aber, daß denen, die Gott lieben, alles zum Besten mitwirkt, denen, die nach dem Vorsatz berufen sind. Denn welche er zuvor ersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, dem Ebenbilde seines Sohnes gleichgestaltet zu werden, damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern. Welche er aber vorherbestimmt hat, die hat er auch berufen, welche er aber berufen hat, die hat er auch gerechtfertigt, welche er aber gerechtfertigt hat, die hat er auch verherrlicht. (Römer 8, 28 – 30)

Wie bereits beim ersten Beitrag dieser Serie erwähnt, ist das Evangelium nicht eine Sache nur für den Anfang eines Glaubenslebens, sondern vielmehr durch und während dem gesamten Leben das eigentliche Zentrum des Glaubens. Das Evangelium beinhaltet unser ganzes Leben. Es will nicht nur zu einem Teil unseres Lebens werden, sondern zu unserem ganzen Leben. Wir können nicht wir selbst bleiben und dazu noch zusätzlich das Evangelium auch noch als Zusatz daneben haben, um uns von allem die Rosinen herauszupicken. Gott nimmt uns an wie wir sind, aber wir müssen und sollen nicht so bleiben. Gottes Plan war, ist und bleibt derselbe: Menschen nach Seinem Ebenbild zu schaffen. Da dieses Ebenbild jedoch durch den Sündenfall und durch unsere täglichen Sünden zerstört ist, muss es wiederhergestellt werden. Dies ist das Evangelium. Es ist nicht nur auf die Errettung beschränkt, sondern bestimmt unser ganzes Leben. Deshalb hat Gott uns auch geschaffen, damit wir die Kraft des Evangeliums, die uns überhaupt erst fähig macht, Gottes Willen zu erkennen und nach diesem Willen Tag für Tag verändert zu werden, in unserem Leben sichtbar machen.

Wir alle erkennen in unserem Leben immer wieder Bereiche, in denen wir lieber selbst bestimmen als die Bestimmung darüber abzugeben. Da benötigen wir die göttliche Kraft des Evangeliums, um dies zu tun. Anders geht es nicht. Und unser aller Ziel ist letztlich dasselbe: Wir sind dazu vorherbestimmt, dem Ebenbilde des Sohnes Gottes, Jesus Christus, gleichgestaltet zu werden. Das ist so wie beim Bildhauer: Dieser kann einen Stein nur in das verändern, was „vorher schon drin“ ist. Wenn wir an den Herrn Jesus gläubig geworden sind, ist Er in uns drin und von diesem Moment an dient alles in unserem Leben dazu, mit Hammer und Meißel alles an uns „wegzuschlagen“, was nicht so aussieht wie der Charakter des Herrn Jesus. Das ist oft schmerzhaft, aber es dient zum Besten. Denn: Was gibt es Besseres, als so zu werden, wie unser Herr?

Er hat uns berufen mit dem wirksamen Ruf durch den Heiligen Geist. Dieser hat uns die Augen des Herzens geöffnet und uns von der Sünde überführt. Er hat uns aber auch das Erlösungswerk Jesu gezeigt und uns geholfen zu erkennen, dass dieses für uns ganz persönlich geschehen ist. Dadurch sind wir gerechtfertigt. Und genau so wie wir gerechtfertigt sind, sind wir auch verherrlicht. Die Herrlichkeit Gottes zeigt sich ganz besonders stark in der Auferweckung Jesu. So dürfen wir die Gewissheit haben, dass unsere Auferstehung schon eine total sichere Sache ist. Wir sind verherrlicht aber noch nicht sichtbar. Die sichtbare Verherrlichung steht noch aus bei der Auferstehung aus den Toten. Aber die Gewissheit ist uns trotzdem schon voll und ganz gegeben, dass nämlich unser ewiges Leben schon begonnen hat. Dieses ewige Leben, das wir hier haben, wird nicht mehr von der Angst vor der Verurteilung geprägt, denn wir sind dem Gesetz gestorben. Zugleich aber werden wir vom Geist und durch alle äußeren Umstände, die uns passieren, in das Ebenbild Jesu Christi verwandelt. Je mehr wir uns mit dem Herrn Jesus befassen, mit Seinem Charakter, mit Seiner Art zu handeln, mit Seiner Liebe und Hingabe, die sich selbst für uns hingab, desto leichter wird es uns fallen, dieser Verwandlung – so schmerzhaft sie oft ist – zuzustimmen und auch in schweren Zeiten Gott dankbar zu sein.

Heutige Aufgabe: Was magst du besonders am Herrn Jesus? Was macht Ihn für dich attraktiv? Freue mich auf alle Meldungen!

Ein wahrlich weises Wort

Angesichts all der modernen Bibelkritik, die von allen Seiten auf die Bibel und auf uns “Fundamentalisten” einstürmt, kann es nur gut tun, sich immer mal wieder bewusst zu werden, dass wir nicht die ersten sind, welche mit dieser Schwierigkeit zu kämpfen haben. Manchmal kommt es uns so vor, als ob dies erst durch die moderne liberale Theologie und die Wissenschaftsgläubigkeit so gekommen sei. Doch bereits vor rund 450 Jahren hatte Johannes Calvin, der Genfer Reformator, mit genau den selben Problemen Ungläubiger zu kämpfen. Man lese selbst (Institutio 1, Kapitel 7, die Abschnitte 1 und 2):

Bevor wir weitergehen, muss zunächst noch einiges über die Autorität der Heiligen Schrift eingefügt werden. Diese Feststellungen sollen der Ehrfurcht vor der Schrift dienen und auch jeden Zweifel beseitigen. Ist es einmal anerkannt, dass es sich um Gottes eigenes Wort handelt, so wird keiner so vermessen sein, ja geradezu des Menschenverstandes und gar alles menschlichen Sinnes beraubt sein, dass er dem, der da redet, den Glauben weigern möchte. Nun ergehen aber nicht alle Tage Offenbarungsworte vom Himmel und es hat Gott gefallen, allein in der Schrift seine Wahrheit zu stetem Gedächtnis zu erhalten. Deshalb kann die Bibel nur dann den Gläubigen gegenüber die volle Autorität erlangen, wenn sie gewiss wissen, dass sie vom Himmel herab zu ihnen kommt, als ob Gottes eigene Stimme hier lebendig vernommen würde. Die Sache ist wahrlich wert, ausführlicher behandelt und genauer erwogen zu werden. Trotzdem müssen die Leser entschuldigen, wenn ich mehr auf den Umfang der Behandlung achte, den die Aufgabe des vorliegenden Werks erträgt, als auf den, der durch die Bedeutung der Sache erforderlich wäre.

Indessen hat sich bei vielen der verderbliche Irrtum eingeschlichen, die Schrift habe nur so viel Gewicht, als ihr das Gutdünken der Kirche zugestehe. Als ob Gottes ewige und unverletzliche Wahrheit auf menschliche Meinung gegründet wäre! Man spottet dabei des Heiligen Geistes und fragt: „Wer verbürgt uns, dass diese Schriften von Gott stammen? Und wer versichert uns, dass sie heil und unversehrt bis in unsere Zeit übergekommen sind? Wer soll uns überzeugen, dass das eine Buch in Ehrfurcht anzunehmen, das andere auszuschließen sei? Wer – wenn nicht die Kirche für alle diese Dinge eine klare Regel vorschriebe?“ – „Also“, so sagt man weiter, „hängt es von der kirchlichen Bestimmung ab, welche Verehrung der Schrift zukommt und welche Bücher ihr überhaupt zuzurechnen sind!“ So machen sich diese Menschen, die Gott die Ehre rauben, bei ihrem Versuch, unter dem Vorwand der Kirche, zügellose Tyrannei einzuführen, gar keine Sorge darüber, in was für Widersinnigkeit sie sich und andere verwickeln – wenn sie nur einfältigen Leuten die Meinung aufdringen, die Kirche hätte Vollmacht zu allem. […]

Aber solche Spitzfindigkeiten widerlegt ein einziges Wort des Apostels. Er bezeugt, dass die Kirche erbaut ist auf dem Fundament der Propheten und Apostel (Eph. 2,20). Wenn nun die Lehre der Propheten und Apostel das Fundament der Kirche ist, so muss sie schon eher Autorität haben, als die Kirche überhaupt da ist.

Nichtig ist auch der törichte Einwand, es sei, obwohl die Kirche ihren Ausgang von dieser Lehre genommen habe, doch immer noch ungewiss, welche Schriften denn nun den Propheten und Aposteln zuzuschreiben wären, wenn nicht hier das Urteil der Kirche eintrete. Denn wenn die christliche Kirche im Anfang auf die Schriften der Propheten und die Botschaft der Apostel gegründet wurde, so ging die Anerkennung dieser Lehre, ohne welche die Kirche nie entstanden wäre, doch sicherlich dem Dasein der Kirche voraus. Deshalb ist es leere Menschensatzung, wenn man sagt, die Vollmacht zur Beurteilung der Schrift liege bei der Kirche, so dass von ihrer Zustimmung die Gewissheit der Schrift abhinge. Denn wenn es zu solcher Anerkennung kommt, so bedeutet das nicht, dass die Kirche die Schrift, als wäre sie zuvor zweifelhaft und strittig, erst glaubwürdig mache. Es geschieht doch im Gegenteil, weil die Kirche hier die Wahrheit ihres Gottes erkennt und ihr deshalb, wie es Pflicht der Frömmigkeit ist, unbedenklich Verehrung entgegenbringt.

Wenn man daher fragt: „Woher sollen wir denn überhaupt die Überzeugung haben, die Schrift komme von Gott her zu uns, wenn wir nicht zum Urteil der Kirche unsere Zuflucht nehmen?“, so ist das genau so, als wenn jemand fragte: „Woher sollen wir denn Licht und Finsternis, Weiß und Schwarz, Süß und Bitter unterscheiden lernen?“ Denn die Wahrheit der Schrift erweist sich ganz von selbst und ist darum nicht weniger deutlich als die Farbe an einem weißen oder schwarzen, der Geschmack an einem süßen oder bittern Ding!“

(Johannes Calvin, Institutio deutsch, übersetzt von Otto Weber, Buchhandlung des Erziehungsvereins Neukirchen, Kreis Moers, 1936, Seiten 42 – 44)

Die Gottesebenbildlichkeit des Menschen

1. Einleitung

Die ganze Debatte von der Menschenwürde kann nur von einem Gesichtspunkt her ein festes Fundament und eine echte Begründung bekommen: Von der Tatsache, dass jeder Mensch im Bilde Gottes geschaffen ist. Von diesem Wissen muss jede Diskussion ausgehen.


2. Worin die Gottesebenbildlichkeit besteht

a. Die Ähnlichkeit bezüglich der Trinität

Da Gott der Dreieine ist, hat Er die Menschen ebenfalls als eine Dreiheit in der Einheit geschaffen: Nicht eine Dreiheit an Personen, sondern eine Dreiheit an Teilen innerhalb der einen Person des Menschen: Geist, Seele und Leib (1. Thess. 5, 23). Der Geist des Menschen ist hierbei niemals der menschliche Verstand, und genauso wenig dem göttlichen Geist entsprechend, sondern der Teil des Menschen, welcher nach der Neugeburt fähig ist, mit Gott in Verbindung zu treten, und mit dem zusammen zu arbeiten:

Gottes Geist bezeugt (zusammen) mit unserem Geist, dass wir Gottes Kinder sind“ (Röm. 8, 16). Der Verstand ist mit dem Willen und den Gefühlen zusammen Teil der Seele. Der Leib ist der körperliche, materielle Teil des Menschen. Keiner dieser drei „Teile“ darf bevorzugt oder vernachläßigt werden. Leider gibt es auch heute noch viele neuplatonische Strömungen, die den menschlichen Leib nur als Gefängnis der Seele und des Geistes sehen und damit verdammen. Jede Bemerkung in der Richtung, dass seelische Heilung wichtiger sei als körperliche Heilung, geht genau in diese Richtung!


b. Die Fähigkeit zur Kommunikation (im urspr. Sinne) mit Gott und Menschen

Gerade für die Ausführung des göttlichen Auftrags, sich zu vermehren und die Schöpfung untertan zu machen, ist die Fähigkeit zur Kommunikation unverzichtbar. (Wikipedia: „Kommunikation stammt aus dem Lateinischen communicare und bedeutet teilen, mitteilen, teilnehmen lassen“) Erst durch die Zusammenarbeit von Menschen, in der ersten Schöpfung war dies diejenige des Menschen und seiner Gehilfin, war dieser Auftrag auszuführen überhaupt erst möglich geworden. Zugleich ist auch die Kommunikation mit dem Erschaffer von Himmel und Erde Selbst eine äußerst wichtige Komponente menschlichen Daseins. Nur so konnte die erste Menschheit vor dem Sündenfall und dessen Folgen gewarnt werden. Aber auch die innige liebevolle Beziehung zu Seinem Schöpfer kann der Mensch nur durch die Anwendung dieser von Gott geschaffenen Kommunikation leben.


c. Die moralische Fähigkeit (Verantwortlichkeit)

Vom ersten Moment nach der Schöpfung an zog Gott den Menschen zur Verantwortung für sein Verhalten. Der Mensch bekam klare Richtlinien, an welche er sich zu halten hatte und strukturierte Aufgaben:

-Sich zu vermehren und auszubreiten

-Sich die Erde untertan zu machen

-Das Land zu bebauen

-Den Tieren Namen zu geben (dies ist eigentlich ein Teil des untertan Machens)

-Nicht von dem Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen essen

Da Gott dem Menschen zugleich auch die Folgen falschen Verhaltens nannte, war er letztlich vom ersten Moment an auch moralisch eigenverantwortlich für sich und seine Gehilfin. Hieraus leitet sich auch die Tatsache ab, dass jeder Mensch für sein Tun selbst verantwortlich ist und bereit sein soll, die Konsequenzen dafür vollumfänglich zu tragen.


d. Die intellektuelle Fähigkeit (Denkvermögen)

Die Anwendung der Sprache für die Kommunikation ist ein wichtiger Ausdruck dieser intellektuellen Fähigkeit des Menschen. Man kann in den ersten Worten des Menschen, als er seine Gehilfin sah und solch ein wunderschönes Gedicht auf seine Gehilfin dichtete, sehen, dass dieser Intellekt kein Produkt langjähriger Evolution ist, sondern als Ausdruck des allweisen Gottes eine Wesensart des Menschen.


e. Die kreative Fähigkeit

Zusammen mit dem Intellekt hat Gott den Menschen auch mit einer wahrhaft bewundernswerten Kreativität beschenkt. Kreativität beinhaltet die Möglichkeit, neue Dinge zu ersinnen und zu schaffen. Auch hier ist die menschliche Kreativität nicht mit derjenigen Gottes gleichzusetzen, sondern ist ein sehr gutes Abbild der göttlichen Kreativität: Der Mensch ist nicht imstande, aus dem Nichts etwas Seiendes zu kreieren (bara), aber doch aus Bestehendem etwas ganz Neues (asah).


f. Die emotionale Fähigkeit

Auch diese Fähigkeit kommt zum Ausdruck in dem Ausruf des Entzückens: „Das ist nun einmal Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch! Die soll Männin heißen; denn sie ist dem Mann entnommen!“

Die Möglichkeit, sich der Emotionalität zu erfreuen, hat der Mensch auf seine ganz besondere Art bekommen. Obwohl es heute im Zeitalter der Psychomanipulation möglich ist, durch gewisse Hormone „Gefühlsschübe“ herzustellen, entspricht dies niemals dem göttlichen Wunsch nach echtem emotionalem Austausch, den Er in Sich Selbst hat (das ist der Austausch zwischen Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiligem Geist), und den Er dem Menschen in sein Inneres gelegt hat.


g. Die Ganzheitlichkeit dieser Fähigkeiten

Das „Lasst uns…“ in 1. Mose 1, 26 lässt etwas von dieser vollkommenen Harmonie Gottes erahnen, die Jesus auch in Joh 17, 20 – 23 beschreibt. Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist sind drei Personen des einen Gottes, und doch in Sich Selbst völlig eins, in perfekter Harmonie.

Vor dem Sündenfall war die Ganzheit des menschlichen Abbildes Gottes in dieser Harmonie. Alle Fähigkeiten des Menschen waren in ihrer Vollkommenheit ausgebildet und sollten dem Menschen helfen, seine Aufgaben zu bewältigen.

Diese Ganzheitlichkeit ist auch heute noch sichtbar in den Überresten einer durch den Sündenfall pervertierten Welt in der Ganzheitlichkeit:

-der Schöpfung

-der wiederhergestellten Beziehung Gottes mit dem Menschen

-der allumfassenden Liebe Gottes zu Seiner Schöpfung

-den allumfassenden Zielen, die Gott mit Seiner Schöpfung, insbesondere auch deren Krone, hat.



3. Konklusion

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass der Mensch, wie Gott ihn geschaffen hat, die göttlichen Fähigkeiten der Kommunikation, der Verantwortlichkeit, der Intellektualität, der Kreativität und der Emotionalität in ihrer Ganzheitlichkeit besitzt. Diese Fähigkeiten dienen dazu, Gott und dem Mitmenschen innerhalb seiner Aufgaben und des sozialen Gefüges in Liebe dienen zu können. Aufgrund all dieser Fähigkeiten, für die der Mensch geschaffen ist, hat jeder Mensch vom Moment seiner Zeugung an Würde, die durch nichts wegdiskutiert oder zerstört werden kann. Es ist Aufgabe des Staates, der Gemeinde und jedes einzelnen Menschen, diese Würde zu respektieren und zu schützen.

Gottes Allwissenheit

Liebe Leserinnen und Leser,

es ist schon seit langem kein Geheimnis mehr, wie sehr heidnisch-philosophisches Denken in unser Denken von Gott eingedrungen ist. Es herrscht in unserer Zeit eine große Verwirrung darüber, wie Gott ist und wie nicht und wie wir das verstehen können. Mir ist es sehr wichtig, dass wir als Christen an dem festhalten, was Gott uns in Seiner Gnade in der Bibel gegeben hat. Es herrscht seit einiger Zeit in unseren Kreisen, die wir uns als bibeltreu oder evangelikal nennen, die Unsicherheit, ob Gott wirklich allwissend sein kann, da doch der Mensch keine Marionette Gottes ist, sondern sein Leben nach den Möglichkeiten eines freien Willens gestalten kann. Ich werde versuchen, die Antworten auf dieses Problem möglichst kurz zu fassen. Wer diesen Artikel gut findet, darf ihn sehr gerne unter Angabe des Autors weiter verbreiten. Zunächst will ich begründen, warum Gott allwissend ist, danach wenden wir uns in aller Kürze dem freien Willen zu und zum Schluss möchte ich die Folgen aufzeigen, die automatisch folgen müssen, wenn wir die Lehre von der Allwissenheit Gottes auch nur am Rande aufzulösen beginnen.

Gottes Allwissenheit

Es gibt in der Hauptsache vier Arten, auf welche die Bibel Gottes Allwissenheit bezeugt:

  1. Gott ist Schöpfer und Erhalter von Raum und Zeit. Da Er die Schöpfung außerhalb von Sich Selbst geschaffen hat (also sie ist weder aus Ihm „herausgekommen“ noch ein Teil von Ihm), steht Er außerhalb von Raum und Zeit. An diesem Ort gibt es keine Abfolge der Dinge, sondern alle Dinge, Handlungen, Ereignisse stehen in vollkommener Weise zu jeder Zeit vollkommen klar und ausgebreitet vor Ihm.

  2. Gott hat alles nach einem Plan geschaffen. Nach diesem Plan ist nicht nur unser Heil (unsere Erlösung) vorherbestimmt, sondern auch unsere Taten (Eph. 2, 10).

  3. Die Bibel bezeugt Gottes Allwissenheit (Psalm 147,5; Hiob 38, 2-7; Daniel 2,22; Matth. 6,32 im Kontext u.v.a.m.).

  4. Die Tatsache, dass es biblische Prophetie gibt, beweist dies zusätzlich. So kann zum Beispiel Jesaja, der um mehrere Jahrhunderte früher gelebt hatte, den Namen des Königs Kyrus voraussagen (Jes. 45,1) und viele Details aus dem Leben Jesu und sogar aus der heutigen Zeit (zum Beispiel die neue Staatsgründung Israels und Rückführung der Juden) konnten so exakt vorausgesagt werden. Dies ist nur möglich durch die absolute Allwissenheit Gottes.

Der unfreie freie Wille des Menschen

Hier haben wir es nun mit einem Problem der modernen Philosophie zu tun. Es ist nun mal so, dass Gott den Menschen tatsächlich mit der Möglichkeit eines freien Willens ausgestattet hat. Zumindest war dies vor dem Sündenfall einmal so. Der Mensch konnte sich jederzeit frei entscheiden, Gott gehorsam zu bleiben oder nicht. Seit dem Sündenfall jedoch gibt es keine Menschen mehr mit einem solch perfekten freien Willen. Jeder Mensch wird von Kind auf von unperfekten, sündigen Menschen erzogen. Dies führt dazu, dass ein Kind schon von seinen allerersten Vorbildern das Sündigen lernt. Ein Mensch, der dies erst einmal gelernt hat, kann nicht mehr als frei bezeichnet werden, denn seine Gewohnheiten lenken sein Tun. Seine Gewohnheit, zu Sündigen, härtet von den ersten Tagen seines Lebens das Gewissen ab und verdunkelt seinen Blick für die göttliche Wahrheit bis tief in die geistliche Blindheit hinein. So kann ein Mensch aus sich selbst niemals wirklich das Richtige, das Göttliche erkennen und tun. Der Mensch hat somit klar seine Möglichkeiten, sich zu entscheiden, tut aus sündiger Gewohnheit heraus aber nie das, was er tun sollte, nämlich den Herrn Jesus als Herrn seines Lebens anzunehmen. Hierfür ist eine göttliche Herztransplantation nötig (Hes. 36,26), sowie die Verabreichung einer göttlichen Augensalbe (Offb. 3,18).

Folgen des falschen Gottesverständnisses

Wenn wir die Allwissenheit Gottes einschränken und den freien Willen des Menschen dafür erheben, so führt dies zu logischen Konsequenzen des Glaubens:

  1. Gott wird dadurch machtlos und überrascht gemacht. Er kann dann erst wissen, was wir wirklich brauchen, nachdem wir ihn darum gebeten haben. Außerdem gibt es dann immer wieder Situationen, in denen er von den komischen Entscheidungen der Menschen überrascht wird und kann wohl sein Leben damit verbringen, darauf zu reagieren und manche Dinge wieder zurechtzubügeln.

  2. Die Irrtumslosigkeit der Bibel wird in Frage gestellt und statt dessen durch philosophische Argumente ersetzt. So kommt die die Bibelkritik, welche unter liberalen Theologen längst verbreitet ist, auf Schleichwegen in unser evangelikales (und bibeltreues) Denken hinein. Das ist eine sehr große Gefahr. Wenn dieses Fundament erst einmal in Brüche gegangen ist, gibt es kein Halten mehr, denn die liberale Bibelkritik (besonders die sogenannte „Leben-Jesu-Forschung“, in der man versuchte, das Leben Jesu als Mensch nachzuvollziehen, indem man alles Übernatürliche aus den Evangelien ausschloss und so als Endresultat gar keinen Jesus mehr hatte, wie A. Schweitzer sehr schön aufzeigte) hat uns gezeigt, dass am Schluss ALLES in Frage gestellt wird, wenn man erst einmal an einem Ende begonnen hat, die Bibel in Frage zu stellen.

  3. Die Allmacht Gottes und der allumfassende Plan Gottes wird in Frage gestellt. Die menschliche, durch den Sündenfall stark beeinträchtigte Vernunft wird plötzlich zum Mittelpunkt, zum Maßstab für das, was Gott können darf und was nicht. Dadurch wird der Mensch auf sich selbst geworfen und als solcher Geworfener der absoluten Verzweiflung preisgegeben.

  4. Wenn die menschliche Entscheidung so stark ins Zentrum rückt, kommt es notwendigerweise zu einer Veränderung des biblischen Evangeliums zu einem unbiblischen, von dem Paulus treffend sagt, dass es keines sei. Statt weiterhin daran festzuhalten, dass Gottes Plan feststeht und Menschen durch den effektiven Ruf des Evangeliums zum Glauben kommen, besteht nun plötzlich die Möglichkeit, dass Gott wohl gar nicht gewusst haben könnte, ob irgend jemand überhaupt jemals auf diesen Ruf antworten würde. Welch eine verabscheuungswürdige Gotteslästerung!

  5. Es dürfte keine biblischen Prophetien geben, die eintreffen oder falls sie doch eintreffen, müssten sie rein zufällig sein. Das würde auch bedeuten, dass unsere Hoffnung auf die noch ausstehenden Verheißungen Gottes nur eine Illusion seien.

Wenn dies der Fall wäre, was bleibt uns dann noch? Ein Gott, der uns liebt, aber nichts für uns tun kann, weil er uns ja völlige Freiheit lassen will. Ein Gott, der beschränkter und kleiner ist als Menschen. Ein Gott, der bequem ist, weil man ihn erklären kann und weil er einem nicht dazwischenfunkt. Doch wenn dem so wäre, würde es uns mehr bringen, irgend etwas anderes zu unserem Götzen zu machen. Das Geld, die Ehre, den Job, die Familie, das Auto oder sonstwas. Das würde im angenommenen Fall erstens mehr Sinn machen und hätte zweitens deutlich mehr Vorteile.

Was ist Sünde?

In unserer Zeit ist es ganz unmodern, von Sünde zu sprechen. Im Kontext von Emerging Church ist dieser Begriff sogar mit einem Tabu belegt. Dennoch ist es, um die Bibel zu verstehen, äußerst wichtig, alles beim Namen zu nennen, was auch die Bibel beim Namen nennt.

In der Bibel kommen hauptsächlich das hebräische Wort chat’at und das griechische Wort hamartia vor. Es gibt noch andere Begriffe im Hebräischen, aber diese sind eher selten und bezeichnen das bewusste und klar gewollte Sündigen gegen Gott. Chat’at und hamartia bedeuten beide dasselbe, nämlich die Verfehlung eines gesetzten Zieles. Nun ist der Mensch immer zielgerichtet geschaffen, nämlich für das Ziel der Beziehung und Kommunikation mit Gott.

Wo diese Kommunikation unterbrochen wird, findet Zielverfehlung, sprich: Sünde, statt. Es geht bei der Sünde nicht so sehr um ein: „Du sollst“ / „du musst“ / „du darfst nicht“, sondern darum, dass die von Gott gewollte und geschaffene Kommunikation hinfällig wird. So ist auch falsche Kommunikation zwischen den Menschen (im Sinne von Missverständnissen, verbalem Terror oder schweigendem Zurückziehen) ein klares Zeichen von Gericht über den Menschen. Wenn nun die Kommunikation mit Gott abgebrochen ist, so entstehen Sünden. Diese lassen sich zunächst in verschiedene Gruppierungen einteilen:

-Ichbezogenheit. An dieser ersten Gattung der Sünde sieht man, wie sehr auch bei Kleinkindern bereits die Kommunikation mit Gott unterbrochen ist. Man spricht von Erbsünde, weil dies der Fall ist: Ohne den Glauben an den Herrn Jesus (wie der aussieht, ist eine andere Frage) kann niemand gerettet werden. Diese Ichbezogenheit sehen wir zunächst darin, dass sich im Leben eines Menschen alles nur um sich selbst dreht. Alles muss auf genau die bestimmte Art und Weise dieser Person gemacht werden, „sonst wird das nix“. Die Person sieht dabei sich selbst als das Maß aller Dinge. Oft ist alles schlecht, wenn es nicht mindestens eben so gut ist, wie wenn sie es gemacht hätte. Die Person drängt sich in allem vor, will zuerst bedient werden und wäre unter Umständen zu Betrug oder gar weit Schlimmerem fähig.

Dieser Ichbezogenheit begegnet der Herr Jesus frontal von vorne und dreht ihr Weltbild um: Ichbezogenheit muss durch Demut ersetzt werden. Demut bedeutet eigentlich Dienstmut und bezeichnet die innere Haltung eines Menschen, der bereit ist, sich selbst hinten anzustellen und dafür zuerst anderen zu dienen. Das beste Beispiel gab uns der Herr Jesus selbst: Zuerst wusch er seinen Jüngern die Füße (dieses war damals eine niedrige Sklavenarbeit), danach gab er sein ganzes eigenes Leben hin, um sie zu retten. Da sehen wir das beste Vorbild wahrer Demut.

-Selbstzerstörung. Viele Menschen wachsen heutzutage mit sehr starken seelischen Schwächen auf. Leider gibt es oft Eltern, die (zumeist unbewusst und ungewollt) ihren Kindern durch ihr Verhalten zeigen: Du bist mir gleichgültig. Oder: Dich habe ich nie gewollt. Diese und viele Festlegungen mehr kommen aus der Zeit, in der wir uns als kleine Kinder von den Eltern vernachläßigt fühlten. Es kann sein, dass die Eltern einfach sehr viel arbeiten müssen und dadurch wenig Zeit für die Kinder haben und noch weniger Möglichkeiten, um die Kinder in der Wohnung mithelfen zu lassen. Wir beginnen dann (auch unbewusst) danach zu suchen, wie wir unseren Eltern gefallen können. Irgendwann finden wir eine Art heraus, wie uns das möglich ist. Ab diesem Moment beginnt das große Theaterstück: Wir spielen diese Rolle, die am besten ankommt, die uns aber nicht entspricht. Das Leben geht weiter, unsere Rolle auch. Wir werden unzufrieden, weil wir wissen, dass unsere Rolle eine falsche ist und sehnen uns da hinaus. Aber die Gefallsucht und Gewohnheit sind so lange stärker, bis wir den biblischen Weg hinaus finden. Übrigens ist das die häufigste (ich möchte sogar behaupten, dass es ausnahmslos das Problem ist) Ursache für sogenannte AD(H)S-Kinder. Sie leiden unter dem Mangel an Liebe (die sich in investierter Zeit und Aufmerksamkeit zeigt) und entwickeln eine ziemlich unangenehme Methode, um diese zu erlangen.

Die Bibel sagt uns, dass Gott uns so gewollt und geschaffen hat, wie wir sind. Er nimmt uns so an, wie wir sind, mit all unseren Macken und Problemchen. Wenn wir nun eine solche Maske basteln, eine fremde Rolle übernehmen, so lehnen wir die Art ab, wie Gott uns geschaffen hat. Zugleich machen wir uns selbst kaputt mit diesen falschen Festlegungen. Damit zerstören wir Gottes gute Schöpfung. Wir dürfen lernen, dass uns nicht die Aufmerksamkeit der Eltern oder anderer Menschen, sondern die Liebe Gottes, mit der Er uns geschaffen und mit eigenem Blut und Leben gerettet hat, so wertvoll macht. In vielen Fällen ist es sehr empfehlenswert, dies in einer guten Seelsorge zu lernen. Da geht vieles schneller und besser.

-Unglaube. Damit ist nicht der fehlende Glaube gemeint, sondern der falsche Glaube. Unglaube besteht darin, dass man trotz dem richtigen Bekenntnis Gott nicht ernst nimmt. Der Glaube ist ein treues Vertrauen, das nicht aufgibt, auch wenn die Situation völlig gegenteilig aussieht. Der Glaube glaubt Gott auch, dass Er weiß, was richtig und was falsch ist und auch die Macht und Möglichkeit hat, alles nach Seinem perfekten Plan auszuführen. Unglaube herrscht also auch überall da, wo wir der Heiligen Schrift in Gedanken, Worten und Taten nicht vertrauensvoll folgen, sondern unsere eigene Sicht der Dinge darüber stellen. Dann nämlich sagt unser Verhalten Gott eindeutig, dass man Ihn und Sein Wort nicht brauche, sondern besser wisse, was gerade gut und richtig sei. Wer sich so über Gottes Wort stellt und gegen die guten (perfekten) Gebote Gottes verstößt, zeigt damit, dass er einem falschen Glauben erlegen ist.

Hier hilft nur Buße tun und die Bereitschaft, sich ganz unter Gottes Wort zu stellen. Deshalb sollte unser Gebet in der Situation auch sein: „Herr, ich glaube! Hilf meinem Unglauben!“ (Natürlich im Sinne von: Hilf mir, meinen Unglauben zu besiegen). Und dann packen wir es an und befolgen Gottes Wort. Der Herr wird uns darin gerne beistehen.

-Stolz. Dies ist eigentlich eine Art Selbstzufriedenheit. Wer etwas Gutes getan und es mit gutem Ergebnis geschafft hat, sollte dies in erster Linie als ein Geschenk von Gott betrachten. Jeder Erfolg ist nichts anderes als die erfolgreiche Ausführung der guten Werke, die Gott im Voraus für uns vorbereitet hat (Eph. 2, 10). Insofern ist Stolz auf sich selbst immer fehl am Platz. Dankbarkeit wäre das bessere Teil in diesem Falle. Für alles und in jeder Situation dürfen und sollen wir Gott danken. Dies ist der pure Gegensatz und deshalb auch die biblische Lösung des Problems Stolz.

-Mangel an Gottesliebe. Gott ist die Liebe, Er ist gütig und barmherzig. Ihn sollen wir lieben um Seiner selbst willen. Doch wie oft braucht es zuerst eine große sichtbare Tat Gottes in unserem Leben, damit wir uns überhaupt erst damit befassen, Gott zu lieben? Wir haben weiter oben gesehen, dass Liebe sich darin zeigt, wie sehr man sich mit jemandem befasst, Zeit verbringt, etc. Gottes Liebe zu uns zeigt sich weiter noch darin, dass Er für uns am Kreuz gestorben ist und damit unsere Schuld bezahlt hat. Diese absolute Selbsthingabe Gottes ist der größte Liebesbeweis. Uns Menschen wird dies wohl kaum jemals gelingen, Gott so sehr mit völliger Selbsthingabe zu lieben, so lange wir hier auf Erden leben. Deshalb haben wir auch jeden Tag Grund genug, um Buße zu tun über unsere Sünden. Jeder Moment, in dem wir nicht von ganzem Herzen für Gott leben, ist ein verschwendeter Moment.