Der unerschöpfliche Gott

Der unerschöpfliche Gott
Mit wem wollt ihr mich denn vergleichen, dem ich gleich sein soll? spricht der Heilige. Hebt eure Augen auf zur Höhe und seht: Wer hat diese erschaffen? Er, der ihr Heer abgezählt herausführt, er ruft sie alle mit Namen. So groß ist seine Macht und so stark ist er, daß nicht eines vermißt wird. Warum sprichst du denn, Jakob, und sagst du, Israel: Mein Weg ist verborgen vor dem Herrn, und mein Recht entgeht meinem Gott? Weißt du es denn nicht, hast du es denn nicht gehört? Der ewige Gott, der Herr, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt; sein Verstand ist unerschöpflich!(Jes. 40, 25 – 28)
Der Name, mit welchem hier von Gott gesprochen wird, ist „Der Heilige“. Dieser Name zeugt von der Unvergleichbarkeit und Einmaligkeit Gottes. Die göttliche Heiligkeit ist jenes Ganz-Anders-Sein Gottes, die Erhabenheit über alles, was Er geschaffen hat. Und dieser Erhabene und Heilige spricht hier zum Menschen und fragt ihn, womit dieser Gott vergleichen wolle. Dadurch, dass Gott als der Heilige spricht, wird auch klar, dass Er zu einer gefallenen, unheiligen Welt und Menschheit spricht. Mit wem wollen wir Ihn vergleichen können, Ihn, den Schöpfer der Himmel und der Erde? Von wem könnten wir sagen, er hätte irgend eine Ähnlichkeit mit Gott? Trotz dieser Verdorbenheit und dem Gefallensein dieser Welt hat Gott alles sehr gut geschaffen. So gut nämlich, dass Er jeden einzelnen Stern, Planeten, Mond und jede Galaxie ganz genau geplant hat und nach diesem Plan herstellte. So genau nämlich, dass nichts vermisst wird.
So spricht nun nämlich dieser heilige Gott zu uns Menschen, die wir in unserer gefallenen Natur gefangen sind, und fragt uns, was wir denn zu bieten hätten. Wen oder was gibt es, womit wir Ihn vergleichen könnten? Wer oder was hat solch eine Kraft, aus dem Nichts das All zu schaffen, seine Größe mit der Spanne abzumessen und dabei jedes Molekül darin an seinen richtigen Platz zu setzen? Wer würde sich erdreisten wollen, dies nachzubauen? Wer mag in seinem Übermut derart frech sein wollen, zu behaupten, Gott wäre gar nicht notwendig für diese Welt? Kinderei! Wer denkt, muss glauben. Wer nachsinnt und wirklich ehrlich mit sich ist, wird früher oder später nicht an Gott vorbeikommen können.
Auch wird niemand sein Tun, Denken, Fühlen, Wollen und Reden vor dem Herrn der Heerscharen verbergen können. Vor Ihm ist alles offenbar. So sagt uns der Psalmist: „Und nähme ich die Flügel der Morgenröte und ließe mich nieder am äußersten Ende des Meeres, so würde auch dort Deine Hand mich führen, und Deine Rechte mich halten.“ (Psalm 139, 9 – 10) Es gibt keine Möglichkeit, sich vor Gott zu verstecken. Das ganze Weltall ist in Seiner Hand, und Er sieht in jedem Augenblick alles, was in diesem Weltall vor sich geht.
Manchmal haben wir das Gefühl, dass Gott Sich gar nicht für uns interessiert. Wir denken dann, dass unsere Gebete bestimmt an der Zimmerdecke verhallen und ins Nirvana verschwinden. In dem Moment sagt uns der Prophet Jesaja: Hast du es denn nicht gehört? Weißt du es denn immer noch nicht? Bist du denn der Einzige, der noch nicht darüber Bescheid weiß? Und sogleich gibt er uns die Antwort: Der ewige Gott, der Allmächtige, der Schöpfer der Himmel und der Erde, Er wird niemals müde. Was immer wir tun, worum immer wir bitten, Er sieht uns. Er hört uns. Und Er handelt. Nicht immer ist Sein Handeln so, wie wir uns das vorstellen oder wie wir denken, es sei das Beste. Aber Er hört. Und Er rettet. Er ist Derselbe, gestern, heute und in Ewigkeit. Sein Verstand ist unerschöpflich. Er ist immer da und führt uns auf Seinem Weg. Manchmal befinden wir uns im dunklen Tal der Todesschatten, wo wir nicht genau sehen können, wohin der nächste Schritt führt. Manchmal sind wir auch blind durch falsche Vorstellungen, wie Gott uns zu helfen habe. Aber was immer kommt, so dürfen wir uns gewiss sein: Der Herr ist und bleibt Derselbe in alle Ewigkeit. Und Er sieht uns. Hört uns. Und hilft gerne!

Gottes Allwissenheit

Liebe Leserinnen und Leser,

es ist schon seit langem kein Geheimnis mehr, wie sehr heidnisch-philosophisches Denken in unser Denken von Gott eingedrungen ist. Es herrscht in unserer Zeit eine große Verwirrung darüber, wie Gott ist und wie nicht und wie wir das verstehen können. Mir ist es sehr wichtig, dass wir als Christen an dem festhalten, was Gott uns in Seiner Gnade in der Bibel gegeben hat. Es herrscht seit einiger Zeit in unseren Kreisen, die wir uns als bibeltreu oder evangelikal nennen, die Unsicherheit, ob Gott wirklich allwissend sein kann, da doch der Mensch keine Marionette Gottes ist, sondern sein Leben nach den Möglichkeiten eines freien Willens gestalten kann. Ich werde versuchen, die Antworten auf dieses Problem möglichst kurz zu fassen. Wer diesen Artikel gut findet, darf ihn sehr gerne unter Angabe des Autors weiter verbreiten. Zunächst will ich begründen, warum Gott allwissend ist, danach wenden wir uns in aller Kürze dem freien Willen zu und zum Schluss möchte ich die Folgen aufzeigen, die automatisch folgen müssen, wenn wir die Lehre von der Allwissenheit Gottes auch nur am Rande aufzulösen beginnen.

Gottes Allwissenheit

Es gibt in der Hauptsache vier Arten, auf welche die Bibel Gottes Allwissenheit bezeugt:

  1. Gott ist Schöpfer und Erhalter von Raum und Zeit. Da Er die Schöpfung außerhalb von Sich Selbst geschaffen hat (also sie ist weder aus Ihm „herausgekommen“ noch ein Teil von Ihm), steht Er außerhalb von Raum und Zeit. An diesem Ort gibt es keine Abfolge der Dinge, sondern alle Dinge, Handlungen, Ereignisse stehen in vollkommener Weise zu jeder Zeit vollkommen klar und ausgebreitet vor Ihm.

  2. Gott hat alles nach einem Plan geschaffen. Nach diesem Plan ist nicht nur unser Heil (unsere Erlösung) vorherbestimmt, sondern auch unsere Taten (Eph. 2, 10).

  3. Die Bibel bezeugt Gottes Allwissenheit (Psalm 147,5; Hiob 38, 2-7; Daniel 2,22; Matth. 6,32 im Kontext u.v.a.m.).

  4. Die Tatsache, dass es biblische Prophetie gibt, beweist dies zusätzlich. So kann zum Beispiel Jesaja, der um mehrere Jahrhunderte früher gelebt hatte, den Namen des Königs Kyrus voraussagen (Jes. 45,1) und viele Details aus dem Leben Jesu und sogar aus der heutigen Zeit (zum Beispiel die neue Staatsgründung Israels und Rückführung der Juden) konnten so exakt vorausgesagt werden. Dies ist nur möglich durch die absolute Allwissenheit Gottes.

Der unfreie freie Wille des Menschen

Hier haben wir es nun mit einem Problem der modernen Philosophie zu tun. Es ist nun mal so, dass Gott den Menschen tatsächlich mit der Möglichkeit eines freien Willens ausgestattet hat. Zumindest war dies vor dem Sündenfall einmal so. Der Mensch konnte sich jederzeit frei entscheiden, Gott gehorsam zu bleiben oder nicht. Seit dem Sündenfall jedoch gibt es keine Menschen mehr mit einem solch perfekten freien Willen. Jeder Mensch wird von Kind auf von unperfekten, sündigen Menschen erzogen. Dies führt dazu, dass ein Kind schon von seinen allerersten Vorbildern das Sündigen lernt. Ein Mensch, der dies erst einmal gelernt hat, kann nicht mehr als frei bezeichnet werden, denn seine Gewohnheiten lenken sein Tun. Seine Gewohnheit, zu Sündigen, härtet von den ersten Tagen seines Lebens das Gewissen ab und verdunkelt seinen Blick für die göttliche Wahrheit bis tief in die geistliche Blindheit hinein. So kann ein Mensch aus sich selbst niemals wirklich das Richtige, das Göttliche erkennen und tun. Der Mensch hat somit klar seine Möglichkeiten, sich zu entscheiden, tut aus sündiger Gewohnheit heraus aber nie das, was er tun sollte, nämlich den Herrn Jesus als Herrn seines Lebens anzunehmen. Hierfür ist eine göttliche Herztransplantation nötig (Hes. 36,26), sowie die Verabreichung einer göttlichen Augensalbe (Offb. 3,18).

Folgen des falschen Gottesverständnisses

Wenn wir die Allwissenheit Gottes einschränken und den freien Willen des Menschen dafür erheben, so führt dies zu logischen Konsequenzen des Glaubens:

  1. Gott wird dadurch machtlos und überrascht gemacht. Er kann dann erst wissen, was wir wirklich brauchen, nachdem wir ihn darum gebeten haben. Außerdem gibt es dann immer wieder Situationen, in denen er von den komischen Entscheidungen der Menschen überrascht wird und kann wohl sein Leben damit verbringen, darauf zu reagieren und manche Dinge wieder zurechtzubügeln.

  2. Die Irrtumslosigkeit der Bibel wird in Frage gestellt und statt dessen durch philosophische Argumente ersetzt. So kommt die die Bibelkritik, welche unter liberalen Theologen längst verbreitet ist, auf Schleichwegen in unser evangelikales (und bibeltreues) Denken hinein. Das ist eine sehr große Gefahr. Wenn dieses Fundament erst einmal in Brüche gegangen ist, gibt es kein Halten mehr, denn die liberale Bibelkritik (besonders die sogenannte „Leben-Jesu-Forschung“, in der man versuchte, das Leben Jesu als Mensch nachzuvollziehen, indem man alles Übernatürliche aus den Evangelien ausschloss und so als Endresultat gar keinen Jesus mehr hatte, wie A. Schweitzer sehr schön aufzeigte) hat uns gezeigt, dass am Schluss ALLES in Frage gestellt wird, wenn man erst einmal an einem Ende begonnen hat, die Bibel in Frage zu stellen.

  3. Die Allmacht Gottes und der allumfassende Plan Gottes wird in Frage gestellt. Die menschliche, durch den Sündenfall stark beeinträchtigte Vernunft wird plötzlich zum Mittelpunkt, zum Maßstab für das, was Gott können darf und was nicht. Dadurch wird der Mensch auf sich selbst geworfen und als solcher Geworfener der absoluten Verzweiflung preisgegeben.

  4. Wenn die menschliche Entscheidung so stark ins Zentrum rückt, kommt es notwendigerweise zu einer Veränderung des biblischen Evangeliums zu einem unbiblischen, von dem Paulus treffend sagt, dass es keines sei. Statt weiterhin daran festzuhalten, dass Gottes Plan feststeht und Menschen durch den effektiven Ruf des Evangeliums zum Glauben kommen, besteht nun plötzlich die Möglichkeit, dass Gott wohl gar nicht gewusst haben könnte, ob irgend jemand überhaupt jemals auf diesen Ruf antworten würde. Welch eine verabscheuungswürdige Gotteslästerung!

  5. Es dürfte keine biblischen Prophetien geben, die eintreffen oder falls sie doch eintreffen, müssten sie rein zufällig sein. Das würde auch bedeuten, dass unsere Hoffnung auf die noch ausstehenden Verheißungen Gottes nur eine Illusion seien.

Wenn dies der Fall wäre, was bleibt uns dann noch? Ein Gott, der uns liebt, aber nichts für uns tun kann, weil er uns ja völlige Freiheit lassen will. Ein Gott, der beschränkter und kleiner ist als Menschen. Ein Gott, der bequem ist, weil man ihn erklären kann und weil er einem nicht dazwischenfunkt. Doch wenn dem so wäre, würde es uns mehr bringen, irgend etwas anderes zu unserem Götzen zu machen. Das Geld, die Ehre, den Job, die Familie, das Auto oder sonstwas. Das würde im angenommenen Fall erstens mehr Sinn machen und hätte zweitens deutlich mehr Vorteile.