Entfache die Flamme!

Entfache die Flamme!

Aus diesem Grund erinnere ich dich daran, die Gnadengabe Gottes wieder anzufachen, die durch Auflegung meiner Hände in dir ist; denn Gott hat uns nicht einen Geist der Furchtsamkeit gegeben, sondern der Kraft und der Liebe und der Zucht. So schäme dich nun nicht des Zeugnisses von unserem Herrn, auch nicht meinetwegen, der ich sein Gefangener bin; sondern leide mit [uns] für das Evangelium in der Kraft Gottes. Er hat uns ja errettet und berufen mit einem heiligen Ruf, nicht aufgrund unserer Werke, sondern aufgrund seines eigenen Vorsatzes und der Gnade, die uns in Christus Jesus vor ewigen Zeiten gegeben wurde, die jetzt aber offenbar geworden ist durch die Erscheinung unseres Retters Jesus Christus, der dem Tod die Macht genommen hat und Leben und Unvergänglichkeit ans Licht gebracht hat durch das Evangelium. (2. Timotheus 1, 6 – 10)
Paulus schreibt an Timotheus: Entfache die Flamme! Entfache das Feuer, das Gott in dich gelegt hat! Lass es nicht ausgehen, sondern kämpfe immerfort darum, dass du brennst und brennend bleibst im Dienst! Das ist die Hauptaussage, der Hauptvers in diesem Abschnitt. Alles darum herum dient zur Erklärung dieser Hauptaussage: Erstens warum Timotheus das Feuer wieder entfachen soll, zweitens welche Konsequenzen das hat und drittens wie das ganz praktisch geschieht. Deshalb werden wir heute auch diese drei Fragen stellen und lassen unseren Text diese Fragen beantworten.
A.) Warum soll Timotheus das Feuer der Gabe entfachen?
Gott gab Timotheus eine Geistesgabe. Wir verstehen diese Gaben heute sehr oft getrennt, da gibt es die Gabe der Zungenrede und eine andere Gabe der Heilung und wieder eine andere Gabe der Prophetie und so weiter. Wenn wir die Bibel lesen, fällt auf, dass sie nicht so sehr zwischen den einzelnen Gaben unterscheidet. Auch wenn eine Person verschiedene Gaben zugleich bekommen hat, spricht die Bibel oft von der Zusammensetzung dieser Gaben als von „der Gabe“. Timotheus war Evangelist, Lehrer, Seelsorger und hatte die Aufgabe, die Gemeinde in Ephesus zu leiten.
Gott hat ihm die Gaben dafür gegeben. Er hatte alles was er dazu brauchte – doch das schönste Geschenk nützt nichts, wenn man es nicht auspackt oder nur auspackt und dann weglegt und vergisst. Was ist los mit dir, Timotheus? Warum bist du so schnell bereit, all das Gute aufzugeben, was Gott dir für den Dienst geschenkt hat?
1. Weil Timotheus eine gute Herkunft hat
Ein erster Grund für die Ermutigung, das Feuer wieder anzufachen, ist darin zu finden, dass Timotheus eine gute Herkunft hat. Erinnern wir uns daran, dass Timotheus im Haus einer gläubigen Mutter und Großmutter aufgewachsen ist. Paulus weiß, wie Timotheus aufgewachsen ist und wie er von frühester Kindheit gelernt hat, was Gott uns sagen will. Unser Wissen, unsere Kenntnis können die Gaben nicht ersetzen, aber die Frucht davon vermehren. So ist also die solide, gute, tiefe und intime Kenntnis von Gottes Wort wie ein Dünger, der Nährstoffe enthält, sodass die Früchte der Gaben mehr Wachstum bringen.
2. Weil Timotheus eine Aufgabe bekommen hatte
Paulus hatte Timotheus die Hände aufgelegt und ihm dadurch eine Aufgabe, ein Amt, übergeben. Je größer unsere Verantwortung ist, desto wichtiger ist es, dass wir unsere Flamme am Brennen halten. Je mehr Menschen wir um uns haben, mit denen wir unser Leben teilen, desto größer die Notwendigkeit, uns beständig diesem Feuer zu widmen und dafür zu sorgen, dass es am Brennen bleibt. Wenn wir eine Familie haben, so brauchen wir die Kraft, Weisheit und Hilfe Gottes dabei. Wenn wir Kinder haben, brauchen wir Gottes Reden in diesen Aufgaben. Wenn wir ein Rangers-Team haben, brauchen wir Gottes Hilfe und Kraft, um diese Aufgabe richtig zu machen. Deshalb: Timotheus, lass dein Feuer nicht ausgehen!
3. Weil Gott uns nicht einen Geist der Furchtsamkeit gegeben hat.
Da lesen wir es: Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Furchtsamkeit gegeben. Die Furchtsamkeit nimmt uns den Blick von Gott weg und lenkt ihn auf uns selbst. Und der Blick, der sich auf uns selbst richtet, nimmt Gott die Ehre. Wir fangen an, nach unseren menschlichen Möglichkeiten und Dimensionen zu denken, leben und handeln. Wir vertrauen nicht mehr auf Gottes Größe, sondern nur noch auf unser eigenes Häuflein Kraft. Vielleicht bitten wir Gott trotzdem noch hin und wieder um Hilfe, aber so recht vertrauen wir nicht, sondern haben lieber noch den Plan B bereit.
Furchtsamkeit, Enttäuschung und Einschüchterung führen dazu, dass unser Feuer zurückgeht. Aber Gott hat uns nicht einen Geist der Furchtsamkeit gegeben. So lange wir hier in dieser Welt leben, wird es immer wieder Situationen geben, wo wir unter Druck kommen. Es werden menschliche Vorstellungen aufeinanderprallen, es müssen schwierige Entscheidungen getroffen werden, von denen wir nicht alle Komponenten kennen, und so weiter. Das führt uns in einen Druck. Und die Frage ist hierbei immer, wie wir mit diesem Druck umgehen.
Jesus sagte in Joh. 16,33: „In der Welt habt ihr Bedrängnis, aber siehe, ich habe die Welt überwunden.“ Luther übersetzte hier „Bedrängnis“ mit „Angst“ und meinte damit die Dinge, die uns Angst machen. Es war Jesus also auch klar, dass wir immer wieder mit Dingen konfrontiert werden, die uns Angst machen. Das Wort, das hier mit „Bedrängnis“ übersetzt wird, das ist „thlipsis“. Die thlipsis ist im Griechischen der Druck gewesen, der eine Säule auf ihr Fundament drückt und ihr damit die Stärke gab, um auch den Stürmen zu trotzen. Je schwerer das Dach, desto größer der Druck und desto stärker und unbeweglicher war die Säule.
Wenn wir in solchen Druck geraten, dann fühlen wir uns am ehesten nach Weglaufen, nach Verstecken, nach „ab ins Bett und die Decke über den Kopf ziehen“. Das ist die normale Reaktion. Aber es gibt auch noch eine Alternative. Diese Alternative zählt Paulus hier auf: Kraft, Liebe und Selbstbeherrschung.
Timotheus, wenn du ein einfaches, sorgloses, unscheinbares und unauffälliges Leben haben willst, dann tu das, wonach du dich fühlst. Dann lass deine Gaben bleiben, dann lass dein Geschenk im schönen Geschenkpapier und gib dich deiner Menschenfurcht hin. Wenn du aber Christus nachfolgen möchtest, dann musst du wissen, dass ein Jünger nichts Besseres ist als sein Meister. Er hat nämlich gesagt in Markus 8, 34 – 35: „Wer Mir nachkommen will, der nehme sein Kreuz auf sich und folge Mir nach. Denn wer sein Leben retten will, der wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um Meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird es retten.“Das sind klare Worte. Aber so ist es nun mal, das Leben mit Jesus. Es kostet uns alles.
So kommen wir zur zweiten Frage:
B.) Welche Konsequenzen hat das?
Nicht einen Geist der Furchtsamkeit
Wir haben bereits gesehen, dass Paulus hier schreibt, dass Gott uns keinen Geist der Furchtsamkeit gegeben hat, sondern der Kraft, der Liebe und der Selbstbeherrschung. Kraft, Liebe, Selbstbeherrschung, das sind drei Dinge, die gegen die Furchtsamkeit kämpfen. Es geht nämlich gerade nicht darum, so zu tun, als ob wir keinem Druck mehr ausgesetzt wären. So zu tun wäre nämlich fatal. Es ist klar, dass wir immer wieder in diesen Druck reinkommen. Aber sobald das geschieht, haben wir zwei Möglichkeiten, wie wir reagieren wollen. Entweder wir reagieren mit Furchtsamkeit, wie es ganz natürlich ist, oder wir erinnern uns, dass Gott uns nicht einen Geist der Furchtsamkeit gegeben hat und reagieren stattdessen mit Kraft, Liebe und Selbstbeherrschung. Zusammengefasst könnte man diese drei Eigenschaften mit „Mut“ wiedergeben. Mut ist die goldene Mitte zwischen Feigheit und Tollkühnheit.

Kraft

Weil der Mensch, der Gott dient, sich nicht mehr als ein auf sich selbst Geworfener sehen muss, also einer, der sich auf sich selbst verlassen muss, kann er in der Kraft Gottes vorangehen. Die Kraft Gottes hat immer mit einem Auftrag zu tun. Sie kommt dort zu Hilfe, wo der Mensch bereit ist, Gott zu gehorchen.
Liebe
Die Liebe, von der Paulus hier schreibt, ist die Agape-Liebe, die Liebe, die sich verschenkt. Diese Liebe sucht das Beste für die Person, die man liebt. Auch dann, wenn das Beste nicht unbedingt so lieb klingt. Aber die Liebe bleibt bei der Wahrheit und gibt trotzdem nie auf. Wer liebt, investiert seine Zeit, seine Kraft, seine Geduld, sein Geld, sein Vorbild, alles zusammen in die geliebte Person. Auch unsere Ehre sind wir bereit, in die Beziehung zu investieren, unseren guten Ruf und Namen. → Bsp.: Wir möchten, dass die geliebte Person lernt, Vergebung zu leben. Was tun wir? Wir leben Vergebung vor!!!
Selbstbeherrschung
Selbstbeherrschung oder „Zucht“ bedeutet, sich nicht sofort dem hinzugeben, wonach man sich fühlt. Zuerst innehalten, prüfen, überlegen, beten, dann handeln.
Bereitschaft zum Leiden fürs Evangelium
Leiden? Moment mal, das klingt nicht gut. Kann ich mir das nochmal einen Moment überlegen? Nun, Timotheus, du hast den Weg gewählt und da gibt es kein Zurück mehr. Aber immer mehr Leute haben heute Mühe mit diesem Gedanken. Schon nur vom Kreuz von Christus zu sprechen, der wie ein Verbrechen hingerichtet wurde, um so unsere Schuld zu bezahlen, das wird immer unbeliebter. So gibt es immer mehr Versuche, die Botschaft vom Kreuz umzudeuten. Da wird zum Beispiel ein französischer Theologe aus dem Mittelalter zitiert, der meinte, Jesus sei nicht gestorben, um unsere Sünden zu besiegen, sondern nur um uns vorzuleben, wie echte Liebe aussieht und dass sie bereit sei, für den Geliebten zu sterben. Ja, wir leben in einer Zeit, in der das Evangelium ganz ganz unbeliebt ist. Weil immer mehr Theologen die menschliche Schuld vor Gott in Frage stellen, weichen auch immer mehr evangelikale Bibellehrer zurück. Sie haben sich der Furchtsamkeit hingegeben. Sie schämen sich des Evangeliums und reden deshalb umso mehr von Umgestaltung und von Transformation der Gesellschaft, von der Lösung der sozialen Frage und so weiter.
Es ist klar, dass die Botschaft von Jesus und vom Kreuz Menschen verändert. Gar keine Frage. Aber wir dürfen niemals damit aufhören, vom Kreuz zu reden und stattdessen versuchen, das was Jesus uns von der Ewigkeit versprochen hat, hier auf der Erde zu errichten.
C.) Wie können wir ganz praktisch Öl ins Feuer gießen?
Erinnere dich an deine Herkunft
Timotheus, ich kenne deine Herkunft, und die ist gut. Ich habe gesehen, welch einen tiefen Glauben deine Mutter und Großmutter hatte. Ich habe gesehen, mit wie viel Treue sie dich Tag für Tag dazu gebracht haben, ganze Abschnitte der Bibel auswendig zu lernen, damit du sie kennst. Ich habe gesehen, mit welcher Freude und welch tiefem Glauben du mir gefolgt bist und mir geholfen hast. Du hast mich begleitet, und ich durfte auch ein Stück von deiner Herkunft werden. Erinnere dich an das, was du von Gott gehört, gesehen und erlebt hast. All das hat dich geprägt. Deshalb lass dich jetzt nicht von dieser fiesen Einschüchterungstaktik verwundet und unbrauchbar machen. Erinnere dich an das, was geschehen ist, danke dafür und lobe Gott für alles, was Er dir in der Vergangenheit getan hat.
2. Erinnere dich an deine Aufgabe
Manchmal müssen wir uns bewusst machen, dass wir unsere eigene Last und Aufgabe haben und nicht auch diejenige von 100 anderen Leuten dazu auch noch. Wir müssen nicht immer jedem gefallen, und manchmal auch Dinge zurückstellen, weil sie uns von dem abhalten, wozu Gott uns begabt und beauftragt hat.
Timotheus, erinnere dich daran, wie ich, Paulus, dein geistlicher Vater, dir die Hände aufgelegt und für dich gebetet habe. Wie ich dich in deinen Dienst eingesetzt habe und wie du dadurch die guten Fähigkeiten und Gaben bekommen hast, um deine Aufgabe treu zu tun. Erinnere dich an das, wozu Gott dich berufen hat. Sei es in der Familie, am Arbeitsplatz, in der Gemeinde, in der Gesellschaft, überall haben wir unseren Platz und unsere Aufgaben. Für die sind wir zuständig. Und für das, was nicht unser Bereich ist, gibt es andere, die dafür zuständig sind. Wenn wir uns auf das Wichtige konzentrieren, hilft das sehr, das Wichtige auch anzupacken. In der Kraft, der Liebe und der Selbstbeherrschung.
3. Erinnere dich an deine Hoffnung
Nachdem wir uns an das erinnert haben, was war, nämlich unsere Herkunft, unsere Vergangenheit, und nachdem wir uns an das erinnert haben, was wir jetzt haben, unsere Aufgabe hier auf der Erde, kommt das dritte und stärkste Element: Erinnere dich an das, was uns der Herr Jesus für die Zukunft versprochen hat. Es gibt nämlich kein solideres Fundament als die Hoffnung von uns, die wir Jesus nachfolgen. Lesen wir, was Paulus dazu schreibt in den Versen 9 und 10: „Er hat uns ja errettet und berufen mit einem heiligen Ruf, nicht aufgrund unserer Werke, sondern aufgrund seines eigenen Vorsatzes und der Gnade, die uns in Christus Jesus vor ewigen Zeiten gegeben wurde, die jetzt aber offenbar geworden ist durch die Erscheinung unseres Retters Jesus Christus, der dem Tod die Macht genommen hat und Leben und Unvergänglichkeit ans Licht gebracht hat durch das Evangelium.“
Das Fundament für unsere Errettung, Erlösung, Berufung und unser ewiges Leben bei Gott in der Ewigkeit steht nicht auf etwas, was wir tun könnten, sondern einzig und allein auf dem göttlichen Plan, der dort anfängt, bevor Gott die Himmel und die Erde geschaffen hat. Du, Timotheus, du bist ein Teil von Gottes Plan, der schon vor Adam und Eva bestanden hatte.
Dieser Plan beruht auch nicht auf irgend etwas, was wir jemals hätten tun können, sondern ganz einfach auf Gnade. Gnade ist ein Geschenk das man unverdient bekommt. Man kann es weder verdienen noch jemals abarbeiten. Es ist einfach da. Und wir dürfen es in Empfang nehmen, auspacken und brauchen.
Timotheus, sei bereit, an der Verkündigung vom Evangelium, an der Bekanntmachung von diesem wunderbaren Geschenk, mitzuarbeiten, nimm du den Stab in die Hand, den ich dir mit diesem Brief weiter-reiche. Entfache die Flamme, denke darüber nach, wie wunderbar diese Gnade ist und lass dieses Geschenk zum Öl werden, das dein Feuer wieder auflodern lässt. Und denke dran, wenn es zum nächsten Mal wieder auf Sparflamme brennt: Erinnere dich!

(Predigt vom 13.01.2013)

Der unausforschliche Reichtum Christi

Der unausforschliche Reichtum Christi
Mir, dem allergeringsten unter allen Heiligen, ist diese Gnade gegeben worden, unter den Heiden den unausforschlichen Reichtum des Christus zu verkündigen, und alle darüber zu erleuchten, welches die Gemeinschaft ist, die als Geheimnis von den Ewigkeiten her in Gott verborgen war, der alles erschaffen hat durch Jesus Christus, damit jetzt den Fürstentümern und Gewalten in den himmlischen [Regionen] durch die Gemeinde die mannigfaltige Weisheit Gottes bekanntgemacht werde.(Eph. 3, 8 – 10)
Paulus kennt sich selbst ziemlich gut und weiß deshalb auch, wie viel Mist er in seinem Leben gebaut hat. Wie er vor seiner Bekehrung in der ganzen damaligen Welt umherreiste und versuchte, möglichst alle Christen zu verfolgen, zu jagen und ins Gefängnis zu bringen. Auch nach seiner Bekehrung hat er noch nicht das vollendete Ziel erreicht, denn noch immer stöhnte er unter der Last immer wiederkehrender Sünde: Denn ich weiß, daß in mir, das heißt in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt; das Wollen ist zwar bei mir vorhanden, aber das Vollbringen des Guten gelingt mir nicht. Denn ich tue nicht das Gute, das ich will, sondern das Böse, das ich nicht will, das verübe ich. Wenn ich aber das tue, was ich nicht will, so vollbringe nicht mehr ich es, sondern die Sünde, die in mir wohnt. Ich finde also das Gesetz vor, wonach mir, der ich das Gute tun will, das Böse anhängt.“(Römer 7, 18 – 21) Dieses Problem kennen wir alle. Und wir tun gut daran, uns dessen bewusst zu sein und zu bleiben. Paulus war sich dessen bewusst, deshalb konnte er schreiben: „Mir, dem allergeringsten unter allen Heiligen“. Er war und ist einer der Heiligen, wie dies jeder an den Herrn Jesus Gläubige ist. Dennoch kannte er niemanden, der so viel Gnade empfangen hatte wie er. Vermutlich kann dies jeder echte Christ nachvollziehen und fühlt sich oft auch so wie Paulus: Der allergeringste unter den Heiligen. Derjenige, welcher den größten Anteil an der Gnade hat erhalten müssen, um gerettet zu werden. Es tut nur gut, in diesem Bewusstsein zu leben. Wer die Erkenntnis der Gnade bekommen hat, kennt keinen schlimmeren Sünder als sich selbst. Und Jesus sagte doch bekanntlich: Wem viel vergeben worden ist, der liebt viel. Dieses Bewusstsein, dass der Herr Jesus so groß ist, dass Er sogar solch einen Sünder retten konnte, gibt uns auch Antrieb, im Gebet für andere Menschen dran zu bleiben.
Paulus hatte die Gnadengabe der Evangeliumsverkündigung unter den Heidenvölkern bekommen. Das Evangelium ist der unausforschliche Reichtum des Christus. Es ist insofern unausforschlich, dass es eine unvorstellbare Kraft zur echten Veränderung hat. Es gibt keine Kraft in dieser ganzen Welt, die so stark ist, wie diejenige des Evangeliums. Im Römerbrief nennt Paulus das Evangelium das „göttliche Dynamit zur Errettung für jeden, der glaubt“(Römer 1, 16). Es ist wirklich eine riesige, unvorstellbar starke Kraft, und zwar die einzige Kraft zur echten Veränderung unseres Lebens. Von unserer Seite aus braucht es einzig die Bereitschaft, uns tatsächlich und vollständig verändern zu lassen. Diese Veränderung ist nicht immer angenehm und schon gar nicht immer einfach. Aber sie ist notwendig, wenn wir von Gott gebraucht werden wollen. Sie hat ihren Preis, aber auch ihren Lohn. Denn es gibt nichts Schöneres auf dieser Welt, als zu wissen, dass man von Gott gewollt, verändert und gebraucht wird, um wiederum anderen Menschen zu genau jenem verhelfen zu dürfen.
Noch immer spricht Paulus hier von dem Mysterium, dem Geheimnis, dass Gottes Plan in einer Einheit aus gläubigen Juden und Nichtjuden, nämlich der Gemeinde, besteht. Dieser Gemeinde ist nun wiederum das Evangelium, also das göttliche Dynamit zur Errettung und Veränderung, anvertraut. Sie soll es verwalten und weitergeben. Dadurch, dass das Evangelium ausgebreitet wird und immer mehr Menschen zum Reich Gottes, der Gemeinde, hinzugefügt werden, wird auch den dämonischen Mächten, Gewalten und Fürstentümern gezeigt, dass Jesus der endgültige Sieger ist, denn Seine Gemeinde wird nicht aufzuhalten sein. Sie wird angegriffen, eingelullt, zerstritten, aber nicht besiegt, denn sie steht auf der Seite des Siegers. Jesus sagte, dass dort, wo Dämonen ausgetrieben werden, das Reich Gottes entsteht und sich ausbreitet. Dasselbe gilt auch für die Ausbreitung des Evangeliums. Denn das Evangelium ist die Proklamation des endgültigen Sieges über all diese Mächte und Gewalten. Ihnen dürfen wir durch die Verkündigung des Evangeliums die Niederlage bekanntmachen. Denn am Kreuz von Golgatha und in der Auferstehung sind sie ein für alle Male besiegt worden. Nicht umgebracht und auch nicht wehrlos, deshalb nicht zu unterschätzen, aber doch besiegt. Und im Namen Jesu ist uns die Macht über sie alle gegeben.

Verwalter der Gnade

Verwalter der Gnade
Deshalb [bin] ich, Paulus, der Gebundene Christi Jesu für euch, die Heiden. Ihr habt ja gewiß von der Haushalterschaft der Gnade Gottes gehört, die mir für euch gegeben worden ist, daß er mich das Geheimnis durch Offenbarung wissen ließ, wie ich zuvor kurz geschrieben habe. (Eph. 3, 1 – 3)
Zu dem Zeitpunkt, als Paulus diesen Brief an die Gemeinde in Ephesus schrieb, war er in Rom im Gefängnis. Er war dort, weil er überall in der ganzen damaligen Welt die Erlösung durch den Herrn Jesus verkündigt hatte. Deshalb konnte er schreiben, er sei der Gebundene (Gefangene) für den Herrn Jesus Christus. Die Reaktion des Paulus auf diese Gefangenschaft ist für uns ganz schön eine Herausforderung. Wie schnell sind wir schon in unserem Leben, wenn nicht alles genau so läuft, wie wir es uns vorgestellt haben, dabei, an unserem Auftrag zu zweifeln? Wie anders reagiert doch Paulus: Er ist sich bewusst, dass es zu Gottes Plan für sein Leben gehört, dass er diese Zeit im Gefängnis verbringen muss. Zur selben Zeit ungefähr, als er den Brief an die Epheser schrieb, verfasste er auch den Philipperbrief an die Gemeinde in Philippi. Dort schrieb er dazu noch mehr: „Ich will aber, Brüder, daß ihr erkennt, wie das, was mit mir geschehen ist, sich vielmehr zur Förderung des Evangeliums ausgewirkt hat, so daß in der ganzen kaiserlichen Kaserne und bei allen übrigen bekannt geworden ist, daß ich um des Christus willen gefesselt bin, und daß die meisten der Brüder im Herrn, durch meine Fesseln ermutigt, es desto kühner wagen, das Wort zu reden ohne Furcht. […]Denn ich weiß, daß mir dies zur Rettung ausschlagen wird durch eure Fürbitte und den Beistand des Geistes Jesu Christi, entsprechend meiner festen Erwartung und Hoffnung, daß ich in nichts zuschanden werde, sondern daß in aller Freimütigkeit, wie allezeit, so auch jetzt, Christus hoch gepriesen wird an meinem Leib, es sei durch Leben oder durch Tod. Denn für mich ist Christus das Leben, und das Sterben ein Gewinn.“ (Phil. 1, 12 – 14 und 19 – 21)
Paulus hat also erkannt, dass seine Gefangenschaft, in welcher er eben nicht resigniert und nicht das Gefühl hat, von Gott schlechter behandelt zu werden, dazu beiträgt, dass viele andere Menschen durch ihn ermutigt werden. Es kommt eben nicht darauf an, wo wir uns aufhalten und was mit uns geschieht, sondern darauf, dass wir Gott einfach gehorchen. Egal was kommt. Egal womit wir gerade angefeindet werden. Egal was die Menschen über uns denken oder sagen. Es geht ja auch nicht um uns, sondern einzig und allein um Gott, um den Herrn Jesus, der Menschen retten möchte. Paulus hat in seiner Gefangenschaft gleich viel erreichen können wie davor. Weil er nicht aufgab und nicht resigniert hat, sondern bereit war, zu jeder Zeit und Unzeit mit dem fortzufahren, was sein Auftrag war. Wie viel Gewinn hätten wir in unserer Zeit, wenn wir dies besser verstehen lernten. Nämlich dass es nicht auf unsere Umstände ankommt, in welchen wir uns gerade befinden, sondern es einzig und allein darum geht, das, was wir von Gott als Aufgabe empfangen haben, fortzuführen. Dieser Auftrag war bei Paulus ganz speziell auf die damaligen Heiden (Nichtjuden) gerichtet, welche dann, wie im Fall der Gemeinde von Ephesus, zu Heidenchristen wurden. Paulus war der Apostel der Nichtjuden, während Petrus und Jakobus dies für die Juden waren. Dabei haben sie sich als gegenseitige Partner verstanden und nicht etwa als Konkurrenz.
Paulus wurde damit beauftragt, den Nichtjuden von der Gnade Gottes zu erzählen. Wir können in seinen Briefen und in den in der Apostelgeschichte vom Arzt Lukas festgehaltenen Predigten sehen, wie er dabei vorgegangen ist. Der Römerbrief ist zum Beispiel so eine Schrift, die vielleicht auch eine solche Predigt in überarbeiteter Form beinhaltet. Diese Gnade ist ein Mysterium, ein Geheimnis, weil kein Mensch von sich aus (durch reines Nachdenken oder durch menschliche Logik) zum richtigen Schluss kommen kann. Es brauchte bei Paulus, und auch heute bei jeder anderen Person, eine übernatürliche Offenbarung, um dieses Geheimnis von der Gnade Gottes verstehen zu können. Niemand kann das einfach so. Es ist immer Gottes Geschenk und Gabe, dass jemand gläubig werden kann. Und wer die Augen dafür wirklich geöffnet bekommt, kann nicht anders, als dieses Geschenk anzunehmen. Denn es gibt nichts, was größer sein kann, als dieses wunderbare Geschenk der Gnade Gottes. Und Paulus ist von Gott zum Haushälter, also zum Verwalter, dieser Gnade berufen worden. Ein Verwalter bekommt etwas, was er im Auftrag des eigentlichen Besitzers möglichst gut verwalten soll. Ein Lehrer in einer Schule ist zum Beispiel ein Verwalter seines Wissens und ein Verwalter des Lehrplans, mit deren Hilfe er möglichst viel vom ganzen Potenzial seiner Schüler entfalten soll. Und als Gläubige sind auch wir Verwalter dieser Gnade Gottes, von der wir anderen weiter erzählen sollen. Möglichst alle Menschen auf dieser Erde sollen von dieser Gnade hören können. Dazu hat jeder von uns eine bestimmte Zeit zur Verfügung (24 Stunden pro Tag), ein bestimmtes Umfeld, eine bestimmte Menge an durch Arbeit erworbenem Geld, aber auch bestimmte persönliche Fähigkeiten und Stärken, und dies alles sollen wir so einteilen und verwalten, dass dadurch möglichst viele Menschen von dieser Gnade Gottes hören und wissen dürfen. Was willst du heute dafür tun?

Der Sinn des Lebens

Der Sinn des Lebens
Denn aus Gnade seid ihr errettet durch den Glauben, und das nicht aus euch — Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, damit niemand sich rühme. Denn wir sind seine Schöpfung, erschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen. (Eph. 2, 8 – 10)
Hier kommt einmal mehr die wunderbare Lehre von der Gnade zur vollen Geltung. Paulus entfaltet sie hier in ihrer vollen Breite und Tiefe: Aus Gnade seid ihr errettet. Gnade ist das Allergrößte, was wir jemals bekommen können. Paulus geht es hier um die Errettung in ihrem gesamten Umfang. Da die Bibel den Menschen als Einheit aus Leib, Seele und Geist betrachtet, hat diese Rettung ihre Konsequenzen in allen drei Bereichen. Auch haben alle drei Bereiche eine präsentische (für die jetzige Zeit gültige) und eine futurische (für die Zukunft gültige) Dimension. Die präsentische Dimension der körperlichen Rettung ist die Tatsache, dass Christus unsere Krankheiten am Kreuz getragen hat. Deshalb kann Jakobus auch den Befehl erteilen, dass jeder, der krank ist, die Ältesten seiner Gemeinde rufen möge, damit sie ihn salben und mit ihm beten. Die Folge davon wird sein, dass derjenige dadurch von seiner Krankheit gerettet (dasselbe griechische Verb „sozo“ wie „errettet“ hier im Text), also geheilt, würde. Heilung ist ein Teil der Rettung, die der Herr Jesus Christus für uns am Kreuz erkauft hat. Die zukünftige Dimension der körperlichen Rettung ist die leibliche Auferstehung oder Entrückung. Auf diese warten wir noch – doch wird es wohl nicht mehr lange dauern. Alle Zeichen der Zeit stehen auf allerletzte Endzeit.
Auch die Seele soll gerettet bzw. geheilt werden. Hierbei geht es um Heilung falscher Gedanken und Gefühle, die uns in einem Gefängnis gefangen halten und versuchen, durch unser Handeln auch andere Menschen mit Bitterkeit anzustecken. Auch als Christen sind wir davor nicht automatisch geschützt. Aber wir haben die volle Wahrheit, die uns frei macht, wenn wir sie in unser Leben übertragen und anwenden. Viele Menschen leiden unter Lügen, die ihr Leben begleitet haben. Diese Lügen müssen erkannt und durch die Wahrheit von Gottes Wort ersetzt werden. Hierbei ist es ganz besonders wichtig zu wissen, dass dieses Ersetzen nicht einfach durch Lernen (mit dem Kopf wissen) geschieht, sondern durch Anwendung der Wahrheit. Wir wissen aus dem Brief von Jakobus, dass der Glaube sich durch entsprechende Konsequenzen und Handlungen als echt ausweist. So kann er auch erkannt werden. Die Rettung des menschlichen Geistes (der menschliche Geist darf nicht mit dem Intellekt verwechselt oder vermischt werden; der Geist des Menschen ist der Teil des Menschen, der mit Gottes Geist kommunizieren kann) findet vollständig und vollumfänglich in dem Moment der Bekehrung, Wiedergeburt und Versiegelung durch den Heiligen Geist statt. Von diesem Zeitpunkt an ist der Mensch gerettet, und zwar auf immer und ewig, denn es gibt nichts auf der Welt, was ihn noch aus Gottes Hand reißen könnte.
Diese Rettung des gesamten Menschen ist von Anfang bis zum Ende ein Geschenk Gottes. Es ist notwendig, dass alle drei Personen der göttlichen Dreieinigkeit zusammenarbeiten, damit überhaupt irgend ein Mensch gerettet werden kann. Gott der Vater hat in Seinem ewigen Ratschluss bestimmt, dass der Herr Jesus die Erlösung am Kreuz von Golgatha vollbringen soll und Ihn dann auch gesandt. Gott Sohn, der Herr Jesus, ist gehorsam auf die Erde gekommen, hat unter uns Menschen gelebt und Sich Selbst geopfert, um uns mit Gott zu versöhnen. Und Gott der Heilige Geist wendet diese Erlösung an den einzelnen Menschen an, die vorherbestimmt wurden, dem Herrn Jesus ähnlich zu werden. Zu dieser Erlösung kann kein Mensch etwas hinzufügen, denn wir können Gott nichts bringen, außer die Sünden, von denen wir erlöst werden müssen. Wir haben nichts als Schuld auf unserem Konto, und so ist alles, was jemals dort drauf kommt, ein Geschenk von Gott. In der Zeit, als Paulus dies schrieb, gab es viele Juden, die meinten, dass sie durch ihr Jude-Sein gerettet seien. Heute denken sich viele, dass es ausreiche, wenn man getauft sei, oder wenn man in Zungen rede oder wenn man weissagt, und doch hat uns doch Jesus klargemacht, dass eines Tages viele Menschen zu Ihm sagen würden: „Herr, Herr, wir haben doch…“ Ja, was denn? Geweissagt, in Zungen geredet, Wunder getan, Kranke geheilt, Dämonen ausgetrieben, gute Werke getan, Menschen bekehrt und getauft. Und doch… der Herr Jesus kennt sie nicht! Warum nicht? Weil sie sich auf das verlassen, was sie selbst tun und nicht auf das, was Jesus Christus für uns tat! Sie tun genau das, wovor Paulus hier warnt. Sich rühmen hat bei Paulus relativ wenig mit öffentlicher Zurschaustellung, als vielmehr mit dem Vertrauen auf etwas zu tun. So kann Paulus sich im ersten Brief an die Korinther auch „des Kreuzes rühmen“, also er sagt damit, dass er sich auf genau das verlässt, was Jesus am Kreuz von Golgatha ein für alle Mal vollbracht hat.
Und so ist nicht nur die Erlösung, die Jesus uns erkauft hat, ein Geschenk von Gott, sondern alles, was wir in unserem ganzen Leben tun und erleben dürfen. Deshalb hat unser Leben gleich einen dreifachen Sinn: Erstens möchte Gott uns die Erlösung schenken mit all ihren Konsequenzen und Auswirkungen, die wir bereits gesehen haben. Zweitens schenkt Gott uns eine riesige Fülle an Möglichkeiten, all das Gute zu tun, was Er für uns vorbereitet hat. Wenn wir dies erkennen, so wird uns klar, dass jede Begegnung, die wir haben, jedes Erlebnis, jeder Moment in unserem Leben einen tieferen Sinn hat: Alles soll uns nämlich für Gott noch brauchbarer und noch stärker im Glauben machen. Zugleich ist jede Begegnung auch ein Geschenk Gottes, das wir nutzen dürfen, um Gottes Liebe weiterzugeben. Wir alle sind Liebesbriefe, die Gott geschrieben hat, um unsere Mitmenschen zu erreichen, die nicht oder nur selten in der Bibel lesen. Und wir dürfen deshalb auch wissen, dass Gott nichts dem Zufall überlässt, sondern jede Begegnung vorbereitet und jeden Schritt nach Seinem Willen lenkt.
Dies alles zusammen hat letztendlich den übergeordneten Sinn, dass wir zur Ehre Gottes leben sollen und uns an Ihm erfreuen. Das Wissen um die göttliche Vorbereitung dieser Situationen lässt uns unverkrampft durchs Leben gehen, da wir wissen, dass wir nichts tun können, sollen und müssen, als nur genau das, was Gott für uns zuvor vorbereitet hat, damit wir darin leben dürfen. Ihm zur Ehre leben, bedeutet, sich an Gott erfreuen zu können und Ihm dankbar zu sein. Das Wissen darum hilft uns aber auch, in schweren Zeiten nicht aufzugeben, denn Gott weiß, was wir aushalten und wo unsere Grenzen sind. Und Er hat alles im Griff. Lassen wir uns doch auch im Leid von Ihm hindurchtragen und dankbar sein.

Die Lehre von der Gnade

Die Lehre von der Gnade

Denn durch die Gnade seid ihr gerettet, vermittels des Glaubens, und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es. (Epheser 2, 8)

Eine der wichtigsten Lehren der Bibel, um nicht zu sagen DIE wichtigste, ist die Lehre von der Gnade. Man kann diese Lehre gar nicht zu sehr betonen. Sie ist es, die uns als Ausrüstung für unser tägliches Christenleben dient. Wenn wir sie begriffen und erfasst haben, und darin zu wachsen beginnen, so haben wir erfasst, was uns die Bibel sagen möchte. Die Lehre von der Gnade ist das Zentrum der gesamten Heiligen Schrift. Die Gnade, und gerade erst jenes macht sie wirklich zur Gnade, ist vom Anfang bis zum Schluss ganz und gar Gottes Werk. GNADE, besser gesagt die BeGNADigung von uns total verlorenen und zur Verworfenheit verderbten Sünder findet im zentralen Geschehen der ganzen Heilsgeschichte, am Kreuz von Golgatha, statt. Dort wurde alle unsere Sünde auf Christus geworfen. ER hat die Schuld und das Lösegeld bezahlt, damit wir in IHM gerecht sein dürfen. Heilig. Tadellos. ER hat den Fluch der Sünde getragen, damit wir in IHM den Segen Abrahams erben dürfen. ER hat die Krankheit getragen. Durch SEINE Wunden und Striemen ist uns Heilung zuteil geworden. ER hat die Schmach der Verlorenheit und Gottesferne getragen, damit wir in IHM zur Ehre beim HERRN kommen. ER hat SEIN Leben gelassen, damit wir in IHM SEIN Leben bekommen. Das ist unser Herr. Das ist Gnade.

Doch, noch sind wir hier nicht zu Ende. Das Meer dieser Gnade ist so groß, dass es die gesamte Schöpfung fassen kann. Deshalb sprechen der Geist und die Braut: Wen da dürstet, der komme herzu und nehme das Wasser umsonst. Die Gnade ist jedem, der nach ihr verlangt, frei und kostenlos zugänglich. Dürstest Du nach ihr? Bist Du hungrig nach Seiner Vergebung? Möchtest Du in Versöhnung leben? So komm! Nimm und iss! Nimm und trink! ER ist das Brot des Lebens und das Wasser des Lebens! ER möchte es für Dich sein. Und wenn Du merkst, dass das gute Werk in Dir begonnen ist, so wisse: Der HERR wird dafür sorgen, dass es auch vollendet wird. ER beschützt die SEINIGEN. ER sorgt für sie. Wen ER einmal beansprucht hat, wird ER nie wieder hergeben. Um nichts in der Welt. Der Glaube ist von Anfang bis zum Schluss GOTTES Werk in uns. Er ist die Erneuerung unserer Herzen. Er ist das Neuwerden von diamantenharten, kalten, lieblosen Herzen in neue, weiche, liebevolle Herzen. Gottes Gabe ist es. Gottes Geschenk an Dich. Hast Du es schon angenommen? Hast Du es ausgepackt? Gebrauchst Du es und gibst es anderen weiter? Gott wünscht Sich, dass wir diese Versöhnung, die uns in IHM zuteil geworden ist, auch unter uns leben und an andere weitergeben. Wenn Du dieses Geschenk angenommen hast, so bist auch Du ein Teil dieser Braut, die mit dem Geist ruft: Wen da dürstet, der komme herzu und nehme das Wasser des Lebens umsonst!

Drei Schutzmauern zum Allerheiligsten

Ich möchte heute etwas schreiben, was mir seit Längerem auf dem Herzen liegt. Es geht um unseren christlichen Glauben und die Gemeinde. Die Gemeinde ist der Tempel Gottes, der aus uns einzelnen Gläubigen als lebendigen Steinen besteht. Deshalb wollen wir zunächst den ursprünglichen Tempel, die Stiftshütte in der Wüste, betrachten. Diese bestand aus drei Teilen. Außen der eingegrenzte Vorhof, in welchem der Brandopferaltar und das Waschbecken stand. Nachdem man an diesen zwei Geräten vorbei war, kam man zum äußeren Zelt. In diesem befand sich auf der linken Seite der siebenarmige Leuchter, auf der rechten Seite der Tisch mit den Schaubroten und vor dem inneren Zelt, dem Allerheiligsten, der Rauchopferaltar. Im Allerheiligsten drin befand sich die Bundeslade mit dem Sühnedeckel und zwei goldenen Cherubim, die darüber thronten.

Diese Bestandteile beschreiben den Weg des Glaubens, den Weg zum Vaterherzen Gottes und den Weg der Gemeinde zum Allerheiligsten. Der Vorhof konnte von allen Israeliten besucht werden. Auf dem Brandopferaltar wurden die Tiere für das Sündopfer geopfert. Wenn jemand gesündigt hat, brachte er ein Opfertier zum Tempel. Dort bekannte er dem Priester seine Sünde, legte dem Tier die Hand auf den Kopf und schlachtete es, indem er dem Opfertier die Halsschlagader aufschnitt. Mit dem Auflegen der Hand übertrug er seine Sünde auf das Tier und bekannte mit dem Schächten, dass er eigentlich verdient hätte, zu sterben. Dies diente auch dazu, dass man sich in Zukunft mehr Gedanken machte, was Sünde bedeutet. Der Lohn der Sünde ist der Tod, schrieb Paulus (Römer 6, 23). Jeder Israelit wusste dies, denn seine Sünden kosteten zahlreichen Tieren das Leben. Als eigentliches Opferlamm kam Jesus Christus und starb an unserer Stelle (Hebräer 9, 14). Seither ist es nicht mehr notwendig, für seine Sünden Tiere zu schlachten. Ein für alle Male ist der Herr Jesus gestorben und auferstanden und hat damit unser aller Sünde bezahlt (Hebräer 7, 27).

Das zweite Gerät im Vorhof ist das kupferne Waschbecken. Dort drin mussten die Priester sich jeden Tag, bevor sie ihren Dienst antraten, ihre Hände und Füße waschen. Das Waschbecken war außen ganz kupfern, das heißt, es bestand aus dem Metall, welches damals für Spiegel genutzt wurden. Wer sich also in dem Waschbecken wusch, musste sich die ganze Zeit selbst ansehen, und damit auch seine mangelnde Perfektion erkennen. Jesus griff das Motiv des Vorhofs bei der letzten Zusammenkunft vor der Kreuzigung im Obergemach auf und sagte seinen Jüngern, dass jeder, der einmal ganz gereinigt ist (der sich bekehrt hat) nur noch nötig hat, seine Füße gewaschen zu bekommen (Johannes 13, 10). Die Fußwaschung ist die sich immer wieder erneut wiederholende Bitte: Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldnern (Matthäus 6, 12). Sich gegenseitig die Füße zu waschen bezieht sich somit auch auf die gegenseitige Vergebung.

So ist der Vorhof also das in unserem Leben, was nach außen hin sichtbar ist. Es ist die erstmalige Bekehrung und Abkehr von der Sünde, sowie das tägliche Leben in der Heiligung. Die erste Mauer der Gemeinde ist also das Leben der Gemeindeglieder. Dieser Schutz wird durch die Bereitschaft zur Gemeindezucht aufrechterhalten. Eine Gemeinde, die nicht mehr bereit ist, Gemeindezucht zu üben, hat der Welt und der Sünde ein erstes Tor offengelassen. Das Aufgeben der Gemeindezucht ist ein erster sichtbarer Schritt in die Welt hinein.

Im äußeren Zelt, dem Heiligtum, befinden sich wie bereits festgehalten drei Geräte: Die Menorah, das ist der siebenarmige Leuchter, steht für den Heiligen Geist, welcher der Autor der Bibel ist. Er hat die Schreiber der biblischen Bücher inspiriert und ihnen die richtige Erleuchtung gegeben, um das aufzuschreiben, was Gott allen Generationen und Völkern aller Zeiten sagen möchte, ist aber zugleich auch derjenige, der beim Lesen und Hören das richtige Verständnis des geschriebenen Wortes gibt. Die sieben Leuchter stehen für die Göttlichkeit des Heiligen Geistes und das Öl in ihnen für die geistliche Salbung (1. Johannes 2, 20; 27). Diese ist notwendig, damit wir die Bibel überhaupt verstehen können.

Als Zweites befindet sich da auch der Tisch mit den Schaubroten. Dies sind Brote, die regelmäßig nach genauen Vorgaben neu gebacken und nach ebenso genauen Vorgaben auf diesem Tisch ausgerichtet werden mussten. Jesus sagt von sich selbst: „ICH bin das Brot des Lebens“ (Johannes 6, 48) und: „Niemand lebt vom Brot allein, sondern von einem jeglichen Wort aus dem Munde Gottes“ (Matthäus 4, 4). Jesus ist das fleischgewordene Wort Gottes, man könnte auch sagen das Wort Gottes (die Bibel) in einem menschlichen Körper (Johannes 1, 14).

Das dritte Gerät im Heiligen ist der Räucheraltar. Auf diesem wurden Tag für Tag Rauchopfer dargebracht. Wie wir aus Offenbarung 5, 8 erfahren, ist dieses Rauchopfer ein Sinnbild für unser Gebet. Wenn wir beten, steigen unsere Gebete wie Rauch zu Gott auf und werden von einem Engel in einer Schale überbracht. Auch hier hilft uns der Heilige Geist, denn wir wissen nicht, was wir beten sollen. Er schenkt uns Erkenntnis darüber wenn wir in Gottes Wort lesen, dessen Urheber der Heilige Geist ist.

Die mittlere Schutzmauer ist somit das Zwiegespräch mit Gott, das in erster Linie durch das Lesen der Bibel und das Gebet geschieht. Satan versucht beständig, diese Schutzmauer einzureißen, indem er uns vom Gebet abhält und die Unfehlbarkeit und Allgenügsamkeit der Bibel in Frage stellt. Es stimmt, dass Gott auf unzählige Arten zu uns sprechen kann, doch haben wir alles, was wir brauchen in der Bibel. In ihr finden wir die Antworten auf unsere Fragen. Wir dürfen uns freuen, wenn Gott auch auf andere Arten zu uns spricht, doch dies ist weder heilsnotwendig noch sollen wir es bewusst suchen. Wenn wir auf das Lesen der Bibel verzichten und stattdessen von Gott erwarten, auf andere Weise eine Antwort zu bekommen, ist das Hochmut. Und bekanntlich widersteht Gott den Hochmütigen. Ebenso ist jegliches bewusste Ablehnen von Teilen der Bibel ebendieser Hochmut und führt ins Verderben. Wo die Bibel als ewiger, letztgültiger und in jeder Situation aktueller Maßstab abgelehnt wird, gibt es kein Fundament mehr, das halten kann. Deshalb ist es ja gerade auch diese Schutzmauer, auf die Satan beständig einstürmt.

Im Allerheiligsten, im innersten Raum, da stand die Bundeslade. Dies war eine Art von Truhe, in welcher sich die zwei Tafeln mit den Zehn Worten (Geboten) befanden. Dies war das Gesetz, gegen welches niemand verstoßen durfte und welches das Leben der Israeliten sowohl mit Gott als auch untereinander regelte. Oben auf der Bundeslade war der Sühnedeckel, ein mit Gold überzogener Deckel, auf dem zwei goldene Cherubim waren. In die Mitte zwischen die beiden Cherubim war die Schechina-Herrlichkeit, das ist die Gegenwart Gottes. Dort hin musste jedes Jahr am Jom Kippur (Versöhnungstag) das Blut eines Bockes gespritzt werden. Das Blut deckte die Sünden (gegen das darunter liegende Gesetz) des Volkes zu. Dieses Bedecken ist die Versöhnung, auch Gnade genannt. Die Gnade ist die Kraft des Heiligen Geistes, die uns zur Bekehrung bringt und uns hilft, ein Gott gefälliges Leben zu führen. Wo die Versöhnung geleugnet wird, hat Satan den Tempel ganz eingenommen. Leider ist dies in zunehmend mehr Gemeinden der Fall. Wo die äußerste Schutzmauer einmal gefallen ist, wird es nicht allzu lange dauern, bis die nächste dran kommt. Und auch nach der Zweiten bis zur Dritten ist nur ein kleiner Schritt.

Deshalb lasst uns selbst prüfen, welche unserer Mauern noch intakt sind. Lasst uns kämpfen und nicht aufgeben dabei. In einer Zeit, in welcher zunehmend auch bibeltreue Gemeinden fallende Mauern sehen, ist das nicht einfach. Wir brauchen eine geistliche Erneuerung, gerade besonders auch an den Ausbildungsstätten, den Universitäten, wo Menschen für den Dienst in Gottes Tempel zugerüstet werden. Lasst uns nicht müde werden, die Zentralität des Sühnewerks auf Golgatha, der Unfehlbarkeit und Allgenügsamkeit des Wortes Gottes und des Lebens im Gehorsam nach Gottes Willen festzuhalten. Und lasst uns beten, dass eine Erweckung kommt, eine Erweckung an geistlichen Leitern, die bereit sind, sich ganz und gar dem Wort Gottes zu unterstellen. Mit dem Herrn Jesus auf dem Banner und dem Wort Gottes als zweischneidiges Schwert ist uns der Sieg gewiss.

Unsere Hoffnung in der Predigt

I do not come into this pulpit hoping that perhaps somebody will of his own free will return to Christ. My hope lies in another quarter. I hope that my Master will lay hold of some of them and say, “You are mine, and you shall be mine. I claim you for myself.” My hope arises from the freeness of grace, and not from the freedom of the will.“ (Charles Haddon Spurgeon)

Auf Deutsch:

Wenn ich auf die Kanzel trete, dann hoffe ich nicht, dass vielleicht irgend jemand nach seinem eigenen freien Willen zu Christus umkehren wird. Meine Hoffnung liegt woanders. Ich hoffe, dass mein Meister welche von ihnen an Sich reißen wird und sagen: „Du bist mein, und du gehörst mir. Ich beanspruche dich für Mich Selbst.“ Meine Hoffnung liegt in der Freiheit der Gnade, nicht in der Freiheit des Willens“ (Charles H. Spurgeon)

Wir sehen also, wo das Problem der „modernen“ Predigtweisen liegt: Viele Prediger sind überzeugt, dass sie ihre Zuhörer überreden müssen, zu glauben. So gehen sie Kompromisse mit dem jeweiligen Zeitgeist ein. Sie wenden Strategien der Psycho-Manipulation an, um erfolgreicher zu sein. Sie rufen dazu auf, ein Gebet nachzusprechen, durch welches man gerettet werden könne. In all dem aber vergessen sie, dass es Gottes freie Gnade ist, die einen Menschen überwinden muss. Denn jeder Sünder kann sich nur gegen Gott entscheiden, bis Gottes starke Hand ihn zu Sich herumreißt und ihn für Sich beansprucht. In diesem Wissen liegt viel Freiheit und Freimut des Predigers: Wir müssen den Sünder nicht bekehren, denn das kann nur Gott. Statt dessen müssen wir in unserem heiligen Amte das Evangelium, die wunderbare Botschaft von der freien und damit unverdienbaren Gnade im Herrn Jesus Christus verkünden. Diese Botschaft von der Gerechtigkeit, der Heiligkeit und der Liebe Gottes, dem göttlichen Zorn, aber auch der göttlichen Gnade, will der Heilige Geist gebrauchen, um die Herzen der Sünder zu erreichen und im Glauben, der auch eine reine Gnadengabe Gottes ist, diese steinernen Herzen erneuern.