Psalm 91
Drei Schutzmauern zum Allerheiligsten
Diese Bestandteile beschreiben den Weg des Glaubens, den Weg zum Vaterherzen Gottes und den Weg der Gemeinde zum Allerheiligsten. Der Vorhof konnte von allen Israeliten besucht werden. Auf dem Brandopferaltar wurden die Tiere für das Sündopfer geopfert. Wenn jemand gesündigt hat, brachte er ein Opfertier zum Tempel. Dort bekannte er dem Priester seine Sünde, legte dem Tier die Hand auf den Kopf und schlachtete es, indem er dem Opfertier die Halsschlagader aufschnitt. Mit dem Auflegen der Hand übertrug er seine Sünde auf das Tier und bekannte mit dem Schächten, dass er eigentlich verdient hätte, zu sterben. Dies diente auch dazu, dass man sich in Zukunft mehr Gedanken machte, was Sünde bedeutet. Der Lohn der Sünde ist der Tod, schrieb Paulus (Römer 6, 23). Jeder Israelit wusste dies, denn seine Sünden kosteten zahlreichen Tieren das Leben. Als eigentliches Opferlamm kam Jesus Christus und starb an unserer Stelle (Hebräer 9, 14). Seither ist es nicht mehr notwendig, für seine Sünden Tiere zu schlachten. Ein für alle Male ist der Herr Jesus gestorben und auferstanden und hat damit unser aller Sünde bezahlt (Hebräer 7, 27).
Das zweite Gerät im Vorhof ist das kupferne Waschbecken. Dort drin mussten die Priester sich jeden Tag, bevor sie ihren Dienst antraten, ihre Hände und Füße waschen. Das Waschbecken war außen ganz kupfern, das heißt, es bestand aus dem Metall, welches damals für Spiegel genutzt wurden. Wer sich also in dem Waschbecken wusch, musste sich die ganze Zeit selbst ansehen, und damit auch seine mangelnde Perfektion erkennen. Jesus griff das Motiv des Vorhofs bei der letzten Zusammenkunft vor der Kreuzigung im Obergemach auf und sagte seinen Jüngern, dass jeder, der einmal ganz gereinigt ist (der sich bekehrt hat) nur noch nötig hat, seine Füße gewaschen zu bekommen (Johannes 13, 10). Die Fußwaschung ist die sich immer wieder erneut wiederholende Bitte: Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldnern (Matthäus 6, 12). Sich gegenseitig die Füße zu waschen bezieht sich somit auch auf die gegenseitige Vergebung.
So ist der Vorhof also das in unserem Leben, was nach außen hin sichtbar ist. Es ist die erstmalige Bekehrung und Abkehr von der Sünde, sowie das tägliche Leben in der Heiligung. Die erste Mauer der Gemeinde ist also das Leben der Gemeindeglieder. Dieser Schutz wird durch die Bereitschaft zur Gemeindezucht aufrechterhalten. Eine Gemeinde, die nicht mehr bereit ist, Gemeindezucht zu üben, hat der Welt und der Sünde ein erstes Tor offengelassen. Das Aufgeben der Gemeindezucht ist ein erster sichtbarer Schritt in die Welt hinein.
Im äußeren Zelt, dem Heiligtum, befinden sich wie bereits festgehalten drei Geräte: Die Menorah, das ist der siebenarmige Leuchter, steht für den Heiligen Geist, welcher der Autor der Bibel ist. Er hat die Schreiber der biblischen Bücher inspiriert und ihnen die richtige Erleuchtung gegeben, um das aufzuschreiben, was Gott allen Generationen und Völkern aller Zeiten sagen möchte, ist aber zugleich auch derjenige, der beim Lesen und Hören das richtige Verständnis des geschriebenen Wortes gibt. Die sieben Leuchter stehen für die Göttlichkeit des Heiligen Geistes und das Öl in ihnen für die geistliche Salbung (1. Johannes 2, 20; 27). Diese ist notwendig, damit wir die Bibel überhaupt verstehen können.
Als Zweites befindet sich da auch der Tisch mit den Schaubroten. Dies sind Brote, die regelmäßig nach genauen Vorgaben neu gebacken und nach ebenso genauen Vorgaben auf diesem Tisch ausgerichtet werden mussten. Jesus sagt von sich selbst: „ICH bin das Brot des Lebens“ (Johannes 6, 48) und: „Niemand lebt vom Brot allein, sondern von einem jeglichen Wort aus dem Munde Gottes“ (Matthäus 4, 4). Jesus ist das fleischgewordene Wort Gottes, man könnte auch sagen das Wort Gottes (die Bibel) in einem menschlichen Körper (Johannes 1, 14).
Das dritte Gerät im Heiligen ist der Räucheraltar. Auf diesem wurden Tag für Tag Rauchopfer dargebracht. Wie wir aus Offenbarung 5, 8 erfahren, ist dieses Rauchopfer ein Sinnbild für unser Gebet. Wenn wir beten, steigen unsere Gebete wie Rauch zu Gott auf und werden von einem Engel in einer Schale überbracht. Auch hier hilft uns der Heilige Geist, denn wir wissen nicht, was wir beten sollen. Er schenkt uns Erkenntnis darüber wenn wir in Gottes Wort lesen, dessen Urheber der Heilige Geist ist.
Die mittlere Schutzmauer ist somit das Zwiegespräch mit Gott, das in erster Linie durch das Lesen der Bibel und das Gebet geschieht. Satan versucht beständig, diese Schutzmauer einzureißen, indem er uns vom Gebet abhält und die Unfehlbarkeit und Allgenügsamkeit der Bibel in Frage stellt. Es stimmt, dass Gott auf unzählige Arten zu uns sprechen kann, doch haben wir alles, was wir brauchen in der Bibel. In ihr finden wir die Antworten auf unsere Fragen. Wir dürfen uns freuen, wenn Gott auch auf andere Arten zu uns spricht, doch dies ist weder heilsnotwendig noch sollen wir es bewusst suchen. Wenn wir auf das Lesen der Bibel verzichten und stattdessen von Gott erwarten, auf andere Weise eine Antwort zu bekommen, ist das Hochmut. Und bekanntlich widersteht Gott den Hochmütigen. Ebenso ist jegliches bewusste Ablehnen von Teilen der Bibel ebendieser Hochmut und führt ins Verderben. Wo die Bibel als ewiger, letztgültiger und in jeder Situation aktueller Maßstab abgelehnt wird, gibt es kein Fundament mehr, das halten kann. Deshalb ist es ja gerade auch diese Schutzmauer, auf die Satan beständig einstürmt.
Im Allerheiligsten, im innersten Raum, da stand die Bundeslade. Dies war eine Art von Truhe, in welcher sich die zwei Tafeln mit den Zehn Worten (Geboten) befanden. Dies war das Gesetz, gegen welches niemand verstoßen durfte und welches das Leben der Israeliten sowohl mit Gott als auch untereinander regelte. Oben auf der Bundeslade war der Sühnedeckel, ein mit Gold überzogener Deckel, auf dem zwei goldene Cherubim waren. In die Mitte zwischen die beiden Cherubim war die Schechina-Herrlichkeit, das ist die Gegenwart Gottes. Dort hin musste jedes Jahr am Jom Kippur (Versöhnungstag) das Blut eines Bockes gespritzt werden. Das Blut deckte die Sünden (gegen das darunter liegende Gesetz) des Volkes zu. Dieses Bedecken ist die Versöhnung, auch Gnade genannt. Die Gnade ist die Kraft des Heiligen Geistes, die uns zur Bekehrung bringt und uns hilft, ein Gott gefälliges Leben zu führen. Wo die Versöhnung geleugnet wird, hat Satan den Tempel ganz eingenommen. Leider ist dies in zunehmend mehr Gemeinden der Fall. Wo die äußerste Schutzmauer einmal gefallen ist, wird es nicht allzu lange dauern, bis die nächste dran kommt. Und auch nach der Zweiten bis zur Dritten ist nur ein kleiner Schritt.
Deshalb lasst uns selbst prüfen, welche unserer Mauern noch intakt sind. Lasst uns kämpfen und nicht aufgeben dabei. In einer Zeit, in welcher zunehmend auch bibeltreue Gemeinden fallende Mauern sehen, ist das nicht einfach. Wir brauchen eine geistliche Erneuerung, gerade besonders auch an den Ausbildungsstätten, den Universitäten, wo Menschen für den Dienst in Gottes Tempel zugerüstet werden. Lasst uns nicht müde werden, die Zentralität des Sühnewerks auf Golgatha, der Unfehlbarkeit und Allgenügsamkeit des Wortes Gottes und des Lebens im Gehorsam nach Gottes Willen festzuhalten. Und lasst uns beten, dass eine Erweckung kommt, eine Erweckung an geistlichen Leitern, die bereit sind, sich ganz und gar dem Wort Gottes zu unterstellen. Mit dem Herrn Jesus auf dem Banner und dem Wort Gottes als zweischneidiges Schwert ist uns der Sieg gewiss.
Der gute Hirte – Gedanken zur Autorität und Verantwortung
Wenn wir danach suchen, was zur Zeit, als Jesus lebte, einen guten Hirten ausmachte, so finden wir:
a. Der Hirte war nicht Besitzer der Herde
Ein Hirte war nie selbst Besitzer „seiner“ Herde, sondern bekam diese von seinem Herrn, dem Kyrios, anvertraut. Bei Schafen war der Begriff Herde ein feststehender Ausdruck, der für die Menge von 300 Schafen stand. Für diese war der Hirte zuständig und vor seinem Herrn verantwortlich. Er konnte nicht nach seinem Belieben mit ihnen umgehen, sondern musste den Befehlen seines Herrn gehorchen und musste vor diesem für all sein Handeln Rechenschaft ablegen. Er war der Verwalter der Herde seines Herrn. Seine Aufgabe war es, im Auftrag seines Herrn gut für die Herde zu sorgen und darauf zu achten, dass es ihr gut geht und sie gut versorgt war.
b. Der Hirte war nicht allein mit seiner Herde
Meist hatte der Hirte noch zwei weitere „Unterhirten“, sogenannte Herdentreiber, bei sich. Diese mussten dem Hirten gehorchen, weil er ihr Chef war, aber sie konnten auch mit aufpassen, dass er gut für die Herde sorgt und dies gegebenenfalls ansprechen. Sie waren seine Untergebenen, aber auch mit verantwortlich für die Herde. Wenn der Hirte alt wurde, so übergab er meist einem von ihnen das Hirtenamt, da sie die Herde schon kannten.
c. Der Hirte kannte seine Schafe
Jedes Schaf bekam vom Hirten einen Namen, bei dem es gerufen wurde (und auf den es auch hörte). Das war extrem wichtig für die ganze Herde, dass der Hirte jedes seiner Schafe gut kannte. Er zählte nicht nur die Anzahl, ob eines fehlte, er kannte auch den Charakter eines jeden seiner Schafe. Nur so konnte er in sinnvoller Frist erkennen, wohin eines seiner Schafe wohl gelaufen war und es dann auch finden. Er konnte nicht tagelang nach einem solchen Schaf suchen, er musste wissen, welches Schaf fehlt, und aufgrund von dessen Charakter suchte er an einer ganz bestimmten Stelle bis er es wieder fand.
d. Der Hirte kannte seine Wege
Ebenso wichtig war es, dass der Hirte genau wusste, wo es lang geht. Er musste wissen, wo er in Tagesfrist einen neuen Platz mit Wasser und genügend frischem Gras fand. Er musste die Gebirge kennen, in welchen die Schafe sich verlaufen konnten. Er musste den Weg seiner Herde sehr gut planen und sich dann auch eisern an diesen Plan halten, damit seine Herde überleben und rechtzeitig wieder zurück sein konnte. Da war sehr viel Disziplin nötig.
e. Der Hirte ging voran und führte die Herde
Da er seine Herde und jedes einzelne seiner Schafe so gut kannte, konnte er vorangehen und ihnen als Vorbild dienen. Die Schafe „wussten“, dass sie ihm vertrauen konnten und folgten ihm weitestgehend von selbst nach. Er war ihr Vorbild und ihr Beschützer, derjenige, der für sie sorgte, sich um sie sorgte und dafür sorgte, dass es ihnen gut ging. Manchmal musste er sie erschrecken, damit sie zur Herde zurück kamen, manchmal auch etwas Schmerzen bereiten, aber alles, um ihr Leben zu schützen. Sie wussten sich bei ihm sicher und beschützt. Sie kannten seine Stimme und vertrauten ihm blind. Wohlgemerkt, sie kannten seine Stimme so gut, dass sie nur auf ihn hörten und vor jeder anderen Stimme zurückschreckten, auch wenn sie verstellt und der des Hirten möglichst ähnlich war.
Es stimmt, dass Macht immer wieder zu Missbrauch dieser Macht führt. Und es stimmt auch, dass niemand vor der Versuchung, seine Macht zu missbrauchen, geschützt ist. Dennoch ist Autorität in Verbindung mit der Verantwortung vor Gott und den Mitmenschen eine von Gott gewollte und eingesetzte und bestätigte Sache. Autorität bedeutet, dass die eingesetzte Autorität ganz praktisch für das Wohlergehen derer, über die er eingesetzt ist, die Verantwortung trägt. Jeder, der in einer solchen Position steht, muss vor Gott und den Mitmenschen Rechenschaft ablegen können für alles Tun und Lassen. Es gibt in einer solchen Position keine Möglichkeit, sich herauszuhalten, um so die Verantwortung abzuschieben. Denn Abschieben ist an sich schon möglich, bedeutet jedoch das mutwillige Unterlassen des Annehmens seiner Verantwortung.
Autorität, die Gott eingesetzt hat, gibt es in folgenden Bereichen:
1. Familie. Hier trägt der Familienvater und Ehemann die Hauptverantwortung für die Ehe und die Familie. Es ist seine Pflicht, für Recht, Ordnung, Gerechtigkeit, Erziehung und Bildung zu sorgen.
2. Gemeinde. Hier ist es der Kreis der Ältesten zusammen mit dem Pastor (oder die Kirchenleitung mit dem Pfarrer). Sie sind für die Lehre, die Organisation, die Seelsorge und die Anwendung der Gemeindezucht verantwortlich.
3. Arbeitsplatz. Hier trägt der Vorgesetzte jeweils über seine Untergebenen die Verantwortung. Auch diese Ordnung muss von uns respektiert werden. Eine Firma kann nur dann gut funktionieren, wenn diese Zusammenarbeit gewährleistet ist.
4. Schule / Universität / Vereine. Auch hier gilt das selbe Prinzip. In der Schule haben Kinder ihren Lehrern zu gehorchen, sie zu respektieren. Auch in Vereinen (zum Beispiel einem Fußballverein) ist es notwendig, dass man sich in die bestehende Hierarchie einordnet.
5. Staat. Auch der Staat, bzw. die Volksvertreter des Staates haben eine solche Aufgabe. Hier gilt zum Beispiel, dass wir die Steuern zahlen, dass wir den Gesetzen des jeweiligen Landes gehorchen, dass wir die Polizei und die Armee ernst nehmen.
Von der anderen Seite her gesehen, haben wir als Autoritätspersonen die Verantwortung vor Gott, gut für diejenigen zu sorgen, die uns anvertraut sind. Es ist unbedingt nötig, dass wir uns immer wieder erneut die Kraft für diese Aufgabe im Gebet holen, im Gespräch mit Gott. Wir wissen, dass wir nicht perfekt sind und hören deshalb auch gerne auf die Meinung derer, die uns anvertraut sind. Wir bestimmen nicht einfach über sie, sondern versuchen, sie in diesen Prozess der Entscheidungsfindung hineinzunehmen. Das Ziel muss immer sein, sie zur Mündigkeit und Verantwortlichkeit anzuleiten. Ein guter Chef gibt sein Wissen an die nächste Generation weiter und hilft dieser, so zu wachsen, dass sie auch wieder gute Chefs hervorbringt, die ihn dereinst würdig ersetzen können.
Die Gottesebenbildlichkeit des Menschen
1. Einleitung
Die ganze Debatte von der Menschenwürde kann nur von einem Gesichtspunkt her ein festes Fundament und eine echte Begründung bekommen: Von der Tatsache, dass jeder Mensch im Bilde Gottes geschaffen ist. Von diesem Wissen muss jede Diskussion ausgehen.
2. Worin die Gottesebenbildlichkeit besteht
a. Die Ähnlichkeit bezüglich der Trinität
Da Gott der Dreieine ist, hat Er die Menschen ebenfalls als eine Dreiheit in der Einheit geschaffen: Nicht eine Dreiheit an Personen, sondern eine Dreiheit an Teilen innerhalb der einen Person des Menschen: Geist, Seele und Leib (1. Thess. 5, 23). Der Geist des Menschen ist hierbei niemals der menschliche Verstand, und genauso wenig dem göttlichen Geist entsprechend, sondern der Teil des Menschen, welcher nach der Neugeburt fähig ist, mit Gott in Verbindung zu treten, und mit dem zusammen zu arbeiten:
„Gottes Geist bezeugt (zusammen) mit unserem Geist, dass wir Gottes Kinder sind“ (Röm. 8, 16). Der Verstand ist mit dem Willen und den Gefühlen zusammen Teil der Seele. Der Leib ist der körperliche, materielle Teil des Menschen. Keiner dieser drei „Teile“ darf bevorzugt oder vernachläßigt werden. Leider gibt es auch heute noch viele neuplatonische Strömungen, die den menschlichen Leib nur als Gefängnis der Seele und des Geistes sehen und damit verdammen. Jede Bemerkung in der Richtung, dass seelische Heilung wichtiger sei als körperliche Heilung, geht genau in diese Richtung!
b. Die Fähigkeit zur Kommunikation (im urspr. Sinne) mit Gott und Menschen
Gerade für die Ausführung des göttlichen Auftrags, sich zu vermehren und die Schöpfung untertan zu machen, ist die Fähigkeit zur Kommunikation unverzichtbar. (Wikipedia: „Kommunikation stammt aus dem Lateinischen communicare und bedeutet teilen, mitteilen, teilnehmen lassen“) Erst durch die Zusammenarbeit von Menschen, in der ersten Schöpfung war dies diejenige des Menschen und seiner Gehilfin, war dieser Auftrag auszuführen überhaupt erst möglich geworden. Zugleich ist auch die Kommunikation mit dem Erschaffer von Himmel und Erde Selbst eine äußerst wichtige Komponente menschlichen Daseins. Nur so konnte die erste Menschheit vor dem Sündenfall und dessen Folgen gewarnt werden. Aber auch die innige liebevolle Beziehung zu Seinem Schöpfer kann der Mensch nur durch die Anwendung dieser von Gott geschaffenen Kommunikation leben.
c. Die moralische Fähigkeit (Verantwortlichkeit)
Vom ersten Moment nach der Schöpfung an zog Gott den Menschen zur Verantwortung für sein Verhalten. Der Mensch bekam klare Richtlinien, an welche er sich zu halten hatte und strukturierte Aufgaben:
-Sich zu vermehren und auszubreiten
-Sich die Erde untertan zu machen
-Das Land zu bebauen
-Den Tieren Namen zu geben (dies ist eigentlich ein Teil des untertan Machens)
-Nicht von dem Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen essen
Da Gott dem Menschen zugleich auch die Folgen falschen Verhaltens nannte, war er letztlich vom ersten Moment an auch moralisch eigenverantwortlich für sich und seine Gehilfin. Hieraus leitet sich auch die Tatsache ab, dass jeder Mensch für sein Tun selbst verantwortlich ist und bereit sein soll, die Konsequenzen dafür vollumfänglich zu tragen.
d. Die intellektuelle Fähigkeit (Denkvermögen)
Die Anwendung der Sprache für die Kommunikation ist ein wichtiger Ausdruck dieser intellektuellen Fähigkeit des Menschen. Man kann in den ersten Worten des Menschen, als er seine Gehilfin sah und solch ein wunderschönes Gedicht auf seine Gehilfin dichtete, sehen, dass dieser Intellekt kein Produkt langjähriger Evolution ist, sondern als Ausdruck des allweisen Gottes eine Wesensart des Menschen.
e. Die kreative Fähigkeit
Zusammen mit dem Intellekt hat Gott den Menschen auch mit einer wahrhaft bewundernswerten Kreativität beschenkt. Kreativität beinhaltet die Möglichkeit, neue Dinge zu ersinnen und zu schaffen. Auch hier ist die menschliche Kreativität nicht mit derjenigen Gottes gleichzusetzen, sondern ist ein sehr gutes Abbild der göttlichen Kreativität: Der Mensch ist nicht imstande, aus dem Nichts etwas Seiendes zu kreieren (bara), aber doch aus Bestehendem etwas ganz Neues (asah).
f. Die emotionale Fähigkeit
Auch diese Fähigkeit kommt zum Ausdruck in dem Ausruf des Entzückens: „Das ist nun einmal Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch! Die soll Männin heißen; denn sie ist dem Mann entnommen!“
Die Möglichkeit, sich der Emotionalität zu erfreuen, hat der Mensch auf seine ganz besondere Art bekommen. Obwohl es heute im Zeitalter der Psychomanipulation möglich ist, durch gewisse Hormone „Gefühlsschübe“ herzustellen, entspricht dies niemals dem göttlichen Wunsch nach echtem emotionalem Austausch, den Er in Sich Selbst hat (das ist der Austausch zwischen Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiligem Geist), und den Er dem Menschen in sein Inneres gelegt hat.
g. Die Ganzheitlichkeit dieser Fähigkeiten
Das „Lasst uns…“ in 1. Mose 1, 26 lässt etwas von dieser vollkommenen Harmonie Gottes erahnen, die Jesus auch in Joh 17, 20 – 23 beschreibt. Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist sind drei Personen des einen Gottes, und doch in Sich Selbst völlig eins, in perfekter Harmonie.
Vor dem Sündenfall war die Ganzheit des menschlichen Abbildes Gottes in dieser Harmonie. Alle Fähigkeiten des Menschen waren in ihrer Vollkommenheit ausgebildet und sollten dem Menschen helfen, seine Aufgaben zu bewältigen.
Diese Ganzheitlichkeit ist auch heute noch sichtbar in den Überresten einer durch den Sündenfall pervertierten Welt in der Ganzheitlichkeit:
-der Schöpfung
-der wiederhergestellten Beziehung Gottes mit dem Menschen
-der allumfassenden Liebe Gottes zu Seiner Schöpfung
-den allumfassenden Zielen, die Gott mit Seiner Schöpfung, insbesondere auch deren Krone, hat.
3. Konklusion
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass der Mensch, wie Gott ihn geschaffen hat, die göttlichen Fähigkeiten der Kommunikation, der Verantwortlichkeit, der Intellektualität, der Kreativität und der Emotionalität in ihrer Ganzheitlichkeit besitzt. Diese Fähigkeiten dienen dazu, Gott und dem Mitmenschen innerhalb seiner Aufgaben und des sozialen Gefüges in Liebe dienen zu können. Aufgrund all dieser Fähigkeiten, für die der Mensch geschaffen ist, hat jeder Mensch vom Moment seiner Zeugung an Würde, die durch nichts wegdiskutiert oder zerstört werden kann. Es ist Aufgabe des Staates, der Gemeinde und jedes einzelnen Menschen, diese Würde zu respektieren und zu schützen.