Buchrezension: Gott wieder finden und warum es gar nicht nötig ist, ihn zu suchen

Heyes, Zacharias, Gott wieder finden und warum es gar nicht nötig ist, ihn zu suchen, Vier-Türme-Verlag Münsterschwarzach, 1. Aufl. 2018, 159 S., Verlagslink, Amazon-Link

Zunächst muss ich vorausschicken, dass ich dieses Buch nicht als Katholik lese, sondern als Evangelikaler, als Freikirchler und als bibeltreuer Theologe, und mir deshalb manche Dinge fremd sind, die darin beschrieben werden. Ich war noch nie katholisch, habe mich aber immer wieder mit Menschen getroffen und diskutiert und dabei so manches gelernt. Dennoch sollte insofern meine Rezension mit diesem Wissen im Hinterkopf gelesen werden, denn mir sind bis heute einige Dinge der römisch-katholischen Kirche fremd geblieben. Der Verlag hatte mich gebeten, das Buch zu rezensieren, und nach einigem Zögern habe ich mich dazu bereit erklärt, denn bald wurde mir klar, wie vieles ich anders sehe und deshalb auch kritisch sehen werde. Da der Verlag meine Rezension dennoch wünscht, werde ich sie nun posten.

Was durch das ganze Buch hindurchscheint, ist die strahlende Lebensfreude des Autors, der den Leser mitnehmen möchte auf eine abenteuerliche Reise zu seinen Mitmenschen. Das muss ich ganz klar sagen, der Autor ist ein sehr sympathischer Mensch, dessen Gedanken versuchen, den Leser anzustecken und auf sein menschliches Gegenüber zu fixieren. Als Notfallseelsorger, katholischer Mönch und Gästebegleiter der Abtei Münsterschwarzach kommt er mit vielen verschiedenen Menschen in Berührung. Er hat die Gabe, tief nachzudenken und bei und mit den Menschen zu sein – auch gerade in ihrem Leid oder ihrem Mangel. Das alles zusammen sind positive Eigenschaften, die mich für den Autor eigentlich einnehmen. Auf der persönlichen Ebene stehe ich Zacharias Heyes sehr nahe, und vermute, dass wir auch biographisch bestimmte Erfahrungen teilen. Nur inhaltlich konnte mich das Buch leider nicht überzeugen. Nachfolgend meine Gedanken dazu:

Wenn ich ein Buch lese, dann beginne ich nicht gleich mit dem Vorwort oder dem ersten Kapitel, sondern als erstes denke ich eine Weile über den Titel nach. Ich stelle mir Fragen zum Titel, die ich beim Lesen des Buches aus der Sicht des Autors zu beantworten suche. Ich frage mich, was der Autor mit dem Titel aussagen möchte, und bei diesem Buch war mein spontan erster Gedanke folgender: „Der Titel klingt sehr interessant! Man könnte ihn gut gebrauchen, um davon ausgehend einige verbreitete Missverständnisse zu Gottes Transzendenz und Immanenz zu beantworten. Ich möchte wissen, wie der Autor das „Gott suchen“ definiert, das er nicht nötig findet.“ Nochmal etwas einfacher: Es gibt verschiedene Vorstellungen, was „Gott suchen“ bedeutet. Der Titel wäre sehr gut, wenn man ein Buch über diese Vorstellungen schreiben wollte und mit den falschen davon aufräumen wollte. Doch leider hat es der Autor auf knapp 160 Seiten nicht geschafft, auch nur einmal darüber zu schreiben, was er mit dem Begriff „Gott suchen“ im Titel meint. Er schreibt davon, dass wir Gott nicht suchen müssten, weil es Gott ist, der uns sucht (was den zweiten Teil dieser ersten Aussage betrifft, stimme ich ihm zu) und dass Gott in allen Menschen zu finden sei (dazu weiter unten noch mehr). Aber wogegen er eigentlich schreibt, wird nicht klar. Insofern ist der Titel irreführend, denn er übergeht nicht nur eine ganze Reihe von klaren Aussagen im Alten und Neuen Testament (z. B. 1. Chr. 16,10 – 11; 2. Chr. 7,14, Ps. 9,11, Ps. 27,4, Ps. 63,2, Ps. 119,10, Jer. 29,12-14, Am. 5,5-6, Matth. 7,7-8, Kol. 3,1 u.v.a.m.). Die große Frage muss deshalb sein: Wie sucht man Gott? Und diese Frage wird nicht beantwortet, sondern geradezu umgangen, indem man auf den Mitmenschen zurückgeworfen wird, in welchem man Gott finden soll.

Das Zweite, was mich interessiert hat, ist das Bibelverständnis des Autors. Und hier wurde ich leider nicht weniger enttäuscht. Gut, Enttäuschung ist ein heilsamer Prozess, aber in dem Fall hat sie nicht dazu geführt, dass ich das Buch besonders ansprechend fand. Es gibt keine Stelle, an welcher Heyes transparent über sein Verständnis von Gottes Wort berichten würde – aber überall findet man sein Bibelverständnis in der Praxis angewandt. Heyes versucht gar nicht erst, die Bibel mit der Bibel auszulegen, sondern er nimmt aus den modernen Wissenschaften ziemlich unkritisch alle möglichen Aussagen und versucht dann, in der Bibel Beispiele dafür zu finden, um sozusagen zu zeigen, dass man die Bibel auch so verstehen könne. Nun muss man aber wissen, wenn man nur will, kann man so ziemlich unbeschränkt alles irgendwie in die Bibel hineinlesen. Zumindest um Ecken und auf Biegen oder Brechen. Das ist dann nicht mehr Auslegung der Bibel („Exegese“ genannt), sondern ein Hineinlesen („Eisegese“). So kommen Aussagen aus der Befreiungstheologie, dem Feminismus, aus dem materialistischen Weltbild, und immer wieder wird kritisiert, wie die weltweite Kirche während vielen Jahrhunderten die Bibel verstanden und ausgelegt hatte. Es war mir schon länger bekannt, dass die historisch-kritische Methodologie seit dem Zweiten Vatikanum auch in die römisch-katholische Kirche Einzug gefunden hat. Und doch habe ich mit vielen Katholiken im persönlichen Gespräch gerade deshalb eine gemeinsame Basis gefunden, weil wir gemeinsam die Bibelkritik ablehnen. Dass nun hier in einem Buch, das eigentlich nicht nur für Studenten der katholischen Theologie geschrieben wurde, diese so deutlich angewandt wird, ist nicht gerade dazu angetan, um Vorurteile abzubauen.

Zacharias Heyes führt den Leser durch eine Anzahl bestens bekannter Begebenheiten, die in der Bibel berichtet werden, und sucht dabei immer nach der heutigen Bedeutung für uns. Das führt zuweilen zu ganz interessanten Widersprüchen. Etwa die Stelle, wo Mose von Gott aufgefordert wird, die Schuhe auszuziehen, weil er auf heiligem Boden stehe, wird dann direkt umgedeutet, dass der Boden überall heilig sei. Nun würde das aber auch konsequenterweise bedeuten, dass es ein allgemeines Schuhverbot bräuchte. Doch so weit möchte der Autor dann wohl doch nicht gehen, weswegen der Befehl des Schuhausziehens kurzerhand unterschlagen wird. Letztlich fehlt Heyes das Verständnis für die Transzendenz Gottes, die gesamte Spannung zwischen der Transzendenz und Immanenz wird auf die Seite der Immanenz aufgelöst, und damit ist Gott derjenige, welcher immer und überall zu finden ist – was nicht ganz falsch ist, aber eines fehlt dabei: Gott ist immer in Jesus Christus und immer in Seinem Wort, der Bibel, zu finden. Weil das aber zu exklusivistisch ist, bleibt dieses Alleinrettungsmerkmal Jesu Christi außen vor und der Träger des göttlichen Daseins ist damit plötzlich der Mitmensch.

Ich muss an der Stelle noch etwas ausholen. Wie zu Beginn geschrieben ist es mir sehr sympathisch, dass der Autor darum wirbt, dass die Menschen aufeinander zu gehen und einander helfen, einander verstehen möchten und gemeinsam leben, lieben, lachen und weinen. Das betrifft Menschen über alle Grenzen von Kulturen und Religionen. Und doch – der Synkretismus dieses Buches geht mir zu weit. Die Rede von „Gott in jedem Menschen finden“ ist irreführend, denn die Unterscheidung zwischen Gott im Menschen im Sinne von Gottes Ebenbild und Gott im Menschen als einem Menschen, der an den stellvertretenden Sühneopfertod Jesu am Kreuz glaubt, wird weggelassen. Und diese Unterscheidung könnte grundlegender nicht sein. Es ist von enormer Wichtigkeit, dass gerade in unserer Zeit der Beliebigkeit wieder klargemacht wird, dass es ohne Kreuzestod Jesu keine Wiederherstellung der persönlichen Beziehung zu Gott gibt. Zu diesem Synkretismus passt leider auch die Befürwortung heidnisch-okkulter Praktiken wie der Zen-Meditation oder die Überschrift „Für den Zeitgeist“ (S. 146). Das Evangelium stellt jede Kultur in Frage und ist deshalb auch jedem säkularen Zeitgeist entgegengesetzt. Leider kann dieses Kapitel am Ende des Buches auch nicht überraschen.

Fazit:

Ein leidenschaftliches Buch mit vielen guten Gedanken, die gesamte Tendenz jedoch eher fragwürdig, synkretistisch und auf das diesseitige Leben beschränkt. Eine Bewertung in Punkten oder Sternen ist mir nicht möglich.

18. Frage im Westminster Katechismus

18. Frage: Worin besteht die Sündhaftigkeit des Zustandes, in welchen der Mensch fiel?
18. Antwort: Die Sündhaftigkeit des Zustandes, in welchen der Mensch fiel, besteht in der Schuld von Adams erster Sünde43, der Mangel an ursprünglicher Gerechtigkeit44, und die Verderbnis seiner ganzen Natur45, welche gewöhnlich Ursünde genannt wird, zusammen mit allen tatsächlichen Übertretungen, die ihr folgen46.
Bibelstellen dazu:
43 Römer 5, 12: Deshalb, wie durch “einen” Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und der Tod durch die Sünde, so ist der Tod zu allen Menschen durchgedrungen, weil sie alle gesündigt haben. Römer 5, 19: Denn wie durch den Ungehorsam des einen Menschen die Vielen zu Sündern geworden sind, so werden auch durch den Gehorsam des Einen die Vielen zu Gerechten.
44 Römer 3, 10: Wie geschrieben steht: Da ist keiner, der gerecht ist, auch nicht einer. Kolosser 3, 8 – 10:Nun aber legt alles ab von euch: Zorn, Grimm, Bosheit, Lästerung, schandbare Worte aus eurem Munde; belügt einander nicht; denn ihr habt den alten Menschen mit seinen Werken ausgezogen und den neuen angezogen, der erneuert wird zur Erkenntnis nach dem Ebenbild dessen, der ihn geschaffen hat. Epheser 4, 24: Und zieht den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit.
45 Psalm 51, 5: Denn ich erkenne meine Missetat, und meine Sünde ist immer vor mir. Johannes 3, 6: Was vom Fleisch geboren ist, das ist Fleisch; und was vom Geist geboren ist, das ist Geist. Römer 3, 18: Es ist keine Gottesfurcht bei ihnen (Psalm 36,2). Römer 8, 7 – 8: Denn fleischlich gesinnt sein ist Feindschaft gegen Gott, weil das Fleisch dem Gesetz Gottes nicht untertan ist; denn es vermag es auch nicht. Die aber fleischlich sind, können Gott nicht gefallen. Epheser 2, 3: Unter ihnen haben auch wir alle einst unser Leben geführt in den Begierden unsres Fleisches und taten den Willen des Fleisches und der Sinne und waren Kinder des Zorns von Natur wie auch die andern.
46 1. Mose 6, 5: Als aber der HERR sah, dass der Menschen Bosheit groß war auf Erden und alles Dichten und Trachten ihres Herzens nur böse war immerdar Psalm 53, 2 – 4: Die Toren sprechen in ihrem Herzen: »Es ist kein Gott.« Sie taugen nichts; ihr Freveln ist ein Gräuel; da ist keiner, der Gutes tut. Gott schaut vom Himmel auf die Menschenkinder, dass er sehe, ob jemand klug sei und nach Gott frage. Aber sie sind alle abgefallen und allesamt verdorben; da ist keiner, der Gutes tut, auch nicht “einer.” Matthäus 15, 19:Denn aus dem Herzen kommen böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsches Zeugnis, Lästerung. Römer 3, 10 – 18:wie geschrieben steht: »Da ist keiner, der gerecht ist, auch nicht einer. Da ist keiner, der verständig ist; da ist keiner, der nach Gott fragt. Sie sind alle abgewichen und allesamt verdorben. Da ist keiner, der Gutes tut, auch nicht einer (Psalm 14,1-3). Ihr Rachen ist ein offenes Grab; mit ihren Zungen betrügen sie (Psalm 5,10), Otterngift ist unter ihren Lippen (Psalm 140,4); ihr Mund ist voll Fluch und Bitterkeit (Psalm 10,7). Ihre Füße eilen, Blut zu vergießen; auf ihren Wegen ist lauter Schaden und Jammer, und den Weg des Friedens kennen sie nicht (Jesaja 59,7-8). Es ist keine Gottesfurcht bei ihnen (Psalm 36,2).« Galater 5, 19 – 21:Offenkundig sind aber die Werke des Fleisches, als da sind: Unzucht, Unreinheit, Ausschweifung, Götzendienst, Zauberei, Feindschaft, Hader, Eifersucht, Zorn, Zank, Zwietracht, Spaltungen, Neid, Saufen, Fressen und dergleichen. Davon habe ich euch vorausgesagt und sage noch einmal voraus: Die solches tun, werden das Reich Gottes nicht erben. Jakobus 1, 14 – 15: Sondern ein jeder, der versucht wird, wird von seinen eigenen Begierden gereizt und gelockt. Danach, wenn die Begierde empfangen hat, gebiert sie die Sünde; die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, gebiert den Tod.

17. Frage im Westminster Katechismus

17. Frage: In welchen Zustand brachte der Fall die Menschheit?
17. Antwort: Der Fall brachte die Menschheit in einen Zustand von Sünde und Elend42.
Bibelstellen dazu:
42 1. Mose 3, 16 – 19: Und zur Frau sprach er: Ich will dir viel Mühsal schaffen, wenn du schwanger wirst; unter Mühen sollst du Kinder gebären. Und dein Verlangen soll nach deinem Mann sein, aber er soll dein Herr sein. Und zum Mann sprach er: Weil du gehorcht hast der Stimme deiner Frau und gegessen von dem Baum, von dem ich dir gebot und sprach: Du sollst nicht davon essen -, verflucht sei der Acker um deinetwillen! Mit Mühsal sollst du dich von ihm nähren dein Leben lang. Dornen und Disteln soll er dir tragen, und du sollst das Kraut auf dem Felde essen. Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du wieder zu Erde werdest, davon du genommen bist. Denn du bist Erde und sollst zu Erde werden. Römer 3, 16: Auf ihren Wegen ist lauter Schaden und Jammer. Römer 5, 12:Deshalb, wie durch “einen” Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und der Tod durch die Sünde, so ist der Tod zu allen Menschen durchgedrungen, weil sie alle gesündigt haben. Epheser 2, 1: Auch ihr wart tot durch eure Übertretungen und Sünden.

16. Frage im Westminster Katechismus

16. Frage: Fiel die ganze Menschheit in Adams erster Übertretung?
16. Antwort: Der Bund wurde mit Adam40 nicht nur für ihn selbst gemacht, sondern für seine Nachkommenschaft; die ganze Menschheit, die durch natürliche Fortpflanzung von ihm abstammt, sündigte in ihm und fiel in seiner ersten Übertretung41.
Bibelstellen dazu:
40 1. Mose 2, 16 – 17: Und Gott der Herr gebot dem Menschen und sprach: Von jedem Baum des Gartens darfst du nach Belieben essen; aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tag, da du davon isst, musst du gewisslich sterben! Jakobus 2, 10: Denn wer das ganze Gesetz hält, sich aber in einem verfehlt, der ist in allem schuldig geworden.
41 Römer 5, 12 – 21: Darum, gleichwie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und durch die Sünde der Tod, und so der Tod zu allen Menschen hingelangt ist, weil sie alle gesündigt haben (denn schon vor dem Gesetz war die Sünde in der Welt; wo aber kein Gesetz ist, da wird die Sünde nicht in Rechnung gestellt. Dennoch herrschte der Tod von Adam bis Mose auch über die, welche nicht mit einer gleichartigen Übertretung gesündigt hatten wie Adam, der ein Vorbild dessen ist, der kommen sollte. Aber es verhält sich mit der Gnadengabe nicht wie mit der Übertretung. Denn wenn durch die Übertretung des Einen die Vielen gestorben sind, wie viel mehr ist die Gnade Gottes und das Gnadengeschenk durch den einen Menschen Jesus Christus in überströmendem Maß zu den Vielen gekommen. Und es verhält sich mit dem Geschenk nicht so, wie mit dem, was durch den Einen kam, der sündigte. Denn das Urteil [führt] aus der einen [Übertretung] zur Verurteilung; die Gnadengabe aber [führt] aus vielen Übertretungen zur Rechtfertigung. Denn wenn infolge der Übertretung des Einen der Tod zur Herrschaft kam durch den Einen, wie viel mehr werden die, welche den Überfluss der Gnade und das Geschenk der Gerechtigkeit empfangen, im Leben herrschen durch den Einen, Jesus Christus!) Also: wie nun durch die Übertretung des Einen die Verurteilung für alle Menschen kam, so kommt auch durch die Gerechtigkeit des Einen für alle Menschen die Rechtfertigung, die Leben gibt. Denn gleichwie durch den Ungehorsam des einen Menschen die Vielen zu Sündern gemacht worden sind, so werden auch durch den Gehorsam des Einen die Vielen zu Gerechten gemacht. Das Gesetz aber ist daneben hereingekommen, damit das Maß der Übertretung voll würde. Wo aber das Maß der Sünde voll geworden ist, da ist die Gnade überströmend geworden, damit, wie die Sünde geherrscht hat im Tod, so auch die Gnade herrsche durch Gerechtigkeit zu ewigem Leben durch Jesus Christus, unseren Herrn. 1. Korinther 15, 22: denn gleichwie in Adam alle sterben, so werden auch in Christus alle lebendig gemacht werden.

14. Frage im Westminster Katechismus

14. Frage: Was ist Sünde?
14. Antwort: Sünde ist jeder Mangel an Übereinstimmung mit dem Gesetz Gottes oder jede Übertretung desselben38.
Bibelstellen dazu:
38 3. Mose 5, 17: Und wenn eine Seele sündigt und irgend etwas von alledem tut, was der Herr verboten hat und man nicht tun soll, auch wenn sie es nicht gewusst hat, so ist sie [dennoch] schuldig und trägt ihre Schuld. Jakobus 4, 17: Wer nun Gutes zu tun weiß und es nicht tut, für den ist es Sünde. 1. Johannes 3, 4: Jeder, der die Sünde tut, der tut auch die Gesetzlosigkeit; und die Sünde ist die Gesetzlosigkeit.

13. Frage im Westminster Katechismus

13. Frage: Blieben unsere ersten Eltern in dem Zustand, in dem sie geschaffen wurden?
13. Antwort: Unsere ersten Eltern, der Freiheit ihres Willens überlassen, fielen aus dem Zustand, in dem sie geschaffen wurden, durch die Sünde gegen Gott37.
Bibelstellen dazu:
37 1. Mose 3, 6 – 8: Und die Frau sah, daß von dem Baum gut zu essen wäre, und daß er eine Lust für die Augen und ein begehrenswerter Baum wäre, weil er weise macht; und sie nahm von seiner Frucht und aß, und sie gab davon auch ihrem Mann, der bei ihr war, und er aß. Da wurden ihnen beiden die Augen geöffnet, und sie erkannten, daß sie nackt waren; und sie banden sich Feigenblätter um und machten sich Schurze. Und sie hörten die Stimme Gottes des Herrn, der im Garten wandelte, als der Tag kühl war; und der Mensch und seine Frau versteckten sich vor dem Angesicht Gottes des Herrn hinter den Bäumen des Gartens. 2. Korinther 11, 3: Ich fürchte aber, es könnte womöglich, so wie die Schlange Eva verführte mit ihrer List, auch eure Gesinnung verdorben [und abgewandt] werden von der Einfalt gegenüber Christus.

Das Wesen echter Buße in der Seelsorge

Wir haben im letzten Post mit dem Zitat von Thurneysen gesehen, dass die Sünde dem Menschen gefällt. Damit eine bleibende Veränderung im Leben eines Ratsuchenden entstehen kann, ist echte Buße notwendig. Thomas Watson nennt sechs Merkmale echter Buße (Watson, Thomas, Die Lehre der Buße, 3L-Verlag, 2006)
1. Einsicht der Sünde. Es ist wichtig, dass der Ratsuchende erkennen kann, was Sünde ist, nämlich die Feindschaft gegen Gott. Der natürliche Mensch kennt diese Einsicht gar nicht, denn sein Herz ist verhärtet, so dass es ihm unmöglich ist, sie als Feindschaft gegen Gott zu erkennen. In Wahrheit ist aber jede Sünde aus dem Unglauben entstanden. Watson schreibt dazu: “Daraus schließe ich, dass es dort, wo keine Einsicht in der Sünde vorhanden ist, auch keine Buße geben kann. Viele, die Fehler bei anderen erspähen, sehen keine bei sich selbst. Sie rufen, dass sie gute Herzen hätten. Ist es nicht eigenartig, dass zwei miteinander leben und gemeinsam essen und trinken, einander aber nicht kennen? Das ist bei einem Sünder der Fall. Sein Leib und seine Seele leben miteinander, arbeiten miteinander, und doch ist er mit sich selbst nicht vertraut. Er kennt sein eigenes Herz nicht, und weiß nicht, was für eine Hölle er mit sich herumträgt.” (S. 32)
2. Bekümmernis um der Sünde willen. Die Bekümmernis selbst ist weder die Buße noch ein untrügliches Zeichen für Buße – aber wo echte Buße stattfindet, hat sie ihren Platz. Wer seine Sünde erkannt hat, der hat eingesehen, dass er gegen Gott – und in erster Linie nur gegen Gott – gesündigt hat. Daraus resultiert diese Bekümmernis, die zeigt, dass man ein Stück weit das Ausmaß dieser Sünde begriffen hat. Watson geht hier darauf ein, dass die Bibel diese Bekümmernis als “Zerbrechen des Herzens” und als “zerbrochenen Geist” bezeichnet. Und so fühlt sie sich auch wirklich an.
3. Bekenntnis der Sünde. Wer die Sünde eingesehen hat, wird darauf mit einer Selbstanklage reagieren. Der Mensch hat die Wahl zwischen der Anklage durch Satan, der ihn vor Gott verklagen will, oder der Selbstanklage, dem Gerichtsspruch über uns selbst. Das ist in der seelsorgerlichen Aussprache wichtig, dass diese Wahl gestellt wird. Watson weist auf 1. Kor. 11, 31 hin: “Denn wenn wir uns selbst richteten, würden wir nicht gerichtet werden”. Dieses Bekenntnis, die Selbstanklage, ist der Ausgangspunkt für das Zusprechen der Vergebung durch den Seelsorger. Solange ein Mensch noch sagen kann: Ja, ABER… das und jenes hat mich dazu gebracht…, so lange ist es kein echtes Bekenntnis, sondern nur der vergebliche Versuch einer Entschuldigung.
4. Scham für die Sünde. So, wie Adam sich für seine Sünde schämte, weil er die Herrlichkeit vor Gott verloren hatte, so schämt sich auch ein bußfertiger Sünder vor seinem Gott. Doch nicht mit dem Verstecken der Sünde, wie Adam es tat, sondern vielmehr mit der Bereitschaft, es sogleich vor den Thron Gottes zu bringen. Watson hierzu: “Es gibt manche, die von diesem heiligen Erröten so weit entfernt sind, dass sie sogar stolz sind auf ihre Sünden. Sie sind stolz auf ihr langes Haar. Das sind die Nasiräer des Teufels.” (S. 55)
5. Hass gegen die Sünde. Auch hier hat Watson klare Worte gefunden: “Jemand, der wirklich bußfertig ist, verabscheut die Sünde. Wenn ein Mensch das verabscheut, was seinen Magen krank macht, wird er vielmehr das verabscheuen, was sein Gewissen krank macht.” (S. 56) Probleme entstehen sehr oft aus einer Liebe zur Sünde, die es dem Ratsuchenden schwer macht, sie ganz zu lassen. Deshalb muss diesem Hass zuerst die Erkenntnis vorangehen, was Sünde ist und was sie bewirkt.
6. Abkehr von der Sünde. “Es ist das Leben der Buße, wenn man der Sünde stirbt. An demselben Tag, an dem der Christ sich von der Sünde abkehrt, muss er sich zu einem ewigen Fasten verpflichten. Das Auge muss von unreinen Blicken fasten. Die Zunge muss von Flüchen fasten. Die Hände müssen von Bestechungsgeld fasten. Die Füße müssen von dem Weg der Hure fasten. Und die Seele muss von der Liebe zur Gesetzlosigkeit fasten. Diese Abkehr von der Sünde impliziert eine merkliche Veränderung.” (S. 63) Die Abkehr besteht nicht nur aus dem Verlassen der Sünde, sondern sie ist vielmehr eine Zuwendung zu Gott und Seinem Willen.
Der Apostel Paulus schreibt dies so: “Darum legt die Lüge ab und redet die Wahrheit, jeder mit seinem Nächsten, denn wir sind untereinander Glieder. Zürnt ihr, so sündigt nicht: Die Sonne gehe nicht unter über eurem Zorn. Gebt auch nicht Raum dem Teufel! Wer gestohlen hat, der stehle nicht mehr, sondern bemühe sich vielmehr, mit seinen Händen etwas Gutes zu erarbeiten, damit er dem Bedürftigen etwas zu geben habe. Kein schlechtes Wort soll aus eurem Mund kommen, sondern was gut ist zur Erbauung, wo es nötig ist, damit es den Hörern Gnade bringe.” (Epheser 4, 25 – 29)
Hier wird das Ablegen der Sünde und das Anziehen von Gottes Willen sehr schön erläutert. Niemand kann neutral leben, jeder tut entweder Gottes Willen – oder das Gegenteil davon. Und wer bisher in Sünde gelebt hat, soll seine Bußfertigkeit durch das Ersetzen der Sünde mit Gutestun bezeugen. Es hilft dabei, zu wissen, dass wir nicht allein sind in diesen täglichen Kampf, sondern jede und jeder so gewisse Schwachstellen hat. Wir sind gemeinsam auf dem Weg – und der Herr hat versprochen: Siehe, Ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende. Amen!

Der Lauf des Glaubens

Da wir nun eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, so lasst uns jede Last ablegen und die Sünde, die uns so leicht umstrickt, und lasst uns mit Ausdauer laufen in dem Kampf, der vor uns liegt, indem wir hinschauen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens, der um der vor ihm liegenden Freude willen das Kreuz erduldete und dabei die Schande für nichts achtete, und der sich zur Rechten des Thrones Gottes gesetzt hat. (Hebr. 12, 1 – 2)

Der Autor des Hebräerbriefs gebraucht hier das Bild von einem antiken Rennen bei den olympischen Spielen. Es ist ein Langstreckenlauf, bei dem aber nicht alle aufs Mal teilnehmen können. Der Lauf findet mehrere Male statt, und immer diejenigen, welche schon gelaufen waren, setzten sich auf die Tribüne und feuerten die weiteren Läufer an. Dies ist ein Bild, das der uns nicht bekannte Autor des Hebräerbriefes gebraucht, um uns zu zeigen: Leute, seht mal, da oben sitzen viele andere Läufer, die vor uns bereits gelaufen sind. Sie dienen uns zum Vorbild, wir dürfen aus ihren Fehlern und ihrem großen Glaubensleben lernen. Im Kapitel 11 hatte er einige davon erwähnt: Abel, Henoch, Noah, Abraham, Mose, Rahab und viele mehr. Wir heute haben noch viel mehr Vorbilder in dieser “Wolke von Zeugen”, von denen wir lernen dürfen: Paulus, Petrus, der Kirchenvater Augustinus, die Reformatoren, John Wesley und Jonathan Edwards und viele weitere mehr. Vielleicht kennen wir auch im persönlichen Leben solche Vorbilder? Mit allen diesen haben wir ein gemeinsames Ziel: Den Lauf des Glaubens bis zum Ende weiter zu gehen und in die Ewigkeit zum Herrn Jesus eintreten zu dürfen.

Wer mit einem schweren Rucksack am Rücken oder mit Steinen oder Bleiplatten in den Taschen bei einem Rennen mitmacht, wird nicht so schnell vorwärtskommen. Man kennt das aus der früheren Seefahrt: Ein Handelsschiff, das von Seeräubern verfolgt wurde, musste allen “Ballast” abwerfen, um schneller segeln zu können. Wir haben vielerlei an Sorgen, die unseren Rucksack beschweren. Diese dürfen wir ablegen, indem wir sie dem Herrn Jesus übergeben. Auf Ihn sollen wir die Sorgen werfen, also sie im Gebet richtiggehend wegschleudern, und dann zusehen, dass wir sie nicht wieder erneut an uns reißen. Das ist die große Gefahr.

Auch Sünden müssen abgelegt werden. Falsches Verhalten sollte man nicht nur ablegen, sondern vielmehr durch richtiges Verhalten ersetzen. Ein Beispiel ist uns im Epheserbrief 4, 25 – 31 gegeben. Da nennt Paulus verschiedene falsche Verhaltensweisen, die durch die Richtige ersetzt werden sollen. Lüge sollen wir ablegen, aber stattdessen nicht einfach nichts mehr sagen, sondern vielmehr durch das richtige Verhalten, nämlich die Wahrheit zu sagen, ersetzen. Wer bisher gestohlen hat, soll nicht nur aufhören mit Stehlen, sondern dies durch eigene Arbeit ersetzen, durch die er andere unterstützen kann, die noch weniger haben als er. Ein besonderes Problem der heutigen Christenheit sehe ich auch in der Kritik-Kultur. Darunter verstehe ich: Bei allem immer zuerst gleich das Schlechte zu sehen. Wir haben zunächst die Aufgabe, erbauend zu sein. Das kann man aber nicht, indem man nur kritisiert. Es braucht das Verständnis des Anderen, das eine Vertrauensbeziehung aufbauen kann. Innerhalb dieser ist Kritik durchaus gut und wichtig. Sodann gibt es auch Dinge, die für uns zu Götzen werden, und zwar nicht deshalb, weil sie schon grundsätzlich schlecht sind, sondern weil wir nicht mit ihnen umzugehen wissen. Solche können Hobbies, der Computer, das Fernsehen, der Reichtum, die Arbeit und vieles mehr sein. All das ist nicht schlecht an und für sich. Nur der exzessive Gebrauch führt zu einem ungesunden Verhältnis dazu. Diese Sünden umstricken uns. Sie sind wie ausgespannte Seile am Boden, die uns versuchen zu Fall zu bringen.

Damit wir das Ziel erreichen, ist es nötig, den Blick immer dorthin gewandt zu halten, wo wir hinwollen. Das Ziel ist Jesus Christus. Es ist dort, wo Er auf uns wartet und uns den Siegeskranz des ewigen Lebens in Seiner Gegenwart aufsetzen wird. Sein leuchtendes Vorbild soll immer vor uns stehen. Er ist durch alle unsere Schwierigkeiten schon hindurchgegangen, sodass es nichts Neues mehr gibt für uns, was Er nicht schon hätte durchmachen müssen. Doch Jesus Christus ist nicht nur einfach ein gutes Vorbild, sondern Er ist auch der Anfänger und Vollender unseres Glaubens. Was bedeutet das? Es bedeutet zunächst, dass Er alles Notwendige vorbereitet hat, damit wir überhaupt erst gläubig werden konnten. Von Natur aus können wir uns als sündige Menschen nur gegen Gott entscheiden. Die Macht der Sünde lähmt unser ganzes Wollen, sodass niemand sich aus eigener Kraft für den Plan entscheiden kann, den Gott mit uns vorhat. Unsere Sünde ist Schuld bei Gott, die nicht einfach ohne Weiteres vergeben werden kann. Sie muss bezahlt werden. Da wie selbst sie aber nur durch ewige Verdammnis in der Hölle bezahlen könnten, ist Gott Selbst auf die Erde gekommen und hat diese Schuld am Kreuz bezahlt und durch die Auferstehung dafür gesorgt, dass wir ewiges Leben bekommen können. Erst dadurch wurde die Grundlage geschaffen, auf der wir gläubig werden können.

Diese Grundlage heißt Gnade. Die Gnade ist der Fußboden im Stadion unseres Glaubens-Laufes, das heißt: Auch wenn wir immer wieder hinfallen und uns von den Fallstricken der Sünde einfangen und zu Boden werfen lassen, so können wir nie woanders hin fallen als in die Gnade. Es gibt nichts und niemanden, der oder das imstande wäre, uns aus der Gnade hinaus zu werfen. Egal was passiert: Wir dürfen immer und immer wieder aufstehen, unsere Sünden bekennen, die Vergebung in Anspruch nehmen und weiterlaufen!

(Kurzfassung einer Predigt, gehalten am 14.08.2011)

Was ist Sünde?

In unserer Zeit ist es ganz unmodern, von Sünde zu sprechen. Im Kontext von Emerging Church ist dieser Begriff sogar mit einem Tabu belegt. Dennoch ist es, um die Bibel zu verstehen, äußerst wichtig, alles beim Namen zu nennen, was auch die Bibel beim Namen nennt.

In der Bibel kommen hauptsächlich das hebräische Wort chat’at und das griechische Wort hamartia vor. Es gibt noch andere Begriffe im Hebräischen, aber diese sind eher selten und bezeichnen das bewusste und klar gewollte Sündigen gegen Gott. Chat’at und hamartia bedeuten beide dasselbe, nämlich die Verfehlung eines gesetzten Zieles. Nun ist der Mensch immer zielgerichtet geschaffen, nämlich für das Ziel der Beziehung und Kommunikation mit Gott.

Wo diese Kommunikation unterbrochen wird, findet Zielverfehlung, sprich: Sünde, statt. Es geht bei der Sünde nicht so sehr um ein: „Du sollst“ / „du musst“ / „du darfst nicht“, sondern darum, dass die von Gott gewollte und geschaffene Kommunikation hinfällig wird. So ist auch falsche Kommunikation zwischen den Menschen (im Sinne von Missverständnissen, verbalem Terror oder schweigendem Zurückziehen) ein klares Zeichen von Gericht über den Menschen. Wenn nun die Kommunikation mit Gott abgebrochen ist, so entstehen Sünden. Diese lassen sich zunächst in verschiedene Gruppierungen einteilen:

-Ichbezogenheit. An dieser ersten Gattung der Sünde sieht man, wie sehr auch bei Kleinkindern bereits die Kommunikation mit Gott unterbrochen ist. Man spricht von Erbsünde, weil dies der Fall ist: Ohne den Glauben an den Herrn Jesus (wie der aussieht, ist eine andere Frage) kann niemand gerettet werden. Diese Ichbezogenheit sehen wir zunächst darin, dass sich im Leben eines Menschen alles nur um sich selbst dreht. Alles muss auf genau die bestimmte Art und Weise dieser Person gemacht werden, „sonst wird das nix“. Die Person sieht dabei sich selbst als das Maß aller Dinge. Oft ist alles schlecht, wenn es nicht mindestens eben so gut ist, wie wenn sie es gemacht hätte. Die Person drängt sich in allem vor, will zuerst bedient werden und wäre unter Umständen zu Betrug oder gar weit Schlimmerem fähig.

Dieser Ichbezogenheit begegnet der Herr Jesus frontal von vorne und dreht ihr Weltbild um: Ichbezogenheit muss durch Demut ersetzt werden. Demut bedeutet eigentlich Dienstmut und bezeichnet die innere Haltung eines Menschen, der bereit ist, sich selbst hinten anzustellen und dafür zuerst anderen zu dienen. Das beste Beispiel gab uns der Herr Jesus selbst: Zuerst wusch er seinen Jüngern die Füße (dieses war damals eine niedrige Sklavenarbeit), danach gab er sein ganzes eigenes Leben hin, um sie zu retten. Da sehen wir das beste Vorbild wahrer Demut.

-Selbstzerstörung. Viele Menschen wachsen heutzutage mit sehr starken seelischen Schwächen auf. Leider gibt es oft Eltern, die (zumeist unbewusst und ungewollt) ihren Kindern durch ihr Verhalten zeigen: Du bist mir gleichgültig. Oder: Dich habe ich nie gewollt. Diese und viele Festlegungen mehr kommen aus der Zeit, in der wir uns als kleine Kinder von den Eltern vernachläßigt fühlten. Es kann sein, dass die Eltern einfach sehr viel arbeiten müssen und dadurch wenig Zeit für die Kinder haben und noch weniger Möglichkeiten, um die Kinder in der Wohnung mithelfen zu lassen. Wir beginnen dann (auch unbewusst) danach zu suchen, wie wir unseren Eltern gefallen können. Irgendwann finden wir eine Art heraus, wie uns das möglich ist. Ab diesem Moment beginnt das große Theaterstück: Wir spielen diese Rolle, die am besten ankommt, die uns aber nicht entspricht. Das Leben geht weiter, unsere Rolle auch. Wir werden unzufrieden, weil wir wissen, dass unsere Rolle eine falsche ist und sehnen uns da hinaus. Aber die Gefallsucht und Gewohnheit sind so lange stärker, bis wir den biblischen Weg hinaus finden. Übrigens ist das die häufigste (ich möchte sogar behaupten, dass es ausnahmslos das Problem ist) Ursache für sogenannte AD(H)S-Kinder. Sie leiden unter dem Mangel an Liebe (die sich in investierter Zeit und Aufmerksamkeit zeigt) und entwickeln eine ziemlich unangenehme Methode, um diese zu erlangen.

Die Bibel sagt uns, dass Gott uns so gewollt und geschaffen hat, wie wir sind. Er nimmt uns so an, wie wir sind, mit all unseren Macken und Problemchen. Wenn wir nun eine solche Maske basteln, eine fremde Rolle übernehmen, so lehnen wir die Art ab, wie Gott uns geschaffen hat. Zugleich machen wir uns selbst kaputt mit diesen falschen Festlegungen. Damit zerstören wir Gottes gute Schöpfung. Wir dürfen lernen, dass uns nicht die Aufmerksamkeit der Eltern oder anderer Menschen, sondern die Liebe Gottes, mit der Er uns geschaffen und mit eigenem Blut und Leben gerettet hat, so wertvoll macht. In vielen Fällen ist es sehr empfehlenswert, dies in einer guten Seelsorge zu lernen. Da geht vieles schneller und besser.

-Unglaube. Damit ist nicht der fehlende Glaube gemeint, sondern der falsche Glaube. Unglaube besteht darin, dass man trotz dem richtigen Bekenntnis Gott nicht ernst nimmt. Der Glaube ist ein treues Vertrauen, das nicht aufgibt, auch wenn die Situation völlig gegenteilig aussieht. Der Glaube glaubt Gott auch, dass Er weiß, was richtig und was falsch ist und auch die Macht und Möglichkeit hat, alles nach Seinem perfekten Plan auszuführen. Unglaube herrscht also auch überall da, wo wir der Heiligen Schrift in Gedanken, Worten und Taten nicht vertrauensvoll folgen, sondern unsere eigene Sicht der Dinge darüber stellen. Dann nämlich sagt unser Verhalten Gott eindeutig, dass man Ihn und Sein Wort nicht brauche, sondern besser wisse, was gerade gut und richtig sei. Wer sich so über Gottes Wort stellt und gegen die guten (perfekten) Gebote Gottes verstößt, zeigt damit, dass er einem falschen Glauben erlegen ist.

Hier hilft nur Buße tun und die Bereitschaft, sich ganz unter Gottes Wort zu stellen. Deshalb sollte unser Gebet in der Situation auch sein: „Herr, ich glaube! Hilf meinem Unglauben!“ (Natürlich im Sinne von: Hilf mir, meinen Unglauben zu besiegen). Und dann packen wir es an und befolgen Gottes Wort. Der Herr wird uns darin gerne beistehen.

-Stolz. Dies ist eigentlich eine Art Selbstzufriedenheit. Wer etwas Gutes getan und es mit gutem Ergebnis geschafft hat, sollte dies in erster Linie als ein Geschenk von Gott betrachten. Jeder Erfolg ist nichts anderes als die erfolgreiche Ausführung der guten Werke, die Gott im Voraus für uns vorbereitet hat (Eph. 2, 10). Insofern ist Stolz auf sich selbst immer fehl am Platz. Dankbarkeit wäre das bessere Teil in diesem Falle. Für alles und in jeder Situation dürfen und sollen wir Gott danken. Dies ist der pure Gegensatz und deshalb auch die biblische Lösung des Problems Stolz.

-Mangel an Gottesliebe. Gott ist die Liebe, Er ist gütig und barmherzig. Ihn sollen wir lieben um Seiner selbst willen. Doch wie oft braucht es zuerst eine große sichtbare Tat Gottes in unserem Leben, damit wir uns überhaupt erst damit befassen, Gott zu lieben? Wir haben weiter oben gesehen, dass Liebe sich darin zeigt, wie sehr man sich mit jemandem befasst, Zeit verbringt, etc. Gottes Liebe zu uns zeigt sich weiter noch darin, dass Er für uns am Kreuz gestorben ist und damit unsere Schuld bezahlt hat. Diese absolute Selbsthingabe Gottes ist der größte Liebesbeweis. Uns Menschen wird dies wohl kaum jemals gelingen, Gott so sehr mit völliger Selbsthingabe zu lieben, so lange wir hier auf Erden leben. Deshalb haben wir auch jeden Tag Grund genug, um Buße zu tun über unsere Sünden. Jeder Moment, in dem wir nicht von ganzem Herzen für Gott leben, ist ein verschwendeter Moment.