Allgemeine Offenbarung: Das Gewissen

Was ist das Gewissen? Um dieses Wort ranken viele Miss- und andere Verständnisse. Es ist deshalb sinnvoll, dem Wort einmal nachzugehen. Zunächst ist es interessant, dass die Bibel im hebräischen Alten Testament kein Wort für das Gewissen kennt. Im Volk Israel war klar, dass für die Unterscheidung zwischen gut und böse sowie richtig und falsch die göttliche Ordnung (die Thora, also die 5 Bücher Mose) bekannt sein muss. Somit hat man keinen eigenen Begriff dafür gebraucht. Dennoch kennt das Alte Testament eine Art Zwiespalt im Menschen. Dieser Zwiespalt, den man durchaus als so etwas wie ein Gewissen betrachten kann, sah der Hebräer einfach als Teil des Herzens und bildete somit den Unterschied zwischen einem lauteren (reinen) Herzen und einem unlauteren (unreinen) Herzen.
In der griechischen Antike wurde erstmals ein eigenes Wort für das Gewissen verwendet. Dieses griechische Wort heißt συνειδήσις (syneidesis). Das Wort ist zusammengesetzt aus syn (mit, zusammen, gemeinsam) und einer Form des Verbs oida (wissen). Es heißt somit eigentlich „Mitwissen“. So wurde es zuerst auch gebraucht: Wenn ich Augenzeuge eines bestimmten Vorgangs geworden bin, so habe ich ein Mitwissen bekommen. Der Mitwisser ist zu einem Zeugen geworden, der den Angeklagten (den Täter des Vorgangs) entweder belasten oder entlasten konnte. Das ist der Ursprung des Wortes.
So wurde dann mit der Zeit immer mehr der innere Zwiespalt eines Menschen zum Inhalt des Wortes Gewissen. Im Menschen sind zwei verschiedene Ichs, die gegeneinander Anklage erheben oder sich gegenseitig freisprechen. Dieser Wandel der Bedeutung war im 1. vorchristlichen Jahrhundert vollzogen, damit haben wir die Basis, um den Gebrauch des Wortes im Neuen Testament zu betrachten. Die bisherige Darstellung der Geschichte des Wortes habe ich mit Hilfe des Abschnitts „synoida“ von Dr. Christian Maurer in: Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament, Bd. VII ab S. 897 erarbeitet.
Im Neuen Testament kommt syneidesis in 22 Versen vor; davon gut die Hälfte bei Paulus. Über das erste Vorkommen kann gestritten werden, da es in Johannes 8,9 steht, wo es um die Ehebrecherin geht. Manche Bibelausleger leugnen die Echtheit diesen Berichts. Zwei Vorkommen sind in der Apostelgeschichte, einmal in 23,1 wo Paulus von seinem reinen Gewissen erzählt. Hier kann man auf die alttestamentliche Vorstellung des reinen Herzens zurückgreifen. Dasselbe gilt auch für 24,16, wo wiederum Paulus von seinem reinen Gewissen spricht.
In den Briefen von Paulus wird es interessant, vor allem in der ersten Stelle, welche auch das wichtigste Vorkommen des Wortes in Bezug auf die natürliche Offenbarung ist. Wenden wir uns also diesem wichtigen Abschnitt zu:
Denn alle, die ohne Gesetz gesündigt haben, werden auch ohne Gesetz verlorengehen; und alle, die unter dem Gesetz gesündigt haben, werden durch das Gesetz verurteilt werden — denn vor Gott sind nicht die gerecht, welche das Gesetz hören, sondern die, welche das Gesetz befolgen, sollen gerechtfertigt werden. Wenn nämlich Heiden, die das Gesetz nicht haben, doch von Natur aus tun, was das Gesetz verlangt, so sind sie, die das Gesetz nicht haben, sich selbst ein Gesetz, da sie ja beweisen, daß das Werk des Gesetzes in ihre Herzen geschrieben ist, was auch ihr Gewissen bezeugt, dazu ihre Überlegungen, die sich untereinander verklagen oder auch entschuldigen — an dem Tag, da Gott das Verborgene der Menschen durch Jesus Christus richten wird nach meinem Evangelium. (Römer 2, 12 – 16)
Zuerst müssen wir uns fragen, wo dieser Abschnitt im gesamten Fluss des Römerbriefs steht. Der Römerbrief ist nämlich nicht eine Reihe von einzelnen Themen, die irgendwie aneinandergereiht sind, sondern eine riesige Abhandlung darüber, wer der Mensch ist, was sein Problem ist, wie Gott das Problem des Menschen gelöst hat und wie der Mensch zu dieser Lösung kommen kann. Diese riesige Abhandlung beginnt mit Römer 1,16 und geht bis Römer 15,13. Deshalb kann man diesen Abschnitt nicht einfach herauspicken und ihn dann so verstehen, wie es einem gerade passt. Schauen wir uns den Abschnitt im Flow des ganzen Briefs an.
Paulus geht es im ersten großen Teil des Briefs, der Römer 1,18 – 3,20 umfasst, zu zeigen, dass jeder Mensch aus sich selbst verloren ist. Jeder Mensch hinkt dem Standard, den Gott gesetzt hat, hinterher. Paulus macht klar: Die Juden, welche das Alte Testament haben, stehen vor Gott nicht besser da als die „Heiden“, also die, welche Gottes Wort nicht haben. Wie wir schon im Teil über die Schöpfung gesehen haben, ist jeder Mensch, der seine Umwelt sehen kann, ohne Entschuldigung vor Gott, denn er hat durch alles, was er sehen kann, die Möglichkeit, Gottes Existenz, Größe, Macht und Güte festzustellen. Das nimmt ihm also jede Entschuldigung. Und jetzt sagt Paulus: Noch ein Zweites gibt es, was jedem Menschen zur Verfügung steht. Ich möchte hinzufügen: Dieses Zweite gilt wohl noch umfassender für jeden einzelnen Menschen, denn so kann sich niemand mehr mit Blindheit oder anderen Problemen der Sinne entschuldigen.
Erinnern wir uns kurz: Die Juden haben gesagt, dass man Gottes Wort braucht, um das Richtige und das Falsche zu erkennen und unterscheiden zu können. Damit haben sie ein Stück weit recht: Den Willen Gottes kann man nur in Gottes Wort erkennen. Wir brauchen die Bibel dazu. Was jedoch jedem Menschen gegeben ist, das ist das Wissen darum, dass es Richtig und Falsch, Gut und Böse, Gerecht und Ungerecht überhaupt gibt. Und dieses Wissen, so sagt Paulus jetzt, dieses Wissen hat jeder Mensch tief in sich eingepflanzt. Egal wie sehr ein Gewissen abgestumpft ist, jeder Mensch hat das Verlangen, gerecht behandelt zu werden. Er hat ein Gewissen, er ist ein Mitwisser mit Gott darum, dass es Gut und Böse gibt. Und jetzt setzt Paulus noch eins oben drauf und sagt: Hey, ihr Juden, ihr braucht euch gar nichts darauf einzubilden, dass ihr Gottes Wort habt, denn in allem haltet ihr euch auch nicht daran! Also seid ihr nicht besser dran als die „Heiden“, die Gottes Wort nicht haben, sondern nur ihr Gewissen! Also bildet euch bloß nichts darauf ein!
Das ist also das Gewissen: Jeder, der das Bedürfnis hat, gerecht behandelt zu werden, weiß damit auch um die Existenz von Gut und Böse. Wer Gottes Wort nicht hat, findet in sich dennoch eine Richtschnur, die besagt, was gerecht und was ungerecht ist. Paulus fährt wieder fort und sagt: Die Menschen, die Gottes Wort nicht haben, die haben dennoch das Werk des Gesetzes in die Herzen geschrieben. Ihr Herz ist also ein Richter über ihr Leben und ihr Verhalten.
Und hier liegt noch ein weiteres Missverständnis vor: Aus diesem Abschnitt wird häufig gefolgert, dass Menschen, die ohne Gottes Wort zu kennen, aufwachsen, einfach so vor Gott bestehen könnten. Das sagt Paulus hier jedoch nicht. Paulus sagt lediglich: Der Mensch hat ein Gewissen, das jede seiner Handlungen beurteilt und entweder als richtig oder als falsch einstuft (ob das jetzt mit Gottes Maßstab übereinstimmt, bleibt fraglich). Da aber jeder Mensch früher oder später das schlechte Gewissen kennenlernt, wird jeder durch sein schlechtes Gewissen vor Gott verurteilt. Es geht in dem Abschnitt also nicht darum, wie jemand vor Gott gerecht sein kann – im Gegenteil – es geht lediglich darum, dass am Ende jeder mit einem Scherbenhaufen vor Gott stehen wird. Wie man diesen Scherbenhaufen loswerden kann, darum geht es erst ab Römer 3,21.
Die Schöpfung Gottes und das Gewissen des Menschen, diese zwei Dinge zusammen bilden die natürliche Offenbarung. Johannes Calvin schreibt dazu wieder sehr treffend:
Man kann aus diesem Vers also nicht gut einen Beleg für die Kraft unseres Willens herauslesen, als wollte Paulus sagen, die Befolgung des Gesetzes sei in die Kraft unseres Willens gestellt; er redet auch nicht von dem Vermögen, das Gesetz zu erfüllen, sondern lediglich von dessen Erkenntnis. Vollends steht das Wort „Herz“ hier nicht für den Sitz der Affekte, sondern wird nur in dem Sinne von Einsicht gebraucht […]. Außerdem darf man daraus nicht schließen, die Menschen verfügten von sich aus über die vollständige Erkenntnis des Gesetzes, wo doch ihrem Geist, was die Gerechtigkeit anlangt, höchstens ein paar Samenkörner eingepflanzt sind. Dazu gehört, dass ausnahmslos alle Völker sich religiöse Institutionen schaffen, dass sie Ehebruch, Dienstahl und Mord nach Gesetzen strafen oder sich in Handelsgeschäften auf Treu und Glauben verlassen. Es ist ihnen, wie sie damit bezeugen, offenbar nicht verborgen, dass man Gott verehren muss, dass Ehebruch, Diebstahl und Mord ein Übel, Redlichkeit hingegen etwas Lobenswertes ist. Dabei spielt es keine Rolle, wie sie sich Gott vorstellen oder wie viele Götter sie sich zurechtlegen. Es reicht, dass sie erkennen: Es gibt einen Gott, dem sie Verehrung und Dienst schulden.“ (Calvin, Johannes, Studienausgabe, Römerbrief Bd. 1, S. 127)

Am Schöpfer kommt niemand vorbei

Die Bibel macht uns ganz deutlich und unzweideutig klar, dass niemand an Gott dem Schöpfer vorbeikommt. Zahlreiche Verse machen dies klar:
Die Furcht des Herrn ist der Anfang der Erkenntnis; nur Toren verachten Weisheit und Zucht! (Sprüche 1,7)
Hier wird schon deutlich, dass jeder, der die Gottesfurcht ablehnt, sich dadurch letztlich als unvernünftig outet. Paulus schreibt im Brief an die Kolosser über den Herrn Jesus:
Dieser ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene, der über aller Schöpfung ist. Denn in ihm ist alles erschaffen worden, was im Himmel und was auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare, seien es Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Gewalten: alles ist durch ihn und für ihn geschaffen; und er ist vor allem, und alles hat seinen Bestand in ihm. (Kolosser 1, 15 – 17)
Wenn es also Naturgesetze gibt, so sind diese darauf zurückzuführen, dass der Herr Jesus dafür sorgt, dass sie Bestand haben, denn “alles hat seinen Bestand in Ihm”. Auch die Tatsache, dass Gott der Schöpfer ist, kann aus dem Vorhandensein der Schöpfung gelesen werden:
Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes, und die Ausdehnung verkündigt das Werk seiner Hände. (Psalm 19,2)
Denn es wird geoffenbart Gottes Zorn vom Himmel her über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, welche die Wahrheit durch Ungerechtigkeit aufhalten, weil das von Gott Erkennbare unter ihnen offenbar ist, da Gott es ihnen offenbar gemacht hat; denn sein unsichtbares Wesen, nämlich seine ewige Kraft und Gottheit, wird seit Erschaffung der Welt an den Werken durch Nachdenken wahrgenommen, so daß sie keine Entschuldigung haben. Denn obgleich sie Gott erkannten, haben sie ihn doch nicht als Gott geehrt und ihm nicht gedankt, sondern sind in ihren Gedanken in nichtigen Wahn verfallen, und ihr unverständiges Herz wurde verfinstert. Da sie sich für weise hielten, sind sie zu Narren geworden und haben die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes vertauscht mit einem Bild, das dem vergänglichen Menschen, den Vögeln und vierfüßigen und kriechenden Tieren gleicht. (Römer 1, 18 – 24)
Die Bibel macht uns klar, dass es ohne die Bereitschaft, sich Gott unterzuordnen, keine echte Wissenschaft geben kann. Der moderne Atheismus oder philosophische Naturalismus ist der vergebliche Versuch, Wissen zu schaffen, ohne sich dem Gott der Bibel unterordnen zu müssen. Systematisch wird Gott ausgeklammert, indem a priori davon ausgegangen wird, dass es “keine übernatürliche kreative Intelligenz” (Richard Dawkins) gebe.
Damit wird zunächst das Fundament der Wissenschaft aufgegeben. Wenn Wissenschaftler davon ausgehen, dass die physikalische, natürliche Welt bestimmten Naturgesetzen unterworfen sei, die man erforschen könne, so stellt sich natürlich die Frage, woher diese kommen. Der philosophische Naturalismus kann und will darauf keine Antwort geben. Wissenschaft an sich konnte nur auf der Grundlage entstehen, dass man von einem kreativen Plan hinter dem Geschehen ausging. Die gesamte Geschichte der Wissenschaft zeigt dies. Wo immer dieses Fundament aufgegeben wird, kommt es zu Dualismen, die sich widersprechen. Das Leben wird in verschiedene Teile zerstückelt, für welche jeweils andere “Gesetze” gelten, die – alles zusammen genommen – einander widersprechen.
Der philosophische Naturalismus geht zum Beispiel davon aus, dass in einem geschlossenen System immer dieselben Gesetze zu denselben Ergebnissen führen. Da jedoch der Mensch selbst auch zu diesem System dazu gehört, ist es ihm unmöglich, objektive Messungen zu machen. Oder wenn er versucht, ein solches System außerhalb seiner selbst herzustellen, wird es ihm unmöglich sein, das Ergebnis zu messen.
Es ist äußerst interessant, zu sehen, wie exakt Paulus diese Veränderung vorhergesehen hat:
Da sie sich für weise hielten, sind sie zu Narren geworden und haben die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes vertauscht mit einem Bild, das dem vergänglichen Menschen, den Vögeln und vierfüßigen und kriechenden Tieren gleicht. (Römer 1, 24)
Nun wird die Natur – also die Schöpfung – plötzlich zum neuen Götzen, indem man nicht mehr Gott, sondern der Schöpfung den Ehrenplatz gibt. Der Mensch und sein Verstand wird zum Maßstab aller Dinge, denn die Natur hat ja alles aus sich selbst hervorgebracht. So verblendet ist man inzwischen geworden.
Gerade da wir als Gläubige wissen, dass Gott uns die ganze Wahrheit gegeben hat und wir mit der Bibel den Maßstab für alle Dinge im Leben haben, lasst uns daran festhalten und auch dort, wo man uns belächelt, fest an dem halten, was Gott uns gegeben hat. Wir haben nichts Relatives, nichts was nur das private Leben betrifft, sondern die absolute Wahrheit, die zu allen Zeiten gelten wird, bis der Herr wiederkommt und später alles neu schaffen wird. Unsere Aufgabe ist es nicht, wissenschaftsfeindlich zu sein. Sie ist nicht unser Feind. Sie ist in vielen Dingen ein Fortschritt, der uns Gott näher bringen kann. Aber die Wissenschaft muss mit der Lupe von Gottes Wort betrachtet und beurteilt werden. Und je mehr wir das tun, desto größer wird uns der Gott der Bibel, der lebendige und ewige und einzige Gott.

Der Siegeszug Friedrich Schleiermachers

Der Theologe und Philosoph Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher schrieb 1799 über das „Wesen der Religion“:

Ihr Wesen ist weder Denken noch Handeln, sondern Anschauung und Gefühl. Anschauen will sie das Universum, in seinen eigenen Darstellungen und Handlungen will sie es andächtig belauschen, von seinen unmittelbaren Einflüssen will sie sich in kindlicher Passivität ergreifen und erfüllen lassen.“ (Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher, Über die Religion. Reden an die Gebildeten unter ihren Verächtern. Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen, 2. Aufl. der Ausgabe zum Hundertjahr-Gedächtnis, herausgegeben von Rudolf Otto, S. 32)
Diese Gefühlsvergötzung greift in unserer Zeit um sich wie kaum zuvor. Das Denken und Erfassen mit dem Verstand wird immer mehr vernachlässigt, vielmehr steht das Gemeinschaftserlebnis und die dabei entstehenden Gefühle von Massensuggestion im Mittelpunkt. Nach Schleiermacher hat der Glaube also nichts mehr mit Nachdenken und auch nichts mit ethischem Handeln zu tun. Das gehört für ihn auch zum Leben, aber er teilt das ganze Leben in zwei getrennte Bereiche ein: Auf der einen Seite das Denken, Wollen und Handeln, das der Wissenschaft entspringt und auf der anderen Seite die Gefühlswelt und das passive Sich-Ergreifen-Lassen vom Unbekannten in – wie er das nennt – „kindlichem“ Glauben.
Wir müssen zwei Dinge dazu festhalten: Die Bibel spricht an keiner Stelle gegen Gefühle, denn die Gefühle gehören zu unserem Leben dazu, genauso wie das Denken auch. Aber die Bibel ruft zu einer Nüchternheit auf, was bedeutet, dass Gefühle – genau so wie das Denken – an einem absoluten Maßstab, nämlich der Bibel, geprüft werden müssen. Die postmoderne Haltung sagt aus: es ist gut, solange es mir ein gutes Gefühl gibt. Diese Haltung verkennt, dass Satan, der Gegenspieler Gottes, wie ein Engel des Lichts ist. Er kann ebenfalls wunderschöne Gefühle machen. Und als Drittes leben wir in einem menschlichen Körper, in dem man mit bestimmten Dingen ebenfalls Hormone ausschütten lassen kann, die uns dann ein gutes Gefühl geben. Ein gutes Beispiel ist die Tafel Schokolade, die uns einen Moment lang ein wunderbares Gefühl gibt, doch schon bald ihre Schwäche zeigt, indem man an den ungewolltesten Orten zuzunehmen beginnt.
Ein Zweites dazu: Die Bibel ruft uns dazu auf, uns verändern zu lassen. Dies geschieht dadurch, dass Gott uns einen fixen Maßstab gibt, der durch alle Jahrhunderte und Jahrtausende Gültigkeit hat. An diesem Maßstab muss unser Denken, Fühlen, Wollen und Handeln geprüft werden. Nicht unser Gefühl ist dabei ausschlaggebend, nicht unsere Erfahrung, sondern Gottes Wort, die Bibel. Gott möchte, dass wir uns an Seinen Maßstab anpassen, keinesfalls aber die Bibel an unseren persönlichen Maßstab. Paulus schreibt zu dieser Veränderung: Ich ermahne euch nun, ihr Brüder, angesichts der Barmherzigkeit Gottes, dass ihr eure Leiber darbringt als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer: das sei euer vernünftiger Gottesdienst! Und passt euch nicht diesem Weltlauf an, sondern lasst euch [in eurem Wesen] verwandeln durch die Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist.(Römer 12, 1 – 2)
Diese Veränderung ist es, die wir brauchen. Ein neues Vertrauen in das irrtumslose Wort Gottes und eine gewisse Art von Zweifel an uns selbst. Wir haben in unserer Zeit nicht zu wenig Selbstvertrauen, sondern eher zu viel Selbstvertrauen und zu wenig Gottesvertrauen.

Predigt über Römer 1, 16 – 17

Predigt über Römer 1, 16 – 17

Denn ich schäme mich des Evangeliums von Christus nicht; denn es ist Gottes Kraft zur Errettung für jeden, der glaubt, zuerst für den Juden, dann auch für den Griechen; denn es wird darin geoffenbart die Gerechtigkeit Gottes aus Glauben zum Glauben, wie geschrieben steht: »Der Gerechte wird aus Glauben leben«.

a. Einleitung:

-Paulus auf der 3. Missionsreise, ungefähr selbe Zeit wie Abfassung der beiden Korintherbriefe

-Er ist im Osten fertig mit der Missionstätigkeit und will in den Westen bis nach Spanien

-Wünscht sich Unterstützung von der Gemeinde in Rom, deshalb dieser Brief, in welchem er systematisch den Inhalt seiner Lehre wiedergibt.

b. Er schämt sich nicht für das Evangelium

-Evg. = Torheit für die Griechen und Stein des Anstoßes für die Juden (1. Kor. 1, 22 – 24)

-Dennoch schämt sich Paulus des Evangeliums nicht! (→ und wir?)

Litotes: Durch Verneinung wird das Gegenteil ausgesagt: Paulus schämt sich nicht nur nicht des Evangeliums, sondern er rühmt sich des Evangeliums!

-Paulus will nichts anderes wissen / verkündigen als Christus den Gekreuzigten!

c. Das Evangelium ist Gottes „Dynamit“

-Kraft = griech. „dynamis“ (unser Wort Dynamit kommt von da). Evangelium hat riesige Sprengkraft!

-Diese riesige Kraft ist notwendig, um ein steinernes Herz, das sich immerzu nur von Gott abwenden kann, in ein fleischernes Herz zu verwandeln, das Gott sucht!

-“Es ist einfacher, einen körperlich Toten aufzuerwecken, als einen geistlich Toten, denn der körperlich Tote kann sich nicht dagegen wehren im Gegensatz zu einem geistlich Toten, der nichts anderes tun KANN als von Gott wegzulaufen!“

-Das Evangelium ist die Kraft Gottes für alle Glaubenden, Juden zuerst, aber auch Griechen. Die Juden haben Gottes Wort zuerst bekommen durch Propheten, durch Gottes Handeln in ihrer Geschichte, und auch durch die Geburt Jesu Christi aus ihrer Mitte. Dennoch waren auch zu jeder Zeit Heidenvölker angesprochen: zB Ninive von Jona, Gerichtsreden bei den großen Propheten, etc.

-Evangelium für alle Menschen, analog dazu: Für alle, die in christlichem Elternhaus aufwachsen und für diejenigen, die es nicht tun. (Anwendung: Auch Kinder aus gläubigen Familien müssen sich bekehren. → Erklären, warum Jesus sterben musste!)

d. Das Evangelium ist Gottes Gerechtigkeit

-Zunächst müssen wir verstehen, dass wir selbst vor Gott nicht bestehen können noch aus eigener Kraft auch nur irgend etwas tun, was Gott gefällt. (Röm. 3, 23)

-Gott aber hat alles für uns getan (Röm. 3, 24)

-Jesu Selbsthingabe am Kreuz von Golgatha

-Gottes freie Gnade, die der Heilige Geist an uns anwendet, indem uns die Augen geöffnet werden für unsere Ungerechtigkeit und Schuld, aber auch für Gottes freies Gnadenangebot.

-Das Wissen um die absolut freie Gnade Gottes ist unsere völlige Befreiung in der Gewissheit, dass wir selbst nichts mehr hinzufügen können, geschweige denn müssen.

-Wir dürfen aus dieser Gnade heraus leben und für andere da sein.

-Unser Auftrag: Dieses Evangelium, das einzige Medikament gegen die schlimmste Krankheit, die Sünde, anderen anzubieten. Wer nicht selbst evangelisieren möchte, kann zumindest immer wieder Menschen in die Gemeinde einladen!

-Der Glaube kommt aus dem Hören der Predigt (Röm. 10, 17). Wenn uns also an Glauben fehlt, wo können wir noch mehr bekommen? → Regelmäßiger Besuch der Gemeinde und deren Veranstaltungen.

→ Zusammenfassung & Gebet

Das Evangelium – Die Kraft Gottes

Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist Gottes Kraft zur Rettung für jeden, der glaubt, zuerst für den Juden, dann auch für den Griechen; denn es wird darin geoffenbart die Gerechtigkeit Gottes aus Glauben zum Glauben, wie geschrieben steht: ”Der Gerechte wird infolge von Glauben leben”. (Römer 1, 16 – 17)

Wenn man den ganzen Römerbrief einmal aus der “Vogelschau” betrachtet, muss man sagen, dass diese beiden Verse die beste Zusammenfassung des ganzen Briefes sind. Natürlich darf man sie nie losgelöst vom restlichen Inhalt des Briefes betrachten, sonst kommt man leicht in falschen Spekulationen um. Aber der Rest des Briefes dient hauptsächlich dazu, um genau diese beiden Verse im Detail zu erklären. Es gibt wohl nur wenige Christen heute, die mit voller Überzeugung sagen können: Ich schäme mich des Evangeliums nicht. Zumindest leben die wenigsten so, dass man es ihnen abnehmen würde. Wie wenige sind es, die täglich das Evangelium von Jesus Christus im Mund führen und bei jeder guten Gelegenheit davon erzählen. Doch, ach, wieviel Grund hätten wir, das zu tun! Doch das Evangelium ist nicht dafür geschaffen, um uns großes Ansehen vor der Welt zu bringen. Vielmehr bringt es uns viel Spott, üble Nachrede, und in gewisser Weise Verfolgung. Das ist der Hauptgrund, weshalb viele sich des Evangeliums schämen. Ohne dies zu wollen, drücken sie damit folgendes aus: Ich war so blöd, dass ich auf das Evangelium reingefallen bin! Das Evangelium vom Kreuz Christi hat viele Ecken und Kanten. Es ist nicht angenehm. Deshalb versuchen manche, diese Ecken und Kanten rund zu schleifen. Dies geschieht vor allem durch Theorien, die den Menschen gefallen sollten. Doch damit machen wir ein falsches Evangelium! Es ist dann so, wie wenn wir als Bauarbeiter den Auftrag bekommen, ein Haus zu bauen mit Satteldach, das Geld dafür überwiesen bekommen und dann statt dem Satteldach ein Flachdach bauen, um den Rest des Geldes in die eigene Tasche zu stecken. Gott hat uns den Auftrag gegeben, SEIN Evangelium weiterzugeben. Wenn wir es stattdessen verfälschen, um selbst auch noch ein Stückchen vom Ruhm einzuheimsen, ist das Betrug an Gott und am Evangelium.

Im Evangelium finden wir Gottes ganze Kraft verborgen. Nicht an allen Menschen tut es die gleiche Wirkung. Und genau da liegt die Gefahr. Wir vertrauen zu oft nicht, dass es wirklich diese Kraft hat. Wir haben diese Kraft nicht selbst in der Hand, können nicht beliebig über sie verfügen. Und das ist es, was viele Menschen eigentlich wollen: Alles, was sie tun, selbst in der Hand haben, selbst über das bestimmen zu können, was passiert. Deshalb beginnen sie auf menschliche Art und Weise zu manipulieren. Dadurch wird das Evangelium plötzlich zu einem Anti-Evangelium, einem Anstatt-Evangelium, das an die Stelle des Evangeliums gestellt wird. Plötzlich ist nicht mehr Gott und das Erlösungswerk Jesu Christi das Zentrum, sondern der einzelne Mensch wird ins Zentrum gestellt. Der Mensch und seine persönliche Entscheidung wie das genannt wird. Nicht mehr Gott hat sich für den Menschen entschieden, sondern Gott ist so bedürftig, dass der Mensch sich für ihn entscheiden und ihn annehmen muss. Ob man da noch von Evangelium reden kann, ist eine andere Frage. Wenn nämlich Gott plötzlich so schwach ist und Hilfe von uns Menschen braucht, um etwas bewirken zu können, dann ist das eine ganz schlechte Nachricht. Doch wenn wir Gottes Kraft nicht missbrauchen noch manipulieren wollen, sondern sie nach Gottes Plan und Willen anwenden, wird sie auch etwas bewirken. Sie wird den Menschen Sünden sichtbar machen und sie damit aufs Tiefste verletzen. Sünde ist wie Eiter in einer Wunde: Sie muss geöffnet und gereinigt werden. Das ist mit Schmerzen verbunden. Aber bei den Menschen, die von Gott zur Annahme des Evangeliums vorbereitet wurden, werden es auch annehmen. Da kann kein Zweifel bestehen. Es beginnt immer mit einer totalen Kapitulation: Ich kann Gott nicht genügen, egal wie viel guten Willen ich Ihm entgegenbringe. Alles, was meine sündenbeschmutzten Hände berühren, wird automatisch auch befleckt. Es gibt nur genau eine einzige Möglichkeit, um davon loszukommen: Ich muss auf die von Gott vorbereitete Art und Weise gereinigt werden. Dies geschieht auf eine abschreckende Art und Weise: Durch das geflossene Blut von Jesus Christus am Kreuz. Dieses Blut ist das Waschmittel für unsere Sündigkeit. Wenn wir unsere Sünden bereuen, sie Gott bekennen (am besten mit einem Seelsorger zusammen) und wirklich an dieses göttliche Waschmittel glauben, so werden wir gerettet. Jesus Christus hat die Schuld und die Strafe für all unsere Unzulänglichkeiten getragen, hat Sich dafür mit einem grausamen Tod bestrafen lassen, aus Liebe zu uns. Ihm allein sei Lob, Dank und Ehre in Ewigkeit.

Wem gilt denn nun das Evangelium? Dieser Frage müssen wir nun nachgehen. Es ist Gottes Kraft zur Rettung. Letztendlich, so müssen wir festhalten, wird es nur für diejenigen zur Guten Nachricht, die Gott in Seinem souveränen Akt der Vorherbestimmung dazu gesetzt hat. Nun ist es aber so, dass Er uns in Seiner Weisheit nicht gesagt hat, wer dazu gehört. Für uns, aus menschlicher Perspektive gesehen, ist es wichtig, dass wir bei jedem Menschen davon ausgehen, dass er auch zu der großen Schar der Auserwählten gehören kann und soll. Deshalb dürfen wir bei keinem Lebenden jemals aufhören, unter Gebet und Flehen zu Gott zu schreien, dass Er ganz bestimmten Menschen, die Er uns aufs Herz gelegt hat, die Augen des Herzens öffnen möge, damit sie sehend und glaubend werden. Für die Toten hingegen dürfen wir nicht beten, da wir uns sonst in die Fänge okkulter Praktiken begeben, die uns gefangen nehmen wollen. So sollen wir das Evangelium auch allen Menschen anbieten. Den Einen wird es zur Rettung, den anderen zum Verhängnis, aber das tut letztendlich nichts zur Sache. Jeder Mensch soll die Chance bekommen, es immer wieder zu hören. Paulus schreibt hier, es sei die Kraft Gottes für jeden, der glaubt. Es geht aber nicht darum, dass unser menschlicher Glaube Gott dazu bringen könnte, uns zu retten. Das wäre nämlich Werksgerechtigkeit und im Grunde genommen ein Ding der Unmöglichkeit. Echter biblischer Glaube ist etwas, das nur Gott schaffen kann. Und bei all denen, die von Gott zum Glauben bestimmt sind, wissen wir nicht, in welchem Moment Gott ihnen das Herz öffnen wird. Also ist es unser Auftrag, sie immer wieder und wieder daran zu erinnern, was der Herr Jesus für alle vollbracht hat, die gläubig werden.

Zuerst gehört das Evangelium den Juden, denn unter ihnen ist der Herr Jesus zur Welt gekommen. Aus diesem Grund ist es überaus notwendig, dass wir die Juden genauso missionieren wie alle anderen Völker auch. Denn zuerst ist das Evangelium den Juden bestimmt, das heißt, dass sie mit Vorrang das Evangelium hören sollen, um so auch zur Gemeinde hinzugefügt zu werden. Völlig falsch hingegen ist die leider weit verbreitete Ansicht, die Juden müssten nicht missioniert werden. In unseren Versen wird diese Meinung als total unrichtig und zu verwerfen bezeichnet. Solange die Juden den Herrn Jesus nicht haben, so lange haben sie auch Gott den Vater nicht. Sie laufen einem fremden Gott hinterher, den sie zwar Jahwe nennen, (bzw. HaShem oder Adonai, da sie es nicht wagen, den Namen Gottes überhaupt auszusprechen), der aber für sie nicht derjenige ist, der Jeshua, den Messias, gesandt hat.

Des Weiteren gehört das Evangelium auch den Griechen oder besser gesagt allen Nichtjuden. Auch unter ihnen hat Gott ein großes Volk. Der Begriff Juden und Griechen hat keine Begrenzung des Staates, sondern steht für alle Menschen. Und genau da beginnt auch unser Auftrag: Zu sehen, dass ohne Evangelium kein Mensch gerettet werden kann. Deshalb hat Gott direkt nach dem Sündenfall den Menschen zum ersten Mal das Evangelium verkündet. Das zeigt uns, wie wichtig es Ihm ist. Das Evangelium muss vorgelebt und weitererzählt werden. Unter Juden, Philosophen, Buddhisten, Satanisten, Atheisten, Agnostikern und allen weiteren Menschengruppen.

Nicht genug damit, dass Paulus vom Evangelium sagt, es sei die Kraft Gottes, nun behauptet er sogar noch, dass im Evangelium Gottes Gerechtigkeit sichtbar gemacht wird. Doch dies ist absolut korrekt und eigentlich die Quintessenz von seinem ganzen Brief. Das Evangelium von Jesus Christus ist der Mittelpunkt nicht nur des Neuen Testaments, sondern geradezu der ganzen Bibel. Im Lichte dieses Evangeliums wird die ganze Bibel, von der Erschaffung der Welt bis hin zum ewigen Leben mit Gott oder ohne Gott, verständlich und klar. Am Kreuz von Golgatha scheiden sich die Geister und genau da wird auch über eines jeden Leben entschieden. Wer Golgatha in seinem Leben hat, wird ewig mit Gott leben dürfen (und genau das hat Gott mit der Erschaffung der Welt bezweckt), wer aber stirbt ohne mit dem Herrn Jesus am Kreuz gestorben zu sein, wird zwar auch ewig leben, aber ohne Ihn. Deshalb ist Golgatha, der Ort der Siegesbotschaft, auch der Ort, der über das Leben von jedem einzelnen Menschen entscheidet. Golgatha zeigt die absolute Gerechtigkeit Gottes. Dies ist der Ort, an dem das Gericht über die Sünde, die Schuld der Sünde und die Folgen der Sünde geübt wird. Die Sünden von jedem einzelnen Gläubigen aus jeder Zeit werden dort verurteilt. Hier ist es wichtig, zu sehen, um wessen Sünden es geht. Wenn es nämlich wirklich um die Sünden von jedem einzelnen Menschen überhaupt ginge, so dürfte Gott im letzten Gericht niemanden mehr bestrafen. Da aber die Strafe der Hölle real ist und in Wirklichkeit vielen Menschen droht, braucht dieses Gericht auch eine strafbare sündige Handlung, die ihm vorausgeht. Deshalb ist der Herr Jesus auch “nur” für die Gemeinde gestorben und somit für eine beschränkte Anzahl von Menschen. Schon dann, wenn nur ein einziger Mensch verloren ginge, müssen wir von einer beschränkten Anzahl sprechen, da dann eine Person vom Heil ausgeschlossen ist. Klar, es sind sehr viele, die gerettet werden, aber nicht alle. Deshalb handelt es sich um eine beschränkte Sühne.

So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass Er Seinen einzigen Sohn gab, damit alle, die an Ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern ewiges Leben haben. Sehr schön sieht man an diesem Vers diese biblische Lehre. Für Welt steht im griechischen Text das Wort Kosmos. Dieses umfasst alles, was Gott geschaffen hat. Doch hier ist die Interpretation falsch, wenn man denken würde, der Sohn habe die Sünden des kompletten Kosmos aus der Welt geschaffen, denn sonst müsste alles in diesem Kosmos wieder so perfekt sein wie vor dem Sündenfall. Vielmehr hat Gott Seine Liebe dadurch gezeigt, dass eine zuvor bestimmte Anzahl von Menschen, die sich das nicht verdienen konnten, um des ganzen Kosmos willen gerettet wird. Im achten Kapitel dieses Briefes führt Paulus das noch weiter aus (V. 19ff): Es ist die überaus starke Erwartung der gesamten Schöpfung, dass die Kinder Gottes offenbar werden. Die Schöpfung ist wie in den Wehen vor der Geburt, und erwartet den Moment, in welcher die Vollzahl der Gläubigen erfüllt ist, weil sie selbst dann auch von der Vergänglichkeit erlöst sein wird. Außerdem haben wir als Kinder Gottes auch einen besonderen Auftrag in der Erhaltung der Schöpfung. So wird diese in spezieller Art und Weise von der Gemeinde gesegnet und gepflegt. Deshalb wurde also am Kreuz von Golgatha die ganze Sünde, alle Sünden und die Schuld der Sünden aller Gläubigen bezahlt. Die Bezahlung einer Schuld führt zwangsläufig zur Freiheit des ehemaligen Schuldners. Unsere Aufgabe als Erlöste ist es nun, ein Leben in der Freiheit zu führen. Die Tatsache, dass der Herr Jesus uns befreit hat von dieser Schuld, soll uns nicht dazu verleiten, die Sünde auf die leichte Schulter zu nehmen, sondern auch daraus für unser Leben lernen: Wir sollen uns von allem fern halten, was uns in Berührung mit Sünde bringen könnte. Echte Freiheit besteht nun mal nicht darin, tun und lassen zu können, was immer uns gerade einfällt, sondern darin, uns für das Richtige, nämlich das was Gott von uns und für uns möchte, entscheiden zu können. Nur wer sich dessen Tag für Tag bewusst ist, wird auch wirklich ein Leben führen können, das in der Ewigkeit zählt. Viel zu schnell lassen wir uns von Traditionen, Menschenfurcht oder falschen Prioritäten fesseln, lähmen und in die falsche Richtung wegzerren.

Nun kommen wir zur letzten wichtigen Frage in diesem Vers: Wie können wir von dem Evangelium für unser Leben Gebrauch machen? Paulus sagt uns: Dies geschieht durch den Glauben. Überlegen wir uns noch einmal: Das Evangelium ist die Gute Botschaft von all dem, was der Herr Jesus Christus für uns am Kreuz getan hat. Er hat unsere Sünde, unsere Schuld vor Gott, unsere Schande, unsere Krankheit, unseren Schmerz, unsere Verlorenheit, unsere Einsamkeit, unser Versagen alles zusammen genommen und vernichtet. Er hat uns von all diesem befreit, damit wir Gott und unsere Mitmenschen lieben sollen. Das ist das Ziel des Evangeliums. Nun wollen wir diese Freiheit für unser eigenes Leben in Anspruch nehmen und sie gebrauchen. Was es dazu braucht, sagt uns Paulus nun: Glauben. Und zwar “aus Glauben zum Glauben”. Wörtlich steht da im griechischen Text: ek (das heißt aus etwas heraus) und eis (in etwas hinein). Also: Aus dem Glauben heraus und in den Glauben hinein. Um zu verdeutlichen, was Paulus hier meint, möchte ich ein Beispiel dazu anbringen. Wenn aus einem kleinen Samen etwas wird, dann wächst die große Pflanze aus dem kleinen Samen heraus in die Luft hinein. Etwas Kleines wird zu etwas Großem. So ist es mit dem Samen auch. Deshalb sagte Jesus einmal: Wenn ihr nur Glauben hättet wie ein Samenkorn (also sehr klein), dann könntet ihr zu dem Felsen sagen: Hebe dich hinweg. Da steht aber nicht: Solange euer Glaube so klein ist wie ein Samenkorn. Vielmehr meinte Jesus: Ein Glaube in der Größe eines Samenkorns hat das Potential, zu einem Glauben zu werden, auf dessen Befehl hin Berge verschwinden müssen. Genau so ist Glaube: Er muss erst einmal gepflanzt sein, und anschließend, bei guter Pflege, wächst er heran und trägt viel Frucht. Damit jemand sich ernsthaft bekehren kann, ist notwendig, dass Gott zuvor den Glauben an das Evangelium pflanzt. Als Jesus zu den Jüngern sprach, konnten sie diesen Glauben noch nicht haben, denn Golgatha war noch nicht vollbracht. Aber heutzutage gibt es viele Menschen, die den Glauben von Gott geschenkweise bekommen haben.

Glaube ist wohl in der ganzen Bibel das Wort, welches am besten definiert ist. In Hebräer 11, 1 lesen wir: Aber der Glaube ist die Gewissheit der Dinge, die man erhofft und die Überzeugung dessen, was man nicht sieht. Zunächst ist der Glaube eine Gewissheit oder wörtlicher eine Substanz. Als solcher ist er keinesfalls aus der Luft gegriffen und darf nicht mit dem verwechselt werden, wenn Unwissende öfters mal sagen: Ich glaube, das Wetter wird nun langsam besser. Das ist kein biblischer Glaube. Echter Glaube, wie die Bibel ihn kennt, hat immer Substanz, entspricht damit den Tatsachen. Diese Tatsachen des Glaubens sind genauso real wie der Computer, der vor uns ist oder die Kerze auf dem Tisch. Der einzige Unterschied ist folgender: Wir können die Dinge des Glaubens nicht mit unseren fünf Sinnen wahrnehmen. Zumindest üblicherweise nicht. Aber gerade deshalb ist es in besonderer Weise wichtig, sie gut zu kennen. Solange wir in einer Stadt unterwegs sind und nicht wissen, was unser Ziel sein soll, werden wir auch nie an irgend einem Ziel ankommen. Um unser Ziel zu kennen, ist es wichtig, so oft wie möglich in der Bibel zu lesen. Sie ist die Stadtkarte und zeigt unser Ziel an. Weiter ist es wichtig, dass wir uns einer Gemeinde verbindlich anschließen und dort treu die Predigten, Bibel- und Gebetsstunden besuchen. Gott wird diese Gelegenheiten zum Reden gebrauchen. Paulus schreibt, dass der Glaube aus dem aktuellen Hören der Predigt kommt, also keine konservierten Buch-, Fernseh-, Radio- oder Internetpredigten, sondern live Predigten in einer echten Gemeinde unter echter Gemeinschaft. So wird der Herr dies mit wachsendem Glauben – aus dem Glauben in den Glauben – bestätigen und reichlich segnen.