… und wie ist das eigentlich mit der Bekehrung?

Wie „funktioniert“ das überhaupt mit der Bekehrung, von der man immer wieder hört und liest? Was ist das? Wann findet das statt? Wir leben in einer Zeit, in welcher es sehr viele Missverständnisse dazu gibt. Ich möchte ein paar davon ausräumen und versuchen, mehr Licht in die Sache zu bringen.

1. Bekehrung ist etwas ganz Persönliches.

Ja, das ist wirklich so. Und weil Bekehrung so etwas Wertvolles und Intimes ist, tendieren wir schnell dazu, unsere eigene Bekehrung zu idealisieren. So haben wir das erlebt, dann muss es jeder gleich oder zumindest sehr ähnlich erleben, damit es eine echte Bekehrung sein kann. Gleichzeitig empfinden wir das als so etwas Intimes, dass es niemand in Frage stellen darf, was auch wieder nicht so optimal ist. Es ist etwas, worüber sich zu reden lohnt. Im Bus, an der ALDI-Warteschlange und auf dem Marktplatz. Oder auch in der Gemeinde. Es ist so wertvoll, darüber reden zu können und auch Feedback dazu zu bekommen.

2. Nicht jeder kann sich daran erinnern.

Gerade weil es so etwas Persönliches ist, darf es auch so sein, dass sich manche Leute gar nicht daran erinnern können. Das ist aber ebenso wertvoll wie die großen Erlebnisse von Umgekrempelten wie Paulus und anderen mehr. Manche Menschen bekehren sich schon als Kinder und bleiben dem Glauben treu bis ins hohe Alter. Manche Menschen „wachsen“ in den Glauben hinein und merken plötzlich, dass sie irgendwann im Laufe einer bestimmten Zeit zu neuen Menschen geworden sind. Es muss nicht immer ein Knall und Blitzeffekte sein.

3. Es gibt keinen Bekehrungsautomatismus.

In meiner Teeniezeit war das „Übergabegebet“ das A und O des Christenlebens. Das ist in manchen Kreisen meines Wissens noch immer so. Das große Problem dabei: Das Nachsprechen eines Gebets bewirkt an und für sich nichts. Auch dann nicht, wenn es unter starken Gefühlsausbrüchen stattfindet. Ich habe in den vergangenen anderthalb Jahrzehnten immer mal wieder Menschen getroffen, die mich fragten, warum das so nicht „funktioniert“. Manche gehen jedes Jahr nach vorne und beten nach, und doch bleiben sie die alten Menschen. Die Übergabegebetitis unserer Gemeinden richtet da viel Schaden an.

4. Es gibt eine falsche Sicherheit.

Im Zusammenhang mit der Übergabegebetitis (Punkt 3) fällt mir aber auch auf, dass es immer wieder Menschen gibt, die meinen, dass das einmalig nachgesprochene Gebet alles sei, was nötig ist. Danach könne man einfach tun und lassen was man will, Gott wird es schon richten. Das Ticket ist gebucht, alles ist in bester Ordnung, nun kann man leben wie es einem gerade passt. Dieser Antinomismus (die Haltung, dass es für Christen keine Regeln oder Gebote gibt) entspringt einem Neuplatonismus, der den Gegensatz zwischen Körper und Seele auf die Spitze treibt und meint, was der Körper tut, sei egal, solange es der Seele gut gehe.

5. Es gibt eine falsche Gesetzlichkeit.

Zugleich geistert auch eine falsche Gesetzlichkeit in den Gemeinden herum, nicht nur die neuen judaisierenden Strömungen, die den Sabbat am Samstag und die jüdischen Feste wiederaufleben lassen wollen, sondern auch Vegetarismus und ähnliches propagieren. Überhaupt kann auch die Übergabegebetitis zu einer Gesetzlichkeit werden, wenn von jedem erwartet wird, dass man sagen kann, man hätte irgendwann einmal ein solches Gebet nachgesprochen.

Obwohl die Bekehrung etwas sehr Persönliches, Intimes ist, gibt es Elemente, die einfach dazu gehören. Und es gibt Folgen, an welchen man im Rückblick sehen kann, dass da etwas geschehen ist.

A. ELEMENTE der Bekehrung

  • Hören des Evangeliums

Als Gemeinden haben wir die Aufgabe, das Evangelium so zu predigen, dass es alle Menschen klar verstehen können. Wo das Evangelium verwässert oder verfälscht wird, werden wir an Gott und den Zuhörern schuldig. Der Glaube kommt aus der Predigt des Wortes Gottes.

  • Erkenntnis der Sünde im eigenen Leben

Die Folge der treuen Predigt des Evangeliums ist, dass Menschen beginnen, in ihrem Leben die Sünde zu erkennen. Das ist etwas Abstoßendes, etwas Erschreckendes, was jedem Menschen einiges zu denken gibt. Es ist unangenehm, wenn man sich plötzlich so erkennen muss. Doch daran führt kein Weg vorbei.

  • Buße (Umkehr)

Die Buße findet statt, wenn ein Mensch von seiner Sünde so erschreckt und abgestoßen sich umdreht und ob der Abscheulichkeit seiner Schuld vor Gott keinen Ausweg mehr sieht als sich an den Herrn Jesus zu wenden und Ihn um Hilfe und Gnade bittet. Buße ist die Abkehr vom alten Leben und die Hinwendung zum Herrn Jesus.

  • Echter, rettender Glaube (Vertrauen in den stellvertretenden Sühnetod Jesu)

Zugleich mit der Buße kommt auch der rettende Glaube, nämlich daran, dass Jesus für ihn persönlich am Kreuz stellvertretend gestorben ist, um die abscheuliche Schuld und Sünde zu bezahlen. Es ist die Erkenntnis der Liebe Gottes, die sich im Kreuz auf Golgatha und in der Auferstehung Jesu von den Toten zeigt.

  • Erkenntnis der Rechtfertigung durch das Sühnewerk Jesu

Damit geht auch einher, dass der Bekehrte erkennt, dass er durch dieses Sühnewerk Jesu vollkommen gerecht gemacht wurde. Er erkennt, dass ihm – trotz aller fehlenden Perfektion – die Gerechtigkeit Jesu wie ein weißes Kleid angezogen wurde und dass Gott ihn von nun an als Gerechtfertigten ansieht. Menschlich gesehen bleibt er auf der Erde unvollkommen, Gott sieht ihn schon mit den Augen des himmlischen ewigen Lebens an.

Dies ist ein passender Moment für ein Gebet der Hingabe und des Dankes an Gott, sofern dabei keine falschen Vorstellungen von einem solchen Übergabegebet vermittelt werden.

B. FOLGEN der Bekehrung

  • Liebe zu Gott und Gottes Wort

Wer bekehrt ist, liebt Gott, die Zeit im Gespräch mit Gott und das Hören auf Gottes Stimme in der Bibel. Er nimmt Gottes Wort ernst, versteht es wörtlich und lieber etwas zu wörtlich als zu wenig wörtlich. Er bleibt unter dem Wort und lässt die Bibel ein Urteil über sein Leben sprechen, statt mit seinen Gefühlen und seiner Biographie die Bibel beurteilen zu wollen.

  • Liebe zu den Mitmenschen

Er gewinnt eine neue Liebe zu seinen Mitmenschen, weil er merkt, wie gut und schön Gott alle Menschen geschaffen hat. Er versucht sie für den Glauben zu gewinnen und führt immer wieder Gespräche mit ihnen, die sie überzeugen sollen. Das bleibt hoffentlich ein ganzes Leben lang so!

  • Liebe zur Gemeinde

Er beginnt sich nach der Gemeinschaft mit anderen Bekehrten zu sehnen und besucht die Gemeinde, um auch dort Gottes Stimme durch die Predigt zu hören. Er wird in Gemeinden immer wieder Verletzungen erfahren (wie überall im Leben – wo Menschen sind, da menschelt es), und sieht das als Chance, um praktisch Vergebung zu lernen und zu leben.

  • Brennendes Verlangen nach der Heiligung

Verletzungen sind auch Chancen, um verändert zu werden. Wer bekehrt ist, hat sein altes Leben erkannt, verabscheut es und sehnt sich nach einem neuen Charakter, der dem von Gott gleicht. Er beginnt mit der Hilfe des Heiligen Geistes immer mehr seine alten Sünden zu erkennen, zu bekennen, zu hassen und zu lassen, und findet zugleich, dass der Heilige Geist auch gute Früchte in ihm wachsen lässt und ihm geistliche Gaben gibt, mit denen er seinen Mitmenschen dienen kann.

  • Wachsende Erkenntnis der Zeit, in der wir leben

Er beginnt sich mit der Zeit in der Welt umzusehen und gewinnt eine gewisse Erkenntnis von der Zeit, in der er lebt. Er beginnt zu entdecken, welche Veränderungen seiner Zeit gut sind und welche weniger gut. Das hilft ihm, sein Leben immer mehr nach Gottes Willen auszurichten, weil er auch seine Zeit und sein Umfeld durch die Augen von Gottes Wort, der Bibel zu beurteilen beginnt.

Wie können wir denn beurteilen?

Wie können wir denn beurteilen?
Paulus schreibt im ersten Brief an die Gemeinde in Korinth:
Wir aber haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der aus Gott ist, so dass wir wissen können, was uns von Gott geschenkt ist; und davon reden wir auch, nicht in Worten, die von menschlicher Weisheit gelehrt sind, sondern in solchen, die vom Heiligen Geist gelehrt sind, indem wir Geistliches geistlich erklären. Der natürliche Mensch aber nimmt nicht an, was vom Geist Gottes ist; denn es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt werden muss. Der geistliche [Mensch] dagegen beurteilt zwar alles, er selbst jedoch wird von niemand beurteilt; denn »wer hat den Sinn des Herrn erkannt, dass er ihn belehre?« Wir aber haben den Sinn des Christus.“ (1. Korinther 2, 12 – 16)
Da ich in der Gemeinde häufig mit jungen Menschen unterwegs bin (Royal Rangers, Jugendkreis, etc.), ist es eine meiner wichtigsten Aufgaben, diese Menschen in eine geistliche Reife hinein zu führen, in welcher sie fähig sind, ihr Umfeld, ihre Kultur, die Dinge, die ihrer Generation wichtig sind, selbst mit Hilfe der Bibel geistlich zu beurteilen.
Hinter jedem Produkt einer Kultur steckt eine bestimmte Weltanschauung. Die Weltanschauung ist die Vorstellung, die ein Mensch von der Gesamtheit der Realität hat. Hier finde ich die „Tool Box“ sehr hilfreich, die Nancy Pearcey in ihrem Buch „Total Truth“ vorgestellt hat: Die drei Punkte „Schöpfung“, „Sündenfall“ und „Wiederherstellung“.
Im Weiteren ein paar Gedanken, die ich versuche zu vermitteln, um bei der Beurteilung zu helfen. Zum Teil stammen die Anregungen aus Pearceys Buch S. 134 – 150, die ich hier in eigenen Worten wiedergebe und ergänze. Wer mehr dazu wissen möchte, dem empfehle ich, jenes Kapitel im Buch zu lesen.
Schöpfung:
– Woher kommt alles? Ist der Mensch ein Produkt des Zufalls? Ist er bloß ein ziemlich gut entwickeltes Tier?
– Wird die Individualität des Menschen ernst genommen? Wie steht es um die Menschenwürde? Die Menschenrechte konnten nur in einer Kultur entstehen, die auf das jüdisch-christliche Menschenbild aufgebaut war! Wie ist der Umgang mit der übrigen Schöpfung (Naturschutz, etc.)?
– Geht es in der Kunst um echte Schönheit, um echte Ästhetik oder nur um ein seelisches Hochpushen von Gefühlen und um die innerliche Selbst-Betäubung?
– Wer ist der Schöpfer? Wird bloß eine unpersönliche Kraft, Energie, Materie oder ein persönlicher, allmächtiger, allwissender, liebender, gerechter, heiliger Schöpfer an den Anfang gestellt?
Sündenfall:
– Woher kommt das Leid? Ist daran der Beginn des privaten Eigentums schuld? Ist das Böse im Menschen einfach nur ein Teil seiner selbst?
– War der Sündenfall dann, als das Geld erfunden wurde? Oder bestand er darin, dass die Leitung des Haushalts zwischen Mann und Frau aufgeteilt wurde?
– Bestand der Sündenfall darin, dass der Mensch begann, eine Zivilisation zu gründen und Kultur zu schaffen? Oder dann, als man begann, die Sexualität durch die Ehe zu beschränken?
– Oder war die menschliche Entwicklung schuld, die ihn dazu brachte, sich selbst als individuell zu sehen und nicht mehr als Teil des All-Ganzen?
Wiederherstellung:
– Kann die Welt wieder in Ordnung gebracht werden, indem plötzlich alles allen gehören soll? Oder dadurch, dass das Geld, die Kultur, die Ehe oder sonst was abgeschafft wird?
– Die Bibel sagt uns, dass der Mensch nichts tun kann. Er muss von außerhalb seiner selbst erlöst werden. Er muss als Erstes von Gott wiedergeboren werden, indem er ein neues Herz bekommt. Alles andere wird nicht funktionieren.