Biblipedia-Debattenstarter: Quo vadis, EAD?

Heute ist meine Analyse der aktualisierten EAD-Glaubensbasis als Biblipedia-Debattenstarter erschienen: „Im Grunde genommen ist diese Fassung eine 90°-Drehung. Noch nicht ganz weg von den bisherigen Standpunkten, aber ein weiterer solcher Schritt würde schon bedeuten, dass in manchen Punkten das Gegenteil dessen gelehrt würde, was ursprünglich mal die Position der Evangelischen Allianz war. Einen solchen Schritt lediglich als Modernisierung des Textes zu bezeichnen ist irreführend. Eigentlich sollte eine solche neue Fassung mit genügend Erklärungen und Kommentaren versehen an jedes Werk der EAD und an jede Ortsallianz gehen, damit sich diese entscheiden können, ob sie weiterhin hinter diesem Kurs stehen können.“

Hier (Link) geht es zum vollständigen Text und hier (Link) zur PDF-Version.

Zum Heiligen Geist beten?

Bei meiner Beschäftigung mit dem Wesen, Wirken und den Aufgaben des Heiligen Geistes bin ich auf verschiedene Zitate gestoßen, die sich mit der Frage befassen, ob man zum Heiligen Geist beten soll / darf / kann. Drei davon möchte ich heute mal präsentieren:
1. Das Nizäno-Konstantinopolitanische Glaubensbekenntnis
Dieses Glaubensbekenntnis war das Ergebnis eines jahrzehntelangen Ringens mit der Frage von der Dreieinigkeit. Im dritten Abschnitt des Bekenntnisses heißt es:
Wir glauben an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht, der aus dem Vater (und dem Sohn) hervorgeht, der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird, der gesprochen hat durch die Proheten, und die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche. Wir bekennen die eine Taufe zur Vergebung der Sünden. Wir erwarten dieAuferstehung der Toten und das Leben der kommenden Welt. Amen.“ (Quelle: Wikipedia)
2. Charles Haddon Spurgeon
Der „Fürst der Prediger“ hielt im Metropolitan Tabernacle am 10. März 1889 eine Predigt zum Thema „Intime Bekanntschaft mit dem Heiligen Geist“. Darin sagte er:
Somit ist es also so, dass wie wir die Persönlichkeit und Gottheit des Heiligen Geistes kennen, so lernen wir Ihn kennen. Ich meine damit, dass nun eine persönliche Beziehung zwischen dem Gläubigen und dem Heiligen Geist ist, eine bewusste und klare Gemeinschaft und Verbundenheit. Die Gemeinschaft des Heiligen Geistes ist eine der drei erlesenen Segen der großen Segnung. Erfreuen wir uns daran? Wir reden mit Ihm und Er redet mit uns. Wir vertrauen Ihm und Er legt in uns Vertrauen mit manch einer kostbaren Wahrheit Gottes. Wir sind jetzt keine Fremden mehr. Wir reden nicht von Ihm wie von einer Person, die weit weg ist, von der wir gehört haben – von einem göttlichen Geheimnis, mit dem die Propheten und Apostel vor langer Zeit einmal vertraut waren – sondern wir kennen Ihn.“(Quelle: spurgeongems.org– Übersetzung von mir – Das Zitat stammt von Seite 4)
3. Arthur W. Pink
Pink war einer der großen reformierten Bibellehrer der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts. Er hat ein Buch geschrieben, das sich mit dem Wesen des Heiligen Geistes befasst. Im letzten Kapitel geht es genau um diese Frage: Wie ehren wir den Heiligen Geist? Pink zeigt auf, dass das Gebet zum Heiligen Geist nichts ist, was in der Bibel nicht vorkommt und fasst zusammen:
Es ist der Heilige Geist, der nun die Arbeiter beruft, sie ausrüstet, ihnen Aufgaben zuweist und ihre Bemühungen segnet. In 1. Korinther 12,5 und 2. Korinther 3,17 wird der Heilige Geist ausdrücklich „Gott“ genannt. „Preist Gott, von dem aller Segen fließt. Preist Ihn, alle Schöpfung hier unten. Preist Ihn droben, ihr himmlischen Scharen – Preist Vater, Sohn und Heiligen Geist.“ Amen!“(Quelle: godrules.net– Übersetzung von mir – für Englischversteher lohnt sich, die ganze Seite zu lesen.)

Geschichten von Dienstkrisen

In diesem ersten Hauptteil erzählen die Autoren von ihrem Erleben als Hauptamtliche im Dienst von Gemeinden: Pastoren, Jugendleiter, ein ehemaliger Direktor der Vineyard-Gemeinden der USA berichten, wie sie dazu gekommen sind, die traditionelle Art von Gemeinde zu hinterfragen. Sie stellen viele gute Fragen – ob die Antworten, die sie zu geben versuchen, ebenso gut sind und zu befriedigen vermögen, werden wir noch sehen.
Spencer Burke – Vom dritten Stock in die Garage
Er war ein Pastor einer Megachurch mit 4500 erwachsenen Gottesdienstbesuchern auf dem Gelände und 10’000 Leuten, die insgesamt an den regelmäßigen Programmen teilnahmen. Burke beschreibt diese Zeit und seine Gedanken dazu folgendermaßen:
Try as I might, I’m troubled by things like the parking lot ministry. Helping well-dressed families in SUVs find the next available parking space isn’t my spiritual gift. To be perfectly honest, I’m not even comfortable with some of the less sensational aspects of evangelicalism. Three-point-sermons, four-law gospel presentations and 10-step discipleship programs have never rung true to me. And yet during my seminary education, to suggest anything else was heresy. To dare question my alma mater’s premillennial, pretribulation doctrinal position, for instance, was to risk expulsion at worst and public humiliation at best. So like all the other students, I bought in. I read all the right books, went to all the right conferences, and said all the right things. For years I played by the rules and tried hard not to think about the lingering questions of my soul. Doubt, after all, is dangerous. Who knows where it might lead? (S. 28)
Zwei Punkte möchte ich davon kurz aufgreifen, in denen ich Burke unbedingt zustimmen muss. Das Eine sind diese 10-Punkte-Programme (und wegen mir auch die Drei-Punkte-Predigten). Das ist nun mal einfach eine viel zu starke Vereinfachung, wenn wir versuchen, jedem unsere Programme aufzuzwingen. Auch die Anzahl der Punkte einer Predigt kann nicht von vornherein vorgeschrieben werden, sie ergibt sich aus dem Text, der ausgelegt werden soll. Eine zweite wichtige Frage betrifft den Umgang mit Zweifeln. Mir ist auch schon öfter aufgefallen, dass in der evangelikalen Welt die Zweifel per se als etwas Schlechtes betrachtet werden. Zu lange haben so viele junge Menschen versucht, ihre Zweifel zu unterdrücken, statt sich fair, kritisch und aktiv mit ihnen zu beschäftigen. Leider fallen viele Vertreter der Emerging Church auf der anderen Seite vom Pferd: Sie verlangen, dass ständig alles immer wieder erneut in Zweifel gezogen wird, sodass es überhaupt keine sichere, unbezweifelbare Grundlage mehr geben kann. Auch dieser Umgang mit Zweifeln, der das Zweifeln schon beinahe vergötzt, ist nicht gesund.
Burke hat dann seinen Job als Pastor aufgegeben und sich in eine alte Garage zurückgezogen. Dies geschah, nachdem er ein spezielles Erlebnis hatte. Er war auf einer Retraite mit Brennan Manning, der ihm sagte, er solle in dieser Zeit keine Bücher lesen – auch nicht die Bibel. In dieser Retraite hatte er eine Art der Begegnung mit Jesus, der ihn einfach festhielt und ihm half, sich verstanden zu fühlen. Dort lernte er „kontemplative Spiritualität“ kennen, woraufhin er sich von seiner Gemeinde trennte und in der Garage zu arbeiten begann. In dieser Garage hat er 1998 die Webseite mit dem Forum und dem Online-Magazin „TheOoze.com“ gegründet. Dies ist eine Art Webseite, wo sich Menschen aus allen möglichen Hintergründen, Religionen und Ideologien trafen und sich über ihre Formen der Spiritualität unterhielten. Seit 2012 ist diese Seite down – ohne eine öffentliche Begründung. 2001 hat er mit anderen Mitgliedern des Forums TheOoze ein sogenanntes „Potlatch“ durchgeführt. Das ist ein Fest, bei dem es um das Verschenken geht. Besser gesagt, es ist ein altes indianisches Ritual, das sehr eng mit dem indianischen Animismus (Glaube an Seelen, Ahnen und Geister, die einen umgeben). Nach und nach wurde Burke immer mehr zu einem Panentheisten (ein Panentheist glaubt, dass Gott in allem ist). Burke sucht also auch in fremden Religionen nach einer Begegnung mit Gott. Damit überschreitet er klar die Linie, die Jesus uns gegeben hat: Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater als nur durch mich! (Johannes 14,6). An dieser Stelle muss man sich fragen, was das für ein Jesus gewesen sein muss, der Burke damals begegnet ist. Alle diese Begegnungen – und ja, es gibt wirklich echte Jesus-Begegnungen!!! – müssen beurteilt werden nach Galater 1,8-9: Aber selbst wenn wir oder ein Engel vom Himmel euch etwas anderes als Evangelium verkündigen würden als das, was wir euch verkündigt haben, der sei verflucht! Wie wir es zuvor gesagt haben, so sage ich auch jetzt wiederum: Wenn jemand euch etwas anderes als Evangelium verkündigt als das, welches ihr empfangen habt, der sei verflucht!
Burke macht den traditionellen Gemeinden drei Vorwürfe:
1. „Geistlicher McCarthyismus“ → Damit meint Burke, dass man sich den Pastor oder andere Pastoren zu Götzen macht: „Call me crazy, but it seems like many of my church friends live on every word that proceeds from the mouths of the evangelical öeaders of the world more than on every word that proceeds from the mouth of God.“ (S. 31)
2. „Geistlicher Isolationismus“ → Damit meint Burke, dass man sich immer mehr in die Gemeinden abschottet und nichts mehr mit dem Rest der Menschen zu tun haben will – man isoliert sich.
3. „Geistlicher Darwinismus“ → Damit meint Burke, dass alles nach dem Motto läuft „größer ist besser“: „Pastoral credibility had everything to do with a big budget they had and how many worshipers came to the Sunday event.“ (S. 34)
Diese drei Dinge stelle ich in unseren Gemeinden auch immer wieder fest. Beim ersten Punkt kann ich mit Burke nicht ganz mitgehen, dass er jede Art von Hierarchie und unterschiedlicher Verantwortlichkeit in den Gemeinden anprangert, aber es ist ganz wichtig, zu sehen, dass es das Extrem recht häufig gibt, dass man versucht ist, geistliche Leiter an die Stelle zu rücken, die nur Gott allein zusteht.
Ein letzter Punkt zu Burke: Er kommt kurz auf das Thema Kunst / Kultur und Gemeinde zu sprechen. Burke war Künstler (Maler) und Pastor zugleich: „When the gallery folks found out I was a pastor, they were stunned. Likewise, my friends at church struggled to understand the arts community I belonged to. If the acquaintances I’d made in both these circles were to wind up in the same room, they wouldn’t have anything to say to each other.“ (S. 33/34)
Das ist sehr schade, und ich frage mich, ob es in unseren Gemeinden auch so wäre. Gott hat die Schönheit geschaffen und uns die Kunst gegeben, um Ihn sichtbar zu machen. Ich bin dankbar, dass es hier langsam ein Umdenken in manchen Gemeinden gibt. Wir können aber noch einiges mehr tun, um echte Schönheit zu erkennen, zu würdigen und zu verbreiten.
Todd Hunter – Ins Gespräch einsteigen
Nach einer kurzen Einführung in sein Leben als Gemeindegründer und später nationaler Direktor der Vineyard USA berichtet Hunter von einem Gespräch bei einem Treffen mit jungen Leitern von Gemeinden. Dort wurden plötzlich neue Fragen gestellt: „Gibt es überhaupt Wahrheit?“ – „Wie kann man sie kennen, wenn wir Menschen doch fehlbar sind?“ – „Wie sicher können wir über die Wahrheit sein?“ – „Ist Wahrheit in sich selbst einfach gut?“
Todd hat daraus seine Schlüsse gezogen: „Your systems are perfectly suited to yield the results you are now getting.“ (S. 45) Somit verließ er das System der Vineyard-Gemeinden und machte sich auf die Suche. Dies machte ihn zu einem „Postreduktionisten“, also jemandem, der sagt: Fakten und Glaubensbekenntnisse sind gut, aber sie sind zu sehr reduziert, zu sehr zusammengestaucht, und komprimiert. Deshalb ist der Post-Reduktion-ismus die Folge dieser Entwicklung. In manchen Dingen kann ich ihm durchaus zustimmen, besonders in seiner Kritik an manchen Evangelisationsmethoden: „Salvation, as normally understood outside the context of the whole story (say-a-prayer-so-that-when-you-die-you-can-go-to-heaven), lacks the power to be compelling. The reductionist version was never right or true.“ (S. 49) Leider muss ich auch hier sagen, dass Hunter – so sehr ich ihm in dieser Aussage zustimmen muss – seine Hausaufgaben sehr schlecht gemacht hat. Natürlich ist diese Art der „Bekehrung“ verbreitet – aber sie wird nicht in ihren Kontext oder in ihre Geschichte eingebunden. Sie ist eine sehr späte Erfindung und hat den größten Teil der Kirchengeschichte gegen sich stehen.
Hunter macht daraufhin klar, dass der Postmodernismus eine bestimmte Weltanschauung ist. Er versucht, so sagt er, hinter die Weltanschauung zu kommen: „We are Christ-followers before we are a worldview.“ (S. 50) Das Unterfangen finde ich gut – allerdings zeigen die folgenden Seiten, auf denen er seine Sicht zum Thema „Was ist Wahrheit?“ darlegt, dass sein Denken ziemlich stark vom Postmodernismus geprägt ist.
Tony Jones – In Richtung eines missionales Dienstes
Sie hatten ein Konzert mit einer bekannten Band organisiert. Tony Jones war der Organisator. Er war Jugendpastor einer größeren Gemeinde. So lernte er das Showbusiness kennen: Nachdem die Band bei ihnen gespielt hat, spielte sie am nächsten Tag in derselben Stadt in einer anderen Gemeinde – für einen Fünftel der Gage, die Jones ihnen gegeben hatte. Das führte dazu, dass Jones mit Nachdenken begann. So begann er immer mehr zu hinterfragen.
Die Frage, die sich Jones jetzt hauptsächlich stellt, ist die: Wie können wir die Mission leben? Er kommt zu vier Punkten, die ihm wichtig sind:
1. Pastorale Fürsorge→ Für die anderen da sein. Etwas zusammen unternehmen, zusammen reden, etc.
2. Theologische Reflektion„We’re called to help our students see the events of this world, those that fill us with hope and those that fill us with despair, from this side of Easter – to view the world through an empty tomb.“ (S. 71)
3. Kontemplatives Gebet → Dabei geht es Jones vor allem um das Erleben der Stille in einer Zeit, die durch stetigen Lärm und Ablenkung geprägt ist.
4. Intergenerationelle Gemeinschaft → Vielfalt leben durch viele Menschen unterschiedlichen Alters, Herkunft, sozialen Stands, etc.
Nun gut, so weit finde ich nichts, was man in traditionellen Gemeinden nicht auch finden könnte. Den Begriff „kontemplatives Gebet“ finde ich allerdings etwas bedenklich, da er aus dem Bereich des Mystizismus kommt.
Chris Seay – Ich habe den Glauben meiner Väter geerbt
Sein Großvater war ein Erweckungsprediger und Pastor einer wachsenden Gemeinde. Er selbst sieht sich als „Postrevivalist“ – man merkt hier schon, dass diese postmodernen Emerger die Vorsilbe „post“ mehr als lieben. Er sagt, dass eine Erweckung nur da möglich sei, wo es noch eine kleine Flamme des Glaubens gebe, die man wieder entfachen könne. Das habe sich inzwischen geändert. Er habe von seinem Opa und seinem Vater nur die allerwichtigsten „essentials“ des Glaubens übernommen und sei jetzt das, was nach der Erweckung käme, nämlich dann, wenn keine Erweckung mehr möglich sei. Für ihn ist der Pastor in diesem neuartigen Setting nur noch ein Geschichtenerzähler, weil Geschichten das Einzige seien, was die postmodernen Menschen ins Leben hinein sprechen könne. Er schreibt:
In the modern context the church ignored biblical narrative and complexity, instead reducing the gospel to a set of propositions („All you have to do is pray these statements, ask Jesus to come into your heart, and you’re done“). But if that’s all the gospel is, then all we need to do is wage a kind of air campaig, dropping propositions on individuals. As long as they buy the propositions, they’re converted. We never really have to meet or know them. Unfortunately, that’s exactly what a lot of evangelism has resembled in the modern era. And it doesn’t work anymore. We don’t talk about the whole of life because – you’ve heard it before – „the supermarket does the food, the politicians do politics, Hollywood does entertainment, and the church does the soul.“ We’re left with a disembodied little chunk.“ (S. 80)
Streng genommen muss man sagen, dass das, was Seay hier kritisiert, noch nie funktioniert hat. Auf diese Weise ist es auch keine Kritik an der echten Evangelisation, die es schon immer gegeben hat.
Im Rest seines Berichtes geht Seay auf drei Arten des Denkens ein: Lineares Denken, zirkuläres Denken und netzähnliches Denken. Er schreibt dem Römerbrief das Erste zu, dem Buch Prediger das Zweite und dem Buch der Sprüche das Dritte. Seine Begründungen sind allerdings sehr weit an den Haaren herbeigezogen.
Chuck Smith, jr. – Aber kommen wir denn von hier nach dort?
Gut – ich muss zugeben, Chuck Smith hatte bei mir schon mit seiner Einleitung fast verspielt, in der er sich über den Predigtstil von Jonathan Edwards auf eine Weise lustig macht, die deutlich zeigt, dass er von jenem nicht mehr weiß als in dem kurzen Abschnitt über die große Erweckung in den Schulbüchern. Ich möchte Chuck Smith an dieser Stelle empfehlen, noch einmal über die Bücher zu gehen und zu sehen, was wir heute in der Postmoderne von Edwards lernen können. Das ist nicht gerade wenig.
Jedenfalls beschreibt Smith seinen früheren Predigtstil als manipulativ und immer negativ auf den Sünden der Zuhörer herumreitend – bis eines Tages John Wimber kam und ihn fragte, was er damit bezwecke. Von jenem Moment an war sein Ziel nur noch, dass die Zuhörer sich gut fühlen sollten. Nun, man kann sich trefflich darüber streiten, ob das wirklich besser ist oder ob er bloß auf der anderen Seite vom Pferd gefallen ist. Möge dies der Leser selbst entscheiden.
Auf jeden Fall begann er und seine Gemeinde daraufhin, sich mit der umliegenden Kultur zu beschäftigen und er stellte fest, dass seine Predigten bis dahin für jene unverständlich waren. Er sagt dazu etwas Wertvolles: „The challenge, as it’s always been, is to get to know the dominant culture and to retool our church so that it can effectively be light and salt in a postmodern world.“ (S. 97)
Damit sagt er etwas Wichtiges. Was wir brauchen, ist das Wissen um die vielen Ideologien und Weltbilder, die herumgeistern. Wir brauchen die Fähigkeit, zu unterscheiden, was an einewm Weltbild stimmt und wo es Gottes Wort widerspricht und wie wir diesen Widerspruch so ausdrücken können, dass er verstanden wird.
Eine Schlacht um leere Worthülsen
Was mir immer wieder auffällt, ist, dass sich die Autoren dieser Geschichten nicht trauen, bestimmte Ausdrücke klar zu definieren. Es bleibt alles vage, undeutlich und unverbindlich. Jeder darf sich darunter vorstellen, was ihm behagt. Was ist genau das Evangelium? Es wird von Gospel, Good News, Salvation, Kingdom of God gesprochen, aber niemand definiert diese Ausdrücke. Es werden immerzu nur die „traditionellen“ Definitionen davon durch den Kakao gezogen, ohne eine tatsächlich befriedigende Antwort zu geben, was es denn nun sein soll.

Rahab und die rote Schnur

Rahab ist die Frau des Alten Testaments, die an den meisten unterschiedlichen Stellen im Neuen Testament genannt wird. Im Geschlechtsregister bei Matthäus ist sie eine von drei ganz besonderen Frauen, die nebst all den üblicherweise sonst genannten Männern vorkommt. In Hebräer 11 wird sie als eine der Glaubensheldinnen aufgezählt. In Jakobus 2 wird ihr Glaube als ein Glaube bezeichnet, der durch ihre mutige Tat unter Beweis gestellt wurde. In Josua 2 lesen wir von ihr.

Denn wir haben gehört, wie der Herr das Wasser des Schilfmeeres vor euch ausgetrocknet hat, als ihr aus Ägypten gezogen seid, und was ihr den beiden Königen der Amoriter, Sihon und Og, jenseits des Jordan, getan habt, an denen ihr den Bann vollstreckt habt. Und als wir dies hörten, da wurde unser Herz verzagt, und es ist kein rechter Mut mehr in irgend jemand vor euch; denn der Herr, euer Gott, ist Gott oben im Himmel und unten auf Erden! Und nun schwört mir doch bei dem Herrn, daß, so wie ich an euch Güte erwiesen habe, auch ihr am Haus meines Vaters Güte erweisen werdet; und gebt mir ein sicheres Zeichen, daß ihr meinen Vater, meine Mutter, meine Brüder und meine Schwestern samt allen ihren Angehörigen am Leben lassen und unsere Seelen vom Tod erretten werdet! […] Da sprach sie: Es sei, wie ihr sagt! und ließ sie gehen. Und sie gingen hin; sie aber knüpfte die karmesinrote Schnur ins Fenster. (Josua 2, 10 – 13. 21)

Das Erste was wir von ihr lesen ist das: Wir haben gehört. Sie hat gehört und ist durch das Hören gläubig geworden. Das sagt uns Paulus in Röm. 10, 17 auch. Der Glaube kommt aus dem Hören von der guten Nachricht von Gott. Und diese Gute Nachricht, das Evangelium, ist nicht erst etwas Neutestamentliches, es beginnt mit 1. Mose 1, 1: Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde.

Das Zweite, was wir von ihr lesen ist das: Sie bekennt sich zum Gott Israels. Sie sagt: Denn Jahwe, euer Gott, ist Gott im Himmel und auf Erden. Das ist ihr Glaubensbekenntnis und kommt von ganzem Herzen. Dieses Glaubensbekenntnis geschieht aber nicht nur mit den Lippen, sondern auch mit ihren Taten. Sie nimmt die Kundschafter des Gottesvolkes auf und führt die Soldaten in ihrer Stadt in die Irre. Sie hat sich entschieden für den Gott Israels und ist dafür bereit, sogar ihre eigene Heimat, ihr Zuhause, zu verraten.

Ein Drittes sehen wir: Sie wünschte sich ein Versprechen von Gott, eine Zusage, dass ihr Glaube belohnt wird. Sie hatte noch keine Bibel, in der alle Verheißungen drin stehen. Deshalb bat sie die Kundschafter, ihr zu versprechen, dass sie und ihre Familie unter Gottes Schutz stehen. Sie bekam auch diese Verheißung mit der Bedingung, dass sie in das Fenster, wo sie die Kundschafter herunterließ, ein Stück karminrote Schnur hängen solle.

Viertens sehen wir, dass ihr Gehorsam vollständig war. Er betrug 100%. Gott ist 100% treu und 100% genau im Einhalten Seiner Versprechen. Er möchte aber von uns auch 100%igen Gehorsam. Rahab war so gehorsam. Sie nahm keine grüne oder blaue Schnur, nein, eine karminrote Schnur musste her und in genau dieses eine Fenster gehängt werden. Dieses Fenster lag nach außen hin zur großen Verkehrsstraße, wo jeden Tag hunderte von Händlern und Käufern durchkamen. Wahrscheinlich wurde sie auch oft ausgefragt und ausgelacht wegen dieser Schnur, doch sie war bereit, den Preis des Spottes zu zahlen.

Diese blutrote Schnur ist ein Symbol für das Blut, das Jesus auf Golgatha für uns zur Erde fließen ließ. Auch Er war ausgestellt, verspottet und hatte mächtig zu leiden. Auch Er war geduldig und gehorsam bis zum Tod – dem schrecklichen Tod am Kreuz. Damit wir wieder mit Gott versöhnt leben können hat Er unsere Schuld bezahlt. Mit jedem Tropfen Blut, das aus Ihm auf die Erde floß. Und wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist Er treu und gerecht, dass Er unsere Schuld vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit! (1. Joh. 1, 9). Das ist Gottes Versprechen an jede und jeden von uns! Wie Rahab die Kundschafter beim Wort nahm, dürfen wir Gott beim Wort nehmen. Wie Rahab gehorsam war, und zwar mit Genauigkeit gehorsam, so dürfen auch wir Gott mit genauem Gehorsam dienen. Was ist zur Zeit deine rote Schnur? Ist es, dass du eine Gemeinde suchst und dich dort verbindlich einbringst? Ist es, dass du in deiner Gemeinde regelmäßig teilnimmst und mitmachst? Ist es, dass du andere Menschen in die Gemeinde einlädst? Sei gesegnet!

(Kurzfassung einer Predigt, gehalten am 26. Juni 2011)

Einleitendes zum Apostolicum

Einführung in das Apostolische Glaubensbekenntnis

In der Einführung wollen wir uns mit drei Fragen beschäftigen:

Erstens, was ein Glaubensbekenntnis ist,

Zweitens wozu ein Glaubensbekenntnis gut ist und

Drittens, weshalb wir gerade das Apostolicum dafür auswählen.

Erstens. Ein Glaubensbekenntnis ist zunächst eine kurze Zusammenfassung dessen, was man glaubt. Darin werden alle wichtigen (die wirklich wichtigen, und daher heilsentscheidenden) Aussagen gemacht. Dieses Bekenntnis ist weiter auch eine kurze Zusammenfassung dessen, was man glaubt. Es ist leicht und gut auswendig zu lernen und hilft einem dadurch auch beim Beurteilen von Lehren, Büchern, Prophetien und manchem mehr. Ein Glaubensbekenntnis wurde von einer Reihe von Theologen mit einer ähnlichen theologischen Grundhaltung zusammengestellt und erhält für deren Gemeinden einen wichtigen Charakter eines Bekenntnisses, also dessen, was man vor anderen Menschen bezeugt.

Zweitens. Diese Frage wird leider immer öfter gestellt, sodass man kaum noch weiß, wozu ein solches Glaubensbekenntnis gut sein kann. Immer mehr hört man kritische Stimmen, die sagen: Lehre trennt, Gemeinschaft (oder Liebe) eint. Doch auf diese Art und Weise wird gleich von Anfang an Gottes Wort in Frage gestellt und damit Gott selbst. Ein Glaubensbekenntnis dient zunächst dazu, dass wir in aller Kürze die wichtigsten Grundlehren der Bibel lernen können. Es gibt leider immer mehr Christen, die nicht sicher sind, was genau sie glauben. Mit Hilfe eines solchen Bekenntnisses, das sie gut kennen, ist das kein Problem mehr, Auskunft zu geben über unseren Glauben. Weiter dient ein solches Bekenntnis dazu, uns im Glauben zu festigen und zu stärken. Wer weiß, an Wen er glaubt, der wird mit Kraft und Freude gestärkt, und damit auch im Glauben vorangebracht. Sodann dient es zur Prüfung von Lehren und Prophetien, von Worten und Taten. Letztendlich dient es aber auch dazu, eine klare Trennlinie zu unbiblischen Glaubensgemeinschaften (im Volksmund „Sekten“ genannt, ich persönlich mag es nicht, diesen Begriff in der Weise zu verwenden) zu schaffen. Es führt somit auch zur Abgrenzung und „Heiligung“ könnte man durchaus sagen.

Drittens. Das Apostolicum, so nennt man es auch, ist ein Bekenntnis, das schon sehr früh von der Kirche zum Taufbekenntnis gemacht wurde. Wer getauft werden wollte, musste diesem Bekenntnis zustimmen. Außerdem ist es ein Bekenntnis, dem nicht nur die ursprüngliche katholische Kirche (vor der Entgleisung zur Papstkirche), sondern auch gläubige Protestanten zustimmen können. Es ist somit das allgemeinste Bekenntnis, das deshalb eher vereint als trennt. Zudem ist es wirklich kurz und knackig, deshalb einfach zu lernen.

Vorbemerkung zur Autorität der Bibel

Es mag befremdlich sein, dass das Apostolicum mit keinem Wort auf die Autorität der Bibel zu sprechen kommt. Dies hat seinen Grund darin, dass die Autorität der Schrift heutzutage so stark angefochten ist. Zur damaligen Zeit konnte man einfach davon ausgehen: Wer sich Christ nennt, wird an der Autorität der Schrift nicht rummeckern. Dies hat sich seit der Aufklärung ganz grundsätzlich geändert: Der Mensch machte den Verstand zum Maß aller Dinge und legte damit ganz subjektiv fest, was in der Bibel stimmen darf und was nicht. So wurde eine Unterscheidung gemacht zwischen der Bibel als Gottes Wort und der Bibel als Menschenwort. Deshalb ist es wichtig, zunächst noch ein Wort hierzu zu sagen. Die Bibel, die Heilige Schrift, bestehend aus dem Alten und dem Neuen Testament, ist in allen seinen Aussagen, egal in welche Richtung sie gehen, ob sie naturwissenschaftliche, psychologische, philosophische oder das Heil und Zusammenleben des Menschen betreffende Aussagen macht, vollkommen Wort Gottes und als solches ewig gültig. Alle seine Aussagen sind deshalb fehlerlos und unfehlbar. Gottes Wort fällt nicht hin, denn Er Selbst garantiert, dass es eintreffen wird.

Das Apostolische Glaubensbekenntnis

Ich glaube an Gott,
den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde.

Und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.

Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige katholische Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben.
Amen.

Quelle

Dieses Glaubensbekenntnis hat in allen Jahrhunderten seit seiner schriftlichen Abfassung und auch in verschiedenen mündlichen Versionen lange davor einen großen Einfluss gehabt. Es hat uns auch heute noch sehr viel zu sagen, deshalb möchte ich eine Serie an Posts über dieses Bekenntnis machen.

Fortsetzung