Die Ehe – ein „weltlich Ding“?

Wenn wir Martin Luthers Rede von der Ehe als ein „weltlich Ding“ verstehen wollen, so müssen wir zuerst einen Blick in die Ehe- und Familienlehre des Mittelalters werfen.
Als das Christentum mit der so genannten „konstantinischen Wende“ unter Kaiser Konstantin dem Großen legalisiert und dann unter Kaiser Theodosius dem Großen im Jahre 380 nach unserer Zeitrechnung zur Staatsreligion erhoben wurde, hatte dies einen großen Einfluss auf die damalige Familienpolitik. Seit Konstantin wurde das Scheidungsrecht stark eingeschränkt: Scheiden lassen durfte man sich nebst dem Ehebruch nur noch, wenn der Ehepartner ein Mörder war, Zauberei oder Grabschändung betrieb.1
Konstantin wird zumeist noch in die römische Spätantike angesiedelt. Er hatte seinen Regierungssitz an das altgriechische Byzantion verlegt, und benannte es in Konstantinopel um. Heute heißt dieser Ort Istanbul. Danach wurde das römische Reich aufgeteilt. Das weströmische Reich ging im Zuge der Völkerwanderung gegen Ende des 5. Jahrhunderts unter. Durch Missionierung wurden auch die neu zugewanderten germanischen Völker christianisiert.
Das Mittelalter kennt drei unterschiedliche Konzepte von Familie. Zunächst das verwandtschaftliche Konzept, nach welchem die Familie die Menge aller Menschen ist, die miteinander verwandt oder verschwägert sind. Im Mittelalter hat die Verwandtschaft starke Bande geknüpft, auf die man sich verlassen konnte. Zugleich behielt die Familie auch weiterhin die Bedeutung des römischen „Domus“, also des Hauses, und meinte damit Besitz und Bewohner eines Hauses unter der Aufsicht des Familienvaters. Eine dritte Bedeutung kam dem explizit christlichen Begriff der „geistlichen Familie“ zu. Hier kam zu den bisherigen Bedeutungen der Familie auch die neue Verwandtschaft durch die Gemeinde hinzu, insbesondere der Taufpaten im Falle der seit dem Beginn des Mittelalters häufigen Kindertaufe. Michael Mitterauer schreibt dazu:
Die Taufpatenschaft ist keineswegs eine urchristliche Institution. Sie entstand aus der Bürgschaft, die Mitglieder der christlichen Gemeinden für Erwachsene abgeben mussten, die durch die Taufe aufgenommen werden wollten. Bei Kindern christlicher Eltern war eine solche Zeugenschaft nicht erforderlich. Dafür musste bei der Taufe von Säuglingen eine erwachsene Person stellver-tretend für sie sprechen. Zunächst waren das Vater und Mutter. Seit dem vierten Jahrhundert verschmolzen die beiden Formen in der Taufliturgie. Auch bei Kleinkindern wurden Bürgen herangezogen, die jedoch nicht – wie bisher bei der Erwachsenentaufe – für das Vorleben der Täuflinge einzustehen hatten, sondern verpflichtet waren, für eine christliche Erziehung der Kinder zu sorgen.“2
So wurden auch die Taufpaten bald zu den „Eltern“ dazu gezählt und waren mit verantwortlich für die Erziehung.
Die Ehelehre des Mittelalters war stark durch den Kirchenvater Augustinus von Hippo beeinflusst. In seiner Schrift „De bono conjugali“ („Vom Gut der Ehe“) legt er seine wichtigsten Grundlinien der Ehelehre dar. Er fragt sich zunächst, weshalb die Ehe denn ein Gut sei, und antwortet:
Und sie scheint mir ein solches nicht nur zu sein wegen der Zeugung von Kindern, sondern gerade auch wegen der von Natur aus gegebenen Gemeinschaft in einer Unterschiedlichkeit des Geschlechts.“3
Auch wenn Augustinus die Ehe in erster Linie als den Ort sieht, an welchem Kinder gezeugt und erzogen werden, ist dies doch nicht der einzige Grund für die Ehe. Er hat auch kein Problem damit, dass die ausgelebte Sexualität innerhalb einer Ehe nicht nur für die Zeugung von Kindern genutzt wird.4Ein weiteres wichtiges Gut der Ehe ist die Treue. Hierzu führt er die Aussage Pauli an, dass in der Ehe niemand sich selbst, sondern beide einander gegenseitig gehören.5Für Augustinus ist die Ehe ein Bund, ein Sakrament, und deshalb unauflöslich. Der Bund der Ehe bleibt für ihn bestehen – außer im Fall von Ehebruch oder Tod.6
Dieses augustinische Eheverständnis war für das gesamte Mittelalter maßgeblich. Auch die Reformatoren schlossen sich dem an. Martin Luther war ein Augustinermönch, und auch der Genfer Reformator Johannes Calvin war ein ausgezeichneter Augustinuskenner, was sich in seinen Schriften deutlich niederschlug. Auch wenn man Luther gern mit der Ehe als „weltlich Ding“ in seinem „Traubüchlein“ zitiert, wird dabei oft der Zusammenhang vergessen:
Demnach, weil Hochzeit und Ehestand ein weltlich Geschäft ist, gebührt uns Geistlichen oder Kirchendiener nichts, darin zu ordenen oder regieren, sondern lassen einer iglichen Stadt oder Land hierin ihren Brauch und Gewohnheit, wie sie gehen.“7
Bereits im nächsten Abschnitt berichtigt Luther seine Leser, dass damit lediglich die äußere Form der Trauung gemeint ist:
Weil man denn bisher mit den München und Nonnen so trefflich groß Gepränge getrieben hat in ihrem Einsegenen, so doch ihr Stand und Wesen ein ungöttlich und lauter Menschengeticht ist, das keinen Grund in der Schrift hat, wieviel mehr sollen wir diesen göttlichen Stand ehren und mit viel herrlicher Weise segenen, beten und zieren? Denn ob’s wohl ein weltlicher Stand ist, so hat er dennoch Gottes Wort für sich und ist nicht von Menschen ertichtet oder gestiftet wie der Münche oder Nonnen Stand, darumb er auch hundertmal billicher soll geachtet werden denn der klösterliche Stand, welcher billich der allerweltlichst und fleischlichst soll geachtet werden, weil er aus Fleisch und Blut und allerdinge aus weltlicher Witze und Vernunft erfunden und gestift ist.“8
Hier wird klar, dass auch für Martin Luther die Ehe von Gott und nicht als „weltlich Ding“ gestiftet wird. So war also Augustinus mit seiner Ehelehre für die Zeit des Mittelalters und auch die Reformation prägend. Luther schloss sich Augustinus an und sagte lediglich, dass die örtlichen Bräuche einer Eheschließung ein „weltlich Ding“ sind. Wenn jetzt also der Staat sagt, dass die Ehe standesamtlich festgehalten werden soll, so ist das etwas, wogegen wir nicht aufbegehren müssen, denn dieser Brauch ist laut M. Luther „ein weltlich Ding“. Was aber eine Ehe ist (und was keine Ehe ist), das ist auch nach ihm keinesfalls ein weltlich Ding, denn Gott hat die Ehe geschaffen und definiert sie somit auch. 
 
1Siehe Saar, Stefan Chr., Ehe – Scheidung – Wiederheirat, S. 74

2Mitterauer, Michael, in: Gestrich / Krause / Mitterauer, Geschichte der Familie, S. 187

3Augustinus, Aurelius, On the Good of Marriage, in: Schaff, Philip, Nicene and Post-Nicene Fathers, Series I, Volume 3, Abschnitt 3, S. 585, Übs.: JE

4Ebd., Abschnitt 12, S. 593

5Ebd., Abschnitt 4, S. 586

6Ebd., Abschnitt 7, S. 589

7BSLK, S. 528

8BSLK, S. 529
Große Teile dieses Texts erschienen zunächst in meiner Auseinandersetzung mit dem EKD-Familienpapier (S. 25 – 27). Für diesen Beitrag wurde Einzelnes leicht angepasst und ergänzt.

Eine Singkultur entwickeln

Die letzten Wochen ist es ruhig geworden um meine noch nicht abgeschlossene Serie zum Thema „Lobpreiskultur“. Dies hat nicht nur damit zu tun, dass ich nebst dem Bloggen viel anderes zu tun hatte, sondern auch damit, dass der heutige Teil eine ganz besondere Herausforderung ist. Bisher habe ich mich damit befasst, wie man der Gemeinde das Mitsingen einfacher machen kann (Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4). Heute möchte ich den Kern des Problems angehen: Viele Menschen singen nicht mit, weil sie keine Gelegenheit hatten, eine Singkultur zu entwickeln. Noch vor einigen Jahrzehnten war es in manchen Berufen üblich, bei der Arbeit zu singen, aber versuche man dies heute mal in der Firma… Vielerorts würde das nicht einmal geduldet. Stattdessen wurde das aktive Singen durch passive Berieselung durch Radio, CD oder Ähnliches ersetzt.
Heute möchte ich ein paar Vorschläge machen, wie man als Gemeinde eine Singkultur entwickeln kann. Ich habe dazu in den vergangenen zwei Monaten einige Blogs und Predigten von Pastoren anderer Gemeinden gelesen und nach Hinweisen dazu gesucht. Eines ist aber wichtig, bevor ich zu den Vorschlägen komme. Wir müssen versuchen, die Hemmschwelle von Anfang an möglichst tief zu halten. Somit sollten die ersten drei oder vier Teile der Serie zumindest überdacht werden, was in der Hinsicht noch vereinfacht werden könnte.
1. Wir brauchen eine tief gegründete Theologie des Lobpreises
Singen ist nicht nur eine Sache, die uns Menschen gut tut. Das stimmt zwar auch, aber ist sekundär. Primär müssen wir sehen, dass wir einen singenden Gott haben. Dies wird in Zephanja 3,17 deutlich. Und weil Gott ein singender Gott ist und uns nach Seinem Bilde geschaffen hat, dürfen wir ein singendes Gottesvolk sein. Lobpreis ist außerdem eine wichtige Art der Antwort von uns Menschen an Gott – oder auch zuweilen ein Gebet oder eine Frage. Lobpreis kann Wunder tun – so etwa die Türen des Gefängnisses öffnen und manch anderes mehr. Beginnen wir also damit, über die Wichtigkeit und Bedeutung des Lobpreises nachzudenken und lassen unser Herz damit erfüllt sein.
2. Wir brauchen eine gesunde Lehre über den Lobpreis
Aus der tief gegründeten Theologie des Lobpreises folgt die gesunde Lehre in der Gemeinde. Wir Menschen tendieren dazu, die Wichtigkeit von Dingen aufgrund der Häufigkeit zu bewerten. Wenn häufig über den Lobpreis gelehrt wird, werden wir ihn auch als etwas Wichtiges empfinden. So braucht es immer wieder eine Erinnerung daran – und zwar nicht nur vom Lobpreisleiter, sondern auch in der Predigt. Es braucht also Predigten über den Lobpreis. Manche Prediger nutzen auch die Predigt-Einleitung, um ein Thema des Lobpreises noch einmal aufzugreifen und zeigen damit, dass er wichtig ist.
3. Wir brauchen gute Vorbilder im Lobpreis
Menschen brauchen sichtbare Vorbilder. Wenn die Ältesten und Leiter der Gemeinde passiv sind im Lobpreis, werden die übrigen Gemeindemitglieder – insbesondere die Männer unter ihnen – sich das zum Vorbild nehmen. Aktive Vorbilder, die mitsingen und sich auch sonst am Lobpreis beteiligen, haben es leichter, eine Singkultur in der Gemeinde zu etablieren. Dabei ist es unwichtig, ob man darin besonders begabt ist oder nicht – das sichtbare Vorbild macht Welten aus.
4. Wir brauchen Lobpreis in allen Bereichen der Gemeinde
Das ist jetzt eine Frage von Gemeindekonzepten. Der Lobpreis soll nicht auf den Gottesdienst am Sonntag beschränkt sein. Sei es bei Lehr- oder Gebetsveranstaltungen, im Kindergottesdienst oder bei den Royal Rangers (oder Jungschar, Pfadfinder oder wie auch immer man das nennt) und in der Jugend. Wenn möglich auch in Hauskreisen und ähnlichen Veranstaltungen. Wenn viel und häufig die Möglichkeit zum Singen geschaffen wird, fällt es leichter, mit einzustimmen.
5. Wir brauchen singende Familien
Ich denke, hier liegt ein großer Knackpunkt. Wer als Kind in der Familie ganz natürlich zum Singen angeleitet wird, hat es auch im späteren Leben viel leichter beim Mitsingen. Ideal wäre natürlich auch eine musikalische Familie, wo zusätzlich gemeinsam Instrumente gespielt werden. Ich persönlich hatte das Privileg, so aufzuwachsen und kann es nur weiterempfehlen. Dies jedoch von jeder Familie zu verlangen, wäre mehr als unrealistisch. Aber zumindest gemeinsame Zeiten des Singens in der Familie – und sei es zu einer leisen Hintergrund-CD – müsste machbar sein. Die heutigen Kinder werden eines kommenden Tages die Instrumentalisten und Sänger in der Gemeinde sein. Durch die Lieder im Lobpreis wird viel wichtige Lehre über Gott weitergegeben. Man darf nicht vergessen, dass die Psalmen mit ihren wunderbaren Aussagen über Gott das Liederbuch, der „Pfingstjubel“ der Bibel sind. Der Befehl von Kolosser 3,16 gilt auch der Familie, sie ist die kleinste Einheit einer göttlichen Versammlung von Menschen.
6. Wir brauchen Anleitung zu allen diesen Punkten
Zum Schluss möchte ich etwas noch einmal verdeutlichen: Nichts von all dem oben Genannten wird einfach so von selbst passieren. Alle diese Punkte brauchen klare Anleitung und Anweisung – und zwar nicht nur einmal, sondern immer wieder. Wir brauchen immer wieder die Reflektion einer Theologie des Lobpreises. Wir brauchen immer wieder Lehre darüber. Wir brauchen immer wieder Ermutigung und Anleitung dazu, wie das in den verschiedenen Bereichen der Gemeinde und auch des Familienlebens umgesetzt werden kann.

Auseinandersetzung mit dem EKD-Familienpapier

In zwei Wochen jährt sich die Veröffentlichung des Familienpapiers der EKD zum ersten Mal. Wie man sehen kann, ist diese “Orientierungshilfe” auf viel Kritik gestoßen. Vielen Kritikpunkten muss ich zustimmen. Dennoch bin ich dankbar, dass dieses Familienpapier diese Diskussion angestoßen hat. Dies und manches mehr daran zu würdigen ist mir wichtig. Ebenso auch, Alternativen aufzuzeigen oder wichtige Punkte davon weiterzudenken.
Ehe und Familie sind die Grundbausteine jeder Gesellschaft. Deshalb ist es wertvoll, darüber nachzudenken, wie dies in unserer Zeit und Kultur gelebt werden kann, aber auch, was die örtlichen Gemeinden tun können, um Ehen und Familien in ihrem Leben und Auftrag zu unterstützen. Deshalb möchte ich hier meine Gedanken dazu weitergeben. Eine Kurzfassung davon ist bereits in der BfP-Monatszeitschrift GEISTbewegt! vom April erschienen. Der Text dieser Kurzfassung findet sich auch hier.
Die etwas längere Version meiner Auseinandersetzung mit der Orientierungshilfe kann hier als PDF heruntergeladen werden. Er darf kostenlos weitergegeben, gemailt, ausgedruckt und verbreitet werden. Anfragen, Korrekturen und Kommentare sind jederzeit willkommen.

Biblisch Familie leben

Für die April-Ausgabe der BFP-Zeitschrift GEISTbewegt! durfte ich wieder einen Artikel verfassen. Wer die Möglichkeit hat, sollte ihn möglichst in der Papier-Ausgabe lesen, da das gesamte Layout sehr gut geworden ist.
Biblisch Familie leben – heute?
Nachdem die Evangelische Kirche Deutschland letztes Jahr eine Orientierungshilfe zum Thema herausgegeben hat, bewegt diese Frage viele Gemüter: Wie sieht das biblische Familienleben aus? Können – oder sollen – wir nach diesem Ideal streben? Ist es überhaupt ein Ideal? Wie könnte biblisches Familienleben im 21. Jahrhundert aussehen? Und wie kann die örtliche Gemeinde die Familien darin unterstützen?
Familie in der Bibel
Zunächst müssen wir sehen, dass das, was wir heute unter dem christlichen Familienbild verstehen, in der Bibel kaum oder nur als Ausnahme zu finden ist. In der Bibel gibt es Familie nicht als Definition von „Vater, Mutter und Kinder“. Vielmehr ist die Familie als eine Lebensgemeinschaft vorausgesetzt, die aber zugleich auch eine Lern- und Arbeitsgemeinschaft ist. Die Familie wird in der Bibel das „Haus“ genannt. Dieses Haus umfasste oft mehr als zwei Generationen, daneben aber auch nähere Verwandtschaft und die Angestellten, also die Diener oder Sklaven des Hauses. Da immer wieder Menschen recht früh gestorben sind und dadurch wieder neue Ehen geschlossen wurden, war das, was wir heute eine „Patchwork-Familie“ nennen, schon immer weit verbreitet.
Wo es hingegen keine Zweifel geben kann, ist die Ehe, die von Anfang an im Bilde Gottes als ein lebenslanger Bund von einem Mann mit einer Frau geschaffen war. Mann und Frau haben gemeinsam die Aufgabe, für die kommende Generation zu sorgen und die zeitlos gültigen Werte der Bibel weiterzugeben. So ist das Buch der Sprüche eine Sammlung der Lebensweisheit König Salomos und anderer weiser Männer, dazu gemacht, um diese Weisheit der nächsten Generation zu geben. Es beginnt immer wieder mit den Worten: „Höre, mein Sohn“ und möchte somit auch Eltern Anleitung geben, was die Werte der Bibel und damit auch des allwissenden Gottes sind, die der nächsten Generation weitergegeben werden sollen. Auch im Neuen Testament wird diese Aufgabe der Familie als Lebens-, Lern- und Arbeitsgemeinschaft wieder aufgenommen. Kinder haben die Pflicht, ihren Eltern zu gehorchen. Eltern haben die Pflicht, ihre Kinder zu einem gottesfürchtigen Leben zu erziehen, ohne sie dabei verbittert zu machen (Epheser 6, 1 – 4).
Familie im Wandel der Zeit
Seither hat sich in der Gesellschaft manches verändert. Ob zum Guten oder nicht, sei dahingestellt. Doch ist klar, dass wir in unserer Zeit oft anderen Fragen ausgesetzt sind. Dennoch ist uns auch hier die Bibel der Maßstab für all unser Handeln. Für die Familie hat sich vor allem im Zeitalter der Industrialisierung eine Menge geändert. Waren bis dahin die meisten Familien noch mit Grundbesitz und eigenem Gewerbe ausgestattet, wurde nun der Beruf immer mehr in die Fabrik verlegt. Es fand eine Trennung von Familie und Beruf statt. Der Beruf wurde zunehmend von der Familie abgekoppelt. Durch die Säkularisierung wurde der Beruf vergötzt – Ehe und Familie war bald nur ein Anhängsel des im Beruf stehenden Mannes.
Zunehmend wurde auch die Bildung ausgelagert, öffentliche Schulen wurden zum neuen Vermittler des Wissens. Auch sie wurden säkularisiert gestaltet. Stammte der Begriff der Bildung im späten Mittelalter und der Reformation noch ursprünglich vom „in das Bild Gottes gewandelt werden“ ab (Römer 8, 29), so geht die Erziehung zur Gottesfurcht immer mehr verloren. Am Ende bleibt eine Ehefrau und Mutter übrig, deren Arbeitsleistung für Ehe und Familie als wertlos betrachtet wird. Dass die Tagesstätte, der Kindergarten und die Schule kein Ersatz, sondern immer nur eine Ergänzung zu einer intakten Familie sei, wird häufig vergessen. Da in vielen Fällen das Einkommen der ganzen Familie eher gering war, mussten schon im Zeitalter der Industrialisierung immer öfter auch Frauen in der Fabrik arbeiten gehen. Daraus entstand ein neues Selbstverständnis, das in der Frauenrechtsbewegung ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum Ausdruck kam. Inzwischen hat sich in unseren Breiten der Staat derart „aufgebläht“ und damit auch die Last der Abgaben, dass eine Familiengründung immer teurer wurde. Auch wird durch die lange Ausbildungszeit der Zeitpunkt für eine solche Familiengründung immer weiter hinausgezögert.
Nicht zuletzt entstand durch die technische Revolution seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine immer tiefer werdende Kluft zwischen den Generationen. Wachsen heute Kinder bereits in jungen Jahren mit Internet, Handy und Smartphone auf, haben deren Eltern in vielen Fällen wenig bis keine Ahnung von den Möglichkeiten und Gefahren der neuen Medien. Mit all diesen Veränderungen ist eine Familie in der heutigen Zeit konfrontiert. Hier gilt es, für alle Bereiche des Lebens Antworten zu finden, die den biblischen Werten entsprechen und gläubige Familien darin zu unterstützen, ein Leben in unserer Zeit nach dem Wort Gottes zu leben.
Die Gemeinde und die Familie
Hier ist die Gemeinde gefragt. Am Ende Seiner Tätigkeit auf der Erde sagte der Herr Jesus: „So geht nun hin und macht zu Jüngern alle Völker, und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie alles halten, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Weltzeit! Amen.“ (Matthäus 28, 19 – 20) Einen Jünger des Herrn Jesus macht also aus, dass er gelehrt wird, alles zu tun, was Gott ihm befohlen hat. Den Willen Gottes finden wir in den ganzen 66 Büchern des Alten und Neuen Testaments. Somit hat die Gemeinde den Auftrag, ihren Familien, die ja die Kernzellen der Gemeinde sind, zu helfen, ihren Alltag, ihre Fragen und Sorgen mit Hilfe von Gottes Wort zu bewältigen.
Als Gemeinden ist es wichtig, dass wir die Ehe wertschätzen und zur Familiengründung ermutigen. Auch heute ist das Psalmwort gültig, dass Kinder ein Segen sind (Psalm 127, 3). Die Ehe wird in der Bibel oftmals als Bild gebraucht, um die Liebe und Treue Gottes zu Seiner Gemeinde zu beschreiben. So haben die christliche Ehe und Familie in unserer Gesellschaft den Auftrag, Gottes Charakter bekannt zu machen, der auch angesichts unseres menschlichen Versagens treu, vergebend und voller Heiligkeit, Gerechtigkeit und Liebe bleibt. Auch in den Bereichen Erziehung und Bildung kann die Gemeinde Eltern unterstützen, zum Beispiel mit Seminaren zu diesen Themen. Wichtig wäre, hierbei auch an die neuen Medien zu denken und Familien in ihrem Wissen und Umgang damit zu unterstützen. Die Gemeinde hilft den Eltern also, ihren Erziehungsauftrag gemäß den biblischen Werten wahrzunehmen.
Viele Gemeinden haben bereits eine gut funktionierende Kinder- und Jugendarbeit. Diese ist eine wertvolle Investition in die Familien. Verschiedene Arbeitsbereiche der Gemeinde möchten den Glauben vermitteln und Hilfe für den Alltag geben. So lebt die Gemeinde davon, dass in jeder Generation wieder neue Menschen zum Glauben kommen und sich in der Gemeinde wiederum in die nächste Generation investieren. In einer christlichen Jugendarbeit können Kinder und Jugendliche unter Gleichaltrigen eine Menge fürs Leben lernen.
Ein großer Teil der Pflegeleistung wird privat in der erweiterten Familie erbracht. Große Gemeinden können mithelfen, indem die Familien in der Pflege unterstützt werden. Solche Projekte können natürlich auch über die Grenzen der eigenen Gemeinde hinaus geplant und durchgeführt werden. Familie hört nicht dort auf, wo der Rahmen „Vater-Mutter-Kinder“ überschritten wird. Da wir laut Bibel als weltweite Gemeinde aller Gläubigen eine große Familie sind, hat jede und jeder Gläubige Familie. Leider wird dies oft vergessen; Singles, Alleinerziehende oder auch einsame ältere Menschen werden als „unvollständig“ betrachtet und so behandelt. Da braucht es ein Umdenken in unseren Gemeinden: So wäre eine Zusammenarbeit mit bereits vor Ort bestehenden Jugend- und Familienzentren oder Alters- und Pflegeheimen möglich. Auch gemeinsame Feiern und Projekte in der Gemeinde sind Möglichkeiten, um mehr Menschen in das Gemeindeleben mit einzubeziehen und ihnen zu helfen, sich auch als Alleinstehender als vollständiger Mensch zu sehen und gebraucht zu wissen. Hier sind wir gefordert, für einander gegenseitig Verantwortung zu übernehmen und so in Einheit zu einander zu stehen: Ich bitte aber nicht für diese allein, sondern auch für die, welche durch ihr Wort an mich glauben werden, auf dass sie alle eins seien, gleichwie du, Vater, in mir und ich in dir; auf dass auch sie in uns eins seien, damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast. (Johannes 17, 20 – 21)

Familie als gesellschaftliches Konstrukt

Nachdem mit dem ganzen Genderismus-Wahnsinn das menschliche Geschlecht dekonstruiert wurde, muss nun – wie könnte es auch anders sein – die Familie als nächstes Opfer dran glauben. Gut versteckt hinter soziologischen Begriffen (man spricht nicht mehr von “familiär”, sondern von “familial”) lautet der Befehl zur kompletten Destruktion der Familie im EKD-Papier von heute “Familie als verlässliche Gemeinschaft stärken” nun so:

“Wir bringen tradierte Bilder und Vorstellungen von Familie mit, aber Familie ist kein fixes Gebilde, sondern eine alltägliche Gestaltungsaufgabe, die uns in jeder Lebensphase neu herausfordert und neue Erfahrungen mit sich bringt.” (S. 21)

In perfekter Übereinstimmung mit dem postmodernen Dogma, dass Sprache immer Konstruktion sei, wird uns so nach und nach das ganze Leben gestohlen und neu definiert. Nachdem nun seit Längerem die Abtreibung in den frühen Schwangerschaftswochen legalisiert ist, kann es nicht mehr allzu lange dauern, bis auch da dieses “gesellschaftliche Konstrukt der Abtreibung” neu definiert und auf postnatale Schwangerschaftsabbrüche erweitert werden muss. Die Zeit wird es zeigen…
Wie dankbar bin ich da für die klaren Worte von Paulus, mit denen er uns anleitet, gerade NICHT mit dem jeweiligen Zeitgeist zu gehen:
“Ich ermahne euch nun, ihr Brüder, angesichts der Barmherzigkeit Gottes, daß ihr eure Leiber darbringt als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer: das sei euer vernünftiger Gottesdienst! Und paßt euch nicht diesem Weltlauf an, sondern laßt euch [in eurem Wesen] verwandeln durch die Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist.” (Römer 12, 1 – 2)

Der gute Hirte – Gedanken zur Autorität und Verantwortung

Wenn wir danach suchen, was zur Zeit, als Jesus lebte, einen guten Hirten ausmachte, so finden wir:

a. Der Hirte war nicht Besitzer der Herde

Ein Hirte war nie selbst Besitzer „seiner“ Herde, sondern bekam diese von seinem Herrn, dem Kyrios, anvertraut. Bei Schafen war der Begriff Herde ein feststehender Ausdruck, der für die Menge von 300 Schafen stand. Für diese war der Hirte zuständig und vor seinem Herrn verantwortlich. Er konnte nicht nach seinem Belieben mit ihnen umgehen, sondern musste den Befehlen seines Herrn gehorchen und musste vor diesem für all sein Handeln Rechenschaft ablegen. Er war der Verwalter der Herde seines Herrn. Seine Aufgabe war es, im Auftrag seines Herrn gut für die Herde zu sorgen und darauf zu achten, dass es ihr gut geht und sie gut versorgt war.

b. Der Hirte war nicht allein mit seiner Herde

Meist hatte der Hirte noch zwei weitere „Unterhirten“, sogenannte Herdentreiber, bei sich. Diese mussten dem Hirten gehorchen, weil er ihr Chef war, aber sie konnten auch mit aufpassen, dass er gut für die Herde sorgt und dies gegebenenfalls ansprechen. Sie waren seine Untergebenen, aber auch mit verantwortlich für die Herde. Wenn der Hirte alt wurde, so übergab er meist einem von ihnen das Hirtenamt, da sie die Herde schon kannten.

c. Der Hirte kannte seine Schafe

Jedes Schaf bekam vom Hirten einen Namen, bei dem es gerufen wurde (und auf den es auch hörte). Das war extrem wichtig für die ganze Herde, dass der Hirte jedes seiner Schafe gut kannte. Er zählte nicht nur die Anzahl, ob eines fehlte, er kannte auch den Charakter eines jeden seiner Schafe. Nur so konnte er in sinnvoller Frist erkennen, wohin eines seiner Schafe wohl gelaufen war und es dann auch finden. Er konnte nicht tagelang nach einem solchen Schaf suchen, er musste wissen, welches Schaf fehlt, und aufgrund von dessen Charakter suchte er an einer ganz bestimmten Stelle bis er es wieder fand.

d. Der Hirte kannte seine Wege

Ebenso wichtig war es, dass der Hirte genau wusste, wo es lang geht. Er musste wissen, wo er in Tagesfrist einen neuen Platz mit Wasser und genügend frischem Gras fand. Er musste die Gebirge kennen, in welchen die Schafe sich verlaufen konnten. Er musste den Weg seiner Herde sehr gut planen und sich dann auch eisern an diesen Plan halten, damit seine Herde überleben und rechtzeitig wieder zurück sein konnte. Da war sehr viel Disziplin nötig.

e. Der Hirte ging voran und führte die Herde

Da er seine Herde und jedes einzelne seiner Schafe so gut kannte, konnte er vorangehen und ihnen als Vorbild dienen. Die Schafe „wussten“, dass sie ihm vertrauen konnten und folgten ihm weitestgehend von selbst nach. Er war ihr Vorbild und ihr Beschützer, derjenige, der für sie sorgte, sich um sie sorgte und dafür sorgte, dass es ihnen gut ging. Manchmal musste er sie erschrecken, damit sie zur Herde zurück kamen, manchmal auch etwas Schmerzen bereiten, aber alles, um ihr Leben zu schützen. Sie wussten sich bei ihm sicher und beschützt. Sie kannten seine Stimme und vertrauten ihm blind. Wohlgemerkt, sie kannten seine Stimme so gut, dass sie nur auf ihn hörten und vor jeder anderen Stimme zurückschreckten, auch wenn sie verstellt und der des Hirten möglichst ähnlich war.

Es stimmt, dass Macht immer wieder zu Missbrauch dieser Macht führt. Und es stimmt auch, dass niemand vor der Versuchung, seine Macht zu missbrauchen, geschützt ist. Dennoch ist Autorität in Verbindung mit der Verantwortung vor Gott und den Mitmenschen eine von Gott gewollte und eingesetzte und bestätigte Sache. Autorität bedeutet, dass die eingesetzte Autorität ganz praktisch für das Wohlergehen derer, über die er eingesetzt ist, die Verantwortung trägt. Jeder, der in einer solchen Position steht, muss vor Gott und den Mitmenschen Rechenschaft ablegen können für alles Tun und Lassen. Es gibt in einer solchen Position keine Möglichkeit, sich herauszuhalten, um so die Verantwortung abzuschieben. Denn Abschieben ist an sich schon möglich, bedeutet jedoch das mutwillige Unterlassen des Annehmens seiner Verantwortung.

Autorität, die Gott eingesetzt hat, gibt es in folgenden Bereichen:

1. Familie. Hier trägt der Familienvater und Ehemann die Hauptverantwortung für die Ehe und die Familie. Es ist seine Pflicht, für Recht, Ordnung, Gerechtigkeit, Erziehung und Bildung zu sorgen.

2. Gemeinde. Hier ist es der Kreis der Ältesten zusammen mit dem Pastor (oder die Kirchenleitung mit dem Pfarrer). Sie sind für die Lehre, die Organisation, die Seelsorge und die Anwendung der Gemeindezucht verantwortlich.

3. Arbeitsplatz. Hier trägt der Vorgesetzte jeweils über seine Untergebenen die Verantwortung. Auch diese Ordnung muss von uns respektiert werden. Eine Firma kann nur dann gut funktionieren, wenn diese Zusammenarbeit gewährleistet ist.

4. Schule / Universität / Vereine. Auch hier gilt das selbe Prinzip. In der Schule haben Kinder ihren Lehrern zu gehorchen, sie zu respektieren. Auch in Vereinen (zum Beispiel einem Fußballverein) ist es notwendig, dass man sich in die bestehende Hierarchie einordnet.

5. Staat. Auch der Staat, bzw. die Volksvertreter des Staates haben eine solche Aufgabe. Hier gilt zum Beispiel, dass wir die Steuern zahlen, dass wir den Gesetzen des jeweiligen Landes gehorchen, dass wir die Polizei und die Armee ernst nehmen.

Von der anderen Seite her gesehen, haben wir als Autoritätspersonen die Verantwortung vor Gott, gut für diejenigen zu sorgen, die uns anvertraut sind. Es ist unbedingt nötig, dass wir uns immer wieder erneut die Kraft für diese Aufgabe im Gebet holen, im Gespräch mit Gott. Wir wissen, dass wir nicht perfekt sind und hören deshalb auch gerne auf die Meinung derer, die uns anvertraut sind. Wir bestimmen nicht einfach über sie, sondern versuchen, sie in diesen Prozess der Entscheidungsfindung hineinzunehmen. Das Ziel muss immer sein, sie zur Mündigkeit und Verantwortlichkeit anzuleiten. Ein guter Chef gibt sein Wissen an die nächste Generation weiter und hilft dieser, so zu wachsen, dass sie auch wieder gute Chefs hervorbringt, die ihn dereinst würdig ersetzen können.

Gedanken zur Bildungspolitik

Die Kinder unseres Landes sind unsere Zukunft. Deshalb ist die Investition in Ehe, Familie und Bildung das zentrale Thema bei jeglicher Zukunftsplanung. Die Investition in unsere Zukunft ist unsere Verantwortung und zwar sowohl als Staat, als Region, als Ort, als Familie, aber auch als einzelne Person. Jede und jeder ist verantwortlich, sich für die Zukunft einzusetzen. Das beginnt mit der Bereitschaft, als Staat mehr von den Steuergeldern seines Volkes in die Bildung zu investieren. Die Bildungspflicht muss daher unanfechtbare Grundlage jeglicher bildungspolitischer Diskussion sein. Die in Deutschland festgesetzte Schulpflicht hingegen, welche vielen Familien die Möglichkeit des sogenannten Homeschooling (Kinder nach dem vom Staat vorgegebenen Lehrplan privat zu Hause von den Eltern oder einem Privatlehrer zu unterrichten) und damit die Freiheit nimmt (Schutz der Familie als Quelle von Erziehung und Bildung), ist ein Relikt aus der Zeit des braunen Regimes (die Schulpflicht wurde 1938 festgesetzt). Diese gesetzliche Regelung der Schulpflicht soll in eine vertretbare Bildungspflicht umgewandelt werden. Zugleich sollte ein Staat auch gemeinsam mit professionellen Pädagogen Konzepte entwickeln, nach denen Eltern oder Gemeinden zu anerkannten Bildungsgemeinschaften werden können. Der Lehrplan wird demnach natürlich weiterhin von staatlicher Hand in Grundzügen erarbeitet, sowie auch Lehrmittel, die auch von selbstbildenden Eltern oder Gemeindepädagogen verwendet werden können, sowie für alle obligatorische Prüfungen. Wie der Stoff jedoch dann im Einzelnen erarbeitet wird, möge jedem selbst überlassen werden. Weiter sollen auch vermehrt christliche Kindergärten, Schulen und Gymnasien, sowie auch eine Universität auf biblischer Bekenntnisgrundlage gegründet werden. Besonders wichtig wäre deshalb auch die Universität, an welcher unter anderem auch Pädagogik studiert werden kann. Eine solche Bekenntnis-Universität geht nicht vom humanistischen, sondern vom biblischen Menschenbild aus, und ist deshalb alleine in der Lage, auf die Probleme der heutigen Pädagogik eine adäquate Antwort zu geben.


Sobald die Erziehung und Pflege von Kindern wieder ihren eigentlichen Stellenwert erhält, indem der Beruf der Hausfrau und Mutter als vollwertige Arbeitsstelle gilt und als solche auch finanziell honoriert wird, kann man natürlich auch die Krippen größtenteils schließen. Das Steuergeld, welches durch die Schließung der Krippen eingespart werden kann, fließt auf diese Weise direkt in die Familien, wo es nach bestem Wissen und Gewissen der Eltern für das Wohl der Kinder eingesetzt wird. Idealerweise kann man so kleinere Klassen in der Grundschule schaffen, was dafür sorgt, dass die Lehrer noch besser auf die einzelnen Schüler eingehen können und so ihr Potential fördern. Es sollte vor allem auch Raum geschaffen werden für Kinder mit unterschiedlicher Herkunft, Persönlichkeit, Intelligenz und weiteren Begabungen, die nebst der üblichen Grundbildung (Deutsch sprechen, Lesen, Schreiben, Rechnen) zusätzlich stark gefördert werden soll. So kann man Problemen mit Kindern mit hoher Intelligenz, speziellen Persönlichkeitsbildern (was heutzutage leider als krankhafte „Syndrome“ abgetan und „kuriert“ wird) vorbeugen und diese zugleich in ihren zahlreichen Stärken fördern. Des Weiteren sollte die Beherrschung der Grundbildung zu den Mindestanforderungen für den Besuch einer nachfolgenden Schule (Realschule, Gymnasium) werden. Weitere Fremdsprachen sollten in der Grundschule möglichst nur denjenigen angeboten werden, welche den Stoff der Grundbildung bereits beherrschen. In der deutschsprachigen Welt sollte auch die Muttersprache von Kindern mit Migrationshintergrund erst dann gelernt werden dürfen, wenn ein Kind deutsch sprechen, lesen und schreiben kann.

Ehescheidung und Wiederheirat

Nach Gottes Plänen leben wollen ist gar nicht so einfach in einer Gesellschaft, die uns immer wieder davon überzeugen will – auf jede mögliche Art und Weise – dass die Ehe und eheliche Treue etwas antiquiertes, längst überholtes, ist. Hier ist jede und jeder von uns gefordert, Gottes Wort zu dem Thema mehr zu lesen und sich stärker damit zu befassen als mit den Meinungen der Welt. Das nämlich, was uns beschäftigt und dem wir unsere Zeit und Aufmerksamkeit geben, wird unser Denken, Fühlen, Wollen und nicht zuletzt auch unser Handeln beeinflussen. Wir werden zu dem, womit wir uns heute beschäftigen. Unsere heutigen Gedanken werden morgen Gewohnheiten sein, und von Gewohnheiten wieder loszukommen, braucht sehr viel Einsatz.

Was also ist die Ehe? Die Ehe ist ein Bund, der vor und von Gott zwischen einem Mann und einer Frau geschlossen wird. Hierzulande vor dem Standesamt, da dies der rechtliche Gebrauch des Staates ist. Weil sie ein Bund ist, kann sie keine Partnerschaft von Gleichen sein. Bei einer Eheschließung heiratet ein Mann seine Frau, und sie wird von ihm geheiratet. Dadurch fällt schon mal jegliche Rede von homosexueller Ehe dahin. Das ist ein Ding der absoluten Unmöglichkeit. Die Ehe wiederspiegelt den Bund zwischen Gott und der Gemeinde, beziehungsweise zwischen Gott und den erwählten Gläubigen. In einer Ehe gibt es also nur zwei Plätze: den Platz des Mannes, der in der Ehe stellvertretend für Gott steht, und den Platz der Frau, die in derselben Ehe stellvertretend für die heilige Gemeinde der Auserwählten steht. Da heute leider viel zu schlecht von der Gemeinde gedacht wird, viel zu menschenzentriert statt auf Gott ausgerichtet, und dies auch in vielen Ehen so gesehen wird, hat das riesige Auswirkungen darauf, wie man von der Ehe denkt und wie sie geführt wird. Wenn man sich bedenkt, dass Gott es ist, der die Gemeinde erwählt hat, und sogar mit Leib und Leben für sie gelebt hat, sie liebt und sogar für sie in den bitteren Kreuzestod ging, so ist das ein wunderschönes Bild für die Aufgabe des Mannes in der Ehe. Die Gemeinde ist der irdische Leib Christi, die Gemeinschaft der Heiligen und Auserwählten. Sie führt die göttlichen Pläne des Gottesreiches auf Erden aus und breitet die Herrschaft Gottes aus, indem sie durch die Predigt des Wortes Gottes für die Vermehrung der Gotteskinder sorgt, diese im Glauben aufzieht, für sie da ist, in der Not hilft und sie unterstützt in allem, was sie zum Leben brauchen. Analog dazu ist die Aufgabe der Frau in der Ehe zu finden.

Wenn wir also verstanden haben, was die Gemeinde ist, so ergibt sich daraus eine gute Basis für die Ehe. Die Gemeinde ist von Gott auserwählt. Das heißt: Gott hat Sich vor Grundlegung der Welt, bevor Er die Welt also erschaffen hatte, schon dafür entschieden, wer Teil der Gemeinde werden soll. Im Leben dieser Menschen läuft alles, was sie erleben, darauf hinaus, dass sie den Herrn Jesus finden und Ihm nachfolgen. Gott lenkt unsere Wege auch durch Sünden anderer Menschen und unserer eigenen Sünden, ohne diese aber selbst zu verursachen. Die Sünde ist immer unsere Schuld, da wir sie aus eigener Willensregung heraus tun. Dennoch gebraucht Gott genau diese Sünden, um unser Leben zu formen und zu prägen, damit wir in das Ebenbild des Herrn Jesus verwandelt werden. Wen Er einmal auserwählt hat, den wird der Herr nie wieder loslassen, denn niemand und nichts kann uns aus Seiner Hand reißen. Vielmehr: Wenn ein Erwählter in der Versuchung steht, ganz abzufallen, umwirbt Er diesen durch den Heiligen Geist mit so viel Liebe, dass Er den Menschen dadurch wiederum zu Sich zieht. Wenn ein Mann seine Frau heiratet, so ist es um den Bund sehr ähnlich gestellt. Der Mann verspricht sozusagen vor Gott, dass er seine Frau immer mit so viel Liebe umwerben will, dass sie alle Versuchungen in anderen Richtungen mit seiner Hilfe überwinden kann. Zur selben Zeit verspricht der Mann vor Gott, dass er mit seinen Augen einen Bund schließen will, sodass er sich von ihnen nicht in irgend eine falsche Richtung verführen lässt. Wir sehen somit: Letztendlich liegt die wichtigste, oberste Verantwortung beim Mann, der dafür zu sorgen hat, dass die Ehe glücklich wird. Die Frau trägt natürlich auch Verantwortung, diese ist vor Gott aber ihrem Mann untergeordnet.

Nun ist es aber so, dass in einer Ehe zwei unperfekte Menschen zusammengejocht werden. Deshalb ist es äußerst wichtig, immer wieder aus der Vergebung heraus in der Vergebung zu leben. Es kann auch sein, dass einer der beiden Eheleute in eine tiefe Sünde fällt, vielleicht auch gar nicht erst das Verlangen hat, aus dem Sumpf dieser Sünde herauszukommen. Eine weitere Möglichkeit besteht, dass einer der Beiden gar nicht erst an den Herrn Jesus gläubig geworden ist, unter Umständen merkt man das erst nach ein paar Ehejahren. Weiter ist es auch möglich, dass die Ehe dann konstituiert wurde, als beide noch ungläubig waren. Wie dem auch immer sei: Eine Ehe zwischen Mann und Frau ist immer vor Gott geschlossen. Deshalb gelten Gottes Richtlinien auch für nichtgläubige Paare. Nach diesen werden alle einst gerichtet werden. Die Einen in dem schrecklichen Endgericht, die anderen vor dem Richterstuhl Christi gleich nach der Entrückung und der ersten Auferstehung der Toten (in Christus). Da eine Ehe immer vor und durch Gott geschlossen wird, müssen wir auch bei einer Ehescheidung nach Gottes Richtlinien fragen. Eine Scheidung hat immer mit dem Versagen zweier Menschen zu tun. Gänzlich unschuldige gibt es nie im Falle einer solchen Scheidung. Auf die eine oder andere Weise werden beide ihren Teil dazu beigetragen haben.

Ẃas Gott zusammengejocht hat, das sollen wir nicht auseinandertrennen, sagte der Herr Jesus. Somit ist die Ehescheidung immer eine Sünde, und Sünde hat immer Konsequenzen. Ich möchte hierfür mal ein Bild als Gleichnis brauchen: Nehmen wir an, es gibt in dem Ort, in dem wir leben, eine ganz arme Familie. Diese Familie hat kein Geld, nichts zu essen, kaum Kleidung. Sie leben zusammengepfercht in einer kleinen Wohnung. Nun haben sie seit Tagen nichts mehr rechtes zu Essen gehabt. Da geht der Vater, der nicht will, dass seine Familie verhungert, des Morgens über den Markt. Er lässt bei einem Stand ein weit außen auf dem Verkaufstisch liegendes Brot mitgehen. Das wird seiner Familie gut tun, denkt er sich. Doch o weh, jemand hat ihn gesehen, hält ihn fest und ruft nach der Polizei. Vom Hunger geschwächt kann er sich ja kaum wehren gegen den starken Griff, der ihn festhält.

Diebstahl ist eine Sünde. Das ist immer so, denn Eigentum ist etwas von Gott Selbst Eingesetztes. Jeglicher Wunsch nach einem kommunismus-ähnlichen System ist unbiblisch, da dadurch das Eigentum, auf das jeder Mensch ein natürliches Grundrecht hat, abgeschafft würde. Diebstahl hat rechtliche Folgen, und das ist auch gut so. Der oben beschriebene Mann (die Personen sind von mir erfunden, Ähnlichkeiten mit lebenden Menschen sind rein zufällig und nicht von mir beabsichtigt) hat in vollem Bewusstsein um mögliche Folgen gestohlen. Er wusste, dass dies passieren könnte, aber seine Liebe und sein Verantwortungsbewusstsein zu seiner Familie war größer als die Angst vor den Konsequenzen. Jeder muss sich bewusst sein, was die Konsequenzen für sein Tun bedeuten und sich dann in seiner Verantwortung entscheiden. Oben genannter Mann hatte die Wahl zwischen zwei Sünden, er konnte sich nur für das kleinere Übel entscheiden: Entweder er stahl nicht, und wartete tatenlos mit seiner Familie darauf, an Hunger zu sterben, oder er nahm das Risiko auf sich, erwischt zu werden und dann mit den Konsequenzen zu leben.

Bei einer Ehescheidung ist es das selbe. Es gibt Fälle, in welchen man sich wirklich nur noch für das kleinere Übel entscheiden kann. Und das ist manchmal die Ehescheidung. Das ist aber nicht einfach so der Fall. Es kann der Fall sein, wenn zum Beispiel der Ehemann ständig nur noch schlägt oder in einer außerehelichen Beziehung lebt, die er nicht aufgeben will. Sonst nämlich nicht. Wer sich für dieses entscheidet, sollte sich aber der Konsequenzen bewusst sein. Leider leben wir in einer Zeit, in der sich immer mehr Gemeinden von der Welt anstecken lassen und aus Angst vor dem Spott der Welt oder dem Austritt von Leuten aus der Gemeinde, nicht mehr von den biblischen Konsequenzen solchen Tuns zu sprechen wagen. Dies hängt auch sehr stark mit der psychotherapeutischen Unterwanderung der Gemeinde zusammen. Das Menschenbild und auch das Gottesbild haben sich dadurch sehr stark an das der Welt angepasst. Doch dies nur am Rande, darüber muss an anderer Stelle noch viel mehr gesagt werden.

Wenn sich also jemand oder ein Ehepaar dazu entscheidet, den Schritt des kleineren Übels zu gehen, indem man sich scheiden lässt, so sieht der biblische Tatsachenbestand folgendermaßen aus: Grundsätzlich muss die Bereitschaft vorhanden sein, danach gar nicht mehr nach jemandem zur Wiederheirat zu suchen. Die Bibel verbietet Wiederheirat grundsätzlich bis auf zwei Ausnahmefälle ganz strikt. Und auch in den beiden Ausnahmefällen wird sie mit keinem Wort empfohlen. Die beiden Ausnahmefälle haben beide damit zu tun, dass einer der beiden sich als ungläubig outet. Wenn beide darauf bestehen, dass sie Christen sind, sollen sie auf jeden Fall einen guten Paarseelsorger aufsuchen und daran arbeiten, die Ehe wiederherzustellen. Wenn dies der Fall ist und sie beide daran arbeiten, ist die Ehe auf jeden Fall wieder möglich. Es ist ein schlimmer Bärendienst, wenn es nun „Seelsorger“ gibt, die in diesem Fall eine Ehescheidung empfehlen.

Wenn jedoch einer der beiden sieht, dass er oder sie nicht an Gott glauben, und deshalb von sich aus die Scheidung wünscht und einreicht, oder aber wenn einer der beiden seinen Unglauben dadurch bezeugt, dass er oder sie die Scheidung einreicht, aus fehlendem Glauben an Gottes Möglichkeit zur Wiederherstellung der Ehe, so sind das die beiden Möglichkeiten, die dem jeweils anderen Teil der Ehe (dem, der nicht von sich aus die Scheidung will) die Freiheit ermöglicht, wieder zu heiraten. Wer jedoch den ungläubigen Teil heiratet, der die Scheidung wollte, macht sich selbst an der Sünde des Ehebruchs mitschuldig (und zwar egal ob das Wissen davon vorhanden ist oder nicht). So ist es wichtig, dass man die Person, welche man heiraten will, gut kennenlernt, und dann gemeinsam die unaufgebbare Entscheidung zu heiraten trifft.