Auslegungspredigt: Wie ich Predigtserien vorbereite

Nachdem ich kürzlich über die besten Ressourcen zur Auslegungspredigt gebloggt und dort einige Bücher der Predigtlehre vorgestellt hatte, kam bald die Frage auf, wie man sich am besten auf das Predigen durch ganze Bibelbücher hindurch vorbereitet. Diese Sache ist natürlich sehr unterschiedlich von Prediger zu Prediger, weshalb es kein fixes Rezept für alle geben kann. Das will ich auch gar nicht. Aber ich möchte als ein Teil der Antwort auf diese Frage meine eigene Praxis vorstellen, die ich im Laufe der Jahre entwickelt und verfeinert habe, damit sie auf meinen persönlichen Stil und meine Gegebenheiten passt und werde manches auch so versuchen zu begründen, dass es möglichst anderen (jungen) Predigern Hilfe geben kann.

Meine Umstände sehen zur Zeit so aus, dass ich hauptberuflich in der Kunststoffindustrie tätig bin und daneben etwa alle 2-3 Wochen bei uns in der Gemeinde predige. Insgesamt kann ich pro Jahr ungefähr 18 – 20 Predigten innerhalb von Serien vorbereiten und dazu noch etwa zwei bis drei Einzelpredigten an Feiertagen oder zu anderen Anlässen. Hinzu kommen Einladungen in andere Gemeinden, wo ich als Gastredner predigen darf.

Beginn: Ein Jahr im Voraus

Meine Vorbereitung auf eine Predigtserie beginnt in der Regel ein Jahr bevor die erste Predigt der Serie gehalten wird. Ich beginne mit der Entscheidung unter Gebet, was nach der oder den den bereits vorbereiteten Serie/n als Nächstes drankommen wird. Immer wieder staune ich, wie perfekt diese Predigttexte auf die Situation der Welt und der Gemeinde passen, wenn ich dort angelangt bin. Gottes Treue wird dadurch immer wieder neu sichtbar. Ich muss nicht bis drei Tage vor dem Gottesdienst warten, um zu wissen, was gerade für die Gemeinde relevant ist (das Wort „relevant“ ist in unserer Zeit zu einem Götzen verkommen), sondern Gottes Wort, jeder Vers und jeder Abschnitt, ja geradezu jedes einzelne Wort der Bibel ist immer und zu jeder Zeit 100% relevant.

Ungefähr 10 Monate vor Beginn der jeweiligen Serie lese ich zehn bis 15 Mal die Texte, über die ich predigen werde und mache nebenbei eine ungefähre Einteilung in Predigten, die ich dazu halten will, jeweils zusammen mit einem vorläufigen Arbeitstitel. Im neunten und achten Monat davor lese ich Kommentare und zuweilen auch Predigten, die andere gute Prediger zu den Texten schon gehalten haben. Dazu mache ich mir pro Predigt etwa fünf bis sechs Stichworte oder notiere mir ein bis zwei Sätze, die mir wichtig geworden sind. Kommentare dienen mir vor allem dazu, um wichtige grammatikalische Spezialitäten zu finden und die wichtigsten Fragen an den Text und dessen Kontext zu formulieren. Das hilft mir später bei der eigentlichen Vorbereitung. Die restlichen Monate nutze ich, um hin und wieder die Notizen durchzusehen und mir Gedanken darüber zu machen, die ich auch im Gebet immer wieder besprechen kann.

Wozu so lange im Voraus beginnen?

Manche werden sich jetzt fragen: Wozu diese lange Vorlaufzeit? Ich bin ein Denker und ein denkender Wiederkäuer. Ich brauche das. Man mag mir das als Schwäche auslegen, damit habe ich überhaupt kein Problem. Immerhin ist es mir noch nie passiert, dass ich in der Woche vor einer Predigt noch nicht wusste, worüber ich predigen soll. In den sieben oder acht Monaten bis zur Predigt sind für mich Kommentare und Predigten anderer Prediger über jene Texte tabu. Ich habe das Wichtigste vom Wichtigsten in meinen Notizen, das muss mir reichen.

Etwa zwei Wochen vor dem jeweiligen Termin beginnt dann die eigentliche Vorbereitung: Noch einmal den Text durchlesen, dann die Arbeit im griechischen oder hebräischen Grundtext mit Überlegungen zur Textkritik, die Übersetzung der wichtigsten Passagen (so ungefähr zwei bis drei Verse gehören bei jeder Predigt mindestens dazu), Wortstudien (welche Bedeutungsbreite hat ein bestimmtes Wort, wie wird es bei welchen Autoren verwendet) und ein Blick in die Grammatik sind die Grundlage. Als Nächstes versuche ich, die Botschaft des Textes in einem Satz zusammenzufassen und nehme diesen Satz, um darauf die Gliederung der Predigt aufzubauen. Der schwierigste Teil ist das Wissen darum, was weggelassen werden soll, denn nach dieser Vorbereitung ist so viel Stoff vorhanden, um allein pro Abschnitt mehrere Sonntage zu füllen. Weniger ist mehr – und da habe ich noch viel Lernpotenzial.

Ich bin in den vergangenen Jahren immer mehr zum Schluss gekommen, dass mir Kommentare nur am Rande helfen. Viel mehr Zeit verbringe ich bei Autoren der so genannten „Biblischen Theologie“, da deren Horizont deutlich weiter reicht. Sehr gute Kommentare sind zugleich auch Werke der Biblischen Theologie, aber da muss man weit suchen, um das Richtige zu finden. Auch ein Blick in die Dogmatik (Systematische Theologie) ist sehr wertvoll, um einen erweiterten Blick auf das Thema des Predigttextes zu erlangen. Und dann ist da die Gemeinde, die einzelnen Menschen, die zuhören werden und auf die Predigt reagieren sollen. Wie kann der Bibeltext für sie möglichst eindringlich verständlich werden? Und nicht zuletzt: Wo im Text finde ich das Kreuz und die Auferstehung Jesu? Kein Mensch kann Gottes Gebote aus sich selbst halten. Immer und immer wieder brauchen wir das Evangelium, in welchem erst die Kraft steckt, um Gottes Willen zu tun.

Fragen, die mir bei der Vorbereitung helfen:
  • Wer hat den Text an wen gesprochen, geschrieben oder anderweitig kommuniziert?

  • In welchem Kontext steht er? Altes oder Neues Testament? Vor oder nach Ostern?

  • Welche Art von Text ist es? Ein Geschichtsbericht? Ein Brief? Ein biographischer Text? Ein Lied?

  • Wie wurde der Text im Laufe der Kirchengeschichte verstanden?

  • Was an dem Text überrascht mich?

  • Warum steht das so da wie es da steht? Wie hätte es anders geschrieben werden können und warum wurde es nicht anders geschrieben?

  • Wie ist der Text aufgebaut? Welche kleinen Wörter wie „und“, „aber“, „sondern“, „dennoch“, „denn“, „doch“, und so weiter machen den Fluss des Textes aus und wie machen sie das?

  • Wie ist der jeweilige Abschnitt in das ganze Buch eingebunden? In welcher Beziehung stehen die Teile der Serie zueinander? Wie lautet die ganze Argumentation, die über mehrere Teile der Serie hinweg verläuft?

  • Wo ist Christus in meinem Text? Wo hilft Er mir bei der täglichen Umsetzung?

  • Was könnte in unseren modernen Ohren anstößig sein? Wie antworten wir einem Skeptiker darauf?

  • Was bedeutet der Text für unsere Gemeinde, unser Zusammenleben in der Gesellschaft, am Arbeitsplatz oder in der Familie?

  • Welche Lebenslügen spricht der Text an und durch welche Wahrheiten will er sie ersetzen?

Alle diese Fragen dienen zum besseren Verständnis des Textes. Welche davon am Ende in die Predigt einfließen, ist eine ganz andere Frage. Nicht alle Infos, die sich aus diesen Fragen ergeben, können tatsächlich erwähnt werden, sonst wird der Hörer mit too much an Wissen bombardiert und häufig überfordert. Ich versuche – passend zum jeweiligen Text – Abwechslung in die Arten der Infos zu bringen. Mal mehr apologetisch, mal mehr Infos zu den Einleitungsfragen, mal mehr Infos aus den Wortstudien, und so weiter.

Zum Schluss noch drei Hinweise:
  1. Ich habe das riesige Privileg, dass ich die Sprachen der Bibel lernen durfte. Es gibt aber auch gute Hilfsmittel, mit denen man auch ohne dieses Wissen die Bibel auslegen und verstehen kann. Verschiedene Bibelübersetzungen (möglichst auch in anderen Sprachen wie englisch, französisch, spanisch oder was auch immer man kann), Konkordanzen zu den Wörtern der Bibel, Interlinear-Übersetzungen, Lexika zur Bibel, und so weiter. Eine gute Dogmatik sollte keinesfalls fehlen.

  2. Ich möchte an der Stelle das Element der Freiheit betonen. Dass man eine Predigt vorbereitet und vielleicht auch schon ausgeschrieben hat, bedeutet noch nicht ganz zwingend, dass man sie auch genau so halten muss. Hier bin ich ein Verfechter der predigerlichen Freiheit. Es kann vorkommen, dass man alles bereit hat und sich dann doch vom Geist Gottes gedrängt fühlt, spontan etwas ganz anderes zu predigen. Oder dass man am Abend davor merkt, dass Gott doch noch was anderes sagen will. Oder dass im Gottesdienst etwas gebetet wird, worauf der Geist Gottes in der Predigt reagieren möchte. Oder dass eine Predigt im Laufe des Predigens plötzlich eine ganz andere Richtung nimmt und einen anderen Schwerpunkt erfordert. All das sind Beispiele aus dem Predigeralltag, die wohl dem Einen oder Anderen bekannt vorkommen werden. Und das ist gut so, denn der Geist weht, wo Er will. Das alles spricht nicht gegen eine sehr gute Vorbereitung, denn wer gut vorbereitet ist, kann improvisieren; wer schlecht vorbereitet ist, muss improvisieren.

  3. Was würde ich ändern, wenn ich jeden Sonntag predigen sollte? Ich würde noch früher mit der Vorbereitung anfangen. Vermutlich 18 statt zwölf Monate im Voraus. Wenn zwei oder drei Wochen verstreichen bis man die Gemeinde in der Serie wieder weiterführt, ist es wichtig, dass man den Rückblick auf das Bisherige, wenn man es noch weiter vertiefen will, nicht zu oberflächlich aber auch nicht zu langwierig macht. Das ist ein Spagat, zu dem man immer wieder herausgefordert ist.

Hast Du noch mehr Fragen, Anregungen oder eigene Tipps für die Vorbereitung von Predigtserien oder Serienpredigten?

Predigtarchiv wieder online!

Da ich immer wieder Nachfragen bekommen habe, steht nun endlich mein Predigtarchiv wieder online. Bei manchen Predigten habe ich festgestellt, dass ich die MP3-Dateien nicht gleich zur Hand habe, weshalb diese nach und nach noch ergänzt werden. Hier das Archiv in drei Teilen:

Predigten von 2007 – 2011

Predigten von 2012 – 2015

Predigten ab 2016 – dato

Fragen oder Anregungen dazu sind natürlich jederzeit willkommen.

Predigtserie zu Lukas 15

Nun habe ich die Predigtserie zu Lukas 15 beendet. Ein kurzer Rückblick auf dieses enorm herausfordernde Kapitel. Viel zu oft betrachten wir es zu verkürzt, weil wir gewohnt sind, dass es vor allem für evangelistische Predigten gebraucht wird.
19. Februar 2017: Verloren und gefunden. (Lukas 15, 1-2, Teil 1)
Die Preisfrage des ganzen Kapitels 15 im Lukasevangelium lautet: Ist meine Freude dieselbe wie Gottes Freude? Es gibt ein Maß, mit dem man die Größe dieser Freude messen kann. Dieses Maß ist die Menge der Schwierigkeiten, die ich auf mich zu nehmen bereit bin, damit wer zum Glauben an Jesus Christus findet. Ganz praktisch zeigt Gott uns das in Jesus Christus: Gott liebt Seinen Sohn, Jesus Christus, aber Gott möchte uns erlösen und gibt dafür alles auf, weil Gottes Freude an der Erlösung von Sündern die größte Freude ist. So groß, dass Gott Vater bereit ist, Seinen Sohn dafür zu opfern. So groß, dass Jesus Christus Sein Leben dafür opfert. So groß, dass der Heilige Geist bereit ist, in so unfertigen und unperfekten Gefäßen Wohnung zu nehmen wie wir es sind. Und jetzt ist Gottes Frage heute morgen an jeden von uns: Ich habe alles getan, damit viele Sünder gerettet werden. Und was bist Du dafür zu tun bereit?
12. März 2017: Das verlorene Schaf. (Lukas 15, 3 – 7, Teil 2)
Viele Menschen meinen, sie seien ihr eigener Maßstab, aber sie merken nicht, dass sie sich dann in Wirklichkeit nur immer anderen Menschen anpassen. Der Mode oder dem Widerstand gegen die Mode. Der eignen Subkultur, den Freunden, den Medien und der Werbung, den neuesten Trends, den Erkenntnissen der neuesten Wissenschaftstheorien, und so weiter. Das Leben vieler Zeitgenossen gleicht heutzutage einer unendlichen Suche nach dem, was Spaß macht, was unterhält, was die innere Langeweile killt, was ihnen einen Sinn gibt, eine Identität. Wie verlorene Schafe auf der Suche nach dem Weg, doch in Wirklichkeit immer weiter vom Weg weg, in die Hügel und zerklüfteten Berge. Und der Herr Jesus ist auf der Suche nach den Menschen. Er ruft sie: Mensch, wo bist du? Und manchmal kommt irgendwoher ein schwaches „Määäh“. Hier bin ich. Rette mich! Hol mich aus dieser Felsspalte raus, wo ich gefangen bin!“
19. März 2017: Das wertvolle Silberstück. (Lukas 15, 8 – 10, Teil 3)
Es ist zu einfach für uns, Menschen, die nicht interessiert sind am Glauben, einfach links liegen zu lassen und uns im Ghetto der wohligen Frömmigkeit zu verschanzen. Aber diese Menschen sind unendlich wertvoll, und deshalb ist der Heilige Geist auf der Suche nach Gläubigen, die sich auf die Suche nach denen machen, die noch fehlen in der weltweiten Gemeinde Jesu.“
2. April 2017: Gottes Herz für Sünder. (Lukas 15, 11 – 19, Teil 4)
Geduld ist gar nicht so einfach und mal so schnell zu bekommen. Es gibt das bekannte Gebet: Herr, schenke mir Geduld, aber bitte sofort! Das ist nicht der richtige Weg. Die Geduld, die Weisheit, ein starker Charakter, und vieles mehr wird erst unterwegs erworben. Indem man durch schwere Zeiten hindurch geht, wo wir zuerst einmal an unsere menschlichen Grenzen kommen. Das Denken, das hinter dem Verhalten des jüngeren Sohnes steckt, ist nicht nur sehr egoistisch. Es ist auch von einem Konsumgeist geleitet: Wenn ich das Geld habe und ausgeben kann, werde ich glücklich sein. Wenn ich nur schon die nächste Staffel meiner Lieblingsserie haben kann, bin ich glücklich. Wir sehen das im nächsten Vers: “Und nicht lange danach packte der jüngere Sohn alles zusammen und reiste in ein fernes Land, und dort verschleuderte er sein Vermögen mit ausschweifendem Leben.” (Lk. 15, 13) Er wollte mit dem Erhalt seines Geldes nicht warten, es musste sofort sein, und er wollte es ausgeben können, um seine innere Leere mit irgend etwas ausfüllen zu können. Den inneren Hunger betäuben und ihm für eine Weile entfliehen. Wie viele Menschen haben heute das Gefühl, ihr reales Leben sei zu langweilig, weshalb sie sich ein unreales digitales Leben aufbauen müssen. Warum ist es langweilig? Weil sie merken, dass ihnen etwas fehlt. Aber sie haben die Hoffnung aufgegeben, dieses Etwas noch finden zu können. Sie müssen sich ständig mit allen möglichen Dingen von dieser Realität ablenken, und versinken irgendwann in der Sucht nach Lärm, Betäubung, Hektik, Ablenkung und Konsum.“
28. Mai 2017: Gott, der verschwenderische Vater. (Lukas 15, 17 – 24, Teil 5)
So ähnlich ergeht es vielen auch, die in ihrer Verzweiflung zu Gott kommen. Sie kennen Ihn vielleicht noch nicht so gut, und denken sich: Ich will einfach nochmal einen Neuanfang machen. Egal wie es wird, es kann mit Gott nur besser werden. Also, Herr, nimm mein Leben und mach daraus, was dir gefällt. Und es ist oft unbeschreiblich schön, was Gott aus einem Haufen zerbrochener Scherben macht, wenn wir sie Ihm überlassen. Das Mosaik wird neu gelegt und sieht einfach absolut genial aus.“
11. Juni 2017: Gottes Herz für Heuchler. (Lukas 15, 25 – 32, Teil 6)
Im Gleichnis von den zwei verlorenen Söhnen haben wir einen Sohn, der keine Ahnung hat, was seinem Vater wichtig ist – aber er weiß nicht einmal, dass er davon keine Ahnung hat, weil er sich einredet, dass er es ganz genau weiß, nämlich dass seinem Vater der ganz genaue Gehorsam allen Befehlen gegenüber das Allerwichtigste ist. Und genau darin täuscht er sich. Er muss zuerst einmal ent-täuscht werden. Wo ist sein eigentliches Problem? Er mag die Gnade nicht. Er mag nur den Verdienst. Und wer keine Gnade mag, ist auf unserer “Sündenlinie” gefangen. Er kann rebellisch oder religiös sündigen. Sichtbar oder in seinem Herzen. Aber ohne Gnade kommt er nicht von dieser Sündenlinie weg. Das ist sein Problem. Da ist er gefangen. Und ohne die freie, göttliche Gnade anzunehmen, bleibt er da. Egal wie viel Mühe er sich gibt, solange er auf der Sündenlinie bleibt, kann er sich sein Leben lang nichts anderes tun als sich noch mehr Zorn Gottes über seine Sünde auf seinem Kopf aufhäufen. Allein die Gnade Gottes macht uns frei von dieser Linie. Gottes unaussprechlich tiefe, freie, wunderbare Gnade. Allein durch den Glauben an Gottes Erlösung, die allein durch Jesus Christus stattgefunden hat. Dieser Glaube gründet sich allein auf das Wissen, das wir durch die Bibel haben. Und all dies geschieht allein zur Ehre Gottes.“

Predigtserie über Johannes 17

Gestern habe ich die Predigtserie beendet, die mich seit einem halben Jahr begleitet hat. Das Hohepriesterliche Gebet ist ein absolut starkes Kapitel, das mich immer wieder enorm herausfordert.

29. Mai 2016: „Verherrliche Deinen Sohn!“ (Joh. 17,1-5 Teil 1)
„Jesus Christus hat am Kreuz alles vorbereitet, damit wir mit Gott ins Reine kommen können. All unser Stolz, all unser Egoismus, all unsere Lieblosigkeit, all unser Unglaube, all unsere Süchte, alle unsere Unreinheit, all unsere Habsucht, alle falschen Dinge auf die wir vertraut haben, all das wurde zusammen zu einer Atombombe des göttlichen Zorns zusammengeschnürt und auf Jesus Christus am Kreuz hinabgeworfen. Dort ist Gottes Zorn explodiert und unter dem Zorn ist Gottes Liebe sichtbar geworden. Gott Sohn, Jesus Christus trägt den ganzen göttlichen Zorn und lässt Sich dafür zerschlagen und umbringen. Und dann am dritten Tag ist dieser Jesus Christus von den Toten wieder auferstanden. Alle Schuld war bezahlt. Der Weg zu Gott Vater war frei. Jeder, der an Jesus Christus glaubt, wird gerettet. Jeder, der sagt: Nicht wie ich will, sondern wie du willst! Dein Wille geschehe! Das ist Gnade, das ist Freiheit, das ist Liebe.“

19. Juni 2016: „Das ewige Leben“ (Joh. 17, 1 – 5 Teil 2)
„Das ewige Leben beginnt damit, dass wir anfangen, Gott zu fürchten, es geht weiter, indem wir Gott fürchten, und es wird für alle Ewigkeit so weitergehen, dass wir Gott fürchten. Gott zu fürchten bedeutet, dass wir uns bewusst sind, mit wem wir es zu tun haben. Mit dem ewigen Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat, der alle Zeit und jedes Ereignis in dieser Welt in der Hand hält, der alle Macht und alles Wissen hat, der zu jeder Zeit überall zugleich ist, und so weiter. Gott zu fürchten bedeutet ganz praktisch, dass wir vertrauen, dass Gott immer recht hat und wir deshalb jederzeit bereit sein wollen, Seinen Willen zu tun. Was ist diese Ewigkeit? Wir denken sehr oft sehr zeitlich, weil wir in der Zeit leben. Für Gott gibt es keine Zeit, also keine lange Abfolge von einzelnen Momenten. Bei Gott gibt es nur eine endlose Gegenwart. Alles passiert da zugleich, alles ist immer da. Nicht so, dass man mal das und mal jenes und dann wieder was anderes macht, sondern immer alles gleichzeitig und das ohne Ende.“

17. Juli 2016:„Die Herrlichkeit Christi“(Joh. 17, 1 – 5 Teil 3)
„Das Licht macht alles sichtbar, was in uns drin abgeht. Und dieses Licht zeigt uns eine ganze Menge Dinge, die wir nicht gern in unserem Leben wahrhaben wollen. Eine ganze Menge Selbstsucht, Egoismus, Neid, Angst vor der Meinung anderer Menschen, Unversöhnlichkeit, Verbitterung, Stolz, und so weiter. Das alles ist Gift für unser Leben. Da haben wir nur zwei Möglichkeiten: Entweder wir sehen auf Jesus oder wir verrecken elend an uns selbst. Wenn wir auf Jesus sehen, dann geben wir zu: Herr Jesus, ich bin voll von diesem Gift der Sünde! Rette mich davon! Ich brauche Dich! Und dann sehen wir Ihn am Kreuz von Golgatha hängen, wo Gottes Zorn über unsere Sünde auf ihn niedergeprasselt ist. Wo Er an unserer Stelle aufgehängt wurde, weil wir es verdienen würden, damit wir Frieden mit Gott haben können. Dort am Kreuz wird die Herrlichkeit Jesu ganz besonders deutlich sichtbar, und das meinte Er mit dem Gebet: Und nun verherrliche du mich, Vater, bei dir selbst mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war. (Joh. 17,5)“

21. August 2016: „Das Gebet für Jesusnachfolger“(Joh. 17, 6 – 10 Teil 1)
„Die Gemeinde ist in der Welt, aber nicht von der Welt. Sie ist wie ein Schiff, das über die Welt segelt und bereit ist, Menschen zu retten, die nach ihr Ausschau halten. Wenn das Schiff plötzlich zu Wasser wird, hat die Besatzung ein Problem. Dann ertrinken alle. Deshalb darf es nicht sein, dass die Gemeinde verweltlicht. Die Gemeinde ist das Licht in der Finsternis, wenn das Licht zur Finsternis wird, ist das tödlich für alle. Wenn wir ein Leuchtturm sein sollen, dann einer, der in die richtige Richtung weist.“

11. September 2016: „Die Schönheit Gottes“(Joh. 17, 6 – 10 Teil 2)
„Einheit und Vielfalt sind keine Widersprüche. Einheit in der Vielfalt ist das Schönste, was man sich vorstellen kann. Es wird nur immer dann gefährlich, wenn das eine oder andere davon als Absolut gesetzt wird. Zum Beispiel ist es im Islam so, dass Einheit ganz wichtig ist. Allah darf nur einer, nur eine Person sein. Die Ummah, das heißt die weltweite islamische Gesellschaft oder Gemeinschaft, soll immer gleichartiger werden. Unterschiede sind schlecht, je ähnlicher die Menschen sich sind, desto besser. Im Fernen Osten ist es gerade umgekehrt. Im Hinduismus und im Buddhismus gibt es so viele Erlösungswege wie es Menschen gibt. Da muss jeder seine eigene Erleuchtung suchen und finden, und zwar auf ganz gegensätzliche Art und Weise. Das Problem dabei ist nur, dass jeder sehr unter Druck gesetzt ist, diese Erlösung zu finden. Es gibt keine Heilsgewissheit. Niemand kann dir tatsächlich sagen, dass du auf deinem richtigen Weg bist. Das macht die Gesellschaft sehr ichzentriert. Jeder sucht nur nach dem Seinen. Und da haben wir eine bessere Antwort. Jesus ha gebetet: Und alles, was mein ist, das ist dein, und was dein ist, das ist mein; und ich bin in ihnen verherrlicht. (Joh. 17, 10) Jesus sagt, dass Er in uns verherrlicht ist. Und das ist die eigentliche Antwort. Unser Leben soll zu Seiner Ehre sein. Unsere Erlösung ist ein Mittel zum Zweck, es ist nicht das Letzte und Höchste. Die Erlösung ist nötig, damit wir zu Gottes Ehre leben können, aber sie ist erst der Anfang von einer ewigen, unendlichen, liebevollen, wunderbaren und atemberaubend schönen Beziehung mit Gott.“

25. September 2016: „In der Welt, nicht von der Welt“(Joh. 17, 11 – 19 Teil 1)
Rückzug wäre ungefähr das Letzte, was Jesus von uns wollte. Was ist dann die richtige Vorgehensweise? Wir brauchen einen Standpunkt, einen Maßstab und Mut. Der Standpunkt ist der Ort, an dem wir gerade stehen. Der Standpunkt beinhaltet alles, was wir bisher gelernt haben, alle Erfahrungen, die wir gemacht haben, usw. Den haben wir, so oder so. Dann brauchen wir einen Maßstab. Dieser Maßstab ist die Bibel. Wenn wir die Zeitung lesen oder die Nachrichten im TV sehen, dann tut es uns gut, dabei gleich zu überlegen, was Gott dazu sagt. Das dritte ist Mut. Mut, hinzugehen in die Welt. In dieses Reich des Teufels. Jesus sendet uns dort rein, damit Gottes Reich in den Herzen der Menschen und in Seiner Gemeinde ausgebreitet und vergrößert wird. Wir brauchen keine Angst vor der Welt haben, denn Jesus hat für uns gebetet und bewahrt uns. Wenn unser Leben in der Welt jedoch eine Bedeutung für das Ausbreiten von Gottes Reich haben soll, ist es immer ganz wichtig, dass wir uns da nicht anpassen, aber auch nicht zurück-ziehen. Christen sind immer eine Gegenkultur zur Welt. Jesus betete: Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie bewahrst vor dem Bösen. Sie sind nicht von der Welt, gleichwie auch ich nicht von der Welt bin. (Joh. 17, 16)Wenn uns die Welt nicht hasst, sollte uns das zu denken geben. Es könnte es gut sein, dass wir auf einer der beiden Seiten vom Pferd gefallen sind.

16. Oktober 2016: „Heilig durch die Wahrheit“(Joh. 17, 11 – 19 Teil 2)
„Das ewige Leben ist die Gemeinschaft mit Gott oder anders gesagt: Es ist Gott anschauen in alle Ewigkeit. Ähm, Moment mal, und sonst gibt es da nix zu tun? Ist das nicht langweilig? Nein, das ist hochspannend, das ist eine ganze Ewigkeit lang ständig neue Facetten von Gottes wunderbarem Wesen erkennen und feiern zu dürfen. Das ist Forschung ohne Ende. Hochspannend! Das macht Freude, vollkommene, riesige Freude. Die Heiligung, nach der wir jagen sollen, ist die Vorbereitung auf diese Ewigkeit. Das ist ungefähr so, wie der Musikunterricht vor den Konzerten. Das Musikinstrument will gelernt sein und man verbringt so manch eine Stunde mit Üben und Vorbereiten, mit Grundlagen büffeln und korrigiert werden. Das ist die Vorbereitung, und wer gut vorbereitet ist, wird am Konzert viel Freude haben. Aber auch die Vorbereitung ist schon immer wieder mit Freuden und Höhepunkten verbunden. So ist es auch im Leben mit Jesus. Er möchte uns auf dem Weg der Heiligung immer wieder mit Freuden überraschen und diese kleinen Freuden auf dem Weg sind ein Motivator und zeigen auf die große Freude, die dann noch kommen wird. Je mehr wir Jesus Christus ähnlicher werden, desto größer werden diese Freuden werden, sowohl in diesem Leben, als auch in der Ewigkeit.“

20. November 2016: „Das Wesen geistlicher Einheit“(Joh. 17, 20 – 26)
Alle, die gläubig und wiedergeboren sind, haben durch die Erlösung diese biblische Einheit bekommen. Und diese Einheit findet am Fuß des Kreuzes von Golgatha statt. Das Kreuz ist der Ort, an dem wir am Boden sind. Es ist der Ort der Demütigung, denn vor dem Kreuz erkennen wir unsere eigene Schrecklichkeit und Verderbtheit. Wir erkennen unsere Selbstsucht, die von Jesus am Kreuz bezahlt werden musste. Wir erkennen, wie schlimm wir sind, weil wir erkennen, dass unsere Schuld vor Gott so groß ist, dass der geliebte Sohn Gottes das einzige Bezahlungsmittel ist, das groß genug ist, um unsere Schuld zu bezahlen. Einheit gibt es dort, wo wir uns immer wieder bewusst werden, wie sehr wir Jesus brauchen. Das einzusehen, macht unser Herz auch anderen Menschen gegenüber groß und hilft uns, sie noch mehr zu lieben. Die Einheit findet auch umso mehr statt, je mehr wir uns von Gott verändern lassen. Das Ziel unseres Lebens hier auf der Erde ist, dass wir dem Bilde Jesu gleichgestaltet werden. Das bedeutet, es geht um unsere Heiligung. Dass wir lernen, gegen Sünden anzukämpfen und uns ihnen zu widersetzen. Dieser tägliche Kampf gegen die Sünde verändert uns und hilft uns auch, für andere Menschen erträglicher zu werden. Ich will noch einen weiteren Punkt hinzufügen. Einheit entsteht dort, wo es um klare Inhalte geht. Das Evangelium ist nicht eine unklare, undefinierbare, diffuse Botschaft, die sich jeder selbst zurechtlegen kann, wie er will. Das heißt, wir müssen miteinander darüber reden. In unserer Zeit der vergötzten Toleranz ist uns die Fähigkeit zum Disputieren verloren gegangen.“