1. Korinther 12, 15 – 18:

1. Korinther 12, 15 – 18:

Griechisch

Deutsch

15 εαν ειπη ο πους οτι ουκ ειμι χειρ ουκ ειμι εκ του σωματος ου παρα τουτο ουκ εστιν εκ του σωματος

16 και εαν ειπη το ους οτι ουκ ειμι οφθαλμος ουκ ειμι εκ του σωματος ου παρα τουτο ουκ εστιν εκ του σωματος

17 ει ολον το σωμα οφθαλμος που η ακοη ει ολον ακοη που η οσφρησις

18 νυνι δε ο θεος εθετο τα μελη εν εκαστον αυτων εν τω σωματι καθως ηθελησεν

Wenn der Fuß spräche: Ich bin keine Hand, ich bin nicht vom Leib, so wäre er nicht weniger ein Teil des Leibes

und wenn das Ohr spräche: Ich bin kein Auge, ich bin nicht vom Leib, so wäre es nicht weniger ein Teil des Leibes.

Wenn der ganze Leib Auge wäre, wo wäre dann das Gehör? Wenn der ganze Leib Gehör wäre, wo wäre dann der Geruchssinn? (das „Genas“)

Nun aber hat Gott die Körperteile, jedes einzelne von ihnen, in den Leib gesetzt, wie er wollte.

Auslegung:

Bisher ging es um die Einheit aller Körperteile in dem einen Leib. Dieser Teil ist mit Vers 14 beendet. Nun beginnt hier mit Vers 15 ein neuer Abschnitt des Textes, nämlich die Verschiedenheit der unter-schiedlichen Glieder in der Einheit des einen Leibes. Paulus streicht hier hervor, wie wichtig es ist, dass der Leib diese unterschiedlichen Glieder hat, und dass jedes von ihnen seinen Platz und seine Aufgabe bekommen hat. An dieser Stelle noch zwei Anmerkungen zum bisherigen Abschnitt. Manche Menschen benutzen den Abschnitt, um von den Unterschieden der weltweiten und der örtlichen Gemeinde zu unterscheiden, und nicht wenige von ihnen missbrauchen diese ihre Aussage, um die weltweite Gemeinde der örtlichen Gemeinde vorzuordnen. In der damaligen Zeit, als Paulus umhergereist war und all diese Gemeinden gegründet hatte, war das durchaus der Fall. Die Lehre der Apostel war, da sie noch nicht in ihrer Gesamtheit niedergeschrieben war, übergemeindlich gültig und verbindlich für alle Gemeinden. Dies ist auch heute nach wie vor der Fall. An der Apostellehre, die wir im gesamten Neuen Testament (und nicht etwa nur in den Briefen!) finden, muss all unsere Praxis beurteilt und unter Umständen auch angepasst werden. Aber in der heutigen Zeit der vielen verschiedenen Denominationen ist es wichtig, dass jede Gemeinde in erster Linie autonom diese Überprüfung vornehmen und Entscheidungen dazu treffen kann. Wo eine Über-Organisation (ein Gemeindebund oder eine ganze Denomination) diese Funktion übernimmt, ist kein gesundes Gemeindeleben mehr möglich.

Damit kommen wir auch zu einem zweiten Gedanken: zur Frage der Einheit. Da die Bildung von ökumenischen Verbänden immer in sich die Tendenz hat, einen solchen Missbrauch zu treiben, dass den verschiedenen örtlichen Gemeinden eine solche Über-Organisation ihre Meinung aufoktroyieren will, ist die Bildung von überregionalen Verbänden dieser Art immer eine ungesunde Entwicklung. Dabei spielt es keine Rolle, wie ein solcher sich nennt, sei es ÖRK (ökumenischer Rat der Kirchen), ACK (Arbeitskreis christlicher Kirchen) oder Deutsche (Weltweite) evangelische Allianz. Es kann nicht sein, dass die Gemeinden, weil sie in einem bestimmten Bund sind, dazu gezwungen werden, mit bestimmten Gemeinden zusammenzuarbeiten. Auf keinen Fall möchte ich damit gegen die Zusammenarbeit von Gemeinden verschiedener Denominationen in einem Ort oder einer Region Stellung beziehen, im Gegenteil, eine solche Zusammenarbeit ist sehr gut und fruchtbar. Aber sie muss auf freiwilliger Basis geschehen, damit sie eine solche fruchtbare Beziehung entstehen lassen kann.

Nun zu unserem obigen Text. In der Gemeinde, und zwar in der jeweiligen Ortsgemeinde, braucht es notwendig einen ganzen Leib bestehend aus all den Gliedern, die dort zur Gemeinde gehen. Wer nicht bereit ist, sich einer solchen Ortsgemeinde ein- und unterzuordnen, kann auch nicht damit rechnen, ein Glied an der weltweiten Gemeinde zu sein. Wer seine Gaben in der weltweiten Gemeinde gebrauchen will, ohne zugleich sich einer Ortsgemeinde anzuschließen, kann nicht damit rechnen, in seinen Gaben von Gott gebraucht und gefördert zu werden. Es gibt klar Menschen, die über ihre Ortsgemeinde hinaus tätig sind und gebraucht werden, aber sie alle haben sich verbindlich einer einzelnen Ortsgemeinde anzuschließen und sind dieser auch jederzeit Rechenschaft schuldig. Die Gaben, Aufgaben und Funktionen, die wir von Gott bekommen, gehören (und zwar vollumfänglich) derjenigen Gemeinde, zu der wir uns verbindlich bekennen. Sie kann uns aussenden, aber auch wieder zurückfordern. Sie ist für uns verantwortlich und wir sind ihr jede Rechenschaft schuldig, die sie von uns fordert. Gerade weil wir Glied einer lokalen Gemeinde sind, gehören wir nicht mehr uns selbst, sondern diesem örtlichen Leib Christi. Und dem gesamten Leib Christi gehören wir nur insofern an, als wir eben Glieder einer ganz bestimmten lokalen Gemeinde sind.

Jeder von uns hat seine ganz bestimmte, nur ihm persönlich eigene, Gabenkonstellation. Mit dem Bild von Paulus gesprochen: jeder ist ein bestimmter Körperteil am ganzen Leib. In dieser Funktion als der eine Körperteil ist damit jeder von uns unentbehrlich. Das dürften manche Gemeinden ruhig etwas ernster nehmen und ihre Glieder auch entsprechend honorieren. Der Leib Christi ist unvollständig mit jedem Glied, das fehlt oder krank wird. Ein Glied der Gemeinde, das anfängt, in Sünde zu leben und darin zu verharren, ist eindeutig ein krankes Glied. Sünde ist eine schlimme Krankheit, da sie das Gewissen gleichgültig macht, den Sündigenden erblinden lässt, die gesamte Gemeinde unterwandert und verseucht sowie die Gemeinde in der Welt schlechtmacht. Diese Überlegungen haben deutliche Auswirkungen auf unser Verständnis von der Gemeindezucht. Ja, nun ist ein ganz unbeliebtes Wort gefallen. Gemeindezucht ist, richtig angewandt, der Heilungsprozess für eine kranke Gemeinde. Leider hat der missbräuchliche Gebrauch dieses Arzneimittels dieses in ein äußerst schlechtes Licht gebracht. Gemeindezucht darf immer nur dem Ziel dienen, ein gefallenes Gemeindeglied zum Umstimmen zu bringen. Das Ziel darf niemals der Ausschluss sein, sonst handelt es sich um genau so einen Missbrauch. Da jedoch Gott es ist, der jedem einzelnen Glied seinen Platz in der Gemeinde zuweist, dürfen wir uns darüber kein Urteil anmaßen, ob jemand durch sein Sündigen bewiesen hat, dass er nicht neugeboren wurde. Vielmehr ist es unsere Aufgabe, diese Person in aller Liebe und damit auch Deutlichkeit und Strenge zurückgewinnen zu versuchen.

Nicht jeder von Gott Berufene und Erlöste muss so sein, wie wir es sind. Viele Traditionen, an denen wir vielleicht seit Generationen festhalten, sind überholt und neuen Gliedern ein Ärgernis und Hindernis. So dies der Fall sein sollte, dann nichts wie weg mit diesen überkommenen Traditionen. Sie haben ihren Wert dadurch bekommen, dass sie manchen Menschen eine Stütze im Leben sein konnten. Aber spätestens wenn eines der Glieder der Gemeinde daran Anstoß nimmt, ist der Moment gekommen, diese allesamt zu hinterfragen und falls irgend möglich durch etwas Neueres zu ersetzen. Ansonsten ist die Gefahr groß, dass alles Leben in der Gemeinde zu totem Ritualismus wird. Auch eine gewisse Lebendigkeit kann zu solch einem Ritualismus werden. Dann nämlich, wenn wir beginnen, ihn um seiner selbst willen zu leben und nicht um der Menschen willen, die dadurch errettet werden sollen.

Ein Körper, in welchem alle Gliedmaßen gleich sein wollen, ist kein Körper mehr, sondern ein Monstrum. Wenn jeder die Aufgabe und Verantwortung eines Ältesten oder Pastors übernehmen wollte, der nicht in diese Funktion gehört, so kann das Ganze nicht gut kommen. Es ist Gottes Aufgabe, einen jeden in seinen Verantwortungsbereich hineinzusetzen und ihn entsprechend auszurüsten. Andererseits können wir in der heutigen Zeit sehr oft feststellen, dass auch in der Gemeinde die natürlichen Fähigkeiten weitaus höher eingeschätzt werden als die Charismen. Es kann sein, dass Menschen in ihrem Berufsleben sehr gute Manager oder Redner (Rhetoriker) sind, aber in der Gemeinde von Gott andere Auf-Gaben zugeteilt bekommen als diejenigen, die man ihren natürlichen Fähigkeiten (ich kann hier aus Gewissensgründen nicht von natürlichen Gaben sprechen) zuordnen würde. Wenn nun jemand aber fälschlicherweise in eine andere Verantwortung eingeteilt wird als diejenige, die ihm von Gott her zustünde, so geht erstens sehr viel Potential verloren und zweitens ist die menschlich-seelische Folge davon entweder Überheblichkeit, Arroganz, Hochmut oder Deprimiertheit. Und beide Arten der Auswirkungen haben schon öfters zu großen Fehlentwicklungen ganzer Gemeinden und auch Gemeindebewegungen geführt. Oft sind es dann die „guten Redner“, denen man viel Vertrauen schenkt. Und plötzlich stellt sich dann heraus, dass jemand zu sehr im Rampenlicht gestanden ist und dadurch auch nicht selten dessen Ehe und Familie stark darunter gelitten hat, oft auch gepaart mit Ehebruch – der Flucht in eine scheinbar heile Welt, in der man Verständnis bekommt. Auch das kann nicht Gottes Wille sein – doch allzu oft leider verkaufen wir den unseren als Seinen…

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